[0001] Die Erfindung betrifft eine hitzebeständige warmverformbare austenitische Nickel-Legierung
und ihre Verwendung als Werkstoff für hitze- und korrosionsbeständige Gegenstände.
[0002] Für Gegenstände, die im Temperaturbereich von 500 bis 1000
oC beständig sein müssen gegen Aufkohlung, Sulfidierung und Oxidation, insbesondere
bei zyklischer Beanspruchung, ist bisher vorwiegend die Nickel-Legierung mit der Werkstoff-Hr.
2.4856 gemäß Stahleisen-Liste des Vereins deutscher Eisenhüttenleute eingesetzt worden.
Sie besteht aus (in Gew.-%) max. 0,10 % Kohlenstoff, max. 0,5 % Silizium, max. 0,5
% Mangan, 20-23 % Chrom, 8-10 % Molybdän, 3,15-4,15 % Niob, max. 0,4 % Titan, max.
0,4 % Aluminium, Rest Nickel.
[0003] Diese Standardlegierung zeigt jedoch unter stark aufkohlenden Bedingungen bei Temperaturen
oberhalb 900
oC starke Aufkohlungserscheinungen, die sich in einer deutlichen Gewichtszunahme durch
starke Karbidausscheidungen und Kohlenstoffaufnahme ausdrücken. Hierdurch werden zusätzlich
die mechanischen Eigenschaften, insbesondere die Langzeitfestigkeit, ungünstig beeinflußt.
Auch unter oxidierend/silfidierenden Bedingungen wie z.B. in einer Gasatmosphäre aus
Stickstoff und 10 % SO₂ bei 750
oC zeigt die Standardlegierung deutliche Schädigungen durch Schwefelaufnahme.
[0004] Der aus der EP-PS 0 135 321 bekannte austenitische Stahl (Angaben in Gew.-%) mit
max. 0,03 % Kohlenstoff, 20-35 % Chrom, 17-50 % Nickel sowie 2-6 % Silizium, ist zwar
aufgrund seines hohen Si-Gehaltes beständig gegen Korrosion in stark oxidierenden
Mineralsäuren, wie Salpetersäure, eignet sich aber nicht für den Einsatz bei Temperaturen
oberhalb von 500
oC unter aufkohlenden, sulfidierenden und oxidierenden Bedingungen.
[0005] Aus der GB-PS 734 210 sind Nickel-Chrom-Legierungen bekannt, die Nickel bzw. Nickel
+ Kobalt als Basis haben und mit 5-45 % Cr, nicht mehr als 1 % C, nicht mehr als 5
% Ti, nicht mehr als 5 % Si und nicht mehr als jeweils 1 % N, Ng, Co, Ca oder seltene
Erdmetalle legiert sind. Aus der GB-PS 703 483 sind ferner Nickellegierungen bekannt,
die 10-40 % Co, 10-30 % Cr, 2-18 % Mo, 0,2-8,6 % Al und 0,2-4,4 % Ti enthalten. Aus
den Nickellegierungen werden insbesondere geschmiedete Turbinenschaufeln hergestellt.
[0006] Es ist Aufgabe der Erfindung, eine Nickel-Basislegierung zu schaffen, die unter aufkohlenden,
sulfidierenden und oxidierenden Bedingungen, insbesondere unter zyklischer Beanspruchung,
im Temperaturbereich von 500 bis 1000 °C ohne Einschränkung einsetzbar ist.
[0007] Gelöst wird diese Aufgabe durch eine austenitische Nickel-Legierung, bestehend aus
(Angaben in Gew.-%)
| Kohlenstoff |
0,05 bis 0,15 |
| Silizium |
2,5 bis 3,0 |
| Mangan |
0,2 bis 0,5 |
| Phosphor |
max. 0,015 |
| Schwefel |
max. 0,005 |
| Chrom |
25 bis 30 |
| Eisen |
20 bis 27 |
| Aluminium |
0,05 bis 0,15 |
| Calcium |
0,001 bis 0,005 |
| Seltene Erden |
0,05 bis 0,15 |
| Stickstoff |
0,05 bis 0,20 |
Rest Nickel und übliche erschmelzungsbedingte Verunreinigungen.
[0008] Die erfindungsgemäße Legierung eignet sich vorteilhaft als Werkstoff zur Herstellung
von Gegenständen, die bei Temperaturen im Bereich von 500 bis 1000 °C, insbesondere
bei zyklischer Beanspruchung, beständig sein müssen gegen Aufkohlung, Sulfidierung
und Oxidation. Sie wird bevorzugt eingesetzt als Werkstoff zur Herstellung von Anlagen
zur thermischen Müllentsorgung oder zur Kohlevergasung und Teilen davon. Insbesondere
bei der Müllentsorgung in Verbrennungsanlagen werden die Ofenteile stark durch wechselnde
Temperaturen beim Auf- und Abheizen sowie durch Schwankungen in der Abgaszusammensetzung
zyklisch beansprucht.
[0009] Sie ist auch hervorragend geeignet als Werkstoff für Heizleiter, bei denen es in
erster Linie auf eine gute Oxidationsbeständigkeit bei Temperaturen bis 1000 °C ankommt.
Da in Öfen, wie Brennöfen, die Heizgase stark aufkohlend auf Ofeneinbauteile wirken,
und außerdem je nach verwendetem Brennstoff Kontaminationen durch Schwefel auftreten
können, kann die erfindungsgemäße Legierung ohne Einschränkung als Werkstoff zur Herstellung
von thermisch beanspruchten Ofeneinbauteilen, wie Stützgerüste für Brennöfen, Transportschienen
und Transportbänder eingesetzt werden.
[0010] Die vorteilhaften Eigenschaften der erfindungsgemäßen Nickel-Legierung werden erreicht
durch:
- die Festlegung des Kohlenstoffgehaltes auf 0,05 - 0,15 Gew.-% in Verbindung mit Stickstoffgehalten
von 0,05 - 0,20 Gew.-% ist ursächlich für die gute Warm- und Zeitstandfestigkeit der
erfindungsgemäßen Legierung.
- Siliziumgehalte von 2,5 - 3,0 Gew.-% in Verbindung mit 25 - 30 Gew.-% Chrom wirken
sich günstig auf die Sulfidierungsbeständigkeit aus. Außerdem ist bei diesen Siliziumgehalten
eine noch ausreichende Warmverformbarkeit durch Walzen und Schmieden gegeben. Die
gewählten Siliziumgehalte beeinträchtigen ebenfalls nicht die Schweißbarkeit des Werkstoffes.
- Der hohe Nickelgehalt, im Durchschnitt 45 - 50 Gew.-%, in Verbindung mit 2,5 - 3,0
Gew.-% Silizium bedingt die Beständigkeit in stark aufkohlenden Medien.
- Die Chromgehalte von 25 - 30 Gew.-% in Verbindung mit einem Calciumgehalt von 0,001
- 0,005 Gew.-%, sowie einem Gehalt an Seltenen Erden (wie Cer, Lanthan und den anderen
Elementen der Gruppe der Aktiniden und Lanthanoiden) in Höhe von insgesamt 0,05 -
0,15 Gew.-% bewirken eine ausgezeichnete Oxidationsbeständigkeit, insbesondere unter
zyklisch/thermischen Betriebsbedingungen, durch den Aufbau einer dünnen, gut haftenden
und schützenden Oxidschicht.
- Die Eisengehalte von 20 - 27 Gew.-% ermöglichen den Einsatz von preiswerten Ferro-Nickel-Einsatzstoffen
bei der Erschmelzung der Legierung.
[0011] Im folgenden wird die erfindungsgemäße Nickel-Legierung (Leg. A) im Vergleich zur
bekannten Legierung 2.4856 (Leg. B) näher erläutert.
[0012] Die Ist-Analysen der Vergleichslegierungen A und B sind in Tabelle 1 aufgeführt (Angaben
in Gew.-%)
Tabelle 1
| |
Leg. A |
Leg. B |
| Kohlenstoff |
0,086 |
0,021 |
| Silizium |
2,76 |
0,15 |
| Mangan |
0,29 |
0,17 |
| Phosphor |
0,011 |
0,007 |
| Schwefel |
0,003 |
0,004 |
| Chrom |
27,0 |
22,20 |
| Eisen |
23,3 |
2,71 |
| Aluminium |
0,12 |
0,13 |
| Calcium |
0,003 |
0,003 |
| Seltene Erden |
0,058 |
--- |
| Stickstoff |
0,08 |
0,02 |
| Nickel |
46,25 |
63 |
| Niob |
--- |
2,4 |
| Molybdän |
--- |
9,1 |
[0013] Figur 1 zeigt das Aufkohlungsverhalten der Leg. A im Vergleich zu Leg. B.
[0014] Dargestellt ist hier die spezifische Massenänderung in g/m² über der Zeit in Stunden.
Das Prüfmedium war ein Gasgemisch aus CH₄/H₂ mit einer Kohlenstoffaktivität von a
c = 0,8. Die Prüftemperatur betrug 1000 °C. Die Prüfung erfolgte zyklisch, d. h. bei
einer Zyklus-Dauer von 24 Stunden betrug die Haltezeit auf Prüftemperatur 16 Stunden
bei insgesamt 8 Stunden Auf- und Abheizen.
Die erfindungsgemäße Leg. A zeichnet sich durch eine deutlich geringere Massenzunahme
aus gegenüber der Vergleichslegierung B.
[0015] Figur 2
Diese Darstellung entspricht in Ausführung und Versuchsdurchführung der Darstellung
in Fig. 1. Lediglich das Versuchsmedium war in diesem Fall Stickstoff + 10 % SO₂ bei
750 °C zur Prüfung der Sulfidierungsbeständigkeit. Auch in diesem Test ergibt sich
eine Überlegenheit von Leg. A gegenüber Leg. B mit Bezug auf die Massenänderung.
[0016] Figur 3 beschreibt das zyklische Oxidationsverhalten der Vergleichswerkstoffe A und B in
Luft bei 1000 °C. Die Versuchsbedingungen und die Darstellung der Ergebnisse entsprechen
Fig. 1.
Das deutlich verbesserte Oxidationsverhalten der erfindungsgemäßen Leg. A unter zyklischer
Temperaturbeaufschlagung ist ersichtlich aus der selbst nach mehr als 1000 Stunden
Prüfzeit noch gemessenen Gewichtszunahme (Massenänderung = (+)), was ein Beweis für
das Vorhandensein einer gut haftenden Oxidschicht ist.
Die Massenverluste der Vergleichslegierung B (Massenänderung = (-)) bedeuten, daß
diese Legierung unter den vorliegenden oxidierenden Bedingungen starke Zunderabplatzungen
aufweist, somit beim praktischen Einsatz versagt.
1. Hitzebeständige warmverformbare austenitische Nickel-Legierung, bestehend aus (in
Gew.-%)
| Kohlenstoff |
0,05 bis 0,15 |
| Silizium |
2,5 bis 3,0 |
| Mangan |
0,2 bis 0,5 |
| Phosphor |
max. 0,015 |
| Schwefel |
max. 0,005 |
| Chrom |
25 bis 30 |
| Eisen |
20 bis 27 |
| Aluminium |
0,05 bis 0,15 |
| Calcium |
0,001 bis 0,005 |
| Seltene Erden |
0,05 bis 0,15 |
| Stickstoff |
0,05 bis 0,20 |
Rest Nickel und übliche erschmelzungsbedingte Verunreinigungen.
2. Verwendung einer austenitischen Nickel-Legierung nach Anspruch 1 als Werkstoff zur
Herstellung von Gegenständen, die bei Temperaturen im Bereich von 500 bis 1000 °C,
insbesondere bei zyklischer Beanspruchung, beständig sein müssen gegen Aufkohlung,
Sulfidierung und Oxidation.
3. Verwendung einer austenischen Nickel-Legierung nach den Ansprüchen 1 bis 2 als Werkstoff
zur Herstellung von Anlagen zur thermischen Müllentsorgung und Teilen solcher Anlagen.
4. Verwendung einer austenitischen Nickel-Legierung nach den Ansprüchen 1 bis 2 als Werkstoff
zur Herstellung von Anlagen zur Kohlevergasung und Teilen solcher Anlagen.
5. Verwendung einer austenitischen Nickel-Legierung nach den Ansprüchen 1 bis 2 als Werkstoff
für Heizleiter.
6. Verwendung einer Nickel-Legierung nach den Ansprüchen 1 bis 2 als Werkstoff zur Herstellung
von Ofen-Einbauteilen, wie Stützgerüste für Brennöfen, Transportschienen und -bänder.