[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verstärkung von akustischen
Signalen für Hörbehinderte durch Transformation von für den Hörbehinderten nicht hörbaren
Signalen in den hörbaren Bereich.
[0002] Bei heute gebräuchlichen Hörgeräten werden die für den Hörbehinderten nicht hörbaren
Signale pauschal in den hörbaren Bereich transformiert, was zur Folge hat, dass auch
die als störend empfundenen Hintergrund- und Nebengeräusche verstärkt werden, und
zwar in einer Weise, die vom Hörbehinderten als äusserst störend und lästig empfunden
wird. Es ist zwar bekannt, gewisse Frequenzen durch wahlweise einschaltbare Filter
teilweise auszufiltern, trotzdem kann aber vielen hörbehinderten Personen mit den
kommerziell erhältlichen Hörgeräten oft nur schlecht oder gar nicht geholfen werden.
[0003] Dies liegt neben den schon genannten Mängeln auch an den noch mangelhaften Erkenntnissen
über die Funktionsweise des Gehörs, vor allem des geschädigten Gehörs, und am Mangel
an technischen Möglichkeiten, ein dem Restgehör einer Person entsprechendes Hörgerät
herzustellen.
[0004] Die Symptome eines teilweisen Hörverlusts sind vielfältig, es seien hier die folgenden
genannt: Verminderte Intensitätsauflösung, verminderte Frequenzselektivität, verminderte
Zeitauflösung, verminderte Störgeräuschtoleranz, und als schwerste Folge, die reduzierte
Sprachdiskriminationsfähigkeit.
[0005] Durch die Erfindung soll nun ein Verfahren angegeben werden, mit dessen Hilfe die
Funktionsfähigkeit von Hörgeräten ganz entscheidend verbessert werden kann.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss dadurch gelöst, dass die Transformation in den
hörbaren Bereich auf eine solche Weise erfolgt, dass die beim Hören empfundene Lautheit
bei normalhörenden und bei hörbehinderten Personen gleich ist.
[0007] Theoretische Untersuchungen und praktische Versuche haben ergeben, dass die subjektiv
empfundene Lautheit ein besonders gut geeignetes Kriterium für die Festlegung der
Verstärkungsfaktoren eines Hörgeräts ist. Da die Lautheit von der Frequenz und vom
Schallpegel abhängig ist, erfolgt also beim erfindungsgemässen Verfahren eine frequenz-
und intensitätsabhängige Verstärkung.
[0008] Die Erfindung betrifft weiter eine Vorrichtung zur Durchführung des genannten Verfahrens
mit einer Verstärkungsstufe zur Verstärkung der akustischen Signale. Die erfindungsgemässe
Vorrichtung ist gekennzeichnet durch eine Stufe zur Analyse der genannten Signale
und zur Bestimmung der Verstärkungsfaktoren der Verstärkungsstufe, in welcher anhand
eines Vergleichs von Messungen an normalhörenden und an hörbehinderten Personen eine
Berechnung des Hörverlusts für verschiedene Frequenzen in Abhängigkeit des Schallpegels
erfolgt.
[0009] Die Analysestufe dient also dazu, eine Funktion zu bestimmen, die für jeden Schallpegel
bei einer bestimmten Frequenz diejenige Verstärkung angibt, mit der ein Signal verstärkt
werden muss, damit die hörbehinderte Person die gleiche Lautheit empfindet wie normalhörende
Personen.
[0010] Im folgenden wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels und der Zeichnungen
näher erläutert; es zeigt:
- Fig. 1
- ein Diagramm einer gemessenen Lautheitsfunktion bei einer normalhörenden und bei einer
hörbehinderten Person,
- Fig. 2
- ein Diagramm der für einen bestimmten Ton erforderlichen Verstärkung, damit dieser
bei einer normalhörenden und bei einer hörbehinderten Person die gleiche Lautheit
hervorruft,
- Fig. 3
- ein Diagramm von Kurven gleicher Lautheit bei normalhörenden Personen,
- Fig. 4
- ein Diagramm von Kurven gleicher Lautheit bei einer hörbehinderten Person,
- Fig. 5
- ein Blockdiagramm der Signalverarbeitung,
- Fig. 6
- ein Blockdiagramm des Analyseteils der Signalverarbeitung von Fig. 5; und
- Fig. 7-13
- Diagramme zur Funktionserläuterung.
[0011] Wie schon erwähnt wurde, werden für den Hörbehinderten nicht hörbare Signale, insbesondere
Sprachinformationen, in der Weise in den hörbaren Bereich transformiert, dass die
empfundene Lautheit bei normalhörenden und bei hörbehinderten Personen die gleiche
ist. Für einfache Signale, wie Sinustöne oder schmalbandiges oder weisses Rauschen
ist die Bestimmung relativ einfach und entsprechende Methoden sind bekannt (E. Zwicker:
"Phsychoakustik", Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1982). Für komplexere
Signale, wie Sprache, ist die Lautheitsbestimmung schwieriger und vor allem mathematisch
aufwendig.
[0012] Zur Lautheitsbestimmung wird zuerst eine sogenannte Hörfeldskalierung durchgeführt
(J.B. Allen, J.L. Hall, P.S. Jeng: "Loudness growth in ½-octave bands (LGOB) - A procedure
for the assessment of loudness", J. Acoustic Society Am., 88/2: 745-753, 1990; R.H.
Margolis: "Magnitude estimation of loudness III: Performance of selected hearing aid
users", J. Speech and Hearing Res. 28: 411-420, 1985). Dies erfolgt durch Versuche
an einer normalhörenden und an der jeweiligen hörbehinderten Person.
[0013] Zuerst werden bei einer bestimmten Testfrequenz f
t die Hörschwelle und die Grenze der unbehaglichen Lautstärke gemessen und dann werden
der Versuchsperson kurze Töne mit zufällig wechselndem Schallpegel (dB SPL) innerhalb
der gemessenen Dynamik angeboten. Nach jedem Ton muss die Versuchsperson die Lautheit
auf einer kontinuierlichen Skala von "sehr leise" über "leise", "mittel", "laut" bis
"sehr laut" beurteilen. Diesen Attributen der Lautheitsempfindung werden gemäss Fig.
1 zur mathematischen Handhabung Werte zwischen 0 und 100 zugeordnet. Die Messungen
werden bei verschiedenen Frequenzen von 250 bis 5000 Hz durchgeführt. Die Skalierungen
weisen naturgemäss bei jeder Versuchsperson eine Streuung auf; in Fig. 1 sind jeweils
die Meridianwerte von 4 Skalierungen angegeben. Zu diesen gemittelten Messwerten wird
eine Regressfunktion bestimmt, welche eine gute Korrelation ergibt.
[0014] Für das Verfahren wurde eine Funktion der folgenden Form verwendet:
In dieser Formel bezeichnet L den Schallpegel (dB SPL) als Variable; SL
N(L,f) die skalierte Lautheit von normalhörenden Personen in Funktion von Schallpegel
und Frequenz und A
N(f), B
N(f) die Parameter der Regressfunktion für normalhörende Personen, wobei A und B frequenzabhängig
sind. Jede andere gut korrelierende Regressfunktion kann ebenfalls verwendet werden,
wobei sich dann die nachfolgenden Funktionen entsprechend der gewählten Funktion ändern.
[0015] Die gleiche Messungen werden auch mit hörbehinderten Personen durchgeführt und man
erhält die skalierte Lautheit SL
P (L,f) für die hörbehinderte Person:
Analog zu Formel (1) bezeichnen A
P(f) und B
P(f) die Parameter der Regressfunktion für hörbehinderte Personen. In Fig. 1 gibt die
linke, gestrichelte Kurve die skalierte Lautheit SL
N für normalhörende Personen und die rechte, voll ausgezogene Kurve die skalierte Lautheit
SL
P für eine hörbehinderte Person wieder, und zwar für eine Testfrequenz f
t von 3000 Hz. Die beiden Lautheitskurven weisen naturgemäss einen gegenseitigen Abstand
auf, der den Hörverlust HV der hörbehinderten Person gegenüber einer normalhörenden
angibt. Dieser Hörverlust ist von der Frequenz und vom Schallpegel abhängig; in Fig.
1 sind die Hörverlustwerte HV bei der Testfrequenz f
t = 3000 Hz für die beiden Schallpegelwerte 20dB und 60 dB eingetragen.
[0016] Der Hörverlust HV kann somit durch Vergleiche der Messungen von normalhörenden und
hörbehinderten Personen für jede Messfrequenz in Abhangigkeit des Schallpegels berechnet
werden.
[0017] Der Hörverlust HV ist im allgemeinen vom Schallpegel abhängig, so dass zur Kompensation
des Hörverlusts eine schallpegelabhängige Verstärkung (Kompression) nötig ist.
[0018] Die Formel für die Berechnung des Hörverlusts HV

liefert eine Funktion, welche für jeden Schallpegel L bei der Frequenz f die erforderliche
Verstärkung angibt, mit der ein sinusförmiges Signal verstärkt werden muss, damit
die hörbehinderte Person die gleiche Lautheit empfindet wie normalhörende Personen
(Fig. 2).
[0019] Die Fig. 3 und 4 zeigen die Ergebnisse der Lautheitsmessung von Fig. 1 in einer Frequenz-
Schallpegel-Darstellung, Fig. 3 für normalhörende Personen und Fig. 4 für eine hörbehinderte
Person. Die verschiedenen Kurven sind Kurven gleicher Lautheit ähnlich den sogenannten
Isophonen, wobei die Beschriftung der Kurven jedoch nicht Phon ist sondern der skalierten
Lautheit entspricht. Die Umrechung von der skalierten Lautheit in Phon wurde und wird
hier nicht durchgeführt. Entsprechend wird im weiteren der Ausdruck Isophone für Kurven
gleicher skalierter Lautheit verwendet.
[0020] Die Funktion gemäss Formel (3) wird nun zur Bestimmung einer frequenz- und intensitätsabhängigen
Verstärkung verwendet, um sowohl für sinusförmige als auch für komplexere Signale
bei normalhörenden und bei hörbehinderten Personen die gleiche Lautheitsempfindung
zu erzielen. Die Signalverarbeitung ist in den Fig. 5 und 6 dargestellt.
[0021] Gemäss Fig. 5 wird das Eingangssignal in einer Eingangsstufe 1 tiefpassgefiltert
und digitalisiert und anschliessend einer Blockbildungsstufe 2 zugeführt, in welcher
der Signalverlauf zusätzlich mit einem Hanning-Window gewichtet wird. Diese Blockbildung
ist erforderlich, um ein Spektrum zu erhalten, oder mit anderen Worten, um das Signal
aus dem Zeitbereich in den Frequenzbereich transformieren zu können. In der Blockbildungsstufe
2 wird das Signal wie erwähnt mit einer Fensterfunktion multipliziert. Das Hanning-Window
ist nun eine solche Fensterfunktion, und zwar eine kosinusförmige, die gegenüber einer
rechteckigen Fensterfunktion den Vorteil besitzt, dass das Spektrum praktisch nicht
verschmiert wird. In Fig. 7 ist ein Block der Länge T des Signals im Zeitbereich nach
der Multiplikation mit dem Hanning-Window dargestellt.
[0022] Das in Fig. 7 dargestellte Zeitsignal wird nun in einer Transformationsstufe 3 vom
Zeitbereich mit einer diskreten Fouriertransformation (DFT, FFT) in den Frequenzbereich
transformiert und aus dem dabei entstehenden Kurzzeitspektrum wird in einem Analyseblock
4 eine Schätzung der Lautheit errechnet. Die Real- und Imaginärteile des durch die
Fouriertransformation erhaltenen Spektrums sind mit Re
1...n beziehungsweise Im
1...n bezeichnet. Dabei gibt n die Anzahl der Frequenzlinien im Frequenzbereich an. Die
Grösse von n ist durch die gewählte Fouriertransformation bestimmt; bei dem hier beschriebenen
Ausführungsbeispiel wurde n = 64 gewählt.
[0023] Im Analyseblock 4, welcher in Fig. 6 im Detail dargestellt ist, wird das Amplitudenspektrum
des Eingangssignals durch das Amplitudenspektrum eines reinen Sinustons ersetzt. Frequenz
und Amplitude dieses Sinustons werden so berechnet, dass die Lautheit des Sinustons
der Lautheit des Eingangssignals entspricht. Die Frequenz wird berechnet als "Schwerpunkt"
des Energiespektrums. Der Lautheitsbildung des Gehörs wird Rechnung getragen durch
Umwandlung der Frequenz f in die Tonheit z in Bark (E. Zwicker: "Psychoakustik", Springer
Verlag Berlin, Heidelberg, New York; 1982) nach folgender Formel (f in Kilohertz):

Für die Tonheit z
s des spektralen "Schwerpunkts" gilt:

und für die Energie E
i pro Tonheit

wobei

und

mit i=1...n. Die Indices mo und mu sind Ober- und Untergrenzen von Spektralbändern
oder Frequenzgruppen. Formel 6 berechnet also die in eine Frequenzgruppe gehörende
Energie; Fig. 8 illustriert Formel (6). Als Näherung für die Berechnung nach Formel
(6) gilt, dass die Frequenzgruppenbandbreite 20% der Mittenfrequenz (nach dem schon
zitierten Buch von E. Zwicker) beträgt. Aus Formel (5) erhält man den "Schwerpunkt"
in Bark und mit Formel (4) erfolgt die Umrechung in die Frequenz f
s des spektralen "Schwerpunkts" in kHz (iterative Berechnung).
[0024] Die Energie E
s , die der Sinuston bei der Frequenz f
s haben muss (E
s = Energie des äquivalenten Sinustons bei der Frequenz des spektralen "Schwerpunkts"),
ist eine Funktion der Gesamtenergie E
tot (E
tot = Gesamtenergie im Frequenzbereich) im Kurzzeitspektrum des Eingangssignals.

Die Funktion F in Formel (7) ist abhängig von den spektralen Eigenschaften des Eingangssignals,
wobei für sinusförmige Signale natürlich gilt:
Diese Formel ist auch für Sprachsignale brauchbar. Für gleichmässig anregendes Rauschen
findet man eine Messung in dem schon zitierten Buch von E. Zwicker.
[0025] Aus der Energie E
s des äquivalenten Sinustons wird nun der Schallpegel L
s des äquivalenten Sinutons bestimmt:
Alle diese Berechnungen erfolgen in einer Lautheitsschätzungsstufe 5, an deren Ausgang
die Frequenz f
s des spektralen "Schwerpunkts" und der Schallpegel L
s des äquivalenten Sinustons erhältlich sind. Mit den Angaben f
s und L
s ist es nun möglich, mit Hilfe der anhand von Fig. 1 beschriebenen Messungen mit normalhörenden
Personen, in einer Stufe die zugehörigen Isophone R
1...n (Kurven gleicher Lautheit) zu berechnen. Dazu wird L
s in Formel (1) eingesetzt, wodurch man die skalierte Lautheit SL(L
s, f
s) erhält. Um R
1...n zu erhalten, löst man Formel (1) nach L auf und setzt die berechnete skalierte Lautheit
und die entsprechende Frequenz ein.
[0026] Für den Zusammenhang zwischen den effektiven Schallpegelwerten, die bei der Messung
verwendet werden, und den Zahlenwerten im Frequenzbereich gilt folgende Ueberlegung:
Ein sinusförmiges Signal am Eingang des Systems muss entsprechend der Funktion des
Hörverlusts nach Formel (3) verstärkt werden. Im Frequenzbereich sind die Zahlen nun
so normiert, dass der aus der Gesamtenergie E
tot berechnete Schallpegel L
s für ein sinusförmiges Signal gerade dem Schallpegel L
tot entspricht. Daher kann die Formel (10) auch auf folgende Weise angeschrieben werden:
Die Formel (11) stellt also den Zusammenhang zwischen den Messungen einerseits und
den im Frequenzbereich benutzten Zahlenwerten andererseits her.
[0027] Wie Fig. 6 weiter zu entnehmen ist, wird parallel zur Bestimmung der Isophone die
in der spektralen Energieverteilung steckende Information berechnet. Letzteres erfolgt
durch eine starke Glättung des in einer Stufe 7 berechneten logarithmischen Amplitudenspektrums
in einer Glättungsstufe 8. Dabei interessiert nur die grobe Verteilung der Energie,
also die Frage, ob es sich um ein flaches, ansteigendes oder abfallendes Spektrum
handelt. Bei dieser Glättung werden die Amplituden A
i des logarithmischen Amplitudenspektrums durch den Mittelwert der benachbarten Amplituden
A
i-m bis A
i+m ersetzt.
[0028] Für das geglättete logarithmische Amplitudenspektrum A

gilt folgende Formel

mit

Dabei wird m so gewählt, dass die Formantstruktur des Spektrums nicht mehr erkennbar
ist (bei n=64 ist für m ein Wert zwischen 20 und 40 sinnvoll).
[0029] Das geglättete Spektrum A

wird nun in einer Korrekturstufe 9 um eine Konstante ΔK korrigiert, und zwar gemäss
Fig. 9 derart, dass die Amplitude bei der Frequenz f
s des Schwerpunkts gerade die gleiche Energie hat wie die berechnete Energie E
s des Schwerpunkts. Für die Korrekturkonstante ΔK und für das korrigierte geglättete
logische Amplitudenspektrum S
i gelten folgende Formeln:

Gemäss Fig. 6 stehen für die weitere Bearbeitung zwei Funktionen zur Verfügung, und
zwar einerseits die Isopone R
1...n und andererseits das um ΔK korrigierte stark geglättete Spektrum S
1...n . Beide Funktionen, die gemäss Fig. 9 bei der Frequenz f
s des Schwerpunkts den gleichen Wert haben, werden einer Stufe 10 zugeführt, in welcher
eine individuelle Anpassung an die hörbehinderte Person erfolgt. Durch Versuche mit
der hörbehinderten Person wird eine Konstante ermittelt, mit welcher der Einfluss
von R
1...n und S
1...n auf die nachfolgende Verstärkungsberechnung bestimmt werden kann.
[0030] Für die äquivalenten Schallpegel L
i zur Steuerung der Verstärkung gilt:
Die Bestimmung der Verstärkungsfaktoren in einer Stufe 11 erfolgt mit Hilfe der Funktion
(3).
[0031] Zur Erhöhung des Schallpegels eines sinusförmigen Signals um 1dB muss E
tot im Frequenzbereich um 1dB erhöht werden. Dies erreicht man durch Multiplikation des
Spektrums (Real- und Imaginärteile) mit

so dass sich die Verstärkungsfaktoren direkt aus der Formel (3) in dB ergeben (0dB
= Verstärkung 1). Nach der Umrechnung in lineare Faktoren wird das Eingangsspektrum
mit diesen Faktoren G multipliziert, was in einer Modifikationsstufe 12 (Fig. 5) erfolgt.
Es werden Real- und Imaginärteil je mit dem gleichen Faktor multipliziert, so dass
nur das Amplitudenspektrum verändert wird, das Phasenspektrum aber gleich bleibt.
[0032] Fig. 10 zeigt die Verstärkungsfaktoren für die beiden Grenzwerten α=0 und α=1. Wird
α=0 gewählt, dann wird L
i=R
i . Damit erreicht man, da R eine Isophone ist, dass die Verstärkungsfaktoren G
i so festgelegt werden, dass die in dB angegebenen Differenzen des geglätteten logarithmischen
Eingangsamplitudenspektrums A

und der Isophone R
i gleich gross sind wie die Differenzen des modifizierten Eingangsspektrums und der
entsprechenden Isophone der hörbehinderten Person. (Die Berechnung des modifizierten
Amplitudenspektrums ist für die Verarbeitung nicht nötig und wird auch nicht durchgeführt;
sie dient hier lediglich der Illustration). Mit dieser Wahl von α wird sichergestellt,
dass diejenigen Anteile des Signals, welche am meisten zur Lautheitsbildung beitragen,
richtig, oder mit anderen Worten, so verstärkt werden, dass die hörbehinderte Person
den gleichen Lautheitseindruck hat wie eine normalhörende Person.
[0033] Wird α=1 gewählt, dann wird L
i=S
i. Dadurch werden diejenigen Signalanteile verstärkt, welche zur Bildung der Lautheit
nur wenig beitragen, und zwar soweit, dass sie für den Hörbehinderten hörbar werden,
aber nicht zu einer wesentlichen Erhöhung der Lautheit führen. Letzteres lässt sich
den Fig. 11 und 12 entnehmen, von denen Fig. 11 ein Originalspektrum mit Isophonen
normalhörender Personen und Fig. 12 ein modifiziertes Sepktrum mit Isophonen einer
hörbehinderten Person zeigt. Mit α kann eingestellt werden, wie stark diejenigen spektralen
Anteile verstärkt werden sollen, die weit entfernt von der Schwerpunktfrequenz liegen.
[0034] Das in der Funktionsstufe 12 modifizierte Spektrum wird nun in einem Funktionsblock
13 mit einer inversen Fouriertransformation in den Zeitbereich zurücktransformiert.
Fig. 13 zeigt das Zeitsignal nach der Verarbeitung. Die verarbeiteten Blöcke gemäss
Fig. 13 werden in einer Rekonstruktionsstufe 14 überlappend addiert. Die Signalverarbeitung
erfolgt nach dem Overlap-Add-Algorithmus von Allen (J.B. Allen: "Short Term Spectral
Analysis, Synthesis and Modification by Discrete Fourier Transform", IEEE Trans. Acoust.,
Speech, Signal Processing, Vol. ASSP-25, 235-238, 1977), wodurch man wieder ein kontinuierliches
Zeitsignal erhält. Letzteres wird in einer Ausgangsstufe 15 über einen D/A-Wandler
und Tiefpassfilter in ein akustisches Signal umgewandelt, welches an das Trommelfell
der hörbehinderten Person geführt ist und somit das Eingangssignal für deren Ohr bildet.
1. Verfahren zur Verstärkung von akustischen Signalen für Hörbehinderte durch Transformation
von für den Hörbehinderten nicht hörbaren Signalen in den hörbaren Bereich, dadurch
gekennzeichnet, dass die Transformation in den hörbaren Bereich auf eine solche Weise
erfolgt, dass die beim Hören empfundene Lautheit (L) bei normalhörenden und hörbehinderten
Personen gleich ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Lautheit bei normalhörenden
Personen und der hörbehinderten Person gemessen und daraus der Hörverlust (HV) bestimmt
wird, und dass dieser Hörverlust zur Bestimmung der notwendigen Verstärkung verwendet
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Messung der Lautheit mittels
einer Lautheitsskalierung mit Schmalbandsignalen erfolgt, wobei der Versuchsperson
bei verschiedenen Testfrequenzen (ft) kurze Töne mit wechselndem Schallpegel (L) angeboten und von dieser nach ihrer Lautheit
beurteilt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass zu den skalierten Messwerten
eine Regressfunktion (SLN, SLP) für die skalierte Lautheit mit guten Korrelationseigenschaften bestimmt wird, und
dass deren Parameter für die Bestimmung des Hörverlusts (HV) in Funktion des Schallpegels
(L) und der Frequenz (f) verwendet werden.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das akustische Signal digitalisiert
und blockweise vom Zeitbereich in den Frequenzbereich transformiert wird, und dass
aus dem dadurch entstehenden Kurzzeitspektrum eine Schätzung der Lautheit erfolgt.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass zur Lautheitsschätzung ein
äquivalentes Spektrum berechnet wird, welches aus einer Frequenzlinie (fs) mit einer entsprechenden Energie (Es) besteht, und aus dieser die Energie des äquivalenten Tons bei der genannten Frequenz
darstellenden Amplitude der Schallpegel (Ls ) berechnet wird, wobei letzterer dem Zehnfachen des Zehnerlogarithmus der genannten
Energie entspricht.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die genannte Frequenz (fs) als Schwerpunkt eines Energiespektums berechnet wird, dessen Bandbreite einige,
vorzugsweise 10 bis 25%, der Mittenfrequenz dieses Spektrums beträgt.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass aus dem Frequenzwert
(fs) und aus dem entsprechenden Schallpegel (Ls) die dazugehörige Isophone (Ri) berechnet, und dass die in der spektralen Energieverteilung des Amplitudenspektrums
des Kurzzeitspektrums enthaltene Information bestimmt wird, wobei letzteres durch
eine Glättung des Amplitudenspektrums erfolgt, und dass die Isophone und die genannte
Information zur Steuerung der Verstärkungsfaktoren verwendet werden.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass das geglättete Spektrum um
eine Konstante (ΔK) so korrigiert wird, dass die Amplitude bei der Frequenz (fs ) des Schwerpunkts die gleiche Energie hat wie dessen berechnete Energie (Es), und dass das so korrigierte geglättete Spektrum (Si) zusammen mit der Isophone (Ri) zur Steuerung der Verstärkungsfaktoren verwendet wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass durch Versuche mit der hörbehinderten
Person ein individuell einstellbarer Faktor (α) mit einem Wert zwischen null und eins
ermittelt und zur Steuerung des Einflusses der Isophone (Ri) und des korrigierten, geglätteten Spektrums (Si) auf die Verstärkungsfaktoren verwendet wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, daduch gekennzeichnet, dass im Frequenzbereich das Amplitudenspektrum
des Kurzzeitspektrums muliplikativ mit den Verstärkungsfaktoren (Gi) verändert wird, und dass dabei das Phasenspektrum erhalten bleibt.
12. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, mit einer Verstärkungsstufe
zur Verstärkung der akustischen Signale, gekennzeichnet durch eine Stufe (4) zur Analyse
der genannten Signale und zur Bestimmung der Verstärkungsfaktoren (Gi ) der Verstärkungsstufe, in welcher anhand eines Vergleichs von Messungen an normalhörenden
und an hörbehinderten Personen eine Berechnung des Hörverlust (HV) für verschiedene
Frequenzen (f) in Abhängigkeit des Schallpegels (L) erfolgt.
13. Vorrichtung nach Anspruch 12, gekennzeichnet durch eine Eingangsstufe (1) für die
akustischen Signale, in welcher eine Filterung und eine Digitalisierung der Signale
erfolgt.
14. Vorrichtung nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass der Eingangsstufe (1) eine
Blockbildungsstufe (2) zur Multiplikation des digitalisierten Signals mit einer Fensterfunktion,
vorzugsweise mit einem sogenannten Hanning-Window, nachgeschaltet ist.
15. Vorrichtung nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass der Blockbildungsstufe
(2) eine Transformationsstufe (3) zur Transformation des Ausgangssignals der Blockbildungsstufe
vom Zeit- in den Frequenzbereich nachgeschaltet ist, und dass die Ausgangssignale
der Transformationsstufe der Analysestufe (4) zugeführt sind.
16. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 12 bis 15, dadurch gekennzeichnet, dass die Analysestufe
(4) eine Funktionsstufe (5) zur Lautheitsschätzung aufweist, durch welche die Berechnung
eines äquivalenten, aus einer Frequenzlinie einer bestimmten Frequenz (fs) und einer bestimmten Energie (Es) bestehenden Spektrums erfolgt.
17. Vorrichtung nach Anspruch 16, gekennzeichnet durch eine Funktionsstufe (7, 8) zur
Berechnung des Amplitudenspektrums (A
i) des Kurzzeitspektrums des Eingangssignals der Analysestufe (4) und zu dessen Glättung,
und durch Mittel (9) zur Korrektur des geglätteten Amplitudenspektrums (A

) mit einer Konstanten (ΔK), wobei diese Korrektur so erfolgt, dass die Amplitude
bei der Frequenz (f
s) der genannten Frequenzlinie die gleiche Energie aufweist wie deren berechnete Amplitude
(E
s), welche die Energie eines äquivalenten Tons bei der genannten Frequenz darstellt.
18. Vorrichtung nach Anspruch 17, dadurch gekennzeichnet, dass in der Stufe (5) zur Lautheitsschätzung
aus der die Energie (Es) des äquivalenten Tons bei der genannten Frequenz (fs) darstellenden Amplitude eine Berechnung des Schallpegels (Ls) erfolgt, und dass eine Funktionsstufe (6) zur Berechnung der Isophone (Ri) aus dem Schallpegel und der genannten Frequenz vorgesehen ist.
19. Vorrichtung nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, dass die Isophone (Ri) und das korrigierte, geglättete Amplitudenspektrum (Si) einer gemeinsamen Stufe (11) zur Bestimmung der Verstärkungsfaktoren (Gi) zugeführt sind.
20. Vorrichtung nach Anspruch 19, dadurch gekennzeichnet, dass der Einfluss der Isophone
(Ri) und des korrigierten, geglätteten Amplitudenspektrums (Si) auf die Verstärkungsfaktoren (Gi) durch einen anhand von Versuchen mit der hörbehinderten Person individuell einstellbaren
Faktor (α) gesteuert ist.