[0001] Die Erfindung betrifft eine Linienzugbeeinflussungseinrichtung gemäß Oberbegriff
des Anspruchs 1.
[0002] Eine derartige Einrichtung ist z. B. durch den Aufsatz "Die Entwicklung der Linienzugbeeinflussung"
aus der Zeitschrift "Elektrische Bahnen eb", 85. Jahrgang, Heft 2/1987, Seiten 54
bis 60 bekannt. Im bekannten Fall sind entlang einer Strecke Linienleiterschleifen
angeordnet, die sich mehrfach kreuzen. In den einzelnen Linienleiterabschnitten erfolgt
mittels sogenannter Streckentelegramme eine Informationsübertragung von der Strecke
auf die Fahrzeuge. Die Information umfaßt hierbei zumindest einen Abstandswert sowie
die Länge des gerade befahrenen Linienleiterabschnittes.
[0003] Bei dem Abstandswert kann es sich z. B. um den maximalen Bremswegabstand oder um
die Entfernung zum Beginn einer Langsamfahrstrecke handeln. Auch das Auftreten der
nächsten punktförmigen Zugbeeinflussung kann durch derartige Abstandswerte mitgeteilt
werden.
[0004] Die die Strecke befahrenden Fahrzeuge stellen laufend ihren jeweiligen Fahrort fest.
Dies geschieht durch Auswerten von Streckentelegrammen unter Mitwirkung eines Wegzählers.
Der Wegzähler wird hierbei durch einen Wegimpulsgeber fortgeschaltet (z. B. dekrementiert).
[0005] Beim zielgenauen Anhalten des Fahrzeuges in einem bestimmten Linienleiterabschnitt
treten sogenannte Wegfehler auf, die durch die Telegrammzykluszeit bedingt und von
der Fahrzeuggeschwindigkeit abhängig sind. Darüber hinaus sind auch Fehler zu berücksichtigen,
die durch Schleudern und Gleiten sowie die Verringerung des Durchmessers des den Wegimpulsgeber
antreibenden Rades entstehen. Bei einer Telegrammzykluszeit von 53 ms und einer Fahrzeuggeschwindigkeit
von 38 km/h beträgt der Wegfehler etwa ± 50 cm. Der durch den Verschleiß des Rades
bedingte Fehler (Abweichung des Raddurchmessers von seinem Sollwert) beträgt aufgrund
der maximal möglichen Kompensation von 2 % bei einem Anhalteweg von 56 m etwa ± 56
cm. Unter Berücksichtigung dieser beiden Fehler ergibt sich eine Haltepunktgenauigkeit
von etwa ± 1,05 m. Sollte beim Wechsel des Linienleiterabschnittes darüber hinaus
noch ein Streckentelegramm gestört sein, dann verschiebt sich der Haltepunkt nochmals
in Fahrtrichtung.
[0006] Die Kreuzungsstellen der Linienleiterschleife, die üblicherweise zur Synchronisation
des fahrzeugseitigen Wegzählers und damit zur hochgenauen Ortung des Fahrzeugs auf
der Strecke benutzt werden können, sind nur solange für eine Feinortung geeignet,
als sie gleichmäßig verlegt sind. Dies ist bei bestimmten Anlagentypen mit Kurzschleifen
nicht der Fall. Dort sind die Kreuzungsstellen an Gleisverbindern, Moniereisen usw.
angepaßt. Bei diesen Kurzschleifensystemen dienen die Kreuzungsstellen also nur dazu,
die Kopplung zur Schiene (Gleisstromkreise, Traktionsströme) und damit die Bedämpfung
der Linienleiterschleifen zu verringern.
[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine Linienzugbeeinflussungseinrichtung
zu schaffen, die eine höhere Haltegenauigkeit der Fahrzeuge ermöglicht als bei derartigen
Anlagen bisher möglich war.
[0008] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale im Kennzeichen des Anspruchs
1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Ansprüchen 2 bis
5 beschrieben.
[0009] Bei der erfindungsgemäßen Linienzugbeeinflussungseinrichtung wird an das Fahrzeug
beim Einfahren in den Linienleiter auch noch der Restweg von einer vorgebbaren Kreuzungsstelle
bis zum vorgesehenen Haltepunkt übermittelt. Unabhängig von der Anordnung der Kreuzungsstellen
ergibt sich nunmehr eine wesentlich verbesserte Haltepunktgenauigkeit.
[0010] Die Linienzugbeeinflussungseinrichtung gemäß Anspruch 1 eignet sich sowohl für Kurzschleifen-
als auch für Langschleifensysteme; sie kommt jedoch aufgrund der eingangs genannten
Probleme insbesondere für Kurzschleifensysteme - also im Nahverkehr - in Betracht.
[0011] Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung eines Ausführungsbeispieles anhand der Zeichnung und in Verbindung mit
den Ansprüchen 2 bis 5.
[0012] In der Zeichnung ist mit 1 ein Gleis bezeichnet, in dessen Mitte eine Linienleiterschleife
2 angeordnet ist. Die Linienleiterschleife 2 ist mehrfach gekreuzt. Durch die in ungleichem
Abstand zueinander angeordneten Kreuzungsstellen 3 bis 5 ist die Linienleiterschleife
2 in mehrere unterschiedlich lange Linienleiterabschnitte 21 bis 24 unterteilt. Die
Kreuzungsstellen 3 bis 5 können damit nicht ohne weiteres zur Synchronisation eines
fahrzeugseitigen Wegzählers benutzt werden.
[0013] Fährt das Fahrzeug nun z. B. in Richtung des Pfeiles 10 und soll an einem Haltepunkt
B (durch einen Kreis dargestellt) anhalten, dann überquert das Fahrzeug nacheinander
die Kreuzungsstellen 3 und 4. Zum Zeitpunkt des Überquerens der Kreuzungsstelle 3
hat das Fahrzeug die momentane Fahrzeugposition A₁ (ebenfalls durch einen Kreis dargestellt)
und einen Restweg x₁ zum vorgewählten Haltepunkt B zurückzulegen. Beim Überqueren
der Kreuzungsstelle 4 ist die momentane Fahrzeugposition A₂ und vom Fahrzeug ist ein
Restweg x₂ bis zum vorgewählten Haltepunkt zurückzulegen.
[0014] Abhängig von den aus Sicherheitsgründen geforderten Abstandswerten (z. B. maximaler
Bremswegabstand) erfolgt die Selektion des jeweils relevanten Restweges x₁ bzw. x₂
in Abhängigkeit von der Fahrgeschwindigkeit. Bei höheren Geschwindigkeiten kann bereits
beim Passieren der Kreuzungsstelle 3 der Wegzähler synchronisiert und auf den Restweg
x₁ eingestellt werden. Es kann aber auch erst beim Überfahren der Kreuzungsstelle
4 der Wegzähler synchronisiert und auf den um die Länge des Linienleiterabschnittes
22 verkürzten Restweg x₂ eingestellt werden. Bei der Wahl, an welcher Kreuzungsstelle
die Synchronisation und die Einstellung des Restweges x₁ bzw. x₂ vorgenommen werden
soll, ist darauf zu achten, daß diese Kreuzungsstelle einerseits möglichst nahe am
Haltepunkt B liegen sollte, um den vom Raddurchmesser bedingten Fehler klein zu halten.
Andererseits muß diese Kreuzungsstelle noch weit genug vom Haltepunkt B entfernt sein,
um dem Fahrzeug noch eine Reaktion auf Restweg x₁ b zw. x₂ zu ermöglichen (Zielbremsung).
[0015] Bei der erfindungsgemäßen Einrichtung ist es auch denkbar, daß nach einer ersten
Synchronisation und Einstellung des Restweges x₁ an der Kreuzungsstelle 3 eine erneute
Synchronisation (Nachsynchronisation) des Wegzählers sowie seine Einstellung auf den
Restweg x₂ an der nächsten Kreuzungsstelle 4 erfolgt.
1. Linienzugbeeinflussungseinrichtung, bei der entlang einer Strecke (1) wenigstens eine
Linienleiterschleife (2) angeordnet ist, die durch mindestens eine Kreuzungsstelle
(3 bis 5) in wenigstens zwei Linienleiterabschnitte (21 bis 24) unterteilt ist und
die zur Informationsübertragung von der Strecke (1) auf die Fahrzeuge dient, wobei
die zu übertragende Information zumindest einen Abstandswert sowie die einem Wegzähler
zuführbare Länge des gerade befahrenen Linienleiterabschnittes (21 bis 24) enthält,
dadurch gekennzeichnet, daß die zu übertragende Information mindestens noch die Angabe des Restweges (x₁,
x₂) enthält, der ab einer vorgebbaren Kreuzungsstelle (3 bis 5) bis zu einem vorgewählten
Haltepunkt (B) vom Fahrzeug noch zurückzulegen ist.
2. Einrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die vorgebbare Kreuzungsstelle (3 bis 5) im Nahbereich des vorgewählten Haltepunktes
(B) liegt.
3. Einrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die zu übertragende Information die Angabe mehrer Restwege (x₁, x₂) enthält,
die ab unterschiedlichen Kreuzungsstellen (3 bis 5) bis zum Haltepunkt (B) vom Fahrzeug
noch zurückzulegen sind.
4. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß der Wegzähler beim Passieren der vorgebbaren Kreuzungsstelle (3 bis 5) synchronisierbar
und auf die Restweglänge einstellbar ist.
5. Einrichtung nach Anspruch 1 und 4,
dadurch gekennzeichnet, daß die Selektion des jeweils relevanten Restweges (x₁, x₂) in Abhängigkeit von der
Fahrzeuggeschwindigkeit erfolgt.