[0001] Die Erfindung betrifft eine Bahnzuführungsvorrichtung für Papierrollenwechsel bei
Rotationsdruckmaschinen gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruches 1.
[0002] Bei Rotationsdruckmaschinen, insbesondere bei Zeitungsrotationsdruckmaschinen ist
es erforderlich, den Rollenwechselvorgang schnell und sicher auszuführen, um Produktivitätsverluste
infolge Verlangsamung der Maschinengeschwindigkeit oder gar Stillstand der Zeitungsrotationsdruckmaschine
zu vermeiden.
[0003] Es sind selbsttätig wirkende doppelarmige Rollenwechseleinrichtungen bekannt, bei
welchen ein auf einer Achse mittig gelagerter Tragarm an seinen Enden je eine Rolle
trägt, wobei die neue Papierbahn infolge Drehung des Rollenwechslers um seine Achse
und mittels einer Klebeeinrichtung auf die ablaufende Papierbahn gebracht wird. Das
Wechseln der Rolle und somit der Papierbahn erfolgt in der Art, daß eine neuaufgenommene
Papierrolle in Umdrehung versetzt und so beschleunigt wird, daß bei gleicher Umfangsgeschwindigkeit
der neuen Rolle mit der auslaufenden Rolle eine Klebung der neuen Bahn an die auslaufende
Bahn erfolgt.
[0004] Nachteilig bei dieser Einrichtung ist, daß diese eine große Bauhöhe besitzt, da der
die Rollen aufnehmende Rahmen mittig drehbar gelagert ist. Damit ist bei vorgegebenen
Rollendurchmessern die erforderliche minimale Bauhöhe für die bisher bekannten Rollenwechseleinrichtungen
vorgegeben. Allgemein werden jedoch häufig kompakt ausgeführte Aggregate gefordert,
um den umbauten Raum für die Maschinenanlage möglichst klein halten zu können. Bei
vorhandenen alten Baulichkeiten mit geringen Raumhöhen ist diese Rollenwechseleinrichtung
nicht einsetzbar. Darüberhinaus ist umbauter Raum teuer.
[0005] Weiterhin ist gemäß US-PS 4,735,372 eine Rollenwechseleinrichtung niedriger Bauart
bekannt, bei welcher die zu wechselnden Rollen mittels Schwenkarmen um horizontal
angeordnete Schwenkwellen bewegt werden. Die zu wechselnde Papierbahn, d. h. neue
Papierbahn wird mit der auslaufenden Papierbahn mittels einer Klebepresse verbunden.
Diese Klebepresse ist in der US-PS 4,170,506 beschrieben und kann die Papierbahnen
nur während des Stillstandes der Rollen verbinden. Die für die laufende Produktion
benötigte Papiermenge wird zwischenzeitlich aus einem Papierbahnspeicher entnommen,
welcher mittels Spannwalzen gebildet ist und sich über der Klebepresse befindet.
Diese Einrichtung zur Papierbahnverbindung, die nur während des Stillstandes der Papierrollen
den Klebevorgang ausführt und welche einen Papierbahnspeicher besitzt, ist insofern
nachteilig, als daß der Papierbahnspeicher nur eine begrenzte Speicherkapazität besitzt.
Bei Hochleistungsrotationsdruckmaschinen kann dieses Prinzip wegen der entstehenden
Produktivitätsverluste nicht verwendet werden.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Bahnzuführungsvorrichtung für Papierrollenwechsel
bei Rotationsdruckmaschinen mit niedriger Bauhöhe und fliegendem Rollenwechsel in
einfacher Bauweise für Hochleistungsrotationsdruckmaschinen zu schaffen.
[0007] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe entsprechend dem Kennzeichen des Patentanspruches
1 gelöst. Die weitere zweckmäßige Ausgestaltung der Erfindung ist den Unteransprüchen
zu entnehmen.
[0008] Die Vorteile der vorliegenden Erfindung bestehen insbesondere darin, daß eine Papierzuführungsvorrichtung
für fliegenden Rollenwechsel geschaffen worden ist, welche grubenlos ausgeführt worden
ist, bei erheblich niedriger Bauhöhe. Der Einsatz eines Papierspeichers während des
Rollenwechsels ist auch bei laufender Produktion nicht erforderlich.
[0009] Die Erfindung soll nachstehend an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert werden.
In den zugehörigen Zeichnungen zeigen
- Fig. 1
- die Vorderansicht der Bahnzuführungsvorrichtung;
- Fig. 2
- die vergrößerte Darstellung eines Klebewagens, jedoch waagerecht dargestellt;
- Fig. 3
- die Ansicht A nach Fig. 2;
- Fig. 4
- die Darstellung eines Antriebes für einen Klebewagen nach Fig. 2, ebenfalls waagerecht
dargestellt;
- Fig. 5
- die Ansicht B nach Fig. 3.
[0010] Fig. 1 zeigt die Vorderansicht der Bahnzuführungsvorrichtung, wobei eine der beiden
Seitenwände 1; 2 des Maschinengestells weggelassen worden ist. Die Seitenwände 1;
2 nehmen Tragarme 3; 4 auf, welche schwenkbar ausgebildet und mit Lagern 6; 7 versehen
sein können. Am Ende der Tragarme 3; 4 befinden sich jeweils auf einem Aufnahmedorn
8; 9 gelagerte Papierrollen 11; 12, welche mit nicht dargestellten Motoren für den
Rollenantrieb sowie für die Rollenbremsung ausgebildet sind. Die Tragarme 3; 4 haben
ihre Arbeitsstellung in der Waagerechten. Die Seitenwände 1; 2 weisen jeweils eine
erste Führungsplatte 13 auf, welche Führungsleisten 14; 16 besitzt, auf welchen Klebewagen
17; 18 in Pfeilrichtung X bewegbar sind. Fig. 1 zeigt den Klebewagen 17 in Ruhestellung
und den Klebewagen 18 in Arbeitsstellung. Der Klebewagen 18 hat die gestrichelt dargestellte
Position 18' in Pfeilrichtung X verlassen und nimmt die in Vollinien dargestellte
Position an der Papierrolle 11 in Klebestellung ein. Die Klebewagen 17; 18 sind auf
den Führungsleisten 14; 16 jeweils in Richtung der Aufnahmedorne 8; 9 der Papierrollen
11; 12 bewegbar. Die Seitenwände 1; 2 weisen eine zweite Führungsplatte 19 sowie eine
Leitwalze 21, eine Tänzerwalze 22 sowie ein Zugwalzenpaar 23 auf. Eine weitere Leitwalze
24 sowie Umlenkrollen sind in der ersten Traverse 13 angeordnet.
[0011] Gemäß Fig. 2 wird eine vergrößerte Darstellung des Klebewagens 18 gezeigt, wobei
die Antriebselemente für die Fortbewegung des Klebewagens 18 hier nur andeutungsweise
dargestellt sind. Der Klebewagen 18 befindet sich in Arbeitsstellung, d. h. die Klebewalze
54 drückt die Papierbahn 67 der zu Ende gehenden Papierrolle 12 an die neue Papierrolle
11 an. Der Klebewagen 18 besteht aus zwei Platten 28; 29, wobei in Fig. 2 nur die
Platte 28 dargestellt ist. Die beiden Platten 28; 29 sind gemäß Fig. 2 bis 5 durch
rechtwinklig zu den Plattenflächen verlaufenden und in Bewegungsrichtung X gesehen,
an den Eckpunkten der Platten 28; 29 befindlichen Papierführungsspindeln 31; 32 verbunden.
Auf einer in Längsrichtung zu den Platten 28; 29 verlaufenden Mittellinie 33 befinden
sich die Lagerstellen für die Wellen 34; 36 der Antriebszahnräder 37; 38 sowie die
Lagerstelle für die Fahrspindel 39. Die Fahrspindel 39 sowie die Wellen 34; 36 besitzen
an jedem Ende eine Kurvenrolle 41, welche in einer oberen Führungsleiste 16.1 sowie
einer unteren Führungsleiste 16.2 der insgesamt mit 16 bezeichneten Führungsleiste
geführt ist und dient der Stabilität der Klebewagen 17; 18. Die Antriebszahnräder
37; 38 des Klebewagens 18 stehen über die Wellen 34; 36 jeweils mit einer Zahnstange
44 in Wirkverbindung. Die Zahnstange 44 ist mit der oberen Führungsleiste 16.1 fest
verbunden. Die Antriebszahnräder 37; 38 kämmen mit einem weiteren Zahnrad 46, welches
drehfest mit der Welle 47 eines elektrischen Antriebsmotors 48 verbunden ist. Der
Motor 48 besitzt einen elektrischen Anschluß 49.
[0012] Gemäß Fig. 2 und 3 sind an dem Lagerbolzen der Papierführungswalze 31 Schwenkhebel
52 angebracht, welche die Achse 53 der Klebewalze 54 aufnimmt. Der Schwenkhebel 52
besitzt einen Anlenkpunkt 56 für den Kolben eines Arbeitszylinders 57. Der Anlenkpunkt
56 ist durch einen Gabelkopf 58 mit Bolzen gestaltet. Ein weiterer Anlenkpunkt 59
für den Arbeitszylinder 57 befindet sich auf der Platte 28. Ein Abschlagmesser 61
für die Papierbahn 67 ist über Schwenkhebel 62 durch weitere Arbeitszylinder 63 betätigbar.
Der Arbeitszylinder 63 ist ebenfalls als Gabelkopf ausgebildet und im Anlenkpunkt
64 mit dem Schwenkhebel 62 und im Anlenkpunkt 66 mit der Platte 28 verbunden. Die
Arbeitszylinder 57; 63 sind vorzugsweise als pneumatische Arbeitszylinder ausgeführt.
Es versteht sich von selbst, daß die Antriebsmechanismen, außer dem Motor, doppelt
ausgeführt sind und gemäß Fig. 5 mit der Platte 28; 29 bzw. mit der Seitenwand 1;
2 verbunden sind.
[0013] Die Funktionsweise ist wie folgt. Die Papierbahn 67 verläßt die Papierrolle 12 nach
Fig. 1 und läuft über die Leitwalzen 24; 21, über die Tänzerwalze 22 und das Zugwalzenpaar
23 zur weiteren Verarbeitung in die nachfolgenden Aggregate. Nachdem der Papiervorrat
auf der Papierrolle 12 ein Minimum erreicht hat, wird die Papierrolle 11 durch bekannte
Mittel in Umdrehung versetzt und beschleunigt, bis die Umfangsgeschwindigkeit der
Papierrollen 11; 12 gleich ist. Dann fährt der Klebewagen 18 aus der Position 18'
in Richtung der Aufnahmedorne 8 der Papierrolle 11 und nimmt die von der Papierrolle
12 ablaufende Papierbahn 67 mit, so daß diese nunmehr über die Papierführungsspindeln
32; 31 und der zwischen diesen angeordneten Klebewalze 54 abläuft und dann erst an
die oben beschriebene Leitwalze 24 zur Anlage kommt. Die Papierrolle 11 besitzt auf
ihrer äußeren Papierbahn eine bekannte Klebevorbereitung 68, beispielsweise mit Leim,
auf welche nach Abtasten einer Reflexfolie 69 durch eine nicht dargestellte Fotozelle
die Klebewalze 54 den Impuls zur Verbindung der Papierbahnen erhält. Nach vollzogener
Verbindung wird die Restbahn von der Papierrolle 12 durch das Abschlagmesser 61 getrennt.
Der Klebewagen 18 fährt in die Ausgangsposition 18' zurück. Die Papierbahn 67 läuft
nun von der Papierrolle 11 über die Leitwalze 24 weiter, wie bereits beschrieben.
Statt der abgelaufenen Papierrolle 12 kann eine neue, nicht dargestellte volle Papierrolle
12' aufgenommen werden, welche nach Ablauf der Papierrolle 11 durch Betätigen des
Klebewagens 17 in Richtung Aufnahmedorne 9 der Papierrolle 12' mit der Papierrolle
12' verbunden werden kann.
[0014] Die Steuerung des Papierrollenwechsels kann von Hand oder durch den Rechner der Druckeinrichtung
erfolgen. Somit wird bei wesentlich niedrigerer Bauhöhe und ohne die Verwendung eines
Papierspeichers in einfacher Weise bei voller Produktionsgeschwindigkeit ein fliegender
Papierrollenwechsel vorgenommen.
Teileliste
[0015]
- 1
- Seitenwand
- 2
- Seitenwand
- 3
- Tragarm
- 4
- Tragarm
- 5
- -
- 6
- Lager
- 7
- Lager
- 8
- Aufnahmedorn
- 9
- Aufnahmedorn
- 10
- -
- 11
- Papierrolle
- 12
- Papierrolle
- 13
- Traverse
- 14
- Führungsleiste
- 15
- -
- 16.1
- Führungsleiste, obere
- 16.2
- Führungsleiste, untere
- 16
- Führungsleiste
- 16'
- Führungsleiste
- 17
- Klebewagen
- 18
- Klebewagen
- 18'
- Position des Klebewagens
- 19
- Führungsplatte
- 20
- -
- 21
- Leitwalze
- 22
- Tänzerwalze
- 23
- Zugwalzenpaar
- 24
- Leitwalze
- 25
- -
- 26
- -
- 27
- -
- 28
- Platte
- 29
- Platte
- 30
- -
- 31
- Papierführungsspindel
- 32
- Papierführungsspindel
- 33
- Mittellinie
- 34
- Welle
- 35
- -
- 36
- Welle
- 37
- Antriebszahnrad
- 38
- Antriebszahnrad
- 39
- Fahrspindel
- 40
- -
- 41
- Kurvenrolle
- 42
- -
- 43
- -
- 44
- Zahnstange
- 45
- -
- 46
- Zahnrad
- 47
- Welle
- 48
- Motor
- 49
- Anschluß
- 50
- -
- 51
- Lagerbolzen
- 52
- Schwenkhebel
- 53
- Achse
- 54
- Klebewalze
- 55
- -
- 56
- Anlenkpunkt
- 57
- Arbeitszylinder
- 58
- Gabelkopf
- 59
- Anlenkpunkt
- 60
- -
- 61
- Abschlagmesser
- 62
- Schwenkhebel
- 63
- Arbeitszylinder
- 64
- Anlenkpunkt
- 65
- -
- 66
- Anlenkpunkt
- 67
- Papierbahn
- 68
- Klebevorbereitung
- 69
- Reflexfolie
- 70
- -
- X
- Pfeilrichtung
1. Bahnzuführungsvorrichtung für Papierrollenwechsel bei Rotationsdruckmaschinen mittels
Papierrollen tragenden Armen in einem Maschinengestell und einer Klebeeinrichtung
zum Verbinden von Papierbahnen, dadurch gekennzeichnet, daß in dem Maschinengestell
(1; 2) in Richtung auf die Aufnahmedorne (8; 9) der neuen Papierrolle (11; 12) verlaufenden
Führungen (14; 16; 44) ein verfahrbarer Klebewagen (17; 18) angeordnet ist.
2. Bahnzuführungsvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Klebewagen
(17; 18) eine Trenneinrichtung (61) für die Papierbahnen (67) aufweist.
3. Bahnzuführungsvorrichtung nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Klebewagen
(17; 18) auf einer ersten Führungsplatte (13) des Maschinengestells (1; 2) angeordnet
ist.
4. Bahnzuführungsvorrichtung nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Antrieb
des Klebewagens (17; 18) über einen Motor (48), ein Getriebe (47; 46; 37; 38; 34)
und gestellfeste Zahnstangen (44) erfolgt.
5. Bahnzuführungsvorrichtung nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Klebewalze
(54) und das Abschlagmesser (61) über Arbeitszylinder (57; 63) betätigbar sind.