[0001] Das Verbinden von Blechteilen mittels Durchsetzfügen ist in DIN 85934.-5.2.11. definiert.
Die zu fügenden Bleche werden längs zweier paralleler begrenzter Linien durch einen
mit einer Matrize zusammenwirkenden Stempel eingeschnitten, auf die Matrizenseite
durchgedrückt und auf dieser durch Kaltfluß gebreitet, so daß eine Art Nietkopf entsteht
Beim Breiten des Materials weichen die Matrizenschneiden elastisch aus. Die Festigkeit
der Verbindung ist in Richtung quer zu den Schneidlinien größer als in Richtung senkrecht
dazu. Vorrichtungen zur Durchführung solcher Fügeverfahren sind in der EP-A-77 932
offenbart.
[0002] Bei diesen bekannten Vorrichtungen sind die Fügewerkzeuge in Richtung parallel zu
den Schnitten "offen". Es sind jedoch auch schon Durchsetzfügewerkzeuge bekanntgeworden,
bei denen die Matrize eine geschlossene Kontur aufweist und der Stempel eine dieser
gegenüber verkleinerte Kontur besitzt, derart, daß keines der zu fügenden Bleche eingeschnitten
wird und so ein fluiddichter Fügepunkt entsteht. Eine solche Vorrichtung ist beispielsweise
in der DE-OS 31 06 313, Fig. 7/8, offenbart. Die Matrizenkontur wird dabei von deren
Schneidenteilen begrenzt, die gelenkig an einem Sockel abgestützt sind. Diese Werkzeuge
benötigen jedoch relativ viel Platz, der in der Praxis oft nicht zur Verfügung steht.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Fügevorrichtung der im Oberbegriff des Patentanspruchs
1 angegebenen Gattung zu schaffen, bei der eine einfach herstellbare, wenig ausladende
Matrize ermöglicht wird und die herstellbaren verdrehsicheren Fügepunkte in Richtung
parallel zu den Flächen der Werkstücke im wesentlichen gleiche Zugfestigkeit in allen
Richtungen trotz ovaler Form aufweisen Können. Der letztere Umstand ist wichtig für
den Blechkonstrukteur, weil dieser dann die Einspannrichtung der Fügewerkzeuge nicht
auf die Belastung des späteren Werkstücks abzustimmen braucht.
[0004] Gemäß der Erfindung wird mit Vorteil von der Lehre der eingangs genannten EP-A Gebrauch
gemacht, indem die Schneidenteile als einfache Stanzteile hergestellt werden können.
Die Schneidenkontur wird dann von deren Endflächen einerseits, von dem Rand einer
in den Amboß eingebrachten Ausnehmung andererseits begrenzt, die sich ebenfalls mit
geringem Aufwand herstellen läßt. Die Begrenzung im Amboß bewirkt, daß sich der Werkstoff
gezielt in Richtung der federnden Schneidenteile ausbreitet. Hierdurch wird die erforderliche
Eindringtiefe des Stempels und die benötigte Druckkraft zur Erzeugung eines Fügepunktes
verringert.
[0005] In vielen Anwendungsfällen, etwa bei Haushaltsgeräten, Fahrzeugen usw. sind solche
Fügepunkte für den Benutzer sichtbar, und es ist erwünscht, daß diese ein ansprechendes
Aussehen haben, insbesondere kreisrund nach Art eines Nietkopfes sind. In Weiterbildung
der Erfindung kann man die Kontur des Stempels und der Matrize derart auslegen, daß
der Fügepunkt sich auf der Stempelseite als klar abgesetztes Oval, auf der Matrizenseite
jedoch mindestens annähernd als kreisrunder Vorsprung ergibt. Die Schneidenteile können
zur Erhöhung der Standzeit, und um Aufschweißungen zu verhindern, mit geeigneten Beschichtungen
versehen werden.
[0006] Es ist besonders vorteilhaft, wenn man die Funktionen "Schneiden" und "elastisch
auslenken" der Schneidenteile derart voneinander trennt, daß die Schneidenteile selbst
nicht verformbar sind, sondern von Blattfedern gegen den Amboß vorgespannt werden.
Man kann dann für die Schneidenteile ein hochfestes Material verwenden, das das Fügen
auch harter Bleche, etwa aus Edelstahl, ermöglicht. Andererseits kann man die Blattfedern
aber so weich wählen, daß die Schneidenteile auch schon bei geringer Belastung ausweichen;
dies ermöglicht das Fügen dünner Bleche aus weichem Material, etwa Aluminium. So kann
man mit der Vorrichtung gemäß der Erfindung Bleche aus Aluminium mit einer Dicke von
je 0,2 mm einwandfrei fügen, was mit den vorbekannten Vorrichtungen nicht möglich
ist.
[0007] Es ist auch vorteilhaft, die Schneidenteile auf offenen Schneidenlagern eines Sockels
abzustützen und unterhalb dieser Lager Auffangräume für bei der Fügearbeit entstehenden
Abrieb, Fett und dergleichen vorzusehen.
[0008] Schließlich ist es vorteilhaft, die matrizenseitigen Schneiden abzurunden, wodurch
die mögliche Spanbildung minimal gemacht wird.
[0009] Ausführungsbeispiele der Erfindung werden nachstehend unter Bezugnahme auf die beigefügten
Zeichnungen näher erläutert.
Fig. 1 stellt im Längsschnitt die Funktionsbereiche von Stempel und Matrize einer
ersten Ausführungsform dar,
Fig. 2 ist ein Schnitt nach Linie 2-2 der Fig. 1, und in dieser Figur ist auch die
Schnittebene der Fig. 1 eingezeichnet,
Fig. 3 zeigt in Draufsicht die Stempelseite einer fertigen Fügung,
Fig. 4 zeigt entsprechend die Matrizenseite,
Fig. 5 bzw. 6 sind Schnitte nach Linie 5-5 bzw. 6-6 der Fig. 3, jedoch dieser gegenüber
erheblich vergrößert,
Fig. 7 zeigt analog Fig. 2 eine Matrize in einer zweiten Ausführungsform, und
Fig. 8 stellt perspektivisch und weggebrochen in Explosionsform den Amboß, ein Schneidenteil
und eine Blattfeder der Matrize nach Fig. 7 dar, während
Fig. 9 eine alternative Form des Stempels in zu Fig. 1 analoger Seitenansicht zeigt.
[0010] Der in Fig. 1 und 2 weggebrochen dargestellte Werkzeugsatz, bestehend aus Stempel
10 und Matrize 12, wird in irgendeine Preßvorrichtung (nicht dargestellt) eingespannt
und in Richtung der Pfeile 14 bewegt, um zwei oder mehr zwischen Stempel und Matrize
gelegte Bleche 16 zu fügen. Die Matrize besteht aus einem zentralen Amboß 18 mit einer
Ausnehmung 20, an deren Grund sich die Arbeitsfläche 22 befindet, und zwei Schneidenteilen
24, die hier die Form von kräftigen Blattfedern haben. Wie an sich bekannt, wird beim
Pressenhub das Blech vom Stempel in die Matrzenausnehmung, begrenzt von den Schneidenteilen
24 und den Amboßabschnitten 26 beidseits der Ausnehmung 20, durchgesetzt, und wenn
der Durchsatz durch die Arbeitsfläche 22 des Amboß gestoppt wird, fließt das durchgesetzte
Material seitlich, weil die Schneidenteile elastisch auslenkbar sind.
[0011] Die Stempelkontur ist oval, wie in Fig. 3 erkennbar, und ebenso ist auch die Matrizenausnehmung
annähernd oval (vgl. Fig. 8). Die Stempelkontur ist gegenüber der Matrizenkontur zurückgesetzt
derart, daß beim Fügen keines der beiden Bleche durchschnitten wird, und ungleich
in den beiden durch die Schnittebenen der Fig. 1 bzw. 2 definierten Ebenen:
[0012] Das Maß "A" ist deutlich größer als das Maß "B", und dies wirkt sich auch auf die
Querschnittsform der fertigen Fügeverbindung aus, wie in Fig. 5 und 6 dargestellt.
In der Ebene 5-5 bleiben deutlich kräftigere Materialdicken der Durchsetzung stehen
als im fließverpreßten Bereich der Ebene 6-6, wobei die Maße A und B sowie der Arbeitswinkel
"C" des Stempels derart aufeinander abgestimmt sind, daß die Zugfestigkeit der Fügeverbindung
in Richtung parallel zu den Blechen mindestens annähernd gleich ist. Wie Fig. 3 und
4 erkennen lassen, ist der Fügepunkt von beiden Blechseiten gesehen ästhetisch befriedigend.
[0013] Die Darstellung nach Fig. 1 und 2 ist weitgehend schematisch, um das für die Erfindung
Wesentliche zu erläutern. Eine so ausgeführte Matrize hätte zwei wesentliche Nachteile:
Einmal muß für die Schneidenteile ein Kompromiß bezüglich der Festigkeit und der Elastizität
gefunden werden, zum andern ist nicht auszuschließen,daß beim Fügen abgeschate Späne
der Werkstücke in den Spalt zwischen Amboß und Schneidenteile gelangen und die letzteren
dauernd abspreizen, was natürlich die Fügearbeit beeinträchtigt.
[0014] Aus diesen Gründen ist eine Konstruktion gemäß Fig. 7 und 8 für die Matrize bevorzugt.
Die Schneidenteile sind auf je einer Schneide 30 eines Sockels 32 auslenkbar abgestützt
und werden von Blattfedern 34 in Anlage am Amboß 18 gehalten. Die Schneidenteile können
daher aus sehr hartem Material gefertigt werden, während die Blattfedern ein nahezu
unbehindertes Auffedern bei der Phase der Materialbreitung gewährleisten. Die Lager
der Schneidenteile sind hier mit einer dem Stempel zugekehrten kreisbogenförmigen
Auflage ausgeführt, so daß etwaige Verschmutzungen aus dem Lagerbereich nach unten
fallen. Der Amboß ist unterhalb seines Arbeitsbereichs nach innen eingezogen, so daß
sich Sammelräume 36 für Späne oder anderen Schmutz ergeben; diese Sammelräume liegen
unterhalb der Lager 30. Amboß, Sockel und Blattfedern können durch einen Hohlniet
oder dergleichen miteinander verbunden werden, wobei in Fig. 7 nur die Achse 38 eines
solchen Verbindungselements angedeutet ist.
[0015] Damit die Schneidenteile auf ihren Lagern 30 gehalten werden, weisen die Schneidenteile
seitliche Ausschnitte 40 auf, in die abgewinkelte Lappen 42 der zugehörigen Blattfeder
34 greifen; die freien Enden dieser Lappen sind mit Abwinkelungen 44 versehen, die
das zugehörige Schneidenteil formschlüssig umklammern. Der Platz dafür wird durch
das Einziehen des Amboß′ geschaffen.
[0016] Die Spanbildung kann erheblich vermindert oder sogar ganz unterbunden werden, wenn
die Kanten 46 des Amboß′ und die Kanten 48 der Schneidenteile nicht scharfkantig sind,
sondern abgerundet werden.
[0017] Die Fig. 9 stellt eine Form des Stempels dar, bei der die Eindringtiefe des Stempels
durch einen Bund 50 begrenzt wird, der sich auf die Oberseite des stempelseitigen
Blechs setzt. Diese Bauart empfiehlt sich bei dünnen, weichen Blechen, um ein Hochsteigen
des verdrängten Materials zu unterbinden. Außerdem braucht die verwendete Presse dann
keine Hubbegrenzung, sondern nur eine Kraftbegrenzung aufzuweisen, was bei z.B hydraulischem
Antrieb einfacher ist.
1. Vorrichtung zum Durchsetzfügen von Blechwerkstücken mit einem Stempel und einer Matrize,
die einen stationären Amboß und zwei in vorgegebener Richtung elastisch auslenkbare
Schneidenteile umfaßt, wobei die dem Stempel zugekehrte Seite der Matrize eine geschlossene
Matrizenkontur des Durchsetzbereichs begrenzt, während die Stempelkontur gegenüber
der Matrizenkontur soweit verkleinert ist, daß beim Fügen keines der Werkstücke durchtrennt
wird, dadurch gekennzeichnet, daß der Amboß und die beiden Schneidenteile einander zugekehrte ebene Flächen aufweisen
und die Matrizenkontur von den beiden Schneiden der Schneidenteile sowie einer in
den Amboß eingebrachten Ausnehmung begrenzt ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch eine ovale Stempelkontur und Matrizenkontur,
die derart auf die Blechdicken abgestimmt sind, daß der matrizenseitige Fügepunkt
im wesentlichen kreisrund ist.
3. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Schneidenteile
gelenkig an einem Sockel abgestützt sind und von Blattfedern gegen den Amboß vorgespannt
sind.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, gekennzeichnet durch eine formschlüssige Verbindung zwischen
den Blattfedern und den Schneidenteilen.
5. Vorrichtung nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Schneidenteile
auf dem Sockel mittels offener Schneidenlager mit sokkelseitiger Schneide abgestützt
sind.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen dem Amboß und dem
Sockel ein Spanraum ausgenommen ist, der sich in den Spalt zwischen Amboß und Schneidenteilen
fortsetzt.
7. Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
Schneiden der Schneidenteile abgerundet sind.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die dem Stempel zugekehrte
Kante der Amboßausnehmung abgerundet ist.
9. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Schneidenteile eine verschleißmindernde
Beschichtung aufweisen.
10. Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der
Stempel einen seine Eindringtiefe begrenzenden Bund aufweist.