[0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen Hydroseilaufzug mit rucksackgeführtem Fahrkorb
und einer zwischen den Fahrkorbführungsschienen angeordneten Antriebsvorrichtung.
[0002] In den letzten Jahren ist der Anteil hydraulischer Aufzüge zuungunsten der Seilaufzüge
ständig gestiegen. Insbesondere die Kombination hydraulischer Druckzylinder mit rucksackgeführtem
Korb hat sich wegen seines geringen Platzbedarfs und des nicht benötigten Maschinenhauses
bei Personen- und kleineren Lastenaufzügen in der Praxis durchgesetzt.
[0003] Der Nachteil dieser rucksackgeführten Hydroseilaufzüge besteht jedoch in dem relativ
hohen Energieverbrauch, der hohen Antriebsleistung und den daraus resultierenden höheren
Betriebskosten, da Antriebe mit Druckzylinder zwangsweise ohne Gegengewicht auskommen
müssen.
[0004] Zu Verbesserung dieser Situation sind daher auch in unterschiedlichen Ausführungsformen
Hydroseilaufzüge mit Zugkolbenhydrauliken vorgeschlagen worden, bei denen ein Teil
des Fahrkorbgewichts durch ein an der Kolbenstange montiertes Gegengewicht kompensiert
wird. Alle bislang bekanntgewordenen Hydroseilaufzüge mit Zugkolbenhydraulik und Gegengewicht
benötigen jedoch einen zentralgeführten Fahrkorb mit einer sehr aufwendigen Seilführung
sowie einer Vielzahl von Seilrollen, insbesondere bei niedrigen Schachtköpfen, da
dann ein Rolleneinbau oberhalb des Schachtkopfes wegen der vorgeschriebenen Überfahrhöhen
ausgeschlossen ist. Jede Seilrolle bedeutet jedoch einen Antriebsverlust von etwa
5 bis 7 %, wobei weiterhin die Gefahr einer Seilbeschädigung und Abnutzung hinzu kommt,
die mit jeder Umlenkrolle größer wird.
[0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, einen Hydroseilaufzug mit rucksackgeführtem
Fahrkorb und demzufolge dreiseitiger Zugänglichkeit des Aufzugschachts und des Fahrkorbs
so auszugestalten, daß er mit einem besseren, einfacheren und wirtschaftlicher arbeitenden
Antrieb versehen werden kann.
[0006] Zur Lösung dieser Aufgabe ist erfindungsgemäß vorgesehen, daß die Antriebsvorrichtung
einen Zugzylinder mit aufgesetztem Gegengewicht und einen eine feste und eine lose
Rolle umfassenden Seilzug umfaßt, wobei das Gegengewicht, die Umlenkrolle am Gegengewicht
und der Zugzylinder im wesentlichen in der vertikalen Ebene der Fahrkorbführungsschienen
angeordnet sind und der Seilzug seitlich in der Längsmittelelbene an einem Ausleger
oder einem Querholm des Fahrkorbs angreift.
[0007] Der erfindungsgemäße Aufzug stellt quasi eine Kombination des bisher wegen der dreiseitigen
Begehbarkeit und der Beanspruchung nur einer Schachtwand durch die Antriebsvorrichtung
bevorzugten Konstruktion mit rücksackgeführtem Fahrkorb und der Antriebsvorrichtung
mit Zugkolbenhydraulik dar, wobei eine weitere Besonderheit darin besteht, daß der
Fahrkorb nur mittels eines und noch dazu nicht in der Mittellängsachse am Fahrkorb
angreifenden Seilzug betätigt wird. Dies ermöglicht in Weiterbildung der Erfindung
eine Ausgestaltung derart, daß ein aus den Fahrkorbführungsschienen und mehreren Querträgern
gebildetes Gerüst die Gegengewichtsführungsschienen, den Zugzylinder, die obere Seilaufnahme
und die obere Umlenkrolle tragen kann und somit der gesamte Antrieb ein vorgefertigtes
Bauteil sein kann, welches auch keine besonderen Ausbrüche und Durchbrüche im Aufzugsschacht
erfordert, sondern sehr einfach an eine Schachtwand angeflanscht werden kann.
[0008] Mit besonderem Vorteil kann in Ausgestaltung der Erfindung vorgesehen sein, daß die
obere Umlenkrolle, also die Umlenkrolle im Schachtkopf, geneigt zur Umlenkrolle am
Gegengewicht angeordnet ist, derart, daß die Seilabschnitte zwischen der festen oberen
Seilaufnahme und der Umlenkrolle am Gegengewicht, zwischen dieser und der Umlenkrolle
am Schachtkopf und schließlich zwischen dieser Umlenkrolle am Schachtkopf und dem
Fahrkorb jeweils vertikal verlaufen. Dadurch ergeben sich mit dem Anheben und Absenken
des Aufzugs keine veränderten Hebelbedingungen durch ein sich mehr oder weniger Schräg-
oder Vertikalstellen der Seilzüge, wie es bei einer Reihe von bisher vorgeschlagenen
Zugkolbenhydrauliken der Fall ist, die noch dazu aber alle mit Zentralaufhängung und
Führung des Fahrkorbs arbeiten, so daß mindestens zwei, oft auch drei Schachtwände
blockiert sind und grundsätzlich maximal zwei Wände als Zugangsmöglichkeit zur Verfügung
steht.
[0009] Die Schrägstellung der oberen Umlenkrolle hat den zusätzlichen Vorteil, daß durch
Drehung der Rolle um den gemeinsamen Seilauflauf- bzw. Seilablaufpunkt die Seilaufhängung
in den aktuellen Schwerpunkt des Fahrkorbs bewegt werden kann, was insbesondere bei
sog. "Ein-Kolben-Seitlich-Anlagen", also Anlagen mit einem Zylinder seitlich neben
der Tür, von Bedeutung ist.
[0010] Die erfindungsgemäße Konstruktion gestattet eine sehr kompakte Bauweise, da der Zugzylinder,
das Gegengewicht, die Umlenkscheibe am Gegengewicht, die Führungen für das Gegengewicht,
die Seilführung sowie die Umlenkrolleneinheit inklusive des Rollenbocks im Schachtkopf
zwischen den Führungsschienen und nicht über dem Fahrkorb angeordnet sind, wie dies
bei den bisherigen Zugzylinderhydrauliken der Fall war. Dadurch fallen die in den
einschlägigen Verordnungen (TRA, EN 81) festgelegten Überfahrhöhen und somit die Schachtkopfmindestmaße
sehr gering aus.
[0011] Durch die Anwendbarkeit eines rucksackgeführten Fahrkorbs ist der Zugang zur Kabine
prinzipiell über drei Seiten möglich, was bei den bisherigen indirekt wirkenden hydraulischen
Zugkolbenanlagen nur von einer, max. zwei Seiten möglich war und somit einen erheblichen
baulichen Vorteil bietet.
[0012] Die Verwendung von lediglich zwei Seilrollen gegenüber den bisher erforderlichen
drei bis sechs Seilrollen bewirkt neben einer erheblichen Wirkungsgradverbesserung
eine wesentlich höhere Lebensdauer der Seile und stellt die preiswerteste Lösung dar.
[0013] Da die Befestigung der Umlenkrolleneinheit im Schachtkopf und des Befestigungsträgers
für den Zugzylinder mittels Standardbefestigungselementen (Dübeln, Schrauben, Halfeneisen
ect.) direkt am Bauwerk bzw. an der Schiene erfolgen kann, sind keinerlei zusätzliche
bauliche Vorbereitungen wie Ausbrüche im Schachtkopf oder in der Grube oder das Einbringen
von Querträgern erforderlich, wodurch sich dieses System vorzüglich für die Umrüstung
bestehender Altanlagen eignet.
[0014] Sämtliche Hauptkomponenten der Antriebsvorrichtung, insbesondere die Umlenkrolleneinheit
im Schachtkopf, der Träger für den Zugzylinder, das Gegengewicht mit Seilrolle und
Führungen sowie die Bügel für die Haupt- und Gegengewichtsführung lassen sich komplett
vorfertigen und montieren, was die Montagezeit des Aufzugs wesentlich erniedrigt.
[0015] Die Seilrollen sind hinsichtlich ihrer Rillenzahl derart ausgebildet, daß sie die
nach den geltenden Vorschriften erforderlichen zusätzlichen Fangseile aufnehmen können.
[0016] Die Erfindung soll nachstehend an einem Ausführungsbeispiel sowie anhand der Zeichnung
näher erläutert werden. Dabei zeigen:
- Fig. 1
- einen schematischen Vertikalschnitt durch den Aufzugsschacht eines erfindungsgemäßen
Hydroseilaufzugs parallel zur Schachtwand, an der die Antriebsvorrichtung montiert
ist, und
- Fig. 2
- einen schematischen vergrößerten Horizontalschnitt durch den Schacht längs der Linie
II-II in Fig. 1.
[0017] In Fig. 1 erkennt man den Aufzugsschacht 1, der von den Seitenwänden 2 und der Rückwand
2a umgeben ist. Innerhalb des Schachts befindet sich ein rahmenförmiges Gerüst 3,
welches aus zwei Fahrkorbführungsschienen 4, oberen und unteren Querträgern 5 und
6 sowie weiteren zwischengeschalteten Querträgern 7 gebildet wird. Am unteren Querträger
6 ist ein Differentialzylinder 8 befestigt, dessen Kolbenstange 9 mit einem Gegengewicht
19 verbunden ist. Die Fahrkorbseile 10 sowie die Gegengewichtsseile 11 verlaufen vertikal
von der Seilaufnahme 15 am oberen Querträger 5 über die Seilrolle 12 am Gegengewicht
19 zur oberen festen Umlenkrolle 13 am oberen Querträger 5 und von dort zur Seilaufhängung
am Rahmen 14. An den bügelförmigen Querträgern 7 sind, wie man insbesondere aus Fig.
2 erkennen kann, mittels Streben 18 die Führungsschienen 16 für das Gegengewicht 19
angebracht, welches zwischen den Führungsschienen 4 angeordnet ist. Das rahmenförmige
Gerüst 3 inklusive der Führungsschienen 4 und der Gegengewichtsführungsschienen 16
sowie einschließlich der Seilrolle 12 ist seitlich außerhalb des Bewegungswegs des
Fahrkorbs 17 angeordnet; es handelt sich mithin um einen rucksackgeführten Fahrkorb.
[0018] Wie man insbesondere aus Fig. 2 erkennt, verlaufen die Achsen der beiden Seilrollen
12 und 13 schräg zueinander, wodurch die Seilaufhängung am Rahmen 14 außerhalb des
Bewegungsbereichs des Gegengewichts erfolgen kann. Aufgrund dieser Anordnung ist selbst
bei minimalstem Platzangebot, d.h. bei kleinstem Stichmaß und geringstem Abstand zur
Wand eine Berührung zwischen dem Fahrkorb 17, dem Gegengewicht 19, den Tragseilen
10 und den Gegengewichtsseilen 11 prinzipiell ausgeschlossen. Ein weiterer Vorteil
dieser Anordnung liegt darin, daß durch Drehung der Rolle 13 um den gemeinsamen Seilauflauf-
bzw. Seilablaufpunkt die Seilaufhängung 14 in den aktuellen Schwerpunkt des Fahrkorbs
bewegt werden kann.
1. Hydroseilaufzug mit rucksackgeführtem Fahrkorb und einer zwischen den Fahrkorbführungsschienen
angeordneten Antriebsvorrichtung, dadurch gekennzeichnet, daß die Antriebsvorrichtung
einen Zugzylinder (8) mit aufgesetztem Gegengewicht (19) und einen eine feste Rolle
(13) und eine lose Rolle (12) umfassenden Seilzug (10, 11) umfaßt, wobei das Gegengewicht
(19), die Umlenkrolle (12) am Gegengewicht (19) und der Zugzylinder (8) im wesentlichen
in der vertikalen Ebene der Fahrkorbführungsschienen (4) angeordnet sind und der Seilzug
(10, 11) seitlich in der Längsmittelebene an einem Ausleger oder einem Querholm des
Fahrkorbs (14) angreift.
2. Hydroseilaufzug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die obere Umlenkrolle
(13) im Schachtkopf geneigt zur Umlenkrolle (12) am Gegengewicht (19) angeordnet ist,
derart, daß die Seilabschnitte zwischen der festen oberen Seilaufnahme (15) und der
Umlenkrolle (12) am Gegengewicht (19), zwischen dieser Umlenkrolle (12) und der oberen
Umlenkrolle (13) und zwischen der oberen Umlenkrolle (13) und deren Fahrkorb (17)
jeweils vertikal verlaufen.
3. Hydroseilaufzug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß ein aus den Fahrkorbführungsschienen
(4) und mehreren Querträgern (5, 6, 7) gebildetes Gerüst (3) die Gegengewichtsführungsschienen
(16), den Zugzylinder (8), die obere Seilaufnahme (15) und die obere Umlenkrolle (13)
trägt.