(19)
(11) EP 0 536 795 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
14.04.1993  Patentblatt  1993/15

(21) Anmeldenummer: 92117336.5

(22) Anmeldetag:  09.10.1992
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5B27N 3/10, B27N 1/02
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT DE DK FR GB IT SE

(30) Priorität: 09.10.1991 DE 4133445

(71) Anmelder: FRAUNHOFER-GESELLSCHAFT ZUR FÖRDERUNG DER ANGEWANDTEN FORSCHUNG E.V.
D-80636 München (DE)

(72) Erfinder:
  • Dix, Brigitte, Dr.Ing.
    W-3300 Braunschweig (DE)
  • Prof. Dr. Edmone Roffael
    D-38104 Braunschweig (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zur Herstellung von Holzspanplatten und mitteldichten Holzfaserplatten


    (57) Es wird ein Verfahren zur Herstellung von Holzspanplatten und mitteldichten Holzfaserplatten, bei dem mit Bindemittel versehene Holzspäne oder Holzfasern zu Span- oder Fasermatten geformt und anschließend bei erhöhter Temperatur zu Platten gepreßt werden, beschrieben. Das Verfahren zeichnet sich dadurch aus, daß während des Verformungsvorganges mindestens eine Oberfläche der Span- bzw. Fasermatte mit einer Schicht aus thermisch nicht härtbares Bindemittel enthaltenden Holzspänen oder Holzfasern versehen wird, und die so geformten Span- oder Fasermatten anschließend gepreßt werden.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Spanplatten und mitteldichten Holzfaserplatten gemäß dem Oberbegriff des Hauptanspruches.

    [0002] Für die Herstellung von solchen Span- bzw. Holzfaserplatten werden getrocknete Späne bzw. nasse Fasern mit Bindemitteln beleimt. Der Bindemittelanteil beträgt 5 bis 12% - bezogen auf trockenes Faser- bzw. Spanmaterial. Meistens wird das Bindemittel auf die Späne oder Holzfasern aufgedüst. Die beleimten Späne werden zu Spanplatten geformt und anschließend gepreßt. Demgegenüber werden die beleimten Fasern getrocknet, zu Fasermatten geformt und zu Faserplatten unter Wärme und Druck fertiggepreßt. Die Preßtemperatur bei der Faser- und auch Spanplattenherstellung liegt üblicherweise zwischen 150 und 230o C. Die Preßzeiten sind von der Dicke der hergestellten Platten abhängig und liegen bei etwa 7 bis 15 sec/mm, je nach Preßtemperatur. Während des Preßvorganges geht das eingebrachte Bindemittel durch Härtung in den wasserunlöslichen Zustand über. Als Bindemittel werden vorzugsweise Aminoplaste wie UF-Harze oder Phenoplaste wie PF-Harze und Tannine eingesetzt sowie Klebstoffe auf Basis von PMDI. Die gepreßten Platten müssen zur Entfernung der Preßhaut und zur Erzeugung einer beschichtungsfähigen oder lackierfähigen Oberfläche nach dem Preßvorgang geschliffen werden. Beim Schleifvorgang wird bei mitteldichten Faserplatten etwa 1 mm pro Plattenseite entfernt, bei Spanplatten etwas weniger. Dies führt zu Verlusten im Fasermaterial und zu einem hohen Gesamtverbrauch an Bindemittel bei dem Herstellungsprozeß. Darüber hinaus wird der bindemittelhaltige Schleifstaub anschließend verbrannt, wodurch die aus dem Bindemittel und Härtungsbeschleunigern emittierten Schadstoffe freigesetzt werden. Dies ist nachteilig.

    [0003] Aus der DE-OS 36 29 586 ist ein Verfahren zur Verringerung der Verluste an Holzfaserplattenmaterial bekannt. Danach soll das Holzfaservlies vor dem Verpressen beidseitig mit Holzstaub versehen und zusammen mit der Fasermatte verpreßt werden. Anschließend werden die Holzstaubschichten abgeschliffen. Bei diesem Verfahren werden zwar die Verluste an Holzfaserplattenmaterial reduziert, jedoch bleibt der Anteil an eingesetzten Bindemitteln und damit nach Verbrennung der abgeschliffenen Schichten entstandenen Schadstoffe unverändert.

    [0004] Nach dem in der DE-PS 11 76 354 beschriebenen Verfahren werden die Formlinge zwischen zwei nicht bindemittelhaltigen Schichten verpreßt. Jedoch fehlt bei diesem Verfahren die durch den Zusatz von Bindemitteln entstehende vorteilhafte Klebewirkung bzw. Kaltklebrigkeit der Deckschichten auf den inneren beleimten Schichten..

    [0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren zur Herstellung von Spanplatten und mitteldichten Faserplatten anzugeben, bei dem der Anteil an duroplastischen Bindemitteln in den äußeren Schichten der Faser- und Spanplatten reduziert wird ohne die Handhabung der Span- und Fasermatten bei dem Transport bis zum Pressen zu beeinträchtigen.

    [0006] Diese Aufgabe ist durch das im Hauptanspruch angegebene Verfahren gelöst. Die Unteransprüche stellen weitere vorteilhafte Ausbildungen dar.

    [0007] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren wird während des Formungsvorganges der Späne bzw. Fasern zu einer Matte diese beidseitig oder nur an ihrer einen Breitseite mit einer Schicht aus Spänen bzw.Fasern, welche ein nicht thermohärtbares Bindemittel enthalten, versehen. Dies kann in dieser Weise durchgeführt werden, daß in die Form zunächst eine ein nicht thermisch härtbares Bindemittel enthaltende Vliesschicht gestreut wird, daneben weitere Schichten aus thermisch härtbare Bindemittel enthaltenden Spänen oder Fasern und anschließend als letzte Schicht wieder die Fasern bzw. Späne mit einem nicht thermohärtbarem Bindemittel zugegeben werden. Thermisch nichthärtende Bindemittel verleihen den Spänen bzw. Fasern eine gute Kaltklebrigkeit, sind jedoch selbst nicht vernetzbar. Dies hat den Vorteil, daß die mit einem thermisch nicht härtbaren Bindemittel beleimten Fasern an der Oberfläche der mit härtbaren Bindemittel beleimten Fasern haften bleiben. Hierdurch wird auch die Handhabung der beleimten Fasern in Fasermatte wesentlich erleichtert, da die Reibung einer feuchten Span- oder Faserschicht in der Presse oder an einer unter dem Formling wegzuziehenden Förderunterlage erheblich höher ist als die einer trockenen Span- oder Faserschicht. Nach dem Pressen läßt sich die das nicht härtende Bindemittel enthaltende Schicht leicht abschleifen. Die nicht härtbaren Bindemittel werden durch den Preßvorgang nicht in den wasserunlöslichen Zustand überführt, unter anderem deshalb, weil die Preßzeiten sehr kurz sind. Die nach dem Pressen abgeschliffenen Deckschichten können gegebenenfalls wiederverwendet werden, da das darin enthaltene Bindemittel noch wasserlöslich ist. Dieses Verfahren führt zur Verringerung des Bindemittelaufwandes überhaupt, da das abgeschliffene Material wiederholt verwendet werden kann. Die Dicke der ein nicht thermohärtbares Bindemittel enthaltenden Schicht beträgt vorteilhafterweise 0,5 - 1 mm. Gemäß einer vorteilhatten Ausgestaltung des Verfahrens können als nicht thermohärtbare Bindemittel vorzugsweise technische Lignine eingesetzt werden. Insbesondere können hierfür Sulfit-, Sulfatablauge sowie Organosolvlignine eingesetzt werden. Sulfitablaugen haben eine hohe Kaltklebrigkeit. Die Ligninsulfonate sind reaktionsträge, so daß sie während des Preßvorganges nicht aushärten. Dieses Bindemittel kann wiederholt verwendet werden; es läßt sich nach dem Pressen und Schleifen aus dem Holzmaterial durch einfaches Auswaschen entfernen.


    Ansprüche

    1. Verfahren zur Herstellung von Holzspanplatten und mitteldichten Holzfaserplatten, bei dem mit Bindemittel versehene Holzspäne oder Holzfasern zu Span- oder Fasermatten geformt und anschließend bei erhöhter Temperatur zu Platten gepreßt werden, dadurch gekennzeichnet, daß während des Formungsvorganges mindestens eine Oberfläche der Span- bzw. Fasermatte mit einer Schicht aus thermisch nicht härtbares Bindemittel enthaltenden Holzspänen oder Holzfasern versehen wird, und daß die so geformten Span- oder Fasermatten anschließend gepreßt werden.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Bindemittel ein nicht thermohärtbares Harz ist.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Bindemittel ein technisches Lignin ist.
     
    4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Bindemittel Sulfatablauge ist.
     
    5. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Bindemittel Organosolvlignin ist.
     
    6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Bindemittgel bein Tannin (z.B. aus Quebrachholz, Mimosenrinde oder Kastanienholz) ist.
     
    7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die nicht thermohärtbares Bindemittel enthaltende Span- bzw. Faserschicht 0,5 bis 1 mm dick ist.
     





    Recherchenbericht