[0001] Die Erfindung betrifft eine Zylinderlaufbuchse für eine Brennkraftmaschine, insbesondere
für einen Großdieselmotor.
[0002] Die Weiterentwicklung der Brennkraftmaschine, insbesondere der Großdieselmotoren
zu immer höheren spezifischen Leistungen hin, erfordert höhere Belastbarkeit auch
der Zylinderbuchsen. Die Zylinderlaufbuchse unterliegt beim Betrieb der Brennkraftmaschine
insbesondere in ihrem oberen Bereich, dem Zünd-und Explosionsbereich, durch hohen
Druck und hohe Temperatur einem hohen Verschleiß und einer hohen Bruchgefahr.
[0003] Zylinderlaufbuchsen von Brennkraftmaschinen, deren Formgebung durch Gießen erfolgt,
bestehen im allgemeinen aus Gußeisen mit Lamellengraphit. Zum Beispiel sind typische
Graugußeisen-Legierungen für Zylinderlaufbuchsen der DE-AS 2 146 153 zu entnehmen.
Der Grauguß zeichnet sich durch seine gute Gießbarkeit und einen niedrigen Preis aus.
Seine mechanischen und physikalischen Eigenschaften sind besonders deutlich vom Gefügeaufbau
abhängig. Das Gefüge besteht aus metallischer Grundmasse mit lamellenförmigen Graphiteinlagerungen.
Diese unterbrechen den Gefügezusammenhalt umso weniger, je feiner und kürzer sie sind.
Durch Modifizierung in bekannter Weise kann die Graphitausbildung verfeinert werden.
Durch eine entsprechende Keimeinbringung (Impfung) und/oder erhöhte Abkühlungsgeschwindigkeit
können feine Lamellen in einem hochwertigen Gußeisen mit feinstreifigem Perlit erzielt
werden. Eine Zylinderlaufbuchse aus diesem Grauguß, mit Phosphor und/oder Bor legiert,
besitzt an ihrer Oberfläche aufgrund ihres vorteilhaften heterogenen Gefügebaus und
der durch Phosphor und/oder Bor-Zusatz hervorgerufenen netzförmigen Anordnung von
sehr hartem Steadit/Zementit, die den Schmierfilm auf der Oberfläche hält, sehr günstige
Gleiteigenschaften, so daß die Kolbenringe des Kolbens in der Zylinderlaufbuchse gut
laufen können.
[0004] Jedoch ist die Grenzbelastung für eine Zylinderlaufbuchse aus Gußeisen mit Lamellengraphit
als Basislegierung bei den leistungsstärksten Brennkraftmaschinen bereits überschritten.
Deshalb schlägt die nicht vorveröffentlichte ältere deutsche Anmeldung P 41 09 308.9-24
eine spezifische Konstruktion vor, bei der ein vergleichsweise voluminöser Stahlring,
der die Funktion eines Stützringes hat, an seiner Innenoberfläche mit einer üblichen
Graugußlaufschicht versehen wird und löst somit die Aufgabe, die Bruchfestigkeit einer
Zylinderlaufbuchse zu erhöhen, ohne das Laufverhalten der Kolbenringe auf der Zylinderoberfläche
gegenüber den mit Grauguß mit Lamellengraphit erzielbaren Laufeigenschaften zu verschlechtern.
Diese Zylinderlaufbuchse ist jedoch zu teuer und zu aufwendig herzustellen.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es nun, eine kostengünstige, in einem Gießvorgang
herstellbare Zylinderlaufbuchse für eine Brennkraftmaschine mit einer höheren Zugfestigkeit
und Dehnung, als der des üblicherweise verwendeten Graugußeisens zu schaffen, ohne
das Laufverhalten der Kolbenringe auf der Zylinderlaufbuchsenoberfläche und die Verschleißbeständigkeit
gegenüber den mit Gußeisen mit Lamellengraphit erzielbaren Lauf- und Verschleißeigenschaften
zu verschlechtern.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Zylinderlaufbuchse aus
einem perlitischen Gußeisen mit Kugelgraphit gegossen ist, wobei Ihr Gefüge ähnlich
wie bei heute üblichen, entsprechend legierten Buchsen aus Gußeisen mit Lamellengraphit,
klar eingegrenzte, netzförmig gleichmäßig verteilte Zementit-/Steaditanteile, die
einen Flächenanteil zwischen 3 bis 8 % einnehmen, aufweist.
[0007] Die speziellen Eigenschaften des Gefüges sind mittels beigefügter Legierungselemente
erzielt worden. So ist die Ausbildung des Kugelgraphits in bekannter Weise durch Zusatz
von Mg oder Mg plus Ce bewirkt worden. Die Förderung der Zementit-/Steaditausscheidung
in der erstarrenden Schmelze auf Kosten des Graphitanteils und ihre räumliche, klar
eingegrenzte, netzförmige Anordnung, sowie ihr Flächenanteil durch Zusatz von geringen
Mengen an Bor und/oder Phosphor und - bei Bedarf - an Vanadium zum perlitischen Gußeisen
mit Kugelgraphit und den Analysegrenzen

erreicht worden und zwar in folgenden variablen Gewichtsprozentanteilen:

[0008] Durch die kugelige Ausbildung des Graphits wird die Zugfestigkeit und die Schlagfähigkeit
des Gefüges der Zylinderlaufbuchse erhöht.
[0009] Durch die spezielle räumliche Anordnung der klar eingegrenzten Zementit-/Steaditanteile
im Gefüge weist die Oberfläche der Zylinderlaufbuchse - wie bei entsprechend legiertem
Gußeisen mit Lamellengraphit - ein mikroskopisch feines, netzförmiges Relief auf,
das eine gute Haftung für einen Schmierfilm gewährleistet. Damit ist ein gutes Laufverhalten
der Kolbenringe auf der Zylinderlaufbuchsenoberfläche sichergestellt.
[0010] Der Bor-, Phosphor-, Vanadium-Gehalt ist in den oben genannten Grenzen so einzustellen,
daß die gewünschten Eigenschaften für das Gußteil erreicht werden und spezielle Eigenschaften
je nach dem speziellen Bedarfsfall optimiert werden. Zum Beispiel steigert Phosphor
die Verschleißfestigkeit, wirkt allerdings auch versprödend, liefert jedoch von den
drei Legierungselementen Bor, Phosphor oder Vanadium die beste netzförmige Verteilung
der Zementit-/ Steaditanteile. Bor fördert am besten die Verschleißfestigkeit des
Gefüges, liefert allerdings eine nicht ganz so gute netzförmige Verteilung der Zementit-/Steaditanteile
wie Phosphor, während Vanadium unterstützend für die Zug- und Verschleißfestigkeit
wirkt, allerdings kaum netzartige Verteilung der Zementit-/Steaditanteile bewirkt
und somit als zusätzliches Legierungselement ohne Bor und/oder Phosphor wenig tauglich
wäre.
[0011] Somit ist eine vergleichsweise günstige, in einem Gießvorgang herzustellende Zylinderlaufbuchse
angegeben worden, die nicht nur den an sie gestellten Forderungen in Bezug auf die
Zug- und Verschleißfestigkeit genügt, sondern gleichzeitig die zur Erzielung einer
ausreichenden Schmierwirkung erforderliche Oberflächeneigenschaft aufweist.
1. Zylinderlaufbuchse für eine Brennkraftmaschine, insbesondere für einen Großdieselmotor,
dadurch gekennzeichnet, daß diese aus perlitischem Gußeisen mit Kugelgraphit und den
Analysegrenzen

als Basislegierung gegossen ist, wobei der Basislegierung Zusätze von

als Legierungselemente beigegeben sind und das Gefüge des Gußeisens neben den kugelförmigen
Graphiteinlagerungen auch klar eingegrenzte, netzförmig gleichmäßig verteilte Zementit-/Steaditanteile,
die einen Flächenanteil von 3 bis 8 % einnehmen, aufweist.
2. Zylinderlaufbuchse für eine Brennkraftmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß das Gefüge des Gußeisens zusätzlich einen Zusatz von Vanadium mit 0,1 bis 0,3
Gewichtsprozent als Legierungselement beinhaltet.