[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erfassung der Verkehrslage nach dem Oberbegriff
des Patentanspruchs 1 und eine Anordnung zur Durchführung des Verfahrens nach dem
Oberbegriff des Patentanspruchs 1
[0002] Die Erfindung ist insbesondere anwendbar zur Erfassung der Luftverkehrslage in der
Umgebung sogenannter Regionalflugplätze. Dieses sind Landeplätze des allgemeinen Verkehrs
mit Flugplatzkontrollstellen. Auf diesen Landeplätzen können insbesondere kleinere
Flugzeuge nach Sicht- und Instrumenten-Flugregeln starten und landen.
[0003] Wird ein solcher Regionalflugplatz zumindest zeitweise, z.B. am Beginn sowie am Ende
der derzeit üblichen Geschäftszeit, stärker genutzt, so ist es erforderlich, in der
Umgebung des Regionalflugplatzes die Luftverkehrslage zumindest zeitweise optimal
zu erfassen damit insbesondere sogenannte Konfliktsituationen vermieden werden.
[0004] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein gattungsgemäßes Verfahren anzugeben,
das eine kostengünstige Ermittlung der Luftverkehrslage ermöglicht, insbesondere in
der Umgebung eines Regionalflugplatzes, wobei Luftfahrzeuge mit unterschiedlichster
Instrumentenausstattung in zuverlässiger Weise überwacht und/oder abgefertigt werden
sollen. Der Erfindung liegt außerdem die Aufgabe zugrunde, eine kostengünstige und
vielseitig erweiterbare Anordnung zur Durchführung des Verfahrens anzugeben.
[0005] Diese Aufgabe wird gelöst durch die in den kennzeichnenden Teilen der Patentansprüche
1 und 7 angegegebenen Merkmale. Vorteilhafte Aus- und/oder Weiterbildungen sind den
Unteransprüchen entnehmbar.
[0006] Ein erster Vorteil der Erfindung besteht darin, daß sowohl in dem Luftfahrzeug als
auch in der Bodenstation lediglich jeweils eine Anordnung mit derselben Grundausstattung
benötigt wird. Diese ist räumlich kompakt und kostengünstig herstellbar.
[0007] Ein zweiter Vorteil besteht darin, daß die Grundausstattung entsprechend den Anforderungen
an das Luftfahrzeug und/oder den Regionalflugplatz erweiterbar und/oder nachrüstbar
ist.
[0008] Ein dritter Vorteil besteht darin, daß zur Übertragung der Positionsdaten eines Luftfahrzeug
und/oder einer Bodenstation in kostengünstiger Weise eine zwischen dieser und dem
Luftfahrzeug vorhandene Sprechfunkstrecke genutzt wird. Dadurch entfallen ansonsten
nötige zusätzliche Sende- und/oder Empfangsanlagen.
[0009] Ein vierter Vorteil besteht darin, daß insbesondere in einem Luftfahrzeug im allgemeinen
keine zusätzliche Anzeigeneinrichtung benötigt wird, sondern es können bereits vorhandene
Anzeigeeinrichtungen benutzt werden, z.B. der Bildschirm eines Wetterradars oder eines
Stormcopes.
[0010] Die Erfindung wird im folgenden anhand eines Ausführungsbeispieles unter Bezugnahme
auf eine schematische Zeichnung näher erläutert.
[0011] Dabei zeigen
- FIG. 1
- ein Blockbild einer beispielhaften Anordnung in einem Luftfahrzeug und
- FIG. 2
- ein Blockbild einer beispielhaften Anordnung in einer Bodenstation.
[0012] In der folgenden Beschreibung sowie der Zeichnung werden zum Teil englische Bezeichnungen
verwendet, da diese in den Fachkreisen üblich sind und daher zu einer genauen Erläuterung
der Erfindung dienen.
[0013] Aus den Figuren 1 und 2 ist ersichtlich, daß sowohl in dem Luftfahrzeug (FIG. 1)
als auch in der Bodenstation (FIG. 2) die gleiche Grundausstattung 9 benötigt wird.
Diese enthält als wesentlichen Bestandteil eine Busstruktur, an die verschiedene Geräte
anschließbar sind, was im folgenden noch näher erläutert wird. Dadurch kann die Anordnung
an unterschiedliche Gegebenheiten und Anforderungen angepaßt werden. Die Grundausstattung
9 enthält weiterhin
- eine Datenverarbeitungsanlage 10 ("Data Management & Control"), z.B. einen sogenannten
Kleinrechner ("Ein-Karten-Rechner"), zur Verarbeitung der auf dem Datenbus 1 vorhandenen
Daten,
- eine Datenein-/-ausgabeeinrichtung 11 ("Date I/0"), z.B. eine Tastatur oder eine Einrichtung
zur Ein-/Ausgabe von Sprachinformationen zur Ein/Ausgabe von Daten wie beispielsweise
Flugplänen und/oder sogenannten Waypoints (Wegmarken), und
- ein Sprach-Datenmodem 2 ("Voice Date Modem"), das eine im allgemeinen vorhandene Sende-
und Empfangseinrichtung 12 ("COM I/0") für den Flugfunk ("Voice Data Communication")
ansteuert.
[0014] In dem Beispiel gemäß FIG. 1 wird nun diese Grundausstattung 9 für ein Luftfahrzeug
erweitert durch
- eine Einrichtung 8 ("A/C Data Library") zur Speicherung und Abgabe der für das Luftfahrzeug
wichtigen Kenndaten, z.B. Kennung, Typ sowie Flugplandaten,
- eine Anlage 5 zur Ermittlung der Positionsdaten des Luftfahrzeugs. Diese Anlage 5
enthält vorteilhafterweise ein Satellitennavigationssystem, dessen Daten über eine
zugehörige Ein-/Ausgabe-stelle (NAV I/O) an den Datenbus 1 geleitet werden, und
- eine Anzeigeeinheit 3, die vorteilhafterweise den im allgemeinen vorhandenen Bildschirm
des elektronischen Instrumenten-Flugsystems ("Electronic Flight Instrument System"
(EFIS)) benutzt. Dieses Flugsystem ist über eine zugehörige Ein-/Ausgabeeinheit (EFIS
I/0) mit dem Datenbus 1 verbunden.
[0015] In dem Beispiel gemäß FIG. 2 wird nun diese Grundausstattung 9 für eine Bodenstation
lediglich erweitert durch eine Anzeigeeinrichtung 4, die z.B. einen Farbbildschirm
("Display on Ground") und eine zugehörige Ein-/Ausgabeeinheit ("GRAF. I/0"), die mit
dem Datenbus 1 verbunden ist, enthält. Es ist zweckmäßig, an den Datenbus 1 eine oder
mehrere Anlagen zur Ermittlung zusätzlicher Positionsdaten von Luftfahrzeugen anzuschließen.
Die Anlagen sind z.B. Primär- oder Sekundär-Radaranlagen 6 und/oder Peiler-Triangulationsanlagen
7 ("VDF"), die über die zugehörigen Ein-/Ausgabeeinheiten RADAR I/0 bzw. VDF I/0 an
den Datenbus 1 angeschlossen sind. Es ist er-sichtlich, daß an den Datenbus 1 weitere
Anlagen zur Ermittlung der Positionsdaten von Luftfahrzeugen anschließbar sind. Außerdem
ist über den Datenbus eine Kopplung mehrerer Bodenstationen möglich, sofern dieses
erforderlich ist. Mit einer solchen Bodenstation sind vorteilhafterweise sowohl sogenannte
kooperative als auch sogenannte nicht kooperative Verkehrsteilnehmer (Luftfahrzeuge)
erfaßbar. Alle Luftfahrzeuge können auf einem Sichtschirm dargestellt werden, so daß
eine Verkehrslenkung durch ein Lotsen am Boden möglich ist. Die erfaßten Daten der
Luftfahrzeuge können auch für Verwaltungsaufgaben, z.B. Erstellung von Statistiken,
Abrechnung der Start- und/oder Landegebühren, benutzt werden.
[0016] Der Verfahrensablauf zur Erfassung der Luftfahrzeuge wird nachfolgend näher erläutert.
[0017] Bei der kooperativen Erfassung besitzt das Luftfahrzeug z.B. ursprünglich mindestens
eine Anlage zur Bestimmung der eigenen Positionsdaten sowie eine Sprechfunkanlage
zur Durchführung des Standardflugfunkes. Diese Geräteausstattung wird nun so erweitert,
daß sich eine Ausstattung gemäß FIG. 1 ergibt. Mit dieser Ausstattung ist die Erfassung
der eigenen Position, die Übertragung von Positions-, Flugzeug - sowie Flugplandaten
zur Bodenstation möglich sowie der Empfang der Positionsdaten benachbarter Luftfahrzeuge.
Außerdem ist eine Darstellung einer vereinfachten Verkehrslage auf einem Anzeigegerät,
z.B. einem Wetterradarbildschirm, einem Stormscope oder dem Bildschirm eines elektronischen
Flug-Instrumenten-Systems (EFIS), möglich. Gemäß FIG. 1 werden die Daten der eigenen
Position über ein Navigations-Interface (NAV I/0) aus dem an Bord des Luftfahrzeuges
befindlichen Navigationssystems, z.B. entweder eines Flight Management Systems oder
ersatzweise eines GPS (Satellitennavigationssystems) mit einer Positionsgenauigkeit
besser als 0.1 NM (nautische Meilen) und 50 ft (Fuß) Höhe gewonnen und einer Datenverarbeitungsanlage
10 (Data Management & Control) zugeführt, wo sie mit den Daten des Luftfahrzeuges
(A/C DATA Library), wie der Kennung, des Kurzrufzeichens, Flugplandaten, verknüpft
werden. Erfolgt nun über den Standard-Flugfunk ein selektiver Abfrageruf der Bodenstation,
so wird dieser in der Sende- und Empfangseinrichtung 12 empfangen und automatisch
an die Datenverarbeitungsanlage 10 weitergeleitet. Diese bewirkt, daß über die Datenein-/ausgabeeinrichtung
11 das Sprach-Datenmodem 2 und die Sende- und Empfangseinrichtung 12 angesteuert werden.
Dann werden zumindest die Daten des Luftfahrzeuges über den Flugfunk an die abfragende
Bodenstation übertragen. Die gleiche Einrichtung an Bord wird benutzt um von Nachbarflugzeugen
abgestrahlte Daten zu empfangen und über eine Schnittstelle (EFIS I/O) an ein Anzeigegerät
zu übertragen, wo diese anderen Verkehrsteilnehmer relativ zur eigenen Position nach
Lage und Entfernung angezeigt werden.
[0018] Müssen nun auf einem Regionalflugplatz eine Vielzahl gemäß FIG. 1 ausgerüsteter Luftfahrzeuge
abgefertigt werden, d.h. Starts, Landungen und Bewegungen innerhalb der Kontrollzone
kontrolliert werden, so kann die zugehörige Bodenstation in vorteilhafter Weise sehr
kostengünstig ausgerüstet sein. Es wird lediglich die in FIG. 2 dargestellte Grundausstattung
9 sowie die Anzeigeeinrichtung 4 benötigt.
[0019] Müssen dagegen auf einem Regionalflugplatz zusätzlich oder vorwiegend Luftfahrzeuge,
die kein kooperatives Erfassen ermöglichen, sicher und zuverlässig abgefertigt werden,
so muß die zugehörige Bodenstation auf Daten zur Positionsbestimmung von Luftfahrzeugen
zurückgreifen, die von Nachbarstationen über Primär- und Sekundärverfahren ermittelt
wurden. Ist eine solche Bodenstation z.B. gemäß FIG. 2 mit Anlagen 6, 7 zur Positionsbestimmung
ausgerüstet, so können mit einer solchen Bodenstation in sicherer und zuverlässiger
Weise auch eine Vielzahl von Luftfahrzeugen, die lediglich den Standard-Flugfunk besitzen,
abgefertigt werden.
[0020] In allen Fällen erhält die Bodenstation ein dem Verkehrsteilnehmer (Luftfahrzeug)
zugeordnetes Datentelegramm mit Angaben über dessen Rufzeichen, die aktuelle Position
und zusätzliche Flugplan- oder Absichtsdaten. Bei einer digitalen Sprach- und Datenübertragung
im Multiplexverfahren, z.B. Zeitmultiplex, muß ein Sprach-Daten Modem (Voice Data
Modem) zur Trennung der Dateninformation verwendet werden. Über eine Kommunikationsschnittstelle
(Data I/0) werden die Daten der zentralen Rechnereinheit (Data Management & Control)
zugeführt. In diesem Rechner wird aus den aktuell empfangenen Daten der Verkehrsteilnehmer,
aus bereits bekannten Daten vorangegangener Übertragungen, aus den Information eines
möglicherweise vorhandenen Primär- und Sekundärradar (über die Schnittstelle Radar
I/0) und aus möglicherweise vorhandenen Triangulationsdaten zweier Peiler eine Luftlage
generiert und über die Grafikeinheit (Graphic I/0) auf einem Farbbildschirm ausgegeben.
Ferner wird in der zentralen Einheit eine Abfragefrequenz für die Verkehrsteilnehmer
in Abhängigkeit ihrer Entfernung zum Platz und ihrer Absichten generiert und über
den Kommunikationsteil des Bodensystems abgestrahlt. Die kooperativ ausgerüsteten
Luftfahrzeuge antworten danach automatisch ebenfalls sequenziell in der Reihenfolge,
in der sie angesprochen werden. Die nicht kooperativ ausgerüsteten Luftfahrzeuge werden
durch ein Trackverfahren mitgeführt und ihre Position bei Funkkontakt überprüft bzw.
korrigiert. Weiterhin sind andere Teilnehmermanagementverfahren möglich, zum Beispiel
Random-Access-Verfahren, bei denen beispielsweise Luftfahrzeuge selbstätig in beliebiger
zeitlicher Reihenfolge Positionsmeldungen abstrahlen.
[0021] Mit den derartig enthaltenen Daten ist eine Ermittlung von Konflikten, z.B. ungenügender
Sicherheitsabstand, und eine dementsprechende Warnung des zuständigen Verkehrslotsen
möglich, z.B. durch eine entsprechende grafische Anzeige auf einem Farbbildschirm.
[0022] Weiterhin ist eine Erfassung aller (Luftfahrzeug) Bewegungen zum und vom Landeplatz
zum Zweck der automatisierten sogenannten AIS-Meldungen bei Flugplänen und für Abrechnungen
und die Verwaltung möglich.
[0023] Die Erfindung ist nicht auf die aufgeführten Beispiele beschränkt. Beispielsweise
ist es möglich, ein oder mehrere in den Figuren 1 oder 2 aufgeführten Funktionsblöcke
in Software-Modulen zu realisieren.
[0024] Weiterhin ist es möglich, das beschriebene Verfahren und/oder die Anordnung auf andere
Verkehrssysteme z.B. Straßen- oder Wasserverkehr anzuwenden.
1. Verfahren zur Erfassung der Verkehrslage, insbesondere der Luftverkehrslage, in der
Umgebung von Landeplätzen, bei denen zumindest über eine VHF-Funkausrüstung eine Sprechfunkverbindung
zwischen einer zu dem Landeplatz gehörenden Bodenstation und mindesten einem in deren
Umgebung befindlichen Luftfahrzeug ermöglicht wird,
dadurch gekennzeichnet,
- daß wahlweise in dem Luftfahrzeug oder der Bodenstation oder sowohl in der Bodenstation
als auch in dem Luftfahrzeug mindestens eine Anlage zur Bestimmung der Positionsdaten
des Luftfahrzeugs eingerichtet wird, und
- daß die von der Anlage ermittelten Positionsdaten über die VHF-Funkausrüstung zu
der Bodenstation übertragen und dort angezeigt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß bei dem Vorhandensein von mindestens
zwei Luftfahrzeugen in der Umgebund der Bodenstation in jedem Luftfahrzeug und in
der Bodenstation die Positionsdaten der Luftfahrzeuge angezeigt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Positionsdaten
von mindestens zwei Luftfahrzeugen, die sich in der Umgebung der Bodenstation befinden,
fortlaufend überwacht werden und daß beim Auftreten einer Konfliktsituation der Lotse
gewarnt wird.
4. Verfahren nach eindem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
Positionsdaten auf einem Sichtschirm angezeigt werden.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
Positionsdaten wahlweise in einem Luftfahrzeug oder der Bodenstation ermittelt und
dort gespeichert werden und daß diese Positionsdaten erst dann über die Sprechfunkverbindung
gesendet werden, wenn von der Bodenstation oder dem Luftfahrzeug zuvor ein zugehöriges
Anforderungssignal über die Flugfunkverbindung empfangen wurde.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß zumindest
die Positionsdaten als digitale Signale über die Flugfunkverbindung gesendet werden.
7. Anordnung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß in dem Luftfahrzeug und der Bodenstation ein Datenbus
(1), an den zumindest ein Sprache-Daten-Modem (2) sowie eine Anzeigeeinheit (3, 4)
anschließbar sind, vorhanden ist.
8. Anordnung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß an den Datenbus (1) mindestens
eine Anlage (5, 6, 7) zur Ermittlung der Positionsdaten von mindestens einem Luftfahrzeug
angeschlossen sind und daß zumindest in dem Luftfahrzeug eine Einrichtung (8) zur
Abgabe einer Kennung an den Datenbus (1) angekoppelt ist.
9. Anordnungen nach Anspruch 7 oder Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß in mindestens
einem Luftfahrzeug die Anlage (5) zur Ermittlung der Positionsdaten ein Satellitennavigationssystem
enthält.
10. Anordnungen nach einem der Ansprüche 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Bodenstation
Zugriff auf Daten einer Anlage (6, 7) zur Ermittlung der Positionsdaten von mindestens
einem Luftfahrzeug erhält und daß die Anlage (6, 7) mindestens eine Radaranlage und/oder
mindestens eine Triangulationsanlage enthält.