(19)
(11) EP 0 541 827 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
19.05.1993  Patentblatt  1993/20

(21) Anmeldenummer: 91118747.4

(22) Anmeldetag:  04.11.1991
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5G01D 5/36, G01D 5/249
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE FR GB IT

(71) Anmelder: Dr. Johannes Heidenhain GmbH
D-83292 Traunreut (DE)

(72) Erfinder:
  • Holzapfel, Wolfgang, Dr.
    W-8201 Obing (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Vorrichtung zur Erzeugung oberwellenfreier periodischer Signale


    (57) Vorrichtung zur Gewinnung von oberwellenfreien Signalen mit Hilfe einer periodischen Meßteilung (14) und einer aperiodischen Abtastteilung (21), wobei die Mitten von Abtastfeldern (n) nach einer abgewandelten arcsin-Funktion gestaffelt sind.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung gemäß der Oberbegriffe der Ansprüche 1 und 4.

    [0002] Derartige Vorrichtungen werden zur Messung von Lageänderungen zweier relativ zueinander beweglicher Objekte benötigt. Dabei werden die unterschiedlichsten physikalischen Abtastprinzipien benutzt. Man unterscheidet zwischen fotoelektrischer, magnetischer, induktiver und kapazitiver Abtastung.

    [0003] Das Grundprinzip ist jedoch allen Methoden gemeinsam: Eine periodische Meßteilung wird abgetastet und das so erzeugte Abtastsignal wird als Meßsignal ausgewertet.

    [0004] Die Periode der gewonnenen Abtastsignale wird durch die Teilungsperiode oder das Inkrement der Teilung des Teilungsträgers bestimmt. Das Inkrement wird bei fotoelektrischen Meßeinrichtungen durch die Breiten eines lichtdurchlässigen Streifens und eines lichtundurchlässigen Streifens in Meßrichtung gebildet. Bei der Relativbewegung zwischen der Abtasteinheit und der Meßteilung des Teilungsträgers wird von jedem abgetasteten Inkrement ein Zählimpuls abgeleitet, vorzeichenrichtig aufsummiert und die Summe steht als Meßwert zur Verfügung.

    [0005] Die aus den Teilungen der Teilungsträger bei fotoelektrischen, magnetischen, induktiven und kapazitiven Meßeinrichtungen gewonnenen periodischen Analogsignale weisen im allgemeinen keinen reinen sinusförmigen Verlauf auf, sondern sind beispielsweise infolge von Ungenauigkeiten der Teilungen oberwellenbehaftet. Diese Ungenauigkeiten der Teilungen werden zum Beispiel durch unterschiedliche Abstände der lichtdurchlässigen und lichtundurchlässigen Streifen oder durch eine Kantenunschärfe dieser Streifen hervorgerufen. Um die gewonnenen Analogsignale weitgehend oberwellenfrei zu halten, müssen hohe Anforderungen an die Genauigkeit der Teilungen gestellt werden. Zur Bildung von genauen Positionsmeßwerten für jede Teilungsperiode und um zur weiteren Erhöhung der Auflösung die Teilungsperioden der Teilung durch Bildung von Interpolationswerten exakt unterteilen zu können, muß das aus dieser Teilung gewonnene Analogsignal oberwellenfrei sein; eine Bildung von Interpolationswerten beispielsweise mittels eines Rechners ist in der DE-OS 27 29 697 beschrieben.

    [0006] Weiterhin sind Meßeinrichtungen bekannt, die dreieckförmige oder trapezförmige Analogsignale liefern, die naturgemäß stets oberwellenbehaftet sind.

    [0007] Aus der DE-PS 19 41 731 ist eine fotoelektrische Längenmeßeinrichtung bekannt, bei der zur Gewinnung eines oberwellenfreien Analogsignals bei der Abtastung der Teilung eines Teilungsträgers eine Frequenzfilterblende mit einem sinusförmigen Durchlässigkeitsverlauf vorgesehen ist. Bei dieser Meßeinrichtung muß eine spezielle Frequenzfilterblende hergestellt und eingebaut werden. Zudem ist diese Meßeinrichtung auf das fotoelektrische Durchlichtmeßprinzip beschränkt, bei dem ein aus periodischen Helligkeitsschwankungen aufgebautes Streifensystem nach den sogenannten Vernier- oder Moirèprinzipien erzeugt wird.

    [0008] Zur Gewinnung oberwellenfreier periodischer Signale wird in der DE 32 39 108 C2 vorgeschlagen, die Bandbreite (Anzahl der Frequenzen oder Wellen) des Analogsignals zu ermitteln, die Teilungsperiode der Teilung jeweils mit Abtastelementen abzutasten, die von den Abtastelementen gelieferten periodischen Analogsignale zur Ermittlung von Fourierkoeffizienten der Grundwelle des Analogsignals einer Fourieranalyse zu unterziehen und die Fourierkoeffizienten als oberwellenfreie periodische Signale zur Bildung von Positionsmeßwerten auszuwerten.

    [0009] Ein mathematisch äquivalenter, aber ausführungsmäßig völlig anderer Ansatz zur Oberwellenfilterung ist aus der DE 34 12 128 C1 als sogenannte arcsin-Abtastung bekannt. Nach einem 1.Gitter entsteht eine Intensitätsverteilung (Gitterbild im Schattenwurf oder Selbstabbildung in der Talbot-Ebene) die mit einem Gitter variabler Teilung abgetastet wird, wie sie in Figur 4 schematisch dargestellt ist. Nachteilig ist hierbei, daß die ideale Verteilung der arcsin-Abtastteilung je nach Gesamtzahl der Linien verschieden ist.

    [0010] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung zur Gewinnung oberwellenfreier periodischer Signale anzugeben, die zu diesem Zweck keiner zusätzlichen Elemente bedarf und universell einsetzbar ist.

    [0011] Ferner sollen nicht nur alle ganzzahligen Oberwellen ausgefiltert werden können, sondern auch alle Subharmonischen.

    [0012] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale der Ansprüche 1 und 4 gelöst.

    [0013] Die mit der Erfindung erzielten Vorteile bestehen insbesondere darin, daß auf einfache Weise die Gewinnung oberwellenfreier periodischer Signale lediglich mit abgewandelten herkömmlichen Mitteln bekannter Positionsmeßeinrichtungen ermöglicht wird, ohne daß zusätzliche Elemente wie Frequenzfilterblenden erforderlich sind und ohne daß besondere Anforderungen an die Genauigkeit der Teilung gestellt werden müssen.

    [0014] Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung entnimmt man den Unteransprüchen.

    [0015] Ausführungsbeispiele der Erfindung werden anhand der Zeichnung näher erläutert.

    [0016] Es zeigt
    Figur 1
    eine Längenmeßeinrichtung im Querschnitt;
    Figur 2
    schematisch eine Abtasteinheit einer fotoelektrischen Längenmeßeinrichtung;
    Figur 3
    eine Abtastteilung ohne Filterwirkung, dem gegenüber
    Figur 4
    eine Abtastteilung mit Filterwirkung und
    Figur 5
    eine periodische Abtastteilung mit Filterwirkung und
    Figur 6
    ein Diagramm.


    [0017] In Figur 1 ist eine Längenmeßeinrichtung im Querschnitt dargestellt, deren Gehäuse 1 in Form eines Hohlprofils an einem Bett 2 einer nicht dargestellten Bearbeitungsmaschine mittels einer Schraubverbindung 3 befestigt ist. An einem Schlitten 4 der Bearbeitungsmaschine ist ein Montagefuß 5 mit einem Mitnehmer 6 in beliebiger Weise befestigt, der über eine schneidenförmige Verjüngung 7 durch einen Schlitz 8 in das im übrigen vollkommen geschlossene Gehäuse 1 hineinragt, wobei im Schlitz 8 vorgesehene elastische Dichtlippen 9 ein Eindringen von Verunreinigungen in das Innere des Gehäuses 1 verhindern. An einer Innenfläche des Gehäuses 1 ist ein Maßstab 10 mittels einer elastischen Klebeschicht 11 angebracht, an dem sich eine Abtasteinheit 12 über Rollen 13 abstützt; die Relativbewegung des Schlittens 4 bezüglich des Betts 2 wird vom Mitnehmer 6 auf die Abtasteinheit 12 übertragen.

    [0018] Gemäß Figur 2 sind zur Abtastung einer Teilung 14 des Maßstabs 10 in der Abtasteinheit 12 eine Lichtquelle 15, ein Kondensor 16, eine Abtastplatte 17 mit einer Teilung 18 und ein Photoelement 19 angeordnet. Der von der Lichtquelle 15 ausgehende Lichtstrom wird vom Kondensor 16 parallel gerichtet, durchsetzt die Teilungen 14, 18 des Maßstabs 10 und der Abtastplatte 17 und fällt anschließend auf das Photoelement 19. Bei der Bewegung der Abtasteinheit 12 mit der Abtastplatte 17 in Meßrichtung X gegenüber dem feststehenden Maßstab 10 wird der Lichtstrom an den Teilungen 14, 18 moduliert, so daß das Photoelement 19 ein periodisches elektrisches Analogsignal S (X) liefert, das ausgewertet, gezählt und in digitaler Form als Positionsmeßwert zur Anzeige gebracht wird.

    [0019] Das vom Photoelement 19 gelieferte periodische Analogsignal S (X) ist im allgemeinen z.B. aufgrund von Ungenauigkeiten der Teilungen 14, 18 oberwellenbehaftet und kann als Funktion des Meßweges X durch eine Fourierreihe dargestellt werden.

    [0020] Eine in Figur 3 gezeigte Abtastteilung 18 mit geradlinigen periodischen Teilungsmarkierungen 20 ruft keine Unterdrückung von Oberwellen hervor. Wenn man jedoch die Abtastteilung 18 gegenüber der Meßteilung 14 gleicher Teilungsperiode P etwas verdreht, entsteht ein sogenanntes Moirémuster. Darunter versteht man ein aus periodischen Helligkeitsschwankungen aufgebautes Streifensystem mit größerer Periodenlänge als die Teilungsperiode P von Meßteilung 14 und Abtastteilung 18. Wenn diesem Moiré-Streifenmuster lagerichtig Detektoren zugeordnet werden, lassen sich ein Teil der Oberwellen z.B. alle geraden unterdrücken.

    [0021] Wenn die Meßteilung 14 und die Abtastteilung 18 unterschiedliche aber periodische Teilungen besitzen (also wieder gemäß Figur 3) entsteht ein sogenanntes Vernier-Streifenmuster, wiederum mit größerer Periode als die Perioden P und P' der Meß- und Abtastteilungen. Mit entsprechend angeordneten Detektoren lassen sich wiederum ein Teil der Oberwellen eliminieren.

    [0022] Für die Oberwellenunterdrückung gemäß der bereits erwähnten arcsin-Funktion nach DE 34 12 128 C1 ist eine nichtperiodische Abtastteilung 21 erforderlich. Deren einzelne Teilungsmarkierungen n (n=-N bis +N) sind jeweils um einen kleinen Betrag δn in Meßrichtung X verschoben gegenüber der Nennposition einer entsprechend zugeordneten periodischen Meßteilung. Es gilt






    [0023] Diese Methode erlaubt nur eine Unterdrückung der ungeraden Oberwellen.

    [0024] Eine solche nichtperiodische Abtastteilung 21 ist - schematisch betrachtet - in Figur 4 dargestellt.

    [0025] Allerdings stellt Figur 4 auch eine erfindungsgemäße Abtastteilung 21 dar. Zeichnerisch ist der Unterschied zwischen dem Stand der Technik und diesem Ausführungsbeispiel nicht darstellbar, da die Variation der Teilung nach einer erfindungsgemäßen Variation der arcsin-Funktion vorgenommen wird.

    [0026] Technisch gesehen besteht die Variation der arcsin-Filterung in einer kombinierten Vernier- (bzw. Moiré-) und arcsin-Filterung, was ebenfalls eine Verschiebung der einzelnen Teilungsmarkierungen n um Beträge δn (n= -N bis +N) zur Folge hat, die jedoch von der bekannten arcsin-Verschiebung abweichen.

    [0027] Eine mathematische Behandlung der Filterwirkung ergibt folgende transzendente Bestimmungsgleichungen für die Verschiebung δn, aus denen δn numerisch berechnet werden kann (siehe Diagramm in Figur 6):

    1. Abtastverfahren mit Signalperiode (SP) = Teilungsperiode (P)
    (z.B.: Talbot/Schattenwurf - Verfahren):





    (Unterdrückung aller (ganzzahligen) Oberwellen

    2. Abtastverfahren mit Signalperiode (SP) = 1/2 Teilungsperiode (P), wie es beispielsweise bei interferentiell arbeitenden Dreigittergebern angewandt wird:





    (Unterdrückung aller ganzzahligen und halbzahligen Oberwellen)
    Dem jeweils ersten Term auf der rechten Seite der Gleichungen entspricht eine Vernier-Filterung (lineare Zunahme der Verschiebung der Teilungsmarkierungen n auf der Abtastteilung 21), dem zweiten eine arcsin-Filterung. Durch die besondere Art der Kombination von Vernier- und arcsin-Filterung, wie sie in den obigen Gleichungen enthalten ist, läßt sich eine Unterdrückung aller auftretenden Oberwellen erreichen.
    Ferner ist es möglich, eine arcsin-Filterung auch durch arcsin-förmig gebogene, in Meßrichtung aber äquidistante Teilungsmarkierungen y zu erzielen. Dies läßt sich auf die kombinierte Vernier/arcsin-Filterung übertragen (siehe Figur 5), die in diesem Fall eher als kombinierte Moiré/(arcsin-Filterung zu bezeichnen ist. Die Bestimmungsgleichungen für δ(y) lauten analog zu oben:

    3. Abtastverfahren mit Signalperiode (SP) = Teilungsperiode (P)





    4. Abtastverfahren mit Signalperiode (SP) = 1/2 Teilungsperiode (P)





    H ist die Länge der Teilungsmarkierungen y senkrecht zur Meßrichtung X (siehe Figur 5).



    [0028] Da in diesem Fall die Teilung periodisch ist, kann auch die Meßteilung (statt der Abtastteilung 22) in dieser Form ausgebildet sein.

    [0029] Im Diagram gemäß Figur 6 ist der Verlauf der Filterung in den unterschiedlichen Kurven angegeben. Dabei bedeutet die mit durchgehender Linie dargestellte Kurve 23 die herkömmliche Vernier- bzw. Moiré-Filterung. Die strichpunktierte Kurve 24 stellt die arcsin-Filterung bei gleicher Signal- und Teilungsperiode SP und P dar. Die gestrichelte Kurve 25 stellt die kombinierte Vernier/arcsin-Filterung dar und zwar wenn die Signalperiode SP gleich der Teilungsperiode P der Meßteilung 14 ist. Die punktiert dargestellte Kurve entspricht dem Verlauf der kombinierten Vernier/arcsin-Filterung, wenn die Signalperiode SP einer halben Teilungsperiode P/2 entspricht.


    Ansprüche

    1. Vorrichtung zur Gewinnung von bis zu einer vorbestimmbaren Bandbreite oberwellenfreien Signalen, die durch Abtastung einer periodischen Meßteilung (14) mit wenigstens einer Abtastteilung (21) erzeugt werden, wobei die Abtastteilung (20) jeweils eine Anzahl von unperiodisch zueinander versetzten Abtastfeldern aufweist, dadurch gekennzeichnet, daß die Abtastfelder(n) die gleiche Breite aufweisen und daß der Abstand der Abtastfeldmitten nach einer abgewandelten arcsin-Funktion gestaffelt ist.
     
    2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Abtastteilung (21) nach der Formel





    gebildet wird, wenn die Signalperiode (SP) gleich der Teilungsperiode (P) der Meßteilung (14) ist.
     
    3. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Abtastteilung (21) nach der Formel





    wenn die Signalperiode (SP) gleich der halben Teilungsperiode (P/2) der Meßteilung (14) ist.
     
    4. Vorrichtung zur Gewinnung von bis zu einer vorbestimmbaren Bandbreite oberwellenfreien Signalen, die durch Abtastung einer periodischen Meßteilung (14) mit einer Abtastteilung, die wenigstens ein Abtastfeld (Y) aufweist erzeugt werden, dadurch gekennzeichnet, daß das Abtastfeld (Y) nach einer abgewandelten arcsin-Funktion geformt ist.
     
    5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß in Meßrichtung (X) mehrere Abtastfelder (Y) hintereinander angeordnet sind, die eine periodische Abtastteilung (22) bilden, deren Periode der Teilungsperiode (P) der Meßteilung (14) entspricht.
     
    6. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Abtastteilung (22) nach der Formel





    gebildet werden, wenn die Signalperiode (SP) gleich der Teilungsperiode (P) der Meßteilung (14) ist.
     
    7. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Abtastteilung (22) nach der Formel





    gebildet werden, wenn die Signalperiode (SP) gleich der halben Teilungsperiode (P/2) der Meßteilung (14) ist.
     




    Zeichnung













    Recherchenbericht