[0001] Eine Vorrichtung und ein Verfahren zum Regenerieren von rotierenden präzisen Schleifwerkzeugen
mit einem Abrichtwerkzeug und in Flüssigkeit suspendiertem losem Schleifmittel in
einem Spalt zwischen beiden sind Gegenstand der Patentanmeldung.
[0002] Aus der Patentschrift DD 244 518 ist eine gattungsgemäße Vorrichtung für die Wiederherstellung
von Anschrägungswinkel und Stirnbreite von Diamanttrennscheiben bekannt. Eine schleifmittelfreie
Schleifform mit Kugelkalottengestalt bewirkt Linienkontakt entlang des ganzen Trennscheibenumfangs.
Die Trennscheibe wird federnd und schwenkbar gehalten. Die Vorrichtung ist von der
Schleifmaschine getrennt.
[0003] Die Laufgenauigkeit der rotierenden Schleifwerkzeuge ist für das Erzielen hoher Genauigkeit
beim Präzisions- bzw. Ultrapräzisionsschleifen von entscheidender Bedeutung. Die Laufgenauigkeit
der Schleifwerkzeuge wurde bisher dadurch versucht zu erreichen, daß die Schleifwerkzeuge
durch eine Einzelkorn- oder Mehrkornabrichtvorrichtung geformt wurden. Da solche Abrichtvorrichtungen
theoretisch nur im Punkt- oder Linienkontakt arbeiten, konzentriert sich die Schnittkraft
beim Abrichten auf eine kleine Fläche, wo die Abrichtvorrichtung und das Schleifwerkzeug
mit hohem Druck belastet werden. Infolge der kleinen Kontaktfläche können sich Abrichtvorrichtung
und Schleifwerkzeug zudem nicht ausreichend gegeneinander abstützen. Deshalb ist der
Abrichtprozeß sehr empfindlich gegen Prozeßstörungen, wie z.B. am Schleifwerkzeug
vorhandene Schlagfehler, Schwingungen, Veränderungen der Schnittkraft etc. Dies führt
in Folge zu sehr langwierigen Abrichtprozessen bzw. zu einer unerwünscht limitierten
Endlaufgenauigkeit.
[0004] Aufgabe ist es, Vorrichtung und Verfahren zum Regenerieren von rotierenden präzisen
Schleifwerkzeugen anzugeben, die für Schleifwerkzeuge vielfältiger Formen bei verkürzten
Bearbeitungszeiten wesentlich reduzierte Formfehler des Schleifwerkzeugs ergeben.
[0005] Die Lösung wird mit einer gattungsgemäßen Vorrichtung mit den Kennzeichen des Anspruchs
1 erreicht, also wenn das Abrichtwerkzeug in einem Flächenbereich angenähert die negative
Soll-Form des Schleifwerkzeugs aufweist und das Abrichtwerkzeug in diesem Flächenbereich
gebundene Schneidkörner trägt. Mit dem ersten Merkmal werden die Probleme bei Linienberührung
durch Erweiterung auf Flächenberührung - indirekt über das lose Schleifmittel -beseitigt.
Überraschend ist der Befund, daß die Belegung des Abrichtwerkzeugs mit gebundenen
Schleifkörnern, obwohl diese nicht in direkten Kontakt zum Schleifwerkzeug treten,
Vorteile bei der Abtragsleistung, der Unterdrückung periodischer Restfehler und bei
der Standzeit des Abrichtwerkzeugs bietet.
[0006] Vorteilhafte Weiterbildungen sind Gegenstand der Unteransprüche 2 bis 7. Daß gemäß
Anspruch 3 das Schleifwerkzeug auf der Arbeitsspindel verbleiben kann, ist besonders
vorteilhaft, da Justierfehler beim Einspannen auf der Arbeitsspindel ausgeschlossen
werden und Rüstzeiten für das Spannen auf zwei Maschinen entfallen.
[0007] Verfahrenslösungen sind Gegenstand der Ansprüche 8 bis 10. Eine vorteilhafte Anwendung
der erfindungsgemäßen Vorrichtung zum Abrichten von Diamantschleifscheiben für die
duktile Bearbeitung optischer Gläser ist Gegenstand des Anspruchs 11.
[0008] Mit der Zeichnung wird die Erfindung erläutert. Es zeigen schematisch
- Fig. 1
- einen Schnitt durch die Wirkzone der Vorrichtung in prinzipieller unmaßstäblicher
Darstellung,
- Fig. 2a
- eine Vorrichtung mit zylindrischem Schleifwerkzeug, axial gesehen,
- Fig. 2b
- die Vorrichtung von Fig. 2a in radialer Ansicht,
- Fig. 3a
- eine Vorrichtung mit Schleifwerkzeug in Form einer Kugelschicht, axial gesehen im
Schnitt,
- Fig. 3b
- die Vorrichtung von Fig. 3a in radialem Schnitt,
- Fig. 4a
- eine Vorrichtung mit Topfschleifscheibe mit kreisringförmiger Schleiffläche, axial
gesehen,
- Fig. 4b
- die Vorrichtung von Fig. 4a in radialem Schnitt.
[0009] Fig. 1 zeigt axial einen Ausschnitt eines als Schleifscheibe ausgebildeten Schleifwerkzeugs
(1) mit gebundenem Schleifkorn (11) auf seinem Umfang. Um die Drehachse (12) wird
das Schleifwerkzeug (1) zum Schleifen und Abrichten angetrieben.
[0010] Ein Abrichtwerkzeug (2) mit gebundenem Schleifkorn (201) an seiner Nutzfläche folgt
mit einem Spalt (120) als Negativ der Soll-Form des Schleifwerkzeugs (1), und zwar
auf einer radial und axial ausgedehnten Nutzfläche. Durch einen Antrieb (21) kann
das Abrichtwerkzeug (2) senkrecht zur Schnittebene eine oszillierende Bewegung ausführen.
[0011] Aus einem Zufuhrrohr (3) wird loses Schleifmittel (301), in Flüssigkeit suspendiert,
in den Spalt (120) zwischen Schleifwerkzeug (1) und Abrichtwerkzeug (2) eingebracht.
Durch diese Kombination wird das rotierende Schleifwerkzeug (1) flächig durch das
lose Schleifmittel (301) bearbeitet.
[0012] Die Schneidkräfte werden so gegenüber herkömmlichen Abrichtvorrichtungen durch die
Verteilung auf eine Fläche reduziert und durch das lose Schleifmittel (301) stochastisch
verteilt.
[0013] Systematisch über das Schleifwerkzeug (1) verteilte Fehler werden so wirksam verhindert.
Die zusätzliche Bewegung des Abrichtwerkzeugs (2) bewirkt, daß sich eventuelle Oberflächenfehler
des Abrichtwerkzeugs (2) nicht z.B. durch konstant abweichende Schneidkraft auf einer
Umfangslinie auf das Schleifwerkzeug (1) übertragen, da sie ausgemittelt werden.
[0014] Die Beschichtung des Abrichtwerkzeugs (2) mit Schleifmittel (201) bewirkt zum einen
eine Armierung gegen Verschleiß durch das lose Schleifmittel (301). Zum anderen wird
das Verhalten des losen Schleifmittels (301) beim Durchlaufen des Spalts (120) positiv
beeinflußt und so die Abtragswirkung und die Flächengüte gesteigert. Schneidkraft
und Abtragswirkung der Vorrichtung lassen sich durch Wahl des losen Schleifmittels
(301) ebenso wie der Beschichtung des Abrichtwerkzeugs (2) hinsichtlich Werkstoff,
Körnung und Konzentration in der Suspension sowie durch die Höhe des Spalts (120)
zwischen Schleifwerkzeug (1) und Abrichtwerkzeug (2) variieren und einstellen. Als
loses und gebundenes Schleifmittel (11,201,301) ist jeweils Diamant geeignet, daneben
aber auch jedes andere gebräuchliche Schleifmittel bzw. Läppmittel.
[0015] Die Dicke des Schleifmittels (201) auf dem Abrichtwerkzeug (2) ist beliebig, so daß
auch normale massive Schleifscheiben aus Bindemittel und Schleifkorn geeignet sind.
[0016] Fig. 2a zeigt nochmals eine axiale Gesamtansicht einer erfindungsgemäßen Vorrichtung
mit zylindrischem Schleifwerkzeug (1), bei der gleiche Teile mit gleichen Bezugszeichen,
wie in Fig. 1, versehen sind. Daneben zeigt Fig. 2b die gleiche Vorrichtung in radialer
Ansicht. Die Schleifscheibe (1) sitzt auf einer Achse (12) mit einem Drehantrieb und
wird beim Abrichten wie beim Schleifen gedreht. Eine Zustelleinrichtung (13) ist schematisch
angedeutet, mit der die Lage der Achse (12) verstellt werden kann, um den Spalt (120)
(Fig. 1) einzustellen und den Abtrag an der Schleiffläche (11) des Schleifwerkzeugs
(1) durch den Abrichtprozeß auszugleichen.
[0017] Die axial oszillierende Bewegung des Abrichtwerkzeuges (2) wird beispielsweise wie
dargestellt durch einen Kurbeltrieb (21) in Verbindung mit einer Längsführung (22)
realisiert.
[0018] Fig. 3a und 3b zeigen eine Variante für ein Schleifwerkzeug (1) in Form einer Kugelschicht
in achsialem (Fig. 3a) und radialem Schnitt (3b)). Gleiche Teile sind mit gleichen
Bezugszeichen wie in den Fig. 1, 2a, 2b versehen.
[0019] Bei dieser Variante wird erreicht, daß der Relativgeschwindigkeitsvektor beim Abrichtvorgang
nicht kollinear ist mit jenem beim Schleifvorgang. Dadurch wird vermieden, daß Abrichtstrukturen
auf der Werkzeugoberfläche entstehen, die sich später wieder auf das zu bearbeitende
Werkstück abprägen können.
[0020] Das Abrichtwerkzeug (2') ist der Form der kugeligen Schleiffläche (11') angepaßt
als Kugelkalotte ausgeführt. Statt des oszillierenden Antriebs (21) des Beispiels
Fig. 2a, 2b ist hier ein Drehantrieb vorgesehen, der das Abrichtwerkzeug (2') um die
Achse (23) dreht.
[0021] Wird beispielsweise eine Diamantschleifscheibe "Gresso D15A-C 100" der Firma Ernst
Winter und Sohn in 2000 Norderstedt 1 mit 150mm Durchmesser und 3mm Breite abgerichtet
mit einem Abrichtwerkzeug (2') von 30mm Durchmesser mit der Körnung 200mesh bei 200
Umdrehungen in der Minute mit einem Spalt (120) von weniger als 15µm Höhe und mit
losem Diamant der Körnung 20µm, in Wasser suspendiert, dann wird nach normaler Abnutzung
des Schleifwerkzeugs (1) innerhalb von 10 Minuten eine Rundlaufgenauigkeit der Schleifscheibe
von ungefähr 0,2µm erreicht.
[0022] Diese Konstruktion ist auch für Schleifwerkzeuge (1') in Form einer außermittigen
Kugelschicht geeignet, wobei dann die Achse (23) entsprechend seitlich zu versetzen
ist.
[0023] Auch andere Formen des Schleifwerkzeuges (1,1') können, teils unter Verzicht auf
die zusätzliche Bewegung des Abrichtwerkzeuges (2,2') mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung
nach entsprechender Anpassung des Abrichtwerkzeuges (2,2') regeneriert werden. Beispiele
sind Kegelstumpf, Doppelkegelstumpf, Torus und Tonnenkörper, Ellipsoid und Paraboloid.
[0024] Eine erfindungsgemäße Anordnung zum Abrichten einer Topfschleifscheibe (1'') mit
kreisringförmiger Schleiffläche (11'') und topfförmigem Träger ist in Fig. 4a und
4b dargestellt. Das Abrichtwerkzeug (2'') ist zylindrisch und liegt stirnseitig mit
seiner Schleiffläche (201'') an der Schleiffläche (11'') der Topfschleifscheibe (1'')
an. Durch ein Rohr (3) wird wie in den vorhergehenen Beispielen loses Schleifmittel
(301) in den Spalt zwischen den Schleifflächen (11'') und (201'') gegeben. Die Topfschleifscheibe
(1'') rotiert um die Achse (12), das Abrichtwerkzeug (2'') rotiert um die Achse (23),
die Drehrichtung kann gegenläufig sein. Die Stellung der Achsen (12) und (23) zueinander
kann nach Bedarf eingestellt werden.
1. Vorrichtung zum Regenerieren von rotierenden präzisen Schleifwerkzeugen (1) mit einem
Abrichtwerkzeug (2) und in Flüssigkeit suspendiertem losem Schleifmittel (301) in
einem Spalt (120) zwischen beiden, dadurch gekennzeichnet, daß das Abrichtwerkzeug
(2) in einem Flächenbereich angenähert die negative Soll-Form des Schleifwerkzeugs
(1) aufweist und das Abrichtwerkzeug (2) in diesem Flächenbereich gebundene Schneidkörner
(201) trägt.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Schleifwerkzeug (1) beim
Regenerieren rotiert.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder Anspruch 2, gekennzeichnet durch die Anbringung an
einer Schleifmaschine, wobei das Schleifwerkzeug (1) beim Regenerieren auf der Arbeitsspindel
verbleibt und die Vorrichtung Mittel aufweist zum Einbringen des Abrichtwerkzeugs
(2) in die Position des Schleifguts, das sonst mit dem Schleifwerkzeug (1) bearbeitet
werden kann.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1, Anspruch 2 oder Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß
das Abrichtwerkzeug (2) beim Regenerieren bewegt wird.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4 für zylindrische Schleifwerkzeuge (1) zum Abrichten der
Mantelfläche (11), dadurch gekennzeichnet, daß das Abrichtwerkzeug (2) eine Innenzylinderfläche
und einen axial oszillierenden Antrieb (21) aufweist (Fig. 2a,b).
6. Vorrichtung nach Anspruch 4 für Schleifwerkzeuge in Form einer Kugelschicht (1'),
dadurch gekennzeichnet, daß das Abrichtwerkzeug (2') eine Innen-Kugelkalotte und einen
radial zum Schleifwerkzeug (1) rotierenden Drehantrieb aufweist (Fig. 3a,3b).
7. Vorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß
das Abrichtwerkzeug (2) auf einer Verschiebe- oder Verschwenkeinrichtung an einer
das Schleifwerkzeug (1) tragenden Schleifmaschine angebracht ist und anstelle eines
zu schleifenden Werkstücks in Wirkstellung zum Schleifwerkzeug (1) verschiebbar oder
verschwenkbar ist.
8. Verfahren zum Einstellen der Schnittkraft bei einer Vorrichtung nach mindestens einem
der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Spalt (120) zwischen Abrichtwerkzeug
(2) und Schleifwerkzeug (1), die Korngröße und die Konzentration in der Suspension
des losen Schleifmittels (301) eingestellt werden zur Variation der Schnittkraft.
9. Verfahren zum Regenerieren von rotierenden präzisen Schleifwerkzeugen (1) mit einem
Abrichtwerkzeug (2) und in Flüssigkeit suspendiertem losen Schleifmittel (301), gekennzeichnet
durch die Verwendung einer Vorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 7.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Zustellbewegung beim Abrichten
durch das Schleifwerkzeug (1) erfolgt.
11. Anwendung von Vorrichtung oder Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis
10 zum Abrichten von Diamantschleifscheiben für die duktile Bearbeitung optischer
Gläser.