[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Steuerung des Betriebsablaufes eines nach
dem Flugstromverfahren arbeitenden Vergasungsreaktors zur Vergasung von feinzerteilten
kohlenstoffhaltigen Brennstoffen, insbesondere feinkörniger bis staubförmiger Kohle,
bei dem Brennstoff und Vergasungsmittel in einem in Abhängigkeit von der Temperatur
im Vergasungsreaktor eingestellten Mengenverhältnis dem Vergasungsreaktor zugeführt
werden.
[0002] Bei dem Vergasungsverfahren der vorstehend genannten Art werden die Betriebsbedingungen
normalerweise so eingestellt, daß die Schlacke im flüssigen Zustand aus dem Unterteil
des Vergasungsreaktors ablaufen kann, während das erzeugte, hauptsächlich aus Kohlenmonoxid
und Wasserstoff bestehende Produktgas nach oben aus dem Vergasungsreaktor abgezogen
wird. Die Betriebstemperatur im Vergasungsreaktor muß deshalb stets um etwa 100 -
400°C über der Schlackeschmelztemperatur liegen, wobei die Vergasung sowohl unter
erhöhtem Druck als auch unter Normaldruck betrieben werden kann. Wegen der kurzen
Verweilzeiten der Reaktionspartner im Vergasungsreaktor wird dabei angestrebt, Brennstoff
und Vergasungsmittel, wie beispielsweise Luft, Sauerstoff, Wasserdampf und Kohlendioxid,
dem Vergasungsreaktor während des gesamten Verfahrensablaufes in einem konstanten
Mengenverhältnis zuzuführen. Um einen störungsfreien Betriebsablauf zu gewährleisten,
muß das Mengenverhältnis hierbei so eingestellt werden, daß weder ein Brennstoffmangel
noch ein Brennstoffüberschuß auftritt. Nur wenn diese Bedingung erfüllt ist, kann
die Betriebstemperatur im Vergasungsreaktor innerhalb des weiter oben angegebenen
Bereiches gehalten werden. Brennstoffmangel führt dagegen bei steigender Betriebstemperatur
zur unerwünschten Bildung von Kohlendioxid und damit zur Verschlechterung des als
Kaltgaswirkungsgrad bezeichneten Verhältnisses von Brennwert des erzeugten Produktgases
zum Brennwert des eingesetzten Brennstoffes. Brennstoffüberschuß vermindert demgegenüber
den Vergasungsgrad des Kohlenstoffes durch Vorliegen von unvergastem Kohlenstoff.
Dabei sinkt die Temperatur im Vergasungsreaktor und kann so tiefe Werte erreichen,
daß die flüssige Schlacke teigig bis fest wird, der Schlackeabzug gefährdet ist und
es schließlich zur Unterbrechung des Betriebsablaufes durch Verstopfung des Schlackeabzuges
kommt.
[0003] Um den vorstehend geschilderten Bedingungen zu genügen, ist es deshalb beim Vergasungsverfahren
der eingangs genannten Art bereits bekannt, den in den Vergasungsreaktor eingeleiteten
Brennstoffstrom, der neben der brennbaren Substanz auch noch Asche und Wasser enthält,
sowie den Vergasungsmittelstrom zu messen, wobei beide Stoffströme in einem solchen
Mengenverhältnis in den Vergasungsreaktor eingeleitet werden, daß die Betriebstemperatur
innerhalb des weiter oben genannten Temperaturbereiches gehalten werden kann. Das
hierfür ausschlaggebende Verhältnis zwischen Brennstoff und Vergasungsmittel ist jedoch
aus der brennbaren Substanz des Brennstoffes, das heißt ohne dessen Asche- und Wassergehalt,
zu bilden. Zusätzlich muß daher der Asche- und Wassergehalt des jeweils eingesetzten
Brennstoffes bekannt sein. Bisher war es deshalb üblich, daß der Asche- und Wassergehalt
des Brennstoffes in unregelmäßigen Abständen durch Laboranalysen an Einzelproben ermittelt
wurde. Diese Analysenergebnisse sind jedoch nur mit erheblicher Zeitverzögerung zur
Steuerung des Betriebsablaufes des Vergasungsreaktors verfügbar. Mit dieser Arbeitsweise
läßt sich daher der Verfahrens- und Betriebsablauf des Vergasungsreaktors nur solange
ausreichend sicher beherrschen, wie sich die Zusammensetzung des Brennstoffes nicht
oder nur unwesentlich verändert und somit nur sehr geringe Schwankungen des Asche-
und/oder Wassergehaltes des Brennstoffes auftreten.
[0004] Die Erfahrungen in der Praxis haben jedoch gezeigt, daß während des Betriebes eines
Vergasungsreaktors tatsächlich aus den unterschiedlichsten Gründen zum Teil erhebliche
und plötzliche Änderungen des Asche- und/oder Wassergehaltes des Brennstoffes auftreten
können. Hierfür können beispielsweise folgende Gründe vorliegen:
- Der Wassergehalt ändert sich durch Störungen im Betriebsablauf der Mahltrocknung der
Kohle;
- der Aschegehalt verändert sich durch den Übergang von einer Kohlensorte auf eine andere
Kohlensorte;
- der Aschegehalt schwankt infolge schlechter Homogenisierung der Kohle, z.B. auf dem
Mischbett.
[0005] Diese plötzlichen Änderungen des Asche- und/oder Wassergehaltes des Brennstoffes
können aber mit der bisher üblichen Art der Regelung des Mengenverhältnisses von Brennstoff
zu Vergasungsmittel nicht ausgeglichen werden, da die diskontinuierlich im Labor ermittelten
Werte für den Asche- und Wassergehalt viel zu spät vorliegen. Ein erhöhter Asche-
und/oder Wassergehalt kann jedoch im Vergasungsreaktor zu Brennstoffmangel und ein
erniedrigter Asche- und/oder Wassergehalt zu Brennstoffüberschuß mit den bereits weiter
oben beschriebenen negativen Folgen führen. Beide Betriebsabläufe sind deshalb äußerst
unerwünscht, wobei in dem einen Falle infolge zu hoher Betriebstemperatur ein vorzeitiger
Verschleiß der Wand des Vergasungsreaktors und im anderen Falle infolge zu niedriger
Betriebstemperatur eine Unterbrechung des Betriebsablaufes durch Verstopfung des Schlackenabzuges
auftreten kann.
[0006] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, das Verfahren der eingangs genannten
Art dahingehend zu verbessern, daß auch bei plötzlichen Änderungen des Asche-und/oder
Wassergehaltes des eingesetzten Brennstoffes die Temperatur- und Betriebsbedingungen
im Vergasungsreaktor so stabilisiert werden können, daß die vorstehend beschriebenen
negativen Folgen vermieden werden.
[0007] Das der Lösung dieser Aufgabe dienende Verfahren der eingangs genannten Art ist erfindungsgemäß
dadurch gekennzeichnet, daß gleichzeitig und kontinuierlich der Asche- und Wassergehalt
des Brennstoffes vor dessen Eintritt in den Vergasungsreaktor bestimmt wird und daß
durch die Verarbeitung beider Meßwerte in einem Prozeßrechner das Verhältnis von Brennstoff
zu Vergasungsmittel jeweils an die tatsächlich im Brenstoff vorhandene Menge an brennbarer
Substanz angepaßt wird.
[0008] Der Aschegehalt kann hierbei durch radiometrische Bestimmung ermittelt werden. Diese
Meßmethode wird bereits bei der Kohleaufbereitung angewandt und ist beispielsweise
in der Zeitschrift "Aufbereitungs-Technik", Nr. 11/1988, Seiten 648 - 653, beschrieben.
Das Meßprinzip besteht darin, daß der zu untersuchende Brennstoff gleichzeitig oder
aber in kurzem Abstand von zwei radioaktiven Quellen durchstrahlt wird, die Strahlung
auf unterschiedlichen Energieniveaus aussenden. Es handelt sich vorzugsweise um Cs
137- und Am 241-Strahler. Die energiereichere Strahlung des Caesiums hat dabei die
Eigenschaft, von allen im Brennstoff vorhandenen Atomsorten in erster Näherung gleich
stark absorbiert zu werden. Dagegen wird die Americium-Strahlung von den für die Aschesubstanz
charakteristischen Atomen (Si, Al, Fe, Ca) deutlich stärker geschwächt als von den
Atomen der brennbaren Substanz (C, H, O, N). Auf diese Weise erhält man zwei Signale,
die jeweils der Dichte des Kohlenstaubes am Meßort proportional sind. Die Differenz
der Signale des Cs 137- und des Am 241-Strahlers ist darüber hinaus ein Maß dafür,
wie stark der Aschegehalt am Meßort von dem im Kalibrierzustand abweicht. Das Differenzsignal
kann daher als Aschegehalt des Brennstoffes definiert und zur Korrektur des Verhältnisses
Brennstoffstrom zu Vergasungsmittelstrom herangezogen werden.
[0009] Für die Bestimmung des Wassergehaltes eignet sich insbesondere das kapazitive Meßverfahren,
das die im Vergleich zur Trockensubstanz hohe Dielektrizitätskonstante des Wassers
ausnutzt. Diese liegt für Kohle und Asche bei etwa 2 bis 5 und für Wasser dagegen
bei etwa 80. Die Dielektrizitätskonstante wird dabei mittels einer kapazitiven Sonde
für den im Meßquerschnitt befindlichen Brennstoffstrom ermittelt. Da jedoch die Rohrleitung
in der Meßstrecke nur teilweise mit Brennstoff gefüllt ist, gelingt die Messung nur,
wenn zusätzlich die Dichte des Brennstoffstromes in der Meßstrecke durch radiometrische
Dichtemessung, beispielsweise mittels eines Caesiumstrahlers, bestimmt wird. Durch
Kombination beider Meßwerte kann der Wassergehalt des Brennstoffes ermittelt werden.
[0010] Die vorstehend beschriebene Meßmethode versagt allerdings dann, wenn der eingesetzte
Brennstoff einen hohen Elektrolytgehalt aufweist. In diesem Falle wird die Ermittlung
des Wassergehaltes zweckmäßigerweise unter Anwendung von Mikrowellen ausgeführt. Bezüglich
weiterer Einzelheiten dieser Meßmethode wird auf den Aufsatz in der Zeitschrift "Aufbereitungstechnik
- Mineral Processing", Heft 1 (1987), Seiten 10 - 16, verwiesen.
[0011] Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es vorteilhaft, wenn die Meßsonden
zur Bestimmung des Asche- und des Wassergehaltes in der Einspeiseleitung des Brennstoffes
nahe am Vergasungsreaktor in unmittelbarer Nähe zueinander angeordnet sind. Eine andere
Ausgestaltungsmöglichkeit besteht darin, die beiden Meßsonden ebenfalls in unmittelbarer
Nähe zueinander in die Einspeiseleitung nahe am Auslauf des Zuteilbehälters einzubauen.
Gegebenenfalls kann der Einbau der Meßsonden schließlich auch im Zuteilbehälter selbst
erfolgen.
[0012] Die Abbildung zeigt das Fließschema einer Anlage zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens, bei der die Meßsonden zur Ermittlung des Asche- und des Wassergehaltes
des Brennstoffes in unmittelbarer Nähe zueinander in der Einspeiseleitung nahe am
Auslauf des Zuteilbehälters für den Brennstoff angeordnet sind.
[0013] Der Vergasungsreaktor 1 weist in diesem Falle zwei Vergasungsbrenner 2 auf. In der
Praxis kann die Zahl der Vergasungsbrenner 2 natürlich beliebig sein. Über die Leitungen
3 werden die Vergasungsbrenner 2 mit Brennstoff und über die Leitungen 4 mit Vergasungsmittel
versorgt. Die Leitungen 3 zweigen dabei vom Verteiler 5 ab, der seinerseits über die
Einspeiseleitung 6 mit dem Zuteilbehälter 7 für den Brennstoff in Verbindung steht.
In die Einspeiseleitung 6 sind die Meßsonden 8, 9 und 10 in unmittelbarer Nähe zueinander
eingebaut. Durch die Meßsonde 8, die einen Cs 137-Strahler enthält, wird dabei die
Förderdichte des Brennstoffstromes in der Einspeiseleitung 6 radiometrisch ermittelt.
Die Meßsonde 9, die einen Am 241-Strahler enthält, ermöglicht unter Verwendung des
Referenzsignals der Meßsonde 8 die Bestimmung des Aschegehaltes im Brennstoffstrom,
die in der weiter oben beschriebenen Art und Weise durchgeführt wird. Die Meßsonde
10 dient schließlich der Ermittlung des Wassergehaltes durch die kapazitive Methode
oder Mikrowellenverfahren in Verbindung mit der Dichtemessung durch die Meßsonde 8.
Die gefundenen Meßergebnisse werden von den Meßsonden 8 bis 10 auf den Prozeßrechner
11 übertragen, wo mit Hilfe bekannter Berechnungsmethoden der Asche- und Wassergehalt
des Brennstoffes ermittelt wird. Gleichzeitig wird der Brennstoffmassenstrom durch
das in der Leitung 3 installierte Meßgerät 12 ermittelt. Es sind somit alle Daten
bekannt, die für die Ermittlung der tatsächlich vorhandenen brennbaren Substanz (asche-
und wasserfrei) erforderlich sind. Das ermittelte Ergebnis wird hierbei vom Prozeßrechner
11 auf den Regelkreis 13 übertragen, durch den die Vergasungsmittelzufuhr in der Leitung
4 an den Sollwert von brennbarer Substanz und Vergasungsmittel angepaßt wird. Das
Meßgerät 14 dient der Mengenmessung der Vergasungsmittelzufuhr in der Leitung 4, wobei
diese Menge durch das Regelventil 15 gesteuert werden kann. Ein Regelventil 16 ist
auch in der Leitung 3 installiert und bildet mit dem Meßgerät 12 den Regelkreis 17
für die Brennstoffzufuhr, so daß die erforderliche Anpassung an den Sollwert von brennbarer
Substanz und Vergasungsmittel gegebenenfalls auch über eine Veränderung der Brennstoffzufuhr
erfolgen kann. Selbstverständlich muß die vorstehend nur für einen Vergasungsbrenner
2 beschriebene Regelung auch für den zweiten und jeden weiteren Vergasungsbrenner
des Vergasungsreaktors 1 gelten.
[0014] Die eindeutigen Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens liegen zum einen in einem
minimierten Risiko einer Betriebsunterbrechung des Vergasungsreaktors durch ein unausgeglichenes
Verhältnis von Brennstoffstrom zu Vergasungsmittelstrom und zum anderen in den geringeren
Betriebskosten, die durch die Optimierung dieses Verhältnisses in jedem Augenblick
des Betriebsablaufes bedingt sind.
1. Verfahren zur Steuerung des Betriebsablaufes eines nach dem Flugstromverfahren arbeitenden
Vergasungsreaktors zur Vergasung von feinzerteilten kohlenstoffhaltigen Brennstoffen,
insbesondere feinkörniger bis staubförmiger Kohle, bei dem Brennstoff und Vergasungsmittel
in einem in Abhängigkeit von der Temperatur im Vergasungsreaktor eingestellten Mengenverhältnis
dem Vergasungsreaktor zugeführt werden, dadurch gekennzeichnet, daß gleichzeitig und kontinuierlich der Asche- und Wassergehalt des Brennstoffes
vor dessen Eintritt in den Vergasungsreaktor bestimmt wird und daß durch die Verarbeitung
beider Meßwerte in einem Prozeßrechner das Verhältnis von Brennstoff zu Vergasungsmittel
jeweils an die tatsächlich im Brennstoff vorhandene Menge an brennbarer Substanz angepaßt
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Aschegehalt des Brennstoffes durch radiometrische Bestimmung ermittelt wird.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Wassergehalt des Brennstoffes durch das kapazitive Meßverfahren oder durch
Mikrowellenverfahren ermittelt wird.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Asche- und Wassergehalt des Brennstoffes durch in unmittelbarer Nähe zueinander
angeordnete Meßsonden bestimmt wird.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Bestimmung des Asche- und Wassergehaltes des Brennstoffes entweder in unmittelbarer
Nähe des Vergasungsreaktors oder am Auslauf des Zuteilbehälters erfolgt.