(19)
(11) EP 0 508 332 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
14.10.1992  Patentblatt  1992/42

(21) Anmeldenummer: 92105852.5

(22) Anmeldetag:  04.04.1992
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5D03D 11/00, A47C 27/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR IT LI LU NL

(30) Priorität: 12.04.1991 CH 1088/91

(71) Anmelder: SUPERBA S.A.
CH-6233 Büron (CH)

(72) Erfinder:
  • Ottiger, Ernst
    CH-6280 Horchdorf (CH)
  • Colijn, Joop Y.V.
    CH-3174 Thörishaus (CH)

(74) Vertreter: EGLI-EUROPEAN PATENT ATTORNEYS 
Horneggstrasse 4
8008 Zürich
8008 Zürich (CH)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Bezugsstoff für Polsterartikel


    (57) Der Bezugsstoff weist ein formstabiles Untergewebe (1) auf mit einer unteren Lage aus hochfestem Garn aus Polypropylen, Polyester oder Polyamid und einer oberen Lage aus ebenfalls festem Baumwollgarn. Die Maschenweite beträgt jeweils zwischen 0,1 mm und 2 mm. Im Interesse einer physiologisch günstigen und angenehmen Oberfläche ist der Bezugsstoff mit einem Obergewebe (7) versehen, dessen Schuss aus Boucléfäden (8) mit Kernfaden aus Polyamid, Baumwolle oder Polyester und Mantel aus naturbelassener Baumwolle besteht sowie Kettfäden (9) aus Baumwolle. Die Boucléfäden (8) sind zwischen Verbindungsabschnitten (10), an denen sie unter Kettfäden des Untergewebes (1) durchgezogen sind, flottierend geführt.
    Die Verbindungsabschnitte (10) nebeneinanderliegender Boucléfäden (8) bilden streifenförmige Verbindungszonen, in denen, da dort der Boucléfaden (8) komprimiert ist, Gasaustausch mit einer Polsterschicht (4) aus Feintierhaar erleichtert ist.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft einen Bezugsstoff für Polsterartikel wie Polsterungen von Sitz- und Liegemöbeln, Fahrzeugsitzen und insbesondere Matratzen sowie damit überzogene Polsterartikel.

    [0002] Bekannt als Bezugsstoff vor allem für Matratzen ist sogenannter Matratzendrell, ein dichtgeschlagenes Gewebe, das meist zu 100% aus Baumwolle besteht. Matratzendrell ist zwar sehr abriebfest, weist aber, z. T. wegen der dichten Webart, nur sehr geringe Luftdurchlässigkeit auf, was physiologisch ungünstig ist. Der mangelnde Gasaustausch hat zur Folge, dass die günstigen physiologischen Eigenschaften teurer Polstermaterialien nicht zum Tragen kommen. Insbesondere ist die Flüssigkeitsausfnahme an der Matratzenoberfläche gering, was leicht dazu führt, dass diese sich feucht anfühlt.

    [0003] Neben Matratzendrell werden auch Gewirke als Bezugsstoffe verwendet, die zwar eine höhere Feuchtigkeitsaufnahme zeigen und dadurch angenehmer, vor allem wärmer wirken, jedoch bezüglich Abriebfestigkeit und Hygiene Wünsche offen lassen. Bei Verwendung mit Polstermaterialien aus Feintierhaar muss gewöhnlich unter dem Gewirk ein Vlies eingelegt werden, weil es sonst leicht von gröberen Fasern durchstochen würde. Das Vlies behindert aber Gas- und Feuchtigkeitsaustausch, sodass auch hier wieder die Eigenschaften des oft teuren Polstermaterials nicht zur Geltung kommen. Zudem ist die Verarbeitung von Gewirken wegen deren geringer Formbeständigkeit mit Schwierigkeiten verbunden.

    [0004] Hier will die Erfindung Abhilfe schaffen. Die Erfindung, wie sie in den Ansprüchen gekennzeichnet ist, schafft einen Bezugsstoff für Polsterartikel, welcher neben sehr guter Abriebfestigkeit und Formstabilität auch hervorragende physiologische Eigenschaften hat. Der erfindungsgemässe Bezugsstoff weist eine grosse Oberfläche auf, welche rasch viel Feuchtigkeit aufnehmen kann, sodass er sich trocken anfühlt und sich das erwünschte Initialwärmegefühl einstellt. Dank grossem Volumen hat er ausserdem sehr gute Wärmeisolationseigenschaften.

    [0005] Trotz der lockeren Struktur bietet der Bezugsstoff ausreichenden Schutz gegen das Durchstechen von Fasern darunterliegenden Polstermaterials, sodass auf eine Zwischenlage aus Vlies oder dergleichen verzichtet werden kann. Gasaustausch mit dem Polstermaterial ist also nicht behindert und durch die Lockerkeit des Gewebes zusätzlich erleichtert.

    [0006] Auch die Formstabilität des erfindungsgemässen Bezugsstoffs ist ausgezeichnet, was eine problemlose Verarbeitung ermöglicht.

    [0007] Obwohl erfindungsgemässe Bezugsstoffe vor allem im Hinblick auf die Verwendung zum Bezug von Matratzen entwickelt wurden, eignen sie sich auch hervorragend zum Bezug diverser Sitz- und Liegemöbel. Besonders bei Möbeln, die lange ohne Unterbrechung benützt werden wie Fahrzeug- und Flugzeugsitzen oder Bürosesseln kommen ihre hervorragenden physiologischen Eigenschaften voll zum Tragen.

    [0008] Im folgenden wird die Erfindung anhand von nur ein Ausführungsbeispiel darstellenden Figuren näher erläutert.
    Es zeigen
    Fig. 1
    einen Querschnitt durch einen erfindungsgemässen Bezugsstoff in Schussrichtung und eine darunterliegende Polsterschicht und
    Fig. 2
    eine Draufsicht auf den Bezugsstoff nach Figur 1.


    [0009] Der Bezugsstoff weist ein Untergewebe 1 auf mit einer unteren Lage, bestehend aus unteren Kettfäden 2 und unteren Schussfäden 3. Kette und Schuss bestehen aus Polypropylen, das sich wegen seiner hohen Festigkeit und geringen Dehnbarkeit hervorragend eignet, um ein formstabiles Grundgerüst abzugeben. Es nimmt nur wenig Feuchtigkeit auf und leitet sie rasch an eine darunterliegende Polsterschicht 4 aus Feintierhaaren oder anderen Fasern ab. Es sind jedoch auch andere Materialien, vor allem Polyester und Polyamid geeignet.

    [0010] Eine obere Lage besteht aus oberen Kettfäden 5 und oberen Schussfäden 6, für welche, da sie stellenweise an der Oberfläche des Bezugsstoffs liegen, vorzugsweise Baumwolle als Material gewählt wird. Die obere Schusslage ist als Verbindungsschuss ausgebildet, d. h. die Schussfäden sind in regelmässigen Abständen unter unteren Kettfäden 2 durchgezogen und stellen so die Verbindung zwischen der oberen Lage und der unteren Lage des Untergewebes 1 her.

    [0011] Die Maschenweite beträgt in beiden Lagen ca. 1 mm, d. h. das Gewebe ist locker und behindert den Gasaustausch mit der Polsterschicht 4 nicht. Sie kann je nach den gewünschten Eigenschaften des Gewebes in einem Bereich zwischen 0,1 mm und 2 mm liegen.

    [0012] Oberhalb des Untergewebes 1 weist der Bezugsstoff ein Obergewebe 7 auf mit Boucléfäden 8 als Schussfäden und Kettfäden 9 aus Baumwolle. Der Boucléfaden 8 besteht aus einem Kernfaden aus Polyamid - auch Baumwolle oder Polyester eignet sich - und einem Mantel aus naturbelassener Baumwolle und weist eine Dichte von 0,038 g/cm³ auf. Er ist an Verbindungsabschnitten 10 mit dem Untergewebe verwoben, indem er unter unteren Kettfäden 2 durchgezogen ist, während er dazwischen oberhalb des Untergewebes lang flottierend geführt ist.

    [0013] Der flauschige Boucléfaden 8 verleiht dem Obergewebe ein grosses Volumen und eine grosse Oberfläche, was gute Wärmeisolation und Feuchtigkeitsaufnahmefähigkeit zur Folge hat, beides Eigenschaften, die sowohl aus physiologischen Gründen als auch unter dem Gesichtspunkt des Komforts (Initialwärmegefühl) sehr erwünscht sind. Die Kettfäden 9 verbessern die Stabilität des Obergewebes.

    [0014] Die Verbindungsabschnitte 10 sind etwa 3 mm lang. Verbindungsabschnitte nebeneinanderliegender Boucléfäden sind ebenfalls nebeneinander angeordnet, sodass zusammenhängende Verbindungszonen 11 entstehen, die etwa 3 mm breit sind. Sie weisen in Schussrichtung einen Abstand von ca. 20 mm auf. In den Verbindungszonen 10 sind die Boucléfäden 8 durch das Verweben mit dem Untergewebe komprimiert, sodass dort durch das geringere Volumen des Gewebes Lüftungsbrücken entstehen, die den Gasaustausch mit der Polsterschicht 4 weiter verbessern.

    [0015] Die Verbindungszonen 11, in Fig. 2 als wellige Streifen dargestellt, können zudem als Gestaltungsmittel dienen, da mit ihnen verschiedenste Muster gebildet werden können. Optische Effekte können durch unterschiedliche Farben des Boucléfadens und der diversen Fäden des Untergewebes verstärkt werden.

    [0016] Wegen des geschilderten Aufbaus des Bezugsstoffs mit mehreren übereinander angeordneten Lagen bildet derselbe ein lockeres Labyrinth mit vielen gewundenen Kanälen, die zwar für Luft und Wasserdampf durchlässig sind, aber von Fasern nicht durchstochen werden können, sodass auf eine den Gasaustausch mit der Polsterschicht 4 behindernde Zwischenlage aus Vlies verzichtet werden kann.

    [0017] Das Obergewebe kann, insbesondere im Hinblick auf eine Verwendung des Stoffs zum Bezug von Sitzen in Flugzeugen u. dgl., schwer entflammbar ausgerüstet sein.


    Ansprüche

    1. Bezugsstoff für Polsterartikel, dadurch gekennzeichnet, dass er

    - ein Untergewebe (1) umfasst, das aus hochfestem Garn besteht und eine Maschenweite von mindestens 0,1 mm aufweist,

    - eine Oberschicht umfasst aus parallel und dicht liegenden Boucléfäden (8), deren Mantel aus Naturfaser besteht und

    - die Boucléfäden (8) an Verbindungsabschnitten (10), welche um mehrere Maschenweiten des Untergewebes (1) voneinander beabstandet sind, mit dem letzteren verbunden sind, indem sie unter mindestens einem querliegenden Faden desselben durchgezogen sind.


     
    2. Bezugsstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Abstand aufeinanderfolgender Verbindungsabschnitte (10) mindestens 10 mm beträgt.
     
    3. Bezugsstoff nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Verbindungsabschnitte (10) eine Länge von höchstens 5 mm aufweisen.
     
    4. Bezugsstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Verbindungsabschnitte (10) nebeneinanderliegender Boucléfäden (8) zusammenhängende Verbindungszonen (11) bilden.
     
    5. Bezugsstoff nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Verbindungszonen (11) im wesentlichen quer zu den Boucléfäden (8) verlaufende Streifen bilden.
     
    6. Bezugsstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberschicht als Obergewebe (7) ausgebildet ist mit quer zu den Boucléfäden (8) laufenden Querfäden aus hochfestem Garn.
     
    7. Bezugsstoff nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Boucléfäden (8) eine Schusslage und die Querfäden eine Kettlage bilden.
     
    8. Bezugsstoff nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Untergewebe (1) eine untere Lage aufweist mit unteren Kettfäden (2) und unteren Schussfäden (3) und eine obere Lage mit oberen Kettfäden (5) und einer als Verbindungsschuss zur Verbindung der oberen Lage mit der unteren Lage ausgebildeten oberen Schusslage aus oberen Schussfäden (6).
     
    9. Bezugsstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Mantel des Boucléfadens (8) aus naturbelassener Baumwolle besteht.
     
    10. Bezugsstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass der Kernfaden des Boucléfadens (8) aus Polyamid, Baumwolle oder Polyester besteht.
     
    11. Bezugsstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Dichte des Boucléfadens (8) höchstens 0,05 g/cm³ beträgt.
     
    12. Bezugsstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass das Untergewebe (1) mindestens teilweise aus mindestens einem der folgenden Materialien besteht: Polypropylen, Polyester, Polyamid.
     
    13. Bezugsstoff nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die untere Lage des Untergewebes (1) aus Polypropylen besteht.
     
    14. Bezugsstoff nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die obere Lage des Untergewebes (1) sowie die Kettlage des Obergewebes (7) aus Baumwolle bestehen.
     
    15. Bezugsstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens die Oberschicht schwer entflammbar ausgerüstet ist.
     
    16. Polsterartikel gekennzeichnet durch einen Bezugsstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 15.
     
    17. Polsterartikel nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, dass er eine unmittelbar unterhalb des Bezugsstoffs angeordnete Polsterschicht (4) aus Naturhaaren aufweist.
     
    18. Polsterartikel nach Anspruch 16 oder 17, dadurch gekennzeichnet, dass er als Matratze ausgebildet ist.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht