[0001] Die Erfindung betrifft einen mehrfach verstellbaren, an die Körpergröße anpaßbaren
Stuhl, insbesondere Drehstuhl, bei dem die vom Sitz unabhängige Rückenlehne von zwei
Tragarmen gehalten ist, die sich ausgehend von einer ersten Querachse unterm Sitz
seitlich von diesem nach hinten oben erstrecken und längenveränderlich so wie in unterschiedlichen
Längen durch eine Arretiervorrichtung feststellbar sind.
[0002] Ein Stuhl dieser Art ist bekannt aus der DE 33 23 171 A1. Der bekannte Stuhl hat
bereits eine verstellbare Sitzhöhe. Überdies wird durch die hier einen Winkel von
30° mit der Horizontalen bildenden, als Hohlrohr ausgeführten Tragarme erreicht, daß
bei einer Anhebung der Höhe der Rückenlehne über dem Sitz gleichzeitig die Sitztiefe
zunimmt. Im übrigen sind bei diesem vorbekannten Stuhl weder die Rückenlehne noch
der Sitz kippbar.
[0003] Bekannt sind überdies schon Permanentmechaniken und Synchronmechaniken. Bei der Permanentmechanik
ist der Sitz starr mit dem Stuhlfuß verbunden, also nicht kippbar, während die Rückenlehne
gegen die Wirkung einer Feder kippbar am Stuhlfuß befestigt ist. Es kann somit bei
der Permanentmechanik die Rückenlehne unabhängig vom Sitz optimal auf den Rücken abgestimmt
werden. Da der starre Sitz aber Bewegungen der Rückenlehne nicht mitmacht, treten
auch erhebliche Nachteile auf. Bei der Synchronmechanik sind Sitz und Rückenlehne
so gekoppelt, daß beim Zurückführen der Rückenlehne auch der Sitz nach hinten abgekippt
wird. Das führt aber dazu, daß bei Synchronmechaniken der Sitzgewichtsanteil auch
in vorderer Sitzposition die Rückenlehne bereits nach hinten abkippen läßt, so daß
sie ihre stützende Wirkung verliert.
[0004] Um diesen Nachteil zu vermeiden, ist es schon bekannt (DE GM 85 29 663) zwischen
den Träger der Rückenlehne und den Träger des Sitzes Hebel und eine zusätzliche Feder
anzuordnen, die der Rückenlehne in der Ruhestellung einen vergrößerten Widerstand
gegen das Verschwenken verleiht.
[0005] Bekannt ist auch schon ein Stuhl mit Synchronmechanik (DE 38 17 761 C2), bei dem
die Rückenlehne von zwei beidseits des Sitzes unter etwa 40° nach hinten oben verlaufenden
Tragarmen gehalten ist, die in ihrem vordersten Bereich, also unter der Vorderkante
des Sitzes am starren Sitzträger schwenkbar gelagert sind. Dabei ist zwischen dieser
Schwenkachse und der Verbindung der Tragarme mit der Rückenlehne eine nach unten ragende
Lagerlasche vorgesehen, an der der Sitz mit seinem mittleren Bereich drehbar gelagert
ist.
[0006] Schließlich ist es auch bekannt (DE 40 18 436 A1), bei Stühlen, deren Rückenlehne
über schräg nach hinten oben verlaufende Tragarme getragen wird, mit diesen Tragarmen
auch eine Armlehne des Stuhls zu verbinden.
[0007] Die Erfahrung zeigt, daß das Publikum zu zahlreiche Verstellmöglichkeiten an Stühlen
nicht auszunützen in der Lage ist. Weiter erscheint es wünschenswert, auch bei einem
Stuhl mit Synchronmechanik den Vorteil der Permanentmechanik bezüglich einer vom Gewicht
des Sitzenden unbeeinträchtigten aktiven lordosierenden Rückenabstützung aufrecht
zu erhalten. Schließlich muß heute dafür gesorgt werden, daß ein und derselbe Stuhl
ohne entscheidende Umkonstruktion für Personen ganz unterschiedlicher Größe (vgl.
DIN 33402) geeignet ist, wobei die Kompromißwerte (DIN 4551) möglichst zu verbessern
sind.
[0008] Aufgabe der Erfindung ist es deshalb, einen Stuhl mit Synchronmechanik vorzuschlagen,
bei dem Sitztiefe, Rückenlehnenhöhe und Armlehnenhöhe gleichzeitig verstellbar und
die Synchronmechanik in der vorderen Sitzhaltung selbsttätig gesperrt ist, so daß
die Sitzkraft nicht zu einer Verminderung der Stützwirkung der Rückenlehne auf den
Rücken führt.
[0009] Diese Aufgabe wird durch die in den Ansprüchen gekennzeichnete Erfindung gelöst.
[0010] Man erkennt zunächst, daß die Rückenlehne von zwei am Sitz gelagerten und seitlich
von diesem nach hinten oben erstreckte und längenveränderlichen Tragarmen gehaltert
ist, die in unterschiedlichen Längen durch eine Arretiervorrichtung feststellbar sind.
Dadurch werden Sitztiefe und Rückenlehnenhöhe gleichzeitig verstellt. Ist gemäß einem
besonderen Merkmal der Erfindung der obere Teil des teleskopisch unterteilten längenveränderlichen
Tragarms auch noch mit einer Armlehne versehen, dann wird überdies gleichzeitig auch
die Armlehnenhöhe verstellt. Mit einer einzigen sinnfälligen Verstellung werden somit
synchron die Sitztiefe, die Rückenlehnenhöhe und die Armlehnenhöhe verstellbar gemacht.
Dadurch kann überdies auch eine einzige Stuhlkonstruktion einem äußerst weiten Bereich
von Benutzergrößen zugänglich gemacht werden, da sich ein besonders großer Größenveränderungsbereich
ergibt.
[0011] Dieser Größenveränderungsbereich wird entscheidend davon geprägt, daß die Tragarme
in der Ruhestellung mit der Horizontalen einen Winkel von mindestens 45°, vorzugsweise
über 50° und zumindest nahezu 52° bilden. Denn dadurch wird normgerecht ein Höhenverstellbereich
des oberen Abstützpunktes des Beckenkammes von 180 - 230 mm erreicht. Gleichzeitig
hat die Armlehne einen Höhenverstellungsbereich von 200 bis 260 mm über dem Einsitzpunkt
und läßt sich die Sitztiefe ebenfalls in einem weiten Bereich verändern. Bei der angegebenen
steilen Stellung der Tragarme liegt der optimale Anlenkpunkt für deren untere Enden
in einem Abstand von einem Drittel der Sitztiefe vom vorderen Sitzrand.
[0012] Zur Erzielung der erwünschten Synchronmechanik ist zunächst einmal der Sitz auf übliche
Weise an seinem vorderen Ende um eine horizontale Achse schwenkbar in dem Mechanikgehäuse
gelagert. Auch wird der Sitz ebenso durch eine Feder nach oben gedrückt, wie eine
weitere Feder die Rückenlehne nach vorne drückt. Entscheidend ist aber nun, daß in
der normalen aufrechten Stellung der Rückenlehne die Synchronmechanik dadurch unwirksam
gemacht wird, daß zwischen Mechanikgehäuse und Sitz in Abstand von der Schwenkachse
des Sitzes eine starre Abstützung eingestellt wird. Diese wird so ausgebildet, daß
sie erst bei einer deutlichen und absichtlichen Auslenkung der Rückenlehne durch den
Benutzer nach hinten aufgelöst wird und dann die Synchronmechanik wirksam werden läßt.
Zunächst ist durch die starre Abstützung aber keine Rückwirkung der Belastung des
Sitzes durch den Benutzer auf die Rückenlehne gegeben. Diese schwenkt beim Hinsetzen
des Benutzers weder nach hinten weg, noch wird die Kraft der die Rückenlehne nach
vorne drückenden Feder vermindert. Somit sind tatsächlich die Vorteile der Permanentmechanik
und der Synchronmechanik bei einfacher Verstellmöglichkeit in einem Stuhl kombiniert.
[0013] Es ist weiter entscheidend, daß dies mit einer unkomplizierten Mechanik erreicht
wird. Dabei kommt es entscheidend auch auf die einfache Konstruktion der starren Abstützung
des Sitzes in vorderster Stellung der Rückenlehne an. Diese erfolgt über zwei Hebel,
die miteinander in einer Achse gelenkig verbunden und mit ihren jeweils anderen Enden
der eine an der Unterseite des Sitzes, der andere an dem Mechanikgehäuse oder am Stuhlfuß
angelenkt sind. Die beiden Hebel sollen dabei in der Ruhestellung miteinander fluchten,
so daß sie ein starres Abstützglied bilden. In der die beiden Hebel gelenkig verbindenden
Querachse greift nun direkt, in der Regel aber indirekt, das untere Ende der Tragarme
an, die unterm Sitz gelenkig gelagert sind. Wenn sich nun der Benutzer auf dem zunächst
starr abgestützten Sitz nach hinten lehnt und dabei durch den Druck auf die Rückenlehne
auch die Tragarme verschwenkt, ziehen diese an der die beiden fluchtenden Hebel verbindenden
Querachse, heben so die Abstützung des Sitzes nach einem gewissen Schwenkwinkel und
allmählich auf, so daß der Stuhl dann funktioniert, wie ein Stuhl mit üblicher Synchronmechanik.
[0014] Die Konstruktion wird dann besonders einfach, wenn für diesen Zweck die Tragarme
über ihre Anlenkung unter dem Sitz hinaus verlängert werden und je eine Schwenkplatte
tragen, die selbst direkt oder vorzugsweise über einen weiteren, einerseits an der
Schwenkplatte und andererseits an der Querachse zwischen den beiden Hebeln der Abstützung
angelenkten Zughebel mit dieser verbunden ist und sie dadurch auflöst bzw. aufstellt.
[0015] Die gesamte erläuterte Kinematik ist dabei frei von Kraftanlenkungen. Selbstverständlich
wird aber, wie oben schon angegeben, auch bei diesem Stuhl durch je eine Feder der
Sitz nach oben und die Rückenlehne nach vorne gedrückt. Dabei wird die den Sitz nach
oben drückende Feder zwischen das als Träger fungierende Mechanikgehäuse und den Sitz
eingesetzt, wobei der Angriffspunkt dieser den Sitz nach oben drückenden Feder in
der Nachbarschaft der hoch unterm Sitz im Drittelabstand von seinem Vorderrand angeordneten
Querachse liegen soll.
[0016] Es liegt auf der Hand, daß auch die Feder für das Nachvornedrücken der Rückenlehne
zweckmäßig in dem tragenden Mechanikgehäuse unter dem Sitz untergebracht werden muß.
Man läßt sie hierzu ebenfalls an den Schwenkplatten der Tragarme angreifen. Durch
entsprechende Auslegung der Anlenkung kann dabei erreicht werden, daß die Wirkrichtung
der Feder im fraglichen Verstellbereich immer möglichst nahe der optimalen Wirkrichtung
der Feder ist.
[0017] Als Federn werden mechanische Federn verwendet, die gegenüber der nahezu linearen
Kennung einer Gasfeder den Vorteil der progressiven Wirkung haben: mit zunehmender
Auslenkung nimmt die Rückstellkraft zu. Das ist insbesondere bei der Rückstellkraft
auf die Rückenlehne aus ergonomischen Gründen von Bedeutung.
[0018] Schließlich wird bei dem Stuhl dem Sitz in Ruhestellung eine Neigung von 3 bis 4°
nach vorne gegeben. Dies ist dann der Ausgangspunkt für die Synchronkinematik nach
Auflösung der Abstützung des Sitzes, so daß eine Vorrotation des Beckens zur Aufrichtung
der Wirbelsäule eingeleitet wird. Die angegebene Vorneigung ist ein Kompromiß zwischen
dieser erzielten Wirkung und einer Begrenzung der Vorneigung auf einen Wert, der ein
nach vorne Herunterrutschen des Benutzers von der Sitzfläche ausschließt.
[0019] Schließlich ist noch darauf hinzuweisen, daß die für diesen Stuhl gewählte Konstruktion
die Sitztiefenverstellung vom Sitzwinkel völlig unabhängig macht, so daß auch eine
von der Sitztiefenverstellung unabhängige Sitzwinkelverstellung erzielt ist.
[0020] Weitere Einzelheiten, Vorteile und Merkmale ergeben sich aus der folgenden Beschreibung
der Zeichnung, auf die wegen der erfindungswesentlichen Offenbarung aller im folgenden
nicht näher erläuterten Einzelheiten ausdrücklich verwiesen wird.
[0021] Es zeigen
- Fig. 1
- eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen Stuhls mit Veranschaulichung verschiedener
Verstellmöglichkeiten
- Fig. 2
- eine Veranschaulichung des weiten Anpassungsbereiches des Stuhls an verschiedene Körpergrößen,
- Fig. 3
- eine Ausführungsform der erfindungsgemäßen Sperrung der Synchronmechanik in vorderster
Position der Rückenlehne,
und
- Fig. 4
- eine um Einzelheiten ergänzte Darstellung.
[0022] Fig. 1 zeigt einen Stuhl mit einem Stuhlfuß 10, mit der starr ein Mechanikgehäuse
12 verbunden ist, das alle im folgenden erläuterten Teile nach unten abdeckt bzw.
abstützt. Ein Sitz 14 ist in dem Mechanikgehäuse 12 an seinem vorderen Ende um eine
Querachse schwenkbar angelenkt. Eine Rückenlehne 16 ist, wie in der Figur klar gezeigt
ist, mit dem Sitz nicht unmittelbar verbunden, sondern über teleskopische Tragarme
18 mit Arretiervorrichtung 20 und Armlehnen 22. Dabei ist das untere Ende der Tragarme
18 jeweils auf einer horizontal und quer verlaufenden ersten Querachse 24 schwenkbar
gelagert. Dies gilt also für den unteren oder inneren Teil des teleskopischen Tragarmes.
Hingegen weist der mit der Rückenlehne verbundene obere bzw. äußere Teil der teleskopischen
Tragarme 18 die Armlehne auf. Der Benutzer kann durch Betätigen der Arretiervorrichtung
die starre Verbindung der beiden Teile der Tragarme 18 gegeneinander lösen und den
oberen Teil der Tragarme auf die in der Figur angedeutete Weise geführt auf dem unteren
Teil der Tragarme nach oben ziehen und in der gewünschten Stellung wieder festlegen.
[0023] Dabei ist in Fig. 1 klar zu erkennen, daß mit dieser einen Betätigung die Rückenlehnenhöhe,
die Armlehnenhöhe und die Sitztiefe gleichzeitig verstellt werden.
[0024] Fig. 2 dient der Veranschaulichung der Tatsache, daß hiermit auch in einem weiten
Bereich ein und dieselbe Konstruktion sehr unterschiedlichen Körpergrößen angepaßt
werden kann, wie das von einem Großserienprodukt gefordert werden muß. Die Forderungen
der einschlägigen Normen werden dabei bezüglich des Verstellbereiches eingehalten
oder sogar erheblich ausgeweitet. Deutlich ist zu erkennen, daß selbst der Stuhl mit
Armlehne, wie in Fig. 2 gezeigt, sowohl bei kleinen als auch bei großen Personen und
der entsprechenden Einstellung unter die Tischkante ein ebenfalls entsprechendes der
Personengröße verstellbaren Tisches paßt. Gut zu erkennen ist auf den Darstellungen
von Fig. 2 auch, daß der Rücken durch die Rückenlehne eine gute Lordosenunterstützung
erfährt, andererseits aber unter diesem Abstützpunkt auch für Personen unterschiedlicher
Größe im Freiraum zwischen Rückenlehne und Sitz genügend Platz für das Gesäß bleibt,
wie das die Forderung der Ergonomen ist. Gut erkennbar ist in Fig. 2 aufgrund der
Seitenansicht auch, daß die Rückenlehne im Horizontalschnitt deutlich konkav ausgeführt
ist, so daß der Körper des Sitzenden gut eingebettet wird.
[0025] Oben wurde schon darauf hingewiesen, daß aus ergonomischen Gründen der gezeigte Stuhl
zwar mit einer Synchronmechanik ausgerüstet ist, so daß bei nach hinten Kippen der
Rückenlehne 16 auch der hintere Rand des Sitzes 14 gleichzeitig nach unten wegkippt,
dabei aber diese übliche Funktion der Synchronmechanik in der vordersten Stellung
der Rückenlehne 16 zunächst gesperrt ist.
[0026] Fig. 3 zeigt den entsprechenden Aufbau im einzelnen. Auf dem Stuhlfuß 10 ist das
Mechanikgehäuse 12 befestigt, das über die erste Querachse 24 die Tragarme 18 der
(in der Figur nicht gezeigten) Rückenlehne und über eine zweite Querachse 26 den Sitz
14 hält. Die erste Querachse 24 ist bei einem Drittel der gesamten Sitztiefe und möglichst
hoch, also dicht unter dem Sitz 14 anzuordnen. Die zweite Querachse 26 liegt im vordersten
Bereich der Sitzschale 12, also an der Vorderkante des Sitzes.
[0027] Der Sitz 14 ist, wie man das in Fig. 3 deutlich erkennen kann, etwas nach vorne geneigt.
Hierfür ist er von einer Feder nach oben gedrückt, wie das unten anhand von Fig. 4
noch näher erläutert wird. Die Feder verschwenkt den Sitz 14 um die zweite Querachse
26 im Gegenuhrzeigersinn. Diese Verschwenkung wird aber begrenzt durch eine starre
Abstützung aus zwei in einer dritten Querachse 28 verbundenen Hebeln. In der Figur
ist klar zu erkennen, daß der etwas längere Hebel 30 an seinem oberen Ende auf der
Unterseite des Sitzes 14 und in etwa vertikal über der Achse des Stuhlfußes 10 angelenkt
ist und zwar an einem in dem Sitz 14 integrierten formstabilen Sitzträger 34, dessen
vorderes Ende im Mechanikgehäuse 12 auf der zweiten Querachse 26 schwenkbar gelagert
ist. Ebenso zeigt die Figur, daß das untere Ende des etwas kürzeren Hebels 32 etwas
neben der Achse des Stuhlfußes 10 und vor dieser angelenkt ist. Der Hebel 32 stützt
sich überdies mit einer nach hinten weisenden Nase oben auf dem Stuhlfuß über ein
Dämpfkissen ab. Die Figur läßt insbesondere klar erkennen, daß die beiden Hebel 30,
32 annähernd miteinander fluchten, so daß sie eine starre Abstützung des Sitzes 14
in der in Fig. 3 gezeigten Grundstellung (Rückenlehne vorne) bilden, die durch die
Nase des Hebels 32 noch unterstützt ist. In dieser Stellung kann also aufgrund der
Abstützung das hintere Ende des Sitzes 14 nicht nach unten abtauchen. Es ist vielmehr
ein starrer Dreiecksverbund von Sitz 14, Abstützung aus den Hebeln 30, 32 und Mechanikgehäuse
12 gebildet. Dadurch ist die Synchronmechanik in der vordersten Stellung der Rückenlehne
16 unwirksam gemacht.
[0028] In Fig. 3 erkennt man nun weiter, daß die Tragarme 18 seitlich des Sitzes 14 nicht
etwa in der ersten Querachse 24 enden, sondern über die erste Querachse hinaus verlängert
und hier mit einer Schwenkplatte 36 drehschlüssig verbunden sind. Fig. 3 zeigt eine
Ausführungsform, bei der die Schwenkplatte 36 mit dem Zughebel 38 in einer Anlenkung
40 derart verbunden ist, daß die Verbindungslinie von Anlenkung 40 und Befestigung
der unteren Enden der Tragarme 18 an der Schwenkplatte auf den Tragarmen 18 senkrecht
steht. Die Schwenkplatte 36 trägt weiter an ihrem hinteren oberen Ende in Ausnehmungen
42 eine Querstange 50 als Angriffspunkt einer Druckfeder 46 (siehe unten), die die
Rückenlehne 16 nach vorne drückt. Schließlich hat die Schwenkplatte vorne drei Querlöcher
44, mit deren Hilfe nach Wunsch des Benutzers verschiedene Lehnenstellungen durch
einen im Mechanikgehäuse geführten Stift fixiert werden können.
[0029] Der Zughebel 38 hat die Wirkung, daß dann, wenn sich der Benutzer gegen die Rückenlehne
16 lehnt, diese nach hinten drückt und damit die Tragarme 18 im Uhrzeigersinn um die
erste Querachse 24 verschwenkt, die Schwenkplatte 36 über den Zughebel 38 an der dritten
Querachse 28 zieht, den Winkel zwischen den Hebeln 30, 32 zunehmend verkleinert und
nach der Verschwenkung der Tragarme 18 um einige Grad somit die starre Abstützung
des Sitzes 14 an dem Mechanikgehäuse 12 auflöst. Damit ist jetzt der Sitz 14 freigegeben
und kann sich durch die Synchronmechanik mit der Rückenlehne gekoppelt mit seinem
hinteren Abschnitt um die zweite Querachse 26 schwenkend nach unten bewegen, wenn
die Rückenlehne 16 weiter nach hinten verschwenkt wird. Wie erläutert, ist dies aber
in der vordersten Stellung der Rückenlehne zunächst nicht der Fall: anders als bei
üblichen Synchronmechaniken sonst, wird hier also beim Niedersetzen des Benutzers
auf dem Sitz 14 keine Rückwirkung auf die Rückenlehne zugelassen, die deshalb nicht
schon beim Niedersetzen entgegen der angestrebten Wirkung nach hinten ausweicht.
[0030] Fig. 4 zeigt aber nun zusätzlich eine Druckfeder 46 in Form einer mechanischen Schraubenfeder,
die achsparallel zur Achse des Stuhlfußes 10 vor diesem in eine entsprechende Aufnahme
48 des Mechanikgehäuses 12 eingestellt ist und mit ihrem oberen Ende an einer Querstange
50 und über diese an der Schwenkplatte 36 und damit über die Tragarme 18 an der Rückenlehne
16 angreift, die also durch die Druckfedern 46 nach vorne gedrückt wird. Lehnt sich
der Benutzer des Stuhls gegen die Rückenlehne 16, so wird die als mechanische Schraubenfeder
ausgeführte Druckfeder entsprechend zwischen der Querstange 50 und ihrer Aufnahme
48 komprimiert und erhöht somit progressiv entsprechend der Federkonstante ihre Rückstellkraft
auf die Rückenlehne.
[0031] In Fig. 4 ist weiter eine Druckfeder 52 in Gestalt einer mechanischen Schraubenfeder
zu erkennen, die zwischen eine erste Anlenkung 54 an dem Mechanikgehäuse 12, und eine
zweite Anlenkung 56 am Sitzträger 34 eingesetzt ist, die im Bereich der ersten Querachse
24 auf der Unterseite des Sitzes 14 vorgesehen ist. Die Druckfeder 52 dient somit
dazu, den Sitz 14 um die zweite Querachse 26 jeweils nach oben zu drücken, also in
Fig. 4 im Gegenuhrzeigersinn zu verschwenken.
[0032] Selbstverständlich sind die in Fig. 4 gezeigten Ausführungsbeispiele für die Federn
46, 52 nur zwei Beispiele für zahlreiche Möglichkeiten der Federbeaufschlagung von
Sitz 14 und Rückenlehne 16, mit der diese in Grundstellung gehalten werden. Es ist
überdies klar, daß die Druckfeder 46 nicht nur die Rückenlehne in die vorderste Stellung
bringt, sondern gleichzeitig auch dafür sorgt, daß in dieser Stellung wiederum die
starre Abstützung aus den Hebeln 30 und 32 aufgestellt wird, wenn diese durch Verschwenken
der Rückenlehne nach hinten einmal auf die oben erläuterte Weise aufgelöst war.
[0033] Oben wurde schon erläutert, daß die Rückenlehnenhöhe, die Armlehnenhöhe und die Sitztiefe
bei dem gezeigten Stuhl synchron, also alle drei gleichzeitig verstellt und mit der
Arretiervorrichtung 20 festgelegt werden. Auch die Federkennung der Druckfeder 46
für die Aufstellung der Rückenlehne 16 wird mit Hilfe des üblichen Stellrades 58 verstellt.
Die Druckfeder 52 wird passend gewählt.
[0034] Insgesamt ergibt sich bei einfacher Konstruktion ein den Normen und den Bedürfnissen
der Ergonomie entsprechender und den Benutzer durch seine Verstellmöglichkeit nicht
überfordernder Stuhl, der überdies für sehr unterschiedliche Körpergrößen der Benutzer
in seiner Konstruktion unverändert bleiben kann.
Bezugszeichen
[0035]
- 10
- Stuhlfuß
- 12
- Mechanikgehäuse
- 14
- Sitz
- 16
- Rückenlehne
- 18
- Tragarm
- 20
- Arretiervorrichtung
- 22
- Armlehne
- 24
- erste Querachse
- 26
- zweite Querachse
- 28
- dritte Querachse
- 30
- Hebel
- 32
- Hebel
- 34
- Sitzträger
- 36
- Schwenkplatte
- 38
- Zughebel
- 40
- Anlenkung
- 42
- Ausnehmungen
- 44
- Querlöcher
- 46
- Druckfeder
- 48
- Aufnahme
- 50
- Querstange
- 52
- Druckfeder
- 54
- erste Anlenkung
- 56
- zweite Anlenkung
- 58
- Stellrad
1. Mehrfach verstellbarer, an die Körpergröße anpaßbarer Stuhl, insbesondere Drehstuhl,
bei dem die vom Sitz (14) unabhängige Rückenlehne (16) von zwei Tragarmen (18) gehalten
ist, die sich ausgehend von einer ersten Querachse (24) im Mechanikgehäuse 12 unterm
Sitz seitlich von diesem nach hinten oben erstrecken und längenveränderlich sowie
in unterschiedlichen Längen durch eine Arretiervorrichtung (20) feststellbar sind,
dadurch gekennzeichnet, daß die Tragarme (18) mit der Horizontalen in der Ruhestellung einen Winkel von mindestens
45°, vorzugsweise über 50° und zumindest näherungsweise 52° bilden,
daß die erste Querachse (24) als Schwenkachse für das untere Ende der Tragarme in
dem höhenverstellbaren Mechanikgehäuse vor dem Stuhlfuß (10) und in einem Abstand
von einem Drittel der Sitztiefe vom vorderen Sitzrand angeordnet ist,
daß der Sitz (14) an seinem vorderen Ende um eine zweite Querachse (26) schwenkbar
in dem Mechanikgehäuse (12) gelagert und von einer Feder (52) nach oben beaufschlagt
ist,
daß die Rückenlehne (16) über eine an den Tragarmen (18) angreifende Feder (46) nach
vorne beaufschlagt ist,
und daß die Synchronkopplung von Sitz (14) und Rückenlehne (16) in der vordersten
Stellung der Rückenlehne durch eine starre Abstützung (30, 32) des Sitzes (14) an
der Sitzschale (12) aufgehoben ist.
2. Stuhl nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der mit der Rückenlehne (16) verbundene Teil der teleskopisch längenveränderlichen
Tragarme (18) auch eine Armlehne (22) trägt.
3. Stuhl nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die an Rückenlehne (16) und Sitz (14) angreifenden Federn mechanische Federn
sind.
4. Stuhl nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die den Sitz (14) nach oben drückende Feder (52) an diesem in der Nachbarschaft
der ersten Querachse (24) angreift.
5. Stuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die starre Abstützung des Sitzes (14) in vorderster Stellung der Rückenlehne
(16) an der Sitzschale (12) über zwei Hebel (30, 32) erfolgt, die in einer dritten
Querachse (28) verbunden sind, an der überdies jeweils das untere Ende des Tragarms
(18) angreift.
6. Stuhl nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Angriff des unteren Ende der Tragarme (18) an der dritten Querachse über
einen Zughebel (38) erfolgt.
7. Stuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die die unteren Teile der Tragarme (18) jeweils eine Schwenkplatte (36) tragen,
die an einer Verlängerung der Tragarme über die erste Querachse (24) hinaus befestigt
ist.
8. Stuhl nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß die in etwa dreieckförmige Schwenkplatte (36) in ihrem unteren hinteren Ende
eine Anlenkung (40) für den Zughebel (38) und an ihrem oberen hinteren Ende eine Ausnehmung
(42) für eine Querstange (50) aufweist, an der eine die Rückenlehne beaufschlagende
Druckfeder (46) angreift, die zumindest nahezu achsparallel zum Stuhlfuß (10) in das
Mechanikgehäuse (12) eingestellt ist.
9. Stuhl nach einem der Ansprüche 6 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß der obere der beiden Abstützhebel (30) am Sitz (14) zumindest nahezu in der
Verlängerung der Achse des Stuhlfußes (10) angreift.
10. Stuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß der Sitz (14) in seiner starr abgestützten Stellung gegenüber der Horizontalen
um 3 bis 4 Grad nach vorne geneigt ist.