[0001] Die Erfindung betrifft ein Sicherheitsgeschirr mit Auffangfunktion, insbesondere
zur Sicherung von Personen bei Arbeiten mit Absturzgefahr wie Bau- und/oder Montagearbeiten
bzw. Schachtarbeiten an exponierten oder hochgelegenen Stellen, umfassend mindestens
einen Bauchgurt, zwei Sitzgurte mit Beingurten, zwei Schultergurte, sowie je einen
Becken- und Rückengurt und diese verbindende Anschlag- und Verschlußorgane mit einer
Fangöse zum Anschließen eines Fangseiles.
[0002] Sicherheitsgeschirre bzw. Auffanggurte unterliegen dem Gesetz über technische Arbeitsmittel
(Gerätesicherheitsgesetz) vom 24.06.1968 bzw. vom 13.08.1979 und bedürfen als Nachweis
für die Einhaltung der darin enthaltenen Sicherheitsanforderungen einer Prüfung durch
eine anerkannnte Prüfstelle.
[0003] Die vom Gesetzgeber vorgeschriebenen sicherheitstechnischen Anforderungen sowie Prüfungsbedingungen
für Sicherheitsgeschirre bzw. Auffangsgurte sind in der DIN-Ausgabe 7478 vom August
1980, DK 614.895.1:001.4:620.1 (deutsche Normen) enthalten. Darin heißt es unter Punkt
3 "Begriff":
Ein Auffanggurt ist ein um die Schultern und Brust, ggf. auch um die Oberschenkel
verlaufendes Sicherheitsgeschirr, das bei sachgemäßer Anwendung abstürzende Personen
fängt und die dabei auftretenden Kräfte auf lastaufnahmefähige Körperteile überträgt
und den Körper in aufrechter Lage hält.
[0004] Das Sicherheitsgeschirr muß in der Normenvorschrift vorgesehenen Festigkeits-Standards
entsprechen. In dem Normenblatt wird abschließend darauf hingewiesen, daß Untersuchungen
in jüngster Zeit über die beim Absturz auftretenden Stoßkräfte zu Erkenntnissen geführt
haben, die es nicht mehr ratsam erscheinen lassen, Sicherheitsseile ohne Falldämpfer
zu verwenden. Denn die dadurch erzielte Stoßdämpfung führt im Falle eines Absturzes
zu einer verminderten Beanspruchung des Menschenkörpers und des Anschlagpunktes. Diese
Beanspruchungen sind ggf. außerordentlich hoch. Bei Versuchen an einem dem menschlichen
Körper nachgebildeten Torso von 100 Kilo Gewicht wurden bei einem Fall aus 2 Metern
bzw. aus 4 Metern Höhe bis zu 2000 Kg betragende Auffangkräfte ermittelt. Andererseits
ist aus Crash-Versuchen bekannt, daß der menschliche Körper Auffangkräfte in der Größenordnung
zwischen 500 und 800 dN kaum ohne innere Verletzungen aushalten kann. Die mit einem
Falldämpfer ausgestatteten Auffangsgurte mindern zwar die Größenordnung kritischer
Auffangkräfte, jedoch nur in einem unbefriedigenden Umfang, wobei der Stoßdämpfer
während der Arbeit mit angelegtem Sicherheitsgeschirr als störend bzw. unangenehm
empfunden wird. Denn das Sicherheitsgeschirr muß, um seine Sicherheitsfunktion tatsächlich
auch zu erfüllen, von der Person bzw. von dem Träger während der gesamten Dauer einer
Tätigkeit in exponierter Position getragen werden und soll dabei einerseits die angestrebte
Sicherheitsfunktion befriedigend gewährleisten, und andererseits beim Tragen nicht
zu unangemessenen Belastungen oder gar Behinderungen bei der Arbeit führen.
[0005] Wenn nun der Träger eines Sicherheitsgeschirrs die biomechanischen Beanspruchungen
eines Absturzes ohne innere Verletzungen überstanden hat, kommt es im weiteren Verlauf
bis zur Rettung des Verunglückten ganz entschieden darauf an, welche weiteren schädlichen
Veränderungen im Körper beim Hängen in den Auffanggurten zu erwarten sind. Eine Studie
über physiologische Beanspruchungen beim Hängen in Auffanggurten wurde von Herrn Dr.
Peter Weber und Frau Gerlinde Michels-Brendels am Institut für Physiologie der Universität
Frankfurt durchgeführt und anläßlich der Ausstellung für Arbeitssicherheit A+A; 89.
Düsseldorf. 13. bis 16.06.1989 veröffentlicht. Darin wird festgestellt, es sei bisher
ungeklärt, ob die nach einigen Erprobungen ausgewählten Auffanggurte im Falle eines
Absturzes beim Begehen einer Steigleiter und bei einem Absturz über eine Plattformkante
arbeitswissenschaftlichen und arbeitsmedizinischen Kriterien genügen. Dies bemißt
sich danach, ob und in welchem Umfang durch das Hängen im Gurt orthostatische Kreislaufprobleme
auftreten. Diese kritische Bemerkung führt zu dem Schluß, daß bis zum gegenwärtigen
Zeitpunkt wirklich überzeugende Ergebnisse mit den vorhandenen Systemen von Sicherheitsgeschirren
bzw. Auffanggurten noch nicht erreicht wurden. Das ergibt sich daraus, daß bei den
untersuchten Systemen bereits nach relativ kurzer Zeitspanne gesundheitliche Beeinträchtigungen
an Testpersonen beim Hängen in Auffanggurten festgestellt wurden. Nach dieser Untersuchung
kommt dem orthostatischen Kreislaufsyndrom infolge des durch das Hängen im Gurt verursachten
Blutversackens in die Peripherie entscheidend negative Bedeutung zu. Schon nach kurzer
Zeit kommt es zum Auftreten subjektiver Schockhinweise und es treten akute Kreislaufprobleme
auf. Im Ergebnis betrug bis zum Eintreten von Schockhinweisen bei den Testpersonen
die Verweildauer im Durchschnitt der untersuchten Auffanggurte bei der Bedingung "Hängen
im Steigeschutz" annähernd 10 Minuten, wogegen sich beim "freien Hängen" ein Durchschnittswert
von 26 Minuten ergab. Zu den subjektiven Schockhinweisen ergaben sich fallweise Druckbeschwerden
und Schmerzen infolge zu hoher oder einseitiger Druckbeanspruchungen der Gurte.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die vorgenannten Schwierigkeiten und physiologischen
bzw. psychologischen Grenzen zu mindern bzw. zu überwinden.
[0007] Der Gegenstand der Erfindung soll folgende Forderungen erfüllen:
- Das Sicherheitsgeschirr soll den Träger in jeder der schwierigen Bewegungsphasen wie
Ersteigen einer Leiter, Gehen an exponierten Stellen, Ausführen von Arbeiten mit und
ohne Bedienung von Werkzeugen unterstützen; es darf nicht Hindern oder gar das Sicherheitsgefühl
beeinträchtigen;
- das Sicherheitsgeschirr soll Mittel zur Falldämpfung aufweisen oder mit solchen ausgebildet
sein, um die beim Absturz auftretenden Stoßkräfte unter die physiologische Verträglichkeitsgrenze
schon während des Falles abzufedern;
- das Sicherheitsgeschirr soll den Körper in Hängelage in einer solchen Position halten
und die auftretenden Kräfte auf eine Vielzahl von hierfür besonders geeigneten Körperpartien
verteilen und abstützen, so daß in diesem Zustand optimale arbeitsmedizinische Kriterien
eingehalten werden und das Eintreten eines Schockzustandes möglichst weitgehend oder
völlig vermieden wird.
[0008] Zur Lösung der Aufgabe wird mit der Erfindung bei einem Sicherheitsgeschirr mit Auffangsfunktion
der im Oberbegriff des Hauptanspruchs genannten Art vorgeschlagen, daß es mindestens
ein Fangorgan mit wenigstens einer Fangöse aufweist, welches an mindestens einem an
die Schultergurte anschließenden Gurtabschnitt von einer unteren Ausgangslage etwa
vor dem Bauch des Trägers im Falle eines Absturzes in eine obere Fangposition etwa
vor der Brust des Trägers gleitbar geführt ist und zur Milderung des Sturzes mit Fallenergie
verzehrenden Bremsmitteln ausgebildet ist.
[0009] Mit Vorteil paßt sich das Sicherheitsgeschirr allen Bewegungen des Trägers an, ohne
diesen zu stören oder zu hindern, weil in der Ausgangslage der Anschlußpunkt für das
Fangseil vor dem Bauch des Trägers liegt, weshalb dieser beim Gebrauch seiner Arme
und Hände in keiner Weise gehindert oder verunsichert wird. Andererseits ist in der
Ausgangslage eine Unterstützung des Trägers beim Steigen gewährleistet.
[0010] Durch Ausbildung des Sicherheitsgeschirrs mit Fallenergie verzehrenden Bremsmitteln
werden die Auffangkräfte schon während des Falls soweit reduziert, daß durch den Fall
das Risiko innerer oder äußerer Verletzungen des Körpers minimiert wird.
[0011] Durch die Verlagerung des Auffangpunktes infolge der an dem Gurtabschnitte nach oben
gleitenden Fangorgans wird am Ende des Falls eine besonders günstige Haltung der Person
beim Hängen im Auffanggurt erreicht, wodurch die physiologischen Beanspruchungen soweit
reduziert werden, daß ein kritischer Zustand mit Druckbeschwerden und Schmerz durch
Gurtteile, subjektive Schockhinweise, kritische Änderungen des systolischen und diastolischen
Blutdrucks, kritische Veränderungen von Pulsfrequenz und Atemfrequenz weitgehend bzw.
über lange Zeiträume hinweg vermieden werden.
[0012] Eine zweckmäßige Ausgestaltung sieht vor, daß jeweils ein Fangorgan an vom Sitzgurt
bis zu den Schultergurten zu beiden Seiten des Körpers verlaufenden Gurtabschnitten
geführt ist.
[0013] Eine andere Ausgestaltung sieht vor, daß das Sicherheitsgeschirr zwei im Gesäßbereich
sich kreuzende und dort mit einem textilen Steg verbundene Sitzgurte aufweist, die
nach unten zu in Beingurte übergehend nach Umschlagen um die Oberschenkel an seitlichen
Schnallen des Beckengurtes befestigbar sind, und daß die Sitzgurte nach oben zu durch
Schlaufen zu beiden Seiten des Beckengurtes hindurchgeführt von dort einstückig in
die Gurtabschnitte übergehend im Bereich der Oberarmgelenke mit den Schultergurten
an Schnallen längeneinstellbar festgelegt sind und daß die Gurtabschnitte im Zusammenwirken
mit den an ihnen gleitbar angeordneten Fangorganen als deren Gleitführungen ausgebildet
sind, und daß die Fangorgane zur Erzeugung einer lastproportionalen Bremswirkung zur
Abfederung des sturzbedingten Gleitvorganges wenigstens zwei an ihnen angeordnete
und die Gurtabschnitte jeweils etwa rechtwinklig umlenkende sowie zwischen diesen
eine vorzugsweise textile Bremsfläche ausbildende Führungen aufweisen.
[0014] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen sind entsprechend den Unteransprüchen vorgesehen.
[0015] Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachstehenden
Erläuterung eines in den Zeichnungen schematisch dargestellten Ausführungsbeispieles.
[0016] Die Figuren zeigen im einzelnen:
- Figur 1
- Ein Sicherheitgeschirr in räumlich-perspektivischer Darstellung;
- Figur 2
- im Detail ein Fangorgan in Anordnung auf einem Gurtabschnitt, in einer Draufsicht;
- Figur 3
- einen Gurtabschnitt, angeschlagen an einem Schultergurt, mit einem linksseitigen Fangorgan
in Ausgangslage, in einer Draufsicht;
- Figur 4
- in Ansicht eine Person nach Absturz in der aufgefangenen Hängelage;
- Figur 5
- eine Draufsicht auf ein Fangorgan mit integrierter Verschlußöse;
- Figur 5a und Figur 5b
- jeweils eine Schnittzeichnung entlang der Linie x-x bzw. y-y in Figur 5.
[0017] Das in der Figur 1 dargestellte Sicherheitsgeschirr 1 mit Auffangfunktion weist zwei
als Brustgurte ausgebildete Gurtabschnitte 9a, 9b auf. Diese sind durch Schnallen
13a, 13b längeneinstellbar mit Schultergurten 12a, 12b verbunden. Die Schultergurte
sind an einem Rückenteil 28 angeordnet, an dessen unterem Ende sie sich kreuzen und
danach in Beckengurte 7a, 7b übergehen. Zwischen diesen ist eine weitere Rückenstütze
36 angeordnet und mit den Bauchgurten 37a, 37b verbunden. Diese sind mit einem Schnappschloß
38a, 38b vor dem Bauch verbindbar.
[0018] Weiterhin weist das Sicherheitsgeschirr 1 zwei an Fangorganen 15a, 15b angeordnete
Fangösen 14a, 14b auf. Die Fangorgane 15a, 15b sind an von den Sitzgurten 4a, 4b bis
zu den Schultergurten 12a, 12b zu beiden Seiten des Körpers 20 (Fig. 4) verlaufenden
Gurtabschnitten 9a, 9b von einer unteren Ausgangslage 21 vor dem Bauch des Trägers
10 in eine obere Fangposition 22 vor der Brust des Trägers 10 (Fig. 4) gleitbar geführt
und zur Milderung des Sturzes mit fallenergieverzehrenden Bremsmitteln 16 bis 18 ausgebildet.
[0019] Das Sicherheitsgeschirr weist zwei im Gesäßbereich sich kreuzende und dort mit einem
textilen Steg 3 verbundene Sitzgurte 4a, 4b auf, die nach unten zu in Beingurte 5a,
5b übergehend nach Umschlagen um die Oberschenkel an seitlichen Schnallen 6a, 6b des
Beckengurtes 7 befestigbar sind. Nach oben zu sind die Sitzgurte 4a, 4b durch Schlaufen
8a, 8b zu beiden Seiten der Beckengurte 7a, 7b hindurchgeführt und gehen von dort
einstückig in die Gurtabschnitt 9a, 9b bzw. Brustgurte über. Diese sind im Bereich
der Oberarmgelenke mit den Schultergurten 12a, 12b an Schnallen 13a, 13b längeneinstellbar
festgelegt. Die Gurtabschnitte 9a, 9b sind im Zusammenwirken mit den an ihnen gleitbar
angeordneten Fangorganen 15a, 15b als deren Gleitführungen ausgebildet. Die Fangorgane
15a, 15b weisen zur Erzeugung einer lastproportionalen Bremswirkung zwecks Abfederung
des sturzbedingten Gleitvorganges wenigstens zwei an ihnen angeordnete und die Gurtabschnitte
9a, 9b jeweils rechtwinklig umlenkende sowie zwischen diesen eine textile Bremsfläche
18 ausbildende Führungen 16, 17 auf. Eine derartige Ausgestaltung eines Fangorganes
15a, 15b ist in Figur 2 und Figur 2a gezeigt. Dabei sind die Fangorgane 15a, 15b mit
ihren Fangösen 14a, 14b nach Maßgabe der beim Abfangen des Körpergewichtes (etwa ab
50 Kg) zum Ändern eines Sturzes auf diese einwirkenden Fallenergie als von der Ausgangslage
21 vor dem Bauch des Trägers 10 in die Fangposition 22 vor der Brust desselben unter
lastproportionaler Abbremsung versetzbare Anschlagpunkte für das Sicherungsseil 19
ausgebildet, wie sich dies aus der Zusammenschau der Figuren 1 bis 4 erkennen läßt.
[0020] Dabei besteht das ein Kernstück der Verbindung darstellende Fangorgan 15a, 15b aus
einem mehrlagig genähten Gurtstück, dessen dem Sitzgurt 4 zugewandtes Ende 25 mit
einer Schlaufe 26 ausgebildet ist und darin eine erste Gurtschnalle 16 eingenäht ist.
Das entgegengesetzte Ende 23 ist ebenfalls als Schlaufe 27 ausgebildet und darin ist
die Fangöse 14a, 14b eingenäht. Im Bereich zwischen Gurtschnalle 16 und Fangöse 14
ist eine zu deren Verbindungslinie x-x quer stehende zweite Gurtschnalle 17 angeordnet.
Jeder Gurtabschnitt 9a, 9b ist mit einer etwa rechtwinkligen Umlenkung 30 durch die
beiden Gurtschnallen 16, 17 im Bremskontakt mit der im Bereich der Umlenkung 30 ausgebildeten
textilen Bremsfläche 18 hindurchgeführt.
[0021] Weiterhin zeigt die Figur 2, daß die zweite Gurtschnalle 17 mittels einem Stück Gurtband
29 am Fangorgan 15 mit Nähten 33 festgelegt ist. Dabei ist das Gurtband 29 unter Bildung
einer Schlaufe 31 um einen Steg 32 der Gurtschnalle 16 umgeschlungen und mit beiden
Enden 34, 35 etwa rechtwinklig um die Achse x-x unter Bildung der textilen Bremsfläche
18 herumgelegt und dort mit Nähten 38 vernäht, mit einem Ende 35 um einen Mittelsteg
der zweiten Gurtschnalle 17 herumgeschlungen und ist, diese in ihrer Lage fixierend,
durch die Gurtschnalle zurückgezogen, wobei dann beide Enden 34, 35 entsprechend der
gestrichelten Andeutung in Fig. 2 auf der Rückseite des Fangorganes 15 mittels Nähten
33 festgelegt sind.
[0022] In der Figur 3 ist im Detail die gleitbar geführte Anordnung des Fangorgans 15b am
Gurtabschnitt 9b dargestellt. Dabei befindet sich das Fangorgan 15 in der Ausgangslage
21, wie dies auch der Darstellung in der Figur 1 entspricht. Es ist ersichtlich, daß
bei dieser Lage des Anschlußpunktes der Träger 10 im Bewegungsraum seiner Arme und
Hände sowie auch in seinen Gehbewegungen oder bei einer Steigbewegung am wenigstens
behindert wird und eine Abstützung beim Steigen dem Träger geboten wird, ohne daß
sich die Ausgangslage der Fangorgane ändert.
[0023] Figur 3 zeigt ferner, daß im Bereich der rechtwinkligen Umlenkung 30 ein die Gurtumlenkung
übergreifendes Sicherungs- und Klemmelement 40, vorzugsweise ein textiles Gurtstück
angeordnet ist, welches etwa im 45° Winkel zu der Verbindungslinie x-x verläuft und
einerseits mit dem Ende 25 und andererseits mit dem anderen Ende 23 des Gurtstücks
vernäht ist, wodurch die Umlenkung des Gurtabschnittes 9b lagemäßig verbessert wird.
An den Gurtabschnitten 9a, 9b ist jeweils mindestens ein einstellbar bzw. verschiebbar
ausgebildeter Positionierstopper 39 für die Fangorgane 15a, 15b angeordnet. Die Einstellung
bzw. der Verschiebeweg des Positionierstoppers 39 erfolgt nach Maßgabe von Größe und
Gewicht des Körpers 20 des angegurteten Trägers 10. Vorzugsweise ist der Positionierstopper
39 am Gurtabschnitt 9a, 9b im Bereich der Brustmitte des Trägers 10 angeordnet. Von
Vorteil ist ferner, wenn die längeneinstellenden, die Schultergurte 12 und die Gurtabschnitte
9 verbindenden jeweiligen Schnallen 13 zu einem Positionierstopper 39 für die Fangorgane
ausgebildet sind.
[0024] Aus der Figur 4 ist deutlich die vergleichsweise bequeme Lage des im Sicherheitsgeschirr
hängenden Trägers 10 zu erkennen. Der Körper 20 ist in einer Relax-Position wie in
einer Hängematte, was dadurch erreicht wird, daß der Anschlagpunkt bei der Fangposition
22 im Abstand vor der Brust des Trägers 10 liegt und dieser wie in der gezeigten bequemen
Lage aufgefangen ist. Das Rückgrat wird entlastet, das Gewicht der Schulterpartie
hängt in den Schultergurten 12a, 12b und das Körpergewicht ruht zu wesentlichen Teilen
auf den Sitzgurten 4a, 4b. Dabei ist der Bauchgurt 37 mit dem Schnappverschluß 38a,
38b geschlossen und der untere Teil des Rückens mit der Rückenstütze 36 nach Art einer
Lehne unterstützt. Der Träger hat Arme und Hände frei und kann seine Lage, wie rein
schematisch angedeutet, mit dem rechten Arm bzw. der Hand des rechten Armes stabilisieren.
In dieser Position, so haben intensive Versuche ergeben, kann eine Person notfalls
über Stunden ausharren, ohne daß sich bedenklich physiologische Beanspruchungen bemerkbar
machen, wie kritische Veränderungen der Herz-Kreislauf-Parameter, des Atemverhaltens,
der Blutvolumenverlagerung etc.
[0025] Figur 5 zeigt die Draufsicht auf das Fangorgan 15b mit integrierter Verschlußöse
41b. Bei dieser Variante des Fangorgans kann der Bauchgurt 37a, 37b entfallen. Bei
dem nicht gezeigten Fangorgan 15a ist ebenfalls eine entsprechende Verschlußöse integriert.
Auf diese Weise kann eine Fangöse 14a entfallen. Das Sicherheitsgeschirr, das im übrigen
der Figur 1 entspricht, weist also zwei Fangorgane 15a, 15b mit jeweils integrierter
Verschlußöse 41a,41b auf und hat nur eine Fangöse 14b, an welche das Sicherungsseil
19 angeschlagen wird.
[0026] Figur 5b zeigt in einem Schnitt entlang der Linie x-x das mehrlagig genähte Gurtstück
43 des Fangorgans 15b zwischen Fangöse 14b und Gurtschnalle 16 und die textilen Bremsflächen
18 zwischen Gurtbandstück 29 und dem Gurtstück 43 des Fangorgans 15b. Zwischen den
textilen Bremsflächen 18 verläuft der Gurtbandabschnitt 9b, der seinerseits als Gleitführung
für das Fangorgan 15 dient. Die Verschlußöse 41b ist auf folgende Weise mit dem Gurtstück
43 des Fangorgans 15b verbunden: Das der Fangöse 14b zugewandte Ende des Gurtstücks
ist zu der Schlaufe 27 ausgebildet und darin ist die Fangöse eingenäht. Das längere
Ende des Gurtstücks bildet an dem Sitzgurt zugewandten Ende 25 eine zweite Schlaufe
26, in die der Mittelsteg der ersten Gurtschnalle 16 eingenäht ist. Das durch die
Gurtschnalle 16 in Richtung der Fangöse 14b zurückgeführte Ende des Gurtstücks 43
bildet eine weitere Schlaufe 42, in welche die Verschlußöse 41b eingenäht ist. Alle
übereinander angeordneten Lagen des Gurtbandstücks 43 sind miteinander vernäht. Der
Gurtbandabschnitt 9b ist durch die Gurtschnalle 16 von unten und die Schlaufe 26 des
Gurtstücks 43 übergreifend und den Steg 32 mit der Schlaufe des Gurtbandstückes 29
unterfahrend etwa rechtwinklig nach oben gelenkt und durch die zweite Gurtschnalle
17 geführt, wie dies mit dem Umschlingungspfeil 45 angedeutet wird. Figur 5a zeigt
in einem Schnitt entlang der Linie y-y in Figur 5 den Verlauf des Stück Gurtbands
29, wodurch die zweite Gurtschnalle 17 in ihrer Lage am Fangorgan gesichert wird.
Es ist gut erkennbar, daß das doppellagige Gurtband 29 nach der Umlenkung um etwa
90° hinter der Gurtschnalle 16 vierlagig zwischen dem Gurtabschnitt 9b liegt. Das
Gurtband 29 ist einlagig um den Mittelsteg 44 der zweiten Gurtschnalle 17 gelegt,
zurückgeführt und mit der Unterseite des Gurtstücks 43 des Fangorgans vernäht. Erkennbar
ist auch, die ausgeprägt lange textile Bremsfläche 18 (Figur 2; Figur 5), wenn das
Fangorgan 15b an dem Gurtabschnitt 9b von der unteren Ausgangslage 21 in die Fangposition
22 der abgestürzten Person 10 langsam gleitet und dabei gewichtproportional Fallenergie
abbaut (Figur 4).
[0027] Insofern erfüllt die Erfindung in idealer Weise die eingangs gestellte Forderung
nach bequemer Tragart, Abfederung des Falles und physiologisch unbedenklicher Hängeposition.
Dabei ist herauszustellen, daß die Fallenergie verzehrenden Bremsmittel nicht unbedingt
textile Bremsflächen haben müssen, wie dies zum einzigen Ausführungsbeispiel beschrieben
wurde, sondern daß auch Kunststoff oder kunststoffähnliche Materialien wie gummibeschichtete
Materialien verwendet werden können, die jeweils hohe Reibkoeffizienten aufweisen.
Unter die Erfindung fallen auch solche Bremsmittel am Fangorgan, die bspw. als den
Gurtabschnitt mehrfach umschlingende und diesen etwa rechtwinklig umlenkende Schnalle
oder als Schnallenplatte mit mehreren Umlenkstegen ausgebildet sind.
1. Sicherheitsgeschirr mit Auffangfunktion, insbesondere zur Sicherung von Personen bei
Arbeiten mit Absturzgefahr wie Bau- und/oder Montagearbeiten bzw. Schachtarbeiten
an exponierten oder hochgelegenen Stellen, umfassend mindestens einen Bauchgurt (37),
zwei Sitzgurte (4) mit Beingurten (5), zwei Schultergurte (12), sowie je einen Becken-
und Rückengurt (7) und diese verbindende Anschlag- und Verschlußorgane, mit einer
Fangöse (14) zum Anschließen eines Fangseiles (19),
dadurch gekennzeichnet,
daß das Sicherheitsgeschirr mindestens ein Fangorgan (15) mit wenigstens einer Fangöse
(14) aufweist, welches an mindestens einem an die Schultergurte (12a, 12b) anschließenden
Gurtabschnitt (9) von einer unteren Ausgangslage (21) etwa vor dem Bauch des Trägers
(10) im Falle eines Absturzes in eine obere Fangposition (22) etwa vor der Brust des
Trägers (10) gleitbar geführt ist und zur Milderung des Sturzes mit Fallenergie verzehrenden
Bremsmitteln (16 bis 18) ausgebildet ist.
2. Sicherheitsgeschirr nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß jeweils ein Fangorgan (15a, 15b) an vom Sitzgurt (4a, 4b) bis zu den Schultergurten
(12a, 12b) zu beiden Seiten des Körpers verlaufenden Gurtabschnitten (9a, 9b) geführt
ist.
3. Sicherheitsgeschirr nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß es zwei im Gesäßbereich sich kreuzende und dort mit einem textilen Steg (3) verbundene
Sitzgurte (4a, 4b) aufweist, die nach unten zu in Beingurte (5a, 5b) übergehend nach
Umschlagen um die Oberschenkel an seitlichen Schnallen (6a, 6b) des Beckengurtes (7)
befestigbar sind, und daß die Sitzgurte (4a, 4b) nach oben zu durch Schlaufen (8a,
8b) zu beiden Seiten des Beckengurtes (7) hindurchgeführt und von dort einstückig
in die Gurtabschnitte (9a, 9b) übergehend im Bereich der Oberarmgelenke mit den Schultergurten
(12a, 12b) an Schnallen (13a, 13b) längeneinstellbar festgelegt sind und daß die Gurtabschnitte
(9a, 9b) im Zusammenwirken mit den an ihnen gleitbar angeordneten Fangorganen (15a,
15b) als deren Gleitführungen ausgebildet sind, und daß die Fangorgane (15a, 15b)
zur Erzeugung einer lastproportionalen Bremswirkung zur Abfederung des sturzbedingten
Gleitvorganges jeweils wenigstens eine an ihnen angeordnete und die Gurtabschnitte
(9a, 9b) jeweils etwa rechtwinklig umlenkende sowie zwischen diesen eine vorzugsweise
textile Bremsfläche (18) ausbildende Führungen (16, 17) aufweisen.
4. Sicherheitsgeschirr nach den Ansprüchen 1, 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Fangorgane (15a, 15b) mit ihren Fangösen (14a, 14b) nach Maßgabe der beim
Abfangen des Körpergewichtes beim Sturz auf diese einwirkenden Fallenergie als von
der Ausgangslage (21) etwa vor dem Bauch des Trägers (10) in die Fangposition (22)
etwa vor der Brust desselben unter lastproportionaler Abbremsung versetzbare Anschlagpunkte
für das Sicherungsseil (19) ausgebildet sind.
5. Sicherheitsgeschirr nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Fangorgan (15a, 15b) aus einem mehrlagig genähten Gurtstück besteht, dessen
dem Sitzgurt (4) zugewandtes Ende (25) mit einer Schlaufe (26) ausgebildet ist und
darin eine erste Gurtschnalle (16) eingenäht ist, und daß das entgegengesetzte Ende
(23) ebenfalls als Schlaufe (27) ausgebildet ist und darin die Fangöse (14a, 14b)
eingenäht ist, und daß im Bereich zwischen Gurtschnalle (16) und Fangöse (14) ein
zu deren Verbindungslinie (x-x) querstehende zweite Gurtschnalle (17) angeordnet ist,
wobei jeder Gurtabschnitt (9a, 9b) mit einer rechtwinkligen Umlenkung (30) durch die
beiden Gurtschnallen (16, 17) im Bremskontakt mit der im Bereich der Umlenkung (30)
ausgebildeten textilen Bremsfläche (18) hindurchgeführt ist.
6. Sicherheitsgeschirr nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die zweite Gurtschnalle (17) mittels eines Stück Gurtband (29) am Fangorgan (15)
mit Nähten (33) festgelegt ist, wobei das Gurtband (29) unter Bildung einer Schlaufe
(31) einen Steg (32) der Gurtschnalle (16) umschlingend mit beiden Enden (34, 35)
etwa rechtwinklig um die Achse (x-x) unter Bildung der textilen Bremsfläche (18) herumgelegt
und dort vernäht ist, mit einem Ende (35) einen Mittelsteg der zweiten Gurtschnalle
(17) umschlingend und diese in ihrer Lage fixierend hindurchgezogen ist und beide
Enden (34, 35) auf der Rückseite des Fangorganes (15) mittels Nähten (33) festgelegt
sind.
7. Sicherheitsgeschirr nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß im Bereich der rechtwinkligen Umlenkung (30) ein die Gurtumlenkung übergreifendes
Sicherungs- und Klemmelement (40), vorzugsweise ein textiles Gurtstück angeordnet
ist, welches etwa im 45° Winkel zu der Verbindungslinie (x-x) verläuft und einerseits
mit dem Ende (25) und andererseits mit dem anderen Ende (23) des Gurtstücks vernäht
ist.
8. Sicherheitsgeschirr nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß an den Gurtabschnitten (9a, 9b) jeweils mindestens ein einstellbar bzw. verschiebbar
ausgebildeter Positionierstopper (39) für die Fangorgane (15a, 15b) angeordnet ist.
9. Sicherheitsgeschirr nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Einstellung bzw. der Verschiebeweg des Positionierstoppers (39) nach Maßgabe
von Größe und Gewicht des Körpers (20) des angegurteten Trägers (10) vorgegeben ist.
10. Sicherheitsgeschirr nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die längeneinstellenden, die Schultergurte (12a, 12b) und die Gurtabschnitte (9a,
9b) verbindenden Schnallen (13a, 13b) zu einem Positionierstopper (39) für die Fangorgane
(15a, 15b) ausgebildet sind.
11. Sicherheitsgeschirr nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Positionierstopper (39) am Gurtabschnitt (9a, 9b) im Bereich der Brustmitte
des Trägers (10) angeordnet ist.
12. Sicherheitsgeschirr nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß an jedem Fangorgan (15a, 15b) jeweils eine Verschlußöse (41a, 41b) angeordnet
ist und an nur einem Fangorgan (15b) eine Fangöse (14b) für ein Sicherungsseil (19)
befestigt ist.