[0001] Die Erfindung betrifft eine elektrisch beheizbare Sichtscheibe aufweisend je eine
aus identischem transparentem Kunststoff bestehende untere Scheibe und eine obere
Scheibe zwischen denen unmittelbar ein flächenförmiger elektrischer Heizleiter angeordnet
ist, welcher in gegenüberliegenden Randabschnitten je eine Kupfer enthaltende Leiterbahn
aufweist.
[0002] Derartige Sichtscheiben werden vorzugsweise für Kraftfahrzeuge, insbesondere für
Heckscheiben verwendet. Mittels der elektrischen Heizung kann die Sichtscheibe erwärmt
werden, um Beschlagen oder Vereisen der Oberflächen zu verhindern.
[0003] Aus der britischen Patentschrift GB-P 972 453 sind laminierte transparente Scheiben
mit Heizdrähten bekannt, bei denen die Heizdrähte in einer Kunststoffzwischenschicht
zwischen einer unteren und einer oberen Scheibe angeordnet sind. Die Scheiben sind
üblicherweise Glasscheiben, welche eine Zwischenschicht aus Kunststoff enthalten.
Anstelle der Glasscheiben können auch andere Materialien wie Polymethyl-Methacrylat-Kunststoff
(PMMA) verwendet werden. PMMA ist ein harter Kunststoff. Als Material für die Zwischenschicht
wird Vinyl-Butyl-Aldehyd-Harz empfohlen, worin die Heizdrähte und Leiterbahnen eingebettet
sind. Aus der GB 972 453 ist zu entnehmen, daß der Heizleiter auf der ebenen Fläche
einer Scheibe aus relativ hartem Material aufliegen muß, und daß der Heizleiter in
die benachbarte Schicht eingebettet ist, deren Material zumindest während der Herstellung
relativ weich sein muß, um die Heizdrähte aufnehmen zu können.
[0004] Aus der deutschen Gebrauchsmusterschrift DE-U 85 35 648 ist eine Verbund-Glasscheibe
für Fahrzeuge mit gemeinsam gebogenen Innen- und Außenscheiben bekannt, die durch
ein Kunststoff-Laminat miteinander verbunden sind, mit elektrischen Leitern im Laminat
und mit einem am Rand einer Glasscheibe eingebrannten Abdunkelungsstreifen. Es handelt
sich hierbei ebenfalls um eine dreischichtige Scheibe, bei der die Innen- und Außenscheibe
aus Glas besteht. Das kennzeichnende Merkmal besteht darin, daß der Abdunkelungsstreifen
an der Innenfläche der Außenscheibe angeordnet ist. Es handelt sich also um die Anbringung
eines nicht durchsichtigen Streifens am Außenrand der Scheibe aus ästhetischen Gründen.
[0005] In der deutschen Offenlegungsschrift DE-A 20 30 204 ist ein Verfahren zum Aufbringen
von Metallfäden auf flächige Körper beschrieben, wobei Metallfäden mit einer elektrisch
isolierenden Trägerstruktur zu einem flächigen Bauteil verbunden sind, und dieses
als Schicht auf den flächigen Körper aufgebracht wird. Es handelst sich dabei in erster
Linie um beheizbare Glasscheiben. Als isolierende Trägerstruktur wird eine Folie,
ein Gewebe, Gewirk, Gestrick oder dergleichen aus isolierendem Material verwendet,
und zur Herstellung des flächigen Bauteils werden Metallfäden auf diese Folie oder
dergleichen aufgestickt, aufgenäht oder aufgeheftet. Das flächige Bauteil wird mit
einer Kunststoffolie verbunden und diese auf den flächigen Körper aufgebracht. Zur
Herstellung einer beheizbaren Scheibe wird das flächige Bauteil als Heizleitersystem
zwischen zwei Glasscheiben angeordnet.
[0006] Schließlich ist aus der deutschen Offenlegungsschrift DE-A 21 48 243 eine elektrisch
beheizbare Verbundglasscheibe mit in einer thermoplastischen Zwischenschicht angeordneten
dünnen Widerstandsdrähten bekannt. Es ist vor allem die elektrische Schaltung der
Widerstandsdrähte beschrieben.
[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine wirtschaftlich herstellbare flexible
beheizbare schlierenfreie Sichtscheibe zu schaffen, die insbesondere als Heckscheibe
in Cabriolet-Personenkraftwagen verwendet werden kann. Die Heckscheibe eines Cabriolets
wird je nach Konstruktion des Verdecks mindestens einmal, bei manchen Modellen auch
zwei- oder mehrfach, parallel zu ihrer Längsachse gefaltet, wobei der Radius im Bereich
von weniger als 20 mm liegt. Bisher konnten für derartige Fahrzeugtypen keine elektrisch
beheizbaren Heckscheiben hergestellt werden, und man mußte sich mit einer aufwendigen
Anordnung von Lüftungskanälen in der Automobilbodengruppe oder einem zusätzlichen
Heizgebläse behelfen.
[0008] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die untere Scheibe und die obere
Scheibe aus Weich-Polyvinylchlorid mit einer Dicke von weniger als 1 mm bestehen,
daß der Heizleiter als Gewebe mit einer Maschenweite von weniger als 5 mm ausgebildet
ist, daß die Leiterbahnen an den beiden Längsrändern des Heizleiters angeordnet sind,
und daß die Leiterbahnen zur unteren Scheibe und zur oberen Scheibe hin mit einer
Abdeckfolie aus gegenüber dem Material der Leiterbahnen chemisch beständigem Kunststoff
abgedeckt sind.
[0009] Bei der Herstellung der Sichtscheibe wird auf die untere Scheibe die untere Abdeckfolie,
der entsprechend zugeschnittene Heizleiter und die obere Abdeckfolie aufgelegt und
nach Aufbringen der oberen Scheibe in einem Heiz- und Kühlprozess einkaschiert. Dabei
entsteht eine dauerhafte transparente schlierenfreie Verbindung der beiden Kunststoffscheiben
bei gleichzeitiger Fixierung des Heizleiters. Die Herstellung der Sichtscheibe ist
in einem einzigen Verfahrensschritt möglich.
[0010] Die Stromzuführung über Leiterbahnen gewährleistet eine gleichmäßige Verteilung der
Heizleistung auf die gesamte Sichtfläche, so daß der verwendete Kunststoff der Scheiben
nicht über 70
oC erwärmt wird. Die Leiterbahnen sind einander gegenüberliegend vorteilhafterweise
an beiden Längsrändern angeordnet, können aber auch an beiden Seitenrändern angeordnet
sein.
[0011] Eine Reaktion des Materials der Leiterbahnen mit dem Material der Scheiben wird durch
das Einbringen der Abdeckfolie verhindert. Wenn diese Abdeckfolie eingefärbt ist,
beispielsweise schwarz, und sich über den gesamten Randbereich der Sichtscheibe erstreckt,
so wird eine Umrandung der Sichtscheibe erreicht, wie sie auch an Glasscheiben derzeit
üblich ist.
[0012] Die erfindungsgemäße Sichtscheibe weist bezüglich ihrer Flexibilität nahezu die gleichen
mechanischen Eigenschaften auf wie die bisher verwendeten nicht beheizbaren Scheiben,
wenn die Dicken der aus Weich-Polyvinylchlorid bestehenden unteren Scheibe und der
oberen Scheibe jeweils etwa 0,5 mm betragen.
[0013] Eine rationelle Herstellung des Heizleiter ist möglich, wenn dieser als Gewebe ausgebildet
ist, an dessen beiden Längsrändern in Kettrichtung verlaufend Drähte mit hoher elektrischer
Leitfähigkeit als Leiterbahnen eingewebt sind. Vorzugsweise verlaufen die Leiterbahnen
im eingebauten Zustand der Sichtscheibe in etwa horizontaler Richtung. Somit kann
der Heizleiter als aufrollbarer Gewebestreifen von beliebiger Länge hergestellt werden
und wird vor der Anfertigung einer Sichtscheibe entsprechend deren Breite abgelängt.
[0014] Eine hohe Leitfähigkeit der Leiterbahnen an den Längsrändern des Heizleiters wird
erreicht, wenn deren Drähte aus Kupfer bestehen. Vorzugsweise ist der Durchmesser
der Leiterbahndrähte größer als derjenige der Heizdrähte. Das Gewebe einschließlich
der Leiterbahnen wird vorteilhafterweise durch Walzen in seiner Dicke reduziert, so
daß die Leiterbahnen nicht auftragen. Zur Vermeidung einer im Laufe der Zeit eintretenden
Reaktion von Kupfer mit Polyvinylchlorid sind die Leiterbahnen gegenüber der oberen
und der unteren Weich-Polyvinylchlorid-Scheibe vorzugsweise mit einer Acrylatfolie
abgedeckt.
[0015] Es wird empfohlen als Heizleiter dünne Widerstandsdrähte aus einer Chrom-Nickel-Legierung
zu verwenden.
[0016] Wenn das Gewebe aus Chrom-Nickel-Draht von weniger als 0,5 mm Durchmesser, vorzugsweise
von 0,05 mm Durchmesser mit einer Maschenweite von weniger als 5 mm, vorzugsweise
von 0,5 mm besteht, erfolgt innerhalb der Maschen beim Aufkaschieren der oberen auf
die untere Scheibe eine vollständige Verbindung dieser Scheiben, so daß eine sehr
gute Transparenz erreicht wird.
[0017] Hervorragende optische und elektrische Eigenschaften der Sichtscheibe werden erreicht,
wenn das Gewebe in Längsrichtung eine andere elektrische Leitfähigkeit als in Querrichtung
aufweist. Die kann beispielsweise durch Verwendung unterschiedlich dicker Drähte,
durch Verwendung von Drähten unterschiedlicher Materialzusammensetzung, Anordnung
von in Kett- und in Schußrichtung unterschiedlichen Drahtabständen, ein Gewebe mit
einer anderen als der rechtwinkligen Maschenform oder auch durch Verwendung von insbesondere
in Kettrichtung verlaufenden elektrisch nichtleitenden Drähten bzw. Fasern erreicht
werden, so daß das Gewebe in Längsrichtung nichtleitend ist.
[0018] Um eine Überhitzung infolge zu hoher Heizleistung und/oder den Einbau einer elektrischen
Regeleinrichtung zu vermeiden, ist es empfehlenswert, den Widerstand des Heizleiters
so einzustellen, daß bei der maximalen Betriebsspannung, insbesondere der in Kraftfahrzeugen
üblichen Spannung von 12 V, die Temperatur von 70
oC nicht überschritten wird. Der Widerstand des Heizleiters kann dadurch erhöht werden,
daß dieser im Bereich der Sichtfläche zumindest einmal quer zu den Leiterbahnen sowie
eine der Leiterbahnen zumindest elektrisch isolierend unterbrochen ist, so daß zumindest
zwei Heizbereiche gebildet sind. Auf diese Weise wird der Heizleiter in zwei oder
mehr Heizbereiche bildende Widerstandsgruppen unterteilt, die jeweils über eine der
im Randabschnitt durchlaufenden Leiterbahnen elektrisch leitend miteinander verbunden
sind.
[0019] Wenn der Heizleiter im Bereich der Sichtfläche mehrfach quer zu den Leiterbahnen
sowie abwechselnd jeweils eine der Leiterbahnen zumindest elektrisch isolierend unterbrochenen
ist, so daß die einzelnen Heizbereiche elektrisch in Serie geschaltet sind, kann der
Widerstand des gesamten Heizleiters in einfacher Weise der jeweiligen Betriebsspannung
angepaßt werden. Wird eine gerade Anzahl der Bereiche des Heizleiters ausgeführt,
so können die elektrischen Anschlüsse der Leiterbahnen jeweils nahe den unteren äußeren
Rändern der Sichtscheibe angebracht werden.
[0020] Üblicherweise wird die Heckscheibe eines Cabriolets in das Material des Daches eingenäht,
so daß die Einfassung in einen Rahmen nicht möglich ist. Eine von Verletzung der Leiterbahnen
bzw. des Heizleiters sowie das Auftreten von Kriechströmen wird verhindert, wenn ein
allseitig von den Rändern der Sichtscheibe ausgehender Randbereich vorgesehen ist,
der frei von elektrischen Leitern ausgebildet ist.
[0021] In der Zeichnung ist ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel der Erfindung dargestellt,
das im folgenden näher erläutert wird.
[0022] Es zeigt
- Fig. 1
- in der Draufsicht die Anordnung eines Heizleiters auf einer unteren Scheibe einer
erfindungsgemäßen Sichtscheibe und
- Fig. 2
- die Sichtscheibe aus Figur 1 in der Draufsicht mit teilweise eingefärbt dargestellter
Abdeckfolie.
[0023] In Figur 1 ist an einer erfindungsgemäßen Sichtscheibe 10 in einem ersten Fertigungsschritt
die Anordnung des Heizleiters 12 auf einer unteren Scheibe 14 aus 0,5 mm dickem Weich-Polyvinylchlorid
dargestellt. Der Heizleiter 12 besteht aus einem Gewebe 16 von 0,05 mm dicken Chrom-Nickel-Drähten
und 0,5 mm Maschenweite in quadratischer Maschenform. Parallel zu den Längsrändern
der Sichtscheibe 10 ist an den Längsrändern des Heizleiters 12 je eine obere Leiterbahn
18 und eine untere Leiterbahn 20 aus in Kettrichtung des Gewebes 16 verlaufenden Kupferdrähten
eingewebt.
[0024] Das Gewebe 16 des Heizleiters ist zweimal parallel zur Schußrichtung des Gewebes
16 über dessen gesamte Breite unterbrochen, so daß drei Heizbereiche 22, 24, 26 entstehen.
Zwischen dem ersten Heizbereich 22 und dem zweiten Heizbereich 24 ist die untere Leiterbahn
20 unterbrochen. Die obere Leiterbahn 18 ist zwischen dem zweiten Heizbereich 24 und
dem dritten Heizbereich 26 unterbrochen. Über die jeweils durchgehende Leiterbahn
sind die drei Heizbereiche 22, 24, 26 in Serienschaltung elektrisch miteinander verbunden.
[0025] Ein allseitig von den Rändern der Sichtscheibe 10 ausgehender etwa 2 cm breiter Randbereich
28 ist frei von elektrischen Leitern ausgebildet. Die obere Leiterbahn 18 besitzt
im dritten Heizbereich 26 zum Rand hin eine kurze obere Verlängerung 30, an der ein
in der Zeichnung nicht dargestelltes übliches Anschlußelement angebracht ist. Eine
entsprechende untere Verlängerung 32 ist an der unteren Leiterbahn 20 im Bereich des
ersten Heizbereichs 22 vorgesehen.
[0026] In Figur 2 ist die erfindungsgemäße Sichtscheibe 10 in fertigem Zustand dargestellt,
wobei eine obere Scheibe 15 aus 0,5 mm dickem Weich-Polyvinylchlorid auf die untere
Scheibe 14 und den Heizleiter 12 aufkaschiert ist. Der Randbereich 28 einschließlich
der Leiterbahnen 18, 20 ist mit einer Abdeckfolie 34 abgedeckt, die im linken Teil
der Figur 2 eingefärbt dargestellt ist.
1. Elektrisch beheizbare Sichtscheibe (10) aufweisend je eine aus identischem transparentem
Kunststoff bestehende untere und eine obere Scheibe (14, 15) zwischen denen unmittelbar
ein flächenförmiger elektrischer Heizleiter (12) angeordnet ist, welcher in gegenüberliegenden
Randabschnitten je eine Kupfer enthaltende
Leiterbahn (18, 20) aufweist,
dadurch gekennzeichnet,
daß die untere Scheibe (14) und die obere Scheibe (15) aus Weich-Polyvinylchlorid
mit einer Dicke von weniger als 1 mm bestehen, daß der Heizleiter (12) als Gewebe
(16) mit einer Maschenweite von weniger als 5 mm ausgebildet ist, daß die Leiterbahnen
(18, 20) an den beiden Längsrändern des Heizleiters (12) angeordnet sind, und daß
die Leiterbahnen (18, 20) zur unteren Scheibe (14) und zur oberen Scheibe (15) hin
mit einer Abdeckfolie (34) aus gegenüber dem Material der Leiterbahnen (18, 20) chemisch
beständigem Kunststoff abgedeckt sind.
2. Sichtscheibe nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Dicke der unteren Scheibe (14) und der oberen Scheibe (15) jeweils etwa 0,5
mm beträgt.
3. Sichtscheibe nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Drähte der Leiterbahnen (18, 20) aus Kupfer bestehen, und daß die Abdeckfolie
(34) vorzugsweise eine Acrylatfolie ist.
4. Sichtscheibe nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Gewebe (16) des Heizleiters (12) aus Chrom-Nickel-Draht von weniger als 0,5
mm Durchmesser, vorzugsweise von 0,05 mm Durchmesser, mit einer Maschenweite von vorzugsweise
0,5 mm besteht.
5. Sichtscheibe nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Gewebe (16) in Längsrichtung eine andere elektrische Leitfähigkeit als in
Querrichtung aufweist.
6. Sichtscheibe nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Gewebe (16) des Heizleiters (12) im Bereich der Sichtfläche zumindest einmal
quer zu den Leiterbahnen (18, 20) sowie eine der Leiterbahnen (18, 20) zumindest elektrisch
isolierend unterbrochen ist, so daß zumindest zwei Heizbereiche (22, 24) gebildet
sind.
7. Sichtscheibe nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Gewebe (16) des Heizleiters im Bereich der Sichtfläche mehrfach quer zu den
Leiterbahnen (18, 20) sowie abwechselnd jeweils eine der Leiterbahnen (18, 20) zumindest
elektrisch isolierend unterbrochen ist, so daß die einzelnen Heizbereiche (22, 24,
26) elektrisch in Serie geschaltet sind.
8. Sichtscheibe nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein allseitig von den Rändern der Sichtscheibe (10) ausgehender Randbereich (28)
vorgesehen ist, der frei von elektrischen Leitern ausgebildet ist.