[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren nach dem Oberbegriff des Anspruches 1. Weiterhin
betrifft die Erfindung eine Vorrichtung zum Durchführen dieses Verfahrens.
[0002] Gattungsfremd ist aus der DE 36 22 055 C2 ein Verfahren bekannt, bei dem ein faserartiges
Plattenmaterial mit Hilfe mehrerer Umlenkrollen als Endlosband durch eine stationäre
Vorrichtung geführt wird. Dem faserartigen Plattenmaterial wird zunächst in einer
Vakuumkammer die innere Luft entzogen, um eine gute und durchgehende Imprägnierung
in einem anschließenden Harzbad zu gewährleisten. Die Beschichtung von Wand- und Bodenflächen
ist mit einem derartigen Verfahren nicht möglich. Allenfalls könnten tapetenartige
Beläge hergestellt werden, die anschließend zur Abdeckung von Wand- oder Bodenflächen
dienen könnten.
[0003] Beim Verfugen von Fliesen und Platten wird üblicherweise eine flüssige oder pastöse
Masse auf die Fliesen- oder Plattenoberfläche aufgebracht und anschließend in die
Fugen eingedrückt. Überschüssiges Material wird abgewischt. Bei diesen Verfugungen
besteht das Problem, daß Fugen, die schmaler als 2 mm sind, z. B. sogenannte Nullfugen,
nur schwer vollständig zu verfugen sind. Häufig wird in der Oberfläche ein geschlossenes
Fugenbild erzielt, wobei die Fugenmasse jedoch nicht vollständig zwischen die Fliesen
oder Platten gelaufen ist.
[0004] Insbesondere im gewerblichen Bereich, wo eine hohe chemische Beständigkeit und Dichtigkeit
von gefliesten oder plattierten Böden gefordert ist, besteht bei derartigen Fingen
die Gefahr unerwünschter Undichtigkeiten. Durch zusätzliche Belastungen, wie beispielsweise
durch Hochdruckreiniger oder durch fahrende Gabelstapler, kann eine derartig zunächst
optisch ausreichende Fuge schon bald aufreißen, so daß die gebotene Dichtigkeit nicht
mehr gegeben ist.
[0005] In der Lebensmittelindustrie, in der pharmazeutischen Industrie sowie bei der Anwendung
verfliester Räume als Trinkwasserspeicher treten durch Poren hygienische Gefahren
auf, da die Poren selbst durch Risse Verbindung mit der Oberfläche bekommen können
und in den Poren Keimnester entstehen und zu einer Kontamination der Lebensmittel,
des Trinkwassers bzw. der Arzneimittel führen können. Als Fugen sind daher nicht nur
die bewußt zwischen den Fliesen bzw. den Platten angeordneten Fugen Zu verstehen,
sondern auch Risse in den Böden, in Fliesen oder Platten sowie weiterhin Hohlräume
unter den Fliesen, die mit den bewußten Fugen in Verbindung stehen. Weiterhin fallen
hierunter Risse in den Böden, z. B. in Kunststoffböden.
[0006] Zusätzlich tritt beim Verfugen das Problem auf, daß während der Aushärtezeit der
Fugenmasse auftretende Temperaturwechsel zu Ausgasungen führen können. Diese Ausgasungen
können zum Teil an der angehärteten Oberfläche der Fugenmasse nicht mehr austreten,
so daß sich unerwünschte Gasbläschen zeigen. Häufig muß in diesen Fällen komplett
neu verfugt werden.
[0007] Auch ohne derartige Ausgasungen können sich Blasen in der Fugenoberfläche zeigen,
wenn zunächst die Fuge oder ein Hohlraum unter der Platte nicht vollständig mit Fugenmasse
gefüllt wurde und ein verbliebener Hohlraum als Lufteinschluß nun an die Plattenoberfläche
wandert und dort als Gasblase sichtbar wird. Tritt diese Gasblase, die häufig ein
sehr großes Volumen aufweist, jedoch vollständig aus, so sackt die Fugenmasse um das
entsprechende Maß (auf einer Länge von ggf. mehreren Dezimetern) ab, so daß die Fuge
nicht vollständig ausgefüllt ist und entweder scharfkantige Fliesenränder zurückbleiben
oder zwischen den Fliesen eine Vertiefung geschaffen wird, die optisch stört und die
zudem schlecht zu reinigen ist.
[0008] Außer der Aufgabe von Material auf eine Oberfläche beim Fliesen und Verfugen wird
z. B. bei der Bearbeitung und Versiegelung von Betonoberflächen Material auf derartige
Boden- oder Wandflächen aufgebracht. Hier erfolgt üblicherweise zunächst eine Grundierung,
die ausgasen muß. Insbesondere wenn sich auch hier unerwünschte Gasbläschen bilden,
muß diese grundierte Fläche abgesandet und neu behandelt werden. In beiden oben genannten
Fällen erfordern die genannten Auftragungsverfahren qualifizierte Handwerker und sind
dennoch umständlich und zeitaufwendig.
[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein gattungsgemäßes Verfahren dahingehend
zu verbessern, daß der Materialauftrag auf einfache Weise durchgeführt werden kann
und daß Arbeitsschritte eingespart werden. Weiterhin soll die Erfindung eine Vorrichtung
zur Durchführung dieses Verfahrens liefern.
[0010] Diese der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe wird durch die Ausgestaltung des Verfahrens
nach Anspruch 1 und durch die Ausbildung einer entsprechenden Vorrichtung nach Anspruch
4 gelöst. Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen des Verfahrens sind den Ansprüchen
2 und 3 entnehmbar und weitere vorteilhafte Vorrichtungsausbildungen sind den Ansprüchen
5 bis 8 entnehmbar.
[0011] Die Erfindung schlägt mit anderen Worten vor, das Material innerhalb der Umrandung
eines Behälters als Materialvorrat aufzubringen und dann mittels eines außen angelegten
Unterdruckes aus diesem Materialvorrat durch die Lücken auf bzw. in der Oberfläche
hindurchzuziehen, so daß eine gleichmäßige und gründliche Ausfüllung aller Lücken
gewährleistet wird. Durch den Unterdruck wird gleichzeitig ein Ausgasen des Materials
begünstigt, so daß die Gefahr einer Gasbläschenbildung nach dem Auftragen des Materials
verringert wird.
[0012] Beim Verfugen von Platten oder Fliesen weist das erfindungsgemäße Verfahren den Vorteil
auf, daß der Unterdruck das Material tief und vollständig in die Fugen, in Risse und
andere Hohlräume an bzw. unter den Platten einzieht, so daß sowohl eine mechanische
Festigkeit als auch eine chemische Beständigkeit und Dichtigkeit der verfugten Fläche
gewährleistet werden kann.
[0013] Beim Beschichten von Betonflächen, Estrichen oder ähnlichen Flächen bewirkt das erfindungsgemäße
Verfahren eine schnelle und gleichmäßige Beschichtung der Oberfläche, ohne daß mehrere
Arbeitsgänge erforderlich sind oder einzelne Arbeitsgänge wiederholt werden müssen.
Auf diese Weise sind sowohl beim Verfugen als auch beim Beschichten bislang anspruchsvolle
Arbeiten mit dem erfindungsgemäßen Verfahren auch von Hobby-Handwerkern oder von ungelernten
Kräften durchführbar, wobei gleichzeitig ein gutes Arbeitsergebnis sichergestellt
wird.
[0014] Wenn die Umrandung bei anliegendem Unterdruck über die Oberfläche geführt wird, ist
ein kontininierlicher und gleichmäßiger Betrieb möglich, der dementsprechend kontinuierliche
und gleichmäßige Arbeitsergebnisse sowie eine sehr hohe Arbeitsleistung ermöglicht.
[0015] Die Gefahr von Ausgasungen kann insbesondere dadurch ausgeschlossen werden, daß das
aufzutragende Material zunächst dem Unterdruck ausgesetzt wird, während es noch im
Materialbehälter verbleibt.
[0016] Eine erfindungsgemäße Vorrichtung weist vorteilhaft eine Unterdruckkammer auf, wobei
die Vorrichtung mit einer Öffnung der Unterdruckkammer auf die zu behandelnde Fläche
aufgesetzt wird. Der Unterdruckliegt dann in den Fugen und anderen Hohlräumen des
Bodens an, so daß Material aus dem Materialbehälter in diese Hohlräume gesaugt wird.
[0017] Im einfachsten Fall kann eine erfindungsgemäße Vorrichtung aus einem Gehäuse bestehen,
welches durch eine Trennwand in zwei Bereiche geteilt ist. Die Trennwand verläuft
durch eine Öffnung im Gehäuse, so daß auf der einen Seite der Trennwand eine Unterdruckkammer
gebildet werden kann und auf der anderen Seite ein Materialbehälter geschaffen werden
kann.
[0018] Auf einfache Weise kann eine erfindungsgemäße Vorrichtung erzielt werden, wenn die
Unterdruckkammer keine eigene Vorrichtung zur Erzeugung eines Unterdruckes aufweist,
sondern lediglich einen Sauganschluß. Auf diese Weise kann ein sehr leichtes und handliches
Gerät geschaffen werden, welches entsprechend leicht zu bedienen ist und sowohl für
die Behandlung horizontaler als auch vertikaler Flächen geeignet ist.
[0019] Wenn die Trennwand zwischen den beiden Bereichen nicht geradlinig, sondern gebogen
oder geknickt verläuft, kann sichergestellt werden, daß eine Fuge nicht schlagartig
über die gesamte Öffnungsfläche des Materialbehälters dem Unterdruck ausgesetzt wird.
Auf diese Weise wird ein langsames, gründliches und sicheres Befüllen von Fugen zwischen
Fliesen oder Platten sichergestellt.
[0020] Wenn der Materialbehälter als Materialschacht ausgebildet und oben offen ist, kann
einerseits der Füllstand mit Material leicht kontrolliert werden und andererseits
auf einfache Weise während des Arbeitens mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung - auf
im wesentlichen horizontalen Flächen - Material nachgefüllt werden.
[0021] Weiterhin kann der Materialbehälter jedoch auch geschlossen ausgebildet sein, also
einen Deckel aufweisen, wobei vorteilhaft dann eine Öffnung am Materialbehälter vorgesehen
ist, um zunächst das Material bei Bedarf entgasen zu können durch Anlegen eines Unterdrucks.
Weiterhin kann diese zusätzliche Öffnung zum Materialaustritt aber auch dazu dienen,
das Material im Materialbehälter unter Druck zu setzen, so daß die Druckdifferenz
zur Einsaugung der Fugen bzw. Beschichtungsmasse vergrößert wird. Diese Druckdifferenz
resultiert aus dem außerhalb des Materialbehälters erzeugten Unterdruck und dem Atmosphärendruck
bzw. dem Druck des Materialgewichtes oder aber auch aus dem zusätzlich auf das Material
aufgebrachten überdruck. Die Vorsehung eines Deckels am Materialbehälter ist weiterhin
von Vorteil, wenn nicht horizontale, sondern schräg oder auch senkrechte Flächen verfugt
bzw. beschichtet werden sollen.
[0022] Ein Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Vorrichtung ist in der Zeichnung
dargestellt.
[0023] Dabei ist mit 1 allgemein eine Vorrichtung bezeichnet, die ein Gehäuse 2 umfaßt.
Das Gehäuse 2 weist eine gerade verlaufende Rückwand 3 und eine gebogen verlaufende
Stirnwand 4 auf sowie einen Deckel 5.
[0024] Das Gehäuse 2 verfügt nicht über einen Boden, sondern ist an seiner Unterseite offen.
Eine Trennwand 6 unterteilt das Gehäuse in eine Unterdruckkammer 7 und in einen Materialbehälter
8.
[0025] Der Materialbehälter 8 ist als offener Materialschacht ohne Deckel und Boden ausgebildet.
Die Unterkante des Gehäuses 2 ist mit einer Dichtungslippe 9 versehen. Auf dem Deckel
5 ist oberhalb der Unterdruckkammer 7 ein Saugstutzen 10 angeordnet, der mit der Unterdruckkammer
7 in Verbindung steht.
[0026] Zur einfachen Handhabung weist die Vorrichtung 1 einen Handgriff auf, mit dem sie
über die zu behandelnde Fläche gezogen werden kann. Der Handgriff ist mit zwei Gelenkarmen
11 am Gehäuse 2 befestigt.
[0027] Zur leichten Manövrierbarkeit weist die Vorrichtung 1 an ihrer Unterseite Räder auf.
Dabei können beispielsweise zwei starr angeordnete Räder 12 sowie ein bewegliches
Rad 14 vorgesehen sein. Die Räder 12 und 14 stellen darüberhinaus sicher, daß bei
angelegtem Unterdruck die Vorrichtung 1 nicht über die Dichtungslippe 9 am Boden abgestützt
wird. Dieses geschieht vielmehr durch die Stützwirkung der Räder 12 und 14. Auf diese
Weise kann eine sehr weiche und anschmiegsame Dichtungslippe 9 verwendet werden, die
keine Stützkräfte übermittelt, sondern aufgrund ihrer Weichheit eine besonders gute
Dichtung sicherstellen kann.
[0028] Zum Verfugen von Fliesen oder Platten wird die Beschichtungsvorrichtung 1 auf einen
verfliesten oder plattierten Boden aufgesetzt und Material in den Materialschacht,
also in den Materialbehälter 8, eingegeben.
[0029] Am Saugstutzen 10 wird nun ein Unterdruck angelegt, im einfachsten Fall durch den
Anschluß eines Staubsaugers. Die Saugleistung hängt vom verwendeten Material und seiner
Viskosität sowie von der Fugenbreite ab.
[0030] Die Unterkante der Trennwand 6 ist ebenfalls mit einer aus Übersichtlichkeitsgründen
nicht dargestellten Dichtungslippe versehen, so daß der Unterdruck nicht oder nahezu
nicht über die Fliesenoberfläche dem Material im Materialbehälter 8 angelegt wird.
Vielmehr wird der Unterdruck durch die Fugen zwischen den Fliesen dem Material angelegt,
so daß das Material in die Fugen eingesaugt wird. Durch den Unterdruck wird das Material
gleichzeitig auch entgast.
[0031] Wird eine stärkere Entgasung gewünscht, so kann zunächst der Materialbehälter 8 durch
eine Platte abgedichtet werden, die an seiner Unterseite angeordnet wird. Anschließend
wird oben ein Entgasungsdeckel aufgesetzt, der ebenfalls einen Sauganschluß aufweist.
Über diesen zweiten Sauganschluß der Vorrichtung 1 wird nun direkt ein Unterdruck
am Materialbehälter 8 angelegt, so daß das darin enthaltene Material entgast wird.
Nach Entfernung der beiden Deckel kann die Vorrichtung wie beschrieben verwendet werden.
[0032] Beim Verfugen wird die Vorrichtung 1 über die Fliesen geführt, so daß aufgrund der
Dichtungslippe 9 die Fliesen automatisch abgerakelt werden. Bei einem Arbeitsgang
werden zwei übliche und früher nötige Arbeitsgänge erledigt, nämlich zum einen das
Aufbringen der Fugenmasse und zum anderen das Abrakeln der Fliesen, wodurch ein bündiger
Abschluß des Fugenmaterials mit der Fliesenoberfläche erzielt wird.
[0033] Bei der Verwendung der Beschichtungsvorrichtung 1 zum Beschichten von rauhen Oberflächen,
beispielsweise von Estrichen oder betonierten oder verputzten Wänden, kann die Unterkante
des Materialbehälters 8 entweder ohne Dichtungslippe ausgeführt sein oder eine entsprechend
wenig anschmiegsame Dichtungslippe, die nur unvollkommen abdichtet, aufweisen.
[0034] Dadurch wird bei Anlegen des Unterdruckes in der Unterdruckkammer 7 der Unterdruck
über die Oberflächenvertiefungen der zu behandelnden Oberfläche an dem Material im
Materialbehälter 8 angelegt. Das Material strömt nun unter den Unterkanten des Materialbehälters
auf die Oberfläche und ergibt dort eine gleichmäßig ebene und ggf. versiegelte Oberfläche.
[0035] Gegebenenfalls können bei derartigen Oberflächen zwei Arbeitsgänge durchgeführt werden.
Wenn z. B. ein poröser Untergrund vorliegt, z. B. ein grober Beton, so wird zunächst
ein Unterdruck an diese Oberfläche angelegt. Das aufgebrachte Material verschließt
die Poren, so daß dort der Unterdruck in den Poren erhalten bleibt. Auf diese Weise
saugt der Untergrund auch dann noch Material nach, wenn die Vorrichtung 1 schon nicht
mehr über dem Boden plaziert ist. Insbesondere niedrigviskose Anteile einer Bodenbeschichtung
werden in die Oberfläche eingezogen und bewirken auf diese Weise eine hervorragende
Verankerung. Mit Hilfe eines zweiten Arbeitsganges kann die durch das Nachsaugen unebene
Oberfläche endgültig geglättet werden.
[0036] Auf diese Weise ist also der Effekt einer größeren Eindringtiefe bei Oberflächenbeschichtungen
möglich, wie er bislang nur mit lösemittelhaltigen Beschichtungsmaterialien erreichbar
war. Die Belastung der Arbeitskräfte aufgrund der freiwerdenden Lösemittel wird vermieden,
und eine Kapillarwirkung und damit verbundene Blasenbildung, wie sie bei lösemittelhaltigen
Fugenmassen auftreten konnte, wird ebenfalls ausgeschlossen.
[0037] Der Abstand der Unterkante der hinteren Dichtungslippe zu der zu behandelnden Oberfläche
ergibt dabei die Schichtdicke des aufgetragenen Materials. Sie kann durch auswechselbare
Trennwände oder Dichtungslippen auf einfache Weise eingestellt werden.
[0038] Anstelle der dargestellten abgeknickten Trennwand 6 kann auch eine gebogene oder
wellig verlaufende oder eine vielfach abgeknickte Trennwand verwendet werden. Durch
diesen unregelmäßigen Verlauf der Trennwand 6 kann bei üblicherweise gerade verlaufenden
Fugen sichergestellt werden, daß nicht sehr große Fugenabschnitte gleichzeitig und
schlagartig mit Fugenmasse gefüllt werden. Auf diese Weise kann die erforderliche
Saugleistung gering gehalten werden, ohne sichere und gründliche Arbeitsergebnisse
zu beeinträchtigen.
[0039] Abweichend vom dargestellten Ausführungsbeispiel kann das Gehäuse 2 auch eckig oder
in anderer Gestalt ausgeführt werden. Es kann mit seiner Unterdruckkammer an den Materialbehälter
auch über eine geringere oder über eine größere Fläche anschließen, und beispielsweise
kann die Unterdruckkammer den Materialbehälter völlig umschließen. Dies ist zur Sicherstellung
eines optimalen Arbeitsergebnisses lediglich in Abhängigkeit von der angelegten Saugleistung
abzustimmen.
[0040] Im Bereich des Materialschachtes können Gewichte vorgesehen sein, die eine Kippbewegung
der Vorrichtung 1 verhindern. Durch den im vorderen Bereich angelegten Unterdruck
könnte ggf. eine Absenkung des vorderen Bereichs der Vorrichtung 1 gegenüber dem hinteren
Bereich erfolgen, so daß eine Abweichung von der gewünschten Beschichtungsdicke bewirkt
wird. Durch entsprechende Kontergewichte kann dieses verhindert werden.
[0041] Weiterhin kann im Materialschacht 8 ein Rührwerk vorgesehen werden, um eine Sedimentation
des zugeführten Fugen- oder Beschichtungsmaterials zu verhindern. Üblicherweise wird
ein Zweikomponentenmaterial eingesetzt, welches aus einem flüssigen oder pastösen
Bindemittel, z. B. in Form von Kunststoff besteht sowie aus mineralischen oder anderen
festen Zuschlagstoffen.
[0042] Weiterhin kann in Abwandlung vom dargestellten Ausführungsbeispiel der Materialschacht
8 nicht in Form einer Vorratskammer ausgebildet sein, sondern lediglich zur Versorgung
der zu verfugenden bzw. zu beschichtenden Fläche dienen. In diesem Fall kann der Materialnachschub
der Fugenmasse bzw. des Beschichtungsmaterials über eine externe Zuführung, beispielsweise
über Schläuche, erfolgen, wobei ggf. unmittelbar vor dem Materialschacht eine Vermischung
der erwähnten zwei Komponenten für die Fugenmasse bzw. für das Beschichtungsmaterial
erfolgt. Bei Beendigung der Arbeit hat diese Ausbildung der Vorrichtung 1 den Vorteil,
daß kein großer Anteil an restlichem unverarbeiteten Material im Materialschacht 8
verbleibt und aushärtet. Zudem kann auf diese Weise problemlos an senkrechten Flächen
gearbeitet werden oder das Material unter Druck zugeführt werden.
[0043] Unter der Vorrichtung 1 kann ein Gitterrost oder ähnliche Abstandshalter vorgesehen
sein, um zu verhindern, daß durch das Anlegen des Unterdrucks Fliesen angehoben werden,
die vorher in der Regel in überschüssigem Kleber bzw. Fugenmasse verlegt wurden. Auf
diese Weise könnte eine sehr schnelle Verlegung der Fliesen erfolgen, indem diese
einfach lose auf den Untergrund aufgebracht werden. Das anschließende Verfugen, bei
demdurch den Unterdruck auch Fugenmasse in Hohlräume unter den Kacheln gezogen wird,
würde die Kacheln gleichzeitig verkleben und verfugen.
[0044] Alternativ dazu kann eine provisorische und sehr schnelle Befestigung der Fliesen
durch eine Einpunktverklebung erfolgen, wobei die endgültige Verklebung durch das
Auftragen der Fugenmasse bewirkt wird. Insbesondere bei einer schwalbenschwanzförmigen
Unterseite der Fliesen erfolgt dann die Befestigung der Fliesen nicht nur über Adhäsionskräfte,
sondern über eine mechanische formschlüssige Verankerung, da die Hohlräume unter den
Fliesen vollständig ausgefüllt werden.
[0045] Die Rückwand 3 kann gegenüber der Zugrichtung der Vorrichtung 1 schräg verlaufen,
so daß die Dichtungslippe 9 im Bereich der Rückwand 3 schräg abrakelt und nicht gleichzeitig
über ihre gesamte Länge über eine Fuge geführt wird. Dieser hintere Abschnitt der
Dichtlippe 9 kann vorteilhaft einen keilförmigen Querschnitt zum besseren Rakeln aufweisen,
während die Dichtungslippe für eine gute Dichtigkeit in den übrigen Bereichen auch
breit ausgeführt sein kann. Diese hintere Rakelkante kann auch anhebbar und einstellbar
ausgebildet sein, um auf diese Weise die Schichtdicke auf dem Boden einstellen zu
können.
[0046] Gegebenenfalls kann ein Arbeitsgang mit der Vorrichtung 1 ohne eine Materialzufuhr
in den Materialbehälter 8 erfolgen. Vielmehr kann eine Vakuumbehandlung bei Fliesen
durchgeführt werden, die vorher mit Kleber oder Fugenmasse versehen wurden. In diesem
Fall wird der Kleber durch den Untergrund hochgezogen und überschüssiger Kleber im
Materialbehälter 8 angesammelt. Bei weniger versorgten Stellen wird dieser überschüssige
Kleber wieder abgegeben, so daß eine Vergleichmäßigung des Fugenbildes erzielt werden
kann.
[0047] Die Dichtlippe 9 kann entweder hochelastisch ausgebildet sein oder über Federn nach
unten gedrückt werden. Da sich das Gehäuse 2 über die Räder 12 und 14 am Boden abstützt,
kann auf diese Weise eine gute Abdichtung gewährleistet werden.
[0048] Die Vorrichtung 1 kann einen Druckregler umfassen, der beispielsweise mit Hilfe von
Fremdluftöffnungen die Regelung der Saugleistung ermöglicht, wobei eine Kontrolle
durch ein Manometer vorgesehen sein kann. Auf diese Weise kann ein einfaches Sauggerät
mit konstanter Saugleistung verwendet werden, wobei die Anpassung an verschiedene
Betriebsbedingungen in der Vorrichtung 1 erfolgt.
1. Verfahren zum Aufbringen von flüssigem bis pastösem Material auf Wand- und Bodenflächen,
wobei die Flächen Oberflächenrauhigkeiten, Risse oder Fugen aufweisen, dadurch gekennzeichnet, daß ein Behälter, der das aufzubringende Material enthält, mit einer Öffnung auf
die Fläche aufgesetzt wird und daß außerhalb des Behälters dort, wo der Behälter an
die Fläche angrenzt, ein Unterdruck angelegt und das Material durch die Fugen, Risse
oder Oberflächenrauhigkeiten aus dem Behälter gesaugt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Behälter bei anliegendem Unterdruck über die Oberfläche geführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Material durch Anlegen eines Unterdruckes entgast wird, bevor es in die
Lücken der Oberfläche eingesaugt wird.
4. Vorrichtung zum Durchführen des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 3, gekennzeichnet durch ein unten offenes Gehäuse (2), welches durch eine Trennwand (6) in zwei Bereiche
geteilt ist, wobei ein Bereich als Unterdruckkammer (7) und der andere Bereich als
Materialbehälter (8) ausgebildet ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, gekennzeichnet durch einen Sauganschluß (Saugstutzen 10) an dem als Unterdruckkammer (7) ausgebildeten
Bereich.
6. Vorrichtung nach Anspruch 4 oder 5, gekennzeichnet durch eine gebogen oder geknickt verlaufende Trennwand (6).
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 6, gekennzeichnet durch einen als offener Materialschacht ausgebildeten Materialbehälter (8).
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 7, gekennzeichnet durch einen geschlossenen Materialbehälter mit wenigstens einer Öffnung für den Materialaustritt
sowie einer Öffnung als Druckanschluß.