[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Überwachung des Betriebszustandes einer
Dampfturbine, der eine einstellbare Eintrittsdampfmenge zuführbar und eine veränderbare
teilentspannte Dampfmenge entnehmbar ist. Sie richtet sich weiter auf eine Vorrichtung
zur Durchführung des Verfahrens.
[0002] Eine derartige Überwachungseinrichtung wird üblicherweise in der Schaltwarte eines
Kraftwerkes eingesetzt. Bei einer aus der DE-OS 2 032 143 bekannten Einrichtung wird
auf einem Bildschirm einer Anzeigevorrichtung innerhalb eines Entnahmedampf-Diagramms
der Turbine der jeweilige, durch Eintrittsdampfmenge und abgegebene Leistung bestimmte
Arbeitspunkt sichtbar gemacht. Zur Ermittlung des Arbeitspunkts werden dem Ablenksystem
des Bildschirms, absolute Meßwerte der Eintrittsdampfmenge und der Leistung des Turbinengenerators
zugeführt. Durch die Verwendung von absoluten Meßwerten besteht allerdings die Gefahr,
daß bei einer Änderung des Dampfzustandes, z.B. des Dampfdrucks oder der Dampftemperatur,
Abweichungen zwischen den fest vorgegebenen Entnahmedampfgrenzen und den Kennlinien
des auf dem Bildschirm dargestellten Entnahmedampf-Diagramms auftreten.
[0003] Es besteht zwar die Möglichkeit, mit elektronischen Mitteln durch ständige Aktualisierung
des Entnahmedampf-Diagramms auf dem Bildschirm eine Anpassung an veränderte Dampfzustände
zu erreichen. Allerdings ist bei einem derartigen wachsenden und schrumpfenden Entnahmedampf-Diagramm
eine übersichtliche Darstellung nicht möglich.
[0004] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung
der eingangs genannten Art so auszugestalten, daß unabhängig von Änderungen des Dampfzustandes
mit einfachen Mitteln eine übersichtliche Darstellung bei der Überwachung des Betriebszustands
einer Dampfturbine ermöglicht wird.
[0005] Bezüglich des Verfahrens wird die gestellte Aufgabe erfindungsgemäß dadurch gelöst,
daß zunächst ein prozentualer Wert für die Eintrittsdampfmenge und aus dieser relativen
Eintrittsdampfmenge ein prozentualer Wert für die Turbinenleistung ermittelt wird,
und daß anschließend innerhalb eines Kennlinienfeldes für unterschiedliche Entnahmedampfmengen
der jeweilige durch die relative Eintrittsdampfmenge und die relative Turbinenleistung
bestimmte Arbeitspunkt dargestellt wird.
[0006] Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird bei
einer Dampfturbine mit mehreren Turbinenteilen die relative Turbinenleistung aus der
Summe der relativen Teilleistungen gebildet, wobei jede relative Teilleistung aus
der jedem Turbinenteil zugeführten relativen Dampfmenge ermittelt wird. Dabei kann
zweckmäßigerweise aus der Differenz der den Turbinenteilen zugeführten relativen Dampfmengen
die relative Entnahmedampfmenge ermittelt werden.
[0007] Bezüglich der Vorrichtung wird die gestellte Aufgabe bei einer Dampfturbine, bei
der die zuführbare Eintrittsdampfmenge mit einem Stellglied einstellbar ist, erfindungsgemäß
gelöst mit Mitteln zum Umformen eines Stellungssignals des Stellglieds in einen prozentualen
Wert der entsprechenden Eintrittsdampfmenge, mit weiteren Mitteln zum Umformen des
prozentualen Werts der Eintrittsdampfmenge in einen prozentualen Wert der Turbinenleistung,
und mit einer Anzeigevorrichtung mit einem Bildschirm, auf dem innerhalb eines Kennlinienfeldes
für unterschiedliche Entnahmedampfmengen der jeweilige durch die relative Eintrittsdampfmenge
und die relative Turbinenleistung bestimmte Arbeitspunkt darstellbar ist.
[0008] Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Vorrichtung sind auf
dem Bildschirm Anzeigefelder zum Anzeigen von absoluten und relativen Zustandsgrößen,
vorzugsweise Dampfdruck und Dampftemperatur sowie Dampfmenge, vorgesehen. Dadurch
stehen dem Bedienpersonal zusätzliche Informationen über den Betriebszustand der Dampfturbine
zur Verfügung.
[0009] Die mit der Erfindung erzielten Vorteile bestehen insbesondere darin, daß aufgrund
der Umformung der ermittelten Werte für die jeweilige Dampfmenge und die entsprechende
Turbinenleistung in relative Größen die auf dem Bildschirm angezeigten Grenzen des
Entnahmedampf-Diagramms bei jedem Ist-Zustand unverändert sind. Dabei ist eine Überwachung
einer Dampfturbinenanlage in kompakter und übersichtlicher Form auf einer wenige Zentimeter
großen Anzeigefläche unabhängig von Dampfzuständen möglich.
[0010] Die Darstellung des Betriebszustands der Dampfturbine erfolgt vorteilhafterweise
durch ein Fadenkreuz innerhalb eines Koordinatensystems, aus dem sowohl die Betriebs-
und die Leistungsgrenzen als auch die entsprechenden Reserven der Dampfturbine ersichtlich
sind. Neben der graphischen Darstellung des aktuellen Betriebs- oder Arbeitspunktes
innerhalb des Koordinatenfeldes können vorteilhafterweise zusätzlich aktuelle Meßwerte
in digitaler Form angezeigt und mit Farbwechsel unterlegte Störungsmeldungen eingeblendet
werden. Bei notwendigen Stelleingriffen und Störmeldungen kann über eine unterhalb
der Graphik aufgeführte Menüauswahl in Detaildarstellungen der Dampfturbinenanlage
oder in Betriebs- und Störmeldetabellen gesprungen werden.
[0011] Zur näheren Erläuterung der Erfindung wird ein Ausführungsbeispiel anhand einer Zeichnung
beschrieben. Die Zeichnung zeigt eine Dampfturbine und eine erfindungsgemäße Überwachungsvorrichtung
mit einer Meßschaltung und einer Anzeigeeinrichtung in einer schematischen Darstellung.
[0012] Die Figur zeigt die Dampfturbine 1 mit einem Hochdruck-Turbinenteil 2 und einem Niederdruck-Turbinenteil
3. Die Turbinenteile 2 und 3 treiben über eine gemeinsame Welle 4 einen Generator
5 an.
[0013] Der Dampfturbine 1 wird über eine Frischdampfleitung 6 Dampf zugeführt, der nach
Entspannung im Hochdruck-Turbinenteil 2 ganz oder teilweise in Richtung des Pfeils
8 über eine Leitung 7 dem Niederdruck-Turbinenteil 3 zugeführt wird. Wie durch Pfeil
9 angedeutet, kann ein Teil des teilentspannten Dampfes an einer Entnahmestelle 10
des Turbinenteils 2 entnommen werden. Der im Niederdruck-Turbinenteil 3 entspannte
Dampf verläßt die Dampfturbine 1 in Richtung des Pfeils 11 und wird z.B. einem Kondensator
(nicht dargestellt) zugeführt.
[0014] In die Frischdampfleitung 6 sowie in die Leitung 7 sind jeweils ein Stellglied oder
Ventil 12 bzw. 13 eingeschaltet. Mit dem Ventil 12 wird die in die Dampfturbine 1
eintretende Dampfmenge E eingestellt. Entsprechend wird mit dem Ventil 13 die in den
Turbinenteil 3 eintretende Dampfmenge E' eingestellt.
[0015] Von den Stellgliedern oder Ventilen 12 und 13 geht jeweils eine Signalleitung 14
bzw. 15 aus, über die den Positionen der Stellglieder 12 bzw. 13 entsprechende Signale
einer gestrichelt dargestellten Einrichtung 20 zur Meßwertaufbereitung zugeführt werden.
[0016] Die Einrichtung 20 umfaßt einen an die Signalleitung 14 angeschlossenen ersten Umformer
22 und einen an die Signalleitung 15 angeschlossenen zweiten Umformer 23. In den Umformern
22 und 23 werden die den Stellungen der Stellglieder 12 bzw. 13 entsprechenden Signale,
z.B. anhand von Vergleichswerten oder Kennlinien, in prozentuale Werte RE bzw. RE'
für relative Dampfmengen umgeformt. Der im Umformer 22 ermittelte prozentuale Wert
RE entspricht somit der relativen Dampfmenge, die in den Hochdruck-Turbinenteil 2
der Dampfturbine 1 eintritt.
[0017] Der im Umformer 23 ermittelte prozentuale Wert RE' entspricht der fiktiven relativen
Dampfmenge, die vom Hochdruck-Turbinenteil 2 in den Niederdruck-Turbinenteil 3 der
Dampfturbine 1 eintreten wird, wenn diese Dampfmenge in den Hochdruck-Turbinenteil
2 der Dampfturbine 1 eingeströmt ist.
[0018] Der im Umformer 22 ermittelte prozentuale Wert RE wird über eine Signalleitung 24
einer Anzeigevorrichtung 25 mit einem Bildschirm 26 zugeführt. Dieser Wert RE bildet
die y-Koordinate in einem auf dem Bildschirm 26 dargestellten Koordinatenfeld 27.
[0019] Der im Umformer 22 ermittelte prozentuale Wert RE wird außerdem über eine Leitung
30 einem weiteren Umformer 31 zugeführt. Mit dem Umformer 31 wird die relative Eintrittsdampfmenge
RE, z.B. anhand einer gespeicherten Wertetabelle, in einen prozentualen Wert P für
die Turbinenleistung des Hochdruck-Turbinenteils 2 umgeformt. Dieser prozentuale Wert
P wird über Leitungen 32 und 40 ebenfalls der Anzeigeeinrichtung 25 zugeführt.
[0020] Der in dem Umformer 23 ermittelte prozentuale Wert RE' wird über eine Leitung 50
einem Subtrahierglied 51 und über eine Leitung 52 einem Umformer 53 zugeführt. Der
Umformer 53 dient - wie der Umformer 31 - zur Ermittlung der relativen oder prozentualen
Turbinenleistung P. Dazu wird ein im Umformer 53 aus der dem Turbinenteil 3 zugeführten
relativen Dampfmenge RE' ermittelter prozentualer Wert P' für die Teilleistung des
Turbinenteils 3 in einem Summierglied 54 der relativen Teilleistung des Turbinenteils
2 hinzuaddiert. Die auf diese Weise ermittelte relative Turbinenleistung P der Dampfturbine
1 wird über die Leitung 40 der Anzeigeeinrichtung 25 zugeführt und bildet die x-Koordinate
in dem auf dem Bildschirm 26 dargestellten Koordinatenfeld 27. Für den Fall, daß dem
Turbinenteil 3 kein Dampf zugeführt wird, bildet allein der im Umformer 31 ermittelte
und über die Leitungen 32 und 40 der Anzeigeeinrichtung 25 zugeführte prozentuale
Wert P die x-Koordinate.
[0021] Der durch die x- und y-Koordinate bestimmte Arbeitspunkt wird in Form eines Lichtpunktes
oder Fadenkreuzes 41 innerhalb eines Entnahmedampf-Diagramms 42 abgebildet. Das Entnahmedampf-Diagramm
42 wird durch eine Anzahl von auf dem Bilschirm 26 angezeigten Kennlinien 43 gebildet.
[0022] In einem Subtrahierglied 51, dem über eine Leitung 55 der prozentuale Wert RE aus
dem Umformer 22 zugeführt wird, wird aus der Differenz zwischen den prozentualen Werten
RE und RE' für die Dampfmengen E und E' in den Turbinenteilen 2 und 3 die an der Entnahmestelle
10 austretende relative Entnahmedampfmenge ermittelt. Dieser im Subtrahierglied 51
ermittelte prozentuale Wert K wird über eine Leitung 56 der Anzeigeeinrichtung 25
zugeführt und auf dem Bildschirm 26 in einem Anzeigefeld 60 als relativer oder absoluter
Zahlenwert angezeigt. In weiteren Anzeigefeldern 61 und 62 werden zusätzlich Zahlenwerte
für die aktuelle Turbinenleistung oder Eintrittsdampfmenge, bzw. für die Positionen
der Stellglieder oder Ventile 12 und 13, in Prozent oder absolut angezeigt. In einem
weiteren Anzeigefeld 63 werden die den Turbinenteilen 2 und 3 zugeführten relativen
Dampfmengen, z.B. in Form von vertikalen Balken entlang einer Prozenteskala, angezeigt.
[0023] In die Leitung 50 ist ein Auswahlglied 65 geschaltet, dem über eine Leitung 66 der
im Umformer 22 ermittelte prozentuale Wert RE zugeführt wird. Das Auswahlglied 65
vergleicht die prozentualen Werte RE und RE' aus den Umformern 22 und 23 miteinander
und korrigiert Werte, die kleiner als Null sind. Ein derartiger Wert kann z.B. entstehen,
wenn das Ventil 13 zwar weiter geöffnet ist als das Ventil 12, gleichzeitig aber aufgrund
einer Dampfentnahme eine vergleichsweise geringere Dampfmenge durch das Ventil 13
strömt. Der kleinere der beiden Werte RE, RE' wird über die Leitung 50 dem Umformer
53 und dem Subtrahierglied 51 zugeführt.
[0024] Durch die erfindungsgemäße Überwachung des Betriebszustandes einer Dampfturbine 1
anhand von relativen Werten RE, RE' und P für die Dampfmengen und die Turbinenleistung
wird erreicht, daß keine Differenz zwischen den vorgegebenen oder vorprogrammierten
Dampfgrenzen in den Stellgliedern 12, 13 und den auf dem Bildschirm 26 dargestellten
Grenzen des Entnahmedampf-Diagramms 42 entsteht.
[0025] Die Positionen der Stellglieder oder Ventile 12 und 13 können der Anzeigeeinrichtung
25 auch direkt, zum Beispiel über direkt mit den Ventilen 12 und 13 verbundene Signalleitungen
(nicht dargestellt), zugeführt und dort in einem weiteren Anzeigefeld (nicht dargestellt),
zum Beispiel in Form von vertikalen Balken entlang einer Prozentskala, angezeigt werden.
1. Verfahren zur Überwachung des Betriebszustandes einer Dampfturbine, der eine einstellbare
Eintrittsdampfmenge (E) zuführbar und eine veränderbare teilentspannte Dampfmenge
entnehmbar ist,
- bei dem zunächst ein prozentualer Wert (RE) für die Eintrittsdampfmenge (E) und
aus dieser relativen Eintrittsdampfmenge (RE) ein prozentualer Wert (P) für die Turbinenleistung
ermittelt wird, und
- bei dem anschließend innerhalb eines Kennlinienfeldes (43) für unterschiedliche
Entnahmedampfmengen der jeweilige durch die relative Eintrittsdampfmenge (RE) und
die relative Turbinenleistung (P) bestimmte Arbeitspunkt dargestellt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß bei einer Dampfturbine (1) mit mehreren Turbinenteilen (2, 3) die relative Turbinenleistung
(P) aus der Summe der relativen Teilleistungen (P') gebildet wird, wobei jede relative
Teilleistung (P') aus der jedem Turbinenteil zugeführten relativen Dampfmenge (RE,
RE') ermittelt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, daß aus der Differenz der den Turbinenteilen (2, 3) zugeführten relativen Dampfmengen
(RE, RE') die relative Entnahmedampfmenge ermittelt wird.
4. Vorrichtung zur Überwachung des Betriebszustands einer Dampfturbine (1), der eine
mit einem Stellglied (12) einstellbare Eintrittsdampfmenge (E) zuführbar ist und der
eine veränderbare teilentspannte Dampfmenge entnehmbar ist,
- mit Mitteln (22) zum Umformen eines Stellungssignals des Stellglieds (12) in einen
prozentualen Wert (RE) der entsprechenden Eintrittsdampfmenge (E),
- mit weiteren Mitteln (31) zum Umformen des prozentualen Werts (RE) der Eintrittsdampfmenge
(E) in einen prozentualen Wert (P) der Turbinenleistung, und
- mit einer Anzeigevorrichtung (25) mit einem Bildschirm (26), auf dem innerhalb eines
Kennlinienfeldes (43) für unterschiedliche Entnahmedampfmengen der jeweilige durch
die relative Eintrittsdampfmenge (RE) und die relative Turbinenleistung (P) bestimmte
Arbeitspunkt darstellbar ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, daß auf dem Bildschirm (26) Anzeigefelder (60, 61, 62, 63) zum Anzeigen von absoluten
und/oder relativen Betriebs- oder Zustandsgrößen, vorzugsweise Dampfdruck und Dampftemperatur
sowie Dampfmenge, vorgesehen sind.