[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren gemäß des Oberbegriffs des Hauptanspruchs.
[0002] Das Entfernen von auf Rohren oder auch Stangen befindlichen Beschichtungen ist ein
bei der Herstellung oder Weiterverarbeitung solcher Produkte häufig notwendiger Prozeß.
So erfolgt z.B. die Herstellung von mit Polyethylen beschichteten Rohren bis zu ca.
einem Außendurchmesser von 600 mm durch ein kontinuierliches Schlauchextrusionsverfahren,
bei dem ein durch Kupplung einzelner Rohre hergestellter endloser Strang in einer
Beschichtungslinie zunächst z.B. mit Epoxidharz und/oder Kleber besprüht und danach
durch einen Extruder mit einer Ringschlitzdüse geführt wird. Die Rohrend- und Kupplungsbereiche
werden - auf ca. 300 mm vom Rohrende gemessen - von Kleber und Epoxidharz freigehalten.
[0003] Durch diese Ringschlitzdüse tritt das ca. 200°C warme Polyethylen aus und wird durch
Unterdruck auf das Rohr gezogen. Der gesamte Strang, d.h. auch alle Kupplungen und
Stöße werden so mit einem Polyethylenschlauch überzogen, der nach dem Abkühlen und
Härten in den Kupplungs- und Stoßbereichen zur Rohrvereinzelung und zur Entnahme der
Kupplung wieder entfernt werden muß. Die Entfernung der Polyethylenbeschichtung erfolgt
im Bereich der jeweils gegenüberliegenden Rohrenden auf einer Länge von ca. 300 mm.
Auch wird durch diesen Rückschnitt der Beschichtung verhindert, daß durch den beim
späteren Leitungsbau während des Zusammenschweißens von Rohren entstehenden Wärmeeintrag
Beschichtungsteile verbrennen.
[0004] Ähnliche Herstellungsverfahren existieren z.B. auch bei der Wickelisolierung von
Rohren mit größeren Außendurchmessern.
[0005] Die Entfernung der Beschichtung im Rohrendenbereich erfolgt üblicherweise durch zwei
mit einem Messer oder mittels Schneidvorrichtungen eingebrachte umlaufende Schnitte
im Rohrendenbereich, welche dann mit einem Längsschnitt verbunden werden. Der so entstandene
geschlitzte Beschichtungsring wird dann abgeschert. Nachteilig bei dem erstgenannten
manuellen Messerschnitt ist die Tatsache, daß während der Schnittbewegung der Rohrstrang
weiter transportiert wird und es hier - insbesondere bei Rohren mit großem Rohraußendurchmesser
von z.B. 508 mm - sehr schwierig wird, einen umlaufenden und nicht schraubenförmig
verzogenen Schnitt zu erreichen. Zudem gilt diese Tätigkeit zurecht als körperlich
schwer und unfallträchtig.
[0006] Sowohl der Messerschnitt als auch evtl. vorhandene Schneidvorrichtungen zeigen als
weiteren gemeinsamen Nachteil häufig auftretende Beschädigungen der Grundbeschichtung
bzw. ein Durchschneiden bis zum Abtrag des Grundmaterials. Dieses beinhaltet bei beschichteten
Stahlrohren also das "Anritzen" des Stahles. Solches führt aber während des nachfolgenden
Transportes oder der Lagerung zur Unterwanderung der angrenzenden Beschichtung und
damit zum Lösen derselben.
[0007] Ähnliche Probleme treten bei der Verarbeitung beschichteter Rohre oder Rohrstücke
auf der Baustelle in dem Falle auf, in welchem z.B. die Endbereiche beschichteter
Rohre für die Verschweißung vorbereitet und von der Beschichtung befreit werden müssen.
Dies geschieht üblicherweise mit Messern, Bürsten oder Schleifgeräten.
[0008] Auch kann hier das Substrat - und zwar sowohl untere Schichten als auch das Rohrmaterial
- geschädigt werden, da durch die hohe Haftung der Beschichtung entsprechend starke
mechanisch abtragende Mittel eingesetzt werden müssen.
[0009] In den Fällen, in denen z.B. Rohre innerhalb einer kontinuierlichen Beschichtungsanlage
durch Prozeßstörungen fehlerhaft beschichtet wurden, ist eine vollständige Entfernung
aller aufgetragenen Schichten erforderlich, bevor dieses Rohr noch einmal beschichtet
werden kann.
[0010] Das Entfernen der Beschichtungen von fehlerhaft mit z.B. Polyethylenbeschichtung
versehenen Rohren ist bisher nicht zufriedenstellend gelöst.
Hier müssen die Epoxidharzgrundierung einschließlich der Klebeschicht entfernt werden.
Ein Abstrahlen mit Sand- oder Stahlkorn ist nahezu unmöglich, weil die elastische
Kleberschicht die Aufprallenergie des Strahlgutes in Verformungsarbeit umwandelt.
Abgestrahlte Kleber- bzw. Epoxipartikel verunreinigen das Strahlgut und sind nur unvollkommen
abzuscheiden. Als praktikable Lösung gilt das Abbrennen. Bei der Erwärmung des Stahls
bzw. der Beschichtung auf eine Temperatur von ca. 350°C verbrennen die Beschichtungsbestandteile.
Die Verbrennungsrückstände lassen sich restlos bei einem erneuten zur Beschichtungsvorbereitung
nötigen Strahlvorgang entfernen.
[0011] Der Nachteil dieser Verfahrensweise liegt darin, daß bei Erwärmung z.B. mittels Gasbrenner
von einem Rohrende ausgehend, erhebliche Temperaturen entstehen können, die einerseits
die Stahleigenschaften und auch die Geometrie negativ verändern und andererseits schädliche
Pyrolyseprodukte erzeugen können.
[0012] Von daher lag der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren anzugeben, mit dem
auf Rohren befindliche Beschichtungen während der Herstellung, Verarbeitung und Anwendung
solcher Produkte entfernt werden können, ohne ein Substrat zu schädigen und damit
weitergehende Unterwanderungen oder andere Veränderungen entstehen zu lassen, welches
sicher und einfach sowohl während der Fertigung als auch auf der Baustelle anwendbar
und zusätzlich in seiner Wirkung einstellbar und für unterschiedliche Beschichtungen
anwendbar ist.
[0013] Gelöst wird diese Aufgabe durch die kennzeichnenden Merkmale des Hauptanspruchs.
Weitere vorteilhafte Ausbildungen der Erfindung finden sich in den Unteransprüchen.
[0014] Der wesentlichen Erfindungsgedanke besteht darin, daß ein oder mehrere aus nahe der
Beschichtungsoberfläche angeordneten Düsen austretende hochenergetische Fluidstrahlen
so auf die Beschichtungsoberfläche gerichtet sind, daß eine aus einer axial zur Rohrachse
sich aufbauende Bewegungskomponente des Fluidstrahles entstehende Schälwirkung auftritt,
sobald der oder die hochenergetischen Fluidstrahlen die Beschichtung durchschneiden
und auf den relativ zum Beschichtungsmaterial härteren oder weniger spröden Rohrwerkstoff
treffen.
[0015] Hierzu weist mindestens einer der Fluidstrahlen eine tangential ausgerichtete und/oder
eine parallel zur Rohrachse ausgerichtete Geschwindigkeitskomponente auf und mindestens
dessen Düse führt eine Relativbewegung zur Beschichtung aus, welche eine tangential
und eine parallel zur Rohrachse gerichtete Bewegungskomponente aufweist.
[0016] In Verbindung der Relativbewegung der Düse mit der definierten Schrägstellung des
Fluidstrahles in einem Winkel schräg zur Querachse und/oder auch schräg zur Längsachse
des Rohres ergibt sich ein schraubenförmiger in Breite und Länge einstellbarer Schälstreifen,
der etwa bei Aufarbeiten und Entfernen einer fehlerhaften Beschichtung über die gesamte
Rohrlänge geschämt wird.
Eine nur teilweise Entfernung der Beschichtung - z.B. in modernen Endlosbeschichtungsanlagen
- nur im Bereich der Rohrenden läßt sich leicht durch ein nach einer bestimmten Zeit
und entsprechend einer bestimmten Rohrlänge erfolgendes allmähliches Eliminieren der
zur Rohrachse parallelen Bewegungskomponente der Relativbewegung der Düse erreichen.
Danach wird der Fluidstrahl bis zum Durchlaufen des nächsten Rohrstoßes abgeschaltet.
[0017] Durch Einstellung der Schräglage des Fluidstrahles, durch gegen oder in Schälrichtung
gerichteten Fluidstrahl sowie durch die die Relativbewegung der Düse bestimmende Geschwindigkeit
lassen sich neben der Beeinflussung der Energie des Fluidstrahles weitere einfach
zu steuernde Parameter festlegen, die die Anwendbarkeit bei den unterschiedlichsten
Beschichtungen wie z.B. Polyethylen (PE) hier ein- oder mehrlagig, Polyvenylchlorid
(PVC), Polypropylen (PP), Polyurethan (PU), Epoxidharzen (EP), Bitumen, Zementen etc.
erlauben.
[0018] Ein reines Trennen der Beschichtung eines kontinuierlich beschichteten Rohrstranges
im Stoßbereich der Rohre bzw. im Bereich der Kupplung ist ebenfalls mit diesem Verfahren
leicht möglich, indem keinerlei zur Rohrachse parallele Bewegungskomponente der Relativbewegung
der Düse vorgesehen wird.
[0019] Eine besonders einfache und leicht z.B. bei Einzelrohr-Endenbearbeitung zu integrierende
Art der Erzeugung der Relativbewegung zwischen Düse und Rohr besteht darin, daß das
Rohr gedreht wird und ein axial paralleler Vorschub der Düse oder des Rohres erfolgt.
Das Rohr wird z.B. dann auf einem sich etwa in einem Container befindlichen Schrägrollgang
mit einer schraubenförmigen Bewegung an einer feststehenden im Container befindlichen
Düse vorbeigeführt. Der Container ist hierbei natürlich an beiden Stirnseiten mit
rohrförmigen Öffnungen versehen.
Kinematische Umkehrungen dieser Bewegungsart, wie z.B. in Form einer sich auf einer
Kreisbahn um ein axial bewegtes Rohr drehenden Düse, erlauben eine einfache Einbindung
innerhalb bestehender Beschichtungsanlagen.
[0020] Zur Entfernung plastomerer Beschichtungsarten besteht eine weitere vorteilhafte Ausbildung
des Verfahrens darin, mindestens einen Fluidstrahl als Trenn- oder Vorschnittstrahl
zu benutzen. Bei weichen Beschichtungen, auch etwa bei aus mehreren auch unterschiedlich
weichen Lagen bestehenden Beschichtungen, die ein hohes Maß an Geschwindigkeitsenergie
in Umformungsarbeit umwandeln können, ermöglicht dieses Verfahren ein tiefeneinstellbares
Einschneiden der Beschichtung und ein durch einen zweiten Fluidstrahl mit einer Axialkomponente
in der Trenn-, Kleber- oder Epoxidharzschicht erfolgendes Abschälen.
[0021] Eine vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung zeigt sich auch in einem Verfahren,
in welchem einem oder mehreren der Fluidstrahlen abrasive Stoffe zugesetzt werden.
Damit ist es möglich, z.B. aus plastomeren (PE, PVC) und duromeren (EP) Lagen bestehende
Sandwich-Beschichtungen abzuschälen und die jeweils härteren Anteile bzw. Beschichtungslagen
feinkörnig zu zertrümmern und als Schlempe oder Slurry ohne Staubbelastung für die
Umgebung abzuführen.
[0022] Im Rahmen eines Ausführungsbeispiels zeigen die
- Fig. 1
- Einen Schnitt quer zur Rohrlängsachse durch eine Anlage zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens
- Fig. 2
- Eine Prinzipskizze zur Darstellung der Schälfunktion beim Entfernen einer Plastomer-Beschichtung
- Fig. 3
- Eine Form der Rohrendenvorbereitung durch Entfernen der Beschichtung auf der Baustelle
- Fig. 4
- Eine Prinzipskizze zur Darstellung des Entfernens der Beschichtung nahe den Rohrenden
innerhalb einer kontinuierlich arbeitenden Schlauchextrusionsanlage
Die Fig. 1 zeigt ein in Pfeilrichtung drehendes beschichtetes Rohr 1, welches auf
den Rollen 2 und 2a aufliegt. Die Rolle 2a wird hierbei angetrieben.
[0023] Ein aus einer Düse 3 austretender hochenergetischer Fluidstrahl 4 ist so auf die
Oberfläche 5 gerichtet, daß er eine tangential ausgerichtete und eine parallel zur
Rohrachse ausgerichtete Geschwindigkeitskomponente aufweist. Erzeugt wird der Fluidstrahl
4 durch eine Hochdruckpumpe 6, welche über übliche Zufuhr- und Abfuhrleitungen und
Ventile 7, 8 und 9 mit der Düse 3 verbunden ist.
[0024] Eine Haube 10 schützt die Umgebung vor abprallendem Strahlwasser.
[0025] Die Fluidstrahlvorrichtung 11 ist auf einem Wagen 12 montiert, der über die gesamte
oder nur einen Teil der Rohrlänge verfährt, wobei die Beschichtung abschälend entfernt
wird.
[0026] Zum Entfernen einer Plastomerbeschichtung wird die Düse 3 komplettiert durch die
zweite Düse 13, welche gemäß Fig. 2 als reine Vorschnittdüse genutzt wird, die die
Beschichtung, die sehr elastisch ist und daher einen hohen Betrag der Geschwindigkeitsenergie
des Fluidstrahles 4 in Verformungsarbeit umwandeln würde, mit dem Fluidstrahl 14 bis
auf die Abschältiefe durchschneidet.
Danach ist die Axial- bzw. Tangential-Komponente des Fluidstrahles 4 für die Schälfunktion
ausreichend, wenn der Fluidstrahl 4, wie in Fig. 2 dargestellt in den Schnittspalt
15 eintreten kann.
[0027] Fig. 3 zeigt die Anwendung des Verfahrens für die Endenbearbeitung eines Einzelrohres.
Hierbei rotiert das Rohrende 16, welches zur nachfolgenden Verschweißung auf der Länge
17 von der Beschichtung 18 befreit werden soll, auf einer nicht näher dargestellten
mit Trägerrollen versehenen Vorrichtung.
[0028] Die Düse 19 verfährt mittels ihrer auf Führungen 20, 20a gehaltenen Traverse 21 über
die Länge 17 und stoppt dann in der Vorschubbewegung.
Die Rotation des Rohres wird danach gestoppt und die Düse 19 fährt mit dem austretenden
Fluidstrahl 22 zurück zum Rohrende, wobei die schraubenförmig abgeschälte Beschichtung
in einzelne Ringe zerteilt wird und leicht vom Rohrende abgenommen werden kann.
[0029] Fig. 4 zeigt die mittels Kupplungen 23 zu einem Rohrstrang 24 verbundenen Rohre 25,
26 und 27, die mit einem endlosen Polyethylenschlauch 28 innerhalb einer automatisch
arbeitenden Isolierungsanlage beschichtet werden.
[0030] Am Ende dieser Linie sind auf einem parallel zur Rohrachse verfahrbaren Wagen 29
vier zu zwei Paaren angeordnete Düsen 30, 31, 32 und 33 angebracht, wobei die Düsen
30 bis 33 ringförmig um das Rohr gedreht werden können.
[0031] Während sich das Rohr also in Vorschubrichtung 34 bewegt, verfährt der Wagen 29 mit
Rohrgeschwindigkeit, sobald sich ein mit einer Kupplung 23 versehener Rohrstoß 35
innerhalb der Düsenringe befindet. Initiiert wird dies durch den Detektor 36, der
ebenfalls das Ausgangssignal für die Rotation der Düsen 30 bis 33 gibt, deren austretender
Fluidstrahl in den Endbereichen die Polyethylenbeschichtung kreisförmig einschneidet.
[0032] Danach bremst der Wagen 29, die Düsen 32 und 33 werden abgeschaltet und die Düsen
30 und 31 in ihrer Drehbewegung gestoppt. Die Düsen 30 und 31 schneiden dann die schraubenförmig
mit Ringschnitten versehene Beschichtung in Halbringe, die im weiteren Verlauf der
Produktionslinie leicht vom Rohr fallen. Nach der Trennung des Rohrstranges in Einzelrohre
kann an einem späteren Fertigungspunkt 37 die Kupplung 23 entnommen werden.
1. Verfahren zum Entfernen von auf Rohren befindlichen Beschichtungen,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein oder mehrere aus nahe der Beschichtungsoberfläche angeordneten Düsen austretende
hochenergetische Fluidstrahlen auf die Beschichtungsoberfläche gerichtet sind, wobei
mindestens einer der Fluidstrahlen eine tangential gerichtete und/oder eine parallel
zur Rohrachse gerichtete Geschindigkeitskomponente aufweist und mindestens dessen
Düse eine Relativbewegung zur Beschichtung ausführt, welche eine tangentiale und parallel
zur Rohrachse gerichtete Bewegungskomponente aufweist.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Relativbewegung zwischen Düse und Beschichtung durch Drehen des Rohres und
axial parallelen Vorschub der Düse oder des Rohres erfolgt.
3. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß mindestens ein aus einer Düse austretender hochenergetische Fluidstrahl als Trenn-
oder Vorschnittstrahl benutzt wird.
4. Vorfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß einem oder mehreren Fluidstrahlen abrasive Stoffe zugesetzt werden.