[0001] Gegenstand der Erfindung ist ein Deckelgefäß nach dem Oberbegriff des Anspruches
1.
[0002] Die Erfindung zielt insbesondere auf Deckelgefäße für den Laboreinsatz bei extremen
Temperaturen ab, die ein Nennvolumen in der Größenordnung von bis zu wenigen Millilitern
aufweisen. Herkömmliche Gefäße sind vorwiegend als Schraubdeckelgefäße ausgebildet
und mit einem separaten Dichtungselement in der Form eines O-Ringes versehen. Das
kann Verunreinigungen der Gefäßinhalte zur Folge haben, wenn das Material der O-Ringe
von den Inhaltsstoffen angegriffen wird. Ferner verursacht das zusätzliche Dichtungselement
besondere Fertigungskosten.
[0003] Bei einem vorbekannten Deckelgefäß der eingangs genannten Art ist der Schraubdeckel
bodenseitig mit einer Dichtlippe versehen, die im Längsschnitt die Form einer gestreckten
Parabel hat. An ihrem Umfang hat die Dichtlippe eine Lippendichtfläche, die bei verschraubtem
Deckel elastisch dichtend gegen einen Innenrand der Gefäßmündung drückt. Am Innenrand
stoßen Gehäusestirnwand und Gehäuseinnenwand praktisch übergangslos senkrecht aneinander,
d.h. der Krümmungsradius des Innenrandes in einer Längsschnittebene geht gegen Null.
Die Lippendichtfläche ist somit einer ringsumlaufenden Linienbelastung unterworfen,
die mit hohen Flächenpressungen einhergeht. Diese Flächenpressungen bedingen, daß
die Dichtlippe im verschraubten Zustand ganz erheblich gegenüber ihrer unverschraubten
Lage einwärts gebogen ist.
[0004] Bei Raumtemperatur ist dieses Dichtungsverhalten des vorbekannten Gefäßes relativ
unproblematisch. Wird das Gefäß jedoch in einem weiten Temperaturbereich von z.B.
minus 196°C bis plus 100°C verwendet, kommt es während der erforderlichen Verschlußdauer
zu erhöhten Anforderungen. Insbesondere bei den höheren Temperaturen stellt sich eine
hohe Materialverformung ein, die zu einer schnellen Deformation der Dichtungsanordnung
unter Reduktion der Dichtkraft bis zu einem unzureichenden Wert führt. Dann kann das
Gefäß erhebliche Teile des Probenvolumens verlieren. Diese Vorgänge werden durch den
erhöhten Dampfdruck der Proben bei den hohen Temperaturen unterstützt, die beim Kochen
im Wasserbad 100°C erreichen. Niedrige Temperaturen von beispielsweise 196°C bei flüssigem
Stickstoff als Kühlmedium führen zu einer plastischen Kaltverformung des Kunststoffgefäßes
insbesondere im vorgespannten Dichtungsbereich mit einhergehender Undichtigkeit. Dabei
kann es zur Aufnahme des Kühlmediums kommen, welches nach der erforderlichen Verschlußdauer
verdampfen und ein Abplatzen des Deckels bewirken kann. Herausgeschleudertes Probenvolumen
führt zu einer Kontamination der Umgebung.
[0005] Davon ausgehend liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein verbessertes Deckelgefäß
der eingangs genannten Art zu schaffen, das über einen weiten Temperaturbereich von
insbesondere minus 196°C bis plus 100°C über eine erforderliche Verschlußdauer von
beispielsweise 20 Minuten eine verbesserte Dichtigkeit aufweist.
[0006] Lösungen dieser Aufgabe sind in den Ansprüchen 1 und 10 angegeben. Vorteilhafte Ausgestaltungen
sind den Unteransprüchen 2 bis 9 sowie 11 bis 24 entnehmbar.
[0007] Die erste Erfindungsvariante geht von der überraschenden Erkenntnis aus, daß eine
geringe Flächenpressung in den Dichtflächen in dem beabsichtigten Temperaturbereich
einerseits für eine ausreichende Dichtwirkung ausreichen kann und andererseits über
die erforderliche Verschlußdauer hinweg eine so geringe plastische Materialverformung
verursacht, daß die Dichtwirkung nicht auf unzuträgliche Werte absinkt und stets eine
für notwendig gehaltene Mindestdichtigkeit zur Verfügung gestellt wird. Dieser Ansatz
beschreitet gegenüber den bekannten Dichttechniken einen anderen Weg, die von der
Notwendigkeit einer hohen Flächenpressung für eine sichere Abdichtung ausgehen. Erreicht
wird die geringe Flächenpressung durch geeignete Wahl der Krümmungsradien von Lippendichtfläche
und Gefäßdichtfläche in einem Längsschnitt durch das Deckelgefäß.
[0008] Grundsätzlich erfüllt man die Forderung nach einer möglichst geringen Flächenpressung,wenn
beide Krümmungsradien gegen Unendlich gehen, d.h. Lippendichtfläche und Gefäßdichtfläche
im Längsschnitt Linienberührung haben. Eine solche Dichtanordnung ist jedoch in Herstellung
und Handhabung problematisch, insbesondere weil geringe Toleranzschwankungen, Unrundheiten
oder Verletzungen der Dichtflächen eine Undichtig-keit zur Folge haben. Bei einer
bevorzugten Lösung geht nur einer der Krümmungsradien gegen Unendlich. Der andere
Krümmungsradius ist geringer, jedoch von Null deutlich verschieden. Mit dieser Radienkombination
wird eine geringe Flächenpressung erreicht und ein Ausgleich von Ungenauigkeiten oder
Verletzungen durch geringfügige Verformung insbesondere der Dichtfläche mit dem geringeren
Krümmungsradius erreicht. Letzterer wird bevorzugt an der Gehäusedichtfläche ausgebildet,
wo Verletzungen am ehesten zu besorgen sind. Befindet sich die Gehäusedichtfläche
am Innenrand der Gefäßmündung, ist ein verbesserter Schutz vor Verletzungen und Kontamination
gegeben. Ein kleiner Krümmungsradius von etwa 1 mm hat sich als vorteilhaft herausgestellt.
[0009] Zur Verringerung der Materialverformung bei extremen Temperaturen trägt außerdem
eine Dichtlippensteifigkeit bei, bei der die Dichtlippe unter Flächenpressung einen
nur geringen, jedoch insbesondere für eine Einstellung der Dichtkraft und einen Fehlerausgleich
ausreichenden elastischen Verformung unterworfen ist. Hierdurch wird die Deformationsgeschwindigkeit
der Dichtlippe in den interessierenden Beanspruchungssituationen weiter herabgesenkt.
Erreicht wird die geeignete Dichtlippensteifigkeit insbesondere durch Formgebung und
Materialbeschaffenheit. Hierzu kann der Dichtlippe eine gedrungene Form gegeben werden,
beispielsweise indem ihre Höhe maximal der Breite ihrer Basis entspricht. Ferner kann
eine Trapezform des Dichtlippenquerschnittes das Verformungsverhalten günstig beeinflussen.
Überdies bewirkt ein spitzer Neigungswinkel der Lippendichtfläche vom Deckelboden
weg zur Längsachse des Gefäßes hin einen verbesserten Fehlerausgleich und einen vergrößerten
Einstellweg für die Flächenpressung infolge radialer Lippenverformung.
[0010] Bei der zweiten Lösungsvariante ist die Länge der Dichtlippe so eingestellt, daß
sie infolge eines Überdruckes im Gefäßinneren durch Dampfdruck eingeschlossener Substanzen
mit ihrer Lippendichtfläche gegen die Gehäusedichtfläche gedrückt wird. Dabei wird
das plastische Materialverhalten unter der vorgesehenen Temperaturbelastung zur Verstärkung
oder zumindest Aufrechterhaltung der Dichtwirkung genutzt, die anfänglich von einer
elastischen Vorspannung der Dichtlippe bewirkt wird. Dabei ist außerdem vorteilhaft,
daß die Dichtwirkung praktisch unabhängig von einer Verriegelungskraft zwischen Deckel
und Gefäß verwirklicht werden kann, insbesondere wenn die Dichtlippe im wesentlichen
in Radialrichtung gegen die Gehäusedichtfläche drückt.
[0011] Vorstehende Effekte werden gefördert, wenn sich Lippendichtfläche und Gehäusedichtfläche
nahe dem freien Ende der Dichtlippe befinden. Bevorzugt ist hierzu die Gehäusedichtfläche
an einer Verjüngung der Gehäuseinnenwand angeordnet. Ferner wird eine zur Längsachse
des Gefäßes parallele Ausrichtung der Lippendichtfläche bevorzugt.
[0012] Bei beiden Lösungsvarianten ist bevorzugt der Deckelboden gegen Ausbiegung infolge
Dichtflächenanlage oder Druckbelastung versteift, um einem gegebenenfalls durch Materialfluß
im Deckelboden geförderten Abheben der Lippendichtfläche von der Gefäßdichtfläche
entgegenzuwirken. Bevorzugt hat hierzu der Deckelboden eine große Wandstärke. Bei
Erfordernis kann eine Wandstärke unterhalb einer Grenze für das Durchstechen einer
Nadelspitze liegen, die für gebräuchliche Durchstechvorrichtungen ermittelbar ist.
Bei Nichterfordernis einer ebenen Deckelkontur kann eine eingezogene schwächere Deckelkontur
gewählt werden.
[0013] Einem unerwünschten Materialfluß unter Verringerung der Dichtwirkung kann ferner
durch einen Ringkörper entgegengewirkt werden, der die Gehäusewand nahe der Gehäusedichtfläche
spaltfrei umgibt und einteilig mit dem Gehäuse oder separat von diesem ausgebildet
sein kann.
[0014] Die Verriegelungselemente sind bevorzugt innen an einem Deckenmantel und außen an
einer Gefäßwand und somit von Inhaltsstoffen des Gefäßes entfernt angeordnet. Bevorzugt
weisen die Verriegelungselemente Schraubgewinde auf, die ein feines Dosieren der Flächenpressung
ermöglichen. Zugleich wird die Verriegelung unter Erhalt der Feindosierung vereinfacht,
wenn die Verriegelungselemente Schnappelemente für eine Vorverschnappung aufweisen.
Dafür können die Schraubengewinde mehrgängig sein und eines der mehrgängigen Schraubengewinde
jeweils über einen Bruchteil eines Gewindeganges abgeflachte Anfangsabschnitte als
Schnappelemente zum Überschieben des anderen Schraubengewindes haben. Der Anfangsteil
des mehrgängigen Gewindes nahe der Mündungsöffnung wird somit zum Verschnappen und
die weiter entfernten Gewindeabschnitte zum Verschrauben benutzt. Bevorzugt ragt die
Dichtlippe in Längsrichtung des Deckelgefäßes über den Deckelmantel hinaus, wodurch
ihr Einführen in die Mündungsöffnung erleichtert ist.
[0015] Ein erfindungsgemäßes Gefäß kann aus einem Polyolefin wie Polypropylen oder Polyethylen
bestehen, wobei auch Kombinationen verschiedener Polyolefine für Deckel und Gefäß
möglich sind. Ferner kommt der Einsatz von Fluorpolymeren wie Polytetrafluorethylen
in Betracht, insbesondere wenn sehr aggressive Substanzen eingefüllt werden sollen.
Vor allem Gründe der Versteifung von Dichtlippe und Deckelboden können es ratsam erscheinen
lassen, daß der Deckel einen größeren E-Modul als das Gefäß hat. Dies kann durch Auswahl
geeigneter Kunststoffe aber auch durch verschiedene Einstellungen der Kunststoffe
z.B. mittels Zusatzstoffen erreicht werden.
[0016] Erfindungsgemäß wird somit die erforderliche Dichtigkeit unter den gewünschten Bedingungen
erreicht, wobei keine zusätzlichen Dichtelemente wie O-Ringe benötigt werden und der
damit verbundene Fertigungs- und Montageaufwand sowie Verunreinigungsprobleme entfallen.
Das Gefäß ist insbesondere als Sicherheitsgefäß (Zentrifugation), für Probenlagerung/Probentransport,
als Kryogefäß und zur Denaturierung von Eiweiß bei 100°C im Wasserbad nutzbar.
[0017] Weitere Einzelheiten und Vorteile des Gegenstandes der Erfindung ergeben sich aus
der nachfolgenden Beschreibung der zugehörigen Zeichnungen, die bevorzugte Ausführungsformen
zeigen. In den Zeichnungen zeigen:
- Fig. 1 bis 3
- ein Gefäß mit Gehäusedichtfläche am Mündungsinnenrand in Seitenansicht, um 90° gedreht
und im Längsschnitt;
- Fig. 4 und 5
- Deckel desselben Gefäßes in vergrößertem Teil-Längsschnitt und in der Draufsicht;
- Fig. 6
- Mündungsinnenrand desselben Gefäßes gemäß vergrösserter Teilansicht VI der Fig. 3;
- Fig. 7
- Deckelgefäß gemäß Fig. 1 bis 6 unter Überdruck in einem schematischen Teilschnitt
durch den Oberbereich;
- Fig. 8
- Deckelgefäß mit gegenüber Fig. 7 verstärktem Dekkelboden in einem Schnitt entsprechend
Fig. 7;
- Fig. 9
- Deckelgefäß mit gegenüber Fig. 8 veränderter Beschaffenheit von Deckel und Gefäß in
einer Darstellung entsprechend Fig. 8;
- Fig. 10
- Deckel eines Gefäßes mit verlängerter Dichtlippe gemäß zweiter Erfindungsvariante
im Längsschnitt;
- Fig. 11
- Gefäß mit Deckel gemäß Fig. 10 im Teilschnitt durch den Oberbereich;
- Fig. 12
- dasselbe Deckelgefäß unter Verformungseinfluß in einer Darstellung gemäß Fig. 11;
- Fig. 13
- dasselbe Gefäß unter verlängertem Verformungseinfluß in einer Darstellung gemäß Fig.
12.
[0018] Die Fig. 1 bis 3 zeigen ein Gefäß 1 eines erfindungsgemässen Deckelgefäßes, dessen
Füllvolumen von 1,3 ml einen sich verjüngenden Bodenabschnitt 2 und einen zylindrischen
Hauptabschnitt 3 aufweist. Im Bereich dieser Abschnitte 2, 3 ist eine Gefäßwand 4
mit Füllstandsmarken 5 versehen.
[0019] Oben hat das Gefäß einen Schraubstutzen 6, der ein zweigängiges Gewinde 7 trägt.
Fig. 1 und 2 ist entnehmbar, daß Gewindeanfänge 8', 8'' der beiden Gewindegänge auf
dem Umfang des Gewindestutzens 6 um 90° gegeneinander versetzt sind. Ferner zeigen
die Figuren, daß über ein Viertel des Gewindestutzens 6 erstreckte Anfangsabschnitte
9', 9'' der Gewinde abgeflacht ist und erst die sich anschließenden Gewindeabschnitte
10', 10'' über den halben Umfang des Gewindestutzens 6 hinweg ein ausgeprägtes Sägezahnprofil
haben.
[0020] Der Gewindestutzen 6 arbeitet mit einem Deckel 11 gemäß Fig. 4 und 5 zusammen, dessen
Deckelboden 12 umfangsseitig einen zylindrischen Deckelmantel 13 trägt. Innen ist
der Deckelmantel 13 mit einem zweigängigen Schraubgewinde 14 versehen, dessen Sägezahnprofilierung
vom Gewindeanfang bis zum Gewindeende gleichmäßig durchgebildet ist. Der Deckel 12
ist mit Anfangsbereichen seiner beiden Gewindegänge auf die Anfangsabschnitte 9',
9'' des Schraubgewindes 7 des Gefäßes 1 schnappbar und kann dann zwecks weiterer Verriegelung
auf die mit einem vollen Sägezahnprofil versehenen Gewindeabschnitte 10', 10'' geschraubt
werden.
[0021] Vor dem Verschrauben des Deckels 12 kann dieser mittels einer seitlich angeformten,
flexiblen Lasche 15 unverlierbar am Gefäß 1 befestigt werden, indem eine Laschenöse
16 mit einem Dehnbereich 17 in einer äußeren Gefäßnut 18 verankert wird. Unter der
Gefäßnut 18 hat das Gefäß 1 einen angeformten Ringkörper 19, der insbesondere als
Auflage für die Laschenöse 16 sowie als Anschlag für die Deckelverschraubung dient.
[0022] Durch Verschraubung des Deckels 12 wird dessen Abdichtung bewirkt. Hierzu geht gemäß
Fig. 4 vom Deckelboden 12 eine konzentrische Dichtlippe 20 aus, die im Längsschnitt
eine gedrungene Trapezform hat. Die Außenflanken des Trapezes 20 bilden Lippendichtflächen
21, die ausgehend vom Deckelboden 12 um einen Winkel von 25° zur Mittellängsachse
des Deckels 11 hin geneigt ist. Im Querschnitt geht der Krümmungsradius der Lippendichtfläche
21 gegen Unendlich.
[0023] Die Dichtlippe 20 wirkt mit einer Gefäßdichtfläche 23 zusammen, die gemäß Fig. 3
und 6 am Innenrand einer Gefäßmündung 24 ausgebildet ist. Die Gefäßdichtfläche hat
im Querschnitt einen Krümmungsradius von 1 mm.
[0024] Einzelheiten der Dichtelemente und das Zusammenwirken mit dem Schraubgewinde werden
anhand der Fig. 7 bis 9 erläutert. Diese Abbildungen zeigen strichpunktiert das Gefäß
1 nach dem Aufschrauben des Deckels 11 bevor infolge Temperaturerhöhung ein Überdruck
im Inneren aufgebaut ist und in ausgezogenen Linien die Konturen des Deckelgefäßes
bei einem Überdruck nach etwa 20 Minuten Verschlußdauer.
[0025] Fig. 7 zeigt, daß sich der Deckelboden 12 infolge des Materialflusses bei Druckbeaufschlagung
nach außen wölbt, womit eine geringfügige Lageveränderung der Lippendichtfläche 21
und Gefäßdichtfläche 23 einhergeht. Dennoch ist bereits eine zufriedenstellende Dichtwirkung
zu verzeichnen, weil die Krümmungsradien der Dichtflächen 21, 23 eine geringe Flächenpressung
verursachen, was unterstützt durch die geringe Vorverformung der Dichtlippe 20 einen
geringen Materialverformung bedingt. Zusätzlich behindert wird der Materialverformung
im Bereich der Dichtelemente durch einen Ringkörper 25, welcher einteilig mit dem
Deckelmantel 13 ausgebildet ist und die Gefäßwand 4 nahe der Gefäßmündung 24 außen
abstützt.
[0026] Gemäß Fig. 8 wird die Auswölbung des Deckelbodens 12 infolge eines Innendruckes durch
dessen größere Wandstärke grundsätzlich verringert, womit eine geringere Beeinträchtigung
der Abdichtung an Lippendichtfläche 21 und Gefäßdichtfläche 23 einhergeht. Hier ist
die Beeinträchtigung des Dichtsitzes noch relativ groß, weil für den Deckel 11 ein
Material mit einem E-Modul von 250 N/mm² und für das Gefäß 1 ein E-Modul von 500 N/mm²
zugrundegelegt wurde.
[0027] Bei der Ausführungsform in Fig. 9 wurden bei gleicher Wandstärke des Deckelbodens
12 die E-Module vertauscht, d.h. dem Deckel 11 ein Wert von 500 N/mm² und dem Gehäuse
1 ein Wert von 250 N/mm² zugeordnet. Infolgedessen war eine deutlich geringere Auswölbung
des Deckelbodens 12 sowie Verformung der Dichtflächen 21, 23 zu verzeichnen.
[0028] Die Fig. 10 zeigt einen anderen Schraubdeckel 26, dessen Innengewinde 27 und dessen
Verbindungslasche 28 mit einem Schraubstutzen 6 sowie eine Aufnahmenut 18 der Version
gemäß Fig. 1 bis 3 zusammenarbeiten können. Beim Deckel 26 geht hingegen vom Deckelboden
29 eine Dichtlippe 30 aus, die sich parallel zur Längsachse über einen Deckelmantel
31' hinaus erstreckt.Die Dichtlippe 30 hat außen eine etwa zylindrische Lippendichtfläche
31 und ist nahe ihrem freien Ende außen mit einem kleinen Radius 32 versehen, der
einer Einführerleichterung in eine Gefäßmündung dient.
[0029] Fig. 11 zeigt das zugehörige Gefäß 33, das oben einen Gewindestutzen 34 aufweist,
der außen entsprechend Fig. 1 bis 3 geformt ist. Sein Schraubgewinde 35 ist mit dem
Schraubgewinde 27 des Deckels 26 verriegelt, wobei die Deckellasche 28 mit ihrem Laschenauge
34 in einer Aufnahmenut 35' gesichert ist.
[0030] Eine Gefäßwand 36 des Gefäßes 33 hat in einigem Abstand von einer Gefäßmündung 37
innen eine Verjüngung in Form einer Anschrägung 38, deren Querschnitt sich von der
Gefäßmündung 37 weg verringert. Von der Gefäßmündung 37 aus gesehen unmittelbar hinter
der Anschrägung 38 ist in einem etwa kreiszylindrischen Innenbereich der Gefäßwand
36 eine Gefäßdichtfläche 39 ausgebildet. In weiterem Abstand von der Gefäßmündung
37 ist die Gefäßwand 36 innen geringfügig hinterschnitten. In Fig. 11 ist die Dichtlippe
30 des Deckels 26 strichpunktiert in ihrem unverformten Zustand eingezeichnet. Es
versteht sich jedoch, daß die Dichtlippe 30 beim Einführen in die Gefäßmündung 37
elastisch einwärts gebogen wird, sobald ihr Radius 32 bzw. die Lippendichtfläche auf
der Anschrägung 38 und danach der Gefäßdichtfläche 39 zur Anlage kommen.
[0031] Die Fig. 12 und 13 zeigen das Deckelgefäß mit solchermaßen einwärts gebogener Dichtlippe
30, wobei wiederum die anfängliche Verformung strichliert und die Verformung nach
Ablauf einer bestimmten Verschlußdauer in ausgezogenen Linien dargestellt sind. Im
Zustand der Anfangsverformung liegen die Dichtlippen 30 jeweils nur mit ihrer Lippendichtfläche
31 an der Gefäßwand 36 im Bereich der Gefäßdichtfläche 39 an. Auch ohne Innendruckbeaufschlagung
sorgt hierbei eine elastische Vorspannung der Dichtlippe 30 für eine Flächenpressung
in den Dichtflächen 31, 39, die eine ausreichende Dichtigkeit bewirkt. Von den Dichtflächen
31, 39 aus bis zur Gefäßmündung 37 erstreckt sich zwischen Dichtlippe 30 und Gefäßwand
36 ein Spalt 40, in den sich die Dichtlippe hinein verformen kann.
[0032] Baut sich bei erhöhten Gefäßtemperaturen ein Überdruck im Probenvolumen auf, verformt
sich die Dichtlippe 30 plastisch in Radialrichtung nach außen. Die größte Verformung
ergibt sich zum freien Dichtlippenende hin, so daß verformungsbedingt die Flächenpressung
in den Dichtflächen 31, 39 unter Verbesserung der Dichtwirkung ansteigt, zumindest
aber erhalten bleibt. Dabei wird die Gefäßwand 36 von außen durch einen Ringkörper
in Form eines integral angeformten Ringflansches 41 an einer plastischen Aufweitung
unter Verminderung der Flächenpressung in den Dichtflächen 31, 39 gehindert.
[0033] Fig. 12 zeigt außer der Anfangsverformung den Verformungszustand durch Materialfluß
nach Ablauf einer Minute, wogegen Fig. 13 außer dem Anfangszustand den Endzustand
nach Ablauf einer Stunde angibt. Offensichtlich sinkt die Verformungsgeschwindigkeit
sehr schnell auf geringe Werte ab und werden dabei annähernd konstante Dichtbedingungen
erreicht.
[0034] Das Verformungsverhalten gemäß Fig. 7 bis 9 sowie Fig. 12 und 13 wurde nach der FEM
(Finite Elemente Methode) berechnet, wobei das Materialverhalten eines Polyolefines
zugrunde gelegt wurde. Mit erfindungsgemäßen Deckelgefäßen konnten bereits bei 1,3
ml Füllvolumen im Wasserbad bei 100°C und während einer Verschlußdauer von mindestens
30 Minuten unter 0,3 % Verlustrate (d.h. weniger als 3,9 mg Flüssigkeitsverlust) erzielt
werden.
1. Deckelgefäß aus elastischem Kunststoff, insbesondere für Laboreinsatz in einem weiten
Temperaturbereich, bei dem lösbare Verriegelungseinrichtungen zwischen Deckel (11)
und Gefäß (1) wirksam sind, wobei eine vom Deckelboden (12) ausgehende konzentrische
Dichtlippe (20) in eine Gefäßmündung (24) eingreift und mit einer Lippendichtfläche
(21) dichtend an einer Gefäßdichtfläche (23) einer Gefäßwand (4) anliegt, dadurch
gekennzeichnet, daß Lippendichtfläche (21) und Gefäßdichtfläche (23) im Längsschnitt
Krümmungsradien für möglichst geringe Flächenpressung bei ausreichender Dichtwirkung
unter Berücksichtigung einer Materialverformung während der erforderlichen Verschlußdauer
des Gefäßes aufweisen.
2. Deckelgefäß nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß einer der Krümmungsradien
gegen Unendlich geht und der andere ein geringerer, jedoch von Null deutlich verschiedener
ist.
3. Deckelgefäß nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der kleinere Krümmungsradius
an der Gefäßdichtfläche (23) ausgebildet ist.
4. Deckelgefäß nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Gefäßdichtfläche
(23) am Innenrand der Gefäßmündung (24) angeordnet ist.
5. Deckelgefäß nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der kleinere
Krümmungsradius etwa 1 mm beträgt.
6. Deckelgefäß nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Dichtlippe
(20) eine geringe elastische Verformung unter Flächenpressung zulassende Steifigkeit
aufweist.
7. Deckelgefäß nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Dichtlippe
(20) eine Höhe hat, die etwa der Breite ihrer Basis entspricht.
8. Deckelgefäß nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Dichtlippe
(20) im Längsschnitt etwa trapezförmig ist.
9. Deckelgefäß nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Lippendichtfläche
(21) unter einem spitzen Neigungswinkel vom Deckelboden (12) weg zur Längsmittelachse
hin geneigt ist.
10. Deckelgefäß nach dem Oberbegriff des Anspruches 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Dichtlippe (30) eine ein Andrücken ihrer Lippendichtfläche (31) an die Gefäßdichtfläche
(39) unter Überdruck im Gefäßinneren und unter Berücksichtigung einer Materialverformung
während der erforderlichen Verschlußdauer des Gefäßes und eine Abdichtung fördernde
Verlängerung aufweist.
11. Deckelgefäß nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß Lippendichtfläche (31) und
Gefäßdichtfläche (39) nahe dem freien Ende der Dichtlippe (30) ausgebildet sind.
12. Deckelgefäß nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Gehäusedichtfläche (39)
an einer Verjüngung (38) der inneren Gehäusewand (36) angeordnet ist.
13. Deckelgefäß nach einem der Ansprüche 10 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Lippendichtfläche
(31) zur Längsachse des Gefäßes annähernd parallel ist.
14. Deckelgefäß nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß der Deckelboden
(12, 29) gegen Ausbiegung infolge Dichtflächenpressung oder Überdruck im Gefäßinneren
versteift ist.
15. Deckelgefäß nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß der Deckelboden (12, 29)
eine große Wandstärke unterhalb einer Grenze für das Durchstechen einer Nadelspitze
hat.
16. Deckelgefäß nach einem der Ansprüche 1 bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß die Gefäßwand
(4, 36) nahe der Gefäßdichtfläche (23, 39) spaltfrei von einem Ringkörper (25, 41)
umgeben ist.
17. Deckelgefäß nach einem der Ansprüche 1 bis 16, dadurch gekennzeichnet, daß an einem
Deckelmantel (13, 31') innen und an einer Gefäßwand (4, 36) außen Verriegelungselemente
(7, 14; 27, 35) angeordnet sind.
18. Deckelgefäß nach einem der Ansprüche 1 bis 17, dadurch gekennzeichnet, daß die Verriegelungselemente
Schraubengewinde (7, 14; 35, 27) aufweisen.
19. Deckelgefäß nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, daß die Verriegelungselemente
Schnappelemente (9', 9''; 14) für eine Vorverschnappung aufweisen.
20. Deckelgefäß nach einem der Ansprüche 17 bis 19, dadurch gekennzeichnet, daß die Schraubengewinde
(7, 14) mehrgängig sind und eines der mehrgängigen Schraubengewinde jeweils über einen
Bruchteil eines Gewindeganges abgeflachte Anfangsabschnitte (9', 9'') als Schnappelelemente
zum Überschieben des anderen Schraubengewindes (14) haben.
21. Deckelgefäß nach einem der Ansprüche 17 bis 20, dadurch gekennzeichnet, daß die Dichtlippe
(30) in Längsrichtung über den Deckelmantel (31') hinausragt.
22. Deckelgefäß nach einem der Ansprüche 1 bis 21, dadurch gekennzeichnet, daß es aus
einem Polyolefin besteht.
23. Deckelgefäß nach einem der Ansprüche 1 bis 22, dadurch gekennzeichnet, daß es aus
einem Fluorpolymeren besteht.
24. Deckelgefäß nach einem der Ansprüche 1 bis 23, dadurch gekennzeichnet, daß der Deckel
(11) einen größeren E-Modul als das Gefäß (1) hat.