(19)
(11) EP 0 534 148 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
31.03.1993  Patentblatt  1993/13

(21) Anmeldenummer: 92114440.8

(22) Anmeldetag:  25.08.1992
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5E04F 21/16, A47L 11/20
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE DK ES FR GB GR IE IT LI NL PT SE

(30) Priorität: 26.09.1991 DE 4132040
14.12.1991 DE 4141252

(71) Anmelder: IBOTEC Säurebau GmbH i.K.
D-48599 Gronau (DE)

(72) Erfinder:
  • Lansink, Alfons Oude
    W-4432 Gronau (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren und Vorrichtung zum Aufbringen von flüssigem bis pastösem Material auf Oberflächen


    (57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung (1) zum Aufbringen von Material in Lücken oder Vertiefungen auf bzw. in Oberflächen. Dabei schlägt die Erfindung vor, das Material aus einem Materialbehälter (8) durch diese Lücken mit Hilfe von einem äußeren Unterdruck anzusaugen. Die entsprechende Vorrichtung (1) weist eine Unterdruckkammer (7) und einen Materialbehälter (8) auf, wobei diese beiden Kammern aneinander anschließen und zur zu behandelnden Oberfläche gerichtete Öffnungen aufweisen.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren nach dem Oberbegriff des Anspruches 1. Weiterhin betrifft die Erfindung eine Vorrichtung zum Durchführen dieses Verfahrens.

    [0002] Gattungsfremd ist aus der DE 36 22 055 C2 ein Verfahren bekannt, bei dem ein faserartiges Plattenmaterial mit Hilfe mehrerer Umlenkrollen als Endlosband durch eine stationäre Vorrichtung geführt wird. Dem faserartigen Plattenmaterial wird zunächst in einer Vakuumkammer die innere Luft entzogen, um eine gute und durchgehende Imprägnierung in einem anschließenden Harzbad zu gewährleisten. Die Beschichtung von Wand- und Bodenflächen ist mit einem derartigen Verfahren nicht möglich. Allenfalls könnten tapetenartige Beläge hergestellt werden, die anschließend zur Abdeckung von Wand- oder Bodenflächen dienen könnten.

    [0003] Beim Verfugen von Fliesen und Platten wird üblicherweise eine flüssige oder pastöse Masse auf die Fliesen- oder Plattenoberfläche aufgebracht und anschließend in die Fugen eingedrückt. Überschüssiges Material wird abgewischt. Bei diesen Verfugungen besteht das Problem, daß Fugen, die schmaler als 2 mm sind, z. B. sogenannte Nullfugen, nur schwer vollständig zu verfugen sind. Häufig wird in der Oberfläche ein geschlossenes Fugenbild erzielt, wobei die Fugenmasse jedoch nicht vollständig zwischen die Fliesen oder Platten gelaufen ist.

    [0004] Insbesondere im gewerblichen Bereich, wo eine hohe chemische Beständigkeit und Dichtigkeit von gefliesten oder plattierten Böden gefordert ist, besteht bei derartigen Fingen die Gefahr unerwünschter Undichtigkeiten. Durch zusätzliche Belastungen, wie beispielsweise durch Hochdruckreiniger oder durch fahrende Gabelstapler, kann eine derartig zunächst optisch ausreichende Fuge schon bald aufreißen, so daß die gebotene Dichtigkeit nicht mehr gegeben ist.

    [0005] In der Lebensmittelindustrie, in der pharmazeutischen Industrie sowie bei der Anwendung verfliester Räume als Trinkwasserspeicher treten durch Poren hygienische Gefahren auf, da die Poren selbst durch Risse Verbindung mit der Oberfläche bekommen können und in den Poren Keimnester entstehen und zu einer Kontamination der Lebensmittel, des Trinkwassers bzw. der Arzneimittel führen können. Als Fugen sind daher nicht nur die bewußt zwischen den Fliesen bzw. den Platten angeordneten Fugen Zu verstehen, sondern auch Risse in den Böden, in Fliesen oder Platten sowie weiterhin Hohlräume unter den Fliesen, die mit den bewußten Fugen in Verbindung stehen. Weiterhin fallen hierunter Risse in den Böden, z. B. in Kunststoffböden.

    [0006] Zusätzlich tritt beim Verfugen das Problem auf, daß während der Aushärtezeit der Fugenmasse auftretende Temperaturwechsel zu Ausgasungen führen können. Diese Ausgasungen können zum Teil an der angehärteten Oberfläche der Fugenmasse nicht mehr austreten, so daß sich unerwünschte Gasbläschen zeigen. Häufig muß in diesen Fällen komplett neu verfugt werden.

    [0007] Auch ohne derartige Ausgasungen können sich Blasen in der Fugenoberfläche zeigen, wenn zunächst die Fuge oder ein Hohlraum unter der Platte nicht vollständig mit Fugenmasse gefüllt wurde und ein verbliebener Hohlraum als Lufteinschluß nun an die Plattenoberfläche wandert und dort als Gasblase sichtbar wird. Tritt diese Gasblase, die häufig ein sehr großes Volumen aufweist, jedoch vollständig aus, so sackt die Fugenmasse um das entsprechende Maß (auf einer Länge von ggf. mehreren Dezimetern) ab, so daß die Fuge nicht vollständig ausgefüllt ist und entweder scharfkantige Fliesenränder zurückbleiben oder zwischen den Fliesen eine Vertiefung geschaffen wird, die optisch stört und die zudem schlecht zu reinigen ist.

    [0008] Außer der Aufgabe von Material auf eine Oberfläche beim Fliesen und Verfugen wird z. B. bei der Bearbeitung und Versiegelung von Betonoberflächen Material auf derartige Boden- oder Wandflächen aufgebracht. Hier erfolgt üblicherweise zunächst eine Grundierung, die ausgasen muß. Insbesondere wenn sich auch hier unerwünschte Gasbläschen bilden, muß diese grundierte Fläche abgesandet und neu behandelt werden. In beiden oben genannten Fällen erfordern die genannten Auftragungsverfahren qualifizierte Handwerker und sind dennoch umständlich und zeitaufwendig.

    [0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein gattungsgemäßes Verfahren dahingehend zu verbessern, daß der Materialauftrag auf einfache Weise durchgeführt werden kann und daß Arbeitsschritte eingespart werden. Weiterhin soll die Erfindung eine Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens liefern.

    [0010] Diese der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe wird durch die Ausgestaltung des Verfahrens nach Anspruch 1 und durch die Ausbildung einer entsprechenden Vorrichtung nach Anspruch 4 gelöst. Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen des Verfahrens sind den Ansprüchen 2 und 3 entnehmbar und weitere vorteilhafte Vorrichtungsausbildungen sind den Ansprüchen 5 bis 8 entnehmbar.

    [0011] Die Erfindung schlägt mit anderen Worten vor, das Material innerhalb der Umrandung eines Behälters als Materialvorrat aufzubringen und dann mittels eines außen angelegten Unterdruckes aus diesem Materialvorrat durch die Lücken auf bzw. in der Oberfläche hindurchzuziehen, so daß eine gleichmäßige und gründliche Ausfüllung aller Lücken gewährleistet wird. Durch den Unterdruck wird gleichzeitig ein Ausgasen des Materials begünstigt, so daß die Gefahr einer Gasbläschenbildung nach dem Auftragen des Materials verringert wird.

    [0012] Beim Verfugen von Platten oder Fliesen weist das erfindungsgemäße Verfahren den Vorteil auf, daß der Unterdruck das Material tief und vollständig in die Fugen, in Risse und andere Hohlräume an bzw. unter den Platten einzieht, so daß sowohl eine mechanische Festigkeit als auch eine chemische Beständigkeit und Dichtigkeit der verfugten Fläche gewährleistet werden kann.

    [0013] Beim Beschichten von Betonflächen, Estrichen oder ähnlichen Flächen bewirkt das erfindungsgemäße Verfahren eine schnelle und gleichmäßige Beschichtung der Oberfläche, ohne daß mehrere Arbeitsgänge erforderlich sind oder einzelne Arbeitsgänge wiederholt werden müssen. Auf diese Weise sind sowohl beim Verfugen als auch beim Beschichten bislang anspruchsvolle Arbeiten mit dem erfindungsgemäßen Verfahren auch von Hobby-Handwerkern oder von ungelernten Kräften durchführbar, wobei gleichzeitig ein gutes Arbeitsergebnis sichergestellt wird.

    [0014] Wenn die Umrandung bei anliegendem Unterdruck über die Oberfläche geführt wird, ist ein kontininierlicher und gleichmäßiger Betrieb möglich, der dementsprechend kontinuierliche und gleichmäßige Arbeitsergebnisse sowie eine sehr hohe Arbeitsleistung ermöglicht.

    [0015] Die Gefahr von Ausgasungen kann insbesondere dadurch ausgeschlossen werden, daß das aufzutragende Material zunächst dem Unterdruck ausgesetzt wird, während es noch im Materialbehälter verbleibt.

    [0016] Eine erfindungsgemäße Vorrichtung weist vorteilhaft eine Unterdruckkammer auf, wobei die Vorrichtung mit einer Öffnung der Unterdruckkammer auf die zu behandelnde Fläche aufgesetzt wird. Der Unterdruckliegt dann in den Fugen und anderen Hohlräumen des Bodens an, so daß Material aus dem Materialbehälter in diese Hohlräume gesaugt wird.

    [0017] Im einfachsten Fall kann eine erfindungsgemäße Vorrichtung aus einem Gehäuse bestehen, welches durch eine Trennwand in zwei Bereiche geteilt ist. Die Trennwand verläuft durch eine Öffnung im Gehäuse, so daß auf der einen Seite der Trennwand eine Unterdruckkammer gebildet werden kann und auf der anderen Seite ein Materialbehälter geschaffen werden kann.

    [0018] Auf einfache Weise kann eine erfindungsgemäße Vorrichtung erzielt werden, wenn die Unterdruckkammer keine eigene Vorrichtung zur Erzeugung eines Unterdruckes aufweist, sondern lediglich einen Sauganschluß. Auf diese Weise kann ein sehr leichtes und handliches Gerät geschaffen werden, welches entsprechend leicht zu bedienen ist und sowohl für die Behandlung horizontaler als auch vertikaler Flächen geeignet ist.

    [0019] Wenn die Trennwand zwischen den beiden Bereichen nicht geradlinig, sondern gebogen oder geknickt verläuft, kann sichergestellt werden, daß eine Fuge nicht schlagartig über die gesamte Öffnungsfläche des Materialbehälters dem Unterdruck ausgesetzt wird. Auf diese Weise wird ein langsames, gründliches und sicheres Befüllen von Fugen zwischen Fliesen oder Platten sichergestellt.

    [0020] Wenn der Materialbehälter als Materialschacht ausgebildet und oben offen ist, kann einerseits der Füllstand mit Material leicht kontrolliert werden und andererseits auf einfache Weise während des Arbeitens mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung - auf im wesentlichen horizontalen Flächen - Material nachgefüllt werden.

    [0021] Weiterhin kann der Materialbehälter jedoch auch geschlossen ausgebildet sein, also einen Deckel aufweisen, wobei vorteilhaft dann eine Öffnung am Materialbehälter vorgesehen ist, um zunächst das Material bei Bedarf entgasen zu können durch Anlegen eines Unterdrucks. Weiterhin kann diese zusätzliche Öffnung zum Materialaustritt aber auch dazu dienen, das Material im Materialbehälter unter Druck zu setzen, so daß die Druckdifferenz zur Einsaugung der Fugen bzw. Beschichtungsmasse vergrößert wird. Diese Druckdifferenz resultiert aus dem außerhalb des Materialbehälters erzeugten Unterdruck und dem Atmosphärendruck bzw. dem Druck des Materialgewichtes oder aber auch aus dem zusätzlich auf das Material aufgebrachten überdruck. Die Vorsehung eines Deckels am Materialbehälter ist weiterhin von Vorteil, wenn nicht horizontale, sondern schräg oder auch senkrechte Flächen verfugt bzw. beschichtet werden sollen.

    [0022] Ein Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Vorrichtung ist in der Zeichnung dargestellt.

    [0023] Dabei ist mit 1 allgemein eine Vorrichtung bezeichnet, die ein Gehäuse 2 umfaßt. Das Gehäuse 2 weist eine gerade verlaufende Rückwand 3 und eine gebogen verlaufende Stirnwand 4 auf sowie einen Deckel 5.

    [0024] Das Gehäuse 2 verfügt nicht über einen Boden, sondern ist an seiner Unterseite offen. Eine Trennwand 6 unterteilt das Gehäuse in eine Unterdruckkammer 7 und in einen Materialbehälter 8.

    [0025] Der Materialbehälter 8 ist als offener Materialschacht ohne Deckel und Boden ausgebildet. Die Unterkante des Gehäuses 2 ist mit einer Dichtungslippe 9 versehen. Auf dem Deckel 5 ist oberhalb der Unterdruckkammer 7 ein Saugstutzen 10 angeordnet, der mit der Unterdruckkammer 7 in Verbindung steht.

    [0026] Zur einfachen Handhabung weist die Vorrichtung 1 einen Handgriff auf, mit dem sie über die zu behandelnde Fläche gezogen werden kann. Der Handgriff ist mit zwei Gelenkarmen 11 am Gehäuse 2 befestigt.

    [0027] Zur leichten Manövrierbarkeit weist die Vorrichtung 1 an ihrer Unterseite Räder auf. Dabei können beispielsweise zwei starr angeordnete Räder 12 sowie ein bewegliches Rad 14 vorgesehen sein. Die Räder 12 und 14 stellen darüberhinaus sicher, daß bei angelegtem Unterdruck die Vorrichtung 1 nicht über die Dichtungslippe 9 am Boden abgestützt wird. Dieses geschieht vielmehr durch die Stützwirkung der Räder 12 und 14. Auf diese Weise kann eine sehr weiche und anschmiegsame Dichtungslippe 9 verwendet werden, die keine Stützkräfte übermittelt, sondern aufgrund ihrer Weichheit eine besonders gute Dichtung sicherstellen kann.

    [0028] Zum Verfugen von Fliesen oder Platten wird die Beschichtungsvorrichtung 1 auf einen verfliesten oder plattierten Boden aufgesetzt und Material in den Materialschacht, also in den Materialbehälter 8, eingegeben.

    [0029] Am Saugstutzen 10 wird nun ein Unterdruck angelegt, im einfachsten Fall durch den Anschluß eines Staubsaugers. Die Saugleistung hängt vom verwendeten Material und seiner Viskosität sowie von der Fugenbreite ab.

    [0030] Die Unterkante der Trennwand 6 ist ebenfalls mit einer aus Übersichtlichkeitsgründen nicht dargestellten Dichtungslippe versehen, so daß der Unterdruck nicht oder nahezu nicht über die Fliesenoberfläche dem Material im Materialbehälter 8 angelegt wird. Vielmehr wird der Unterdruck durch die Fugen zwischen den Fliesen dem Material angelegt, so daß das Material in die Fugen eingesaugt wird. Durch den Unterdruck wird das Material gleichzeitig auch entgast.

    [0031] Wird eine stärkere Entgasung gewünscht, so kann zunächst der Materialbehälter 8 durch eine Platte abgedichtet werden, die an seiner Unterseite angeordnet wird. Anschließend wird oben ein Entgasungsdeckel aufgesetzt, der ebenfalls einen Sauganschluß aufweist. Über diesen zweiten Sauganschluß der Vorrichtung 1 wird nun direkt ein Unterdruck am Materialbehälter 8 angelegt, so daß das darin enthaltene Material entgast wird. Nach Entfernung der beiden Deckel kann die Vorrichtung wie beschrieben verwendet werden.

    [0032] Beim Verfugen wird die Vorrichtung 1 über die Fliesen geführt, so daß aufgrund der Dichtungslippe 9 die Fliesen automatisch abgerakelt werden. Bei einem Arbeitsgang werden zwei übliche und früher nötige Arbeitsgänge erledigt, nämlich zum einen das Aufbringen der Fugenmasse und zum anderen das Abrakeln der Fliesen, wodurch ein bündiger Abschluß des Fugenmaterials mit der Fliesenoberfläche erzielt wird.

    [0033] Bei der Verwendung der Beschichtungsvorrichtung 1 zum Beschichten von rauhen Oberflächen, beispielsweise von Estrichen oder betonierten oder verputzten Wänden, kann die Unterkante des Materialbehälters 8 entweder ohne Dichtungslippe ausgeführt sein oder eine entsprechend wenig anschmiegsame Dichtungslippe, die nur unvollkommen abdichtet, aufweisen.

    [0034] Dadurch wird bei Anlegen des Unterdruckes in der Unterdruckkammer 7 der Unterdruck über die Oberflächenvertiefungen der zu behandelnden Oberfläche an dem Material im Materialbehälter 8 angelegt. Das Material strömt nun unter den Unterkanten des Materialbehälters auf die Oberfläche und ergibt dort eine gleichmäßig ebene und ggf. versiegelte Oberfläche.

    [0035] Gegebenenfalls können bei derartigen Oberflächen zwei Arbeitsgänge durchgeführt werden. Wenn z. B. ein poröser Untergrund vorliegt, z. B. ein grober Beton, so wird zunächst ein Unterdruck an diese Oberfläche angelegt. Das aufgebrachte Material verschließt die Poren, so daß dort der Unterdruck in den Poren erhalten bleibt. Auf diese Weise saugt der Untergrund auch dann noch Material nach, wenn die Vorrichtung 1 schon nicht mehr über dem Boden plaziert ist. Insbesondere niedrigviskose Anteile einer Bodenbeschichtung werden in die Oberfläche eingezogen und bewirken auf diese Weise eine hervorragende Verankerung. Mit Hilfe eines zweiten Arbeitsganges kann die durch das Nachsaugen unebene Oberfläche endgültig geglättet werden.

    [0036] Auf diese Weise ist also der Effekt einer größeren Eindringtiefe bei Oberflächenbeschichtungen möglich, wie er bislang nur mit lösemittelhaltigen Beschichtungsmaterialien erreichbar war. Die Belastung der Arbeitskräfte aufgrund der freiwerdenden Lösemittel wird vermieden, und eine Kapillarwirkung und damit verbundene Blasenbildung, wie sie bei lösemittelhaltigen Fugenmassen auftreten konnte, wird ebenfalls ausgeschlossen.

    [0037] Der Abstand der Unterkante der hinteren Dichtungslippe zu der zu behandelnden Oberfläche ergibt dabei die Schichtdicke des aufgetragenen Materials. Sie kann durch auswechselbare Trennwände oder Dichtungslippen auf einfache Weise eingestellt werden.

    [0038] Anstelle der dargestellten abgeknickten Trennwand 6 kann auch eine gebogene oder wellig verlaufende oder eine vielfach abgeknickte Trennwand verwendet werden. Durch diesen unregelmäßigen Verlauf der Trennwand 6 kann bei üblicherweise gerade verlaufenden Fugen sichergestellt werden, daß nicht sehr große Fugenabschnitte gleichzeitig und schlagartig mit Fugenmasse gefüllt werden. Auf diese Weise kann die erforderliche Saugleistung gering gehalten werden, ohne sichere und gründliche Arbeitsergebnisse zu beeinträchtigen.

    [0039] Abweichend vom dargestellten Ausführungsbeispiel kann das Gehäuse 2 auch eckig oder in anderer Gestalt ausgeführt werden. Es kann mit seiner Unterdruckkammer an den Materialbehälter auch über eine geringere oder über eine größere Fläche anschließen, und beispielsweise kann die Unterdruckkammer den Materialbehälter völlig umschließen. Dies ist zur Sicherstellung eines optimalen Arbeitsergebnisses lediglich in Abhängigkeit von der angelegten Saugleistung abzustimmen.

    [0040] Im Bereich des Materialschachtes können Gewichte vorgesehen sein, die eine Kippbewegung der Vorrichtung 1 verhindern. Durch den im vorderen Bereich angelegten Unterdruck könnte ggf. eine Absenkung des vorderen Bereichs der Vorrichtung 1 gegenüber dem hinteren Bereich erfolgen, so daß eine Abweichung von der gewünschten Beschichtungsdicke bewirkt wird. Durch entsprechende Kontergewichte kann dieses verhindert werden.

    [0041] Weiterhin kann im Materialschacht 8 ein Rührwerk vorgesehen werden, um eine Sedimentation des zugeführten Fugen- oder Beschichtungsmaterials zu verhindern. Üblicherweise wird ein Zweikomponentenmaterial eingesetzt, welches aus einem flüssigen oder pastösen Bindemittel, z. B. in Form von Kunststoff besteht sowie aus mineralischen oder anderen festen Zuschlagstoffen.

    [0042] Weiterhin kann in Abwandlung vom dargestellten Ausführungsbeispiel der Materialschacht 8 nicht in Form einer Vorratskammer ausgebildet sein, sondern lediglich zur Versorgung der zu verfugenden bzw. zu beschichtenden Fläche dienen. In diesem Fall kann der Materialnachschub der Fugenmasse bzw. des Beschichtungsmaterials über eine externe Zuführung, beispielsweise über Schläuche, erfolgen, wobei ggf. unmittelbar vor dem Materialschacht eine Vermischung der erwähnten zwei Komponenten für die Fugenmasse bzw. für das Beschichtungsmaterial erfolgt. Bei Beendigung der Arbeit hat diese Ausbildung der Vorrichtung 1 den Vorteil, daß kein großer Anteil an restlichem unverarbeiteten Material im Materialschacht 8 verbleibt und aushärtet. Zudem kann auf diese Weise problemlos an senkrechten Flächen gearbeitet werden oder das Material unter Druck zugeführt werden.

    [0043] Unter der Vorrichtung 1 kann ein Gitterrost oder ähnliche Abstandshalter vorgesehen sein, um zu verhindern, daß durch das Anlegen des Unterdrucks Fliesen angehoben werden, die vorher in der Regel in überschüssigem Kleber bzw. Fugenmasse verlegt wurden. Auf diese Weise könnte eine sehr schnelle Verlegung der Fliesen erfolgen, indem diese einfach lose auf den Untergrund aufgebracht werden. Das anschließende Verfugen, bei demdurch den Unterdruck auch Fugenmasse in Hohlräume unter den Kacheln gezogen wird, würde die Kacheln gleichzeitig verkleben und verfugen.

    [0044] Alternativ dazu kann eine provisorische und sehr schnelle Befestigung der Fliesen durch eine Einpunktverklebung erfolgen, wobei die endgültige Verklebung durch das Auftragen der Fugenmasse bewirkt wird. Insbesondere bei einer schwalbenschwanzförmigen Unterseite der Fliesen erfolgt dann die Befestigung der Fliesen nicht nur über Adhäsionskräfte, sondern über eine mechanische formschlüssige Verankerung, da die Hohlräume unter den Fliesen vollständig ausgefüllt werden.

    [0045] Die Rückwand 3 kann gegenüber der Zugrichtung der Vorrichtung 1 schräg verlaufen, so daß die Dichtungslippe 9 im Bereich der Rückwand 3 schräg abrakelt und nicht gleichzeitig über ihre gesamte Länge über eine Fuge geführt wird. Dieser hintere Abschnitt der Dichtlippe 9 kann vorteilhaft einen keilförmigen Querschnitt zum besseren Rakeln aufweisen, während die Dichtungslippe für eine gute Dichtigkeit in den übrigen Bereichen auch breit ausgeführt sein kann. Diese hintere Rakelkante kann auch anhebbar und einstellbar ausgebildet sein, um auf diese Weise die Schichtdicke auf dem Boden einstellen zu können.

    [0046] Gegebenenfalls kann ein Arbeitsgang mit der Vorrichtung 1 ohne eine Materialzufuhr in den Materialbehälter 8 erfolgen. Vielmehr kann eine Vakuumbehandlung bei Fliesen durchgeführt werden, die vorher mit Kleber oder Fugenmasse versehen wurden. In diesem Fall wird der Kleber durch den Untergrund hochgezogen und überschüssiger Kleber im Materialbehälter 8 angesammelt. Bei weniger versorgten Stellen wird dieser überschüssige Kleber wieder abgegeben, so daß eine Vergleichmäßigung des Fugenbildes erzielt werden kann.

    [0047] Die Dichtlippe 9 kann entweder hochelastisch ausgebildet sein oder über Federn nach unten gedrückt werden. Da sich das Gehäuse 2 über die Räder 12 und 14 am Boden abstützt, kann auf diese Weise eine gute Abdichtung gewährleistet werden.

    [0048] Die Vorrichtung 1 kann einen Druckregler umfassen, der beispielsweise mit Hilfe von Fremdluftöffnungen die Regelung der Saugleistung ermöglicht, wobei eine Kontrolle durch ein Manometer vorgesehen sein kann. Auf diese Weise kann ein einfaches Sauggerät mit konstanter Saugleistung verwendet werden, wobei die Anpassung an verschiedene Betriebsbedingungen in der Vorrichtung 1 erfolgt.


    Ansprüche

    1. Verfahren zum Aufbringen von flüssigem bis pastösem Material auf Wand- und Bodenflächen, wobei die Flächen Oberflächenrauhigkeiten, Risse oder Fugen aufweisen, dadurch gekennzeichnet, daß ein Behälter, der das aufzubringende Material enthält, mit einer Öffnung auf die Fläche aufgesetzt wird und daß außerhalb des Behälters dort, wo der Behälter an die Fläche angrenzt, ein Unterdruck angelegt und das Material durch die Fugen, Risse oder Oberflächenrauhigkeiten aus dem Behälter gesaugt wird.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Behälter bei anliegendem Unterdruck über die Oberfläche geführt wird.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Material durch Anlegen eines Unterdruckes entgast wird, bevor es in die Lücken der Oberfläche eingesaugt wird.
     
    4. Vorrichtung zum Durchführen des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 3, gekennzeichnet durch ein unten offenes Gehäuse (2), welches durch eine Trennwand (6) in zwei Bereiche geteilt ist, wobei ein Bereich als Unterdruckkammer (7) und der andere Bereich als Materialbehälter (8) ausgebildet ist.
     
    5. Vorrichtung nach Anspruch 4, gekennzeichnet durch einen Sauganschluß (Saugstutzen 10) an dem als Unterdruckkammer (7) ausgebildeten Bereich.
     
    6. Vorrichtung nach Anspruch 4 oder 5, gekennzeichnet durch eine gebogen oder geknickt verlaufende Trennwand (6).
     
    7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 6, gekennzeichnet durch einen als offener Materialschacht ausgebildeten Materialbehälter (8).
     
    8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 7, gekennzeichnet durch einen geschlossenen Materialbehälter mit wenigstens einer Öffnung für den Materialaustritt sowie einer Öffnung als Druckanschluß.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht