[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung gemäß der Oberbegriffe der Ansprüche
1 und 4.
[0002] Derartige Vorrichtungen werden zur Messung von Lageänderungen zweier relativ zueinander
beweglicher Objekte benötigt. Dabei werden die unterschiedlichsten physikalischen
Abtastprinzipien benutzt. Man unterscheidet zwischen fotoelektrischer, magnetischer,
induktiver und kapazitiver Abtastung.
[0003] Das Grundprinzip ist jedoch allen Methoden gemeinsam: Eine periodische Meßteilung
wird abgetastet und das so erzeugte Abtastsignal wird als Meßsignal ausgewertet.
[0004] Die Periode der gewonnenen Abtastsignale wird durch die Teilungsperiode oder das
Inkrement der Teilung des Teilungsträgers bestimmt. Das Inkrement wird bei fotoelektrischen
Meßeinrichtungen durch die Breiten eines lichtdurchlässigen Streifens und eines lichtundurchlässigen
Streifens in Meßrichtung gebildet. Bei der Relativbewegung zwischen der Abtasteinheit
und der Meßteilung des Teilungsträgers wird von jedem abgetasteten Inkrement ein Zählimpuls
abgeleitet, vorzeichenrichtig aufsummiert und die Summe steht als Meßwert zur Verfügung.
[0005] Die aus den Teilungen der Teilungsträger bei fotoelektrischen, magnetischen, induktiven
und kapazitiven Meßeinrichtungen gewonnenen periodischen Analogsignale weisen im allgemeinen
keinen reinen sinusförmigen Verlauf auf, sondern sind beispielsweise infolge von Ungenauigkeiten
der Teilungen oberwellenbehaftet. Diese Ungenauigkeiten der Teilungen werden zum Beispiel
durch unterschiedliche Abstände der lichtdurchlässigen und lichtundurchlässigen Streifen
oder durch eine Kantenunschärfe dieser Streifen hervorgerufen. Um die gewonnenen Analogsignale
weitgehend oberwellenfrei zu halten, müssen hohe Anforderungen an die Genauigkeit
der Teilungen gestellt werden. Zur Bildung von genauen Positionsmeßwerten für jede
Teilungsperiode und um zur weiteren Erhöhung der Auflösung die Teilungsperioden der
Teilung durch Bildung von Interpolationswerten exakt unterteilen zu können, muß das
aus dieser Teilung gewonnene Analogsignal oberwellenfrei sein; eine Bildung von Interpolationswerten
beispielsweise mittels eines Rechners ist in der DE-OS 27 29 697 beschrieben.
[0006] Weiterhin sind Meßeinrichtungen bekannt, die dreieckförmige oder trapezförmige Analogsignale
liefern, die naturgemäß stets oberwellenbehaftet sind.
[0007] Aus der DE-PS 19 41 731 ist eine fotoelektrische Längenmeßeinrichtung bekannt, bei
der zur Gewinnung eines oberwellenfreien Analogsignals bei der Abtastung der Teilung
eines Teilungsträgers eine Frequenzfilterblende mit einem sinusförmigen Durchlässigkeitsverlauf
vorgesehen ist. Bei dieser Meßeinrichtung muß eine spezielle Frequenzfilterblende
hergestellt und eingebaut werden. Zudem ist diese Meßeinrichtung auf das fotoelektrische
Durchlichtmeßprinzip beschränkt, bei dem ein aus periodischen Helligkeitsschwankungen
aufgebautes Streifensystem nach den sogenannten Vernier- oder Moirèprinzipien erzeugt
wird.
[0008] Zur Gewinnung oberwellenfreier periodischer Signale wird in der DE 32 39 108 C2 vorgeschlagen,
die Bandbreite (Anzahl der Frequenzen oder Wellen) des Analogsignals zu ermitteln,
die Teilungsperiode der Teilung jeweils mit Abtastelementen abzutasten, die von den
Abtastelementen gelieferten periodischen Analogsignale zur Ermittlung von Fourierkoeffizienten
der Grundwelle des Analogsignals einer Fourieranalyse zu unterziehen und die Fourierkoeffizienten
als oberwellenfreie periodische Signale zur Bildung von Positionsmeßwerten auszuwerten.
[0009] Ein mathematisch äquivalenter, aber ausführungsmäßig völlig anderer Ansatz zur Oberwellenfilterung
ist aus der DE 34 12 128 C1 als sogenannte arcsin-Abtastung bekannt. Nach einem 1.Gitter
entsteht eine Intensitätsverteilung (Gitterbild im Schattenwurf oder Selbstabbildung
in der Talbot-Ebene) die mit einem Gitter variabler Teilung abgetastet wird, wie sie
in Figur 4 schematisch dargestellt ist. Nachteilig ist hierbei, daß die ideale Verteilung
der arcsin-Abtastteilung je nach Gesamtzahl der Linien verschieden ist.
[0010] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung zur Gewinnung oberwellenfreier
periodischer Signale anzugeben, die zu diesem Zweck keiner zusätzlichen Elemente bedarf
und universell einsetzbar ist.
[0011] Ferner sollen nicht nur alle ganzzahligen Oberwellen ausgefiltert werden können,
sondern auch alle Subharmonischen.
[0012] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale der Ansprüche 1 und 4 gelöst.
[0013] Die mit der Erfindung erzielten Vorteile bestehen insbesondere darin, daß auf einfache
Weise die Gewinnung oberwellenfreier periodischer Signale lediglich mit abgewandelten
herkömmlichen Mitteln bekannter Positionsmeßeinrichtungen ermöglicht wird, ohne daß
zusätzliche Elemente wie Frequenzfilterblenden erforderlich sind und ohne daß besondere
Anforderungen an die Genauigkeit der Teilung gestellt werden müssen.
[0014] Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung entnimmt man den Unteransprüchen.
[0015] Ausführungsbeispiele der Erfindung werden anhand der Zeichnung näher erläutert.
[0016] Es zeigt
- Figur 1
- eine Längenmeßeinrichtung im Querschnitt;
- Figur 2
- schematisch eine Abtasteinheit einer fotoelektrischen Längenmeßeinrichtung;
- Figur 3
- eine Abtastteilung ohne Filterwirkung, dem gegenüber
- Figur 4
- eine Abtastteilung mit Filterwirkung und
- Figur 5
- eine periodische Abtastteilung mit Filterwirkung und
- Figur 6
- ein Diagramm.
[0017] In Figur 1 ist eine Längenmeßeinrichtung im Querschnitt dargestellt, deren Gehäuse
1 in Form eines Hohlprofils an einem Bett 2 einer nicht dargestellten Bearbeitungsmaschine
mittels einer Schraubverbindung 3 befestigt ist. An einem Schlitten 4 der Bearbeitungsmaschine
ist ein Montagefuß 5 mit einem Mitnehmer 6 in beliebiger Weise befestigt, der über
eine schneidenförmige Verjüngung 7 durch einen Schlitz 8 in das im übrigen vollkommen
geschlossene Gehäuse 1 hineinragt, wobei im Schlitz 8 vorgesehene elastische Dichtlippen
9 ein Eindringen von Verunreinigungen in das Innere des Gehäuses 1 verhindern. An
einer Innenfläche des Gehäuses 1 ist ein Maßstab 10 mittels einer elastischen Klebeschicht
11 angebracht, an dem sich eine Abtasteinheit 12 über Rollen 13 abstützt; die Relativbewegung
des Schlittens 4 bezüglich des Betts 2 wird vom Mitnehmer 6 auf die Abtasteinheit
12 übertragen.
[0018] Gemäß Figur 2 sind zur Abtastung einer Teilung 14 des Maßstabs 10 in der Abtasteinheit
12 eine Lichtquelle 15, ein Kondensor 16, eine Abtastplatte 17 mit einer Teilung 18
und ein Photoelement 19 angeordnet. Der von der Lichtquelle 15 ausgehende Lichtstrom
wird vom Kondensor 16 parallel gerichtet, durchsetzt die Teilungen 14, 18 des Maßstabs
10 und der Abtastplatte 17 und fällt anschließend auf das Photoelement 19. Bei der
Bewegung der Abtasteinheit 12 mit der Abtastplatte 17 in Meßrichtung X gegenüber dem
feststehenden Maßstab 10 wird der Lichtstrom an den Teilungen 14, 18 moduliert, so
daß das Photoelement 19 ein periodisches elektrisches Analogsignal S (X) liefert,
das ausgewertet, gezählt und in digitaler Form als Positionsmeßwert zur Anzeige gebracht
wird.
[0019] Das vom Photoelement 19 gelieferte periodische Analogsignal S (X) ist im allgemeinen
z.B. aufgrund von Ungenauigkeiten der Teilungen 14, 18 oberwellenbehaftet und kann
als Funktion des Meßweges X durch eine Fourierreihe dargestellt werden.
[0020] Eine in Figur 3 gezeigte Abtastteilung 18 mit geradlinigen periodischen Teilungsmarkierungen
20 ruft keine Unterdrückung von Oberwellen hervor. Wenn man jedoch die Abtastteilung
18 gegenüber der Meßteilung 14 gleicher Teilungsperiode P etwas verdreht, entsteht
ein sogenanntes Moirémuster. Darunter versteht man ein aus periodischen Helligkeitsschwankungen
aufgebautes Streifensystem mit größerer Periodenlänge als die Teilungsperiode P von
Meßteilung 14 und Abtastteilung 18. Wenn diesem Moiré-Streifenmuster lagerichtig Detektoren
zugeordnet werden, lassen sich ein Teil der Oberwellen z.B. alle geraden unterdrücken.
[0021] Wenn die Meßteilung 14 und die Abtastteilung 18 unterschiedliche aber periodische
Teilungen besitzen (also wieder gemäß Figur 3) entsteht ein sogenanntes Vernier-Streifenmuster,
wiederum mit größerer Periode als die Perioden P und P' der Meß- und Abtastteilungen.
Mit entsprechend angeordneten Detektoren lassen sich wiederum ein Teil der Oberwellen
eliminieren.
[0022] Für die Oberwellenunterdrückung gemäß der bereits erwähnten arcsin-Funktion nach
DE 34 12 128 C1 ist eine nichtperiodische Abtastteilung 21 erforderlich. Deren einzelne
Teilungsmarkierungen n (n=-N bis +N) sind jeweils um einen kleinen Betrag δ
n in Meßrichtung X verschoben gegenüber der Nennposition einer entsprechend zugeordneten
periodischen Meßteilung. Es gilt
[0023] Diese Methode erlaubt nur eine Unterdrückung der ungeraden Oberwellen.
[0024] Eine solche nichtperiodische Abtastteilung 21 ist - schematisch betrachtet - in Figur
4 dargestellt.
[0025] Allerdings stellt Figur 4 auch eine erfindungsgemäße Abtastteilung 21 dar. Zeichnerisch
ist der Unterschied zwischen dem Stand der Technik und diesem Ausführungsbeispiel
nicht darstellbar, da die Variation der Teilung nach einer erfindungsgemäßen Variation
der arcsin-Funktion vorgenommen wird.
[0026] Technisch gesehen besteht die Variation der arcsin-Filterung in einer kombinierten
Vernier- (bzw. Moiré-) und arcsin-Filterung, was ebenfalls eine Verschiebung der einzelnen
Teilungsmarkierungen n um Beträge δ
n (n= -N bis +N) zur Folge hat, die jedoch von der bekannten arcsin-Verschiebung abweichen.
[0027] Eine mathematische Behandlung der Filterwirkung ergibt folgende transzendente Bestimmungsgleichungen
für die Verschiebung δ
n, aus denen δ
n numerisch berechnet werden kann (siehe Diagramm in Figur 6):
1. Abtastverfahren mit Signalperiode (SP) = Teilungsperiode (P)
(z.B.: Talbot/Schattenwurf - Verfahren):

(Unterdrückung aller (ganzzahligen) Oberwellen
2. Abtastverfahren mit Signalperiode (SP) = 1/2 Teilungsperiode (P), wie es beispielsweise
bei interferentiell arbeitenden Dreigittergebern angewandt wird:

(Unterdrückung aller ganzzahligen und halbzahligen Oberwellen)
Dem jeweils ersten Term auf der rechten Seite der Gleichungen entspricht eine Vernier-Filterung
(lineare Zunahme der Verschiebung der Teilungsmarkierungen n auf der Abtastteilung
21), dem zweiten eine arcsin-Filterung. Durch die besondere Art der Kombination von
Vernier- und arcsin-Filterung, wie sie in den obigen Gleichungen enthalten ist, läßt
sich eine Unterdrückung aller auftretenden Oberwellen erreichen.
Ferner ist es möglich, eine arcsin-Filterung auch durch arcsin-förmig gebogene, in
Meßrichtung aber äquidistante Teilungsmarkierungen y zu erzielen. Dies läßt sich auf
die kombinierte Vernier/arcsin-Filterung übertragen (siehe Figur 5), die in diesem
Fall eher als kombinierte Moiré/(arcsin-Filterung zu bezeichnen ist. Die Bestimmungsgleichungen
für δ(y) lauten analog zu oben:
3. Abtastverfahren mit Signalperiode (SP) = Teilungsperiode (P)

4. Abtastverfahren mit Signalperiode (SP) = 1/2 Teilungsperiode (P)

H ist die Länge der Teilungsmarkierungen y senkrecht zur Meßrichtung X (siehe Figur
5).
[0028] Da in diesem Fall die Teilung periodisch ist, kann auch die Meßteilung (statt der
Abtastteilung 22) in dieser Form ausgebildet sein.
[0029] Im Diagram gemäß Figur 6 ist der Verlauf der Filterung in den unterschiedlichen Kurven
angegeben. Dabei bedeutet die mit durchgehender Linie dargestellte Kurve 23 die herkömmliche
Vernier- bzw. Moiré-Filterung. Die strichpunktierte Kurve 24 stellt die arcsin-Filterung
bei gleicher Signal- und Teilungsperiode SP und P dar. Die gestrichelte Kurve 25 stellt
die kombinierte Vernier/arcsin-Filterung dar und zwar wenn die Signalperiode SP gleich
der Teilungsperiode P der Meßteilung 14 ist. Die punktiert dargestellte Kurve entspricht
dem Verlauf der kombinierten Vernier/arcsin-Filterung, wenn die Signalperiode SP einer
halben Teilungsperiode P/2 entspricht.
1. Vorrichtung zur Gewinnung von bis zu einer vorbestimmbaren Bandbreite oberwellenfreien
Signalen, die durch Abtastung einer periodischen Meßteilung (14) mit wenigstens einer
Abtastteilung (21) erzeugt werden, wobei die Abtastteilung (20) jeweils eine Anzahl
von unperiodisch zueinander versetzten Abtastfeldern aufweist, dadurch gekennzeichnet,
daß die Abtastfelder(n) die gleiche Breite aufweisen und daß der Abstand der Abtastfeldmitten
nach einer abgewandelten arcsin-Funktion gestaffelt ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Abtastteilung (21) nach
der Formel
gebildet wird, wenn die Signalperiode (SP) gleich der Teilungsperiode (P) der Meßteilung
(14) ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Abtastteilung (21) nach
der Formel
wenn die Signalperiode (SP) gleich der halben Teilungsperiode (P/2) der Meßteilung
(14) ist.
4. Vorrichtung zur Gewinnung von bis zu einer vorbestimmbaren Bandbreite oberwellenfreien
Signalen, die durch Abtastung einer periodischen Meßteilung (14) mit einer Abtastteilung,
die wenigstens ein Abtastfeld (Y) aufweist erzeugt werden, dadurch gekennzeichnet,
daß das Abtastfeld (Y) nach einer abgewandelten arcsin-Funktion geformt ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß in Meßrichtung (X) mehrere
Abtastfelder (Y) hintereinander angeordnet sind, die eine periodische Abtastteilung
(22) bilden, deren Periode der Teilungsperiode (P) der Meßteilung (14) entspricht.
6. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Abtastteilung (22) nach
der Formel
gebildet werden, wenn die Signalperiode (SP) gleich der Teilungsperiode (P) der Meßteilung
(14) ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Abtastteilung (22) nach
der Formel
gebildet werden, wenn die Signalperiode (SP) gleich der halben Teilungsperiode (P/2)
der Meßteilung (14) ist.