(19)
(11) EP 0 535 425 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
07.04.1993  Patentblatt  1993/14

(21) Anmeldenummer: 92115626.1

(22) Anmeldetag:  12.09.1992
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5H04R 25/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT CH DE DK FR GB IT LI SE

(30) Priorität: 03.10.1991 CH 2923/91

(71) Anmelder: ASCOM AUDIOSYS AG
CH-3175 Flamatt (CH)

(72) Erfinder:
  • Fröhlich, Thomas
    CH-5400 Baden (CH)
  • Dillier, Norbert, Dr.
    CH-8006 Zürich (CH)

(74) Vertreter: Troesch Scheidegger Werner AG 
Patentanwälte, Siewerdtstrasse 95, Postfach
8050 Zürich
8050 Zürich (CH)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zur Verstärkung von akustischen Signalen für Hörbehinderte, sowie Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens


    (57) Die Verst{rkung der akustischen Signale erfolgt durch Transformation von f}r den Hωrbehinderten nicht hωrbaren Signalen in den hωrbaren Bereich, und zwar auf eine solche Weise, dass die beim Hωren empfundene Lautheit bei normalhωrenden und bei hωrbehinderten Personen gleich ist.
    Die Vorrichtung enth{lt einen Analyseteil mit einer Stufe (5) zur Lautheitssch{tzung, mit einer Stufe (10) zur individuellen Anpassung an eine hωrbehinderte Person und mit einer Stufe (11) zur Bestimmung der Verst{rkungsfaktoren (G1...n).




    Beschreibung


    [0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verstärkung von akustischen Signalen für Hörbehinderte durch Transformation von für den Hörbehinderten nicht hörbaren Signalen in den hörbaren Bereich.

    [0002] Bei heute gebräuchlichen Hörgeräten werden die für den Hörbehinderten nicht hörbaren Signale pauschal in den hörbaren Bereich transformiert, was zur Folge hat, dass auch die als störend empfundenen Hintergrund- und Nebengeräusche verstärkt werden, und zwar in einer Weise, die vom Hörbehinderten als äusserst störend und lästig empfunden wird. Es ist zwar bekannt, gewisse Frequenzen durch wahlweise einschaltbare Filter teilweise auszufiltern, trotzdem kann aber vielen hörbehinderten Personen mit den kommerziell erhältlichen Hörgeräten oft nur schlecht oder gar nicht geholfen werden.

    [0003] Dies liegt neben den schon genannten Mängeln auch an den noch mangelhaften Erkenntnissen über die Funktionsweise des Gehörs, vor allem des geschädigten Gehörs, und am Mangel an technischen Möglichkeiten, ein dem Restgehör einer Person entsprechendes Hörgerät herzustellen.

    [0004] Die Symptome eines teilweisen Hörverlusts sind vielfältig, es seien hier die folgenden genannt: Verminderte Intensitätsauflösung, verminderte Frequenzselektivität, verminderte Zeitauflösung, verminderte Störgeräuschtoleranz, und als schwerste Folge, die reduzierte Sprachdiskriminationsfähigkeit.

    [0005] Durch die Erfindung soll nun ein Verfahren angegeben werden, mit dessen Hilfe die Funktionsfähigkeit von Hörgeräten ganz entscheidend verbessert werden kann.

    [0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss dadurch gelöst, dass die Transformation in den hörbaren Bereich auf eine solche Weise erfolgt, dass die beim Hören empfundene Lautheit bei normalhörenden und bei hörbehinderten Personen gleich ist.

    [0007] Theoretische Untersuchungen und praktische Versuche haben ergeben, dass die subjektiv empfundene Lautheit ein besonders gut geeignetes Kriterium für die Festlegung der Verstärkungsfaktoren eines Hörgeräts ist. Da die Lautheit von der Frequenz und vom Schallpegel abhängig ist, erfolgt also beim erfindungsgemässen Verfahren eine frequenz- und intensitätsabhängige Verstärkung.

    [0008] Die Erfindung betrifft weiter eine Vorrichtung zur Durchführung des genannten Verfahrens mit einer Verstärkungsstufe zur Verstärkung der akustischen Signale. Die erfindungsgemässe Vorrichtung ist gekennzeichnet durch eine Stufe zur Analyse der genannten Signale und zur Bestimmung der Verstärkungsfaktoren der Verstärkungsstufe, in welcher anhand eines Vergleichs von Messungen an normalhörenden und an hörbehinderten Personen eine Berechnung des Hörverlusts für verschiedene Frequenzen in Abhängigkeit des Schallpegels erfolgt.

    [0009] Die Analysestufe dient also dazu, eine Funktion zu bestimmen, die für jeden Schallpegel bei einer bestimmten Frequenz diejenige Verstärkung angibt, mit der ein Signal verstärkt werden muss, damit die hörbehinderte Person die gleiche Lautheit empfindet wie normalhörende Personen.

    [0010] Im folgenden wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels und der Zeichnungen näher erläutert; es zeigt:
    Fig. 1
    ein Diagramm einer gemessenen Lautheitsfunktion bei einer normalhörenden und bei einer hörbehinderten Person,
    Fig. 2
    ein Diagramm der für einen bestimmten Ton erforderlichen Verstärkung, damit dieser bei einer normalhörenden und bei einer hörbehinderten Person die gleiche Lautheit hervorruft,
    Fig. 3
    ein Diagramm von Kurven gleicher Lautheit bei normalhörenden Personen,
    Fig. 4
    ein Diagramm von Kurven gleicher Lautheit bei einer hörbehinderten Person,
    Fig. 5
    ein Blockdiagramm der Signalverarbeitung,
    Fig. 6
    ein Blockdiagramm des Analyseteils der Signalverarbeitung von Fig. 5; und
    Fig. 7-13
    Diagramme zur Funktionserläuterung.


    [0011] Wie schon erwähnt wurde, werden für den Hörbehinderten nicht hörbare Signale, insbesondere Sprachinformationen, in der Weise in den hörbaren Bereich transformiert, dass die empfundene Lautheit bei normalhörenden und bei hörbehinderten Personen die gleiche ist. Für einfache Signale, wie Sinustöne oder schmalbandiges oder weisses Rauschen ist die Bestimmung relativ einfach und entsprechende Methoden sind bekannt (E. Zwicker: "Phsychoakustik", Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 1982). Für komplexere Signale, wie Sprache, ist die Lautheitsbestimmung schwieriger und vor allem mathematisch aufwendig.

    [0012] Zur Lautheitsbestimmung wird zuerst eine sogenannte Hörfeldskalierung durchgeführt (J.B. Allen, J.L. Hall, P.S. Jeng: "Loudness growth in ½-octave bands (LGOB) - A procedure for the assessment of loudness", J. Acoustic Society Am., 88/2: 745-753, 1990; R.H. Margolis: "Magnitude estimation of loudness III: Performance of selected hearing aid users", J. Speech and Hearing Res. 28: 411-420, 1985). Dies erfolgt durch Versuche an einer normalhörenden und an der jeweiligen hörbehinderten Person.

    [0013] Zuerst werden bei einer bestimmten Testfrequenz ft die Hörschwelle und die Grenze der unbehaglichen Lautstärke gemessen und dann werden der Versuchsperson kurze Töne mit zufällig wechselndem Schallpegel (dB SPL) innerhalb der gemessenen Dynamik angeboten. Nach jedem Ton muss die Versuchsperson die Lautheit auf einer kontinuierlichen Skala von "sehr leise" über "leise", "mittel", "laut" bis "sehr laut" beurteilen. Diesen Attributen der Lautheitsempfindung werden gemäss Fig. 1 zur mathematischen Handhabung Werte zwischen 0 und 100 zugeordnet. Die Messungen werden bei verschiedenen Frequenzen von 250 bis 5000 Hz durchgeführt. Die Skalierungen weisen naturgemäss bei jeder Versuchsperson eine Streuung auf; in Fig. 1 sind jeweils die Meridianwerte von 4 Skalierungen angegeben. Zu diesen gemittelten Messwerten wird eine Regressfunktion bestimmt, welche eine gute Korrelation ergibt.

    [0014] Für das Verfahren wurde eine Funktion der folgenden Form verwendet:





    In dieser Formel bezeichnet L den Schallpegel (dB SPL) als Variable; SLN(L,f) die skalierte Lautheit von normalhörenden Personen in Funktion von Schallpegel und Frequenz und AN(f), BN(f) die Parameter der Regressfunktion für normalhörende Personen, wobei A und B frequenzabhängig sind. Jede andere gut korrelierende Regressfunktion kann ebenfalls verwendet werden, wobei sich dann die nachfolgenden Funktionen entsprechend der gewählten Funktion ändern.

    [0015] Die gleiche Messungen werden auch mit hörbehinderten Personen durchgeführt und man erhält die skalierte Lautheit SLP (L,f) für die hörbehinderte Person:





    Analog zu Formel (1) bezeichnen AP(f) und BP(f) die Parameter der Regressfunktion für hörbehinderte Personen. In Fig. 1 gibt die linke, gestrichelte Kurve die skalierte Lautheit SLN für normalhörende Personen und die rechte, voll ausgezogene Kurve die skalierte Lautheit SLP für eine hörbehinderte Person wieder, und zwar für eine Testfrequenz ft von 3000 Hz. Die beiden Lautheitskurven weisen naturgemäss einen gegenseitigen Abstand auf, der den Hörverlust HV der hörbehinderten Person gegenüber einer normalhörenden angibt. Dieser Hörverlust ist von der Frequenz und vom Schallpegel abhängig; in Fig. 1 sind die Hörverlustwerte HV bei der Testfrequenz ft = 3000 Hz für die beiden Schallpegelwerte 20dB und 60 dB eingetragen.

    [0016] Der Hörverlust HV kann somit durch Vergleiche der Messungen von normalhörenden und hörbehinderten Personen für jede Messfrequenz in Abhangigkeit des Schallpegels berechnet werden.

    [0017] Der Hörverlust HV ist im allgemeinen vom Schallpegel abhängig, so dass zur Kompensation des Hörverlusts eine schallpegelabhängige Verstärkung (Kompression) nötig ist.

    [0018] Die Formel für die Berechnung des Hörverlusts HV


    liefert eine Funktion, welche für jeden Schallpegel L bei der Frequenz f die erforderliche Verstärkung angibt, mit der ein sinusförmiges Signal verstärkt werden muss, damit die hörbehinderte Person die gleiche Lautheit empfindet wie normalhörende Personen (Fig. 2).

    [0019] Die Fig. 3 und 4 zeigen die Ergebnisse der Lautheitsmessung von Fig. 1 in einer Frequenz- Schallpegel-Darstellung, Fig. 3 für normalhörende Personen und Fig. 4 für eine hörbehinderte Person. Die verschiedenen Kurven sind Kurven gleicher Lautheit ähnlich den sogenannten Isophonen, wobei die Beschriftung der Kurven jedoch nicht Phon ist sondern der skalierten Lautheit entspricht. Die Umrechung von der skalierten Lautheit in Phon wurde und wird hier nicht durchgeführt. Entsprechend wird im weiteren der Ausdruck Isophone für Kurven gleicher skalierter Lautheit verwendet.

    [0020] Die Funktion gemäss Formel (3) wird nun zur Bestimmung einer frequenz- und intensitätsabhängigen Verstärkung verwendet, um sowohl für sinusförmige als auch für komplexere Signale bei normalhörenden und bei hörbehinderten Personen die gleiche Lautheitsempfindung zu erzielen. Die Signalverarbeitung ist in den Fig. 5 und 6 dargestellt.

    [0021] Gemäss Fig. 5 wird das Eingangssignal in einer Eingangsstufe 1 tiefpassgefiltert und digitalisiert und anschliessend einer Blockbildungsstufe 2 zugeführt, in welcher der Signalverlauf zusätzlich mit einem Hanning-Window gewichtet wird. Diese Blockbildung ist erforderlich, um ein Spektrum zu erhalten, oder mit anderen Worten, um das Signal aus dem Zeitbereich in den Frequenzbereich transformieren zu können. In der Blockbildungsstufe 2 wird das Signal wie erwähnt mit einer Fensterfunktion multipliziert. Das Hanning-Window ist nun eine solche Fensterfunktion, und zwar eine kosinusförmige, die gegenüber einer rechteckigen Fensterfunktion den Vorteil besitzt, dass das Spektrum praktisch nicht verschmiert wird. In Fig. 7 ist ein Block der Länge T des Signals im Zeitbereich nach der Multiplikation mit dem Hanning-Window dargestellt.

    [0022] Das in Fig. 7 dargestellte Zeitsignal wird nun in einer Transformationsstufe 3 vom Zeitbereich mit einer diskreten Fouriertransformation (DFT, FFT) in den Frequenzbereich transformiert und aus dem dabei entstehenden Kurzzeitspektrum wird in einem Analyseblock 4 eine Schätzung der Lautheit errechnet. Die Real- und Imaginärteile des durch die Fouriertransformation erhaltenen Spektrums sind mit Re1...n beziehungsweise Im1...n bezeichnet. Dabei gibt n die Anzahl der Frequenzlinien im Frequenzbereich an. Die Grösse von n ist durch die gewählte Fouriertransformation bestimmt; bei dem hier beschriebenen Ausführungsbeispiel wurde n = 64 gewählt.

    [0023] Im Analyseblock 4, welcher in Fig. 6 im Detail dargestellt ist, wird das Amplitudenspektrum des Eingangssignals durch das Amplitudenspektrum eines reinen Sinustons ersetzt. Frequenz und Amplitude dieses Sinustons werden so berechnet, dass die Lautheit des Sinustons der Lautheit des Eingangssignals entspricht. Die Frequenz wird berechnet als "Schwerpunkt" des Energiespektrums. Der Lautheitsbildung des Gehörs wird Rechnung getragen durch Umwandlung der Frequenz f in die Tonheit z in Bark (E. Zwicker: "Psychoakustik", Springer Verlag Berlin, Heidelberg, New York; 1982) nach folgender Formel (f in Kilohertz):


    Für die Tonheit zs des spektralen "Schwerpunkts" gilt:


    und für die Energie Ei pro Tonheit


    wobei


    und


    mit i=1...n. Die Indices mo und mu sind Ober- und Untergrenzen von Spektralbändern oder Frequenzgruppen. Formel 6 berechnet also die in eine Frequenzgruppe gehörende Energie; Fig. 8 illustriert Formel (6). Als Näherung für die Berechnung nach Formel (6) gilt, dass die Frequenzgruppenbandbreite 20% der Mittenfrequenz (nach dem schon zitierten Buch von E. Zwicker) beträgt. Aus Formel (5) erhält man den "Schwerpunkt" in Bark und mit Formel (4) erfolgt die Umrechung in die Frequenz fs des spektralen "Schwerpunkts" in kHz (iterative Berechnung).

    [0024] Die Energie Es , die der Sinuston bei der Frequenz fs haben muss (Es = Energie des äquivalenten Sinustons bei der Frequenz des spektralen "Schwerpunkts"), ist eine Funktion der Gesamtenergie Etot (Etot = Gesamtenergie im Frequenzbereich) im Kurzzeitspektrum des Eingangssignals.








    Die Funktion F in Formel (7) ist abhängig von den spektralen Eigenschaften des Eingangssignals, wobei für sinusförmige Signale natürlich gilt:





    Diese Formel ist auch für Sprachsignale brauchbar. Für gleichmässig anregendes Rauschen findet man eine Messung in dem schon zitierten Buch von E. Zwicker.

    [0025] Aus der Energie Es des äquivalenten Sinustons wird nun der Schallpegel Ls des äquivalenten Sinutons bestimmt:





    Alle diese Berechnungen erfolgen in einer Lautheitsschätzungsstufe 5, an deren Ausgang die Frequenz fs des spektralen "Schwerpunkts" und der Schallpegel Ls des äquivalenten Sinustons erhältlich sind. Mit den Angaben fs und Ls ist es nun möglich, mit Hilfe der anhand von Fig. 1 beschriebenen Messungen mit normalhörenden Personen, in einer Stufe die zugehörigen Isophone R1...n (Kurven gleicher Lautheit) zu berechnen. Dazu wird Ls in Formel (1) eingesetzt, wodurch man die skalierte Lautheit SL(Ls, fs) erhält. Um R1...n zu erhalten, löst man Formel (1) nach L auf und setzt die berechnete skalierte Lautheit und die entsprechende Frequenz ein.

    [0026] Für den Zusammenhang zwischen den effektiven Schallpegelwerten, die bei der Messung verwendet werden, und den Zahlenwerten im Frequenzbereich gilt folgende Ueberlegung: Ein sinusförmiges Signal am Eingang des Systems muss entsprechend der Funktion des Hörverlusts nach Formel (3) verstärkt werden. Im Frequenzbereich sind die Zahlen nun so normiert, dass der aus der Gesamtenergie Etot berechnete Schallpegel Ls für ein sinusförmiges Signal gerade dem Schallpegel Ltot entspricht. Daher kann die Formel (10) auch auf folgende Weise angeschrieben werden:





    Die Formel (11) stellt also den Zusammenhang zwischen den Messungen einerseits und den im Frequenzbereich benutzten Zahlenwerten andererseits her.

    [0027] Wie Fig. 6 weiter zu entnehmen ist, wird parallel zur Bestimmung der Isophone die in der spektralen Energieverteilung steckende Information berechnet. Letzteres erfolgt durch eine starke Glättung des in einer Stufe 7 berechneten logarithmischen Amplitudenspektrums in einer Glättungsstufe 8. Dabei interessiert nur die grobe Verteilung der Energie, also die Frage, ob es sich um ein flaches, ansteigendes oder abfallendes Spektrum handelt. Bei dieser Glättung werden die Amplituden Ai des logarithmischen Amplitudenspektrums durch den Mittelwert der benachbarten Amplituden Ai-m bis Ai+m ersetzt.

    [0028] Für das geglättete logarithmische Amplitudenspektrum A

    gilt folgende Formel


    mit


    Dabei wird m so gewählt, dass die Formantstruktur des Spektrums nicht mehr erkennbar ist (bei n=64 ist für m ein Wert zwischen 20 und 40 sinnvoll).

    [0029] Das geglättete Spektrum A

    wird nun in einer Korrekturstufe 9 um eine Konstante ΔK korrigiert, und zwar gemäss Fig. 9 derart, dass die Amplitude bei der Frequenz fs des Schwerpunkts gerade die gleiche Energie hat wie die berechnete Energie Es des Schwerpunkts. Für die Korrekturkonstante ΔK und für das korrigierte geglättete logische Amplitudenspektrum Si gelten folgende Formeln:


    Gemäss Fig. 6 stehen für die weitere Bearbeitung zwei Funktionen zur Verfügung, und zwar einerseits die Isopone R1...n und andererseits das um ΔK korrigierte stark geglättete Spektrum S1...n . Beide Funktionen, die gemäss Fig. 9 bei der Frequenz fs des Schwerpunkts den gleichen Wert haben, werden einer Stufe 10 zugeführt, in welcher eine individuelle Anpassung an die hörbehinderte Person erfolgt. Durch Versuche mit der hörbehinderten Person wird eine Konstante ermittelt, mit welcher der Einfluss von R1...n und S1...n auf die nachfolgende Verstärkungsberechnung bestimmt werden kann.

    [0030] Für die äquivalenten Schallpegel Li zur Steuerung der Verstärkung gilt:





    Die Bestimmung der Verstärkungsfaktoren in einer Stufe 11 erfolgt mit Hilfe der Funktion (3).

    [0031] Zur Erhöhung des Schallpegels eines sinusförmigen Signals um 1dB muss Etot im Frequenzbereich um 1dB erhöht werden. Dies erreicht man durch Multiplikation des Spektrums (Real- und Imaginärteile) mit


    so dass sich die Verstärkungsfaktoren direkt aus der Formel (3) in dB ergeben (0dB = Verstärkung 1). Nach der Umrechnung in lineare Faktoren wird das Eingangsspektrum mit diesen Faktoren G multipliziert, was in einer Modifikationsstufe 12 (Fig. 5) erfolgt. Es werden Real- und Imaginärteil je mit dem gleichen Faktor multipliziert, so dass nur das Amplitudenspektrum verändert wird, das Phasenspektrum aber gleich bleibt.

    [0032] Fig. 10 zeigt die Verstärkungsfaktoren für die beiden Grenzwerten α=0 und α=1. Wird α=0 gewählt, dann wird Li=Ri . Damit erreicht man, da R eine Isophone ist, dass die Verstärkungsfaktoren Gi so festgelegt werden, dass die in dB angegebenen Differenzen des geglätteten logarithmischen Eingangsamplitudenspektrums A

    und der Isophone Ri gleich gross sind wie die Differenzen des modifizierten Eingangsspektrums und der entsprechenden Isophone der hörbehinderten Person. (Die Berechnung des modifizierten Amplitudenspektrums ist für die Verarbeitung nicht nötig und wird auch nicht durchgeführt; sie dient hier lediglich der Illustration). Mit dieser Wahl von α wird sichergestellt, dass diejenigen Anteile des Signals, welche am meisten zur Lautheitsbildung beitragen, richtig, oder mit anderen Worten, so verstärkt werden, dass die hörbehinderte Person den gleichen Lautheitseindruck hat wie eine normalhörende Person.

    [0033] Wird α=1 gewählt, dann wird Li=Si. Dadurch werden diejenigen Signalanteile verstärkt, welche zur Bildung der Lautheit nur wenig beitragen, und zwar soweit, dass sie für den Hörbehinderten hörbar werden, aber nicht zu einer wesentlichen Erhöhung der Lautheit führen. Letzteres lässt sich den Fig. 11 und 12 entnehmen, von denen Fig. 11 ein Originalspektrum mit Isophonen normalhörender Personen und Fig. 12 ein modifiziertes Sepktrum mit Isophonen einer hörbehinderten Person zeigt. Mit α kann eingestellt werden, wie stark diejenigen spektralen Anteile verstärkt werden sollen, die weit entfernt von der Schwerpunktfrequenz liegen.

    [0034] Das in der Funktionsstufe 12 modifizierte Spektrum wird nun in einem Funktionsblock 13 mit einer inversen Fouriertransformation in den Zeitbereich zurücktransformiert. Fig. 13 zeigt das Zeitsignal nach der Verarbeitung. Die verarbeiteten Blöcke gemäss Fig. 13 werden in einer Rekonstruktionsstufe 14 überlappend addiert. Die Signalverarbeitung erfolgt nach dem Overlap-Add-Algorithmus von Allen (J.B. Allen: "Short Term Spectral Analysis, Synthesis and Modification by Discrete Fourier Transform", IEEE Trans. Acoust., Speech, Signal Processing, Vol. ASSP-25, 235-238, 1977), wodurch man wieder ein kontinuierliches Zeitsignal erhält. Letzteres wird in einer Ausgangsstufe 15 über einen D/A-Wandler und Tiefpassfilter in ein akustisches Signal umgewandelt, welches an das Trommelfell der hörbehinderten Person geführt ist und somit das Eingangssignal für deren Ohr bildet.


    Ansprüche

    1. Verfahren zur Verstärkung von akustischen Signalen für Hörbehinderte durch Transformation von für den Hörbehinderten nicht hörbaren Signalen in den hörbaren Bereich, dadurch gekennzeichnet, dass die Transformation in den hörbaren Bereich auf eine solche Weise erfolgt, dass die beim Hören empfundene Lautheit (L) bei normalhörenden und hörbehinderten Personen gleich ist.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Lautheit bei normalhörenden Personen und der hörbehinderten Person gemessen und daraus der Hörverlust (HV) bestimmt wird, und dass dieser Hörverlust zur Bestimmung der notwendigen Verstärkung verwendet wird.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Messung der Lautheit mittels einer Lautheitsskalierung mit Schmalbandsignalen erfolgt, wobei der Versuchsperson bei verschiedenen Testfrequenzen (ft) kurze Töne mit wechselndem Schallpegel (L) angeboten und von dieser nach ihrer Lautheit beurteilt wird.
     
    4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass zu den skalierten Messwerten eine Regressfunktion (SLN, SLP) für die skalierte Lautheit mit guten Korrelationseigenschaften bestimmt wird, und dass deren Parameter für die Bestimmung des Hörverlusts (HV) in Funktion des Schallpegels (L) und der Frequenz (f) verwendet werden.
     
    5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das akustische Signal digitalisiert und blockweise vom Zeitbereich in den Frequenzbereich transformiert wird, und dass aus dem dadurch entstehenden Kurzzeitspektrum eine Schätzung der Lautheit erfolgt.
     
    6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass zur Lautheitsschätzung ein äquivalentes Spektrum berechnet wird, welches aus einer Frequenzlinie (fs) mit einer entsprechenden Energie (Es) besteht, und aus dieser die Energie des äquivalenten Tons bei der genannten Frequenz darstellenden Amplitude der Schallpegel (Ls ) berechnet wird, wobei letzterer dem Zehnfachen des Zehnerlogarithmus der genannten Energie entspricht.
     
    7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die genannte Frequenz (fs) als Schwerpunkt eines Energiespektums berechnet wird, dessen Bandbreite einige, vorzugsweise 10 bis 25%, der Mittenfrequenz dieses Spektrums beträgt.
     
    8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass aus dem Frequenzwert (fs) und aus dem entsprechenden Schallpegel (Ls) die dazugehörige Isophone (Ri) berechnet, und dass die in der spektralen Energieverteilung des Amplitudenspektrums des Kurzzeitspektrums enthaltene Information bestimmt wird, wobei letzteres durch eine Glättung des Amplitudenspektrums erfolgt, und dass die Isophone und die genannte Information zur Steuerung der Verstärkungsfaktoren verwendet werden.
     
    9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass das geglättete Spektrum um eine Konstante (ΔK) so korrigiert wird, dass die Amplitude bei der Frequenz (fs ) des Schwerpunkts die gleiche Energie hat wie dessen berechnete Energie (Es), und dass das so korrigierte geglättete Spektrum (Si) zusammen mit der Isophone (Ri) zur Steuerung der Verstärkungsfaktoren verwendet wird.
     
    10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass durch Versuche mit der hörbehinderten Person ein individuell einstellbarer Faktor (α) mit einem Wert zwischen null und eins ermittelt und zur Steuerung des Einflusses der Isophone (Ri) und des korrigierten, geglätteten Spektrums (Si) auf die Verstärkungsfaktoren verwendet wird.
     
    11. Verfahren nach Anspruch 10, daduch gekennzeichnet, dass im Frequenzbereich das Amplitudenspektrum des Kurzzeitspektrums muliplikativ mit den Verstärkungsfaktoren (Gi) verändert wird, und dass dabei das Phasenspektrum erhalten bleibt.
     
    12. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, mit einer Verstärkungsstufe zur Verstärkung der akustischen Signale, gekennzeichnet durch eine Stufe (4) zur Analyse der genannten Signale und zur Bestimmung der Verstärkungsfaktoren (Gi ) der Verstärkungsstufe, in welcher anhand eines Vergleichs von Messungen an normalhörenden und an hörbehinderten Personen eine Berechnung des Hörverlust (HV) für verschiedene Frequenzen (f) in Abhängigkeit des Schallpegels (L) erfolgt.
     
    13. Vorrichtung nach Anspruch 12, gekennzeichnet durch eine Eingangsstufe (1) für die akustischen Signale, in welcher eine Filterung und eine Digitalisierung der Signale erfolgt.
     
    14. Vorrichtung nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass der Eingangsstufe (1) eine Blockbildungsstufe (2) zur Multiplikation des digitalisierten Signals mit einer Fensterfunktion, vorzugsweise mit einem sogenannten Hanning-Window, nachgeschaltet ist.
     
    15. Vorrichtung nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass der Blockbildungsstufe (2) eine Transformationsstufe (3) zur Transformation des Ausgangssignals der Blockbildungsstufe vom Zeit- in den Frequenzbereich nachgeschaltet ist, und dass die Ausgangssignale der Transformationsstufe der Analysestufe (4) zugeführt sind.
     
    16. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 12 bis 15, dadurch gekennzeichnet, dass die Analysestufe (4) eine Funktionsstufe (5) zur Lautheitsschätzung aufweist, durch welche die Berechnung eines äquivalenten, aus einer Frequenzlinie einer bestimmten Frequenz (fs) und einer bestimmten Energie (Es) bestehenden Spektrums erfolgt.
     
    17. Vorrichtung nach Anspruch 16, gekennzeichnet durch eine Funktionsstufe (7, 8) zur Berechnung des Amplitudenspektrums (Ai) des Kurzzeitspektrums des Eingangssignals der Analysestufe (4) und zu dessen Glättung, und durch Mittel (9) zur Korrektur des geglätteten Amplitudenspektrums (A

    ) mit einer Konstanten (ΔK), wobei diese Korrektur so erfolgt, dass die Amplitude bei der Frequenz (fs) der genannten Frequenzlinie die gleiche Energie aufweist wie deren berechnete Amplitude (Es), welche die Energie eines äquivalenten Tons bei der genannten Frequenz darstellt.
     
    18. Vorrichtung nach Anspruch 17, dadurch gekennzeichnet, dass in der Stufe (5) zur Lautheitsschätzung aus der die Energie (Es) des äquivalenten Tons bei der genannten Frequenz (fs) darstellenden Amplitude eine Berechnung des Schallpegels (Ls) erfolgt, und dass eine Funktionsstufe (6) zur Berechnung der Isophone (Ri) aus dem Schallpegel und der genannten Frequenz vorgesehen ist.
     
    19. Vorrichtung nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, dass die Isophone (Ri) und das korrigierte, geglättete Amplitudenspektrum (Si) einer gemeinsamen Stufe (11) zur Bestimmung der Verstärkungsfaktoren (Gi) zugeführt sind.
     
    20. Vorrichtung nach Anspruch 19, dadurch gekennzeichnet, dass der Einfluss der Isophone (Ri) und des korrigierten, geglätteten Amplitudenspektrums (Si) auf die Verstärkungsfaktoren (Gi) durch einen anhand von Versuchen mit der hörbehinderten Person individuell einstellbaren Faktor (α) gesteuert ist.
     




    Zeichnung