[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Körpers aus einem warmrißempfindlichen
Werkstoff, insbesondere aus einer Legierung, durch Gießen einer Schmelze des Werkstoffes
in eine Gießform mit thermisch isolierten Seitenwänden und einem Boden aus gut wärmeleitendem
Material und Abkühlen der Schmelze in der Gießform, wobei die als Grenzfläche zwischen
Schmelze und bereits erstarrtem Werkstoff sich bildende Erstarrungsfront im wesentlichen
parallel zum Boden verläuft und sich während des Erstarrens der Schmelze vom Boden
aus in Richtung der freien Schmelzoberfläche bewegt. Weiterhin betrifft die Erfindung
eine Gleßform zur Durchführung des Verfahrens.
[0002] Ein derartiges Verfahren und eine Gießform zu seiner Durchführung ist aus der DD-PS
257 350 in Verbindung mit der darin als Stand der Technik genannten DD-PS 207 076
bekannt. In der DD-PS 207 076 ist ein Verfahren zur Herstellung von runden Scheiben
aus Metallsiliziden mit einem Durchmesser von 156 mm und einer Scheibendicke von 8
mm beschrieben. Dabei wird eine Schmelze einer Cr-Si-W-Legierung in eine auf ≧ 700°
Celsius vorgeheizte und außen wärmeisolierte Graphitform gegossen und unter Vakuum
gleichmäßig mit einer Abkühlgeschwindigkeit von weniger als 20° C/min. auf Raumtemperatur
abgekühlt.
[0003] Dieses Verfahren ist zur Herstellung dünner Scheiben gut geeignet, bei Gußkörpern
mit größeren Wandstärken treten jedoch trotz Vorwärmung der Form und langsamem Abkühlen,
Risse und Lunker auf, die beispielsweise durch eine ungünstige Gußtextur des Gußkörpers,
aus einer Ansammlung von schädlichen Ausscheidungen, Seigerungen oder Poren im Zentrum
des Gußkörpers oder auch durch eine Behinderung der Schwindung des Gußkörpers während
des Abkühlens aufgrund von Inhomogenitäten an den Innenwandungen der Gießform verursacht
sein können.
[0004] Zur Beseitigung dieser Nachteile wird in der DD-PS 257 350 eine zylindrische Gießform
vorgeschlagen, auf deren Innenseite eine weiche Isolierschicht aufgeklebt ist, die
der Schwindung des Gußkörpers keinen größeren Widerstand entgegensetzt und in die
eine gute wärmeleitende, metallische Bodenplatte der gleichen chemischen Zusammensetzung
wie die des zu vergießenden Werkstoffes eingesetzt ist. Durch die gezielte Wärmeableitung
aus der Schmelze über die Bodenplatte wird eine gerichtete Erstarrung der Schmelze
erreicht, derart, daß sich zwischen bereits erstarrtem Werkstoff und Schmelze des
Werkstoffes nur eine einzige Erstarrungsfront ausbildet, die sich ausgehend vom Boden
der Gießform mit fortschreitender Erstarrung der Schmelze im wesentlichen parallel
zum Boden in Richtung der freien Schmelzoberfläche bewegt. Aus der Veröffentlichung
"Gerichtete Erstarrung, W. Kurz und B. Lux, Z. Metallkunde 63 (1972) 9, Seite 509
bis 515", ist bekannt, daß eine derartige gerichtete Erstarrung Vorteile hinsichtlich
des Seigerungs-, Ausscheidungs und Lunkerverhaltens bei gegossenen Körper mit sich
bringen kann. Außerdem ist es bekannt, daß die gerichtete Erstarrung eine Reinigung
des Gußkörpers bewirken kann, der darin besteht, daß die vom Boden der Gießform in
Richtung der freien Schmelzoberfläche sich bewegende Erstarrungsfront, im erstarrten
Werkstoff schwerer lösliche Fremdstoffe bis zur Schmelzoberfläche vor sich her schiebt.
Die Fremdstoffe werden somit an einem Ende des Gußkörpers angereichert, wo sie hinsichtlich
der Festigkeitseigenschaften des Gußkörpers weniger schädlich sind und gegebenenfalls
auch leicht entfernt werden können. Um die durch das Gießen und den nachfolgenden
Abkühlvorgang im Gußkörper erzeugten Spannungen gering zu halten oder abzubauen und
um die Kontrolle einer gezielten, gerichteten Erstarrung der Schmelze zu erleichtern,
erfolgt das Erstarren der Werkstoffschmelzen bei den bekannten Verfahren zur gerichteten
Erstarrung sehr langsam. Dies wird beispielsweise dadurch erreicht, daß die Gießform
vor dem Abgießen der Schmelze vorgeheizt und danach gleichmäßig und langsam abgekühlt
wird. So wird beispielsweise in der DD-PS 207 076 eine Abkühlgeschwindigkeit von weniger
als 20°C/min bis auf Raumtemperatur genannt.
[0005] Aus der DE-OS 35 32 131 ist es bekannt, über die Höhe der Seitenwände der Gleßform
einen Temperaturgradienten aufrechtzuerhalten, wobei die Temperatur am oberen Rand
der Gießform im Bereich der Schmelztemperatur des zu gießenden Werkstoffes liegt.
Dadurch wird eine exakte Kontrolle der gerichteten Erstarrung der Schmelze, vom gut
wärmeableitenden Boden ausgehend, bis zum oberen Rand der Gießform, gewährleistet.
Die Schmelze erstarrt dabei äußerst langsam. Als Geschwindigkeit, mit der die Erstarrungsfront
fortschreitet, werden in der DE-OS 35 32 131 4 cm/h genannt.
[0006] Durch langsames Erstarren und Abkühlen entsteht jedoch in Abhängigkeit vom zu vergießenden
Werkstoff ein relativ grobkörniges Gefüge, das wiederum Ursache für eine Rißbildung
im Gußkörper sein kann. Die zur Rißausbreitung erforderliche Kraft hängt im wesentlichen
von den atomaren Bindungen und dem Mikrogefüge des Werkstoffes ab. Bei polykristallinen
Werkstoffen können Korngrenzen als intrinsisch vorhandene Anrisse aufgefaßt werden,
von denen aus eine Rißausbreitung erleichtert ist. Diese rißeinleitende Eigenschaft
von Korngrenzen ist um so ausgeprägter, je ausgedehnter die einzelnen Korngrenzen
sind, das heißt, um so gröber das Korngefüge des Werkstoffes ist. Demgegenüber wird
die Rißeinleitung beziehungsweise die Rißausbreitung bei feinkörnigem Gefüge behindert.
[0007] Ein langsames Abkühlen kann bei vielen hierfür anfälligen Werkstoffen außerdem die
Entstehung oder das Wachstum unerwünschter Inhomogenitäten, wie Ausscheidungen oder
Entmischungen fördern, die bei Verwendung des Werkstoffes beispielsweise als Target
für Beschichtungszwecke zu Schwankungen im Beschichtungsergebnis führen. Derartige
Inhomogenitäten im Werkstoffgefüge können ebenfalls rißfördernd wirken.
[0008] Durch ein langsames Erstarren der Schmelze diffundieren auch gasförmige Verunreinigungen,
wie beispielsweise Wasser oder Sauerstoff, in verstärktem Maße sowohl über die freie
Schmelzoberfläche, als auch von den Innenwandungen der Gießform her in die Schmelze,
wo sie als Fremdstoffe nicht nur eine Verunreinigung des Werkstoffes darstellen, sondern
auch als Keimbildner für im Werkstoff sich bildende Inhomogenitäten wirken können.
[0009] Zur Vermeidung oder Reduzierung der Rißbildung im Gußkörper wird in der DD-PS 257
350 die Verwendung einer Bodenplatte vorgeschlagen, die die gleiche chemische Zusammensetzung
wie die des zu gießenden metallischen Werkstoffes hat. Ein ähnlicher Lösungsvorschlag
liegt auch dem Verfahren gemäß der EP-B1 237 325 zu Grunde, bei dem eine Bodenplatte
aus einem Material verwendet wird, das sich mit dem zu vergießenden Werkstoff zu einer
einheitlichen Struktur verbindet und das einen geringeren Ausdehnungskoeffizienten
als denjenigen des zu gießenden Werkstoffes aufweist. Dadurch wird die Oberfläche
des Gußkörpers unter Druckspannungen gesetzt, die zwar eine Ausbreitung von Warmrissen
über die gesamte Dicke des Gußkörpers hinweg, jedoch nicht die Entstehung von Rissen
verhindern können.
[0010] Abgesehen davon, daß bei Verwendung von Bodenplatten der gleichen chemischen Zusammensetzung
wie die des zu gießenden Werkstoffes die Wärmeleitfähigkeit der Bodenplatte nicht
optimierbar ist, besteht bei warmrißempfindlichen Werkstoffen aufgrund der thermischen
Belastung beim Übergießen der heißen Schmelze auch die Gefahr des Reißens der Bodenplatte.
Bei Verwendung von Bodenplatten mit einer von der des zu vergießenden Werkstoffes
unterschiedlichen Zusammensetzung, die sich aber mit diesem fest verbinden soll, treten
neben möglichen unerwünschten Grenzflächenreaktionen und Haftungsproblemen auch Verformungen
der Gußkörper aufgrund der unterschiedlichen thermischen Ausdehnungskoeffizienten
der miteinander verbundenen Materialien auf, die ebenfalls zu Problemen beim bestimmungsgemäßen
Einsatz der Gußkörper führen können.
[0011] Für die Herstellung von Scheiben aus dem warmrißempfindlichen Werkstoff, bei spielswelse
zur Verwendung als Targets für Beschichtungszwecke, muß ein zylinderförmiger Gußkörper,
wie er mittels der Gießform gemäß der DD-PS 257 350 hergestellt wird, in entsprechende
Scheiben zersägt oder auf andere Art zerteilt werden. Der dabei anfallende Materialabtrag
sowie der infolge der Beanspruchung des Gußkörpers während der Bearbeitung zusätzlich
verursachte Ausschuß führen unvermeidlich zu Materialverlusten.
[0012] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, ein einfaches und kostengünstiges
Verfahren zur Herstellung plattenförmiger Körper aus warmrißempfindlichen Werkstoffen
anzugeben, mit dem ein Gießen rißfreier und homogener Körper ermöglicht wird, und
eine einfache, abnutzungsarme Gießform zur Durchführung des Verfahrens bereitzustellen,
aus der der Gußkörper leicht zu entnehmen ist und die ein rasches Abkühlen der Schmelze,
bei gleichzeitiger gerichteter Erstarrung erlaubt.
[0013] Diese Aufgabe wird hinsichtlich des Verfahrens erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß
die Schmelze in eine Gießform gegossen wird, deren Temperatur in Grad Celsius maximal
einem Drittel der Liquidus-Temperatur des Werkstoffes entspricht, und in Form einer
Rechteck-Platte mit einer Plattenstärke im Bereich zwischen 5 mm und 20 mm gegossen
wird, wobei sich die Erstarrungsfront beim Erstarren der Schmelze im wesentlichen
in Richtung einer der langen Seiten der Platte bewegt. Dabei können sowohl die Seitenwände
der Gießform als auch der Boden auf einheitlicher Temperatur sein. Es ist auch möglich,
den Boden kühler als die Seitenwände zu halten oder ihn während des Abkühlens der
Schmelze zusätzlich zu kühlen. Durch Gießen der Schmelze in eine Gießform, deren Temperatur
in Grad Celsius höchstens einem Drittel der Liquidus-Temperatur des Werkstoffes entspricht,
wird die über den Boden abzuführende Wärmemenge möglichst gering gehalten und ein
rasches Erstarren der Schmelze unterstützt. Dabei erfolgt die Wärmeableitung jedoch
bevorzugt in Richtung des Bodens der Gießform, so daß sich als Grenzfläche zwischen
der Schmelze und bereits erstarrtem Werkstoff eine Erstarrungsfront ausbildet, die
im wesentlichen parallel zum Boden verläuft und die sich in Richtung zur freien Schmelzoberfläche
hin bewegt. Überraschenderweise hat es sich gezeigt, daß durch ein verhältnismäßig
schnelles Erstarren der Schmelze im Gußkörper keine Spannungen induziert werden, die
ein Reißen des Gußkörpers verursachen. Bisher wurde davon ausgegangen, daß das Abkühlen
von Schmelzen warmrißempfindlicher Werkstoffe möglichst langsam erfolgen muß, um ein
Reißen des gegossenen Körpers beim Abkühlen zu verhindern. Eine Erklärung dafür, daß
beim erfindungsgemäßen Verfahren das schnelle Abkühlen nicht zum Reißen des Gußkörpers
führt, sondern im Gegenteil besonders rißarme oder rißfreie Gußkörper erzeugt werden
können, besteht darin, daß gleichzeitig mit dem schnellen Erstarren des Gußkörpers
ein Erstarren in gerichteter Art und Weise angestrebt wird. Dieses rasche, gerichtete
Erstarren des Körpers führt nämlich einerseits zu einer homogenen Verteilung der einzelnen
Werkstoff-Bestandteile im Gußkörper, vermindert die Gefahr der Entstehung von Entmischungen
oder anderen Inhomogenitäten, die zu einer ungleichen Verteilung der Materialeigenschaften
innerhalb des Gußkörpers und damit zur Entstehung von Spannungen führen können und
verhindert andererseits die Entstehung und die Ausbreitung mehrerer Erstarrungsfronten,
an deren Kreuzungspunkten sehr hohe Spannungen auftreten können. Es hat sich jedoch
gezeigt, daß homogene rißfreie Gußkörper nur dann erhalten werden, wenn die Schmelze
in Form einer Rechteck-Platte mit einer Plattenstärke im Bereich zwischen 5 mm und
20 mm erstarrt, wobei sich die Erstarrungsfront im wesentlichen in Richtung einer
der langen Seiten der Platte bewegt. Das bedeutet, daß der Boden der Gießform beim
Erstarren der Schmelze mit einer der schmalen Seiten des plattenförmigen Gußkörpers
in Berührung ist, der Gußkörper also sozusagen hochkant erstarrt. Zum einen erlaubt
ein Gießen der Schmelze in einen Spalt mit einer Spaltbreite bis ca. 20 mm ein gleichmäßiges
Auffüllen der Gießform, zum anderen wird durch das Erstarren der Schmelze in Form
einer hochkant stehenden Platte, im Gußkörper ein spiegelsymmetrisches Spannungsprofil
erzeugt, wobei die Spiegelfläche parallel zur breiten Seite des plattenförmigen Gußkörpers
und genau in der Plattenmitte verläuft. Eine derartige Verteilung der durch das Abkühlen
erzeugten Spannungen im Gußkörper ist hinsichtlich der Rißerzeugung am wenigsten schädlich.
Zwar treten an den schmalen Kanten des Gußkörpers Störungen dieses Spannungsprofiles
auf, jedoch fallen diese bei ausreichend großen Abmessungen der langen Seiten des
plattenförmigen Gußkörpers kaum ins Gewicht.
[0014] Ein schnelles Abkühlen der Schmelze vehindert überdies die mögliche Ausbildung von
Inhomogenitäten, wie beispielsweise Ausscheidungen oder Entmischungen, oder vermindert
zumindest deren Wachstumsgeschwindigkeit. Zudem wird bei einem schnellen Abkühlen
die Aufnahme von Verunreinigungen in die Schmelze über die Gasphase, über die Seitenwände
oder über den Boden der Gießform vermindert. Solche Verunreinigungen, wie beispielsweise
Wasser oder Sauerstoff, können die homogene Gitterstruktur des Werkstoffes verändern
und damit sowohl hinsichtlich des Festigkeitverhaltens des Gußkörpers als auch hinsichtlich
dessen Reinheit schädlich auswirken.
[0015] Es hat sich überraschenderweise als günstig erwiesen, die Schmelze in eine Gleßform
abzugießen, deren Temperatur höchstens 250° C beträgt. Besonders gute Ergebnisse hinsichtlich
der Homogenität und der Rißfreiheit der Gußkörper wurden beim Abgießen der Schmelzen
in Gießformen erzielt, die vor dem Gießen auf Raumtemperatur gehalten worden sind.
[0016] Es hat sich auch als vorteilhaft erwiesen, die Schmelze in Form einer rechteckigen
Platte erstarren zu lassen, deren Breite mindestens dem Fünffachen der Plattenstärke
entspricht, wobei unter der Breite der Platte diejenige seitliche Abmessung verstanden,
wird, die mit der Plattenstärke die Ebene aufspannt, die parallel zum Boden verläuft.
Das im erstarrenden Gußkörper sich ausbildende, spiegelsymmetrische Spannungsprofil
wird dadurch wenig gestört. Auch die Länge des plattenförmigen Gußkörpers, worunter
die senkrecht oder nahezu senkrecht zum Boden sich erstreckende seitliche Abmessung
des Gußkörpers verstanden wird, sollte vorteilhafterweise mindestens dem fünffachen
der Plattenstärke entsprechen. Jedoch läßt sich diese Länge nicht ohne weiteres für
jeden Werkstoff einhalten, da die Länge innerhalb der ein gerichtetes Erstarren des
Gußkörpers erfolgt, unter anderem von der Wärmeleitfähigkeit des Werkstoffes abhängt.
Bei Werkstoffen mit schlechter Wärmeleitfähigkeit wird die Wärme der Schmelze über
dem Boden mit zunehmender Dicke der bereits erstarrten Schicht deutlich langsamer
abgeführt, so daß die in Richtung der freien Schmelzoberfläche sich bewegende Erstarrungsfront
immer langsamer fortschreitet und weitere Erstarrungsfronten, die sich von den Seitenwänden
der Gießform oder der Schmelzoberfläche her bilden, ein weiteres gerichtetes Erstarren
verhindern. Mit Werkstoffen mit einer Wärmeleitfähigkeit von mehr als 25 W/mk wurden
gute Ergebnisse erzielt. Bevorzugs werden Werkstoffe mit einer Wärmeleitfähigkeit
im Bereich zwischen 40 W/mk und 60 W/mk eingesetzt. Die Länge innerhalb der eine gerichtete
Erstarrung stattfindet, läßt sich mit wenigen Gießversuchen anhand von Schliffproben
für jeden Werkstoff leicht individuell ermitteln.
[0017] Besonders bewährt hat sich ein Verfahren, bei dem als zu vergießender Werkstoff eine
Zusammensetzung von mindestens einem Übergangsmetall und mindestens einem Seltenerdmetall
und insbesondere ein Werkstoff mit einer Zusammensetzung gewählt wird, bei der zwischen
25 Gew.-% und 65 Gew.-% Eisen, zwischen 35 Gew.-% und 60 Gew.-% Terbium und höchstens
15 Gew.-% Kobalt enthalten sind. Bei Verwendung eines derartigen Werkstoffes konnten
sehr homogene Gußkörper, mit einer ungewöhnlich guten Homogenität und Abweichungen
der Zusammensetzung innerhalb des Gußkörpers von weniger als einem halben Prozent
der Soll-Gehalte der jeweiligen Metalle erzielt werden.
[0018] Hinsichtlich der Gießform zur Durchführung des Verfahrens wird die obenstehende Aufgabe
erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der Boden aus einem Metall besteht, das mit der
Schmelze des Werkstoffes keine mechanische Verbindung eingeht und die Gießform mit
vier sich paarweise gegenüberstehenden Seitenwänden versehen ist, deren Innenwandungen
eine mittlere Rauhtiefe von höchstens 100 µm aufweisen und die einen Raum mit rechteckiger
Grundfläche umfassen, deren kurzer Schenkel zwischen 5 mm und 20 mm lang ist, wobei
die Länge des langen Schenkels und die Höhe des von den Seitenwänden umfaßten Raumes
mindestens das Fünffache der Länge des kurzen Schenkels betragen. Die Ausbildung der
Gießform mit Seitenwänden, deren Innenwandungen eine mittlere Rauhtiefe von höchstens
100 µm aufweisen, erlaubt eine raschere Abkühlung der Werkstoff-Schmelze bzw. des
erstarrten Gußkörpers, da bei glatten Oberflächen des Gußkörpers die Gefahr einer
von seiner Oberfläche ausgehenden Rißeinleitung vermindert ist. Außerdem werden Hinterschneidungen
und Hinterzahnungen und damit eine Behinderung der Schwindung des Gußkörpers beim
Abkühlen vermieden. Dadurch, daß der Boden aus einem Metall besteht, das mit der Schmelze
des Werkstoffes keine mechanische Verbindung eingeht, wird eine leichte Entnahme des
Gußkörpers aus der Gießform gewährleistet. Die Bodenplatte kann bezüglich ihrer Wärmeleitfähigkeit
und hinsichtlich ihrer Temperaturschockbeständigkeit beim Übergießen mit heißer Schmelze
optimiert werden und ist mehrmals verwendbar. Außerdem besteht nicht die Gefahr der
Verformungen der Gußkörper aufgrund unterschiedlicher thermischer Ausdehnungskoeffizienten
miteinander verbundener Materialien und auch nicht die Gefahr von Grenzflächenreaktionen
zwischen Gußkörper und Boden. Dadurch, daß die Seitenwände sich paarweise gegenüberstehen
und einen Raum mit rechteckiger Grundfläche umfassen, deren kurzer Schenkel zwischen
5 mm und 20 mm lang ist, wobei die Länge des langen Schenkels und die Höhe des von
den Seitenwänden umfaßten Raumes mindestens das Fünffache der Länge des kurzen Schenkels
betragen, wird ein leichtes Eingießen der Schmelze des Werkstoffes und ein gleichmäßiges
Auffüllen der Gießform vom Boden her ermöglicht.
[0019] Besonders glatte Innenwandungen weisen Gießformen auf, deren Seitenwände aus Glas,
insbesondere aus Quarzglas oder aus feinpoliertem Graphit oder Bornitrid bestehen.
Gießformen mit derartigen Seitenwänden sind auch bei hohen Temperaturen, insbesondere
auch bei Gußkörpern mit langen seitlichen Abmessungen, formstabil. Hinterschneidungen
oder Hinterzahnungen sind bei derartigen Gießformen nahezu ausgeschlossen, die Gußkörper
lassen sich besonders einfach entnehmen und sie weisen eine sehr glatte Oberfläche
auf. Dadurch wird die Entstehung von der Oberfläche ausgehender Risse des Gußkörpers
vermindert und ein rascheres Abkühlen der Gußkörper ermöglicht. Graphit und Bornitrid
sind überdies besonders weiche Materialien, die der Schwindung des Gußkörpers beim
Abkühlen wenig Widerstand entgegensetzen.
[0020] Es hat sich auch als vorteilhaft erwiesen, die Innenwandungen der Seitenwände mit
einer Trennschicht, insbesondere mit einer Trennschicht, die Bornitridpulver enthält,
zu versehen. Eine derartige Trennschicht kann den Widerstand, den die Seitenwände
der Schwindung des abkühlenden Gußkörpers entgegensetzen, weiter vermindern.
[0021] Hinsichtlich einer gerichteten Erstarrung des Gußkörpers ist es erforderlich, die
Wärmeabfuhr über die Seitenwände möglichst gering zu halten. Es wird daher eine Ausführungsform
der Gießform bevorzugt, bei der die Seitenwände eine Dicke im Bereich zwischen 2 mm
und 6 mm aufweisen. Dadurch wird erreicht, daß die Seitenwände sich beim Eingießen
der Schmelze sehr rasch aufwärmen und eine weitere Abführung von Wärme über die Seitenwände
vermindert wird.
[0022] Bezüglich einer einfachen Handhabung der Gießform und einer leichten Entnahme des
Gußkörpers hat es sich bewährt, den Boden, und die Seitenwände voneinander lösbar
auszubilden. Weiterhin hat es sich eine Ausführungsform als günstig erwiesen, bei
der der Boden mit mindestens zwei sich gegenüberliegender Seitenwände jeweils einen
Winkel von weniger als 90° einschließt, so daß der zwischen den Seitenwänden erstarrte
Gußkörper in Richtung des Bodens gesehen, konisch leicht verbreitert ist und dadurch
die Seitenwände leicht nach oben von ihm abgehoben werden können.
[0023] Anhand einer schematischen Darstellung wird die Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens, sowie eine dazu verwendete Gießform nachfolgend beispielhaft beschrieben.
[0024] In der Figur ist schematisch ein Schnitt durch eine Gießform 1 dargestellt, bei der
auf einem Boden 2 aus Kupfer, der insgesamt eine Masse von ca. 4000 g aufweist und
der als Wärmesenke dient, vier Seitenwände 4, 5, 6 sich jeweils paarweise gegenüberstehen
(aufgrund der Darstellung als Schnitt ist eine Seitenwand nicht eingezeichnet). Die
Seitenwände 4, 5, 6, die aus 4 mm dicken Quarzglasscheiben mit einer mittleren Oberflächen-Rauhtiefe
von 10 µm bestehen, sind von einer Isolierschicht 7 umgeben. Die Seitenwände 4, 5,
6 umfassen einen Raum 8 mit rechteckiger Grundfläche, deren kurzer Schenkel 9 mm und
deren langer Schenkel 90 mm lang ist. Die Innenwandungen der Seitenwände 4, 5, 6 sind
mit einer dünnen Schicht 9 aus Bornitridpulver belegt. Die Innenwandungen der sich
gegenüberstehenden, breiteren Seitenwände 5, 6 verlaufen nicht parallel zueinander,
sondern sie schließen mit dem Boden 2 einen Winkel von jeweils 89° ein, so daß der
von den Seitenwänden 4, 5, 6 umschlossene Raum 8 sich nach unten hin leicht konisch
verbreitert.
[0025] Nachfolgend wird anhand der in der Figur dargestellten Gießform 1 beispielhaft die
Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens beschrieben. Eine Legierung mit einer
Zusammensetzung von 50 Gew.-% Eisen, 45 Gew.-% Terbium und 5 Gew.-% Kobalt, deren
Schmelzpunkt ca. 1300° C beträgt, wird unter Vakuum durch induktive Erwärmung aufgeschmolzen.
Die Schmelze wird bei einer Temperatur von ca. 1400 °C in die Gießform 1 abgegossen,
wobei der Boden 2, sowie die Seitenwände 4, 5, 6 der Gießform 1 sich jeweils auf Raumtemperatur
befinden. Durch das Abgießen der Schmelze, deren Gewicht ca. 1500 g beträgt, erwärmt
sich der Boden 1 der Gießform auf etwas mehr als 200 °C. Innerhalb der ersten Minute
nach dem Eingießen der Schmelze, erstarrt diese in gerichteter Art und Weise mit einer
mittleren Geschwindigkeit von ca. 5 mm pro Sekunde. Dabei bewegt sich die Erstarrungsfront
vom Boden 2 aus in Richtung der freien Schmelzoberfläche. Mit zunehmender Dicke der
bereits erstarrten Schicht erfolgt die Wärmeableitung über den Boden jedoch langsamer,
so daß die Erstarrungsgeschwindigkeit in Richtung senkrecht zum Boden 2 abnimmt. Das
Erstarren der Schmelze und das Abkühlen des Gußkörpers erfolgt dabei ohne weitere
Wärmezufuhr von außen. Aufgrund der geringen Wandstärke der Seitenwände 4, 5, 6 heizen
diese sich aufgrund der mit der Schmelze eingebrachten Wärme so weit auf, daß eine
Erstarrung von den Seitenwänden her kaum erfolgt. Die Schmelze erstarrt daher mit
möglichst großer Geschwindigkeit über ihre gesamte Höhe in nahezu gerichteter Art
und Weise. Durch das rasche Erstarren der Schmelze bildet sich während des Abkühlens
ein spiegelsymmetrisches Spannungsprofil im Gußkörper aus. Die Spiegelebene verläuft
dabei parallel und mittig zu den breiten Seitenwänden 5, 6. Diese Spannungsverteilung
ermöglicht das rasche Erstarren der Schmelze und die Herstellung eines extrem feinkörnigen
Gefüges, das frei von Inhomogenitäten, wie Ausscheidungen und Entmischungen, ist.
Die Stärke der so hergestellten Platte beträgt ca. 8,5 mm; ihre Breite ca. 88 mm und
die Höhe, innerhalb der die Schmelze in einer gerichteten Art und Weise erstarrt,
ca. 180 mm. Sie ist als Target für Beschichtungszwecke nach geringfügiger Nachbearbeitung
direkt verwendbar.
[0026] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte Gußkörper aus dieser Legierung zeigten
kaum meßbare Unterschiede in der chemischen Zusammensetzung im Bereich des erstarrten
Bodens und im Bereich der zuletzt erstarrten freien Schmelzoberfläche. So wurden beispielsweise
zwischen diesen beiden Bereichen Unterschiede der Terbiumkonzentration von weniger
als 0,3 % der eingewogenen Menge gemessen. Eine so gute Homogenität kann nur durch
eine rasche Erstarrung erzielt werden.
1. Verfahren zur Herstellung eines Körpers aus einem warmrißempfindlichen Werkstoff,
insbesondere einer Legierung, durch Gießen einer Schmelze des Werkstoffes in eine
Gießform mit thermisch isolierten Seitenwänden und einem Boden aus gut wärmeleitendem
Material und Abkühlen der Schmelze in der Gießform, wobei die als Grenzfläche zwischen
Schmelze und bereits erstarrtem Werkstoff sich bildende Erstarrungsfront im wesentlichen
parallel zum Boden verläuft und sich während des Erstarrens der Schmelze vom Boden
aus in Richtung der freien Schmelzoberfläche bewegt, dadurch gekennzeichnet, daß die
Schmelze in eine Gießform (1), deren Temperatur in Grad Celsius maximal einem Drittel
der Liquidus-Temperatur des Werkstoffes entspricht, und in Form einer Rechteck-Platte
mit einer Plattenstärke im Bereich zwischen 5 mm und 20 mm gegossen wird, wobei sich
die Erstarrungsfront beim Erstarren der Schmelze im wesentlichen in Richtung einer
der langen Seiten (5; 6) der Platte bewegt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Gießform (1) vor dem Gießen
eine Temperatur von höchstens 250° Celsius aufweist.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Gießform (1) vor dem Gießen
auf Raumtemperatur gehalten wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Schmelze
in Form einer Rechteck-Platte gegossen wird, deren Breite mindestens dem Fünffachen
der Platten-Stärke entspricht, wobei die Breite diejenige Plattenabmessung ist, die
mit der Plattenstärke eine Ebene aufspannt, die parallel zum Boden (2) verläuft.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß als zu vergießender
Werkstoff eine Zusammensetzung von mindestens einem Übergangsmetall und mindestens
einem Seltenerdmetall gewählt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß als zu vergießender Werkstoff
eine Zusammensetzung gewählt wird, die zwischen 25 Gew.-% und 65 Gew.-% Eisen, zwischen
35 Gew.-% und 60 Gew.-% Terbium und höchstens 15 Gew.-% Kobalt enthält.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß als Werkstoff
eine Zusammensetzung mit einer Wärmeleitfähigkeit von mindestens 25 W/mK, insbesondere
mit einer Wärmeleitfähigkeit im Bereich zwischen 40 W/mK bis 60 W/mK gewählt wird.
8. Gießform zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 7 mit thermisch
isolierten glatten Seitenwänden und mit einem gut wärmeleitenden Boden aus Metall,
dadurch gekennzeichnet, daß der Boden (2) aus einem Metall besteht, das mit der Schmelze
des Werkstoffes keine mechanische Verbindung eingeht und die Gießform (1) mit vier
sich paarweise gegenüberstehenden Seitenwänden (4; 5; 6) versehen ist, deren Innenwandungen
eine mittlere Rauhtiefe von höchstens 100 µm aufweisen und die einen Raum (8) mit
rechteckiger Grundfläche umfassen, deren kurzer Schenkel zwischen 5 mm und 20 mm lang
ist, wobei die Länge des langen Schenkels und die Höhe des von den Seitenwänden (4;
5; 6) umfaßten Raumes (8) mindestens das Fünffache der Länge des kurzen Schenkels
betragen.
9. Gießform nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Gießform (1) Seitenwände
aus Glas, Graphit oder Bornitrid aufweist.
10. Gießform nach einem der Ansprüche 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Innenwandungen
mit einer Trennschicht (9) versehen sind.
11. Gießform nach Anspruch 10 dadurch gekennzeichnet, daß die Trennschicht (9) Bornitridpulver
enthält.
12. Gießform nach einem der Ansprüche 8 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Seitenwände
(4; 5; 6) eine Dicke im Bereich zwischen 2 mm und 6 mm aufweisen.
13. Gießform nach einem der Ansprüche 8 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß der Boden
(2) und die Seitenwände (4; 5; 6) voneinander lösbar ausgebildet sind.
14. Gießform nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß der Boden (2) mit mindestens
zwei sich gegenüberliegender Seitenwände (5; 6) jeweils einen Winkel von weniger als
90 Grad einschließt.