[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines stickstoffhaltigen Dauermagneten.
[0002] Aus der EP-OS 369 097 sind stickstoffhaltige Dauermagnete bekannt, die 5 bis 20 Atom.-%
mindestens eines Seltenerdelementes, 5 bis 30 Atom.-% Stickstoff, 0,01 bis 10 Atom.-%
Wasserstoff, Rest Eisen und gegebenenfalls 0,1 bis 40 Atom.-% weitere Zusatzelemente
enthalten. Zur Herstellung eines solchen Dauermagneten werden die bereits nitrierten
Magnetpulver beispielsweise zunächst gepreßt und dann in einer stickstoff- und sauerstoffhaltigen
Atmosphäre einer Wärmebehandlung, die dort als Sintern bezeichnet wird, unterzogen.
Die Temperatur bei der sogenannten Sinterung soll zischen 100 und 650 °C betragen.
Bevorzugt wird eine Temperatur von weniger als 450 °C, da dann das Magnetmaterial
hinreichend stabil ist.
[0003] Beträgt die Temperatur mehr als 650 °C so führt dies zu einem rapiden Zerfall der
hartmagnetischen Verbindung. Eine Erhöhung der Sintertemperatur auf über 650 °C ist
daher wegen der Instabilität des Magnetmaterials nicht möglich. Daher werden die eigentlichen
Ziele des Sinterns, nämlich eine Festigkeitssteigerung und/oder eine Dichtezunahme
gegenüber der Preßdichte des Formkörpers nicht in ausreichendem Maße erreicht.
[0004] Aufgrund der begrenzten Sintermöglichkeiten der genannten Legierungen bietet sich
als Alternative die Herstellung gebundener Magnete aus den Magnetlegierungen an. Auch
dieser Weg ist in der EP-OS 369097 bereits beschrieben. Hierbei wird beispielsweise
von einer pulverförmigen Vorlegierungen der Zusammensetzung Sm2-Fe17 ausgegangen,
die einer Wärmebehandlung in einer stickstoff- und wasserstoffhaltigen Atmosphäre
zur Aufnahme dieser Elemente unterzogen wird. Die so erhaltene Sm-Fe-N-H-Legierung
wird in einer Stickstoffatmosphäre weiter zerkleinert und dann mit einem Kunstharzbinder
gemischt, in eine Form gegossen und anschließend ausgehärtet. Alternativ hierzu kann
das Sm-Fe-N-H-Magnetpulver auch in einem Magnetfeld verdichtet und anschließend imprägniert
werden.
[0005] Da sich die Magnetpartikel in einem Magnetfeld nicht mehr ungehindert orientieren
können, wenn das Magnetpulver mit dem Bindemittel vermischt ist, führt das oben beschriebene
Verfahren zur Herstellung gebundener Dauermagnete bei anisotropem Magnetpulver zu
einer Erniedrigung der Remanenz. Weiterhin können die Magnetpartikel durch den Preßvorgang
geschädigt werden. Es ist bekannt, daß eine solche Schädigung des Magnetmaterials
durch eine Glühbehandlung von beispielsweise etwa 2 Stunden bei 600 bis 1000 °C im
Vakuum bei den bekannten SmCo5-Dauermagneten aufgehoben werden kann. Im Falle kunststoffgebundener
Magnete ist eine entsprechende Behandlung nicht möglich, da die Glühtemperatur so
hoch gewählt werden muß, daß dabei der Kunststoff zersetzt würde.
[0006] Weiterhin sind aus der Veröffentlichung von J.M.D. Coey und Hong Sun in "JOURNAL
OF MAGNETISM AND MAGNETIC MATERIALS", 87 (1990), Seiten L251 bis L254, stickstoffhaltige
SE-Fe-NDauermagnetlegierungen bekannt, die als weiteres Legierungselement Kohlenstoff
enthalten können. Zur Herstellung der dort beschriebenen Legierungspulver wird der
Stickstoff in SE2-Fe17 bzw. SE2-Fe17-C-Legierungen durch Wärmebehandlung in einer
stickstoffhaltigen Atmosphäre eingebracht. Auch dort wird ausgeführt, daß sich diese
Verbindungen bei Temperaturen von mehr als 550 °C zersetzen und bei 850 °C eine Mischung
aus verschiedenen Zerfallsprodukten vorliegt. Daher bieten sich auch diese Legierungen
insbesondere zur Herstellung von gebundenen Dauermagneten an.
[0007] Übliche Verfahrenstechniken zur Herstellung kunststoffgebundener Magnete bestehen
darin, das Magnetpulver vor der Kompaktierung mit Kunststoff zu mischen oder zu compoundieren.
Die Pulverpartikel werden mit schmelzflüssigem oder in einem Lösungsmittel gelösten
Kunststoff umhüllt. Im letzteren Fall wird das Lösungsmittel durch Evakuieren entfernt.
Anschließend muß das compoundierte Pulver zur besseren Verarbeitung zerkleinert und
gesiebt werden.
[0008] Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein vereinfachtes und kostengünstigeres Verfahren
zur Herstellung von gebundenen stickstoffhaltigen Dauermagneten anzugeben, bei dem
eine Schädigung der Pulverteilchen - beispielsweise durch selektive Oxidation - weitgehend
vermieden wird. Die Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs
1 gelöst. Das erfindungsgemäße Verfahren gestattet ferner eine ungehinderte Orientierung
der Magnetpartikel.
[0009] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren wird eine im wesentlichen stickstofffreie Vorlegierung
zunächst zu einem porösen Formkörper verdichtet. Unter einer im wesentlichen stickstofffreien
Vorlegierung wird eine Vorlegierung verstanden, die nicht mehr als etwa 10 % des Stickstoffgehaltes
des fertigen Dauermagneten aufweist. Der zunächst stickstofffreie Preßling kann durch
Pressen in einem Werkzeug, durch isostatisches Pressen, Strangpressen von Pulver in
einer Kapsel oder ähnlichen Verdichtungstechniken hergestellt werden. Die Nitrierung
erfolgt erst nach dem Verdichten mittels einer Wärmebehandlung in einer stickstoffhaltigen
Atmosphäre. Vorzugsweise erfolgt diese Wärmebehandlung in N₂ oder in einer Mischung
aus N₂ und H₂ oder in einer NH₃-Atmosphäre.
Durch die Porosität, d.h. durch die verbundenen Porenkanäle des Formkörpers ist eine
schnelle Diffusion des Stickstoffs gewährleistet. Zur weiteren Beschleunigung der
Reaktionsglühung kann die Nitrierung insbesondere unter erhöhtem Stickstoffdruck (mehr
als 1 bar) erfolgen. Das Nitrieren erfolgt vorzugsweise bei einer Temperatur zwischen
250 °C und der Zersetzungstemperatur der stickstoffhaltigen Verbindung. Die Nitrierung
wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren somit nicht am Pulver, sondern erst am Preßling
vorgenommen. Überraschenderweise bleibt der gepreßte Formkörper bei der Stickstoffaufnahme
trotz Gitteraufweitung erhalten.
[0010] Durch das erfindungsgemäße Verfahren wird eine selektive Oxidation der Pulverteilchen,
die zur Erniedrigung der Koerzitivfeldstärke durch magnetische Keimbildung führen
kann, weitgehend vermieden. Weiterhin können durch pulvermetallurgische Zusätze von
Hydriden der Seltenerdelemente eventuell vorhandenes Alpha-Eisen bzw. teilweise oxidierte
Teilchenoberflächen bei der Nitrierung in die SE2-Fe17-Verbindung umgewandelt werden.
[0011] Durch eine zusätzliche Imprägnierung der Formkörper mit einem Kunststoff- oder Metallbinder
kann eine weitere Steigerung der Festigkeit und Korrosionsbeständigkeit erreicht werden.
Die Imprägnierung wird beispielsweise in Form einer Vakuumimprägnierung des nitrierten
Preßlings mit Kunstharz durchgeführt. Bei der Imprägnierung kann es sich aber auch
um eine Druckimprägnierung mit Kunststoff oder einer Metallschmelze handeln. Als geeignete
Metalle kommen beispielsweise Hg, Sn oder Zn in Frage.
[0012] Gemäß einer besonderen Ausführungsform kann die Verdichtung auch in der Form erfolgen,
daß die im wesentlichen stickstofffreie Vorlegierung bereits zusammen mit dem metallischen
Binder verdichtet wird. Hierzu kann der metallische Binder als Pulver der Vorlegierung
zugemischt werden. Alternativ kann auch das Vorlegierungspulver mit dem metallischen
Binder beschichtet sein.
[0013] Besonders geeignet ist das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung von Dauermagneten
des Typs SE-TM-N, wobei SE mindestens ein Seltenerdelement und TM mindestens ein Übergangselement
bezeichnet. Als bevorzugtes Seltenerdelement hat sich dabei Samarium erwiesen. Das
Übergangselement TM wird insbesondere durch Eisen repräsentiert, jedoch kann ein Teil
des Eisens auch durch Kobalt und/oder Nickel ersetzt sein. Bei den erfindungsgemäß
hergestellten Dauermagneten handelt es sich dann insbesondere um Magnete der Zusammensetzung
Sm2-Fe17-Nx oder Sm2-Fe17-(C,N)x mit 2 < x < 3. Die Dauermagnetlegierung kann weiterhin
bis zu 9 Atom.-% mindestens eines der Elemente Sn, Ga, In, Bi, Pb, Zn, Al, Zr, Cu,
Mo, Ti, P, Si und B enthalten. Weitere Elemente, insbesondere Sauerstoff, können in
Konzentrationen enthalten sein, die üblichen Verunreinigungen entsprechen.
[0014] Die bevorzugte Vorlegierung Sm2-Fe17 besitzt eine planare Anisotropie. Durch das
Verdichten der pulverförmigen Vorlegierung in einem Magnetfeld und anschließender
Bildung der stickstoffhaltigen Sm2-Fe17-Nx-Phase mit uniaxialer Anisotropie kann ca.
70 % der Remanenz des anisotropen Massivmagneten erreicht werden. Beispielsweise weist
die Legierung Sm2-Fe17-N2,5 als Massivmagnet eine Sättigungsmagnetisierung von 1,54
T auf. Bei einer Packungsdichte von 75 % kann mit dieser Legierung daher eine Remanenz
des gebundenen Magneten von etwa 0,8 T mit dem erfindungsgemäßen Verfahren erzielt
werden.
[0015] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform wird die Ausgangsverbindung Sm2-Fe17
mit Kohlenstoff legiert. Die intermetallische Verbindung Sm2-Fe17-Cy weist für y >
1 eine uniaxiale Anisotropie auf. Wird eine solche pulverförmige Vorlegierung nach
dem erfindungsgemäßen Verfahren in einem Magnetfeld verdichtet und anschließend nitriert,
so kann bei einer Remanenz der massiven Verbindung Sm2-Fe17(C,N)x von beispielsweise
1,27 T und einer Packungsdichte des Magnetmaterials von 75 % des Volumens mit dem
erfindungsgemäßen Verfahren ein gebundener Magnet mit einer Remanenz von 0,95 T erzielt
werden. Je nach Orientierungsgrad wird die erreichte Remanenz des Magneten in der
Regel jedoch noch etwas niedriger liegen, so daß beispielsweise für gebundene Magnete,
die senkrecht zur Preßrichtung im Magnetfeld orientiert wurden, praktisch etwa 95
% dieses Wertes erreicht werden. Somit können mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
Magnete mit den obengenannten Legierungen hergestellt werden, deren magnetische Eigenschaften
an die Magnetwerte von massiven Sintermagneten des Typs Sm-Co5 heranreichen.
[0016] In einem speziellen Ausführungsbeispiel wurden Vorlegierungen aus Sm2-Fe17 im Vakuuminduktionsofen
erschmolzen. Die Schmelzblöcke wurden anschließend zerkleinert und vorgemahlen. Das
so erhaltene Grobpulver wurde weiter auf Teilchengrößen von 2,5 bzw. 2,8 µm feingemahlen.
Aus diesen Legierungspulvern wurde ein isotroper Formkörper durch isostatisches Pressen
hergestellt. Die Nitrierung des Formkörpers erfolgte bei einer Temperatur von 500
°C in einer Stickstoffatmosphäre mit einem Druck von 0,7 bar. Nach dem Abkühlen wurde
der Formkörper mit einem warmhärtenden Methacrylat Imprägniermittel getränkt und bei
120 °C ausgehärtet.
1. Verfahren zur Herstellung eines Stickstoff enthaltenden Dauermagneten durch Verdichten
einer pulverförmigen, im wesentlichen stickstofffreien Vorlegierung zu einem porösen
Formkörper und anschließendes Nitrieren des verdichteten Formkörpers durch Reaktionsglühen
in einer stickstoffhaltigen Atmosphäre.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Formkörper mit einem Kunststoff- oder Metallbinder imprägniert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Imprägnierung nach dem Nitrieren durchgeführt wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Vorlegierung bereits zusammen mit einem metallischen Binder verdichtet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß der metallische Binder als Pulver der Vorlegierung zugemischt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Vorlegierungspulver mit dem metallischen Binder beschichtet wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Vorlegierung während oder vor dem Verdichten in einem Magnetfeld orientiert
wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Nitrieren bei einer Temperatur zwischen 250 °C und der Zersetzungstemperatur
der stickstoffhaltigen Verbindung erfolgt.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Reaktionsglühen unter erhöhtem Stickstoffdruck von mehr als 1 bar erfolgt.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Anspüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß es sich um einen Dauermagneten des Typs SE-TM-N handelt, wobei SE mindestens ein
Seltenerdelement und TM mindestens ein Übergangselement bezeichnet.
11. Verfahren nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Dauermagnet als Seltenerdelement Samarium enthält.
12. Verfahren nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet,
daß es sich um einen Sm2Fe17Nx- oder Sm2Fe17(C,N)x-Dauermagneten mit 2 < x < 3 handelt.
13. Verfahren nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Eisen teilweise durch Kobalt und/oder Nickel ersetzt ist.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 13,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Magnetlegierung ohne Bindemittelanteil weiterhin bis zu einem Gesamtgehalt
von 9 Atom.-% mindestens eines der Elemente Sn, Ga, In, Bi, Pb, Zn, Al, Zr, Cu, Mo,
Ti, P, Si und B enthält.