[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Fraktionierung von schmelzbaren,
höhermolekularen, organischen Stoffgemischen, wie z.B. Fetten und Ölen, Di- und Triglyceriden,
Fettsäuren sowie Wachsen und höheren Kohlenwasserstoffen durch Kristallisation in
der Schmelze und anschließender Auftrennung der kristallhaltigen Suspension in eine
feste und eine flüssige Fraktion, z.B. eine Stearinfraktion und eine flüssige Oleinfraktion
sowie auf eine Anlage zur Durchführung des Verfahrens.
[0002] Bekannte Fraktioniermethoden lassen sich in drei Gruppen einteilen:
- Kristallisation in Lösungsmitteln
- Kristallisation und Phasentrennung unter Einsatz von Detergentien (Netzmittelfraktionierung)
- Kristallisation aus der Schmelze mit mechanischer Phasentrennung ohne Hilfsstoffe
(Trockenfraktionierung).
[0003] Die Lösungsmittelfraktionierung ist geeignet für die Herstellung aller Arten von
Kakaobutterersatzstoffen und liefert in der Regel sehr gute Produktqualitäten.
[0004] Solche Fraktioniermethoden werden z.B. in
DE 32 48 922 T1
EP 0 081 881 A2
FR 2 427 386
DE 29 02 235 A1
EP 0 132 506 A2
EP 0 189 669 B1
EP 0 199 580 A2
DE 27 47 765 A1
ausführlich beschrieben.
[0005] Die Aufgabe des Lösungsmittels ist hierbei in erster Linie die Herabsetzung der Viskosität
zur
- Erhöhung der Kristallisationsgeschwindigkeit (größere Diffusionskoeffizienten),
- Verbesserung der Selektivität (weniger Fremdmoleküleinschlüsse),
- Verbesserung der Dispergierfähigkeit,
- Verbesserung der Förderbarkeit und
- Erleichterung der Phasentrennung.
[0006] Darüber hinaus soll die Selektivität durch Wechselwirkungen des Lösungsmittels mit
den Triglyceriden verbessert werden.
[0007] Das am besten geeignete Lösungsmittel ist Aceton, welches aufgrund seiner Polarität
in Wechselwirkung mit den Estergruppen der Fettmoleküle tritt. Dadurch hat Aceton
gegenüber Hexan beispielsweise bei der Palmölfraktionierung folgende Vorteile:
- Höhere Kristallisationstemperatur (0 bis -5°C anstelle von -20 bis -30°C),
- Selektivität bei der Abtrennung von Diglyceriden, welche als ß'-Stabilisatoren unerwünscht
sind,
- Selektivität bei der Abtrennung von PPP,
- Selektivität bei der Abtrennung von PPO.
[0008] Prinzipielle Nachteile der Lösungsmittelfraktionierung gegenüber der Trockenfraktionierung
sind folgende:
- Erhöhte Investitionskosten durch zusätzlich erforderliche Apparate zur Lösungsmittelregeneration
und durch zusätzlich erforderliche Feuerschutzeinrichtungen,
- Erhöhte Betriebskosten durch größere Mengenströme, tiefere Kristallisationstemperaturen
und Energieverbrauch bei der Lösungsmittelrückgewinnung,
- Physiologische Bedenken gegen Lösungsmittelrückstände im Produkt.
[0009] Die Netzmittelfraktionierung liefert in der Regel schlechte CBR-Qualitäten mit Ausnahme
der Kakaobuttersubstitut(CBS)-Herstellung auf der Basis von Palmkernöl (PKO). Darüber
hinaus ist sie gut geeignet für die erste Stufe der Palmölfraktionierung (Palmoleinproduktion).
[0010] Fraktionierungsverfahren, welche Netzmittel als Feststoffe einsetzen, werden beispielsweise
in
DE 17 92 812 C3
EP 0 074 146 A1
beschrieben.
[0011] Diese Methode liefert gute Ergebnisse für die Palmkernstearin(PKS)-Herstellung. Bei
Anwendung auf die Produktion von Palmmittenfraktion (PMF) befriedigen allerdings die
Resultate nicht, da tiefere Kristallisationstemperaturen erhöhte Viskosität und verschlechterte
Phasentrennungsbedingungen in Zentrifugalseparatoren bewirken.
[0012] Gegenüber der Trockenfraktionierung weist die Netzmittelfraktionierung, abgesehen
davon, daß keine Feuergefahr besteht und die Kristallisationstemperaturen nur geringfügig
verändert werden, die gleichen prinzipiellen Nachteile auf wie die Lösungsmittelfraktionierung.
[0013] Im folgenden wird der Stand der Technik bei der Herstellung von Kakaobutterersatzstoffen
durch trockene Fraktionierung dargelegt.
[0014] Zweck des in FR 2 369 800 beschriebenen Verfahrens ist es, ausgehend von Palmöl mit
einer Jodzahl von 50-55, ein teilweise mit Kakaobutter mischbares Substitut durch
eine zweistufige konventionelle, in Rührkristallisatoren durchgeführte Trockenfraktionierung
als Palmmittenfraktion herzustellen.
[0015] Nachteile des hier beschriebenen Verfahrens sind:
1) Es werden Kristallsuspensionen hergestellt, die bei geringen Filtrationsdrücken
einer mechanischen Fest/Flüssig-Trennung unterzogen werden. Infolgedessen ist die
so gewonnene Palmmittenfraktion aufgrund des verbleibenden hohen Oleinanteils sehr
weich im Vergleich zu Palmmittenfraktionen, die mit Hilfe der Lösungsmittelfraktionierung
gewonnen werden.
2) Die Verwendung von Rührkristallisatoren hat zur Folge, daß die Kristallisation
aufgrund der zunehmenden Viskosität der Kristallsuspension nur bis zu einem gewissen
Grad voranschreiten darf. Dies hat zur Konsequenz, daß die zur Erreichung einer hochwertigen,
vollständig mit Kakaobutter mischbaren Palmmittenfraktion notwendige POP-Konzentration
(1,3-dipalmitoyl-2-oleoyl-glycerin) nicht erreicht werden kann.
[0016] In CH 658 163 A5 wird ein Trockenfraktionierungsverfahren beschrieben, in dem durch
zweistufige Fraktionierung, ausgehend von Palmöl, eine Palmmittenfraktion der Jodzahl
36-38 erzeugt wird.
[0017] Nachteile dieses Verfahrens sind:
1) In beiden Fraktionierstufen werden aufwendig herzustellende Impfkristalle benötigt,
welche exakt in der jeweils erforderlichen Kristallmodifikation (ß-Modifikation in
der 1. Stufe, ß'-Modifikation in der 2. Stufe) vorliegen müssen.
2) In der zweiten Stufe werden, infolge der besonders hohen Ansprüche an die geforderte
Kristallmodifikation, extrem lange Kristallisationszeiten von drei bis fünf Tagen
benötigt.
[0018] Zur Umgehung der obengenannten Viskositätsprobleme bei der Durchführung der Kristallisation
zur Herstellung hochwertiger Kakaobuttersubstitute in Rührbehältern wird in EP 0 256
760 A2 vorgeschlagen, die Kristallisation selbst in den Preßfilterapparat zu verlegen.
[0019] Nachteile dieser Vorgehensweise sind:
1) Um zu verhindern, daß das niedrigviskose Ausgangsmaterial vor der Kristallisation
durch die in der Presse befindlichen Oleinablaufwege (Filter) entweicht, müssen die
Filterflächen vor jedem Befüllungsvorgang mit einer hochschmelzenden Fettschicht versiegelt
werden.
Abgesehen davon, daß diese Versiegelungsprozedur umständlich, zeitraubend und daher
wenig praktikabel erscheint, bewirkt eine solche Versiegelung eine Behinderung des
Oleinabflußstromes während der Preßfiltration.
2) Die beschriebenen, notwendigen Gesamtverweilzeiten des Materials innerhalb der
Presse übersteigen bei weitem die üblicherweise angewendeten Preßdauern von etwa einer
Stunde. Dadurch erhöht sich der Raumbedarf innerhalb der Presse bei vorgegebenem Durchsatz.
Infolgedessen ist in Anbetracht der hohen Preßdrücke von etwa 30 bar mit besonders
hohen Investitionskosten zu rechnen.
[0020] Ebenfalls zur Umgehung der oben beschriebenen Probleme bei hohen Kristallisationsgraden
beschreibt GB 2 220 672 A ein Trockenfraktionierverfahren für weniger laurische und
nichtlaurische Fette, das aus folgenden Teilschritten besteht:
1) Statische Kristallisation in flachen Behältern ohne Rührvorrichtung
2) Zerkleinerung des ausgehärteten Kristallkuchens derart, daß er in eine pumpfähige
Konsistenz überführt wird
3) Preßfiltration zur Auftrennung des Kristallkuchens in eine kristalline Stearinfraktion
und eine flüssige Oleinfraktion bei Drücken bis zu 28 bar.
[0021] Diese in GB 2 220 672 A beschriebene Methode zur Erzeugung und Verarbeitung von Kristallsuspensionen
mit hohen Kristallkonzentrationen, die unter erhöhten Drücken einer Fest/Flüssig-Trennung
unterzogen werden, ist bereits bei Wong Soon "A Development Approach to Cocoa Butter
& Cocoa Butter Replacers, Kuala Lumpur, 1987" bei der Verarbeitung von laurischen
Fetten beschrieben worden.
[0022] Allerdings wird bei GB 2 220 672 A explizit darauf hingewiesen, daß die dort beschriebene
Methode nicht für die Verarbeitung laurischer Fette geeignet ist, da sich bei laurischen
Fetten Kristallsuspensionen bilden, die sich nach Teilschritt 2) durch Zerkleinerung
nicht in eine pumpfähige Konsistenz überführen lassen.
[0023] Weitere Nachteile sind:
- Erfahrungsgemäß ist die statische Kristallisation geprägt von einer unerwünschten
Inhomogenität dadurch hervorgerufen, daß die sich bildenden Kristalle höherer Dichte
absinken und sich am Boden des Behälters kompaktieren. Hierdurch wird die für die
Anlagerung weiterer Moleküle aus der Schmelze verfügbaren Kristalloberfläche verringert.
Infolgedessen ist der Stofftransport behindert, was zumindest zu längeren Kristallisationszeiten
führt, in ungünstigen Fällen sogar zu unerwünschten Triglyceridzusammensetzungen der
Kristalle infolge kinetischer Effekte.
Dieses sei an folgendem Beispiel erläutert: Zur Herstellung besonders hochwertiger
Palmmittenfraktionen, die vollständig mit Kakaobutter mischbar sind, kommt es darauf
an, möglichst hohe Anteile an POP (1,3-dipalmitoyl-2-oleoyl-glycerin) zu kristallisieren,
um das kakaobutterähnliche Schmelzverhalten zu erzielen. Die in Palmölfraktionen ebenfalls
vorhandenen POO-Moleküle (1-palmitoyl-2,3-dioleoyl-glycerin) sind im Kristall unerwünscht,
da sie zu einer Erweichung des Materials führen. Die Kristallisation von POO-Molekülen
ist im Vergleich zu der von POP-Molekülen kinetisch gehemmt, d.h. POO-Moleküle weisen
eine langsamere Anlagerungsgeschwindigkeit an vorhandene Kristalle auf als POP infolge
sterischer Behinderung, die durch eine höhere Anzahl von Doppelbindungen im Molekül
hervorgerufen wird.
Die bei GB 2 220 672 A angegebenen sehr langen Kristallisationszeiten in der Größenordnung
von 25 bis 30 Stunden führen nach dem oben Gesagten zu unerwünscht hohen POO-Anteilen
relativ zu POP.
- In GB 2 220 672 A wird als Kühlmedium vorzugsweise Luft mit einer konstanten Temperatur
von 10-15°C zur Kristallisation von Palmolein angewendet. Hierdurch resultieren in
der dort aufgegebenen, sogenannten linearen Kühlperiode zwischen 35 und 20°C Kühlraten
von 6 bis 120°C pro Stunde. Diese vergleichsweise hohen Kühlraten treten in der sensiblen
Keimbildungsphase auf und führen erfahrungsgemäß zu Kristallen mit erhöhtem Anteil
an unerwünschten ß'-oder α-Modifikationen.
Darüber hinaus führen die auftretenden hohen Temperaturdifferenzen zu Beginn der Kristallisation
zu relativ starker Unterkühlung des Materials, wodurch ein starkes Überschwingen der
Öltemperatur zu Beginn einsetzender Kristallbildung resultiert. Dadurch treten während
der beginnenden Kristallisation erneut überhöhte Temperaturdifferenzen auf, welche
wiederum zu Kristallen unerwünschter Modifikation führen.
Des weiteren führen überhöhte Temperaturdifferenzen zu Beginn einer statischen Kristallisation
erfahrungsgemäß zur Krustenbildung an der Phasengrenze, welche den Wärmeübergang behindert.
Dadurch werden wiederum längere Kristallisationszeiten verursacht, wodurch die bereits
beschriebenen Nachteile verstärkt werden.
- Als weiterer, besonders hervorzuhebender Nachteil ist anzuführen, daß sich aus der
Vorgehensweise nach GB 2 220 672 A Kristalle ergeben, die nur Preßdrücken von maximal
28 bar standhalten. Solche Preßdrücke sind erfahrungsgemäß bei weitem unzureichend,
wenn es gilt, besonders hochwertige Kakaobutterersatzstoffe mit steilen, kakaobutterähnlichen
Schmelzkurven zu erzeugen, da es hier grundsätzlich darauf ankommt, eine bestimmte
Triglycerid-Klasse ähnlichen Schmelzpunktes (ca. 32°C-35°C) so weit wie möglich anzureichern
(z.B. POP bei Palmmittenfraktion oder LLL (Trilaurin) bei Palmkernöl). Die mechanische
Fest/Flüssig-Trennung ist also umso besser, je mehr Flüssigkeit aus dem zwischen den
Kristallen befindlichen Raum herausgepreßt wird.
[0024] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die bei den oben beschriebenen Verfahren
auftretenden Nachteile zu vermeiden und Stoffgemischfraktionen aus preisgünstigen
Rohstoffen wie z.B. Fettfraktionen aus Palmöl, Palmkernöl u.a. herzustellen, die aufgrund
ihrer physikalischchemischen Eigenschaften relativ teure Stoffe, beispielsweise Kakaobutter,
ersetzen können. Insbesondere soll eine Verdünnung des zu fraktionierenden Stoffgemisches
durch Hilfsstoffe wie Lösungsmittel oder Netzmittellösungen vermieden werden. Darüber
hinaus soll eine günstige Fraktionierung unterschiedlichster schmelzbarer, höhermolekularer,
organischer Stoffgemische erreicht werden, insbesondere wenn während der Kristallisation
so hohe Feststoffgehalte entstehen, daß die Suspension erstarrt. Sie besteht darin,
noch außerhalb der Filtrationseinheit Kristalle zu erzeugen, deren Modifikation von
hohem thermodynamischen Ordnungsgrad ist und die möglichst groß und von möglichst
einheitlichem Durchmesser sind sowie nach dem Transfer in die Filtrationseinheit noch
Preßdrücken von mindestens 30 bar standhalten bei gleichzeitig optimaler Entölbarkeit
des sich während der Filtration verdichtenden Preßkuchens. Dazu wird bei einem Verfahren
der eingangs angegebenen Art vorgeschlagen, daß nach dem Aufschmelzen des Stoffgemisches
die drei Phasen Vorkühlung, Kristallkeimbildung und Kristallreifung durchfahren werden
und jeweils eine besondere, der jeweiligen Phase angepaßte thermische oder thermische
und mechanische Behandlung des Stoffgemisches erfolgt. Diese Vorgehensweise läßt sich
vorzugsweise in einem Verfahrensablauf verwirklichen, der sich in folgende Schritte
gliedert:
1) Vollständiges Aufschmelzen des Rohmaterials
2) Bewegte Vorkühlung gegebenenfalls einschließlich der Kristallkeimbildung unter
definierten Wärmeübergangsbedingungen, gegebenenfalls in Kombination mit definierten
Scherbedingungen
3) Statische Kristallreifung gegebenenfalls einschließlich der Kristallkeimbildung
unter definierten Wärmeübergangsbedingungen, gegebenenfalls in Kombination mit definierten
Scherbedingungen
4) Schonende Überführung in die Filtrationseinheit
5) Preßfiltration.
[0025] Schritt 1) dient dazu, die thermische Vergangenheit gegebenenfalls vorhandener unerwünschter
Kristalle zu beseitigen.
[0026] Schritt 2) wird entweder nur zur Vorkühlung des Materials eingesetzt, wobei die eigentliche
Keimbildung in Schritt 3) erfolgt, oder sowohl zur Vorkühlung als auch zur Kristallkeimbildung.
[0027] Wird Schritt 2) nur zur Vorkühlung verwendet, führt man diese zweckmäßigerweise in
einem Rührbehälter oder in einem Wärmetauscher durch. Wichtig ist, daß die Temperaturen
der Kühlfläche die Keimhildungstemperaturen nicht wesentlich unterschreiten, da sich
sonst Kristalle unerwünschter Modifikation an den Kühlflächen bilden können. Abgesehen
von dieser Grenzbedingung kann Schritt 2) in diesem Falle durch wärmeübertragungsverbessernde
Maßnahmen beliebig schnell durchgeführt werden.
[0028] Werden in Schritt 2) sowohl die Vorkühlung als auch die Kristallkeimbildung durchgeführt,
hat dies derart zu erfolgen, daß zur kontrollierten Bildung von Kristallkeimen hohen
Ordnungsgrades definierte Wärmeübergangsverhältnisse eingestellt werden. Die Temperaturdifferenz
zwischen dem Inneren des zu verarbeitenden Stoffgemisches und dem Kühlmedium wird
vorzugsweise auf maximal 5°C begrenzt, wobei als zusätzliche Bedingung der spezifische
Wärmefluß vom Stoffgemisch ins Kühlmedium vorzugsweise auf maximal 5 W/kg Stoffgemisch
begrenzt wird.
[0029] Zusätzlich zum definierten Wärmeübergang können definierte Scherverhältnisse eingestellt
werden, um folgende Verbesserungen zu erzielen:
1. Temperaturgradienten im Material werden verringert. Dadurch erreicht man eine gleichmäßigere
Keimbildung innerhalb des Materials.
2. Der Wärmeübergang zwischen Kühlmedium und dem Material wird bei gleichbleibender
Temperaturdifferenz verbessert, da es zu einer Verringerung der Grenzschichtdicke
an den Kühlwänden kommt.
3. Bei Eintrag von Scherkräften in das Material erhöht sich die Selektivität hinsichtlich
der Bildung von ß-Keimen.
4. Überraschenderweise führt der Eintrag definierter Scherkräfte während der Keimbildung
in Schritt 2) zu einer homogeneren Kristallisation im nachfolgenden Schritt 3), wenn
dafür gesorgt wird, daß die von den bewegten Behältereinbauten auf das Material geprägten
Schergeschwindigkeiten im gesamten Behälterraum von annähernd gleicher Größe sind.
Unter homogener Kristallisation wird hier insbesondere die Bildung von Kristallen
einheitlicher Größe verstanden.
[0030] Die Schergeschwindigkeiten überschreiten nicht eine produktabhängige obere Grenze,
da es sonst in dem nachfolgenden Kristallwachstumsschritt - Schritt 3) - zur unerwünschten
Bildung kleinerer Kristalle erhöhter Anzahl kommt. Die Ursache hierfür liegt vermutlich
in einer mechanischen Zerstörung gebildeter Keime durch Abscherung. Infolge dieser
eben beschriebenen maximal zulässigen Schergeschwindigkeitsobergrenze ist der spezifische
Scherenergieeintrag in das Material so gering, daß die Kristallkeimbildung weder mechanisch
noch thermisch beeinträchtigt wird.
[0031] Die oben beschriebene Kombination aus definierten Wärmeübertragungsverhältnissen
und Scherkräften läßt sich auf einfache Weise realisieren, beispielsweise in einem
zylindrischen Kristallisatorgefäß mit Rühreinbauten, welches, wie in der Zeichnung
dargestellt, durch folgende Konstruktionsmerkmale gekennzeichnet ist,
a) horizontal ausgerichtete, z.B. spiralförmig ausgeformte Kühlschlangen,
b) Installation mehrerer solcher Kühlschlangen übereinander, wobei der Abstand der
Kühlspiralen voneinander konstant ist und den jeweils erforderlichen Wärmeübertragungswegen
angepaßt wird,
c) Installation von um die Behälterachse 1 rotierenden Rührerpaddeln 2, welche sich
zwischen den Kühlspiralebenen 3 befinden. Die Rührerpaddel 2 sind so ausgeführt, daß
sich der Abstand zwischen Paddelkante 4 und nächstgelegener Kühlspiralebene 3 zum
Behältermantel 5 hin proportional mit dem Radius vergrößert. Dadurch bleiben die auf
das Stoffgemisch aufgebrachten Schergeschwindigkeiten, welche den Quotienten darstellen
aus der Umfangsgeschwindigkeit eines jeweils betrachteten Paddelelementes und dem
Abstand der jeweiligen Paddelkante 4 zur Kühlspiralebene 3, konstant.
[0032] Die gemeinsame Durchführung von Vorkühlung und Keimbildung in Schritt 2) verlängert
zwar die Dauer dieses Verfahrensschrittes, verkürzt auf der anderen Seite aber die
Dauer von Schritt 3). Entsprechend verlängert sich die Dauer von Schritt 3), wenn
in Schritt 2) nur die Vorkühlung erfolgt. Die optimale Vorgehensweise ist dabei produktabhängig.
Erfindungsgemäß stehen beide Varianten zur Verfügung.
[0033] Im Schritt 3) erfolgt die Reifung der Kristalle, und zwar entweder im Anschluß an
die Kristallkeimbildung, falls diese in Schritt 2) durchgeführt wurde, oder zusammen
mit der Kristallkeimbildung, falls Schritt 2) nur zur Vorkühlung verwendet wurde.
Erfahrungsgemäß lassen sich Kristallisationen bei einem Stearingehalt der Suspension
oberhalb von etwa 30 % infolge der hohen Viskositäten nur schwer oder gar nicht in
Rührkristallisatoren durchführen. Bei der Herstellung z.B. von Kakaobutterersatzstoffen
durch die trockene Fraktionierung auf der Basis von Palmöl und Palmkernöl treten jedoch
notwendigerweise Stearingehalte von mehr als 30 % auf. Aus diesem Grunde werden derartige
Kristallisationsprozesse so durchgeführt, daß man das zu kristallisierende Material
in flachen Schichten ausgießt und in nicht gerührtem Zustand, also in Ruhe, auskristallisieren
läßt.
[0034] Nachteile einer solchen Vorgehensweise unter herkömmlichen Temperierbedingungen,
wie beispielsweise in GB 2 220 672 A beschrieben, liegen darin, daß der Kristallisationsfortschritt
innerhalb des Materials stark unterschiedlich ist. Es bilden sich üblicherweise Krusten
an den Kontaktflächen zum Kühlmedium hin aus. Diese Krusten behindern zum einen die
Abfuhr der latenten Kristallisationswärme aus dem Medium und stellen zum anderen am
Ende der Kristallisation schlecht filtrierbares und zu weit kristallisiertes Stoffgemisch
dar. Darüber hinaus führen herkömmliche Temperierbedingungen, insbesondere bei der
Kristallisation von auf Palmöl basierenden Stoffgemischen (oder vergleichbaren Fetten),
zu relativ starker Unterkühlung und infolgedessen mit dem Einsetzen der Kristallisation
zu einem schwer kontrollierbaren Überschwingen der Temperatur nach oben.
[0035] Die aus einer solchen Temperierung resultierenden Kristalle sind von mäßiger Druckstabilität,
haben in der Regel einen verringerten ß-Kristall-Anteil und sind für die Hochdruckpreßfiltration
bei Preßdrücken in der Größenordnung von 50 bar nicht geeignet.
[0036] Die geschilderten Nachteile der konventionellen statischen Kristallisation lassen
sich in weiterer Ausgestaltung der Erfindung durch folgende Vorgehensweise vermeiden:
[0037] Von besonderer Wichtigkeit bei der erfindungsgemäßen statischen Kristallisation ist
die programmierte Steuerung der Temperaturdifferenzen zwischen dem Kühlmedium und
dem Stoffgemisch, angepaßt an das jeweilige Stadium der Kristallisation.
[0038] Im wesentlichen sind zwei Stadien zu unterscheiden:
1) Keimbildung und beginnende Kristallformation
2) Ausreifung, d.h. Wachstum gebildeter Kristalle.
[0039] In Stadium 1) wird die Temperaturdifferenz zwischen dem Inneren des Stoffgemisches
und dem Kühlmedium vorzugsweise auf maximal 2°C begrenzt, wobei als zusätzliche Bedingung
der spezifische Wärmefluß vom Stoffgemisch ins Kühlmedium vorzugsweise auf maximal
0,5 W/kg Stoffgemisch begrenzt wird.
[0040] In Stadium 2) wird die Temperaturdifferenz zwischen dem Inneren des Stoffgemisches
und dem Kühlmedium erhöht, bleibt aber vorzugsweise auf maximal 5°C begrenzt, wobei
als zusätzliche Bedingung der spezifische Wärmefluß vom Stoffgemisch ins Kühlmedium
vorzugsweise auf maximal 2 W/kg Stoffgemisch begrenzt wird.
[0041] Die Wärmeabfuhr läßt sich bei der vorgeschlagenen statischen Kristallisation in zwei
Varianten realisieren:
Variante I:
[0042] Im Falle, daß ein dichtedifferenzbedingtes Absinken gebildeter Kristalle auf den
Behälterboden erfolgt, wird die freiwerdende Wärme vornehmlich nach oben ausgetragen
und gleichzeitig der Boden isoliert.
Variante II:
[0043] Im Falle, daß die gebildeten Kristalle in der Schwebe bleiben, wird die frei werdende
Wärme sowohl über den Boden als auch nach oben ausgetragen.
[0044] Bei dieser Variante, bei der im Vergleich zu Variante I die doppelte Wärmeaustauschfläche
zur Verfügung steht, kann daher mit geringeren Temperaturdifferenzen zwischen dem
Stoffgemisch und dem Kühlmedium gearbeitet werden.
[0045] Vorteilhaft auf die Kristallbildung wirkt sich der Eintrag definierter Scherkräfte
in das Stoffgemisch in Kombination mit den oben beschriebenen Varianten I und II aus.
[0046] Im Gegensatz zu Schritt 2), d.h. der bewegten Vorkristallisation z.B. im Rührbehälter,
stellt man bei der statischen Kristallisation in Schritt 3) überraschenderweise fest,
daß nicht der Eintrag bestimmter, annähernd konstanter Schergeschwindigkeiten vorteilhaft
ist, sondern der Eintrag annähernd konstanter Scherschubspannungen. Die Scherschubspannung
ist in diesem Falle das mathematische Produkt aus dynamischer Zähigkeit und Schergeschwindigkeit.
diese Scherschubspannungen sollen so dimensioniert sein, daß bei fortschreitender
Kristallisation und damit zunehmender Viskosität des Mediums der spezifische Energieeintrag
so gering bleibt, daß es weder zu einer mechanischen noch zu einer thermischen Störung
der Kristallbildung kommt. Insbesondere sollen die eingebrachten Scherkräfte so bemessen
sein, daß die Schergeschwindigkeiten mit steigender Viskosität in der Endphase der
Kristallisation gegen Null gehen. Solche Bedingungen lassen sich beispielsweise durch
einen mit geringen Antriebskräften durch das Stoffgemisch bewegten Rechen realisieren.
[0047] Im Schritt 4) erfolgt die schonende Überführung der in Schritt 3) ausgereiften Kristallsuspension
in die Filtrationseinheit. Überraschenderweise führt die erfindungsgemße Vorgehensweise
in den Schritten 2) und 3) dazu, daß sich trotz hoher Stearingehalte von 30 % und
mehr eine Materialkonsistenz ergibt, die sowohl im Falle nicht oder wenig laurischer
als auch im Falle laurischer und gehärteter Fette ein problemloses Fördern des Stoffgemisches
durch Rohrleitungen ohne besondere mechanische Vorbehandlung zuläßt. Diese breite
Anwendbarkeit des erfindungsgemäßen Verfahrens und diese einfache Handhabbarkeit des
ausgereiften Materials ist ein entscheidender Vorteil gegenüber der in Patentanmeldung
GB 2 220 672 A beschriebenen Vorgehensweise, welche ein physikalisches Aufbrechen
des auskristallisierten Materials erfordert und auf laurische Fette nicht anwendbar
ist.
[0048] Solange die zulässige maximale Scherbelastung nicht überschritten wird, lassen sich
zur Förderung des aufgebrochenen Stoffgemisches in die Filtriereinheit prinzipiell
alle denkbaren Förderaggregate verwenden. Bei besonders scherempfindlichen Materialien
hat sich gezeigt, daß die schonendste Förderung mittels eines diskontinuierlich arbeitenden
Förderaggregates erfolgt, da dort die maximalen Schergeschwindigkeiten infolge der
vergleichsweise langsamen Förderbewegungen innerhalb der Maschine wesentlich geringer
gehalten werden können als beispielsweise in kontinuierlich arbeitenden Pumpaggregaten.
[0049] Im Schritt 5) erfolgt die mechanische Auftrennung des in die Filtrationseinheit eingebrachten
Stoffgemisches in eine flüssige Phase (Olein) und eine feste Phase (Stearin). Die
erfindungsgemäße Durchführung von Schritt 5) erfordert eine Preßfiltration, beispielsweise
durchgeführt in einer Membranfilterpresse, bei Preßdrücken, die z.B. im Falle der
Herstellung von Palmmittenfraktion oder von Palmkernstearin vorzugsweise zwischen
45 und 70 bar liegen.
[0050] Überraschenderweise hat sich gezeigt, daß die erfindungsgemäße Vorgehensweise nicht
nur auf die Fraktionierung von Fetten und Ölen, sondern auch auf die Fraktionierung
von zahlreichen anderen schmelzbaren, höhermolekularen, organischen Stoffgemischen,
wie z.B. Mono-, Di- und Triglyceriden, Fettsäuren sowie Wachsen und höheren Kohlenwasserstoffen,
anwendbar ist. Aus dem breiten Anwendungsgebiet seien hier stellvertretend nur zwei
Beispiele angeführt: Die Entölung von Stoffgemischen, die bei der Paraffin- bzw. Paraffingatschverarbeitung
anfallen, und die Glycerinabtrennung aus Stoffgemischen, die bei der enzymatischen
Herstellung von Monoglyceriden entstehen.
[0051] Darüber hinaus hat sich überraschenderweise gezeigt, daß die Kristallreifung bis
zu einem gewissen Grade durch Impfung positiv beeinflußt werden kann, wenn die Impfkristalle
der gewünschten Kristallform in geringer Konzentration während der Kristallkeimbildungsphase
zugegeben werden. In der Regel ist der Verbesserungseffekt der Impfung jedoch vergleichsweise
gering, da die erfindungsgemäß hergestellten Kristalle auch ohne Impfung bereits sehr
gute Qualität haben.
[0052] Die hier verwendeten Begriffe sind wie folgt zu verstehen:
Unter Temperatur des Kristallisationsbeginns, auch Kristallisationstemperatur genannt,
wird hier diejenige Temperatur verstanden, bei der die ersten sichtbaren Kristalle
entstehen bzw. eine erste Trübung des Materials sichtbar ist. Die Temperatur des Kristallisationsbeginns
ist hier gleichbedeutend mit dem Beginn der Prozeßphase der Kristallreifung.
[0053] Unter der Kristallreifungsphase wird hier derjenige Temperaturbereich verstanden,
der unterhalb der Temperatur des Kristallisationsbeginns liegt. Sie ist gleichbedeutend
mit der Phase des Kristallwachstums.
[0054] Unter Temperaturbereich der Kristallkeimbildung, auch Kristallkeimbildungsphase genannt,
wird hier derjenige Temperaturbereich verstanden, innerhalb dessen das Material zwar
optisch klar ist, d.h. noch keine Kristalle mit dem Auge sichtbar sind, jedoch bereits
sehr kleine Kristallkeime entstehen. Der Nachweis der Keimbildungsphase gelingt in
der Regel, wenn in Vergleichsversuchen innerhalb derselben mit unterschiedlichen Kühltemperaturen
gefahren wird und festgestellt wird, daß die später sichtbar werdenden Kristalle unterschiedlich
heranreifen, selbst wenn sie nach dem Sichtbarwerden vollkommen identischen Bedingungen
unterworfen werden. Ab einer gewissen Mindestgröße lassen sich Kristallkeime auch
mikroskopisch nachweisen.
[0055] Unter Keimbildungstemperatur wird hier die jeweils obere Temperaturgrenze der Kristallkeimbildungsphase
verstanden.
[0056] Die Vorkühlungsphase ist hier derjenige Temperaturbereich, der oberhalb der Kristallkeimbildungsphase
liegt.
[0057] Unter Schergeschwindigkeit in einem Prozeßbehälter mit bewegten Einbauteilen wird
hier der mathematische Quotient, gebildet aus der Geschwindigkeit des jeweiligen bewegten
Einbauteils im Zähler und dem Abstand zum jeweils nächstgelegenen feststehenden Einbauteil,
ggf. zur Behälterwand oder zum Behälterboden, im Nenner verstanden.
[0058] Der spezifische Wärmefluß Q vom Stoffgemisch ins Kühlmedium, angegeben in W/kg Stoffgemisch,
in Worten Watt pro Kilogramm Stoffgemisch, wird in einem Zeitabschnitt t bestimmt
aus der Temperaturänderung T, darunter wird hier die Differenz zwischen der durchschnittlichen
Materialtemperatur am Anfang und am Ende des jeweils betrachteten Zeitabschnitts verstanden,
und der spezifischen Wärmekapazität C des Materials, angegeben in J/(kg °C), in Worten
Joule pro Kilogramm Stoffgemisch und Grad Celsius Temperaturänderung (bei Fetten z.B.
kann man hier bekanntlich von etwa 2150 J/(kg °C) ausgehen), sowie dem Zuwachs an
Kristallgehalt X im Zeitabschnitt t, angegeben in kg Kristall pro kg Stoffgemisch,
und der frei werdenden latenten spezifischen Kristallisationswärme H, angegeben in
J/kg Kristall (bei Fettkristallen beispielsweise kann man hier bekanntlich von der
Größenordnung 100 000 bis 200 000 J/kg ausgehen), nach folgender Formel:

Die folgenden Beispiele dienen der Illustration der erfindungsgemäßen Vorgehensweise
und sind nicht als Einschränkung der Erfindung zu verstehen.
Beispiel 1:
[0059] Ausgehend von 30 kg eines einfach fraktionierten Palmoleins mit einer Jodzahl von
56.6 werden nach folgender Variante des erfindungsgemäßen Fraktionierverfahrens ein
Stearin mit erhöhtem POP-Anteil und ein doppelt fraktioniertes Palmolein hoher Jodzahl
erzeugt:
Das Palmolein wird entsprechend Schritt 1) in einem Rührkessel auf 70°C aufgeheizt.
Anschließend wird das Material während der Vorkühlungsphase bei erhöhter Rührerdrehzahl
von über 40 Umdrehungen pro Minute möglichst schnell auf 30-35°C heruntergekühlt.
Zur Erreichung eines möglichst hohen Wärmedurchgangskoeffizienten in dieser Phase
von über 100 W/m².K wird ein flüssiges Kühlmedium, in diesem Beispiel Wasser, eingesetzt.
Die Temperatur des Kühlmediums darf hierbei die Keimbildungstemperatur von 19-29°C
nicht wesentlich unterschreiten.
[0060] Die nachfolgende Phase der Keimbildung innerhalb des Rührbehälters wird eingeleitet
durch eine Reduktion der Rührerdrehzahl derart, daß Schergeschwindigkeiten von 10
1/s nicht überschritten werden. Dies entspricht im vorliegenden Falle einer Rührerdrehzahl
von 11 Umdrehungen pro Minute. Die weitere Abkühlung des Öles wird gesteuert über
eine Regelung der anliegenden Temperaturdifferenz zwischen Kühlmedium und Öl derart,
daß der spezifische Wärmefluß sich von der anfänglichen Öltemperatur von 30-35°C bis
zur Kristallisationstemperatur von 14-20°C annähernd zeitlich linear von etwa 4,0
bis etwa 0,2 W/kg Öl verringert. Der Kühlmediumsstrom beträgt 5 - 15 l/min. Die Wärmeübertragungsverhältnisse
im Rührbehälter sind so gestaltet, daß am Ende der Keimbildungsphase eine Temperaturdifferenz
zwischen dem Kühlmedium und dem Öl von 0,5°C nicht überschritten wird.
[0061] Nach Einsetzen der Kristallisation wird die noch gut fließfähige Suspension in eine
Edelstahlwanne umgefüllt, in der entsprechend Schritt 3) die Reifung der Kristalle
durchgeführt wird. Die Füllhöhe des Materials beträgt im vorliegenden Beispiel 45
mm. Diese Füllhöhe ist derart gewählt, daß während des gesamten Reifeprozesses gewährleistet
ist, daß die Temperaturdifferenz zwischen dem jeweiligen Temperaturmaximum im Material
und der Oberflächentemperatur des Materials 3°C nicht überschreitet.
[0062] Als Kühlmedium wird im vorliegenden Beispiel Luft verwendet, welche die Wanne allseitig
umströmt. Die weitere Abkühlung des Öles wird erreicht über eine Regelung der anliegenden
Temperaturdifferenz zwischen Kühlmedium und Öl derart, daß der spezifische Wärmefluß
sich innerhalb der ersten 5 Stunden der Kristallreifung annähernd zeitlich linear
von etwa 0,2 bis etwa 1,0 W/kg Öl erhöht. Anschließend wird der Wärmefluß auf etwa
1,0 W/kg gehalten bis zum Ende der Kristallisation. Der Kühlluftstrom beträgt etwa
200 m³/h. Die Wärmeübertragungsverhältnisse sind so gestaltet, daß zwischen dem Inneren
der kristallisierenden Materialschicht und der Kühlluft eine maximale Temperaturdifferenz
von 5°C nicht überschritten wird. Die Kristallreifungsphase wird durch Überführung
der Suspension in die Filtrationseinheit unmittelbar nach Erreichen einer gewünschten
Jodzahl des noch zwischen den Kristallen befindlichen flüssigen Restöles, der sogenannten
Oleinphase, in Höhe von 69 beendet. Zur Überwachung der Oleinjodzahl werden während
der Kristallreifung Testfiltrationen von Suspensionsproben durchgeführt.
[0063] Nach der Förderung der Kristallsuspension in die Filtrationseinheit erfolgt dort
die Abpressung der Flüssigphase durch ein Filtergewebe, in dem im vorliegenden Falle
die Filterkammer mit einem innerhalb von 45 Minuten langsam ansteigenden Preßdruck,
aufgebracht durch eine mechanische Volumenreduktion der Filterkammer, beaufschlagt
wird. Der Filtrationsenddruck beträgt hierbei 55 bar.
[0064] Es werden in diesem Beispiel 13,8 kg Stearin mit einer Jodzahl von 42 und 16,2 kg
Olein mit einer Jodzahl von 69 erhalten.
Beispiel 2:
[0065] 12 kg des in Beispiel 1 erhaltenen Stearins werden dem erfindungsgemäßen Trockenfraktionierungsverfahren
zur Herstellung einer Palmmittenfraktion mit besonders steiler Schmelzkurve unterworfen:
Das Material wird entsprechend Schritt 1) in einem Rührkessel auf 70°C aufgeheizt.
Anschließend wird das Material während der Vorkühlungsphase bei erhöhter Rührerdrehzahl
von über 40 Umdrehungen pro Minute möglichst schnell auf 35-40°C heruntergekühlt.
Zur Erreichung eines möglichst hohen Wärmedurchgangskoeffizienten in dieser Phase
von über 100 W/m².K wird ein flüssiges Kühlmedium, in diesem Beispiel Wasser, eingesetzt.
Die Temperatur des Kühlmediums darf hierbei die Keimbildungstemperatur von 27-35°C
nicht wesentlich unterschreiten.
[0066] Die nachfolgende Phase der Keimbildung innerhalb des Rührbehälters wird eingeleitet
durch eine Reduktion der Rührerdrehzahl derart, daß Schergeschwindigkeiten von 10
1/s nicht überschritten werden. Dies entspricht im vorliegenden Falle einer Rührerdrehzahl
von 11 Umdrehungen pro Minute. Die weitere Abkühlung des Öles wird erreicht über eine
Regelung der anliegenden Temperaturdifferenz zwischen Kühlmedium und Öl derart, daß
der spezifische Wärmefluß sich von der anfänglichen Öltemperatur von 35-40°C bis zur
Kristallisationstemperatur von etwa 22-28°C annähernd zeitlich linear von 3,2 bis
0,2 W/kg Öl verringert. Der Kühlmediumsstrom beträgt 5 - 15 l/min. Die Wärmeübertragungsverhältnisse
im Rührbehälter sind so gestaltet, daß am Ende der Keimbildungsphase eine Temperaturdifferenz
zwischen dem Kühlmedium und dem Öl von 0,5°C nicht überschritten wird.
[0067] Nach Einsetzen der Kristallisation wird die noch gut fließfähige Suspension in eine
Edelstahlwanne umgefüllt, in der entsprechend Schritt 3 die Reifung der Kristalle
durchgeführt wird. Die Füllhöhe des Materials beträgt im vorliegenden Beispiel 45
mm. Diese Füllhöhe ist derart gewählt, daß während des gesamten Reifeprozesses gewährleistet
ist, daß die Temperaturdifferenz zwischen dem jeweiligen Temperaturmaximum im Material
und der Oberflächentemperatur des Materials 3°C nicht überschreitet.
[0068] Als Kühlmedium wird im vorliegenden Beispiel Luft verwendet, welche die Wanne allseitig
umströmt. Die weitere Abkühlung des Öles wird erreicht über eine Regelung der anliegenden
Temperaturdifferenz zwischen Kühlmedium und Öl derart, daß der spezifische Wärmefluß
sich innerhalb der ersten 5 Stunden der Kristallreifung annähernd zeitlich linear
von etwa 0,2 bis etwa 1,0 W/kg Öl erhöht. Anschließend wird der Wärmefluß auf etwa
1,0 W/kg gehalten bis zum Ende der Kristallisation. Der Kühlluftstrom beträgt etwa
200 m³/h. Die Wärmeübertragungsverhältnisse sind so gestaltet, daß zwischen dem Inneren
der kristallisierenden Materialschicht und der Kühlluft eine maximale Temperaturdifferenz
von 5°C nicht überschritten wird. Die Kristallreifungsphase wird durch Überführung
der Suspension in die Filtrationseinheit unmittelbar nach Erreichen einer gewünschten
Jodzahl des noch zwischen den Kristallen befindlichen flüssigen Restöls, der sogenannten
Oleinphase, in Höhe von 50 beendet. Zur Überwachung der Oleinjodzahl werden während
der Kristallreifung Testfiltrationen von Suspensionsproben durchgeführt.
[0069] Nach der Förderung der Kristallsuspension in die Filtrationseinheit erfolgt dort
die Abpressung der Flüssigphase duch ein Filtergewebe, in dem im vorliegenden Falle
die Filterkammer mit einem innerhalb von 45 Minuten langsam ansteigenden Preßdruck,
aufgebracht durch eine mechanische Volumenreduktion der Filterkammer, beaufschlagt
wird. Der Filtrationsenddruck beträgt hierbei 60 bar.
[0070] Es werden in diesem Beispiel 6,4 kg Stearin mit einer Jodzahl von 35 und 5,6 kg Olein
mit einer Jodzahl von 50 erhalten.
[0071] Mit gepulstem NMR nach DGF-IV 3g 6.2.2 aufgenommene Festfettgehalte der Stearinphase
betragen bei 10°C 92 %, bei 20°C 84 %, bei 25°C 70 %, bei 30°C 42 %, bei 35°C 4,2
% und bei 40°C 0 %.
Beispiel 3:
[0072] Ausgehend von 11 kg Palmkernöl mit der Jodzahl 18.2 werden nach folgender Variante
des erfindungsgemäßen Fraktionierverfahrens ein Palmkernstearin besonders niedriger
Jodzahl und ein Palmkernolein relativ hoher Jodzahl erhalten.
[0073] Das Palmkernöl wird entsprechend Schritt 1) in einem Rührkessel auf 60°C aufgeheizt.
Anschließend wird das Material während der Vorkühlungsphase bei erhöhter Rührerdrehzahl
von über 40 Umdrehungen pro Minute möglichst schnell auf 32-37°C heruntergekühlt.
Zur Erreichung eines möglichst hohen Wärmedurchgangskoeffizienten in dieser Phase
von über 100 W/m².K wird ein flüssiges Kühlmedium, in diesem Beispiel Wasser, eingesetzt.
Die Temperatur des Kühlmediums darf hierbei die Keimbildungstemperatur von 26-32°C
nicht wesentlich unterschreiten.
[0074] Die nachfolgende Phase der Keimbildung innerhalb des Rührbehälters wird eingeleitet
durch eine Reduktion der Rührerdrehzahl derart, daß Schergeschwindigkeiten von 10
1/s nicht überschritten werden. Dies entspricht im vorliegenden Falle einer Rührerdrehzahl
von 11 Umdrehungen pro Minute. Die weitere Abkühlung des Öles wird erreicht über eine
Regelung der anliegenden Temperaturdifferenz zwischen Kühlmedium und Öl derart, daß
sich der spezifische Wärmefluß von der anfänglichen Öltemperatur von 32-37°C bis zur
Kristallisationstemperatur von 22-28°C annähernd zeitlich linear von etwa 2,8 bis
etwa 0,2 W/kg Öl verringert. Der Kühlmediumsstrom beträgt 5 - 15 l/min. Die Wärmeübertragungsverhältnisse
im Rührbehälter sind so gestaltet, daß am Ende der Keimbildungsphase eine Temperaturdifferenz
zwischen dem Kühlmedium und dem Öl von 0,5°C nicht überschritten wird.
[0075] Nach Einsetzen der Kristallisation wird die noch gut fließfähige Suspension in eine
Edelstahlwanne umgefüllt, in der entsprechend Schritt 3) die Reifung der Kristalle
durchgeführt wird. Die Füllhöhe des Materials beträgt im vorliegenden Beispiel 41
mm. Diese Füllhöhe ist derart gewählt, daß während des gesamten Reifeprozesses gewährleistet
ist, daß die Temperaturdifferenz zwischen dem jeweiligen Temperaturmaximum im Material
und der Oberflächentemperatur des Materials 3°C nicht überschreitet.
[0076] Als Kühlmedium wird im vorliegenden Beispiel Luft verwendet, welche die Wanne allseitig
umströmt. Die weitere Abkühlung des Öles wird erreicht über eine Regelung der anliegenden
Temperaturdifferenz zwischen Kühlmedium und Öl derart, daß der spezifische Wärmefluß
sich innerhalb der ersten 4 Stunden der Kristallreifung annähernd zeitlich linear
von etwa 0,2 bis etwa 1,1 W/kg Öl erhöht. Anschließend wird der Wärmefluß auf etwa
1,1 W/kg gehalten bis zum Ende der Kristallisation. Der Kühlluftstrom beträgt etwa
200 m³/h. Die Wärmeübertragungsverhältnisse sind so gestaltet, daß zwischen dem Inneren
der kristallisierenden Materialschicht und der Kühlluft eine maximale Temperaturdifferenz
von 5°C nicht überschritten wird. Die Kristallreifungsphase wird durch Überführung
der Suspension in die Filtrationseinheit unmittelbar nach Erreichen einer gewünschten
Jodzahl des noch zwischen den Kristallen befindlichen flüssigen Restöles, der sogenannten
Oleinphase, in Höhe von 26 beendet. Zur Überwachung der Oleinjodzahl werden während
der Kristallreifung Testfiltrationen von Suspensionsproben durchgeführt.
[0077] Nach der Förderung der Kristallsuspension in die Filtrationseinheit erfolgt dort
die Abpressung der Flüssigphase durch ein Filtergewebe, in dem im vorliegenden Falle
die Filterkammer mit einem innerhalb von 60 Minuten langsam ansteigenden Preßdruck,
aufgebracht durch eine mechanische Volumenreduktion der Filterkammer, beaufschlagt
wird. Der Filtrationsenddruck beträgt hierbei 70 bar.
[0078] Es werden in diesem Beispiel 4,4 kg Palmkernstearin mit einer Jodzahl von 6,5 sowie
6,6 kg Olein mit einer Jodzahl von 26 erhalten.
1. Verfahren zur trockenen Fraktionierung eines schmelzbaren, höhermolekularen, organischen
Stoffgemisches durch Kristallisation des Stoffgemisches in der Schmelze und anschließende
Auftrennung der kristallhaltigen Suspension in eine feste und eine flüssige Fraktion,
z.B. eine Stearinfraktion und eine Oleinfraktion, dadurch gekennzeichnet, daß nach
dem Aufschmelzen des Stoffgemisches die drei Phasen Vorkühlung, Kristallkeimbildung
und Kristallreifung durchfahren werden und jeweils eine besondere, der jeweiligen
Phase angepaßte thermische oder thermische und mechanische Behandlung des Stoffgemisches
erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Stoffgemische eingesetzt werden,
unter deren Hauptbestandteilen Fette oder Öle, Mono-, Di- oder Triglyceride, Fettsäuren,
Wachse oder höhere Kohlenwasserstoffe sind.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die thermische Behandlung
durch Regelung der Kühlmediumtemperatur und/oder der Stoffgemischtemperatur und/oder
der Temperaturdifferenz zwischen Stoffgemisch und Kühlmedium erfolgt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Kühlung
in zwei oder mehr aufeinanderfolgenden Apparaturen mit Kühleinrichtungen und mit oder
ohne bewegte Einbauten erfolgt und daß als Kühlmedium flüssige oder gasförmige Stoffe
verwendet werden.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß entweder
die Vorkühlung und Kristallkeimbildung gemeinsam in einer Apparatur und die Kristallreifung
in einer weiteren Apparatur oder die Vorkühlung in einer Apparatur und die Kristallkeimbildung
gemeinsam mit der Kristallreifung in einer weiteren Apparatur oder die Vorkühlung
und ein Teil der Kristallkeimbildung gemeinsam in einer Apparatur und der restliche
Teil der Kristallkeimbildung gemeinsam mit der Kristallreifung in einer weiteren Apparatur
erfolgt, oder daß Vorkühlung, Kristallkeimbildung und Kristallreifung, verteilt auf
mehr als zwei unterschiedliche Apparaturen, durchgeführt werden.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß während
der Vorkühlung die Temperatursenkung beliebig schnell, jedoch mit der Maßgabe erfolgt,
daß die Kühlmediumtemperatur nicht tiefer als 10°C, vorzugsweise 3°C, unterhalb der
Keimbildungstemperatur liegt.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß während
der Keimbildung der spezifische Wärmefluß vom Stoffgemisch ins Kühlmedium auf weniger
als 20 W/kg Stoffgemisch, vorzugsweise weniger als 5 W/kg Stoffgemisch, begrenzt wird
und die Temperaturdifferenz zwischen dem Inneren des Stoffgemisches und dem Kühlmedium
auf maximal 20°C, vorzugsweise maximal 5°C, begrenzt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß während der Keimbildung der
spezifische Wärmefluß vom Stoffgemisch ins Kühlmedium sich bis zur Kristallisationstemperatur
reduziert von anfangs maximal 20 W/kg Stoffgemisch, vorzugsweise maximal 5 W/kg Stoffgemisch,
bis schließlich auf maximal 3 W/kg Stoffgemisch, vorzugsweise auf maximal 0,5 W/kg
Stoffgemisch, und sich entsprechend dazu die Temperaturdifferenz zwischen dem Inneren
des Stoffgemisches und dem Kühlmedium reduziert von anfangs maximal 20°C, vorzugsweise
maximal 5°C, bis schließlich auf maximal 3°C, vorzugsweise 0,5°C.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
Kristallkeimbildung in einem Behälter mit bewegten Einbauten durchgeführt wird und
die maximalen Schergeschwindigkeiten im Stoffgemisch weniger als 100 pro Sekunde,
vorzugsweise weniger als 10 pro Sekunde, betragen.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die maximalen Schergeschwindigkeiten
im gesamten Stoffgemisch von weitgehend einheitlicher Größe sind.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Kristallkeimbildung
in einem flachen, ebenen Behälter durchgeführt wird und die Stoffgemischfüllhöhe maximal
0,2 m, vorzugsweise zwischen 0,025 und 0,07 m, beträgt.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß der Behälter bewegte Einbauten
enthält, welche mit einer Geschwindigkeit von weniger als 10 m/s, vorzugsweise weniger
als 1 m/s, durch das Stoffgemisch bewegt werden.
13. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß dem
Stoffgemisch während der Kristallkeimbildung Impfkristalle, vorzugsweise dem Stoffgemisch
verwandter Art und in der gewünschten Kristallform in einer Menge von weniger als
1 Gewichtsprozent bezogen auf die Stoffgemischmenge, vorzugsweise weniger als 0,3
Gewichtsprozent, zugesetzt werden.
14. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß während
der Kristallreifung der spezifische Wärmefluß vom Stoffgemisch in das Kühlmedium auf
weniger als 10 W/kg Stoffgemisch, vorzugsweise weniger als 2 W/kg Stoffgemisch, begrenzt
wird und die Temperaturdifferenz zwischen dem Inneren des Stoffgemisches und dem Kühlmedium
auf maximal 25°C, vorzugsweise maximal 5°C, begrenzt wird.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß während der Kristallreifung
der spezifische Wärmefluß vom Stoffgemisch in das Kühlmedium von einem Anfangswert
von maximal 3 W/kg Stoffgemisch, vorzugsweise maximal 0,5 W/kg Stoffgemisch, auf maximal
10 W/kg Stoffgemisch, vorzugsweise maximal 2 W/kg Stoffgemisch, gesteigert wird und
entsprechend dazu die Temperaturdifferenz zwischen dem Inneren des Stoffgemisches
und dem Kühlmedium von einem Anfangswert von maximal 8°C, vorzugsweise maximal 2°C,
auf maximal 25°C, vorzugsweise maximal 5°C, gesteigert wird.
16. Verfahren nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß während der Kristallreifung
der spezifische Wärmefluß vom Stoffgemisch in das Kühlmedium gegen Ende der Kristallreifung
auf einen Endwert von maximal 5 W/kg Stoffgemisch, vorzugsweise 1 W/kg Stoffgemisch,
gesenkt wird und entsprechend dazu die Temperaturdifferenz zwischen dem Inneren des
Stoffgemisches und dem Kühlmedium gegen Ende der Kristallreifung auf einen Endwert
von maximal 15°C, vorzugsweise maximal 3°C, gesenkt wird.
17. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
Kristallreifung in einem flachen, ebenen Behälter durchgeführt wird und die Stoffgemischfüllhöhe
maximal 0,15 m, vorzugsweise zwischen 0,025 m und 0,07 m, beträgt.
18. Verfahren nach Anspruch 17, dadurch gekennzeichnet, daß die aus dem Stoffgemisch abzuführende
Wärme in gleichem Maße nach oben und unten aus dem Stoffgemisch transportiert wird.
19. Verfahren nach Anspruch 17, dadurch gekennzeichnet, daß der Behälterboden isoliert
ist und die aus dem Stoffgemisch abzuführende Wärme überwiegend nach oben aus dem
Stoffgemisch transportiert wird.
20. Verfahren nach einem der Ansprüche 17 bis 19, dadurch gekennzeichnet, daß der Behälter
bewegte Einbauten enthält, welche mit einer Anfangsgeschwindigkeit von maximal 5 m/s,
vorzugsweise maximal 0,5 m/s, durch das Stoffgemisch bewegt werden und im Zuge steigender
Stoffgemischviskosität während der Kristallreifung langsamer werden und schließlich
noch vor Ende der Kristallreifung zum Stillstand kommen.
21. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß nach
Ende der Kristallreifung die Überführung der Kristallmasse in eine Filtrationsapparatur,
vorzugsweise in eine Filterpresse, ohne vorheriges mechanisches Aufbrechen der Kristallmasse
erfolgt und als Förderaggregat für die Überführung eine nach einem diskontinuierlichen
Verdrängungsprinzip arbeitende Maschine verwendet wird.
22. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 20, dadurch gekennzeichnet, daß nach Ende
der Kristallreifung ein schonendes mechanisches Aufbrechen der Kristallmasse erfolgt,
um den Füllgrad in den jeweils im Prozeß nachfolgenden Verarbeitungsapparaturen, insbesondere
einem Förderaggregat und einer Filtrationsapparatur, zu erhöhen und als Förderaggregat
zur Überführung der Kristallmasse in die Filtrationsapparatur entweder eine nach einem
diskontinuierlichen Verdrängungsprinzip arbeitende Maschine oder eine schonend kontinuierlich
arbeitende Fördermaschine, vorzugsweise eine langsam drehende Pumpe, verwendet wird.
23. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß als
Stoffgemisch eine Palmölfraktion, vorzugsweise Palmolein mit einer Jodzahl zwischen
55 und 58, eingesetzt wird.
24. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 22, dadurch gekennzeichnet, daß als Stoffgemisch
eine nach Anspruch 23 erhaltene Stearinfraktion eingesetzt wird.
25. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 22, dadurch gekennzeichnet, daß als Stoffgemisch
Palmkernöl eingesetzt wird.
26. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 22, dadurch gekennzeichnet, daß ein Stoffgemisch
eingesetzt wird, welches bei der Paraffin- oder Paraffingatschverarbeitung anfällt.
27. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 22, dadurch gekennzeichnet, daß ein Stoffgemisch
eingesetzt wird, welches bei der enzymatischen Monoglyceridherstellung anfällt.
28. Anlage zur Verarbeitung von Stoffgemischen nach einem Verfahren gemäß einem der vorhergehenden
Ansprüche.