[0001] Es ist eine Einrichtung zur Dämpfung von Schlingerbewegungen von Fahrzeugen bekannt
(DE-OS 25 50 235), die aus zwei Dämpfern besteht. Deren entgegengesetzte Kammern sind
kreuzweise miteinander verbunden, während eine dritte Verbindung die Vorratsräume
beider Dämpfer verbindet. Der Kolben in einem Dämpfer ist mit einer Kolbenstange verbunden,
die aus einem Kopfstück herausragt und dort mit einer Befestigungseinrichtung zur
Anbringung an ein Fahrzeug versehen ist, die gegenüber liegt und von dem unteren Kopfstück
getragen wird.
[0002] Die bekannte Lösung strebt das Ziel an, auf dem Gebiet der Eisenbahn in Verbindung
mit immer höheren Fahrzeuggeschwindigkeiten auftretende Schlingerbewegungen entgegenzutreten.
Ein in Betracht gezogener Einsatz vorhergehender Dämpfer, die so ausgelegt sind, daß
sie die Schwingungsweite der Schlingerbewegung dämpfen, würde nach der geäußerten
Meinung zu einer übermäßigen Erhöhung der Härte der Fahrzeugfederung führen. Damit
würde ein negativer Einfluß auf die Stoß- und Rüttelbewegungen des Fahrzeugs ausgeübt.
[0003] Die bekannte Lösung versucht durch eine spezielle Zusammenschaltung der beiden Dämpfer
eine Einrichtung zu schaffen, bei der die Schlingerbewegungen des Fahrzeugs kräftig
abgedämpft werden (VDI-Nachrichten Nr. 43 v. 25.10.91, Seite 54, rechte Spalte, 4.
Absatz) ohne daß Stoß- und Rüttelbewegungen stark zunehmen. Eine solche passive Dämpfung
wird jedoch den derzeitigen Anforderungen nicht mehr gerecht.
[0004] Ausgehend von immer höheren Geschwindigkeiten, die durch immer schwerere Lokomotiven
mit größeren Zugkräften erzeugt werden, entstehen entsprechend höhere Kräfte, die
über die Schiene auf das Schienenbett übertragen werden, wodurch dieses immer stärkeren
Erschütterungen ausgesetzt wird. Bei den entstehenden unterschiedlichen Frequenzen
zwischen Fahrzeug und Schiene sind daher passive Systeme nicht mehr länger geeignet,
die bestehenden Probleme zu lösen.
[0005] Der im Anspruch 1 angegebenen Erfindung liegt das Problem zugrunde, bei einem System
Rad/Schiene bei niederen Frequenzen die Federsteifigkeit des Dämpfungssystems zu steigern
und bei hohen Frequenzen die Federsteifigkeit zu senken, d.h. die jeweils günstigste
Dämpfung einzustellen. Gleichzeitig soll das System der passiven Querkraftregelung
verlassen und durch ein System der aktiven Querkraftregelung ersetzt werden.
[0006] Die mit der Erfindung erzielten Vorteile bestehen insbesondere darin, daß die Regelfunktion
mit großer Sicherheit der Abstützfunktion angeglichen werden kann, wobei ein minimaler
Energieverbrauch erforderlich ist.
[0007] Weitere Vorteile sind kurzzeitiges Wirksamwerden der Regelmaßnahmen sowie Verringerung
der Kräfte, die auf Rad- und Schiene bzw. das Schienenbett einwirken. Nach weiteren
Maßnahmen wird vorgeschlagen, daß die dynamische Fahrsteifigkeit frequenzabhängig
in der Art beeinflußt wird, daß bei hohen Frequenzen ein relativ weiches System entsteht.
Hierbei wird auf Strecken mit hohen Frequenzen die Dämpfung entsprechend weich eingeregelt,
so daß die Schwingungsdämpfung immer unterhalb der Passivkräfte bleibt.
[0008] Eine andere Maßnahme besteht darin, daß der Druck in dem Zylinder auf einen anhand
eines Wegsignals berechneten Sollwert geregelt wird und daß bei Auftreten von Schwingungen
über den Zylinder oder über den Kolben Energie in einen Speicher zurückgespeist wird.
Dadurch kann erheblich an Energie gespart und die Druckmedienquelle braucht nicht
verstärkt zu werden.
[0009] Ferner wird vorgeschlagen, daß über eine programmgesteuerte Einrichtung eine Entscheidung
herbeigeführt wird, über welche der durch Ventile gebildeten Schaltungsverzweigung
die Ausregelung des Istdruckes erfolgt. Vorteilhafterweise kann hierdurch eine energie-
und strömungstechnisch günstige Druckmediumpräsenz im Zylinder erreicht werden.
[0010] Andere Maßnahmen verbessern diese Druckmedienpräsenz noch dadurch, daß durch eine
Prioritätsschaltung in Abhängigkeit von den Zylinderdrücken, der Speicherdrücke und
der geforderten Kraft eine energetische Optimierung des Systems errechnet wird.
[0011] Eine andere Verbesserung besteht darin, daß über die programmgesteuerte Einrichtung
eine Erhöhung oder Erniedrigung des Druckniveaus vorgenommen wird, um die passive
Federsteifigkeit zu beeinflußen.
[0012] Schließlich wird eine weitere Ausgestaltung dadurch geschaffen, daß die Ventilhysterese
bei der Druckregelung durch Mitkopplung der Störgröße Geschwindigkeit kompensiert
wird.
[0013] Die Einrichtung zur Dämpfung von Schwingungen zwischen einem Schienenfahrzeugaufbau
und einem Schienenfahrgestell basiert auf einer zwischen Schienenfahrzeugaufbau und
Schienenfahrgestell wirkenden doppelseitig beaufschlagbaren Kolben-Zylinder-Antriebseinheit.
[0014] Eine solche Einrichtung besteht aus einer an ein pneumatisches oder hydraulisches
Kolben-Zylinder-System angeschlossene Regeleinrichtung mit einer dem Kolben zugeordneten
Wegmeßeinrichtung und einem den Druckräumen zugeordneten System von Regel- und Rückschlag-Ventilen.
Eine solche Einrichtung pro Fahrzeug ist weder mit einem großen Gewicht verbunden
noch wird ein großer Raum für die Unterbringung beansprucht.
[0015] Die Einrichtung ist dahingehend weitergebildet, daß an das System der Regel- und
Rückschlag-Ventile ein jedem Druckraum im Zylinder zugeordneter Speicher angeschlossen
ist. Somit sind beide Kolbenseiten mit einem Speicher verbindbar.
[0016] Andere Maßnahmen zielen darauf, daß an die Wegmeßeinrichtung eine Regelelektronik
mit einer Prioritätsschaltung und eine Vergleichsschaltung für die Drücke im Druckraum
des Zylinders und im zugeordneten Speicher angeordnet ist.
[0017] Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in der Zeichnung dargestellt und werden im
folgenden näher beschrieben:
Es zeigen
- Fig. 1
- eine Vorderansicht auf einen Schienenfahrzeugaufbau und ein Schienenfahrgestell,
- Fig. 2
- eine hydraulische oder pneumatische Schaltung in Verbindung mit der Dämpfungseinrichtung,
- Fig. 3
- eine Doppelanordnung mit einer kreuzweisen Verbindung des Zylinders oder des Kolbens
entweder mit dem Schienenfahrzeugaufbau oder mit dein Schienenfahrgestell, von oben
betrachtet und
- Fig. 4
- ein Flußdiagramm für ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel einer Querkraftregelung.
[0018] Von dem Schienenfahrzeug ist in Fig. 1 ein Schienenfahrzeugaufbau 1 und Schienenfahrgestell
2 gezeigt. Beide sind zur Abfederung in senkrechter Richtung X mittels nach innen
geneigter Schraubenfedern 3 und 4, deren Achsen sich weit draußen auf einer Kegelspitze
schneiden, abgestützt. Außerdem sind zwischen dem Schienenfahrzeugaufbau 1 und dem
Schienenfahrgestell 2 an Auslegern 5 bzw. 6 Stabilisatoren 7 und 8 gelenkig befestigt,
die aus hydraulischen Dämpfern bestehen.
[0019] Diese mechanischen, hydraulischen oder pneumatischen Federanordnungen, bestehend
aus den Schraubenfedern 3 und 4, den Stabilisatoren 7 und 8, fangen in Querrichtung
zur Fahrtrichtung 9 nur teilweise die entstehenden Schwingungen auf. Bei diesen Schwingungen
liegen außerdem unterschiedliche Passivkräfte mit unterschiedlicher Dynamik vor. Die
Passivkräfte sind vom Schienenfahrzeug selbst erzeugte Schwingungen, die das Fahrzeug
veranlassen, mit seinen Rädern bzw.
[0020] Radgruppen 10 und 11 zwischen den Schienen eines Gleises hin- und herzupendeln.
[0021] Um nunmehr Aktivkräfte auf die auftretenden Passivkräfte abzustimmen, ist zwischen
dem Schienenfahrzeugaufbau 1 und einem Schienenfahrgestell 2 jeweils zumindest ein
pneumatischer oder hydraulischer Zylinder 12 angeordnet und mit seinem Ende 12a an
einem Gelenk 13 auf dem Schienenfahrgestell 2 über ein Lager 2a befestigt. Seine Kolbenstange
14 ist dementsprechend mit einem Gelenk 14a an dem Schienenfahrzeugaufbau 1 befestigt
bzw. gelagert. Auf dem Schienenfahrgestell 2 befinden sich außerdem Stützen 15a und
15b mit elastischen Anschlägen 16a und 16b für eine zwischen beiden angeordnete Führungsstange
17, die an dem Schienenfahrzeugaufbau 1 befestigt ist. Das System des aktiven Eingriffs
in auftretende Schwingungen bedient sich im Ausführungsbeispiel eines Spiels von ca.
+-30 mm zwischen der Führungsstange 17 und den elastischen Anschlägen 16a und 16b.
Erst bei Überschreiten dieses Spiels greift die aktive Querkraftregelung in das Schwingungsverhalten
ein und übernimmt die weitere Führung des Schienenfahrzeugaufbaus 1 gegenüber dem
Schienenfahrgestell 2.
[0022] Gemäß Fig. 2 ist in dem Zylinder 12 der Kolben 14a doppelseitig beaufschlagbar, wobei
die Drücke p1 und p2 in Abhängigkeit von Fahrzuständen geregelt werden, indem untere
Fahrsteifigkeiten entsprechend der Dynamik und der Höhe der Aktivkräfte zwischen Schienenfahrzeugaufbau
und Schienenfahrgestell eingestellt werden. Hierzu ist ferner eine Längenmeßeinrichtung
18 mit einem Wegumsetzer 19 vorgesehen, dessen Signale in einen Mikroprozessor 20
eingegeben werden, in dem außerdem die Signale der Drücke p1 und p2 sowie weitere
Drücke p3 und p4 eines ersten Druckspeichers 21 bzw. eines zweiten Druckspeichers
22 eingegeben werden. Der Mikroprozessor 20 gibt die errechneten Werte in Form von
Signalen an Steuer- bzw. Stetigventile V1, V2, V3 und V4 bzw. V5 weiter, die wie dargestellt
geschaltet sind. Die Druckspeicher 21 und 22 sind hierbei über Rückschlagventile 23
bzw. 24 und diese an eine Druckquelle 25 geschaltet.
[0023] Die Wirkungsweise der Einrichtung ergibt sich aus dem Flußleitplan gemäß Fig. 4:
Aus den Drücken p1 und p2 wird ein Weg "s" aus der Längenmeßeinrichtung 18 und dem
Wegumsetzer 19 in den Mikroprozessor 20 eingelesen. Aufgrund dieser Werte kann festgestellt
werden, ob sich der Schienenfahrzeugaufbau 1 außerhalb der Mittellage befindet und
ob eine vorhandene Auslenkung größer ist als die vorgegebene Zone. Daraus errechnet
sich der Sollwert, der als Signalrampe zur Verfügung gestellt wird. Dementsprechend
wird festgestellt, ob der Sollwert gleich null oder größer als null ist (vgl. Flußdiagramm
gemäß Fig. 4). Die Drücke p1 und p2 werden sodann aus den Soll- und Istwerten als
Wege in den entsprechenden Druckräumen errechnet und als Signale an die Ventile V1
bis V5 gegeben in einem System mit den Druckspeichern 21 und 22.
[0024] Hierbei kann es vorkommen, daß der Druck p1 oder der Druck p2 auf einen anhand des
Wegsignals aus der Längenmeßeinrichtung 18 berechneten Sollwert geregelt wird und
daß bei Auftreten von Schwingungen über den Zylinder 12 oder über den Kolben 14a Energie
in einen Speicher 21 oder 22 zurückgespeist wird.
[0025] Gemäß Fig. 3 ist eine verdoppelte Anordnung mit Seiten vertauscht zur Befestigung
von zwei Zylindern 12 gezeigt. Beim in der Zeichnung oben liegenden Zylinder 12 befindet
sich die Kolbenstange 14 und das Gelenk 14a rechts, hingegen beim unteren Zylinder
12 auf der linken Seite. Analog liegen beim oberen Zylinder 12 das Zylinder-Ende 12a
sowie das Gelenk 13 links hingegen beim unteren Zylinder 12 auf der rechten Seite.
[0026] Zwischen beiden Zylindern 12 sind sodann die Stützen 15a, 15b mit den elastischen
Anschlägen 16a, 16b und die Führungsstange 17 (geschnitten) sichtbar.
[0027] Die Erfindung kann sowohl mit einem Kolben-Zylinder-System oder auch mit mehreren
gemäß Fig. 3 und auch mit mehr als zwei Kolben-Zylinder-Systemen in Abhängigkeit der
zu dämpfenden Massen verwirklicht werden.
1. Verfahren zum Dämpfen von Schwingungen eines Schienenfahrzeuges, die im wesentlichen
in einer oder mehreren Ebenen, insbesondere in Querebenen zur Fahrtrichtung zwischen
dem Schienenfahrzeugaufbau und dem Schienenfahrgestell auftreten und die nur teilweise
von mechanischen und/oder pneumatischen Federanordnungen aufgefangen werden, wobei
unterschiedliche Aktivkräfte mit unterschiedlicher Dynamik vorliegen,
dadurch gekennzeichnet,
daß in zumindest einem, zwischen Schienenfahrgestell und Schienenfahrzeugaufbau angeordneten
pneumatischem oder hydraulischem Zylinder mit doppelseitig beaufschlagbarem Kolben
über mehrere Ventile die Drücke in Abhängigkeit von Fahrzuständen geregelt werden,
indem unterschiedliche Fahrsteifigkeiten entsprechend der Dynamik und der Höhe der
Aktivkräfte zwischen Schienenfahrzeugaufbau und Schienenfahrgestell eingestellt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die dynamische Fahrsteifigkeit frequenzabhängig in der Art beeinflußt wird, daß
bei hohen Frequenzen ein relativ weiches System entsteht.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Druck in dem Zylinder auf einen anhand eines Wegsignals berechneten Sollwert
geregelt wird und daß bei Auftreten von Schwingungen über den Zylinder oder über den
Kolben Energie in einen Speicher zurückgespeist wird.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß über eine programmgesteuerte Einrichtung eine Entscheidung herbeigeführt wird,
über welche der durch Ventile gebildeten Schaltungsverzweigungen die Ausregelung des
Istdruckes erfolgt.
5. Verfahren nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß durch eine Prioritätsschaltung in Abhängigkeit von den Zylinderdrücken, der Speicherdrücke
und der geforderten Kraft eine energetische Optimierung des Systems errechnet wird.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß über die programmgesteuerte Einrichtung eine Erhöhung oder Erniedrigung des Druckniveaus
vorgenommen wird, um die passive Federsteifigkeit zu beeinflußen.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Ventilhysterese bei der Druckregelung durch Mitkopplung der Störgröße Geschwindigkeit
kompensiert wird.
8. Einrichtung zur Dämpfung von Schwingungen zwischen einem Schienenfahrzeugaufbau und
einem Schienenfahrgestell, bestehend aus einer zwischen Schienenfahrzeugaufbau und
Schienenfahrgestell wirkenden doppelseitig beaufschlagbaren Kolben-Zylinder-Antriebseinheit,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine an ein pneumatisches oder hydraulisches Kolben-Zylinder-System (14 a, 12)
angeschlossene Regeleinrichtung mit einer dem Kolben (14 a) zugeordneten Wegmeßeinrichtung
(18) und einem den Druckräumen (p1, p2) zugeordneten System von Regel- und Rückschlag-Ventilen
(V1 - V5) vorgesehen ist.
9. Einrichtung nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß an das System der Regel- und Rückschlagventile (V1 - V5) ein jedem Druckraum (p1,
p2) im Zylinder (12) zugeordneter Speicher (21, 22) angeschlossen ist.
10. Einrichtung nach den Ansprüchen 8 und 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß an die Wegmeßeinrichtung (18) eine Regelelektronik mit einer Prioritätsschaltung
und eine Vergleichsschaltung für die Drücke (p1, p2) im Druckraum (p1, p2) des Zylinders
(12) und im zugeordneten Speicher (21; 22) angeschlossen ist.