(19)
(11) EP 0 534 122 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
31.03.1993  Patentblatt  1993/13

(21) Anmeldenummer: 92113994.5

(22) Anmeldetag:  17.08.1992
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5B66B 9/04
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE DK ES FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE

(30) Priorität: 23.09.1991 DE 4131668

(71) Anmelder: Leistritz Aktiengesellschaft
D-90459 Nürnberg (DE)

(72) Erfinder:
  • Biburger, Karl
    W-8500 Nürnberg 30 (DE)

(74) Vertreter: Matschkur, Götz, Lindner Patent- und Rechtsanwälte 
Postfach 11 91 09
90101 Nürnberg
90101 Nürnberg (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Hydroseilaufzug


    (57) Hydroseilaufzug mit rucksackgeführtem Fahrkorb (17) und einer zwischen den Fahrkorbführungsschienen (4) angeordneten Antriebsvorrichtung, wobei die Antriebsvorrichtung einen Zugzylinder (8) mit aufgesetztem Gegengewicht (19) und einen eine feste Rolle (13) und eine lose Rolle (12) umfassenden Seilzug umfaßt, und das Gegengewicht (19), die Unlenkrolle (12) am Gegengewicht und der Zugzylinder (8) im wesentlichen in der vertikalen Ebene der Fahrkorbführungsschienen (4) angeordnet sind und der Seilzug seitlich in der Längsmittelebene an einem Ausleger oder einem Querholm des Fahrkorbs (17) angreift.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen Hydroseilaufzug mit rucksackgeführtem Fahrkorb und einer zwischen den Fahrkorbführungsschienen angeordneten Antriebsvorrichtung.

    [0002] In den letzten Jahren ist der Anteil hydraulischer Aufzüge zuungunsten der Seilaufzüge ständig gestiegen. Insbesondere die Kombination hydraulischer Druckzylinder mit rucksackgeführtem Korb hat sich wegen seines geringen Platzbedarfs und des nicht benötigten Maschinenhauses bei Personen- und kleineren Lastenaufzügen in der Praxis durchgesetzt.

    [0003] Der Nachteil dieser rucksackgeführten Hydroseilaufzüge besteht jedoch in dem relativ hohen Energieverbrauch, der hohen Antriebsleistung und den daraus resultierenden höheren Betriebskosten, da Antriebe mit Druckzylinder zwangsweise ohne Gegengewicht auskommen müssen.

    [0004] Zu Verbesserung dieser Situation sind daher auch in unterschiedlichen Ausführungsformen Hydroseilaufzüge mit Zugkolbenhydrauliken vorgeschlagen worden, bei denen ein Teil des Fahrkorbgewichts durch ein an der Kolbenstange montiertes Gegengewicht kompensiert wird. Alle bislang bekanntgewordenen Hydroseilaufzüge mit Zugkolbenhydraulik und Gegengewicht benötigen jedoch einen zentralgeführten Fahrkorb mit einer sehr aufwendigen Seilführung sowie einer Vielzahl von Seilrollen, insbesondere bei niedrigen Schachtköpfen, da dann ein Rolleneinbau oberhalb des Schachtkopfes wegen der vorgeschriebenen Überfahrhöhen ausgeschlossen ist. Jede Seilrolle bedeutet jedoch einen Antriebsverlust von etwa 5 bis 7 %, wobei weiterhin die Gefahr einer Seilbeschädigung und Abnutzung hinzu kommt, die mit jeder Umlenkrolle größer wird.

    [0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, einen Hydroseilaufzug mit rucksackgeführtem Fahrkorb und demzufolge dreiseitiger Zugänglichkeit des Aufzugschachts und des Fahrkorbs so auszugestalten, daß er mit einem besseren, einfacheren und wirtschaftlicher arbeitenden Antrieb versehen werden kann.

    [0006] Zur Lösung dieser Aufgabe ist erfindungsgemäß vorgesehen, daß die Antriebsvorrichtung einen Zugzylinder mit aufgesetztem Gegengewicht und einen eine feste und eine lose Rolle umfassenden Seilzug umfaßt, wobei das Gegengewicht, die Umlenkrolle am Gegengewicht und der Zugzylinder im wesentlichen in der vertikalen Ebene der Fahrkorbführungsschienen angeordnet sind und der Seilzug seitlich in der Längsmittelelbene an einem Ausleger oder einem Querholm des Fahrkorbs angreift.

    [0007] Der erfindungsgemäße Aufzug stellt quasi eine Kombination des bisher wegen der dreiseitigen Begehbarkeit und der Beanspruchung nur einer Schachtwand durch die Antriebsvorrichtung bevorzugten Konstruktion mit rücksackgeführtem Fahrkorb und der Antriebsvorrichtung mit Zugkolbenhydraulik dar, wobei eine weitere Besonderheit darin besteht, daß der Fahrkorb nur mittels eines und noch dazu nicht in der Mittellängsachse am Fahrkorb angreifenden Seilzug betätigt wird. Dies ermöglicht in Weiterbildung der Erfindung eine Ausgestaltung derart, daß ein aus den Fahrkorbführungsschienen und mehreren Querträgern gebildetes Gerüst die Gegengewichtsführungsschienen, den Zugzylinder, die obere Seilaufnahme und die obere Umlenkrolle tragen kann und somit der gesamte Antrieb ein vorgefertigtes Bauteil sein kann, welches auch keine besonderen Ausbrüche und Durchbrüche im Aufzugsschacht erfordert, sondern sehr einfach an eine Schachtwand angeflanscht werden kann.

    [0008] Mit besonderem Vorteil kann in Ausgestaltung der Erfindung vorgesehen sein, daß die obere Umlenkrolle, also die Umlenkrolle im Schachtkopf, geneigt zur Umlenkrolle am Gegengewicht angeordnet ist, derart, daß die Seilabschnitte zwischen der festen oberen Seilaufnahme und der Umlenkrolle am Gegengewicht, zwischen dieser und der Umlenkrolle am Schachtkopf und schließlich zwischen dieser Umlenkrolle am Schachtkopf und dem Fahrkorb jeweils vertikal verlaufen. Dadurch ergeben sich mit dem Anheben und Absenken des Aufzugs keine veränderten Hebelbedingungen durch ein sich mehr oder weniger Schräg- oder Vertikalstellen der Seilzüge, wie es bei einer Reihe von bisher vorgeschlagenen Zugkolbenhydrauliken der Fall ist, die noch dazu aber alle mit Zentralaufhängung und Führung des Fahrkorbs arbeiten, so daß mindestens zwei, oft auch drei Schachtwände blockiert sind und grundsätzlich maximal zwei Wände als Zugangsmöglichkeit zur Verfügung steht.

    [0009] Die Schrägstellung der oberen Umlenkrolle hat den zusätzlichen Vorteil, daß durch Drehung der Rolle um den gemeinsamen Seilauflauf- bzw. Seilablaufpunkt die Seilaufhängung in den aktuellen Schwerpunkt des Fahrkorbs bewegt werden kann, was insbesondere bei sog. "Ein-Kolben-Seitlich-Anlagen", also Anlagen mit einem Zylinder seitlich neben der Tür, von Bedeutung ist.

    [0010] Die erfindungsgemäße Konstruktion gestattet eine sehr kompakte Bauweise, da der Zugzylinder, das Gegengewicht, die Umlenkscheibe am Gegengewicht, die Führungen für das Gegengewicht, die Seilführung sowie die Umlenkrolleneinheit inklusive des Rollenbocks im Schachtkopf zwischen den Führungsschienen und nicht über dem Fahrkorb angeordnet sind, wie dies bei den bisherigen Zugzylinderhydrauliken der Fall war. Dadurch fallen die in den einschlägigen Verordnungen (TRA, EN 81) festgelegten Überfahrhöhen und somit die Schachtkopfmindestmaße sehr gering aus.

    [0011] Durch die Anwendbarkeit eines rucksackgeführten Fahrkorbs ist der Zugang zur Kabine prinzipiell über drei Seiten möglich, was bei den bisherigen indirekt wirkenden hydraulischen Zugkolbenanlagen nur von einer, max. zwei Seiten möglich war und somit einen erheblichen baulichen Vorteil bietet.

    [0012] Die Verwendung von lediglich zwei Seilrollen gegenüber den bisher erforderlichen drei bis sechs Seilrollen bewirkt neben einer erheblichen Wirkungsgradverbesserung eine wesentlich höhere Lebensdauer der Seile und stellt die preiswerteste Lösung dar.

    [0013] Da die Befestigung der Umlenkrolleneinheit im Schachtkopf und des Befestigungsträgers für den Zugzylinder mittels Standardbefestigungselementen (Dübeln, Schrauben, Halfeneisen ect.) direkt am Bauwerk bzw. an der Schiene erfolgen kann, sind keinerlei zusätzliche bauliche Vorbereitungen wie Ausbrüche im Schachtkopf oder in der Grube oder das Einbringen von Querträgern erforderlich, wodurch sich dieses System vorzüglich für die Umrüstung bestehender Altanlagen eignet.

    [0014] Sämtliche Hauptkomponenten der Antriebsvorrichtung, insbesondere die Umlenkrolleneinheit im Schachtkopf, der Träger für den Zugzylinder, das Gegengewicht mit Seilrolle und Führungen sowie die Bügel für die Haupt- und Gegengewichtsführung lassen sich komplett vorfertigen und montieren, was die Montagezeit des Aufzugs wesentlich erniedrigt.

    [0015] Die Seilrollen sind hinsichtlich ihrer Rillenzahl derart ausgebildet, daß sie die nach den geltenden Vorschriften erforderlichen zusätzlichen Fangseile aufnehmen können.

    [0016] Die Erfindung soll nachstehend an einem Ausführungsbeispiel sowie anhand der Zeichnung näher erläutert werden. Dabei zeigen:
    Fig. 1
    einen schematischen Vertikalschnitt durch den Aufzugsschacht eines erfindungsgemäßen Hydroseilaufzugs parallel zur Schachtwand, an der die Antriebsvorrichtung montiert ist, und
    Fig. 2
    einen schematischen vergrößerten Horizontalschnitt durch den Schacht längs der Linie II-II in Fig. 1.


    [0017] In Fig. 1 erkennt man den Aufzugsschacht 1, der von den Seitenwänden 2 und der Rückwand 2a umgeben ist. Innerhalb des Schachts befindet sich ein rahmenförmiges Gerüst 3, welches aus zwei Fahrkorbführungsschienen 4, oberen und unteren Querträgern 5 und 6 sowie weiteren zwischengeschalteten Querträgern 7 gebildet wird. Am unteren Querträger 6 ist ein Differentialzylinder 8 befestigt, dessen Kolbenstange 9 mit einem Gegengewicht 19 verbunden ist. Die Fahrkorbseile 10 sowie die Gegengewichtsseile 11 verlaufen vertikal von der Seilaufnahme 15 am oberen Querträger 5 über die Seilrolle 12 am Gegengewicht 19 zur oberen festen Umlenkrolle 13 am oberen Querträger 5 und von dort zur Seilaufhängung am Rahmen 14. An den bügelförmigen Querträgern 7 sind, wie man insbesondere aus Fig. 2 erkennen kann, mittels Streben 18 die Führungsschienen 16 für das Gegengewicht 19 angebracht, welches zwischen den Führungsschienen 4 angeordnet ist. Das rahmenförmige Gerüst 3 inklusive der Führungsschienen 4 und der Gegengewichtsführungsschienen 16 sowie einschließlich der Seilrolle 12 ist seitlich außerhalb des Bewegungswegs des Fahrkorbs 17 angeordnet; es handelt sich mithin um einen rucksackgeführten Fahrkorb.

    [0018] Wie man insbesondere aus Fig. 2 erkennt, verlaufen die Achsen der beiden Seilrollen 12 und 13 schräg zueinander, wodurch die Seilaufhängung am Rahmen 14 außerhalb des Bewegungsbereichs des Gegengewichts erfolgen kann. Aufgrund dieser Anordnung ist selbst bei minimalstem Platzangebot, d.h. bei kleinstem Stichmaß und geringstem Abstand zur Wand eine Berührung zwischen dem Fahrkorb 17, dem Gegengewicht 19, den Tragseilen 10 und den Gegengewichtsseilen 11 prinzipiell ausgeschlossen. Ein weiterer Vorteil dieser Anordnung liegt darin, daß durch Drehung der Rolle 13 um den gemeinsamen Seilauflauf- bzw. Seilablaufpunkt die Seilaufhängung 14 in den aktuellen Schwerpunkt des Fahrkorbs bewegt werden kann.


    Ansprüche

    1. Hydroseilaufzug mit rucksackgeführtem Fahrkorb und einer zwischen den Fahrkorbführungsschienen angeordneten Antriebsvorrichtung, dadurch gekennzeichnet, daß die Antriebsvorrichtung einen Zugzylinder (8) mit aufgesetztem Gegengewicht (19) und einen eine feste Rolle (13) und eine lose Rolle (12) umfassenden Seilzug (10, 11) umfaßt, wobei das Gegengewicht (19), die Umlenkrolle (12) am Gegengewicht (19) und der Zugzylinder (8) im wesentlichen in der vertikalen Ebene der Fahrkorbführungsschienen (4) angeordnet sind und der Seilzug (10, 11) seitlich in der Längsmittelebene an einem Ausleger oder einem Querholm des Fahrkorbs (14) angreift.
     
    2. Hydroseilaufzug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die obere Umlenkrolle (13) im Schachtkopf geneigt zur Umlenkrolle (12) am Gegengewicht (19) angeordnet ist, derart, daß die Seilabschnitte zwischen der festen oberen Seilaufnahme (15) und der Umlenkrolle (12) am Gegengewicht (19), zwischen dieser Umlenkrolle (12) und der oberen Umlenkrolle (13) und zwischen der oberen Umlenkrolle (13) und deren Fahrkorb (17) jeweils vertikal verlaufen.
     
    3. Hydroseilaufzug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß ein aus den Fahrkorbführungsschienen (4) und mehreren Querträgern (5, 6, 7) gebildetes Gerüst (3) die Gegengewichtsführungsschienen (16), den Zugzylinder (8), die obere Seilaufnahme (15) und die obere Umlenkrolle (13) trägt.
     




    Zeichnung










    Recherchenbericht