[0001] Die Erfindung befaßt sich mit der Problematik des umweltschonenden Entsorgens der
organischen und anorganisch-nichtmetallischen Begleitstoffe von Altfahrzeugen oder
anderen Massenartikeln wie Waschmaschinen oder Kühlschränken. Sie betrifft insbesondere
ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Beim Entsorgen der Altfahrzeuge werden diese von Autoverwertern zunächst partiell
demontiert, wobei die Altfahrzeuge beispielsweise jeweils
- von den Betriebsstoffen wie Öl, Brems- oder Kühlflüssigkeit,
- von Motor und Getriebe,
- von - sonstigen - Aluminium- und Leichtmetallteilen,
- ggf. vom Abgas-Katalysator
- vom elektrischen Akkumulator,
- vom Kabelbaum,
- von den installierten Elektromotoren und der Lichtmaschine,
- von den Reifen,
- von größeren, gezielt ausgesuchten, leicht demontierbaren, einheitlich aus einem bestimmten
thermoplastischen Kunststoff bestehenden Kunststoffteilen, deren Werkstoff -sortenrein
sortiert - wiederverwendbar ist,
befreit und diese Stoffe oder Teile gesondert entsorgt, aufbereitet oder recycliert,
wobei jedoch nicht bei allen Autoverwertern sämtliche aufgezählten Komponenten demontiert
werden. Die solcherart mehr oder weniger umfassend partiell demontierten Altfahrzeuge
müssen nach bisher allgemein verbreiteter Auffassung von den noch an ihnen verbliebenen
organischen Fahrzeugbegleitstoffen getrennt werden, bevor der Stahlschrott durch Erschmelzen
zurückgewonnen werden kann. Auch bei der Entsorgung von anderen Massenartikeln wie
Waschmaschinen, Spülmaschinen, Wäschetrocknern oder Kühlschränken - sog. "weiße Ware"
der Elektrobranche - geht man im Prinzip ähnlich vor. Für das Trennen von Stahlschrott
und Nicht-Stahlschrott mußte das partiell demontierte Altfahrzeug bzw. sonstige Altgerät
mittels Schrottschere in Kleinteile zertrennt - geshreddert - werden; die Kleinteile
können dann in schwere, insbesondere metallene Teile und in leichte Kunststoffteile
sortiert werden, wobei aus der schweren Fraktion zunächst durch Magnetabscheider die
Stahlteile und aus dem Rest die Nichteisenmetalle, insbesondere die Leichtmetalle
manuell aussortiert werden; der dann noch übrig-bleibende Rest enthält hauptsächlich
die nichtmetallischen anorganischen Stoffe wie Glas, Porzellan, Keramik oder dergleichen.
Dabei fällt, bedingt durch die sehr große Anzahl von jährlich zu verschrottenden Altfahrzeugen
oder Altgeräten, eine entsprechend große Menge organischer und anorganischer-nichtmetallischer
Begleitstoffe an, die zu entsorgen mehr und mehr Probleme bereitet. Bei der Entsorgung
jüngerer Altfahrzeuge macht diese Anteil bereits etwa 20 bis 25 Gewichtsprozent des
Gesamtgewichtes der Altfahrzeuge aus. Bei partiell demontierten Altfahrzeugen fallen
recht unterschiedliche Eisen- und Stahlteile an, beispielweise
- Tiefziehblechteile unterschiedlicher Wandstärken, z.T. verzinkt
- Schmiedeteile, z.T. gehärtet,
- Grauguß- und Stahlgußteile,
- Teile aus legiertem und gehärtetem Stahl, z.B. Federn oder
- korrosionsfeste, legierte Stähle.
[0003] Die erwähnten organischen Begleitstoffe sind im wesentlichen
- thermoplastische und duroplastische Kunststoffe jedweder Zusammensetzung, Verwendung
oder Verarbeitungsform z.B. als Folie, als Formteil oder als Schaumstoff,
- Elastomere, insbesondere Gummiteile, z.B. Altreifen oder Schlauchstücke,
- Textilien aus Kunst- und/oder Naturfasern,
- Lack- oder Farbüberzüge,
- öl- oder Kraftstoffreste,
- Holzteile, Papier- oder Pappeteile, Teile aus Zellulosefasern,
- Teile aus Mischungen dieser Stoffe oder Verbundteile daraus.
[0004] Die anorganisch-nichtmetallischen Begleitstoffe sind vor allem
- Glas,
- Porzelan, Keramik (Isolatoren),
- Emailüberzüge,
- anhaftender Sand oder Erde, mitgeschleppte Steine.
[0005] Ein Entsorgen dieses sog. Shreddermülls in Mülldeponien ist auf längere Sicht nicht
mehr möglich, weil der verfügbare Deponieraum in absehbarer Zeit immer weniger wird.
Ein Verbrennen oder thermisches Entsorgen derartiger Abfälle ist wegen der geforderten
Luftreinhaltung und der dafür notwendigen Investitionen und Betriebskosten vergleichsweise
teuer, insbesondere dann, wenn in jeder Hinsicht wirklich emissionsfrei gearbeitet
werden soll, wobei auch künftig noch verschärfte Umweltschutzauflagen des Gesetzgebers
zu berücksichtigen sind.
[0006] Neuere Versuche, die organischen und anorganisch-nichtmetallischen Begleitstoffe
in einem Schmelzreaktor für das Erschmelzen des Fahrzeugschrotts als Energielieferant
zum - teilweisen - Ersatz des Energieträgers für die Schmelzenergie zu nutzen, überzeugen
nicht, weil die dabei entstehende Schlacke einen sehr hohen Anteil an Eisenoxid enthält,
was zum einen einen Verlust an Ausbeute bei der Stahlerzeugung aus dem Schrott und
zum anderen ein Nutzungs- oder Entsorgungsproblem für die Schlacke darstellt, weil
die stark eisenoxidhaltige Schlacke das Grundwasser verunreinigt.
[0007] Aufgabe der Erfindung ist es, einen geigneten anderen, aufnahmefähigen Weg zum umweltschonenden
Entsorgen der organischen und anorganisch-nichtmetallischen Begleitstoffe von Altfahrzeugen
und/oder von in großen Stückzahlen von den Verbrauchern abgestoßenen Altgeräten aufzuzeigen.
[0008] Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt - ausgehend von dem gattungsgemäß zugrundegelegten
Verfahren - erfindungsgemäß mit den kennzeichnenden Merkmalen des Patentanspruchs
1. Danach wird empfohlen, die organischen und anorganisch-nichtmetallischen Begleitstoffe
als chemisch reduzierende und Schlacke bildende Zuschlagstoffe bei der Verhüttung
von Eisenerz im Hochofen und/oder bei der Erschmelzung von Stahlschrott im Kupolofen
zu verwenden. Überraschenderweise ergibt die Analyse der bei der üblichen Verschrottung
von Altfahrzeugen - bisher gesondert - anfallenden organischen und anorganisch-nichtmetallischen
Fahrzeugbegleitstoffe eine Zusammensetzung, die den Hochofenprozess oder den Kupolofenprozess
nicht nur nicht stört, sondern ihn sogar unterstützt, weil
- die organischen Materialien ohne weiteres als kohlenstoffhaltige Reduktionsmittel
zur Desoxidation des Erzes oder des verrosteten bzw. korrodierten Stahlschrottes nutzbar
sind,
- die Elastomere, soweit sie nicht als Kohlenstofflieferanten in Frage kommen, einen
Beitrag zur Lieferung der benötigten Schmelzenergie leisten und
- die anorganischen, nicht-metallischen Anteile zur erforderlichen Schlackenbildung
beitragen.
[0009] Zur Begünstigung der erforderlichen Schlackenbildung im Schachtofen-Prozess werden
auch die anorganisch-nichtmetallischen Teile der Altfahrzeuge bzw. Altgeräte, insbesondere
Glas herangezogen bzw. genutzt und auf diese Weise umweltschonend entsorgt und in
weiterverarbeitbare und u.U. als Wertstoff anzusehende Hochofenschlacke umgewandelt.
Zu diesem Zweck werden also die Glas- und Keramikteile der Altfahrzeuge bzw. -geräte
von deren partieller Demontage ausgenommen, d.h. in den zu erschmelzenden Altfahrzeugen
bzw. -geräten belassen.
[0010] Durch eine Anwendung der Erfindung kann eine ganze Reihe von Vorteilen erzielt werden,
nämlich:
- eine umweltschonende Entsorgung der organischen Fahrzeugbegleitstoffe,
- Reduzierung der zu deponierenden Müllmenge und somit Entlastung der Mülldeponien,
- Reduzierung der zu verbrennenden Müllmenge und somit Entlastung der Müllverbrennungsanlagen,
- Schonung der Recourcen an herkömmlichen chemisch reduzierenden und/oder Schmelzenergie
liefernden Zuschlagstoffen bei der Stahlerschmelzung, wie Koks, öl oder Gas,
- Schonung der Umwelt aufgrund einer insgesamt geringeren Erzeugung von Kohlendioxid,
- Ausnutzung der bei einer Schachtofenanlage für die Erzverhüttung oder für die Stahl-
oder Gußeisengewinnung aus Schrott ohnehin installierten Abluftreinigungsanlage auch
für das Reinigen der bei der chemischen Umsetzung der organischen und anorganisch-nichtmetallischen
Begleitstoffe mit dem Stahlschrott anfallenden Abgase,
- Entfall des aufwendigen Shredderns der partiell demontierten Altfahrzeuge bzw Altgeräte;
diese können rationeller und kostengünstiger paketiert werden,
- Entfall des ebenfalls kostenverursachenden Sortierens bzw. Trennens von Stahlschrott
und sonstigen Begleitstoffen,
- Eröffnung umweltschonender, aufnahmefähiger Entsorgungskanäle für bei bisher bereits
bestehenden Verschrottungsanlagen insbesondere für Fahrzeug anfallenden Shreddermüll
aus organischen und anorganisch-nichtmetallischen Begleitstoffen oder für sonstige,
anderweitig gesammelte oder anfallende Kunststoff- oder Elastomerabfälle, insbesonder
Altreifen.
[0011] Es ist ohne weiteres möglich, die bei Autoverwertern bereits bestehenden Shredderanlagen
auch weiterhin zu betreiben, allerdings braucht nunmehr dank der Erfindung der geshredderte
Schrott nicht mehr nach Stahl und nicht-metallische Stoffe sortiert zu werden, sondern
es kann das Gemisch aus beiden den Stahlerzeugern oder Gießereien, die einen Hochofen
oder einen Kupolofen betreiben, angeliefert werden. Nachdem jedoch Schrottpressen
hinsichtlich Investions- und Betriebskosten günstiger liegen als Shredderanlagen,
ist es zweckmäßiger, die partiell demontierten Altfahrzeuge oder Altgeräte gemeinsam
mit den jeweils in ihnen enthaltenen organischen und anorganisch-nichtmetallischen
Begleitstoffen in einer Schrottpresse zu paketieren und diese Schrottpakete in den
Verhüttungs- oder Stahlerschmelzungs- oder Gußeisengewinnungprozess zu geben.
[0012] Je nach wirtschafts-geografischem Standort einer Hochofenanlage und der standortbedingten
Art und Qualität der dort vorhandenen und dementsprechend zu verarbeitenden Rohstoffen
kann die qualitative und quantitative Zusammensetzung der in den Hochofen einzugebenden
Stoffe - im deutschen Sprachraum der sog. Möller - von Standort zu Standort recht
unterschiedlich ausfallen. In jedem Fall wird jedoch ein bestimmter Hochofen zeitlich
etwa gleichbleibend mit einem gleichartig zusammengesetzten Möller beschickt. Damit
ein Ofenbetreiber, der von Altfahrzeugen stammenden Schrott mit verarbeitet, beim
Erschmelzen des von völlig unterschiedlichen Altfahrzeugen stammenden Fahrzeugschrotts
mit annähernd gleichbleibenden Bedingungen hinsichtlich der Zusammensetzung der Schachtofenbeschickung
rechnen kann, wird vorteilhafterweise jedes der paketierten Altfahrzeuge bzw. Altgeräte
auf ein definiertes, für alle typ-unterschiedlichen Altfahrzeuge bzw. -geräte gleichgroßes
Mengenverhältnis von Stahlschrott und organischen und anorganisch-nichtmetallischen
Begleitstoffen eingestellt, indem in jedes der Altfahrzeuge bzw. -geräte nach deren
partiellem Demontieren aber noch vor deren Paketieren jeweils ein typ-individuell
abgewogenes Gemenge an Kunststoff- oder Elastomerabfällen und Altglas oder - falls
der Nicht-Eisen-Anteil an dem Paket zu gering sein sollte - an vorzugsweise geshreddertem
Stahlschrott eingegeben wird.
[0013] Bei einem von der Anmelderin durchgeführten Versuch waren die teildemontierten Altfahrzeuge
- es handelte sich um Altfahrzeuge vom Typ "190" der Marke der Anmelderin - folgendermaßen
zusammengesetzt:
Gesamtgewicht des Teildemontierten Altfahrzeuges |
ca. 730 kg |
davon Stahl und Eisen |
ca. 540 kg |
einschl. Spuren von Kupfer (0,25 %) und Zinn (0,01 %) organische Bestandteile |
ca. 140 kg |
anorganisch-nichtmetallische Bestandteile |
ca. 30 kg |
Aluminium |
ca. 20 kg |
[0014] Das beim Beispiel in den Schrottpaketen enthaltene Aluminium - etwa 3,8 % des eingebrachten
Stahlschrotts - wird nicht in den erzeugten Stahl mit einlegiert, sondern verbrennt
im Schachtofen, wobei es als Energieträger genutzt wird; das Aluminiumoxid bildet
ebenfalls Schlacke. Die in Spuren im erzeugten Eisen vorhandenen Buntmetalle sind
nicht störend für die Eisenqualität; es könnten sich u.U. sogar günstige Auswirkungen
hinsichtlich Korrosionsverhalten des Eisens ergeben. Beim Verschrotten der Altfahrzeuge
durch Shreddern werden die Kleinteile sortiert nach Wertstoffen wie Stahl, Aluminium,
schweren Buntmetallen und in den bisher nicht zu verwertenden nichtmetallischen Rest,
den sog. Shreddermüll, der die Organischen Bestandteile, also die Kunststoffe und
Gummiteile sowie die anorganisch-nichtmetallischen Bestandteile wie Glas, Sand, Steine
und Keramik enthält. Meist liegt der Anteil der anorganisch-nichtmetallischen Bestandteile
bei etwa 30 Gem.-% des Shreddermülls, also relativ hoch, was im wesentlichen auf eine
im Ausmaß nur geringe Demontage der Seitenscheiben der Altfahrzeuge zurückzuführen
sein dürfte, die zur Herstellung von Glasflaschen wiederverwendet werden können. Bei
dem oben genannten Zahlenbeispiel liegt der Anteil der anorganisch-nichtmetallischen
Bestandteile prozentual niedriger als 30 %, nämlich bei etwa 18 %, weil bei den im
Beispiel genannten Altfahrzeugen die Seitenscheiben zuvor demontiert worden waren.
1. Verfahren zum Entsorgen von Altfahrzeugen oder schrotthaltigen Altgeräten nach deren
entgültiger Stillegung, bei dem diese zunächst gezielt von gesondert recyclierbaren
oder aufbereitbaren Wertstoffen oder von Gefahrstoffen und/oder von die Stahlwiedergewinnung
störenden oder die Stahlqualität beeinträchtigenden Stoffen befreit werden,
- bei dem anschließend die solcherart partiell demontierten, aber den größten Anteil
der ursprünglich in die Fahrzeuge bzw. Geräte eingebauten oder an sie angebrachten
Teile bzw. Stoffe aus organischen und anorganisch-nichtmetallischen Werkstoffen -
im Folgenden kurz "Begleitstoffe" genannt - noch enthaltenden Altfahrzeuge bzw. Altgeräte
für eine Wiedergewinnung des in ihnen enthaltenen Stahlschrottes vorbereitet werden
und
- bei dem schließlich die Begleitstoffe entsorgt werden und der Stahlschrott in einem
Hochofen oder in einem Kupolofen - im Folgenden kurz "Schachtofen" genannt - unter
Zugabe von chemisch reduzierenden und Schlacke bildenden Zuschlagstoffen eingeschmolzen
wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Begleitstoffe durch deren gemeinsames Eingeben mit dem Stahlschrott der Altfahrzeuge
bzw. Altgeräte in den Schachtofen darin mit den im Stahlschrott bzw. Eisenerz enthaltenen
Eisenoxiden chemisch umgesetzt werden, wobei die eingegebenen Begleitstoffe als chemisch
reduzierende und Schlacke bildende Zuschlagstoffe dienen und herkömmliche Zuschlagstoffe
für diesen Zweck wie Koks, öl oder Gas zumindest teilweise ersetzen.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die partiell demontierten Altfahrzeuge bzw. Altgeräte gemeinsam mit den jeweils
in ihnen enthaltenen Begleitstoffen in einer Schrottpresse paketiert und diese Schrottpakete
in den Schachtofen eingegeben werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß jedes der paketierten Altfahrzeuge bzw. Altgeräte auf ein definiertes, für alle
typ-unterschiedlichen Altfahrzeuge gleichgroßes Mengenverhältnis von Stahlschrott
und Begleitstoffe eingestellt wird, indem in jedes der Altfahrzeuge bzw. Altgeräte
nach deren partiellem Demontieren aber noch vor deren Paketieren jeweils ein typ-individuell
abgewogenes Gemenge an Begleitstoffen anderer Herkunft oder eine typ-individuell abgewogene
Menge von Kunststoffabfällen oder - im Falle eines zu geringen Anteiles von Schrott
- von vorzugsweise geshreddertem Stahlschrott eingegeben wird.