[0001] Die Erfindung betrifft einen Bezugsstoff für Polsterartikel wie Polsterungen von
Sitz- und Liegemöbeln, Fahrzeugsitzen und insbesondere Matratzen sowie damit überzogene
Polsterartikel.
[0002] Bekannt als Bezugsstoff vor allem für Matratzen ist sogenannter Matratzendrell, ein
dichtgeschlagenes Gewebe, das meist zu 100% aus Baumwolle besteht. Matratzendrell
ist zwar sehr abriebfest, weist aber, z. T. wegen der dichten Webart, nur sehr geringe
Luftdurchlässigkeit auf, was physiologisch ungünstig ist. Der mangelnde Gasaustausch
hat zur Folge, dass die günstigen physiologischen Eigenschaften teurer Polstermaterialien
nicht zum Tragen kommen. Insbesondere ist die Flüssigkeitsausfnahme an der Matratzenoberfläche
gering, was leicht dazu führt, dass diese sich feucht anfühlt.
[0003] Neben Matratzendrell werden auch Gewirke als Bezugsstoffe verwendet, die zwar eine
höhere Feuchtigkeitsaufnahme zeigen und dadurch angenehmer, vor allem wärmer wirken,
jedoch bezüglich Abriebfestigkeit und Hygiene Wünsche offen lassen. Bei Verwendung
mit Polstermaterialien aus Feintierhaar muss gewöhnlich unter dem Gewirk ein Vlies
eingelegt werden, weil es sonst leicht von gröberen Fasern durchstochen würde. Das
Vlies behindert aber Gas- und Feuchtigkeitsaustausch, sodass auch hier wieder die
Eigenschaften des oft teuren Polstermaterials nicht zur Geltung kommen. Zudem ist
die Verarbeitung von Gewirken wegen deren geringer Formbeständigkeit mit Schwierigkeiten
verbunden.
[0004] Hier will die Erfindung Abhilfe schaffen. Die Erfindung, wie sie in den Ansprüchen
gekennzeichnet ist, schafft einen Bezugsstoff für Polsterartikel, welcher neben sehr
guter Abriebfestigkeit und Formstabilität auch hervorragende physiologische Eigenschaften
hat. Der erfindungsgemässe Bezugsstoff weist eine grosse Oberfläche auf, welche rasch
viel Feuchtigkeit aufnehmen kann, sodass er sich trocken anfühlt und sich das erwünschte
Initialwärmegefühl einstellt. Dank grossem Volumen hat er ausserdem sehr gute Wärmeisolationseigenschaften.
[0005] Trotz der lockeren Struktur bietet der Bezugsstoff ausreichenden Schutz gegen das
Durchstechen von Fasern darunterliegenden Polstermaterials, sodass auf eine Zwischenlage
aus Vlies oder dergleichen verzichtet werden kann. Gasaustausch mit dem Polstermaterial
ist also nicht behindert und durch die Lockerkeit des Gewebes zusätzlich erleichtert.
[0006] Auch die Formstabilität des erfindungsgemässen Bezugsstoffs ist ausgezeichnet, was
eine problemlose Verarbeitung ermöglicht.
[0007] Obwohl erfindungsgemässe Bezugsstoffe vor allem im Hinblick auf die Verwendung zum
Bezug von Matratzen entwickelt wurden, eignen sie sich auch hervorragend zum Bezug
diverser Sitz- und Liegemöbel. Besonders bei Möbeln, die lange ohne Unterbrechung
benützt werden wie Fahrzeug- und Flugzeugsitzen oder Bürosesseln kommen ihre hervorragenden
physiologischen Eigenschaften voll zum Tragen.
[0008] Im folgenden wird die Erfindung anhand von nur ein Ausführungsbeispiel darstellenden
Figuren näher erläutert.
Es zeigen
- Fig. 1
- einen Querschnitt durch einen erfindungsgemässen Bezugsstoff in Schussrichtung und
eine darunterliegende Polsterschicht und
- Fig. 2
- eine Draufsicht auf den Bezugsstoff nach Figur 1.
[0009] Der Bezugsstoff weist ein Untergewebe 1 auf mit einer unteren Lage, bestehend aus
unteren Kettfäden 2 und unteren Schussfäden 3. Kette und Schuss bestehen aus Polypropylen,
das sich wegen seiner hohen Festigkeit und geringen Dehnbarkeit hervorragend eignet,
um ein formstabiles Grundgerüst abzugeben. Es nimmt nur wenig Feuchtigkeit auf und
leitet sie rasch an eine darunterliegende Polsterschicht 4 aus Feintierhaaren oder
anderen Fasern ab. Es sind jedoch auch andere Materialien, vor allem Polyester und
Polyamid geeignet.
[0010] Eine obere Lage besteht aus oberen Kettfäden 5 und oberen Schussfäden 6, für welche,
da sie stellenweise an der Oberfläche des Bezugsstoffs liegen, vorzugsweise Baumwolle
als Material gewählt wird. Die obere Schusslage ist als Verbindungsschuss ausgebildet,
d. h. die Schussfäden sind in regelmässigen Abständen unter unteren Kettfäden 2 durchgezogen
und stellen so die Verbindung zwischen der oberen Lage und der unteren Lage des Untergewebes
1 her.
[0011] Die Maschenweite beträgt in beiden Lagen ca. 1 mm, d. h. das Gewebe ist locker und
behindert den Gasaustausch mit der Polsterschicht 4 nicht. Sie kann je nach den gewünschten
Eigenschaften des Gewebes in einem Bereich zwischen 0,1 mm und 2 mm liegen.
[0012] Oberhalb des Untergewebes 1 weist der Bezugsstoff ein Obergewebe 7 auf mit Boucléfäden
8 als Schussfäden und Kettfäden 9 aus Baumwolle. Der Boucléfaden 8 besteht aus einem
Kernfaden aus Polyamid - auch Baumwolle oder Polyester eignet sich - und einem Mantel
aus naturbelassener Baumwolle und weist eine Dichte von 0,038 g/cm³ auf. Er ist an
Verbindungsabschnitten 10 mit dem Untergewebe verwoben, indem er unter unteren Kettfäden
2 durchgezogen ist, während er dazwischen oberhalb des Untergewebes lang flottierend
geführt ist.
[0013] Der flauschige Boucléfaden 8 verleiht dem Obergewebe ein grosses Volumen und eine
grosse Oberfläche, was gute Wärmeisolation und Feuchtigkeitsaufnahmefähigkeit zur
Folge hat, beides Eigenschaften, die sowohl aus physiologischen Gründen als auch unter
dem Gesichtspunkt des Komforts (Initialwärmegefühl) sehr erwünscht sind. Die Kettfäden
9 verbessern die Stabilität des Obergewebes.
[0014] Die Verbindungsabschnitte 10 sind etwa 3 mm lang. Verbindungsabschnitte nebeneinanderliegender
Boucléfäden sind ebenfalls nebeneinander angeordnet, sodass zusammenhängende Verbindungszonen
11 entstehen, die etwa 3 mm breit sind. Sie weisen in Schussrichtung einen Abstand
von ca. 20 mm auf. In den Verbindungszonen 10 sind die Boucléfäden 8 durch das Verweben
mit dem Untergewebe komprimiert, sodass dort durch das geringere Volumen des Gewebes
Lüftungsbrücken entstehen, die den Gasaustausch mit der Polsterschicht 4 weiter verbessern.
[0015] Die Verbindungszonen 11, in Fig. 2 als wellige Streifen dargestellt, können zudem
als Gestaltungsmittel dienen, da mit ihnen verschiedenste Muster gebildet werden können.
Optische Effekte können durch unterschiedliche Farben des Boucléfadens und der diversen
Fäden des Untergewebes verstärkt werden.
[0016] Wegen des geschilderten Aufbaus des Bezugsstoffs mit mehreren übereinander angeordneten
Lagen bildet derselbe ein lockeres Labyrinth mit vielen gewundenen Kanälen, die zwar
für Luft und Wasserdampf durchlässig sind, aber von Fasern nicht durchstochen werden
können, sodass auf eine den Gasaustausch mit der Polsterschicht 4 behindernde Zwischenlage
aus Vlies verzichtet werden kann.
[0017] Das Obergewebe kann, insbesondere im Hinblick auf eine Verwendung des Stoffs zum
Bezug von Sitzen in Flugzeugen u. dgl., schwer entflammbar ausgerüstet sein.
1. Bezugsstoff für Polsterartikel,
dadurch gekennzeichnet, dass er
- ein Untergewebe (1) umfasst, das aus hochfestem Garn besteht und eine Maschenweite
von mindestens 0,1 mm aufweist,
- eine Oberschicht umfasst aus parallel und dicht liegenden Boucléfäden (8), deren
Mantel aus Naturfaser besteht und
- die Boucléfäden (8) an Verbindungsabschnitten (10), welche um mehrere Maschenweiten
des Untergewebes (1) voneinander beabstandet sind, mit dem letzteren verbunden sind,
indem sie unter mindestens einem querliegenden Faden desselben durchgezogen sind.
2. Bezugsstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Abstand aufeinanderfolgender Verbindungsabschnitte (10) mindestens 10 mm beträgt.
3. Bezugsstoff nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Verbindungsabschnitte (10) eine Länge von höchstens 5 mm aufweisen.
4. Bezugsstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Verbindungsabschnitte (10) nebeneinanderliegender Boucléfäden (8) zusammenhängende
Verbindungszonen (11) bilden.
5. Bezugsstoff nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Verbindungszonen (11) im wesentlichen quer zu den Boucléfäden (8) verlaufende
Streifen bilden.
6. Bezugsstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberschicht als Obergewebe (7) ausgebildet ist mit quer zu den Boucléfäden (8)
laufenden Querfäden aus hochfestem Garn.
7. Bezugsstoff nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Boucléfäden (8) eine Schusslage und die Querfäden eine Kettlage bilden.
8. Bezugsstoff nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Untergewebe (1) eine untere Lage aufweist mit unteren Kettfäden (2) und unteren
Schussfäden (3) und eine obere Lage mit oberen Kettfäden (5) und einer als Verbindungsschuss
zur Verbindung der oberen Lage mit der unteren Lage ausgebildeten oberen Schusslage
aus oberen Schussfäden (6).
9. Bezugsstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Mantel des Boucléfadens (8) aus naturbelassener Baumwolle besteht.
10. Bezugsstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass der Kernfaden des Boucléfadens (8) aus Polyamid, Baumwolle oder Polyester besteht.
11. Bezugsstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Dichte des Boucléfadens (8) höchstens 0,05 g/cm³ beträgt.
12. Bezugsstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass das Untergewebe (1) mindestens teilweise aus mindestens einem der folgenden Materialien
besteht: Polypropylen, Polyester, Polyamid.
13. Bezugsstoff nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die untere Lage des Untergewebes (1) aus Polypropylen besteht.
14. Bezugsstoff nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die obere Lage des Untergewebes (1) sowie die Kettlage des Obergewebes (7) aus Baumwolle
bestehen.
15. Bezugsstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens die Oberschicht schwer entflammbar ausgerüstet ist.
16. Polsterartikel gekennzeichnet durch einen Bezugsstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 15.
17. Polsterartikel nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, dass er eine unmittelbar unterhalb des Bezugsstoffs angeordnete Polsterschicht (4) aus
Naturhaaren aufweist.
18. Polsterartikel nach Anspruch 16 oder 17, dadurch gekennzeichnet, dass er als Matratze ausgebildet ist.