[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung von kohlenwasserstoffreichen Gelen
als sichere Lager- bzw. Transportform für flüssige Kohlenwasserstoffe sowie ein Verfahren
zur sicheren Lagerung bzw. zum sicheren Transport von flüssigen Kohlenwasserstoffen,
wobei der Kohlenwasserstoff in ein kohlenwasserstoffreiches Gel überführt wird, das
nach Lagerung bzw. Transport wieder zerstört wird.
[0002] Die Lagerung bzw. der Transport von flüssigen Kohlenwasserstoffen, beispielsweise
Treibstoffen, über Straße, Schiene und auf dem Wasserwege stellt ein erhebliches Gefahrenpotential
dar. So hat zum Beispiel die leichte Entzündbarkeit und Explosivität in Gemischen
mit Luft in der Vergangenheit zu schweren Unglücksfällen geführt, die erhebliche Schäden
verursacht haben. Darüberhinaus entstehen durch aus leckgeschlagenen Lager-oder Transportbehältern
auslaufende Treibstoffe immer wieder schwere ökologische Schäden.
[0003] Aufgabe vorliegender Erfindung ist es deshalb, ein Verfahren zur gefahrlosen Lagerung
bzw. zum gefahrlosen Transport von Kohlenwasserstoffen bereitzustellen.
[0004] Diese Aufgabe wird in überraschender Weise dadurch gelöst, daß die Kohlenwasserstoffe
in Form von kohlenwasserstoffreichen Gelen gelagert bzw. transportiert werden.
[0005] Unter einem kohlenwasserstoffreichen Gel versteht man ein System, das aus von Tensid
gebildeten Polyedern besteht, die mit Kohlenwasserstoff gefüllt sind, wobei in den
schmalen Zwischenräumen zwischen den Polyedern Wasser eine kontinuierliche Phase bildet.
Systeme dieser Art sind bekannt und in Angew. Chem.
100 933 (1988) und Ber. Bunsenges. Phys. Chem.
92 1158 (1988) beschrieben.
[0006] Kohlenwasserstoffreiche Gele zeichnen sich durch das Auftreten einer Fließgrenze
aus. Diese Fließgrenze ist erreicht, wenn das Gel einer auferlegten Beanspruchung
(Scherung, Deformation) nicht mehr standhält und zu fließen beginnt. Unterhalb der
Fließgrenze weisen die Gelstrukturen Festkörpereigenschaften auf und gehorchen dem
Hookeschen Gesetz. Oberhalb der Fließgrenze kommt das System im Idealfall einer newtonschen
Flüssigkeit gleich. Das bedeutet, daß kohlenwasserstoffreiche Gele zwar in einfacher
Weise gepumpt werden können, im Ruhezustand jedoch infolge ihrer Festkörpereigenschaften
nicht fließen können. Somit können sie aus defekten Lager- oder Transportbehältern
nicht austreten, eine Gefährdung der Umwelt ist nahezu ausgeschlossen.
[0007] Die vorliegende Erfindung betrifft somit die Verwendung von kohlenwasserstoffreichen
Gelen als sichere Lager- bzw. Transportform für flüssige Kohlenwasserstoffe.
[0008] Die vorliegende Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zur sicherenLagerung bzw.
zum sicheren Transport von flüssigen Kohlenwasserstoffen, dadurch gekennzeichnet,
daß
a) der Kohlenwasserstoff durch Zugabe eines Tensids und Wasser in ein kohlenwasserstoffreiches
Gel überführt und
b) nach erfolgter Lagerung bzw. Transport das kohlenwasserstoffreiche Gel wieder zerstört
wird.
[0009] Tensid und Wasser werden zum Kohlenwasserstoff bevorzugt in solchen Mengen gegeben,
daß ein kohlenwasserstoffreiches Gel aus 70 bis 99,5 Gew% Kohlenwasserstoff, 0,01
bis 15 Gew% Tensid und 0,49 bis 15 Gew% Wasser entsteht.
[0010] Besonders bevorzugt werden Tensid und Wasser zum Kohlenwasserstoff in solchen Mengen
gegeben, daß ein kohlenwasserstoffreiches Gel aus 80 bis 99,5 Gew% Kohlenwasserstoff,
0,01 bis 5 Gew% Tensid und 0,49 bis 15 Gew% Wasser entsteht.
[0011] Kohlenwasserstoffe, die für das erfindungsgemäße Verfahren besonders geeignet sind,
sind n-Pentan, n-Hexan, n-Heptan, n-Oktan, n-Nonan, n-Dekan, n-Dodekan, n-Tetradekan,
n-Hexadekan, Cyclohexan, Cyclooktan, Benzol, Toluol, Kerosin, Benzin, bleifreies Benzin,
Heizöl, Dieselöl und Rohöl.
[0012] Zur Bildung der kohlenwasserstoffreichen Gele können anionische, kationische, amphotere
oder nichtionische Tenside eingesetzt werden.
[0013] Bevorzugte anionische Tenside sind
Seifen der Formel
R-CH₂-COO
⊖Na
⊕
worin R einen Kohlenwasserstoffrest mit 10 bis 20 C-Atomen bedeutet;
Alkansulfonate der Formel

worin R und R' Alkylreste mit zusammen 11 bis 17 C-Atomen bedeuten;
Alkylbenzolsulfonate bzw. -sulfate der Formel

worin n = 0 oder 1 ist
und R und R' Alkylreste mit zusammen 11 bis 13 C-Atomen bedeuten;
Olefinsulfonate der Formel
R-CH₂-CH = CH-CH₂-SO₃
⊖Na
⊕
worin R Alkyl mit 10 bis 14 C-Atomen bedeutet;
Fettalkoholsulfate der Formel
R-CH₂-O-SO₃
⊖Y
⊕
worin R Alkyl mit 11 bis 15 C-Atomen und
Y
⊕ Na
⊕ oder Triethanolamin bedeuten;
Fettalkoholpolyglykolsulfate der Formel
R-CH₂-O(C₂H₄O)
n-SO₃
⊖Na
⊕
worin n = 2 bis 7 ist und
R Alkyl mit 8 bis 15 C-Atomen bedeutet;
Sulfosuccinate der Formel

worin n 2 bis 6 ist und
R Alkyl mit 11 bis 13 C-Atomen bedeutet;
Fettalkoholpolyglykolphosphate der Formel
R-CH₂-O(C₂H₄O)
nPO₃H
⊖Na
⊕
worin n 2 bis 6 ist und
R Alkyl mit 15 bis 17 C-Atomen bedeutet;
Alkanphosphonate der Formel
R-PO₃H
⊖Na
⊕
worin R Alkyl mit 12 bis 16 C-Atomen bedeutet;
oder Natriumsalze von Ölsäurederivaten wie Ölsauresarkosid, Ölsäureisothionat oder
Ölsäuremethyltaurid.
[0014] Bevorzugte kationische Tenside sind
Quartäre Ammoniumverbindungen der Formel

worin
R¹ Alkyl mit 10 bis 22 C-Atomen,
R² Alkyl mit 1 bis 12 C-Atomen oder Benzyl
R³ und R⁴ unabhängig voneinander Wasserstoff oder Methyl und
X
⊖ Cl
⊖, Br
⊖ oder CH₃SO₄
⊖ bedeuten;
Fettamine, wie beispielsweise Kokosfettamine, Laurylfettamin, Oleylfettamin, Stearylfettamin,
Talgfettamin, Dimethylfettamine oder kettenreine primäre Alkylamine mit 8 bis 22 C-Atomen;
Ammoniumborat-Betain auf Basis Didecylamin;
Stearyl-N-acylamido-N-methyl-imidazolinium-chloride der Formel

Alkenylbernsteinsäurederivate der Formeln

oder

worin R jeweils iso-C₁₈H₃₅ oder Polybutenyl bedeuten.
[0015] Bevorzugte amphotere Tenside sind beispielsweise
Alkylbetaine der Formel

worin R Alkyl mit 12 bis 14 C-Atomen bedeutet;
N-Carboxyethyl-N-alkylamido-ethylglycinate der Formel

worin R Alkyl mit 11 bis 13 C-Atomen bedeutet;
N-Alkylamido-propyl-N-dimethylaminoxide der Formel

worin R Alkyl mit 11 bis 13 C-Atomen bedeutet;
Bevorzugte nichtionische Tenside sind beispielsweise
1,4-Sorbitanfettsäureester der Formel

worin R Alkyl mit 11 bis 17 C-Atomen bedeutet;
Fettalkoholpolyglykolether der Formel
R-O(CH₂-CH₂-O)
nH
worin n = 3 bis 15 ist und R geradkettiges oder verzweigtes Alkyl mit 9 bis 19
C-Atomen bedeutet;
Alkylphenolpolyglykolether der Formel

worin n = 3 bis 15 ist und R und R' Alkyl mit zusammen 7 bis 11 C-Atomen bedeuten.
[0016] Nach erfolgter Lagerung bzw. Transport muß der flüssige Kohlenwasserstoff wieder
zurückgewonnen, das heißt die Gelstruktur zerstört werden.
[0017] Dies geschieht bevorzugt durch eine Behandlung mit mechanischen Wellen, durch Anlegen
eines Unterdrucks bzw. Vakuums oder, falls das kohlenwasserstoffreiche Gel mit Hilfe
eines ionischen Tensids gebildet ist, durch Zugabe einer entgegengesetzt geladenen
Substanz.
[0018] Unter mechanischen Wellen werden insbesondere Druckwellen hoher Frequenz, also beispielsweise
Ultraschall verstanden. Bei der Zerstörung der Gelstruktur durch Ultraschall beginnt
bereits nach wenigen Sekunden die Kohlenwasserstoffphase aus dem Gelverband auszutreten.
Die Auftrennung ist beendet, wenn zwei dünnflüssige Phasen nebeneinander vorliegen.
Dies ist in der Regel nach etwa 30 Sekunden der Fall.
[0019] Bei der Zerstörung der Gelstruktur durch Anlegen eines Unterdrucks bzw. Vakuums ist
der bevorzugte Bereich selbstverständlich vom Siedepunkt des Kohlenwasserstoffs abhängig.
Üblicherweise ist ein Vakuum bis zu 0,1 Torr vorteilhaft.
[0020] Bei der Zerstörung von mit ionischen Tensiden gebildeten Gelstrukturen werden bevorzugt
entgegengesetzt geladene Tenside oder Polymere bzw. Copolymere eingesetzt.
[0021] Im Falle der Zerstörung von Gelstrukturen auf Basis kationischer Tenside werden besonders
bevorzugt die oben genannten anionischen Tenside eingesetzt.
[0022] Besonders bevorzugte Polymere mit anionischen Gruppen sind beispielsweise
[0023] Polyacrylate, bestehend aus Grundelementen der Formel

die auch vernetzt und/oder ganz oder teilweise neutralisiert sein können;
Poly-2-Acrylamido-2-methyl-propansulfonsäuren, bestehend aus Grundelementen der Formel

die auch vernetzt und/oder ganz oder teilweise neutralisiert sein können;
oder Poly-Vinylphosphonsäuren, bestehend aus Grundelementen der Formel

die auch vernetzt und/oder ganz oder teilweise neutralisiert sein können.
[0024] Bevorzugt sind auch Mischungen der genannten Polymeren bzw. Polymere, die mehrere
der genannten Grundelemente enthalten. Einsetzbar sind auch Polymere, die beispielsweise
aus den oben genannten Grundelementen mit negativer Ladung, sowie solchen mit positiver
Ladung bestehen.
[0025] Ganz besonders bevorzugt ist vernetzte, teilneutralisierte Polyacrylsäure. Diese
hat überdies den Vorteil, daß sie aufgrund ihrer enormen Aufnahmekapazität für Wasser
die wäßrige Phase des zu zerstörenden Gels quantitativ binden kann. Aufgrund dieser
Aufnahmekapazität für Wasser kann vernetzte, teilneutralisierte Polyacrylsäure nicht
nur Gelstrukturen auf Basis kationischer Tenside, sonder auch solche auf Basis anionischer,
amphoterer oder nichtionischer Tenside zerstören.
[0026] Im Falle der Zerstörung von Gelstrukturen auf Basis anionischer Tenside werden besonders
bevorzugt die oben genannten kationischen Tenside eingesetzt.
[0027] Besonders bevorzugte Polymere mit kationischen Gruppen sind beispielsweise
Poly-Diallyl-dimethyl-ammonium-chlorid, das auch vernetzt und/oder ganz oder teilweise
neutralisiert sein kann oder Poly-Methacrylsäure-2-dimethylaminoethylester bestehend
aus Grundelementen der Formel

die auch vernetzt und/oder ganz oder teilweise neutralisiert sein können.
[0028] Bevorzugt sind auch Mischungen der genannten Polymeren bzw. Polymere, die beide genannten
Grundelemente enthalten. Einsetzbar sind auch Polymere, die beispielsweise aus den
oben genannten Grundelementen mit positiver Ladung, sowie solchen mit negativer Ladung
bestehen.
[0029] Die Zerstörung der Gelstruktur wird in einfacher Weise so durchgeführt, daß das Tensid
oder Polymer als solches oder in einem geeigneten Lösungsmittel gelöst zu der Gelstruktur
gegeben und kurz geschüttelt wird. Der Gelzerfall setzt dann spontan ein und ist um
so schneller je höher die Gegenionkonzentration ist. Sinnvolle Gelzerfallsgeschwindigkeiten
werden ja nach System dann erreicht, wenn pro g im Gel enthaltenes Tensid 0,2 bis
25 g, bevorzugt 0,4 bis 5 g an entgegengesetzt geladenem Tensid bzw. Polymer zugesetzt
werden.
[0030] Geeignete Lösungsmittel, in denen das zur Gelzerstörung eingesetzte Tensid oder Polymer
gelöst werden kann, sind beispielsweise Xylol, Wasser oder Alkohole.
[0031] Die Konzentrationen der Tenside in den Lösungsmitteln sind unkritisch, betragen aber
bevorzugt von 30 Gew% bis zur Sättigung der Lösung. Falls der zu lagernde bzw. zu
transportierende Kohlenwasserstoff ein Treibstoff oder Schmieröl ist, ist es besonders
vorteilhaft, wenn sowohl zur Gelbildung als auch zur Gelzerstörung Tenside ausgewählt
werden, die als Additiv im Kohlenwasserstoff verbleiben können.
Beispielsweise sind Sulfonate als Detergent-Additive und Alkenylbernsteinsäure-imidoamine
als Dispersant-Additive bekannt (J. Raddatz, W.S. Bartz, 5. Int. Koll. 14. - 16.1.1986,
Technische Akademie Esslingen "Additive für Schmierstoffe und Arbeitsflüssigkeiten").
Auch Succinimide sind als Öl- und Treibstoffadditive bekannt (siehe z. B. EP 198 690,
US 4,614,603, EP 119 675, DE 3 814 601 oder EP 295 789).
Beispiel 1
a) Herstellung
[0032] 1g Natrium-dodecylsulfat wurden in 9 g Wasser gelöst und in einem Erlenmeyer-Weithalskolben
vorgelegt. Bei Raumtemperatur wurden unter kräftigem Rühren mittels eines Magnetrührers
400 g Ligroin zugegeben. Dabei bildete sich ein kohlenwasserstoffreiches Gelsystem.
b)Pumpversuche
[0033] Mit diesem Gelsystem wurden Pumpversuche mit Hilfe einer Ika-Schlauchpumpe durchgeführt.
Der Durchmesser des verwendeten Polyethylen-Schlauches betrug 4 mm. Die Pumpbarkeit
wurde als Menge Gel festgehalten, das nach einer definierten Zeiteinheit von Gefäß
A nach Gefäß B umgepumpt wurde. Die Meßergebnisse aus 5 minütiger Versuchsdauer bei
unterschiedlicher Pumpgeschwindigkeit sind nachfolgend zusammengefaßt:
| Geschwindigkeitsstufe |
Versuchsdauer |
gepumpte Gelmenge |
| 10 |
5 min |
3,8 g |
| 10 |
5 min |
3,7 g |
| 20 |
5 min |
4,4 g |
| 20 |
5 min |
4,1 g |
| 20 |
5 min |
2,9 g |
| 20 |
5 min |
3,8 g |
| 20 |
5 min |
3,9 g |
| 20 |
5 min |
3,8 g |
| 30 |
5 min |
4,4 g |
| 30 |
5 min |
4,3 g |
| 30 |
5 min |
4,3 g |
| 30 |
5 min |
4,5 g |
| 40 |
5 min |
4,2 g |
| 40 |
5 min |
4,5 g |
| 40 |
5 min |
3,8 g |
Zusammenfassend kann man feststellen, daß sich die Pumpleistung aufgrund der Viskoelastizität
der Gelsysteme als unabhängig von der Pumpgeschwindigkeit erweist.
c) Lagerung und Transport
[0034] In einem Beobachtungszeitraum von sechs Monaten konnten keine Veränderungen in der
Konsistenz oder im rheologischen Verhalten des Gelsystems festgestellt werden. Eine
permanente Scherung bzw. eine kräftige Schüttelbewegung beim Transport auf Schiene
und Straße hat keinen Einfluß auf die Gelstabilität.
d) Gelzerstörung durch Ultraschall
[0035] In einer Versuchsreihe wurden jeweils 50 g Gel der unter 1a beschriebenen Zusammensetzung
mit dem Ultraschallgerät Sonifier Cell Disruptor B-30 unter Einsatz unterschiedlicher
Energiestufen zerstört. Festgehalten wurde der Zeitpunkt vollständiger Strukturzerstörung:
| Energiestufe |
Dauer bis zur Zerstörung |
| Stufe 10 |
1 sec |
| Stufe 8 |
10 sec |
| Stufe 6 |
35 sec |
| Stufe 4 |
197 sec |
| Stufe 3 |
390 sec |
e) Gelzerstörung durch Anlegen eines Vakuums
[0036] 50 g des nach Beispiel 1a hergestellten Gels wurden in einem 1 Liter-Einhalskolben
über Vakuumregler und Kühlfalle mit einer Ölpumpe verbunden. Bei einem Vakuum von
0.6 mm Hg setzte der Gelzerfall bei Erwärmung des Kolbens mittels eines Thermostatenbades
auf eine Geltemperatur von 30 bis 40
oC binnen 5 Minuten ein und war nach kurzer Zeit beendet.
f) Gelzerstörung durch Zugabe eines kationischen Tensids
[0037] 100 g des nach Beispiel 1a hergestellten Gels wurden in einem 500 ml-Erlenmeyer-Kolben
vorgelegt und mit 600 ppm eines handelsüblichen Tensids auf Basis Kokosfettamin versetzt.
Bei Durchmischung durch einfache mechanische Bewegung erfolgte der Gelzerfall spontan.
Es resultierte ein System aus zwei dünnflüssigen, miteinander nicht mischbaren Phasen.
g) Gelzerstörung durch Zugabe eines Polymers mit kationischen Gruppen
[0038] 100g des nach Beispiel 1a hergestellten Gels wurden in einem 500ml-Erlenmeyer-Kolben
vorgelegt und mit 4000 ppm Poly-Diallyl-dimethyl-ammoniumchlorid versetzt. Bei Durchmischung
durch einfache mechanische Bewegung erfolgte der Gelzerfall spontan. Es resultierte
ein System aus zwei dünnflüssigen, miteinander nicht mischbaren Phasen.
Beispiel 2
[0039] Ein kohlenwasserstoffreiches Gel aus 1,6 g Natrium-dodecylsulfat, 6,4 g H₂O und 392
g Kerosin wurde wie in Beispiel 1a beschrieben hergestellt, wobei die Durchmischung
mit Hilfe eines Vortex Genie-Mixers erfolgte.
[0040] Pumpversuche analog Beispiel 1b ergaben die folgenden Ergebnisse:
| Geschwindigkeitsstufe |
Versuchsdauer |
gepumpte Gelmenge |
| 10 |
5 min |
64,9 g |
| 10 |
5 min |
60,2 g |
| 10 |
5 min |
64,3 g |
[0041] Die Gelzersetzung gelang analog den Beispielen 1d bis 1g.
Beispiel 3
[0042] Ein kohlenwasserstoffreiches Gel aus 1,6 g eines handelsüblichen nichtionischen Tensids
auf Basis eines Nonylphenolpolyglykolethers, 6,4 g H₂O und 392 g Kerosin wurde wie
in Beispiel 1a beschrieben hergestellt.
[0043] Pumpversuche analog Beispiel 1b ergaben die folgenden Ergebnisse:
| Geschwindigkeitsstufe |
Versuchsdauer |
gepumpte Gelmenge |
| 10 |
5 min |
55,4 g |
| 10 |
5 min |
58,5 g |
| 10 |
5 min |
54,4 g |
[0044] Die Gelzerstörung gelang analog den Beispielen 1d und 1e.
Beispiel 4
[0045] Ein kohlenwasserstoffreiches Gel aus 1,6 g Natrium-dodeylsulfat, 6,4 g H₂O und 392
g Hexan wurde wie in Beispiel 1a beschrieben hergestellt.
[0046] Pumpversuche analog Beispiel 1b ergaben die folgenden Ergebnisse:
| Geschwindigkeitsstufe |
Versuchsdauer |
gepumpte Gelmenge |
| 10 |
5 min |
21,4 g |
| 10 |
5 min |
22,2 g |
| 10 |
5 min |
21,5 g |
[0047] Die Gelzerstörung gelang analog den Beispielen 1d bis 1g.
Beispiel 5
[0048] Ein kohlenwasserstoffreiches Gel aus 1,6 g eines handelsüblichen kationischen Tensids
auf Basis einer quartären Ammoniumverbindung, 6,4 g H₂O und 392 g Kerosin wurde wie
in Beispiel 1a beschrieben herstellt.
[0049] Pumpversuche analog Beispiel 1b ergaben die folgenden Ergebnisse:
| Geschwindigkeitsstufe |
Versuchsdauer |
gepumpte Gelmenge |
| 10 |
5 min |
283,0 g |
| 10 |
5 min |
288,8 g |
| 10 |
5 min |
248,8 g |
[0050] Die Gelzerstörung gelang analog den Beispielen 1d bis 1g, wobei aber im Falle 1g
eine vernetzte, teilneutralisierte Polyacrylsäure verwendet wurde.
[0052] Wie in den Beispielen 1 bis 5 beschrieben, wurden die kohlenwasserstoffreichen Gele
der nachstehenden Beispiele 20 bis 36 aus Ligroin, kationischem Tensid und Wasser
hergestellt und jeweils 1 g mit der angegebenen Menge an anionischem Tensid zerstört.

[0053] Wie in den Beispielen 1 bis 5 beschrieben, wurden die kohlenwasserstoffreichen Gele
der nachstehenden Beispiele 37 bis 50 aus Ligroin, Tensid und Wasser hergestellt und
jeweils 1 g mit der angegebenen Menge eines entgegengesetzt geladenen Polymeren zerstört.
[0054] Folgende Polymere wurden eingesetzt:
- Polymer 1:
- Polyacrylat
- Polymer 2:
- Poly-Dialkyl-dimethyl-ammoniumchlorid
- Polymer 3:
- Poly-2-Acrylamido-2-methyl-propansulfonsäure
- Polymer 4:
- Poly-Vinylphosphonsäure
- Polymer 5:
- Poly-Methacrylsäure-2-dimethylamino-ethylester

1. Verwendung von kohlenwasserstoffreichen Gelen als sichere Lager- bzw. Transportform
für flüssige Kohlenwasserstoffe.
2. Verfahren zur sicheren Lagerung bzw. zum sicheren Transport von flüssigen Kohlenwasserstoffen,
dadurch gekennzeichnet, daß
a) der Kohlenwasserstoff durch Zugabe eines Tensids und Wasser in ein kohlenwasserstoffreiches
Gel überführt und
b) nach erfolgter Lagerung bzw. Transport das kohlenwasserstoffreiche Gel wieder zerstört
wird.
3. Verfahren gemäß Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß Tensid und Wasser zum Kohlenwasserstoff
in solchen Mengen gegeben werden, daß ein kohlenwasserstoffreiches Gel aus 70 bis
99,5 Gew% Kohlenwasserstoff, 0,01 bis 15 Gew% Tensid und 0,49 bis 15 Gew% Wasser entsteht.
4. Verfahren gemäß Anspruch 2 und/oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß Tensid und Wasser
zum Kohlenwasserstoff in solchen Mengen gegeben werden, daß ein kohlenwasserstoffreiches
Gel aus 80 bis 99,5 Gew% Kohlenwasserstoff, 0,01 bis 5 Gew% Tensid und 0,49 bis 15
Gew% Wasser entsteht.
5. Verfahren gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß als Kohlenwasserstoffe n-Pentan, n-Hexan, n-Heptan, n-Oktan, n-Nonan, n-Dekan,
n-Dodekan, n-Tetradekan, n-Hexadekan, Cyclohexan, Cyclooktan, Benzol, Toluol, Kerosin,
Benzin, bleifreies Benzin, Heizöl, Dieselöl oder Rohöl eingesetzt werden.
6. Verfahren gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 2 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß als Tenside anionische, kationische, amphotere oder nichtionische Tenside eingesetzt
werden.
7. Verfahren gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 2 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß das kohlenwasserstoffreiches Gel nach erfolgter Lagerung bzw. Transport zerstört
wird durch Behandlung mit mechanischen Wellen, Anlegen eines Unterdrucks bzw. Vakuums
oder, falls das kohlenwasserstoffreiche Gel mit Hilfe eines ionischen Tensids gebildet
ist, durch Zugabe einer entgegengesetzt geladenen Substanz.
8. Verfahren gemäß Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß ein mit Hilfe von ionischen
Tensiden gebildetes kohlenwasserstoffreiches Gel durch entgegengesetzt geladene Tenside
oder Polymere bzw. Copolymere zerstört wird.