Technisches Gebiet
[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein gesteinszerstörendes Bohrwerzeug und
betrifft insbesondere einen Bohrmeißel.
Zugrundeliegender Stand der Technik
[0002] Es ist ein Bohrmeißel bekannt, der einen Hohlkörper mit daran befestigten gesteinszerstörenden
Organen - Rollen - enthält. Im Körper ist ein auswechselbarer Zylinder angeordnet,
der bezüglich des ersteren durch Stifte fixiert ist. An den Körper ist durch eine
Gewindeverbindung ein Meißelübergangstück angeschlossen, innerhalb dessen axial zum
Körper eine Schieberbüchse einer Baugruppe zur Erzeugung hydrodynamischer Wellen mit
Seitenkanälen und einem Zentralkanal untergebracht ist, in denen verschleißfeste Aufsätze
montiert sind. Das Meißelübergangsstück weist einen inneren Ringansatz auf, der als
Stütze für eine die Büchse umfassende und mit dem Bördelrand der Büchse zusammenwirkende
Feder dient.
[0003] Nach dem Einfahren des Bohrmeißels in ein Bohrloch wird zuerst durch den Zentralkanal
der Schieberbüchse gespült. Hierbei wirkt auf den Bördelrand der Büchse eine Kraft
ein, die durch ein Druckgefälle am Aufsatz bedingt ist, der im Zentralkanal angeordnet
ist. Unter der Wirkung dieser Kraft wird die Feder zusammengedrückt, bis die Seitenkanäle
unter die Stirnfläche des Zylinders zu liegen gekommen sind. Hierbei öffnen sich die
Seitenkanäle, und der Flüssigkeitsdruck in der Büchse fällt um so viel ab, daß die
Feder die Büchse nach oben zurückbringt, bis diese Kanäle überdeckt worden sind, und
der Zyklus wiederholt sich. Bei der Abwärtsbewegung der Büchse wird die im Raum zwischen
dieser und dem Meißelübergangsstück befindliche Spülflüssigkeit durch Überlauföffnungen
nach oben ausgestoßen.
[0004] Die Frequenz der Pendelbewegungen der Büchse kann durch die Pumpenleistung und die
Querschnittsfläche von Hydromonitoraufsätzen geregelt werden.
[0005] Der bekannte Bohrmeißel genügt den heutigen Forderungen an die Bohrtechnologie nicht
und sichert keine effektive Bohrlochsabteufung aus folgenden Gründen:
- die erzeugten hydrodynamischen Pulsationen der Bohrflüssigkeit tragen zur Gesteinszerstörung
wegen deren niedriger Frequenz und geringer Amplitude nicht bei und sichern keine
Vergrößerung von Bohrkennziffern - der mechanischen Geschwindigkeit und der Meißelstandlänge;
- die Kompliziertheit der Konstruktion vom Standpunkt der Herstellung und Montage erhöht
die Herstellungskosten;
- das Vorhandensein beweglicher Baugruppen und Elemente in der Konstruktion gewährleistet
keine erforderliche Betriebsdauer und -sicherheit, insbesondere in einem abrasiven
Medium der Bohrflüssigkeit.
Offenbarung der Erfindung
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Bohrmeißel mit einer derartigen konstruktiven
Ausführung der Baugruppe zur Erzeugung hydrodynamischer Wellen zu schaffen, die durch
Erzeugung einer turbulenten Strömung der Bohrflüssigkeit die Ausnutzung der hohen
Energie einer gerichteten Wirkung der durch den Flüssigkeitsstrom erzeugten hydrodynamischen
Wellen mit einem breiten Frequenzspektrum in der bohrlochnahen Zone und die Erzeugung
eines Unterdrucks in dieser ermöglicht.
[0007] Die gestellte Aufgabe wird dadurch gelöst, daß in dem Bohrmeißel, der einen Körper
mit daran befestigten gesteinszerstörenden Organen und mit einer in diesem angeordneten
Baugruppe zur Erzeugung hydrodynamischer Wellen enthält, gemäß der Erfindung die Baugruppe
zur Erzeugung hydrodynamischer Wellen in Form einer Wirbelkammer mit tangential angeordneten
Eintrittskanälen und einem sich kegelig verjüngenden Austrittskanal mit einer abgerundeten
Stirnfläche ausgeführt ist.
[0008] Dies ist durch die Notwendigkeit bedingt, hydroakustische Wellen zur Aktivierung
des Vorganges der Gesteinszerstörung zu erzeugen. Die Wirbelkammern stellen starke
hydrodynamische Wellenstrahler mit einem breiten Frequenzspektrum dar. Darüber hinaus
erzeugen die Wirbelkammern in der bohrlochnahen Zone einen Unterdruck, was den Vorgang
der Zerstörung und einer Sohlenreinigung vom Schlamm fördert. Die Einengung des Austrittskanals
der Wirbelkammer ist darauf zurückzuführen, daß bei einer Verringerung des Kanaldurchmessers
die Rotationsfrequenz der Flüssigkeit proportional zum Verhältnis der Durchmesser
der Wirbelkammer und des Austrittsstutzens ab- und dementsprechend die Frequenz der
Wellenstrahlung zunimmt.
[0009] Die Ausführung der Stirnfläche des Austrittskanals mit einer radialen Abrundung ist
durch die Notwendigkeit bedingt, hydraulische Verluste bei der Lenkung der Bohrflüssigkeit
in den Ringraum geringer zu halten, und verbessert auch die Güte des Vakuums in der
bohrlochnahen Zone. Es ist zweckmäßig, den Hohlraum der Wirbelkammer kugelförmig auszuführen.
[0010] Die Wahl der Form der Wirbelkammer in Kugelgestalt ist auf eine hohe Amplitude der
durch im Selbstschwingungsbetrieb mit einer periodischen hydraulischen Selbstsperrung
des Austrittskanals arbeitende Kugelstrahler erzeugten Wellen zurückzuführen.
[0011] Es ist bevorzugt, daß die Wirbelkammer mit einem in deren oberen Teil in Richtung
ihrer Längsachse angeordneten kegeligen Wellenreflektor versehen ist, wobei der Neigungswinkel
der Erzeugenden der Kegelfläche des Reflektors unterhalb des kritischen Wertes des
Gleitwinkels einer auf die Kegelfläche einfallenden Welle liegt.
[0012] Die Ausstattung der Wirbelkammer mit dem kegeligen Wellenrefektor gestattet es, einen
hydroakustischen und Kavitationsverschleiß des Zentralteiles des Kammerkopfes zu verhindern
und die Betriebsdauer des Bohrmeißels zu erhöhen.
[0013] Die Wahl des Neigungswinkels XX der Erzeugenden der Kegelfläche des Wellenreflektors
nicht oberhalb des kritischen Wertes 0'des Gleitwinkels der akustischen Einfallswelle
ist dadurch bedingt, daß die Grenzfläche der zwei Medien (Spülflüssigkeit und Metall)
mit unterschiedlichen Dichten und Kompressibilitäten eine Reflexions-, Absorptions-
und brechende Fläche darstellt. Ist der Gleitwinkel 0 der Einfallswelle nicht größer
als der kritische Gleitwinkel 0', ist also 0 < 0', findet eine Totalreflexion statt.
Derartige Welle überträgt keine Energie aus dem ersten Medium (Spülflüssigkeit) in
das zweite Medium (Metall), weshalb die Gesamtenergie der Einfallswelle zum ersten
Medium rückgestrahlt wird. Als Gleitwinkel wird ein Winkel zwischen der Wellenausbreitungsrichtung
und der Grenzfläche bezeichnet. Der Kosinus des kritischen Gleitwinkels 0' ist gleich
dem Brechnungskoeffizienten des zweiten Mediums in Bezug auf das erste (Snelliussches
Gesetz) d. h.
worin
- c
- die Schallgeschwindigkeit in der Spülflüssigkeit;
- c₁
- die Schallgeschwindigkeit im Metall;
- n
- der Brechungskoeffizient
sind.
[0014] Es ist vorteilhaft, die Baugruppe zur Erzeugung hydrodynamischer Wellen mit einer
Resonanzkammer zu versehen, deren Hohlraum mit dem Hohlraum der Wirbelkammer verbunden
und in der ein Kolben mit einer Stange, mit der Möglichkeit einer Verschiebung in
Längsrichtung, untergebracht ist.
[0015] Dies ist durch die Notwendigkeit bedingt, die erzeugten Wellen auf eine Resonanzfrequenz
bei verschiedenen Durchflußmengen und Dichten der Bohrflüssigkeit abzustimmen. Die
Abstimmung auf die Resonanzfrequenz erfolgt durch Verschiebung des Kolbens mittels
einer Schneckenstange und durch Änderung des Volumens der Resonanzkammer unter dem
Kolben.
[0016] Der erfindungsgemäß ausgeführte Bohrmeißel sichert eine hohe Effektivität der Bohrlochsabteufung.
Außerdem ermöglicht er eine Wellenkolmatation der Bohrlochwand beim Durchfahren geologisch
komplizierter Horizonte (in Nachfall-, Schluckzonen, bei Wasser-, Erdöl-, Erdgasaustritten).
Die Anwendung des angemeldeten Bohrmeißels gestattet es auch, die mechanische Bohrgeschwindigkeit
und die Meißelstandlänge wesentlich zu steigern.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0017] Die vorliegende Erfindung soll nachstehend an einem konkreten Ausführungsbeispiel
anhand der beiliegenden Zeichnungen näher erläutert werden. Es zeigt:
Fig. 1 die Gesamtansicht eines erfindungsgemäßen Bohrmeißels;
Fig. 2 einen erfindungsgemäßen kegeligen Wellenreflektor;
Fig. 3 die Gesamtansicht des erfindungsgemäßen Bohrmeißels, mit einer in dessen Körper
ausgeführten Wirbelkammer;
Fig 4 einen IV-IV-Schnitt nach Fig. 2;
Fig. 5 die Gesamtansicht des erfindungsgemäßen Bohrmeißels mit einer Wirbelkammer;
Fig. 6 die Gesamtansicht des erfindungsgemäßen Bohrmeißels mit einer Resonanzkammer;
Fig. 7 eine Skizze zur Veranschaulichung der Arbeit des erfindungsgemäßen Bohrmeißels
in einem Bohrloch.
Beste Ausführungsform der Erfindung
[0018] Der erfindungsgemäße Bohrmeißel enthält einen Körper 1 (Fig. 1) mit daran befestigten
gesteinszerstörenden Organen - Rollen 2. Im Körper 1 ist eine Baugruppe zur Erzeugung
hydrodynamischer Wellen angeordnet, die eine Wirbelkammer 3 mit tangential verlaufenden
Eintrittskanälen 4 darstellt. Die Wirbelkammer 3 hat einen sehr kegelig verjüngenden
Austrittskanal 5. Die Stirnfläche 6 dieses Kanals 5 ist radial abgerundet ausgeführt.
Die Wirbelkammer 3 ist mit einem kegeligen Wellenreflektor 7 (Fig. 1, 2) versehen.
Der kegelige Reflektor 7 dient zur Verhinderung eines Verschleißes des Kopfes der
Wirbelkammer 3 unter der Einwirkung von hydroakustischen und Hydrostoß- Hochfrequenz-
und Ultraschallwellen und tritt als hydroakustischer Wellenkonzentrator auf.
[0019] Als Körper der Wirbelkammer 3 (Fig. 3, 4) kann auch der Körper 1 des Bohrmeißels
1 dienen.
[0020] Um die Amplitude der erzeugten Wellen und die Effektivität des Gesteinszerstörung
zu erhöhen, kann die Wirbelkammer 3 (fig. 5) in Kugelform mit tangentialen Eintrittskanälen
4 und einem zentralen Austrittskanal 5 ausgeführt werden.
[0021] Zur Erhöhung der Bohrleistung kann die Wirbelkammer 3 (Fig. 6) mit einer Resonanzkammer
8 ausgestattet werden, in deren Innerem ein Kolben 9 mit einer Stange 10 untergebracht
ist. Durch Ein- und Ausschrauben der Stange 1 wird das Volumen der Kammer 8 unter
dem Kolben 9 geändert.
[0022] Der Bohrmeißel arbeitet wie folgt. Die Bohrflüssigkeit wird durch einen Bohrstrang
11 (Fig. 7) in die tangential gerichteten Eintrittskanäle 4 geleitet. Ferner strömt
die Bohrflüssigkeit durch die tangentialen Kanäle 4 in die Wirbelkammer 3 ein. In
der Wirbelkammer 3 wird die Bohrflüssigkeit in Rotation versetzt und durch den Austrittskanal
5 in den Ringraum gerichtet.
[0023] Infolge der Einengung des Austrittskanals 5 nimmt an dessen Ausgang die Intensität
der Rotation der Bohrflüssigkeit sprunghaft zu. Durch die kinetische Energie der turbulenten
Strömung wird die Bohrflüssigkeit in radial devergierenden Richtungen in den Ringraum
gelenkt. Hierbei wird in der Wirbelkammer 3 und in der Zentralzone der Sohle ein Unterdruck
erzeugt. Infolge eines periodischen Durchbruches der Bohrflüssigkeit aus der bohrlochnahen
Zone in die Wirbelkammer 3 werden in der bohrlochnahen Zone leistungsstarke hydrodynamische
Druckimpulse von der Selbstschwingungsart erzeugt. Die Amplitude und die Frequenz
der erzeugten Wellen hängen von den geometrischen Parametern der Wirbelkammer 3, dem
Druckgefälle in der Einrichtung, der Dichte und der Menge der durchzupumpenden Flüssigkeit
ab.
[0024] Die durch die Baugruppe erzeugten hydroakustischen Wellen breiten sich hauptsächlich
in zwei Richtungen aus: nach innen der Wirbelkammer 3 und auf Bohrlochsohle. Die nach
innen gerichteten hydroakustischen Wellen werden durch den kegeligen Wellenreflektor
7 aufgenommen, von dessen Kegelfläche total reflektiert und zerstreut, ohne eine zerstörende
Wirkung auf den Kopf der Wirbelkammer 3 ausgeübt zu haben. Dadurch werden die Betriebssicherheit
und -dauer des Meißels erhöht, während die auf die Bohrlochsohle gerichteten hydroakustischen
Wellen der Zentralteil der Bohrlochsohle intensiv zerstören und in manch einem Gestein
einer zahnförmigen mechanischen Gesteinszerstörung überlegen sind.
[0025] Die Anwendung des angemeldeten Bohrmeißels gestattet es, die mechanische Bohrgeschwindigkeit
und die Meißelstandlänge gegenüber den Prototypen und den besten einsetzbaren Meißeln
wesentlich zu erhöhen.
[0026] Die Effektivität wird durch Erzeugung einer hohen Wellenenergie gerichteter Wirkung
in der bohrlochnahen Zone erzielt. Darüber hinaus sorgt der vorliegende Meißel für
eine Wellenkolmatation der Bohrlochwand beim Durchfahren geologisch komplizierter
Horizonte (in Nachfall-, Schluckzonen, bei Wasser-, Erdöl-, Erdgasaustritten).
Industrielle Anwendbarkeit
[0027] Die Erfindung kann bei der Bohrlochabteufung unter Benutzung von gesteinszerstörenden
Organen des Rollentyps eingesetzt werden.
1. Bohrmeißel, der einen Körper (1) mit daran befestigten gesteinszerstörenden Organen
und mit einer in diesem angeordneten Baugruppe zur Erzeugung hydrodynamischer Wellen
enthält, dadurch gekennzeichnet, daß die Baugruppe zur Erzeugung hydrodynamischer Wellen in Form einer Wirbelkammer
(3) mit tangential angeordneten Eintrittskanälen (4) und einem sich kegelig verjüngenden
Austrittskanal (5) mit eienr abgerundeten Stirnfläche ausgeführt ist.
2. Bohrmeißel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Hohlraum der Wirbelkammer (3) kugelförmig ausgeführt ist.
3. Bohrmeißel nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Wirbelkammer (3) mit einem in deren oberem Teil in Richtung ihrer Längsachse
angeordneten kegeligen Wellenrefektor (7) versehen ist, wobei der Neigungswinkel (φ)
der Erzeugenden der Kegelfläche des Reflektors (7) unterhalb des kritischen Wertes
(0') des Gleitwinkels (0) einer auf die Kegelfläche einfallenden Welle liegt.
4. Bohrmeißel nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Baugruppe zur Erzeugung hydrodynamischer Wellen mit einer Resonanzkammer
(8) versehen ist, deren Hohlraum mit dem Hohlraum der Wirbelkammer (3) verbunden und
in der ein Kolben (9) mit einer Stange (10) mit der Möglichkeit einer Verschiebung
in Längsrichtung untergebracht ist.