[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines Kupolofens zur Erzeugung
von Gußeisen, bei dem der Ofenschacht des Kupolofens mit einem entsprechenden Einsatz
gefüllt ist bzw. ständig nachgefüllt wird und bodenseitig Gußeisenschmelze entnommen
wird, wobei dem Ofenschacht im unteren Bereich Wind, z.B. Luft, und gegebenenfalls
zusätzlich Sauerstoff zugeführt und im oberen Schachtbereich das Gichtgas abgeführt
wird und wobei der Ofenschacht im Betrieb von oben nach unten in eine Beschickungszone,
eine Vorwärmzone, eine Schmelzzone, eine Windzone sowie eine Herdzone einteilbar ist.
[0002] Im Standardbetrieb wird ein Kupolofen beispielsweise mit einem Einsatz von 500 kg
beschickt, der sich aus 440 kg Roheisen und Schrott, 47 kg Koks und 13 kg Zuschlagstoffen,
z.B. Kalksteinen, zusammensetzt. Dieser Einsatz sinkt nach und nach im Schacht des
Kupolofens ab, erwärmt sich dabei in der Vorwärmzone durch die im Gegenstrom zum Einsatz
fließenden Gase, wodurch bei ca. 900 bis 1000°C zunächst die thermische Dissoziation
der Zuschlagstoffe, also die des Kalksteins gemäß der Gleichung
CaCO₃ ---> CaO + CO₂
erfolgt. In der sich an die Vorwärmzone anschließenden Schmelzzone beginnt dann das
Schmelzen des Eiseneinsatzes. Die Temperaturen dort sind in der Größenordnung von
ca. 1400°C und der im Einsatz befindliche Koks ist in dieser Ofenzone bereits weißglühend.
Dessen Verbrennung erfolgt jedoch erst in der noch tiefer liegenden Windzone des Kupolofens,
da erst dort der zur Verbrennung notwendige Sauerstoff vorhanden ist. Aus der Verbrennung
des Kokses gemäß der Gleichung
C + O₂ ---> CO₂
geht Kohlendioxid hervor, das mit dem von der Windzufuhr herrührenden Gasstrom im
Ofen weitertransportiert wird. Dieses CO₂ durchläuft beim Aufsteigen im Kupolofen
die höher liegende Schmelzzone und wird in dieser von dem glühenden, dort noch nicht
verbrannten Koks gemäß Boudouard Reaktion reduziert, wodurch Kohlenmonoxid (CO) entsteht:
CO₂ + C <---> CO.
Dieses Kohlenmonoxid wiederum ist für die Funktion und Produktqualität des Kupolofens
wichtig, da es dem Abbrand des Einsatzeisens, also der FeO-Bildung, entgegenwirkt
und auch eine vorteilhafte Wirkung bezüglich der Schlackebasizität besitzt.
[0003] Hierbei ist zu berücksichtigen, daß die CO-Bildung in der Schmelzzone stark vom Füllstand
des Füllkokses in der Kupolofensäule abhängt und diese im Gleichgewicht mit dem Satzkoksanteil
steht. D.h. niedriger Füllkoksstand und ggfs. niedriger Satzkoksanteil bedingen einen
sehr niedrigen CO-Gehalt im oberen Kupolofenbereich. In der Folge sind auch die oben
ausgeführten, vorteilhaften Effekte nicht mehr gewährleistet. Dies gilt heute umso
mehr, als durch die ökonomisch immer weiter verbesserten Kupolofenanlagen ohnehin
vergleichsweise niedrige Satzkoksanteile möglich sind.
[0004] Die Aufgabenstellung vorliegender Erfindung besteht daher darin, eine Möglichkeit(en)
anzugeben, den CO-Gehalt in Kupolöfen beeinflussen zu können, diesen unabhängig vom
Füllstand des Kokses im Ofen und vom Anteil des Satzkokses variieren und auf einen
bestimmten gewünschten Wert einstellen zu können.
[0005] Diese Aufgabe wird gemäß der Erfindung dadurch gelöst, daß zur Einstellung eines
gewünschten CO-Gehalts im Kupolofen, insbesondere in der Schmelzzone, ein Kohlengas
(CO₂ oder CO) in geeigneter Menge an geeigneter Stelle, vorzugsweise im Bereich von
Wind- oder Schmelzzone, in den Kupolofen eingebracht wird.
[0006] Beispielsweise durch die Zufuhr von Kohlenmonoxid in die Schmelzzone 3 des Kupolofens
wird erreicht, daß gerade in der Zone, in der ohnehin CO durch Reduktion gebildet
wird, das CO-Niveau erhöht wird. Auf diese Weise läßt sich mit bereits wenigen Kubikmetern
pro Stunde das CO-Niveau in der Schmelzzone im Kupolofen effektiv erhöhen, um insbesondere
die Phasen niedriger CO-Bildung,beispielsweise bei niedrigem Füllkoksstand, in weitreichendem
Ausmaß auszugleichen. Kohlenmonoxid stellt prinzipiell allerdings ein teures Liefergas
dar und das Verfahren wird demzufolge in dieser Form nicht bevorzugt zur Anwendung
kommen.
[0007] Im wesentlichen die gleichen Effekte werden mit einer Kohlendioxidzugabe in der Windzone
des Kupolofens erreicht, denn durch die CO₂-Zugabe wird dem durch die Verbrennung
des Kokses entstehenden CO₂-Gas ein weiterer Anteil CO₂ hinzugefügt und aus dem so
vergrößerten CO₂-Angebot in der Schmelzzone, in der ja eine CO₂-Reduktion gemäß der
Boudouard Reaktion erfolgt, eine größere Menge Kohlenmonoxid erzeugt. In der Folge
steigt wiederum das CO-Niveau mit den positiven Wirkungen wie Abbrandvermeidung und
vorteilhafter Schlackenbildung. Beispielsweise die konstante Zufuhr von CO₂-Gas, aber
auch die von CO, in die Windzone des Kupolofens ist deshalb eine günstige Variante
des erfindunsgemäßen Verfahrens.
[0008] Eine andere vorteilhafte Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin,
daß das Kohlengas in der Windzone in mengengeregelter Weise eingebracht wird, so daß
ein etwa gleichbleibendes CO-Niveau im Kupolofen erzielt wird. Die Einregelung eines
etwa gleichbleibenden Niveaus an CO kann dadurch erreicht werden, daß mit abnehmender
Füllkokshöhe die Kohlengaszugabe entsprechend erhöht wird.
[0009] In einer weiteren und weitergehenden Erfindungsvariante wird eine Kohlengas-Zugabe
in einer Größenordnung durchgeführt wird, die eine Absenkung der Satzkoksmenge zuläßt.
Dabei handelt es sich um Gaszufuhrmengen in der Größenordnung von 30 bis 500 m³ pro
Stunde, abhängig von der Größe der Satzkoksreduzierung und der Ofengröße. Auf diese
Weise werden Einsparungen an Satzkoks in einer Größenordnung von 1 bis 3 % mit dem
weiteren Vorteil möglich, daß Schmelzleistungserhöhungen erzielt werden, denn nach
dem Netzdiagramm von Jungblut bedeutet weniger Satzkoks eine höhere Schmelzleistung.
[0010] Im allgemeinen ist die Anwendung von CO₂ in den meisten Varianten der Erfindung aus
preislichen und technischen Gründen vorteilhaft, es kann jedoch auch die gleichzeitige
Zufuhr von CO und CO₂ günstig sein. Da in der Windzone eines Kupolofens eingebrachtes
CO₂ als Kühlgas wirkt, kann, bei zu starker Kühlwirkung, eine gleichzeitige CO-Zugabe
zur CO₂-Zufuhr vorteilhaft sein (CO verbrennt in der Windzone, liefert also Energie
und erhöht gleichzeitig so auch die CO₂-Menge, die wiederum zur Reduktion zur Verfügung
steht).
[0011] Zuverlässig, mit gleichbleibender Zusammensetzung und mit optimaler Dosierbarkeit
werden die Kohlengase in Speicherbehältern für die erfindungsgemäßen Anwendungen bereitgestellt.
Eine manchmal vorteilhafte Möglichkeit besteht darin, die Kohlengase, vor allem CO₂,
aus Brennerabgasen, insbesondere den Abgasen des Kupolofen-Rekuperator-Brenners, zu
gewinnen und so zumindest ein Teil der benötigten Gasmenge bereitzustellen.
[0012] Anhand der Figur soll beispielhaft die Erfindung näher erläutert werden.
[0013] Die Figur zeigt einen Kupolofen, an dem eine Ausführung der Erfindung gezeigt ist.
Zunächst ist ein Kupolofenschacht 11 mit einer Beschickungsöffnung 12, einer Gichtbühne
13, einem Windring 14 mit Winddüsen 15a und 15b, einer Bodenklappe 16 sowie einem
Eisenabstich 17 und einem Schlackenabstich 18 gezeigt.
[0014] Innerhalb des Ofens sind mit den Ziffern 1 bis 5 sowie zugehörigen gestrichelten
Linien die Gattierungszone 5, die Vorwärmzone 4, die Schmelzzone 3, die Windzone 2
und letztlich die Herdzone 1 angedeutet.
[0015] In den Winddüsen 15a und 15b für den Ofenwind sind Lanzen 20a,b angeordnet, die außerhalb
des Ofens mit einer Sauerstoffversorgung und einer Kohlendioxidversorgung verbunden
sind.
[0016] Erfindungsgemäß wird nun ein Kupolofenbetrieb durchgeführt, bei dem ein Einsatz,
wie er in der Einleitung beschrieben ist, eingesetzt wird. Lediglich die Satzkoksmenge
ist wesentlich reduziert und liegt mit ca 37 kg (ca. 7% vom Einsatzgewicht) deutlich
niedriger. In der Windüsenebene werden dem Kupolofen über die Lanzen 20a und 20b jetzt
200 m³ Kohlendioxid pro Stunde zugeführt. Das entspricht bei ca 10 Sätzen Einsatz,
die den Ofen pro Stunde durchlaufen, einer Gasmenge von 20 m³ pro Einsatz. Der Hauptteil
des aus dem Satzkoks im Ofen entstehenden CO₂ wird so durch unmittelbare Zufuhr von
CO₂-Gas ersetzt.Die Gaszufuhr kann mit geringem apparativem Aufwand - Installation
eines Ventils und eines Durchflussmessers in die CO₂-Zufuhr - konstant ausgeführt
werden. Auch eine mit der Zugabe der Einsätze synchronisierte Gaszufuhr etwa vom Sägezahntyp
ist vergleichsweise einfach, wobei ausgehend von einem niedrigsten Zufuhrwert kurz
nach der Beschickung des Ofens mit einem neuen Einsatz die Gasmenge linear bis zu
einem Höchstwert bei der nächsten Beschickung gesteigert wird, wobei jedoch insgesamt
die gleiche Gasmenge wie bei konstanter Zufuhr eingehalten wird. Zudem kann beim gezeigten
Kupolofen Sauerstoff ebenfalls über die Lanzen 20a und b zugeführt werden, die Windemenge
in Korrelation damit geeignet reduziert werden und so höhere Ofentemperaturen trotz
Satzkoksreduzierung und CO₂-Zugabe aufrechterhalten werden.
[0017] Ingesamt ergibt sich mit der erfindungsgemäß vorgeschlagenen Kohlengaszugabe ein
weitere Parameter im Kupolofenbetrieb, mit dem auf vielfache Weise vorteilhaft auf
die in einem Kupolofen ablaufenden Prozesse eingewirkt werden kann.
1. Verfahren zum Betreiben eines Kupolofens zur Erzeugung von Gußeisen, bei dem der Ofenschacht
des Kupolofens mit einem entsprechenden Einsatz gefüllt ist bzw. ständig nachgefüllt
wird und bodenseitig Gußeisenschmelze entnommen wird,
wobei dem Ofenschacht im unteren Bereich Wind, z.B. Luft, und ggfs. Zusatzsauerstoff
zugeführt und im oberen Schachtbereich das Gichtgas abgeführt wird
und wobei der Ofenschacht im Betrieb von oben nach unten in eine Beschickungszone,
eine Vorwärmzone, eine Schmelzzone (3), eine Windzone (4) sowie eine Herdzone einteilbar
ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Einstellung eines gewünschten CO-Gehalts im Kupolofen und insbesondere in
der Schmelzzone ein Kohlengas (CO₂ oder CO) in geeigneter Menge an geeigneter Stelle,
vorzugsweise im Bereich von Wind- oder Schmelzzone, in den Kupolofen eingebracht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Kohlengas in der Windzone
des Kupolofens in konstanter Menge eingebracht wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Kohlengas in der Windzone
in mengengeregelter Weise eingebracht wird, so daß ein etwa gleichbleibendes CO-Niveau
im Kupolofen erzielt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß eine Kohlengas-Zugabe
in einer Größenordnung durchgeführt wird, die eine Absenkung des Satzkoksmenge zuläßt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Kohlengas
Kohlendioxid ist.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß gleichzeitig zum Kohlendioxid
auch Kohlenmonoxid eingeführt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,daß das/die Kohlengas(e)
in Speicherbehältern bereitgestellt wird/werden.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß das/die Kohlengase
zumindest teilweise aus Brennerabgasen, insbesondere den Abgasen des Kupolofen-Rekuperator-Brenners,
gewonnen wird.