[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Regelung eines Walzwerks, insbesondere eines
mehrgerüstigen Kalt- oder Warmwalzwerks, bei dem durch Elektromotoren angetriebene
Walzen in Walzgerüsten durch einen Walzspalt, dessen Größe (Anstellung) betriebsmäßigen
Schwankungen unterliegt, die beim Walzgutdurchlauf notwendigen Walzkräfte auf das
Material ausüben, und bei dem ein Hebelarm, der sich aus dem Abstand des Schwerpunktes
der vertikalen Projektion der Material/Walzenberührungsfläche von der Walzenmittenverbindungslinie
ergibt, berechnet wird, und bei dem während des Walzgutdurchlaufs das aufgebrachte
Motormoment und die aufgebrachte Walzkraft gemessen werden.
[0002] Aus der DE-PS 39 03 589 ist ein Verfahren zur Regelung einer im Walzgut übertragenen
Zugkraft in einer m-gerüstigen kontinuierlichen Walzstraße bekannt, bei dem in jedem
Gerüst ein Hebelarm aus Walzkraft, Walzmoment sowie eintrittsseitigem zugbedingtem
Moment berechnet wird. Der Hebelarm wird gespeichert und weiterhin zur Berechnung
des zugbedingten Moments verwendet, das als Istwert für eine Zugregelung dient.
[0003] Bei diesem Verfahren wird die betriebsmäßige Änderung des Walzspaltes nicht erfaßt,
so daß die sich daraus ergebenen Schwankungen des Hebelarms unberücksichtigt bleiben
und nicht in die Regelung eingehen. Diese Schwankungen sind jedoch die Hauptursache
für die noch bestehenden Ungenauigkeiten der Regelung.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Regelung eines Walzwerks,
bei dem der Walzspalt betriebsmäßig während des Walzgutdurchlaufs veränderlich ist,
anzugeben, durch das die Genauigkeit der Zugregelung weiter verbessert wird, und die
Erreichung besserer Endprodukte bei leichter und kostengünstiger Ausführung der Walzgerüste
erfolgt.
[0005] Die Aufgabe wird im wesentlichen dadurch gelöst, daß sich im Betrieb ergebende Walzspaltveränderungen
kontinuierlich ermittelt werden und mit bei den Anstichen ermittelten und gespeicherten
Konstanten eine kontinuierliche Berechnung des aktuellen Hebelarms erfolgt, der als
Istwert für die Regelung verwendet wird.
[0006] Eine besonders günstige Ausgestaltung des Verfahrens besteht darin, daß die sich
im Betrieb ergebende Walzspaltveränderung aus der Walzkraft, einer Gerüst-Federkonstanten
und, falls eine automatische oder manuelle Regelung des Walzspalts erfolgt, aus dem
Verfahrweg der Anstellung kontinuierlich ermittelt wird. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit,
z.B. Einflüsse der Gerüstauffederung infolge sich ändernder Walzkräfte (z.B. durch
Legierungseinflüsse, Temperatureinflüsse etc.), bewußtes Verfahren während des Walzprozesses
oder Regeltotzeiten zu erfassen und deren negative Einflüsse zu kompensieren. Die
Regelgenauigkeit wird erheblich erhöht.
[0007] Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung zeichnet sich dadurch aus, daß beim Walzen
während der Anstichphase anstatt des Hebelarms eine betriebsabhängige Konstante aus
Walzenradius, Motormoment, Walzkraft und Zugmomenten-Sollwert berechnet und abgespeichert
wird. Da sich der Hebelarm nicht linear mit der Anstellung ändert, kommt als abzuspeichernde
berechenbare Größe vorteilhaft ein ΔH-Wert (Walzguthöhenreduktion, siehe FIG 1) in
Betracht, weil dieser sich bei Verfahren der Anstellung linear verändert. Zusammen
mit der Anstellungsveränderung und dem Walzenradius wird damit der aktuelle Hebelarm
berechnet.
[0008] In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung werden beim Walzen von Profilmaterial
über mindestens zwei Anstich-Messungen bei veränderter Anstellung Ersatzgrößen (Mittelwerte)
für Walzenradius und Walzguthöhenreduktion vorteilhaft elektrisch ermittelt und als
Konstanten abgespeichert, und zusammen mit der Anstellungsveränderung der aktuelle
Hebelarm nach einer Näherungs-Gleichung berechnet. Durch die Einführung einer Näherungs-Gleichung
für den Hebelarm a gelingt es, die schon bei einfachen Profilen, z.B. einem Stufenprofil,
komplexen Gleichungen vorteilhaft so zu vereinfachen, daß die benötigten Größen elektrisch
ermittelt werden können. Dadurch eröffnet sich die Möglichkeit auch beliebige Profile
bei kontinuierlicher Minimalzugregelung und gleichzeitig variablem Walzspalt mit niedrigen
Toleranzen zu walzen.
[0009] Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung ist, daß bei gleichzeitigem Einsatz von automatischer
Walzspaltregelung und kontinuierlicher Minimalzugregelung die Minimalzugregelung schon
während des Einschwingens der Walzspaltregelung entsprechend korrigierte Werte für
den Hebelarm erhält. Dadurch wird die Genauigkeit erhöht und die Anforderungen an
die Gerüststeifigkeit gemindert.
[0010] Weiterhin ist vorgesehen, daß zur Endmaßkorrektur bei einer minimalzuggeregelten
Straße der Walzspalt des letzten Gerüstes verstellt wird. Dadurch wird eine flexible
Prodkuktion mit bisher unerreicht hoher Genauigkeit erreicht.
[0011] Die Ermittlung von für die Regelung wichtigen Konstanten aus Istwertgrößen, z.B.
der Walzkraft, der zugbedingten Momente und Motormomente erfolgt vorteilhaft durche
einfache Gleichungen, die aus den Unteransprüchen ersichtlich sind.
[0012] Weitere Vorteile und Einzelheiten ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung
von Ausführungsbeispielen für flachwalzen und profilwalzen, anhand der Zeichnungen
und in Verbindung mit den Unteransprüchen.
Es zeigen:
- FIG 1
- eine Prinzipdarstellung für Flachwalzung,
- FIG 2
- eine Schaltungsanordnung zur Durchführung des Verfahrens bei Flachwalzung,
- FIG 3
- eine Prinzipdarstellung für Profilwalzung,
- FIG 4
- eine Darstellung der senkrechten Projektion der Walzflächen bei Profilwalzung,
- FIG 5
- den Verlauf eines Hebelarms in einem Diagramm über der Walzguthöhenreduktion bei Flachwalzung
und
- FIG 6
- eine Schaltungsanordnung zur Durchführung des Verfahrens bei Profilwalzung.
[0013] FIG 1 zeigt eine Prinzipdarstellung des Walzvorgangs bei Walzung von Flachmaterial
mit Angabe der üblichen Rechengrößen. Ein Flachmaterial 1, mit der Dicke H₁, wird
von zwei Walzen 2,3, mit dem Radius r, unter Einwirkung der Walzkräfte F
W auf die Dicke H₂ reduziert, woraus sich eine Walzguthöhenreduktion ΔH = H₁- H₂ ergibt.
Die Walzkräfte F
W greifen unter einem Hebelarm a, der sich aus dem Abstand des Schwerpunktes der vertikalen
Projektion der Material/ Walzenberührungsfläche von der Walzenmittenverbindungslinie
4 ergibt, an der Materialoberfläche an. Die Walzenmittenverbindungslinie 4 der Walzen
2,3 steht senkrecht zur Oberfläche des Flachmaterials 1.
[0014] In dieser Darstellung werden die benötigten Formeln für die Flachwalzung abgeleitet.
Die Größen für die Materialdicken H₁ und H₂ sowie die Walzenradien r sind bekannt.
Gesucht ist der Hebelarm a. Die Walzguthöhenreduktion Δ H ergibt sich nach den Gleichungen
H₁ - H₂ = Δ H und

. Die Auflösung dieser Gleichung nach dem Hebelarm a ergibt

(geometrische Ermittlung). Mit dieser Gleichung wird für eine Flachwalzung bei Kenntnis
von r und H der Hebelarm a berechnet, wenn nicht eine elektrische Berechnung vorgezogen
wird.
[0015] In FIG 2, die eine gegliederte Ausführungsform zeigt, ist ein Sollwert-Rechner 5,
eine Istwert-Rechnungsanordnung 6, ein Vergleichsglied 7 und ein Korrekturglied 8
(Minimalzugregler) zur Durchführung des Verfahrens bei Flachwalzung dargestellt.
[0016] Der Sollwert für die Minimalzugregelung M
Z*
(n) des betrachteten Gerüstes wird mittels des Sollwert-Rechners 5 aus einem eintrittsseitigen
und einem austrittsseitigen Anteil ermittelt. Der eintrittseitige wird durch Umrechnung
der Momente im Verhältnis der Walzenradien aus dem Sollwert des vorhergehenden Gerüstes
M
ZA*
(n-1) ermittelt und nach Auslauf des Materials aus Gerüst n-1 abgeschaltet. Der austrittseitige
Anteil wird aus dem erlaubten spezifischen Zug σ
A*, dem Austrittsquerschnitt A
A und dem Walzenradius r nach der Formel

berechnet. Sollwerte sind in der Beschreibung durchgehend mit einem Stern gekennzeichnet.
Index A steht für austrittsseitig.
[0017] Die Istwert-Rechnungsanordnung 6 besteht aus den Istwert-Rechnern 9,10,11,12,13 und
einem Speicher 14. Der Istwert-Rechner 9 berechnet aus den Istwerten Ankerstrom i
A, Erregerstrom i
E und Drehzahl n, die ständig gemessen werden, ein statisches Gesamtmoment M an den
Walzzapfen. Bei direktumrichtergespeisten Antrieben ist das Gesamtmoment über die
Transvektorregelung (Siemens AG) erhältlich. Während einer Anstichphase, d.h. solange
der austrittsseitige Zug noch Null ist und der eintrittsseitige Zug durch die vorangegangene
Minimalzugregelung geregelt wird, ermittelt ein Istwert-Rechner 10 aus dem austrittsseitigen
Zugmomenten-Sollwert M
ZA*
(n-1) des vorhergehenden Gerüstes, das zuvor im Verhältnis der Walzenradien auf das Gerüst
n umgerechnet wurde, dem Walzenradius r, dem Motormoment M und der Walzkraft F
W die Walzguthöhenreduktion ΔH
O bei Anstich. Die Walzguthöhenreduktion ΔH
O wird elektrisch gemäß der Gleichung

berechnet und in einem Speicher 14 abgespeichert. Bezüglich des Anstichs im ersten
Gerüst ist

zu setzen. Index E steht für eintrittsseitig.
[0018] Der Istwert-Rechner 11 ermittelt fortlaufend aus der gemessenen Walzkraft F
W, einer Gerüst-Federkonstanten C
G und dem Istweg der Anstellung S die aktuelle Anstellungsveränderung A seit Berechnung
des Wertes Δ H
O. Diese wird, zusammen mit der Walzguthöhenreduktion Δ H
O und dem Walzenradius r dem Istwert-Rechner 12 zugeführt. Aus diesen zugeführten Werten
errechnet der Istwert-Rechner 12 den aktuellen Hebelarm a des entsprechenden Gerüstes
anhand der Gleichung

. Ein weiterer Istwert-Rechner 13 berechnet nun aus diesem aktuellen Hebelarm a,
der gemessenen Walzkraft F
W und dem gemessenen Motormoment M den Zugmomenten-Istwert M
Z. Dieser Zugmomenten-Istwert M
Z wird anhand der Gleichung

ermittelt und dem Vergleichsglied 7 zugeführt. Dort wird der Zugmomenten-Istwert
M
Z mit dem Zugmomenten-Sollwert M
Z* des entsprechenden Gerüstes verglichen, und ein Korrekturwert Δ M
Z gebildet, der als Eingangsgröße für ein Korrekturglied 8 (Minimalzugregler) verwendet
wird. In Abhängigkeit von der Größe dieses Korrekturwertes M
Z wird die Drehzahlregelung durch die Stellgröße Δ n* beeinflußt.
[0019] Zur Ermittlung der mathematischen Zusammenhänge beim Profilwalzen ist in FIG 3 eine
Prinzipdarstellung, insbesondere für ein Stufenprofil, gezeigt. FIG 4 zeigt eine Darstellung
der senkrechten Projektion der Walzflächen. In den Schwerpunkten der Einzelflächen
greifen vorstellungsmäßig die Walzkräfte F
W1 und F
W2 unter den Hebelarmen a₁ und a₂ an. Sind Gestalt und Abmessungen des einlaufenden
Profils bekannt, so können die Hebelarme auf geometrischem Wege ermittelt werden.
Unbekannt sind jedoch sowohl für eine kontinuierliche Zugregelung als auch für eine
elektrische Ermittlung der Einzelhebelarme, die Einzelwalzkräfte F
W1 und F
W2. Bekannt ist nur die Walzkraftsumme F
W. Es ergibt sich vorteilhaft die Möglichkeit mit dieser Summenwalzkraft und einem
Ersatzhebelarm zu arbeiten. Bei der Ableitung des Ersatzhebelarms zeigt sich, daß
dieser nur Abhängigkeiten von der Walzgeometrie zeigt, woraus sich ergibt, daß eine
kontinuierliche Minimalzugregelung auch für ein beliebiges Profil, insbesondere ein
Stufenprofil erlaubt ist, solange sich diese Walzgeometrie (Anstellung) nicht ändert.
[0020] Bei sich ändernder Anstellung, z.B. durch eine gewollte automatische Walzspaltregelung
(AGC), unterliegt jeder Einzelhebelarm a₁, a₂ der für Flachwalzung abgeleiteten exakten
Abhängigkeit

. Diese Beziehung könnte zur Berechnung des Zugmomenten-Istwertes M
Z herangezogen werden, wenn die Einzelwalzkräfte bekannt wären. Dies ist jedoch nicht
der Fall. Deshalb muß mit einem Ersatzhebelarm gearbeitet werden. Dieser Ersatzhebelarm
kann für einfache Stufenprofile aber nur auf geometrischem Wege exakt berechnet werden.
Die Berechnungen wären schon bei einfachen Profilen kompliziert und sind für gängige
Profile wie z.B. rund, sechskant, elliptisch, winkelig usw. so komplex, daß ein solches
Vorgehen unpraktisch ist. Angestrebt wird deshalb eine elektrische Berechnung des
unbekannten Ersatzhebelarms a.
[0021] Durch eine besonders vorteilhafte Näherungs-Gleichung zur Berechnung des Hebelarms
a gelingt es nun, eine komplizierte Gleichungsstruktur zu umgehen.
[0022] In FIG 5 ist der Verlauf des Hebelarms a über der Walzguthöhenreduktion H nach der
exakten Gleichung für Flachwalzung dargestellt. Die Gleichung lautet

, wobei in diesem Beispiel für den Walzenradius r = 500 mm angenommen wird. Der voraussichtliche
Betriebsbereich wird von H = 0 bis 50 mm angenommen. Der Wert H = 100 mm dient zur
Extrapolation. Es ergibt sich trotz der Differenz unter der Wurzel im Beispiel die
für die Wurzelfunktionen typische liegende Parabel. Dies wird immer dann zutreffen,
wenn der Klammerausdruck (4r - H) sich über den betrieblich genutzten Funktionsverlauf
nur wenig ändert. Wegen 4r H ist dies bei realisitischer Walzengeometrie gegeben.
Folgende Näherung ist also zulässig:

Hierin ist

eine walzprogrammabhängige Konstante K und

wegen ΔA eine betriebsabhängige Größe. Soll die Näherungs-Gleichung für beliebige
Profile angewendet werden, so stellt sowohl r als auch ΔH eine Ersatzgröße (Mittelwert)
dar. Für die gewünschte, vorteilhaft elektrische Ermittlung dieser zwei Größen sind
zwei Anstich-Messungen bei veränderter Anstellung erforderlich um zwei Bestimmungsgleichungen
zu erhalten.
[0023] Die Durchführung des Verfahrens für eine beliebige Profilwalzung wird anhand der
Schaltungsanordnung in FIG 6 erläutert. Die den Elementen bei Flachwalzung entsprechenden
Elemente sind mit gleichen Bezugsziffern und Apostroph gekennzeichnet. Die FIG 6 zeigt
einen Sollwert-Rechner 5', eine Istwert-Rechnungsanordnung 6', ein Vergleichsglied
7' und ein Korrekturglied 8' (Minimalzugregler).
[0024] Die Funktion des Sollwert-Rechners 5' ist mit der des Sollwertrechners 5 bei Flachwalzung
identisch. Die Istwert-Rechnungsanordung 6' besteht aus den Istwertrechnern 9', 11',
12', 13', 15, 16 und den Speichern 17, 18, 19. Der Istwert-Rechner 9' ist in seiner
Funktion identisch mit dem oben beschriebenen Istwert-Rechner 9. Durch zwei Anstich-Messungen
bei unterschiedlicher Anstellung ermittelt ein Istwert-Rechner 15 aus dem Zugmomenten-Sollwert
M
ZA*
(n-1) des vorhergehenden Gerüstes, dem Motormoment M und der resultierenden Walzkraft F
W zwei Anstich-Hebelarme a
I und a
II. Diese werden in dem Speicher 19 zwischengespeichert.
[0025] Die gespeicherten Werte der Anstichhebelarme a
I und a
II sowie die von dem Istwert-Rechner 11' kontinuierlich ermittelte Anstellungsveränderung
ΔA werden dem Istwert-Rechner 16 zugeführt. Dieser berechnet daraus die Ersatzgrößen
(Mittelwerte) für Walzenradius und Walzguthöhenreduktion. Die gesamte Rechnung wird
vereinfacht, wenn statt des Walzenradius r gleich die Walzprogrammabhängige Konstante

weiterverwendet wird. Diese Ersatzgröße K für den Walzenradius unterliegt keinen Schwankungen
des Eintrittsprofils und braucht deshalb nicht bei jedem Anstich erneut berechnet
zu werden. Sie wird nur einmalig für ein neues Walzprogramm nach der Gleichung

berechnet und in dem Speicher 17 abgespeichert. Sie wird auf Wunsch auch angezeigt
und bei Wiederholung des gleichen Walzprogramms manuell in den Speicher 17 eingegeben.
Die der ersten Messung zugeordnete Ersatzgröße H
OI für die Walzguthöhenreduktion wird nach der Gleichung

berechnet. Sie unterliegt Schwankungen des Eintrittsprofils und wird aus Genauigkeitsgründen
vorteilhaft bei jedem Folgeanstich nach der Beziehung

neu berechnet, wobei der Index x den Folgeanstich bezeichnet. Die Ersatzgröße H wird
nur für die Restlaufzeit des gleichen Stabes abgespeichert. Die Speicher für a
x und ΔH
OX werden jeweils überschrieben, während der Speicher für K bis zum Ende des Walzprogramms
gesetzt bleibt.
[0026] Der Istwert-Rechner 12 berechnet aus den zugeführten Speicherwerten und dem aktuellen
Wert der seit Messung bzw. x erfolgten Anstellungsänderung Δ A den aktuellen Hebelarm
a anhand der Gleichung

. Ein weiterer Istwert-Rechner 13' berechnet nun aus diesem aktuellen Hebelarm a,
der gemessenen Walzkraft F
W und dem Motormoment M den Zugmomenten-Istwert M
Z, wie schon bei der Flachwalzung beschrieben. Auch die Ermittung des Korrekturwertes
ΔM
Z ist mit der bei Flachwalzung identisch.
[0027] Durch die zweimalige Benutzung der Näherungs-Gleichung

ergibt sich der Vorteil, daß sich die aufgrund der Näherung gemachten Fehler bei der
Berechnung der Speicherwerte und die Fehler bei der Berechnung des zugebedingten Momentes
für die beiden gemessenen Betriebspunkte (Anstichmessungen I, II) exakt aufheben.
Von näherungsbedingten Fehlern ist also nur der Kurvenverlauf abseits dieser beiden
Betriebspunkte betroffen. Die Meßpunkte I, II sind daher günstig im Betriebsbereich
zu verteilen.
[0028] Alle Berechnungen werden vorteilhaft mit gefilterten M- und F
W-Werten durchgeführt. Von allen Hebelarmen wird vor Zwischenspeicherung durch adaptive
Filterung ein repräsentativer Mittelwert gebildet.
[0029] Die Istwert-Rechner und weitere Rechenelemente sind vorteilhaft in einer gemeinsamen
Einheit zusammengefaßt und werden durch Software realisiert. Wichtige Werte werden
auf einem Monitor dargestellt, z.B. Angaben über den Zustand des Hebelarmrechners
bei automatischer Hebelarmberechnung.
[0030] Durch die Ermittlung der Walzspaltveränderung ΔA während des Walzgutdurchlaufs werden
Störgrößen (z.B. Gerüstauffederung, etc.) gemessen und gehen über den Hebelarm a kontinuierlich
in die Regelung ein. Dadurch besteht die Möglichkeit, die übliche kontinuierliche
Minimalzugregelung auch einzusetzen, wenn die Walzspalte größeren betriebsmäßigen
Veränderungen unterliegen. Die Genauigkeit der Regelung wird deutlich verbessert,
es können kostengünstige, z.B. weiche Walzgerüste verwendet werden und die Inbetriebnahme
von Walzstraßen wird vereinfacht.
1. Verfahren zur Regelung eines Walzwerks, insbesondere eines mehrgerüstigen Kalt- oder
Warmwalzwerks, bei dem durch Elektromotoren angetriebene Walzen in Walzgerüsten durch
einen Walzspalt, dessen Größe (Anstellung) betriebsmäßigen Schwankungen unterliegt,
die beim Walzgutdurchlauf notwendigen Walzkräfte auf das Material ausüben, und bei
dem ein Hebelarm (a), der sich aus dem Abstand des Schwerpunktes der vertikalen Projektion
der Material/Walzenberührungsfläche von der Walzenmittenverbindungslinie ergibt, berechnet
wird, und bei dem während des Walzgutdurchlaufs das aufgebrachte Motormoment (M) und
die aufgebrachte Walzkraft (FW) gemessen werden, wobei die sich im Betrieb ergebenden Walzspaltveränderungen (ΔA)
kontinuierlich ermittelt werden und mit bei den Anstichen ermittelten und gespeicherten
Konstanten eine kontinuierliche Berechnung des aktuellen Hebelarmes (a) erfolgt, der
als Istwert für die Regelung verwendet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die sich im Betrieb ergebende Walzspaltänderung (ΔA) aus der Walzkraft (FW), einer Gerüst-Federkonstanten (CG) und, falls eine automatische oder manuelle Regelung des Walzspalts erfolgt, aus
dem Verfahrweg der Anstellung (ΔS) kontinuierlich ermittelt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß beim Walzen während der Anstichphase anstatt des Hebelarms (9) die betriebsabhängige
Walzguthöhenreduktion (Δ HO) aus Walzenradius (r), Motormoment (M), Walzkraft (FW) und Zugmomenten-Sollwert (MZ*) berechnet und als Stichkonstante abgespeichert wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, daß sich der Zugmomenten-Sollwert (M
Z*) aus einem eintrittsseitigen (M
ZE*) und einem austrittsseitigen (M
ZA*) Anteil zusammensetzt, wobei der eintrittsseitige Anteil aus dem Sollwert (M
ZA*
(n-1)) des vorherigen Gerüstes und der austrittsseitige Anteil nach der Formel

ermittelt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4,
dadurch gekennzeichnet, daß die Walzguthöhenreduktion (ΔH
O) nach der Gleichung

berechnet wird.
6. Verfahren nach Anspruch 3, 4 oder 5,
dadurch gekennzeichnet, daß der aktuelle Hebelarm (a) nach der Gleichung
berechnet wird.
7. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß der aktuelle Hebelarm (a) nach der Näherungsgleichung

berechnet wird.
8. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß beim Walzen von Profilmaterial, über mindestens zwei AnStich-Messungen bei veränderter
Anstellung, Ersatzgrößen (Mittelwerte) für Walzenradius (r) und Walzgutreduktion (ΔHO) elektrisch ermittelt und als Konstanten abgespeichert werden.
9. Verfahren nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, daß die Ersatzgröße für den Walzenradius (r) über Anstich-Hebelarme (a
I,a
II) und die Anstellungsveränderung ( A) nach der Gleichung

berechnet wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Anstich-Hebelarme (aI,aII) aus Motormoment (M), Zugmomenten-Sollwert (MZE*(n)) und Walzkraft (FW) berechnet und abgespeichert werden.
11. Verfahren nach Anspruch 8, 9 oder 10,
dadurch gekennzeichnet, daß die Ersatzgröße für die Walzgutreduktion (ΔH
O*) nach der Gleichung

berechnet wird.
12. Verfahren nach Anspruch 7, 8, 9, 10 oder 11,
dadurch gekennzeichnet, daß der aktuelle Hebelarm (a) nach der Näherungs-Gleichung

berechnet wird.
13. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß bei gleichzeitigem Einsatz von automatischer Walzspaltregelung und kontinuierlicher
Minimalzugregelung die Minimalzugregelung schon während des Einschwingens der Walzspaltregelung
entsprechend korrigierte Werte für den Hebelarm erhält.
14. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß zur Endmaßkorrektur bei einer minimalzuggeregelten Straße der Walzspalt des letzten
Gerüstes verstellt wird.