[0001] Gegenstand der Erfindung ist eine Elektrolysezelle zur Gewinnung von Aluminium nach
dem Hall-Heroult-Prinzip.
[0002] Da es hier zu viel Raum einnehmen würde, den gegenwärtigen Stand der schmelzflußelektrolytischen
Aluminiumgewinnung, insbesondere die Konstruktion und den Betrieb der Elektrolysezellen
in ihrer Vielfalt ausreichend genau zu beschreiben, sei auf die folgenden Publikationen
verwiesen:
(1) Winnacker/Küchler; Chemische Technologie, Band 4, 4. Aufl., Carl Hanser Verlag
München, 1986, Kapitel Aluminium, S. 252-282
(2) Grjotheim, K., Welch, B.J.: Aluminium Smelter Technology, Aluminium-Verlag, Düsseldorf,
1980
(3) Light Metals 1986, Edited by R.E. Miller, Proceed. 115th AIME Annual Meeting,
New Orleans, March 1986, S. 343-347, The Metall. Soc. Inc., Warrendale, PA, USA
(4) Hall-Heroult-Centennial, First Century of Aluminium Process Technology 1886 -
1986, edited by W.S. Peterson und R.E. Miller, presented at the 115th TMS Annual Meeting,
New Orleans, March 1986, The Metall. Soc. Inc., Warrendale, PA, USA
(5) Wilkening, S.: Gewinnung von Aluminium durch Schmelzflußelektrolyse, Praxis der
Naturwissenschaften, Chemie, 35. Jahrgang, Heft 3, 1986, S. 21-25
[0003] Mit der erfindungsgemäßen Elektrolysezelle sollen im Vergleich zum gegenwärtigen
technischen Stand vor allem nachstehende Verbesserungen erzielt werden, wobei eine
Sachgliederung in die drei Folgenden Bereiche für zweckmäßig gehalten wird:
A Gesamtprozeß
1. Verminderung des spezifischen elektrischen Energieverbrauchs bis zu 20 %:
[0004] Die derzeit fortschrittlichsten, computergesteuerten Aluminium-Elektrolysezellen
mit Stromstärken von ca. 150 bis 300 kA erreichen einen spezifischen elektrischen
Energieverbrauch von rund 13 kWh/kg Aluminium. Die erfindungsgemäße Elektrolysezelle
erlaubt Energieverbräuche von 10 bis 11 kWh/kg Al.
2. Verminderung der Wärmeerzeugung im Elektrolyten durch niedrigere Stromdichten:
[0005] Die heute bei Hochstromzellen (> 150 kA) üblichen anodischen Stromdichten liegen
zwischen 0,65 und 0,85 A/cm
2. Bei den früheren kleineren Elektrolysezellen wurden auch anodische Stromdichten
von über 0,85 A/cm
2 angewendet. Aus wirtschaftlichen Gründen und zur Aufrechterhaltung des erforderlichen
Wärmehaushalts ist man nicht unter eine Stromdichte von 0,60 A/cm
2 gegangen.
[0006] Eine Zielsetzung der erfindungsgemäßen Überlegung ist es nun, die Stromdichte im
Elektrolysebad herabzusetzen, ohne jedoch die der Stromstärke I proportionale Metallerzeugung
der Elektrolysezelle einzuschränken. Erfindungsgemäß wird dieses dadurch erreicht,
daß die sich gegenüberstehenden aktiven Anoden- und Kathodenflächen durch eine sinnvolle
Formgebung vergrößert werden, d.h. die Raum-Zeit-Ausbeute soll nicht vermindert werden.
In einer noch zu beschreibenden Ausführungsart der Elektrolysezelle werden bevorzugt
Stromdichten von kleiner 0,6 A/cm
2 verwirklicht.
[0007] Um die hier erfindungsgemäß angestrebten Verfahrensbedingungen zu verdeutlichen,
seien die folgenden theoretischen Zusammenhänge angeführt.
[0008] Der theoretische Energiebedarf für die elektrochemische Reduktion von A1
20
3 unter Verwendung einer Kohlenstoffanode beträgt rd. 6,5 kWh/kg Al. Wenn die technisch
fortschrittlichsten Elektrolyseanlagen den spezifischen Energieverbrauch auf rd. 13
kWh/kg AI abgesenkt haben, bedeutet das immer noch einen relativ niedrigen Wirkungsgrad
von ca. 50 %. Zur Abscheidung von 1 kg Aluminium ist die theoretische Strommenge von
2,980 kAh/kg AI notwendig. Bei den unter günstigen Betriebsbedingungen erreichbaren
Stromausbeuten von 93 bis 95 % werden durchschnittlich 3,17 kAh/kg AI benötigt. Der
spezifische elektrische Energieverbrauch resultiert aus dem Produkt von Stromverbrauch
und Zellenspannung:
C = 2,98 kAh/kg AI
η = Stromausbeute
Uz = Zellenspannung
[0009] Die Zellenspannung U
z setzt sich aus dem Ohm'schen Spannungsabfall der Zelle IR
z und der Polarisationsspannung Up zusammen:

I = Elektrolysestrom
[0010] Der Ohm'sche Widerstand der Elektrolysezelle R
z, der für die Wärmeerzeugung verantwortlich ist, verteilt sich auf die drei wesentlichen
Bereiche Anode (R
An), Elektrolyt oder Elektrolysebad (R
Bad) und Kathode (R
Ka). In ihnen werden also die Wärmemengen E
An =I
2. R
An, E
Bad = I
2. R
Bad und E
Ka = I
2. R
Ka erzeugt. Die Elektrolysezelle wird in einem thermischen Gleichgewicht betrieben,
und es war immer schon des Bestreben der Fachleute, den Energieverbrauch und die Wärmeverluste
aus Kostengründen zu minimieren.
[0011] Geht man davon aus, daß der spezifische Energieverbrauch bei einer Stromausbeute
von 94 % (3,17 kAh/kg Al) 13 kWh/kg AI beträgt, so erhält man eine Zellenspannung
U
z von 4,1 Volt, für die man folgende Aufteilung ansetzen kann:



[0012] Zieht man von U
Bad = 3,3 V eine Polarisationsspannung Up von rd. 1,7 V ab, verbleiben für den Ohm'schen
Spannungsabfall I.R
Bad = U
Ω,Bad = rd. 1,6 V. Bei gegebener Querschnittsfläche der Elektroden, d.h. Anode und Kathode,
hängen die Spannungsabfälle selbstverständlich von der Stromstärke bzw. der Stromdichte
ab.
[0013] Wenn es, wie es erfindungsgemäß vorgesehen ist, gelingt, bei unveränderter Stromstärke
1 die Anoden- und Kathodenfläche in einer Elektrolysezelle zu verdoppeln, würde der
Ohm'sche Spannungsabfall im Elektrolyten auf die Hälfte absinken, d.h. von mindestens
1,6 V auf 0,8 V. Damitwürden 0,8Vx 3,17 kAh/kg AI = 2,5 kWh/kg AI Energie in Form
Joul'scher Wärme weniger erzeugt werden, ohne den interpolaren bestand zwischen Anode
und Kathode oder die Stromausbeute ungünstig zu beeinflussen. Die hier aufgezeigte
Verminderung des Energieverbrauchs führt beispielsweise unter anderem zu dem oben
erwähnten Gesamtverbrauch von 10 bis 11 kWh/AI.
3. Verminderung der Wärmeverluste über die Seitenränder der Elektrolysezelle
[0014] Elektrolysezellen älterer Bauarten wurden und werden größtenteils auch heute noch
von den Längsseiten aus bedient, d.h. von dort aus erfolgt in mehrstündigen, periodischen
Abständen die Zufuhr von Aluminiumoxid in das Elektrolysebad durch Einstoßen derAbdeckkruste
mit dem darüberliegenden Aluminiumoxid. Bei den neuzeitlichen Elektrolysezellen mit
hoher Stromstärke (> 150 KA) oder modernisierten Elektrolysesystemen wurde die Oxiddosierung
in die Zentralzone der Elektrolysezellen verlegt, z.B. in die gesamte Mittelgasse
oder an günstige Punkte zwischen den beiden üblichen Anodenblockreihen. Für die Oxiddosierung
werden computergesteuerte, automatisch betätigte Brech- und Chargiervorrichtungen
verwendet, die nach vorgegebenem Programm eine relativ niedrige Oxidkonzentration
von rd. 1 - 4 Gew-% im Elektrolyten aufrechterhalten.
[0015] Für das Seitenbord des Elektrolysebeckens gibt es bisher kein beständiges Auskleidungsmaterial.
Aus diesem Grunde wird für die Seitenborde die Bildung einer Kruste aus erstarrter
Elektrolytschmelze gefordert. Sie wird durch einen ausreichenden Wärmeentzug über
die Seitenwandungen der Elektrolysewanne gewährleistet. Infolgedessen betragen bei
den modernen, mittelbedienten Elektrolysezellen die Wärmeverluste über die Seitenwände
bis zu 30 % der Gesamtwärmeverluste.
[0016] Um diesen hohen, seitlichen Wärmeabfluß deutlich einzuschränken, ist bei der erfindungsgemäßen
Elektrolysezelle die Fütterung von Aluminiumoxid entlang der Außenränder vorgesehen,
und zwar entweder mit festinstallierten oder beweglich angeordneten Brechschwertern,
mit denen in mehroderweniger großen Abschnitten die seitlichen Deckkrusten gebrochen
werden, oder auch punktuell mit Hilfe eines entlang der gesamten Seitenfront nach
Programm verfahrbaren Punktdosierers. Die durch das flüssige Aluminium und die Elektrolytschmelze
zum Rand geführten Wärmemengen werden dort zum Aufheizen und Lösen des eingestoßenen
bzw. dosiert aufgegebenen Oxids benutzt.
[0017] Dadurch wird die wärmeisolierende Randkruste gezielt verstärkt und vor zu schneller
Auflösung geschützt.
[0018] Darüber hinaus wird in einer besonderen Ausführungsvariante das hochwärmeleitende
Aluminium durch einen resistenten Seitensockel, der in seiner Höhe der Aluminiumschicht
auf dem Kathodenboden angepaßt ist, von der Seitenwand weiter entfernt gehalten.
4. Verminderung der Wärmeverluste über das Abgas um ca. 40 %:
[0019] Es ist beispielsweise üblich, aus einer modernen gekapselten 200 kA-Elektrolysezelle
5000 m
3 Abgas abzusaugen. Das entspricht einem spezifischen Abgasvolumen von 80 m
3/kg Al, wenn für die Zelle eine Stromausbeute von 93 % und damit eine stündliche AI-Erzeugung
von 62,5 kg zugrundegelegt wird. Das theoretisch erzeugte Anodengasvolumen (C0
2 + CO) ist davon nur ungefähr der hundertste Teil, nämlich rd. 0,8 m
3/kg Al.
[0020] Da die erfindungsgemäße Elektrolysezelle von der Konzeption her weniger Leckagen
aufweist und das Gehäuse nur über eine relativ kleine Klappe einmal täglich für das
Metallsaugen geöffnet werden muß, kann das Abgasvolumen ohne Gefahr für die Fluoremission
auf mehr als die Hälfte verringert werden. Eine Kühlung der Elektrolysezelle durch
das abgesaugte Gas wird nicht benötigt.
[0021] Mit der falschluftreichen Abgasabsaugung werden erhebliche Wärmemengen aus dem Raum
über dem Anodenschild abgeführt, wie folgende Überschlagsrechnung zeigt: Mit einem
Wärmeinhalt des Abgases von 2,83 x 10-
4 kWh/kg.K, einer Gasdichte von 0,83 kg/m
3, einer Temperaturdifferenz von 90 K zwischen 105°C (Austrittstemperatur am Ofen)
und 15°C (mittlere Außentemperatur) und den vorgenannten 80 m
3/kg AI ergeben sich rd. 2,5 kWh/kg Al. Bei der erfindungsgemäßen Elektrolysezelle
vermindert sich dieser Wert um rd. 1 kWh/kg AI. Das um 50 % reduzierte Abgasvolumen
erlaubt, die Rohrleitungen, Reinigungsanlage und Exhaustoren für die Ofenabgase entsprechend
kleiner auszulegen.
5. Verminderung des Blasenwiderstandes und des Anoden-Grenzpotentials:
[0022] Die Kohlenstoffanode wird durch den elektrolytisch abgeschiedenen Sauerstoff zu einem
Anodengas verbrannt, das neben CO überwiegend aus C0
2 besteht. Dieses Anodengas sammelt sich dicht unter den Anodenblöcken in Form vieler
Bläschen und wandert in der Elektrolytschmelze zu den Blockrändern, wo es aufsteigt
und entweicht. Die Gasblasen verursachen durch Verharren unter der rauhen Anodengrenzfläche
und Volumverdrängung des Elektrolyten den sogenannten Blasenwiderstand, der einen
erhöhten Ohm'schen Widerstand für den Elektrolysestrom bedeutet. Erfindungsgemäß wird
dieser Blasenwiderstand durch geneigte Anodenflächen, geringere anodische Stromdichten
und eine Oxidkonzentration von ca. 4 Gew.-% um rd. 0,1 V (rd. 0,3 kWh/kg Al) bezogen
auf die Spannungsbilanz der Elektrolysezelle reduziert. Es ist ferner experimentell
erwiesen, daß der durch A1
20
3-Verarmung der Kryolithschmelze auftretende Anodeneffekt sich an geneigten Anodenflächen
bei kleineren Oxidkonzentrationen und mit niedrigerer Überspannung in der Ankündigungsphase
einstellt als bei horizontalen Anodenflächen.
6. Verminderung des Anodenverbrauchs bis zu 8 % relativ:
[0023] In diesem Zusammenhang ist zunächst die Frage zu klären, auf welchen Ausgangswert
man die Verminderung des spezifischen Anodenverbrauchs bezieht, da dieser von einer
Reihe Faktoren abhängt. Ein spezifischer Anodenverbrauch von 0,43 kg C/kg AI wird
als gut angesehen, Spitzenverbräuche von 0,41 kg C/kg AI werden unter günstigen Bedingungen
erreicht. Durch die konstruktiv bedingte Verminderung der Luftoxidation der Anodenblöcke
des erfindungsgemäßen Verfahrens werden für den spezifischen Anodenverbrauch Werte
von 0,40 kg C/kg AI unterschritten.
7. Verminderung der Fluoremission:
[0024] Das aus den Elektrolysezellen abgesaugte staub- und fluorhaltige Gas wird heutzutage
einer trockenen Abgasreinigung zugeführt, in der das gasförmige Fluor in Form von
HF an Aluminiumoxid adsorbiert und die Fluor enthaltenden Staubpartikel in Filteranlagen
ausgeschieden werden. Die Fluoremission hängt nun nicht allein von dem Wirkungsgrad
der Abgasreinigungsanlage ab. Für diverse Bedienungsvorgänge müssen die Blechgehäuse,
mit denen die Elektrolysezellen eingekapselt sind, teilweise geöffnet werden. Diese
Öffnungszeiten lassen eine zusätzliche Fluoremission entstehen.
[0025] Bei den Elektrolysezellen mit vorgebrannten diskontinuierlichen Anodenblöcken ist
es vor allem der meist tägliche Wechsel eines Anodenblockes. Der herausgenommene Anodenblockrest
raucht relativ stark bis zu einer Abkühlung unter Glühtemperatur und hinterläßt nach
seiner Herausnahme kurzzeitig einen unbedeckten Fleck des Schmelzflußelektrolyten
mit vermehrter Fluoridverdampfung.
[0026] Bei den bekannten Elektrolysezellen mit vorgebrannten kontinuierlichen Anodenblöcken
müssen die längsseitigen Tore des Gehäuses für das Krustebrechen und Oxidchargieren
aufgefahren werden. Außerdem müssen in einem verhältnismäßig langwierigen Arbeitsgang
in gewissen Zeitabständen bei geöffneten Seitentoren die Anodenstangen aller Blöcke
(vier Stangen pro Block) von der unteren Nippelreihe gelöst und an die darauffolgende
obere Reihe angeschlagen werden. Die untere Reihe von Kontaktnippeln wird anschließend
gezogen. Die Gasabsaugung ist auch dann nicht effektiv, wenn eine Lage neu.er Anodenblöcke
aufgelegt werden muß.
[0027] In Anbetracht der Notwendigkeit eines effizienten Umweltschutzes werden bei der erfindungsgemäßen
Elektrolysezelle die beschriebenen Öffnungszeiten des Elektrolyseofengehäuses vermieden.
[0028] Da die Kohlenstoffanoden aufgrund ihres Schwefelgehaltes Schwefeldioxid entwickeln,
das bei hohen Schwefelgehalten der Anodenblöcke ebenfalls aus dem Abgas entfernt werden
muß, ist für Entschwefelungsmaßnahmen ein geringes Abgasvolumen von großem Vorteil.
Unter Punkt A 4 wurde das verminderte Abgasvolumen der erfindungsgemäßen Elektrolysezelle
bereits erörtert.
8. Verminderung der Verunreinigungen im
Hüttenmetall:
[0029] Die erfindungsgemäße Elektrolysezelle nutzt die Vorteile der vorgebrannten kontinuierlichen
Anode, von der bekannt ist, daß mit ihr höhere Metallreinheiten erzielt werden können
als mit der vorgebrannten diskontinuierlichen Anode.
[0030] Der höhere Verunreinigungsgrad beim letzteren Verfahren ist größtenteils darauf zurückzuführen,
daß die Stahlnippel der Anodenbiöcke in der Elektrolysezelle einer stärkeren Korrosion
unterliegen und daß die Anodenreste mit der dicken Deckschicht aus Badmaterial und
Oxid aufbereitet und recydiert werden müssen. Der Eisen- und Rostabrieb in den Brech-,
Mahl-, Transport-und Siloausrüstungen der Aufbereitungs- und Rückführanlagen verursacht
beispielsweise einen deutlich erhöhten Eisengehalt des erzeugten Aluminiums.
[0031] In Bezug auf das bekannte Anodensystem mit vorgebrannten kontinuierlichen Anodenblöcken
verzichtet das erfindungsgemäße Verfahren auf korrosionsgefährdete, in den Anodenblock
eingelassene Stahlnippel und erlaubt zeitgemäße Zellenstromstärken von über 150 kA.
B Im Anodenbereich
1. Keine unterschiedlichen Spannungsabfälle und Stromstärken in den einzelnen Anodenblöcken:
[0032] Ein wesentlicher Bestandteil der erfindungsgemäßen Elektrolysezelle ist ein Anodensystem
mit vorgebrannten kontinuierlichen Anodenblöcken, bevorzugt für Elektrolysezellen
mit einer Gesamtstromstärke über 150 kA. Für die einzelnen Anodenblöcke dieses Systems
sind einheitliche kurze Stromwege zwischen ihren Stromanschlüssen und dem Elektrolysebad
vorgesehen. Daraus resultiert ein gleichhoher Spannungsabfall und eine gleichgroße
Stromdichte für alle Anodenblöcke.
[0033] Die homogene Stromdichteverteilung des erfindungsgemäßen Anodensystems bedeutet gegenüber
einem solchen mit vorgebrannten diskontinuierlichen Anodenblöcken einen enormen Vorteil
im Hinblick auf einen ruhigen, stetigen Elektrolyseverlauf, eine hohe Stromausbeute
und einen niedrigen spezifischen Energieverbrauch. In einer Elektrolysezelle mit diskontinuierlichem
Anodensystem befinden sich alle Anodenblöcke in einem unterschiedlichen Verbrauchszustand,
der zwangsläufig eine sehr große Ungleichmäßigkeit der einzelnen Spannungsabfälle
und Stromstärken in den einzelnen Blöcken nach sich zieht. Folglich gibt es im diskontinuierlichen
Anodensystem stets zwei Gruppen von Anodenblöcken, von denen die eine in ihrer Stromaufnahme
bzw. Stromdichte unterhalb und die andere oberhalb der Nennstromstärke liegt. Während
einer Anodenblockreise steigt die Stromstärke im Block von Null beim Einwechseln bis
zu einem Höchstwert beim Herausnehmen des Restes an. Es kommt erschwerend hinzu, daß
nach dem Einwechseln eines neuen Anodenblockes ein bis zwei Tage vergehen, bevor der
Block die durchschnittliche Betriebstemperatur erreicht hat und voll am Elektrolysegeschehen
teilnimmt. Mit dem Trend zu größeren Elektrolyse- und Anodenblockeinheiten wachsen
die soeben aufgezeigten Nachteile.
2. Kein laufender Anodenblockwechsel:
[0034] Es ist allgemein üblich, im Anodensystem mit vorgebrannten diskontinuierlichen Anodenblöcken
täglich einen Anodenblockauszutauschen, d.h. den Rest eines Anodenblockes (ca. 20
- 30 % des Anfangsgewichtes) herauszunehmen und durch einen neuen zu ersetzen. Bei
sehr großen Elektrolysezellen mit mehr als 200 kA Stromstärke können es sogar täglich
zwei Anodenblöcke oder ein Anodenblockpaar sein. Dieser Anoden blockwechsel stört
den Elektrolyseprozeß erheblich und führt zu der schon erwähnten Ungleichmäßigkeit
in der anodischen Stromdichteverteilung. Die Ergänzung von Anodenblöcken nach dem
erfindungsgemäßen Verfahren beeinflußt den eigentlichen Elektrolyseprozeß überhaupt
nicht; denn nur etwa einmal monatlich ist es notwendig, eine neue Lage von Anodenblöcken
auf die in der Elektrolysezelle befindlichen Anodenblockstapel aufzulegen.
3. Nur eine Anodenblockreihe je Elektrolysezelle:
[0035] In den modernen hochstromigen oder modernisierten Elektrolysezellen sind die Anodenblöcke
ausnahmslos in zwei Längsreihen angeordnet. In dererfindungsgemäßen Elektrolysezelle
erstrecken sich die Anodenblöcke über die gesamte Breite der für die Anode eingeplanten
Querschnittsfläche innerhalb der Elektrolysewanne. Damit entfallen bei den Anodenblöcken
des erfindungsgemäßen Verfahrens zwei stirnseitige Blockflächen entlang der Mittelgasse,
die erfahrungsgemäß einem voreilenden Luft- und CO
Z-Abbrand und einer verstärkten Erosion ausgesetzt sind.
4. Kein Anfall von Restanoden:
[0036] Wie schon teilweise in den vorausgegangenen Punkten angeschnitten, werden mit dem
Fortfall der Anodenblockreste bedeutende prozeßtechnische Vorteile und betriebliche
Einsparungen erzielt. Zunächst wird das betragen der Deckschicht aus erstarrter Elektrolytschmelze
und Aluminiumoxid von den Restanoden und deren anschließendes Putzen eingespart. Mengenmäßig
macht das abzuräumende, zu zerkleinernde und in die Elektrolysezellen zu recyclierende
Badmaterial ca. 20 % derAnodenblock-Einsatzgewichte aus. Ebenso beträgt das Restgewicht
der die Elektrolysezelle verlassenen Anoden je nach Betriebsweise 20 - 30 % ihrer
Ausgangsgewichte. Es ist leicht erkennbar, daß dieses innerbetriebliche Recycling
der Anodenreste zu einer permanenten Mehrbelastung der Anodenfabrik in den drei Hauptverfahrensstufen
Aufbereiten, Formen und Brennen von 20 - 30 % gegenüber einer Grundkapazität des erfindungsgemäßen
Verfahrens führt. Als weiterer Nachteil kommt hinzu, daß die Anodenreste fluorhaltig
sind, und deshalb muß, um die Emissionsauflagen zu erfüllen, dem Anodenblock-Ringbrennofen
eine Abgasreinigung für die fluorbeladenen Brennofenabgase nachgeschaltet werden.
[0037] Zwischen Elektrolyse- und Anodenbetrieb einer Aluminiumhütte nimmt die sogenannte
Anodenanschlägerei die Aufgabe wahr, einerseits die Restanoden aus der Elektrolyse
zu übernehmen, in einer Lagerhalle abkühlen zu lassen, abzureinigen, die Anodenreste
und Gußhülsen von den Anodenstangen zu trennen und für den Wiedereinsatz herzurichten.
Andererseits werden in der Anodenanschlägerei die neuen Anodenblöcke über eingegossene
oder eingestampfte Stahlnippel mit den Anodenstangen verbunden und so für den Elektrolysebetrieb
einsatzfertig gemacht.
[0038] Das erfindungsgemäße Verfahren läßt diesen mit zahlreichen Ausrüstungen und Arbeitsgängen
bestückten Hüttenteil überflüssig werden.
5. Keine Anodenblockvorbereitung:
[0039] Im Vergleich zu dem bekannten Verfahren mit vorgebran nter kontinuierlicher Anode
müssen in einer Vorbereitungsstation in die Anodenblöcke Nippellöcher gebohrt und
dorthinein mit einer geeigneten Kohlenstoffmasse die Stromkontaktbolzen aus Stahl
fest eingesetzt werden. Für das erfindungsgmäße Verfahren werden diese Vorbereitungsarbeiten
oder zweck- ähnliche Vorkehrungen nicht benötigt, weil die Stromzuführung durch eine
nippellose, noch näher zu beschreibende Kontaktierungsart bewerkstelligt wird.
[0040] Des weiteren erhalten nach dem Stand der Technik die kontinuierlich verwendeten Anodenblöcke
in der Vorbereitungsstation auf ihrer Unterseite eine Verbindungsschicht aus einer
Kleb- oder Kittmasse, die normalerweise auf Basis von Petrolkoks und Elektrodenpech
hergestellt wird. Die Kittmasse wird im heißen, fließfähigen Zustand auf die vorgeheizte
Anodenblock-Verbindungsfläche, d.h. auf die nach oben gekehrte Anodenblock-Unterseite,
ca. 2 cm dick aufgetragen.
[0041] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren wird die Station zum Aufbringen der Kittmasse
vermieden. Damit entfallen Installationsraum und Heizenergie zum Vorwärmen der Anodenblöcke
und Schmelzen der Kittmasse.
[0042] Die Konstruktion und Betriebsweise der erfindungsgemäßen Elektrolysezelle gestatten
es, die Kittmasse als Granulat auf die warmen Oberseiten der in der Elektrolysezelle
befindlichen Anodenblöcke aufzutragen, um dann darauf sofort kalte, vorgewärmte oder
gar am besten die vom Brennprozeß her noch warmen Anodenblöcke aufzulegen. Letztere
müssen, wenn notwendig, nur vom Packmaterial des Brennofens befreit werden, bedürfen
aber sonst keiner speziellen Vorbereitung. Es ist ersichtlich, daß an dieser Stelle
des erfindungsgemäßen Verfahrensganges Wärmeenergie, Investitionskosten und Arbeitsaufwand
gespart werden.
C Im Kathodenbereich
1. Keine Einflüsse des Magnetfeldes auf das Aluminiumbad:
[0043] Das erfindungsgemäße Anodensystem mit vorgebrannten kontinuierlichen Anodenblöcken
ermöglicht es, daß die elektrolytisch aktiven, in die Elektrolytschmelze eintauchenden
Unterseiten der Anodenblöcke nicht nur - wie allgemein üblich - in horizontaler Richtung
eben sind, sondern auch keil- oder bogenförmig sein können. Wenn kein Aluminiumbad
mit planer Oberfläche als wirksame Kathode vorhanden ist, paßt sich der Anodenblock
im Schmelzflußelektrolyten in seiner Grenzflächenform der Gestalt der gegenüberstehenden
Kathodenoberfläche an.
[0044] In einer vorteilhaften Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Elektrolysezelle ist der
aus Kohlenstoff-Kathodenblöcken aufgebaute Boden der Elektrolysezelle entsprechend
der Anzahl der Anodenblöcke dach- oder halbtonnenförmig ausgebildet. Im Querschnitt
betrachtet, haben die Kathodenblöcke beispielsweise die Form eines Dreiecks, Halbkreises
oder ähnlichen geometrischen Gebildes. Unterhalb der in der Elektrolysezelle querliegenden
und parallel laufenden Kathodenblöcke wird ein flacher Hohl- oder Sammelraum für das
flüssige Aluminium eingerichtet. Ferner ist zwischen den unteren Kanten der parallel
angeordneten Kathodenblöcke eine Gasse als Verbindung zwischen dem flachen Bodenraum
für das flüssige Aluminium und dem darüber befindlichen Raum für die Elektrolytschmelze
vorgesehen. Das Aluminium wird durch den Elektrolysestrom auf den geneigten Flächen
der Kathodenblöcke abgeschieden und fließt in den flachen Bodenraum unterhalb der
Kathodenblöcke ab.
[0045] Das große Magnetfeldproblem konventioneller, hochstromiger Elektrolysezellen besteht
darin, daß die stromdurchflossene Schicht aus flüssigem Aluminium auf dem kathodisch
angeschlossenen Kohlenstoffboden mit den Magnetfeldern, von denen alle Stromleiter
innerhalb und außerhalb der Elektrolysezelle umgeben sind, in Wechselwirkung tritt.
Die auf die flüssige Aluminiumschicht ausgeübten magnetischen Feldkräfte verdrängen
das Aluminium und bewirken eine Metallaufwölbung und -rotation. Für die Planung, Konstruktion
und den Betrieb von Hochstromzellen, besonders über 100 kA Stromstärke, ist es deshalb
unerläßlich, durch aufwendige Magnetfeldberechnungen und eine daraus resultierende
Positionierung der Stromschienen sicherzustellen, daß die Metallaufwölbung und -bewegung
gering bleiben und die wirtschaftliche Metallerzeugung in der Elektrolysezelle überhaupt
möglich wird.
[0046] In der erfindungsgemäßen Elektrolysezelle wird der Magnetfeldeffekt dadurch eliminiert,
daß der in die Kathode eintretende Elektrolysestrom nicht ein Aluminiumbad durchqueren
muß, weil sich das Sammelbecken für das flüssige Aluminium außerhalb der Strompassage,
nämlich unterhalb der Kathodenblöcke befindet. Aus dieser Konzeption ergeben sich
fundamentale Vorteile, die in den folgenden Punkten näher erläutert werden.
2. Freie Wahl der kostengünstigsten
Stromschienenführung:
[0047] Für die Stromschienen im Außenbereich der Elektrolysezellen wird eine nennenswerte
Menge Aluminiumleitmetall investiert, z.B. in der Größenordnung von 50 t pro 1000
t Jahreskapazität.
[0048] Wenn, wie es die Erfindung beabsichtigt, auf eine Magnetfeldkompensation innerhalb
der Elektrolysezelle gemäß Modellrechnung und Betriebserfahrung keine Rücksicht genommen
werden muß, können für die Stromverbindungen zwischen den in Serie geschalteten Elektrolysezellen
sowie für die auf Anoden- und Kathodenbalken geführten Stromverteilungen die kürzesten
und rationellsten Wege gewählt werden. Die beispielsweise aus Gründen der Magnetfeldkompensation
im Mittelfeld der Elektrolysezellen angeordneten Steigleitungen, die allgemein für
die Bedienung der Elektrolysezellen hinderlich sind, können bei der erfindungsgemäßen
Elektrolysezelle ans Ende der Zelle verlegt werden, wo sie nicht stören. Die freie,
magnetfeldunabhängige Wahl der Stromschienenanordnung erspart installiertes Leitaluminium
bis zu ca. 20 %. Außerdem kann mit etwas niedrigerem Leistungsverlust in der Stromzuleitung
gerechnet werden.
3. Keine Auflösungsgefahr der Kathodeneisen im Aluminium und längere Lebensdauer der
Elektrolysezellen-Zustellung:
[0049] Konventionell sind die Stahlbarren für die Stromzuführung in den als Kathode dienenden
Kohlenstoffboden an dessen Unterseite in Nuten der Kohlenstoff-Kathodenblöcke eingelassen.
Es kommt nun häufig vor, daß der Kohlenstoffboden, insbesondere mit zunehmendem Zellenalter,
Risse aufweist, durch die das darüberstehende dünnflüssige Aluminium bis zu den Kathodenbarren
aus Stahl vordringt und diese durch Legierungsbildung an- oder auflöst. Eine der häufigsten
Ursachen für das Abschalten und die Au- ßerbetriebnahme der Elektrolysezellen ist
daher das Inlösunggehen von Eisen aus den Kathodenbarren in das Aluminiumbad.
[0050] Erfindungsgemäß wird diese Ausfallursache dadurch umgangen, daß sich einerseits das
Aluminiumbad unterhalb der Kathodenblöcke befindet (siehe Punkt C 1) und andererseits
die Stahlbarren in die Kathodenblöcke von oben her eingebettet werden.
[0051] Der die Aluminiumschicht tragende Boden der Elektrolysezelle wird erfindungsgemäß
nicht mit Strom beaufschlagt. Er ist infolgedessen dem chemischen und mechanischen
Verschleiß sowie der zerstörenden Natriuminfiltration, die erfahrungsgmäß von einer
Volumenexpansion und von Umwandlungsvorgängen begleitet ist, weit weniger ausgesetzt
als der eine Doppelfunktion ausübende bekannte Kathodenboden. Aus dem erfindungsgemäßen
getrennten Aufbau von Kathode und Zellenboden ergibt sich ferner eine Verlängerung
der Haltbarkeit bzw. der Lebensdauer der Elektrolysezellenauskleidung. Dieses bedeutet
nicht nur eine Kostenminderung, sondern erleichtert auch das ernste Entsorgungsproblem
der verbrauchten Zellenauskleidungsmaterialien.
[0052] Wenn in der erfindungsgemäßen Elektrolysezelle natriumresistente Kathodenblöcke aus
Grafit mit hoher Wärmeleitfähigkeit von 80 - 100 W/m.K verwendet werden, wird durch
sie weniger Wärme in die Bodenisolierung abgeführt. Die Kathodenblöcke unterliegen
einem geringeren Abrieb, weil auf ihnen die Metallströmung und eventuell die Schleifwirkung
von Aluminiumoxidschlamm fehlen. Der Spannungsabfall in den Kathodenblöcken und ihren
Zuleitungen fällt außerdem deutlich niedriger aus.
[0053] In den vorausgegangenen beschnitten A, B und C wurden die charakteristischen Vorteile
der erfindungsgemäßen Elektrolysezelle gegenüber bekannten Merkmalen verschiedener
Elektrolysezellentypen mit vorgebrannten Anodenblöcken umrissen. Wie bereits punktuell
erwähnt, wird zur prinzipiellen Lösung der Detailaufgaben im Rahmen der erfindungsgemäßen
Elektrolysezelle ein kontinuierlich betriebenes Anodensystem benötigt. Konzeptionell
ist ein kontinuierliches Anodensystem mit vorgebrannten Kohlenstoffblöcken bekannt,
dessen Funktionsweise und technischer Stand in folgenden Veröffentlichungen dargelegt
wird:
(6) G. Lange und G. Wilde: Large Aluminum Cells with Continuous Prebaked Anodes, Extractive
Metallurgy of Aluminum, Vol. 2, Edited by G. Gerrads, Interscience Publishers, New
York, 1962, S. 197-209
(7) H. Ginsberg und S. Wilkening: Beitrag zur thermodynamischen und energetischen
Betrachtung der Schmelzflußelektrolyse des Aluminiums, Teil II, Metall, 18 Jg (1964)
H. 9, S. 908-918
(8) K. Winnacker/L. Küchler: Chemische Technologie, Band 6 Metallurgie, S. 194, Carl
Hanser Verlag, München, 1973
[0054] Das in der vorstehend zitierten Literatur beschriebene Anodensystem ist für die erfindungsgemäß
angestrebten Hauptziele eines extrem niedrigen Energieverbrauchs, einer äußerst geringen
Umweltbelastung, eines hohen Automatisierungsgrades und einer Humanisierung bzw. Eliminierung
körperlich und gesundheitlich belastender Arbeitsgänge nicht brauchbar. Die Gründe
liegen in erster Linie darin, daß die vorgebrannten Anodenblöcke des bekannten kontinuierlichen
Anodensystems seitlich eingesetzte Kontaktnippel mit lösbaren Anodenstangen aufweisen.
Das Umhängen und Neuanschlagen der Anodenstangen sowie das Ziehen der Kontaktnippel
erfolgt mit einem erheblichen manuellen Arbeitsaufwand. Der Seitenraum der Elektrolysezelle
ist für diese Manipulationen belegt und kann nicht für andere Einrichtungen, z.B.
automatische Oxidzuführungsvorrichtungen, genutzt werden. Die Seitentore der Elektrolysezelle
müssen für die Bedienungsvorgänge geöffnetwerden. Hinzu kommt, daß die Stromeinleitung
in die Anodenblöcke über die stirnseitig und in relativ hohen Stufen angeordneten
Kontaktnippel zu langen Stromwegen in den Anodenblöcken führt. Die langen Stromwege
haben einen erhöhten Spannungsabfall in der Anode zur Folge, der im Durchschnitt um
fast 0,5 V höher liegt als in diskontinuierlich verwendeten Anodenblöcken. Für Elektrolysezellen
mit Stromstärken von 180 kA und darüber müßten die Anodenblöcke sogar noch um etwa
ein Drittel längersein als bishergebräuchlich, sodaßsich dadurch die Spannungsdifferenz
in den Anodenblöcken zwischen Stromeintritt und -austritt noch wesentlich verschlechtern
würde.
[0055] In der erfindungsgemäßen Elektrolysezelle werden zwar ebenfalls großformatige Kohlenstoffblöcke
verwendet; jedoch geht deren Länge über das bisher bekannte Maß wesentlich hinaus
und ihre Fabrikation ist besonders rationell und zukunftsorientiert. Ihnen wird der
Elektrolysestrom nicht wie bekannt über in Löcher eingesetzte Stahl-Kontaktbolzen
zugeführt, sondern praktisch stufenlos versetzbar über eine Packung zusammengepreßter
Grafitkörnung entlang beider Längsseiten der einzelnen Anodenblöcke. Nach bekannter
Verfahrensweise werden die periodisch aufeinandergestellten Anodenblöcke miteinander
durch eine vorher auf die Unterseite des Oberblockes aufgetragene, verkokbare Kleb-
oder Kittmasse verbunden. Erfindungsgemäß wird die erforderliche Menge Kittmasse und
somit die Dicke der Klebschicht von etwa 1-2 cm auf die Hälfte reduziert. Außerdem
wird, wie schon dargelegt, die Kittmasse in Form eines Granulats vor Ort in der Elektrolysezelle
aufgebracht, um ca. 200-250°C warme Anodenblöcke auflegen zu können. Wie aus der noch
folgenden Beschreibung erkennbar wird, werden auch die Verkokungsbedingungen der Kittschicht
zur Erreichung einer höheren Dichte und Festigkeit signifikant verbessert.
[0056] In der europäischen Patentanmeldung EP-A 0 380 300 wurde eine Elektrolysezelle mit
kontinuierlicher Anode vorgeschlagen. Dieser Vorschlag unterscheidet sich von der
erfindungsgemäßen Elektrolysezelle grundlegend dadurch, daß die Stromzuführung zu
den Anodenblöcken unmittelbar überebenflächige, steife Klemmvorrichtungen mit horizontalerAnpressung
und nicht über zusammengepreßte, bindemittelfreie Grafit- oder Kokskornpackungen erfolgt.
Außerdem weist der Vorschlag nach EP-A 0 380 300 wesentlich andere Merkmale bezüglich
Anordnung, Halterung und Nachsetzen der Anodenblockstapel auf.
[0057] Die wesentlichen Merkmale der erfindungsgemäßen Elektrolysezelle sind in den Figuren
1-8 schematisch dargestellt. Die vereinfachten Darstellungen sind als Ausführungsbeispiele
aufzufassen.
Fig. 1 zeigt aus der im Längsschnitt dargestellten Elektrolysezelle einen Ausschnitt
aus dem Mittelteil, und zwar mit der noch konventionellen ebenen Kathode und Anode.
Fig. 2 stellt einen ähnlichen Teilbereich wie in Fig. 1 dar, jedoch mit neuartiger
oberflächenvergrößernder Gestaltung der Kathode.
Fig. 3 gleicht im Zeichnungsschnitt den Fig. 1 und 2, jedoch mit Winkelverhältnissen
von 60° in der Gegenüberstellung von Anode und Kathode.
Fig. 4 bezieht sich auf den anodischen Teil der Elektrolysezelle und ist ein Schnitt
längs der Linie AB in Fig. 3.
Fig. 5 ist ein Schnitt längs der Linie CD in Fig. 3, und zwar nur bis zur Symmetrieachse
der Zelle. Aus Fig. 5 ist insbesondere die Seitenpartie der Elektrolysezelle zu erkennen.
Fig. 6 ist eine Draufsicht auf die Elektrolysezelle, jedoch ohne die stirnseitigen
Ofenköpfe mit den Tragkonstruktionen und Hubvorrichtungen.
Fig. 7 ist ein vergrößert herausgezeichneter Teilbereich aus der Draufsicht in Fig.
7.
[0058] In Fig. 8 ist die Elektrolysezelle gemäß Fig. 3 und Schnitt EF unter Fortlassung
verschiedener Einzelheiten im Gesamtquerschnitt skizziert.
[0059] Die wichtigsten Maßnahmen, die zur Realisierung der erfindungsgemäßen Ziele getroffen
wurden, lassen sich mit größtem Erfassungsgrad an Hand des Schnittbildes in Fig. 3
beschreiben.
[0060] Die Anodenblöcke 1 und 2 erstrecken sich in durchgehender Länge quer zur Elektrolysezellenachse
und sind durch die Kittschicht 3 miteinander verbunden. In der Gasse 4 zwischen zwei
benachbarten Anodenblockpaketen ist ein Querverbinder 10 aus Flachstahl mit Fußsteg
11 angeordnet. Der Spalt zwischen dem Querverbinder 10 und der Anodenblocklängsseite
ist mit einer groben Grafitkörnung 13 ausgefüllt, die durch den Preßriegel 12 aus
Stahl zusammengedrückt wird.
[0061] Die Stromzuführungsvorrichtung besteht somit aus den Konstruktionselementen 10, 11
und 12 sowie der zusammengepreßten Grafitkörnung 13. Anstelle der Elektrografitkörner
können auch Kornfraktionen aus Petrolkoks, Pechkoks oder gebrochenen Anodenblockresten
verwendet werden; doch diese Kohlenstoffmaterialien ergeben einen 3- bis 6-fach höheren
spezifischen elektrischen Widerstand. Verwendbar ist ferner ein granulares Mischgut
aus Elektrografit und Koks. Die härteren Kokskörner erhöhen die Reibung zwischen Kornpackung
und Anodenblock und können aus diesem Grunde u.U. notwendig sein, um ein Durchrutschen
der Anodenblockpakete zu verhindern. Mit der beschriebenen Kontaktvorrichtung wird
dem Anodenblock 1 bzw. 2 beidseitig über seine gesamte Länge der Elektrolysestrom
mit niedrigem Spannungsgefälle zugeführt. Ferner verschließt sie die Gasse 4 über
ihre gesamte Länge, so daß durch die Gasse 4 von unten nach oben keine Elektrolytdämpfe
und Anodengase austreten können. Andererseits werden die unteren heißeren Seitenflächen
der Anodenblöcke gegen einen Luftzutritt und - abbrand von oben her geschützt. Der
spezifische Preßdruck auf die Grafitkörnung liegt in der Größenordnung von 150 - 300
N/cm
2. Für den Fußsteg 11, der unterseitig erhöhten Temperaturen und verstärkter Korrosion
ausgesetzt ist, wird eine möglichst hitzeund korrosionsbeständige Stahl- oder andere
Metall-Legierung verwendet; zumal aus Gründen kurzer Stromwege und niedriger Spannungsabfälle
bzw. niedriger Leistungsverluste angestrebt wird, die Position der Stromzuführungsvorrichtung
möglichst nahe an die Badkruste 6 heranzubringen.
[0062] In einer vorteilhaften Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Elektrolysezelle weist
der Querverbinder 10 zum Fußsteg 11 hin eine geringfügige, trapezförmige Erweiterung
auf. Auf diese Weise wird die seitliche Anpressung der Granulatpackung 13 an den Anodenblock,
bei gleichbleibender senkrechter Preßkraft auf das Granulat, verstärkt.
[0063] Das mit den Kennziffern 1 und 2 bezeichnete Anodenblockpaket taucht in das Elektrolysebad
bzw. in die Elektrolytschmelze 5 ein, wobei der eintauchende, elektrolytisch aktive
Teil des Anodenpakets eine ähnliche Oberflächenform annimmt wie die gegenüberstehende
Kathode. In Fig. 1 bildet das Aluminiumbad eine horizontale, ebene Kathodenfläche.
Die Figuren 2 und 3 zeigen Ausführungsbeispiele mit vergrößerter Aktivfläche der Anodenblöcke
und niedrigerer Stromdichte im Schmelzflußelektrolyten 5. In Fig. 2 sind innerhalb
des Elektrolysebades Anodenquerschnittsprofile mit einer Spitze von 90° und einem
entsprechenden Böschungswinkel von 45° vorgesehen. In Fig. 3 betragen diese Winkel
60°. Daraus ergibt für das Ausführungsbeispiel in Fig. 2 im Vergleich zu Fig. 1. eine
Stromdichteverminderung im Elektrolyten um den Faktor ;/2 = 1,4 und für das Ausführungsbeispiel
in Fig. 3 um den Faktor 2. Das Bad des Schmelzflußelektrolyten ist im Beispiel nach
Fig. 2 um 20 - 25 cm, im Beispiel nach Fig. 3 um 40 - 45 cm tiefer als im Falle einer
ebenen, bekannten Kathode nach Fig. 1. Während nach Fig. 1 die Schicht 7 aus flüssigem
Aluminium auf den Kathodenblöcken 20 steht, befindet sie sich nach Fig. 2 und 3 unterhalb
der Kathodenblöcke 14 bzw. 18 auf dem carbokeramischen Boden 8. Unterhalb der Kathodenblöcke
20 in Fig. 1 bzw. unterhalb des Bodens 8 in Fig. 2 und 3 schließt sich Wärmeisolierung
9 an.
[0064] Die Kathodenblöcke 14 und 18 in den Figuren 3 bzw. 2 haben dreieckige Querschnitte
mit den in den Zeichnungen angegebenen Winkeln. In Bezug auf Fig. 3 ist in den Kathodenblock
14 mit dem Profilquerschnitt eines gleichseitigen Dreiecks von oben hinein eine rechteckige
Längsnut 16 eingeformt oder eingearbeitet, in die ein Stahlbarren 15, in Fachkreisen
auch Kathodeneisen genannt, für die Stromableitung eingebettet ist. Das Einbetten
des Kathodeneisens 15 in die Nut erfolgt entweder durch Eingießen von Gußeisen oder
auch durch Einstampfen einer elektrisch gut leitenden Kohlenstoffmasse. Der Nutraum
oberhalb des Kathodeneisens 15 ist mit einer sich durch Verkokung des Bindemittels
verfestigenden Stampfmasse auf Kohlenstoff- bzw. Grafitbasis ausgefüllt. Die Kathodenblöcke
14, 18 bzw. 20 bestehen an sich aus den marktüblichen Elektrodenrohstoffen für dieses
Produkt, doch es wird ein Zusatz von refraktären Carbiden, Nitriden oder Boriden zu
den Kohlenstoffmaterialien bevorzugt. Aus Fig. 3 und 2 ist ersichtlich, daß die Kathodenblöcke
14 bzw. 18 ringsum mit Elektrolytschmelze umgeben sind. Die im Kathodenblock 14, im
Kathodeneisen 15 und in den Übergängen erzeugte Widerstandswärme verbleibt ausschließlich
im Elektrolyseraum. Hinzu kommt, daß die Spannungsabfälle zwischen den aktiven geneigten
Kathodenflächen und dem stromableitenden Kathodeneisen wegen günstiger Stromverteilung
und kurzer Stromwege niedriger sind als in konventionellen Kathodenkonstruktionen,
wie beispielsweise nach Ausführungsart in Fig. 1, so daß für den Elektrolyseprozeß
in der Summe rd. 0,5 kWh/kg AI eingespart werden.
[0065] Das auf den geneigten Kathodenflächen abgeschiedene Aluminium fließt in das unterhalb
der Rathodenblöcke befindliche Aluminiumbad 7 ab. Letzeres ist vom Stromdurchfluß
nicht betroffen, so daß in diesem auch keine elektrodynamischen Kräfte durch Wechselwirkung
mit den starken Magnetfeldern hervorgerufen werden können. Außerdem kann das Aluminium
im Sammelbecken unter den Kathoden nicht mit seiner auflösenden Wirkung an die Kathodeneisen
15 bzw. 19 gelangen.
[0066] Die in Fig. 2 und 3 mit 8 bezeichnete kohlenstoffhaltige Auskleidung hat die Aufgabe,
die Wärmeisolierung 9 vor dem Eindringen von Aluminium und Bestandteilen der Elektrolytschmelze
5 zu schützen. Da von der Auskleidungsschicht 8 keine elektrische Leitfähigkeit verlangt
wird, können für sie vorteilhaft dichte Composites aus Kohlenstoff, Oxiden und Carbiden
eingesetzt werden, die eine größere Dichtheit und Wärmedämmung gewährleisten. Die
feuerfeste Zustellung mit den Schichten 8 und 9 bietet einen besseren, konstanteren
Wärmeschutz und eine höhere Lebensdauer als die nach der bekannten Kombination aus
stromdurchflossenem Kohlenstoffboden und darunter eingebauter Wärmeisolierung.
[0067] Fig. 4 zeigt einen Schnitt (siehe Schnittlinie AB in Fig. 3) durch den Preßriegel
12 und die Grafitkornpackung 13. Der Preßriegel 12 besitzt beidseitig die Vertikalstreben
22, an deren oberen Enden Laschen 23 mit Loch, die über die Anodenbalken 33 hinausragen,
angebracht sind. Das Konstruktionsteil aus Preßriegel 12, Vertikalstrebe 22 und Lasche
23 wird in der weiteren Beschreibung als Spannbügei 24 bezeichnet. Die Druck- und
Zugbeaufschlagung des Spannbügels 24 wird von einem Spindelbock 25 ausgeübt, der auf
dem Anodenbalken 33 montiert ist. Der Spindelbock 25 enthält die Spindel 26, die durch
den Aufsteckvierkant 27 betätigt bzw. gedreht werden kann. Auf der Spindel 26 sitzt
die zylindrische Mutter 29 mit Lochlasche 30. Die Gleitbuchse 28 dient zur präzisen
Führung der Zylindermutter 29 und weist einen Längsschlitz auf, in dem sich die Lochlasche
30 beim Drehen der Spindel 26 auf- bzw. abbewegt. Die Lasche 23 des Spannbügels 24
und die Lasche 30 der Zylindermutter 29 sind durch den Bolzen 31 miteinander verbunden
(siehe hierzu auch Fig. 7). Durch gleichzeitiges Betätigen der linken und rechten
Spindel 26, z.B. mittels eines Schlagschraubers, wird der Spannbügel 24 bzw. die Grafitkornpackung
13 unter Druck gesetzt. Nach Druckentlastung und Ziehen der Verbindungsbolzen 31 kann
jeder Spann bügel 24 einzeln entfernt werden. Auch jedes Anodenblockpaket kann während
des Zellenbetriebes zu jedem beliebigen Zeitpunkt, z.B. bei Störungen, nach Entlastung
der Spannbügel 24 herausgehoben werden.
[0068] Soll Grafitkörnung 13 in den schmalen Raum zwischen Querverbinder 10 und Anodenblock
1 bzw. 2 nachgefüllt werden, wird der Preßriegel 12 bis über die Oberkante des Querverbinders
10 hochgefahren.
[0069] Es besteht dann die Möglichkeit, von oben her in die Gasse 4 über eine Rohrlanze
Grafitkörnung in das Kontaktband nachzuspeisen. Das Nachfüllen von Grafitkörnung 13
geschieht nach Bedarf und wird mit dem Versetzen der Anodenpakete zu einem Arbeitsgang
verbunden.
[0070] Aus Fig. 4 geht des weiteren die Seiteneinfassung der Anodenblöcke hervor. Im oberen
Bereich besteht die Seitenbegrenzung aus dem Anodenbalken 33, im unteren Bereich aus
der Anodenzarge 34, die sich zusammensetzt aus der Rahmenwand 35 und der Konsole 36.
Anodenbalken 33 und Konsole 36 sind miteinander elektrisch gut leitend verschraubt.
Zur Versteifung der Anodenzarge 34 sind darin in Abständen die Knotenbleche 37 eingeschweißt.
An der Innenseite der Rahmenwand 35 sind die Querverbinder 10 befestigt. Hierfür wird
ebenfalls eine lösbare Verbindung mittels Steckschrauben bevorzugt.
[0071] Der Elektrolysestrom nimmt seinen Weg von dem Anodenbalken 33 aus Aluminium über
die dickwandige Anodenzarge 34 aus Stahl zu den Querverbindern 10, und von dort über
die Grafitkornpackungen 13 in die Anodenblockpakete. Ein kleinerer Teilstrom kann
unmittelbar vom Anodenbalken 33 zum Querverbinder 10 über die Führungsleiste 32 fließen,
die am unteren Ende am Querverbinder 10 angeschweißt und im oberen Teil am Anodenbalken
angeschraubt ist (s. hierzu Fig. 7 und 8). Auch der Spannbügel 24 kann Strom vom Anodenbalken
33 auf die Grafitkornpackung 13 übertragen.
[0072] Die als Schnittbild in Fig. 5 dargestellte Seitenpartie der Elektrolysezelle zeigt
in skizzenhafter Vereinfachung die Chargiervorrichtung für Aluminiumoxid. Die in Fig.
5 skizzierte Brech- und Dosiervorrichtung soll in erster Linie das erfindungsgemäße
Prinzip verdeutlichen. Der Brechstößel 43, der die Deckkruste 6 durchbricht und ein
Loch für die Aluminiumoxidzufuhr schlägt, erhält seinen Stoßschub von einem pneumatischen
Zylinder 44, der an dem ortsfesten Stahlkasten 38 angebracht ist. Der Stahlkasten
38 überspannt die gesamte Länge der Elektrolysezelle, ruht an den Enden auf zwei Stützkonstruktionen
und dient als Vorrats- und Beschickungsbehälter für das Aluminiumoxid 40. In abgeteilten
Kammern (nicht dargestellt) kann der Stahlkasten 38 auch Schmelzmittel, wie z.B. Aluminiumfluorid,
aufnehmen. Am unteren Ende des Stahlkastens 38 ist die Austragsklappe 41 für das Aluminiumoxid
installiert. Beim Betätigen der Kippwelle 42 läuft das Aluminiumoxid aus der Austragsklappe
41 aus, wobei gleichzeitig der Zulauf von Aluminiumoxid aus dem Stahlkasten 38 unterbunden
wird. Häufigkeit und Menge der Oxiddosierung erfolgt in fernbedienter, automatischer
Weise.
[0073] Es sei angemerkt, daß anstelle eines stationären Brechwerkzeuges auch mobile Brechzylinder
mit Brechmeißel vorgesehen werden können, die entlang der gesamten Seitenfront verfahrbar
sind und in beliebiger, computergesteuerter Position den Brechvorgang ausüben können.
Eine andere Variante, die gesamte Seitenfront zu bedienen und mit Aluminiumoxid zu
speisen, besteht in einem durchgehenden Brechschwert mit Brechdornen.
[0074] Der Stahlkasten 38 wird über den Rohrstutzen 39, der auch Bestandteil eines Oxidverteilungssystems
sein kann, mit Aluminiumoxid 40 gefüllt. Der Seitenraum der Elektrolysezelle ist nach
außen durch die einhängbaren Blechtore 45 aus Aluminium verkleidet. An der Stirnseite
ist die Elektrolysezelle durch ähnliche Aluminiumblechtafeln 47 (siehe Fig. 6) zum
Außenraum hin abgeschirmt. Oben ist der gesamte Anodenraum durch die Horizontaltore
46 abgedeckt.
[0075] Das untere rechte Feld der Fig. 5 veranschaulicht einen Ausschnitt der Wannenzustellung
der Elektrolysezelle. Die Stahlwand 50 der Elektrolysewanne wird durch eine kryolith-
und aluminiumresistente Randplatte 51 geschützt. Vor der Randplatte 51 hat sich eine
dicke Kruste 52 aus aluminiumoxidreicher erstarrter Elektrolytschmelze als wirksamer
Frontschutz gegen das Elektrolysebad 5 gebildet.
[0076] Anhand der Draufsicht auf die Elektrolysezelle in Fig. 6 läßt sich erklären, wie
das Anodenabgas aus der Elektrolysezelle abgesaugt wird. An den Stirnenden der Elektrolysezelle
befinden sich im dichten Anschluß an die Anodenblöcke 1 zwei nach unten U-förmig offene
und nach oben durch das Abdeckblech 28 verschlossene Hohlkästen. Aus dem Abdeckblech
48 führt ein Kanalanschluß 49 zur Abgasleitung. Am Hohlkasten unterhalb des Abdeckbleches
48 hängen die als Tore abnehmbaren Blechtafeln 47. Aus den Fig. 5 und 6 ist zu ersehen,
daß der Oberbau der Elektrolysezelle als dicht gekapselt gelten und unter normalen
Betriebsbedingungen kein Staub und Abgas in die Umgebung entweichen kann. Fig. 7 verdeutlicht
noch einmal, wie die Oberkonstruktion der Elektrolysezelle, d.h. die Anordnung und
Stromzuführung der Anoden dazu eingesetzt wird, die anodenbelegte Oberfläche des Elektrolysebades
nach oben abzudichten. Darüber hinaus können zur weiteren Sicherheit der Abgaserfassung
oberhalb des Anodenfeldes die horizontal verfahrbaren Blechtore 46 vorgesehen werden.
Die den Anodenoberbau tragende Stützkonstruktion an den Enden der Elektrolysezelle
ist nicht eingezeichnet.
[0077] Einige noch verbleibende Details aus dem Kathodenbereich seien am Gesamtquerschnittsbild
in Fig. 8 erläutert (Schnitt EF in Fig. 3). Der Kathodenblock 14 mit dem darin eingebetteten
Stahl barren 15 ruht auf den mittig und seitlich angeordneten Sockeln 53 bzw. 54 aus
Kohlenstoff oder Grafit. Vor den Seitensockeln 54 bildet sich die Bodeneckkruste 55
aus. Die Randfuge zwischen Kathodenblock 14 und Randplatte 51 ist mit einer kohlenstoffhaltigen
Masse 56 ausgestampft.
[0078] Der interpolare Abstand zwischen Anode und Kathode wird in an sich bekannter Weise
nach Vorgabe derZellenspannung durch Betätigen der Hubspindeln eingestellt bzw. geregelt,
an denen die kastenförmige Einheit aus Anodenbalken 33 und Anodenzarge 34 aufgehängt
ist. Entsprechend der Verbrauch der Kohlenstoffanode muß in bestimmten Perioden die
Einheit aus Anodenbalken und Anodenzarge gegenüber den Anodenblockpaketen gehoben
werden. Das Niederfahren und Wiederhochsetzen der Anodenzarge spielt sich in Grenzen
von 10 - 20 cm ab. Um diese vertikale Relativverschiebung zwischen den Anodenblöcken
und der sie tragenden Anodenzarge zu bewerkstelligen, wird eine Hilfsbrücke verwendet,
an der die Anodenblockpakete vorübergehend aufgehängt werden. Die Hilfsbrücke verfügt
über senkrecht angeordnete Haltearme, die beim oder nach dem Aufsetzen der Hilfsbrücke
in die rechteckigen Vertikalnuten 60 (siehe Fig. 6 und 7) der Anoden blöcke 1 bis
ca. 20 cm oberhalb des Elektrolysebades abgesenkt werden. Der Haltearm setzt sich
zusammen aus einem feststehenden U-Profil, dessen unteres Ende keilförmig angeschrägt
ist, und einer darin verschiebbaren, rechteckigen Stange, die an ihrem unteren Ende
einen Keilschuh besitzt, der sich an die angeschrägten Schenkel des U-Profils anschmiegt.
Durch hydraulisch bewirktes Hochziehen der Rechteckstange wird der Haltearm am unteren
Ende in der Anodennut 60 verspannt. Eine Rückenzahnung sowohl auf dem Keilschuh an
der Rechteckstange als auch auf dem unteren Ende des U-Profils sorgt für einen rutschfesten
Sitz des Haltearms in der Anodennut 60. Sodann werden alle Spannbügel 24, von denen
die Grafitkörnung angepreßt wird, mittels der Spindelböcke 25 gelöst, und unter schleifendem
Stromkontakt wird der Verbund aus Anodenbalken und Anodenzarge ein Stück angehoben.
Anschließend werden wieder die Spannbügel 24 angezogen, die Haltelanzen der Hilfsbrücke
gelöst und die Hilfsbrücke von einem Laufkran abgenommen und entfernt. Um das Versetzen
der Anodenzarge aus Gründen kurzer Stromwege und Energieersparnis in möglichst kleinen
Schritten, d.h. recht häufig, zu vollziehen, kann es sich empfehlen, das Lösen und
Anziehen der Spannbügel 24 zu automatisieren. Das kann beispielsweise dadurch geschehen,
daß alle Spindeln 26 über geeignete Antriebsräder und Kupplungen an eine gemeinsame
motorangetriebene Welle mit Linksund Rechtslauf angeschlossen werden. Ein Schwengel
mit ähnlichen Haltearmen wie oben beschrieben wird verwendet, um bei Störfällen gegebenenfalls
einzelne Anodenblockpakete herausheben zu können.
[0079] Eine weitere Möglichkeit, die Kontaktvorrichtungen und den Gesamtrahmen gegenüber
den Anodenpaketen nach oben zu versetzen, besteht darin, mit Hilfe hydraulischer Zylinder
die Anodenpakete nach unten durchzuschieben und gleichzeitig die Anodenbalken mit
Rahmen um die gleiche Wegstrecke nach oben zu fahren.
[0080] Wie dargelegt, enthält die erfindungsgemäße Elektrolysezelle verschiedene Einzelneuerungen,
die in ihrer sinnvollen Integration einen maximalen Fortschritt zeitigen sollen. Das
soll nicht ausschließen, partikuläre Neuerungen für sich allein vorteilhaft zu nutzen.
Liste der Bezeichnungen
[0081]
1 = Oberer Anodenblock
2 = Unterer Anodenblock
3 = Kittschicht
4 = Gasse zwischen den Anodenblöcken
5 = Elektrolytschmelze
6 = Badkruste
7 = Aluminiumbad, AI-Schicht
8 = Carbokeramischer Boden unter AI-Bad
9 = Boden-Wärmeisolierung
10 = Querverbinder zwischen Anodenblöcken in der Gasse 4
11 = Fußsteg des Querverbinders
12 = Preßriegel auf der Grafitkörnung
13 = Grafitkornpackung
14 = Kathodenblock, gleichs. Dreiecksprofil, 60°
15 = Kathodeneisen in 60°-Kathodenblock
16 = Nut im Kathodenblock für Kathodeneisen
17 = Kohlenstoff-Stampfmasse über Kathodeneisen
18 = Kathodenblock, Winkel 90° und 45° (Fig. 2)
19 = Kathodeneisen in Kathodenblock 90/45° (Fig. 2)
20 = Kathodenboden (in Fig. 1)
21 = Kathodeneisen
22 = Vertikalstrebe des Spannbügels
23 = Lasche mit Loch am Spannbügel bzw. an der Vertikalstrebe 22
24 = Spannbügel für Grafitkornpackung
25 = Spindelbock
26 = Spindel im Spindelbock 25
27 = Aufsteckvierkant an Spindel 26
28 = Gleit-, Führungsbuchse des Spindelbocks 25
29 = Zylindermutter auf Spindel 26
30 = Lochlasche an der Zylindermutter 29
31 = Verbindungsbolzen zwischen Lasche 23 und Lasche 30
32 = Vierkant-Vertikalführungsleiste auf dem Querverbinder 10 an der Anodenzarge
33 = Anodenbalken
34 = Anodenzarge
35 = Rahmenwand
36 = Konsole für Anodenbalken
37 = Knotenblech zur Versteifung
38 = Aluminiumoxidkasten
39 = Einfüllstutzen für Aluminiumoxid
40 = Aluminiumoxid
41 = Austragklappe für A1203
42 = Kippwelle für Aluminiumoxidklappe
43 = Brechstößel
44 = Pneumatischer Zylinder
45 = Seiten-Einhängetore
46 = Verfahrbare Horizontaltore über dem Anodenraum
47 = Einhängetafeln an den Stirnseiten der Elektrolysezelle
48 = Abdeckblech über den Stirnenden
49 = Gasabsaugkanal (Anschluß)
50 = Wand der Stahlwanne
51 = Bord- bzw. Randplatte
52 = Randkruste
53 = Mittiger Sockel unter dem Kathodenblock
54 = Seitensockel unter dem Kathodenblock
55 = Bodeneckkruste vor dem Seitensockel 54
56 = Kohlenstoffhaltige Masse in der Fuge zwischen Kathodenblock und Randplatte
60 = Rechteckige Vertikalnut in den Anodenblöcken an den Stirnenden
1. Elektrolysezelle zur schmelzflußelektrolytischen Gewinnung von Aluminium mit einem
kontinuierlichen Anodensystem unter Einsatz von vorgebrannten Anodenblöcken (1,2),
dadurch gekennzeichnet, daß an den Längsseiten der Anodenblöcke (1, 2) Packungen (13)
eines zusammengepreßten Granulates aus kohlenstoffhaltigem Material angeordnet sind,
wobei diese Packungen (13) zur Befestigung und Stromzuführung dienen.
2. Elektrolysezelle nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sich die Granulatpackungen
(13) beidseitig über die gesamte Länge der einzelnen Anodenblöcke (1, 2) erstrecken.
3. Elektrolysezelle nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß als Granulat ein grobkörniges, bindemittelfreies Material bestehend aus Grafit,
Elektrografit, Koks, Petrolkoks, Pechkoks, Anodenblockresten oder Mischungen dieser
Stoffe verwendet wird. 4. Elektrolysezelle nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß in der zwischen je zwei benachbarten Anodenblockpaketen
liegendenden Gasse (4) je ein Querverbinder (10) mit einem Fußsteg (11) angeordnet
ist, wobei die Spalten zwischen Querverbinder (10) und den Anodenblocklängsseiten
mit dem Granulat gefüllt sind und das Granulat durch den Preßriegel (12) zusammengedrückt
wird.
5. Elektrolysezelle nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß der spezifische Preßdruck auf das Granulat 150 bis 300 N/cm2 beträgt.
6. Elektrolysezelle nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß sich der Querschnitt des Querverbinders (10) zum Fußsteg (11) hin trapezförmig
erweitert.
7. Elektrolysezelle nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Betätigung des Preßriegels (12) über einen Spindelbock (25) erfolgt, der auf
dem Anodenbalken (33) angeordnet ist, wobei jeder Preßriegel (12) einzeln betätigt
werden kann.
8. Elektrolysezelle nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Anodenblöcke (1, 2) an beiden Stirnseiten je eine senkrecht verlaufende, u-förmige
Nut (60) aufweisen.
9. Elektrolysezelle nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Querverbinder (10) mit dem Anodenbalken (33) und einerAnodenzarge (34) zu
einem starren Gesamtanodenrahmen verbunden sind.
10. Elektrolysezelle nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die von den Anoden überdeckte Badfläche der Elektrolysezelle durch den Gesamtanodenrahmen
nach oben hin weitgehend gasdicht abgeschirmt ist.
11. Elektrolysezelle nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Zelle vollständig durch Blechtore eingekapselt ist, wobei die Längs- und Stirnseiten
durch einhängbare Tore (45, 47) abgeschirmt werden und der gesamte Anodenraum oben
durch Horizontaltore (46) abgedeckt ist.
12. Elektrolysezelle nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß an den Stirnseiten der Zelle Kanäle (49) zur Absaugung der Abgase angeordnet sind.
13. Elektrolysezelle nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß an den Längsseiten der Zelle (bzw. Stirnseiten der Anoden) innerhalb der Ofenkapselung
automatische Chargiervorrichtungen für Aluminiumoxid stationär oder mobil angeordnet
sind.
14. Elektrolysezelle zur schmelzflußelektrolytischen Gewinnung von Aluminium, insbesondere
nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die kathodische Stromzuführung über
Kathodenblöcke (14, 18) erfolgt, dadurch gekennzeichnet, daß die Kathodenblöcke (14,
18) einzeln im Abstand voneinander und im Abstand von der Zustellung des Zellenbodens
angeordnet sind, wobei unterhalb der Kathodenblöcke (14, 18) ein Sammelbecken für
das abgeschiedene Aluminium (7) gebildet wird.
15. Elektrolysezelle nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß die Kathodenblöcke
dach-oder halbtonnenförmig ausgebildet sind und deren Unterseiten in einer Ebene oberhalb
der Zellbodenzustellung angeordnet sind, wobei zwischen den nebeneinanderliegenden
Kathodenblöcken Spalte verbleiben, durch die das abgeschiedene Aluminium (7) in den
Sammelraum unterhalb der Kathodenblöcke abfließen kann.
16. Elektrolysezelle nach einem der Ansprüche 14 und 15, dadurch gekennzeichnet, daß
die Kathodenblöcke (14, 18) einen annähernd dreieckigen Querschnitt aufweisen.
17. Elektrolysezelle nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß der Böschungswinkel
der Kathodenblöcke mindestens 45° beträgt.
18. Elektrolysezelle nach einem der Ansprüche 14 bis 17, dadurch gekennzeichnet, daß
im oberen Teil des Kathodenblocks eine Längsnut (16) angeordnet ist, in die ein Kathodeneisen
(15) eingebettet ist.
19. Elektrolysezelle nach einem der Ansprüche 14 bis 18, dadurch gekennzeichnet, daß
die Kathodenblöcke (14 bzw. 18) auf Sockeln (53, 54) abgestützt sind.
20. Elektrolysezelle nach einem der Ansprüche 14 bis 19, dadurch gekennzeichnet, daß
die Unterseite der Anoden entsprechend der Form der gegenüberstehenden Kathodenblöcke
ausgebildet ist.
21. Elektrolysezelle nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß auf der Boden-Wäremisolierung (9) der Zelle eine kryolith- und aluminiumresistente
Schicht (8) angeordnet ist, die aus Composites aus Kohlenstoff, Oxiden und/oder Carbiden,
wie z. B. carbokeramischen Steinen besteht.
22. Verfahren zur Gewinnung von Aluminium unter Verwendung einer Elektrolysezelle
nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß zum Verkleben
der nachgesetzten Anodenblöcke mit den in der Elektrolysezelle befindlichen Anodenblöcken
eine Kittmasse in körniger Form auf die warmen Oberseiten der in der Elektrolysezelle
befindlichen Anodenblöcke aufgetragen wird und anschließend die neuen Anodenblöcke
aufgesetzt werden.
23. Verfahren nach Anspruch 22, dadurch gekennzeichnet, daß die Dicke der Kittschicht
zwischen 1 und 2 cm beträft.