[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Wischvorrichtung einer Stichtiefdruckmaschine
mit wenigstens einem Zylinder, auf welchen die von den Druckplatten abgehobene Farbe
übertragen wird, und mit einer an diesem Zylinder anliegenden Rakel zur Entfernung
der Farbe von der Zylinderoberfläche.
[0002] Derartige Wischvorrichtungen sind seit langem bekannt und arbeiten entweder als Wischeinrichtungen
im eigentlichen Sinne mit einem am Plattenzylinder anliegenden Wischzylinder, welcher
die Oberfläche der Stichtiefdruckplatten ausserhalb der Stichgruben vollständig von
Farbe säubert (zum Beispiel DE-PS 1 229 547), oder sind als Vorwischvorrichtungen
ausgebildet (zum Beispiel DE-PS 1 058 074 oder EP-B-0 091 709), welche zusätzlich
in Drehrichtung des Plattenzylinders vor der eigentlichen Wischeinrichtung installiert
sind.
[0003] Im Falle der eigentlichen Wischeinrichtung erfolgt die Reinigung des Wischzylinders
in der Weise, dass zunächst der grösste Teil der Farbe durch eine Rakel entfernt und
anschliessend die Wischzylinderoberfläche mit Hilfe einer geeigneten Reinigungsflüssigkeit
und weiterer Reinigungselemente vollständig von der anhaftenden Farbe gesäubert wird.
[0004] Vorwischvorrichtungen werden im allgemeinen bei Stichtiefdruckmaschinen mit direkter
Einfärbung verwendet und haben die Aufgabe, die zuvor auf die Druckplatten aufgebrachte
Farbe in die Stichgruben einzudrücken und bereits überschüssige Farbe zu entfernen,
während die eigentliche Wischung zwecks vollkommener Säuberung der Plattenoberfläche
anschliessend stattfindet.
[0005] Bekannte Vorwischvorrichtungen weisen entweder nur einen am Plattenzylinder abrollenden
Vorwischzylinder auf, an welchem eine Rakel und gegebenenfalls weitere Reinigungselemente
zur Entfernung der Farbe von der Zylinderoberfläche anliegen (DE-PS 1.058.074), oder
aber bestehen aus zwei Zylindern (EP-B-0 091 709), nämlich einem am Plattenzylinder
abrollenden Vorwischzylinder und einem an diesem anliegenden weiteren Zylinder, der
die Farbe vom Vorwischzylinder übernimmt und seinerseits von einer Rakel und gegebenenfalls
weiteren Reinigungselementen gesäubert wird.
[0006] Bei den bisher bekannten Wischvorrichtungen,insbesondere Vorwischvorrichtungen, muss
die auf die Rakel gelangende Farbe in regelmässigen Abständen von der Rakel entfernt
werden, um eine einwandfreie Wischung bzw. Vorwischung über lange Zeit zu gewährleisten.
Dieses Entfernen der Farbe von der Rakel wird bisher von Hand vom Drucker mit einer
Spachtel ausgeführt, was eine anstrengende, sich häufig wiederholende und zeitraubende
Arbeit bedeutet.
[0007] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Wischvorrichtung, insbesondere
eine Vorwischvorrichtung, so zu verbessern, dass die Farbe von der Rakel regelmässig
und zuverlässig auf mechanische Weise entfernt wird und einem Farbsammelbehälter zugeführt
werden kann.
[0008] Zur Lösung dieser Aufgabe ist die Wischvorrichtung nach der Erfindung durch die im
kennzeichnenden Teil des Anspruchs 1 angegebenen Merkmale gelöst.
[0009] Dadurch wird erreicht, dass die auf der Rakel herabfliessende Farbe in dem Masse,
wie sie vom Zylinder abgerakelt wird, nach beiden Seiten hin, ohne Anwendung erhöhter
Drücke, verdrängt, weggefördert und einem Behälter zugeführt wird, ohne dass dazu
eine manuelle Arbeit erforderlich wäre.
[0010] Vorzugsweise ist die Anordnung so getroffen, dass der Farbschieber und die Wandteile
derart komplementär zueinander ausgebildet sind, dass vor Erreichen der einen oder
anderen Endstellung des Farbschiebers die von diesem verdrängte Farbe in einen durch
Wände des Farbschiebers und des betreffenden Wandteils wenigstens näherungsweise vollständig
geschlossenen Raum gelangt, der in der Endstellung des Farbschiebers von diesem fast
vollständig ausgefüllt wird.
[0011] Zweckmässigerweise sind die beiden Wandteile in der Draufsicht U-förmig ausgebildet
und ihre U-Schenkel aufeinander zu gerichtet, und der Farbschieber hat senkrecht zu
seiner Schubrichtung eine dem Abstand zwischen den beiden U-Schenkeln eines Wandteils
angepasste Abmessung, so dass er in seinen beiden Endstellungen ins Innere des einen
bzw. anderen U-förmigen Wandteils eingreift. Auf diese Weise fungiert der Farbschieber
wie eine Art Kolben, der die Farbe innerhalb des U-förmigen Wandteils nahezu vollständig
verdrängt.
[0012] Vorzugsweise ist die Wischvorrichtung als Vorwischvorrichtung ausgebildet und arbeitet
mit einem eigentlichen Vorwischzylinder, der am Plattenzylinder anliegt, und mit einem
zweiten aus Keramik bestehenden Zylinder, welcher die Farbe vom Vorwischzylinder übernimmt
und der selber durch die anliegende Rakel von Farbe gesäubert wird.
[0013] Weitere zweckmässige Ausgestaltungen ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen.
[0014] Die Erfindung wird anhand der Zeichnung am Ausführungsbeispiel einer Vorwischvorrichtung
näher erläutert. Es zeigen :
Figur 1 eine schematische Darstellung einer mit einem Plattenzylinder zusammenwirkenden
Vorwischvorrichtung mit einem eigentlichen Vorwischzylinder und einem aus Keramik
bestehenden zweiten Zylinder, an welchem die Rakel anliegt,
Figur 2 eine Draufsicht auf die Rakel und den mit dieser zusammenwirkenden Zylinder,
Figur 3 einen Schnitt längs der Linie III-III nach Figur 2 und
Figur 4 eine teilweise, im Schnitt dargestellte Draufsicht auf die nach Figur 2 rechte
Farbpumpe.
[0015] Im Beispiel nach Figur 1 besteht die Vorwischvorrichtung aus einem Vorwischzylinder
2, einem aus Keramik bestehenden Zylinder 3, einer am Zylinder 3 anliegenden, schräg
abwärts geneigten Rakel 4 mit ihren später erläuterten Teilen zur seitlichen Verdrängung
der Farbe sowie aus zwei Farbpumpen 11, die beiderseits dieser Teile an der Rückseite
der Rakel 4 installiert sind. Der Vorwischzylinder 2 rollte an den nicht dargestellten
Druckplatten eines zu einer Stichtiefdruckmaschine gehörenden Plattenzylinders 1 ab,
um die Farbe in die Stichgruben zu drücken und überschüssige Farbe von den Druckplatten
zu entfernen. Die Farbe gelangt dann auf den am Vorwischzylinder 2 abrollenden Keramikzylinder
3 und wird von dessen Oberfläche mit Hilfe der Rakel 4 entfernt.
[0016] Um nun die im allgemeinen dickflüssige Stichtiefdruckfarbe von der Rakel 4 ständig,
ohne Eingriff von Hand, zu entfernen, sind an der Rakel 4 die im folgenden anhand
der Figuren 2 bis 4 beschriebenen Teile installiert. An den gegenüberliegenden Seitenrändern
der Rakel 4 sind auf deren Oberfläche Wandteile 6 befestigt, die in der Draufsicht
U-förmig ausgebildet sind. Die Mittelabschnitte 6b oder die Basen dieser U-förmigen
Wandteile haben geneigte Innenflächen 7 und verlaufen parallel zu den Seitenrändern
der Rakel 4, während ihre U-Schenkel 6a aufeinanderzugerichtet sind und einander gegenüberliegen.
Diese beiden seitlichen Wandteile 6 begrenzen zwischen sich eine im folgenden als
Aufnahmebereich 5 bezeichnete Zone, in welche die auf der Rakeloberfläche abwärtsfliessende
Farbe 15 gelangt. Auf diesem Aufnahmebereich 5 befindet sich ein Farbschieber 8, der
in Querrichtung der Rakel 4 zwischen den beiden Wandteilen 6 im Sinne des Doppelpfeils
nach Figur 3 ständig mechanisch hin- und herbewegt wird und die in den Aufnahmebereich
5 gelangende Farbe 15 auf diese Weise abwechselnd ins Innere des einen und des anderen
U-förmigen Wandteils 6 schiebt.
[0017] An beiden Seiten der Rakel 4 ist unterhalb der Ebene des Aufnahmebereichs 5 je eine
Farbpumpe 11 installiert, deren schlitzförmig ausgebildete Einlassöffnung 12 im Aufnahmebereich
5 zwischen den beiden U-Schenkeln 6a des Wandteils 6 mündet und sich längs des unteren
Randes der Innenfläche 7 dieses Wandteils 6 erstreckt. Bei der Farbpumpe 11 handelt
es sich im betrachteten Beispiel um eine Zahnradpumpe mit zwei miteinander kämmenden
Zahnrädern 11a, 11b, deren Achsen parallel zur schlitzförmigen Einlassöffnung 12 verlaufen
und sich über die gesamte Länge dieser Einlassöffnung, also über den gesamten Abstand
zwischen den beiden U-Schenkeln 6a, erstrecken. Die Auslassöffnungen 13 der beiden
Farbpumpen 11 sind mit einem nicht dargestellten Behälter zur Aufnahme der Farbe verbunden.
Jede Farbpumpe 11 wird durch einen Antrieb 14 angetrieben.
[0018] Um die Verdrängung der in den Aufnahmebereich 5 gelangenden Farbe zu der einen und
der anderen Einlassöffnung 12 hin zu erleichtern, hat der Farbschieber 8 senkrecht
zur Schubrichtung eine dem Abstand zwischen den beiden U-Schenkeln 6a eines Wandteils
6 angepasste Abmessung, so dass er in jeder Endstellung ins Innere des betreffenden
Wandteils 6 eingreifen kann. Ferner hat der Farbschieber 8 im betrachteten Beispiel
im Querschnitt die Form eines umgekehrten V und gleitet mit der V-Spitze bzw. seiner
Scheitelkante auf dem Aufnahmebereich 5; die beiden schräg nach aussen geneigten Seitenflächen
9 des Farbschiebers 8, welche die Farbe 15 vor sich herschieben, haben die gleiche
Neigung und fast die gleiche Breite wie die ihnen zugekehrte Innenfläche 7 des mittleren
Abschnitts 6b des betreffenden Wandteils 6. Ausserdem weist der Farbschieber 8 an
seiner Oberseite eine an allen Seiten dachförmig vorstehende Deckwand 10 auf, die
parallel zur Fläche des Aufnahmebereichs 5 ist und von dieser einen der Höhe der Wandteile
6 entsprechenden Abstand hat; dadurch wird in jeder Endstellung des Farbschiebers
8 der betreffende Wandteil 6 von der Deckwand 10 überlappt und so der vom Wandteil
6 begrenzte Innenraum oben verschlossen.
[0019] Aufgrund der zueinander komplementären Ausbildung von Farbschieber 8 und Wandteilen
6 wirkt der Farbschieber wie ein Kolben, welcher in seiner Endstellung den praktisch
allseitig geschlossenen Innenraum zwischen den U-Schenkeln 6a nahezu vollständig ausfüllt.
Daher wird bei jedem Schub des Farbschiebers 8 praktisch die gesamte Farbe 15 vom
Aufnahmebereich 5 der Rakel 4 verdrängt und in die betreffende Einlassöffnung 12 der
Farbpumpe 11 gequetscht, von wo sie in den Farbaufnahmebehälter befördert wird. Die
Anordnung gewährleistet also während des Druckbetriebs eine zuverlässige Entfernung
der Farbe von der Rakel.
[0020] Zur automatischen Hin- und Herbewegung des Farbschiebers 8 kann jeder bekannte Schiebemechanismus
mit Bewegungsumkehr verwendet werden.
[0021] Gegebenenfalls kann der erwähnte Aufnahmebereich 5 der Rakel 4 durch eine in dieser
Rakel vorgesehene wannenförmige Vertiefung gebildet werden, an deren Enden die Wandteile
6 befestigt sind und in welcher der Farbschieber 8 hin- und herbewegt wird.
[0022] Die Erfindung ist nicht auf das beschriebene Ausführungsbeispiel beschränkt, sondern
lässt insbesondere in der Ausgestaltung und Form der Wandteile und des Farbschiebers
sowie auch hinsichtlich des Aufbaus der Wischvorrichtung und der Farbpumpen mannigfache
Varianten zu.
1. Wischvorrichtung einer Stichtiefdruckmaschine mit wenigstens einem Zylinder (3), auf
welchen die von den Druckplatten abgehobene Farbe übertragen wird, und mit einer an
diesem Zylinder (3) anliegenden Rakel (4) zur Entfernung der Farbe von der Zylinderoberfläche,
dadurch gekennzeichnet, dass an der abwärts geneigten Rakel (4) seitlich einander
gegenüberliegende Wandteile (6) und zwischen diesen Wandteilen ein mittels einer Antriebsvorrichtung
auf der Rakelfläche hin- und herbewegbarer Farbschieber (8) in Form eines beidseitig
den Wandteilen (6) angepassten Verdrängungskörpers angeordnet sind und dass unterhalb
der Rakelfläche an beiden Seiten je eine Farbpumpe (11) installiert ist, deren Einlassöffnung
(12) auf der Rakelfläche mündet und sich längs des unteren Randes der Innenfläche
(7) des betreffenden Wandteils (6) erstreckt, derart, dass die zwischen die beiden
Wandteile (6) gelangende Farbe vom Farbschieber (8) abwechselnd zur einen und zur
anderen Einlassöffnung (12) hin verdrängt wird, wo sie von der betreffenden Farbpumpe
(11) weggefördert wird.
2. Wischvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Farbschieber (8)
und die Wandteile (6) derart komplementär zueinander ausgebildet sind, dass vor Erreichen
der einen oder anderen Endstellung des Farbschiebers (8) die von diesem verdrängte
Farbe in einen durch Wände des Farbschiebers (8) und des betreffenden Wandteils (6)
wenigstens näherungsweise vollständig geschlossenen Raum gelangt, der in der Endstellung
des Farbschiebers von diesem fast vollständig ausgefüllt wird.
3. Wischvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die beiden Wandteile
(6) in der Draufsicht U-förmig ausgebildet und ihre U-Schenkel (6a) aufeinander zu
gerichtet sind und dass der Farbschieber (8) senkrecht zu seiner Schubrichtung eine
dem Abstand zwischen den beiden U-Schenkel (6a) eines Wandteils (6) angepasste Abmessung
hat, so dass er in seinen beiden Endstellungen ins Innere des einen bzw. anderen U-förmigen
Wandteils (6) eingreift.
4. Wischvorrichtung nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Farbschieber
(8) auf seiner Oberseite eine nach allen Seiten hin vorstehende, dachförmige Deckwand
(10) aufweist, deren Abstand von der Rakelfläche der Höhe der Wandteile (6) entspricht,
so dass in der einen oder anderen Endstellung des in eines der Wandteile (6) eingreifenden
Farbschiebers (8) die betreffenden Teile der Deckwand (10) diesen Wandteil überlappen
und dessen Inneres abdecken.
5. Wischvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der
Farbschieber (8) im Querschnitt V-förmig ist und mit seiner V-Spitze auf der Rakelfläche
aufliegt und dass die Innenfläche (7) des parallel zum Seitenrand der Rakel (4) orientierten
Abschnitts (6b) jedes Wandteils (6) die gleiche Neigung aufweist wie die ihr gegenüberliegende
Seitenfläche (9) des Farbschiebers (8).
6. Wischvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die
Farbpumpen (11) Zahnradpumpen sind, deren miteinander kämmende Zahnräder (11a, 11b)
in Achsrichtung eine der Längsabmessung der schlitzförmigen Einlassöffnungen (12)
entsprechende Länge haben.
7. Wischvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die
Rakel (4) eine sich in Querrichtung erstreckende wannenförmige Vertiefung aufweist,
welche einen Aufnahmebereich (5) für die herabfliessende Farbe darstellt und in welcher
seitlich die erwähnten Wandteile (6) und dazwischen der auf dem Boden der Vertiefung
entlanggleitende Farbschieber (8) angeordnet sind.
8. Wischvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass sie
als Vorwischvorrichtung mit einem am Plattenzylinder (1) einer Stichtiefdruckmaschine
anliegenden Vorwischzylinder (2) und einem mit diesem zusammenwirkenden zweiten Zylinder
(3), vorzugsweise einem Keramikzylinder, ausgebildet ist, an welchem die erwähnte
Rakel (4) mit den Wandteilen (6), dem Farbschieber (8) und den Farbpumpen (11) anliegt.