[0001] Die Erfindung betrifft eine metallgekapselte gasisolierte Schaltanlage mit einem
Kabelanschlußgehäuse und einem anschließenden Schaltkammergehäuse sowie mit einem
zwischen dem Kabelanschlußgehäuse und dem Schaltkammergehäuse angeordneten Tragisolator
für einen die Schaltkammer stützenden Tragisolator, wobei der Tragisolator einen Anschlußkörper
für einen Kabelleiter aufnimmt und Durchtrittsöffnungen für das Isoliergas besitzt
und wobei ferner das Schaltkammergehäuse mit einer Vorrichtung zur Druckentlastung
versehen ist.
[0002] Eine Schaltanlage dieser Art ist durch die DE-Firmendruckschrift: Siemens, "Leistungsschalter-Festeinbauanlage
bis 36 kV ... Katalog HA 35.1-1986" bzw. die DE-Literaturstelle etz Bd. 105 (1984),
Heft 17, Seite 898 bis 901 bekanntgeworden. Die Durchtrittsöffnungen haben dabei nicht
nur die Aufgabe, einen ständigen Druckausgleich zwischen dem Schaltkammergehäuse und
dem Kabelanschlußgehäuse zu ermöglichen. Sie sollen vielmehr auch das Kabelanschlußgehäuse
vor Zerstörung durch hohen Druck schützen, wenn ein Störlichtbogen am Kabelanschluß
auftritt. In diesem Fall kommt es zu einer Druckentlastung in Richtung des Schaltkammergehäuses.
Übersteigt auch dort der Druck eine zulässige Grenze, so kann die dort befindliche
Vorrichtung zur Druckentlastung ansprechen und den Schutz der Anlage sicherstellen.
[0003] Der Erfindung liegt ausgehend von einer Schaltanlage der beschriebenen Art die Aufgabe
zugrunde, den Schutz des Kabelanschlußgehäuses zu verbessern, ohne dessen Konstruktion
grundsätzlich zu ändern.
[0004] Gemäß der Erfindung wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß in dem Raum zwischen den
Durchtrittsöffnungen und dem Anschlußkörper wenigstens ein nahe dem Kabelanschlußkörper
beginnender und das Schaltkammergehäuse und das Kabelanschlußgehäuse verbindender
Kanal vorgesehen ist. Durch diesen Kanal wird nicht nur der für den Durchtritt des
Gases bereitstehende Querschnitt vergrößert. Wesentlich ist vor allem die Erzeugung
einer Gasströmung nahe dem Kabelleiter, von dem erfahrungsgemäß Störlichtbögen ausgehen
können. Je nach der Art des auftretenden Fehlers können unterschiedliche Vorgänge
ablaufen: ein schwacher Störlichtbogen wird möglicherweise durch die von ihm selbst
hervorgerufene Gasströmung gelöscht. Ein stärkerer Störlichtbogen wird aufgrund der
dann auch stärkeren Gasströmung in das Schaltkammergehäuse überführt, wo er zusätzlich
der Gasströmung ausgesetzt ist, die sich durch die Durchtrittsöffnungen erstreckt.
Sollte er dennoch bestehen bleiben, so kann schließlich die Vorrichtung zur Druckentlastung
den Schutz der Schaltanlage übernehmen. Die Beblasung eines Lichtbogens durch eine
von dem Lichtbogen selbst erzeugte Löschmittelströmung ist bei Druckgasschaltern an
sich bekannt, z. B. durch die DE-A-34 25 636. Bei Durckgasschaltern ist jedoch der
Laufweg eines Schaltlichtbogens durch speziell gestaltete Schaltstücke vorgegeben,
der es ermöglicht, strömungstechnisch angepaßte Einrichtungen zur Lichtbogenlöschung
einzusetzen. Demgegenüber unterliegt der Entstehungsort eines Störlichtbogens in einem
Kabelanschlußgehäuse statistischen Gesetzen und ist daher einer gezielten Beeinflussung
weniger gut zugänglich. Dennoch erweist sich der nach der Erfindung vorgesehene Kanal
als überraschend wirksam zum Schutz des Kabelanschlußgehäuses.
[0005] In überraschend einfacher Weise kann der Kanal durch zwischen dem Tragisolator und
einer gegenüberliegenden Bodenfläche des Tragkörpers eingefügte Abstandsstücke gebildet
sein. Wird ferner die Mündung des Kanals in dem Schaltkammergehäuse nahe den Durchtrittsöffnungen
angeordnet, so kann hierdurch erreicht werden, daß die Gasströmungen durch die Durchtrittsöffnungen
und den Kanal etwa rechtwinklig aufeinandertreffen und daher günstige Voraussetzungen
für die Löschung eines Störlichtbogens bestehen.
[0006] Eine Anordnung der zuletzt beschriebenen Art hat eine gewisse Ähnlichkeit mit einer
Schaltanlage nach der DE-A-28 13 693. Bei dieser wird das in der Schaltanlage vorhandene
Isoliergas selbst als Löschmittel für Störlichtbögen benutzt. Die Gasströmung wird
dabei aber im Bereich einer Sollbruchstelle der Kapselung der Anlage in einem düsenförmig
gestalteten Druckentlastungskanal erzeugt. Diese bekannte Anordnung ist somit nur
bei so großem Überdrücken wirksam, daß die Vorrichtung zur Druckentlastung anspricht.
Wesentlich für die Erfindung ist demgegenüber die Erhöhung der inneren Sicherheit
derart, daß nicht in jedem Fall die Vorrichtung zur Druckentlastung ansprechen muß.
Ferner weist die Schaltanlage nach der genannten Offenlegungsschrift einen einzelnen
Gasraum auf und betrifft nicht den der Erfindung zugrundeliegenden Fall, daß zwei
unterschiedlich beschaffene und unterschiedlich große Gasräume zusammengefügt sind.
[0007] An sich ist es bekannt, Kapselungsgehäuse für gasisolierte Schaltanlagen örtlich
mit einer größeren Wanddicke auszuführen. Hierdurch werden Zonen einer erhöhten Widerstandsfähigkeit
gegen Durchbrand beim Auftreten eines Störlichtbogens geschaffen. Ein solcher Bereich
mit vergrößerter Wanddicke kann auch im Zusammenhang mit der Erfindung vorteilhaft
gesetzt werden. Es empfiehlt sich, diesen Bereich mit vergrößerter Wanddicke am Schaltkammerbehälter
nahe der Mündung des Kanals vorzusehen.
[0008] Die Erfindung wird im folgenden anhand der Figuren näher erläutert.
[0009] Die Figur 1 zeigt eine metallgekapselte gasisolierte Schaltanlage mit einer Vakuumschaltkammer
in einer aufgebrochenen Ansicht.
[0010] Die Figur 2 zeigt einen Tragisolator mit aufliegenden Abstandsstücken in der Draufsicht.
[0011] Die in der Figur 1 gezeigte gasisolierte metallgekapselte Schaltanlage 1 ist für
den Mittelspannungsbereich bis etwa 36 kV geeignet und enthält Schwefelhexafluorid
(SF₆) als Isoliergas. In einem oberen, abgebrochen gezeigten Gehäuse 2 befindet sich
eine Sammelschiene, die in bekannter Weise mittels eines nicht dargestellten Trennschalters
mit einer als Schaltkammer dienenden Vakuumschaltröhre 3 verbindbar ist. Die Vakuumschaltröhre
3 bildet zusammen mit einer gleichfalls an sich bekannten und daher nicht dargestellten
Antriebsvorrichtung einen Leistungsschalter. Ein Schaltkammergehäuse 4 nimmt die Vakuumschaltröhre
3 zusammen mit Elementen eines Polantriebes auf. Insbesondere sind ein zweiarmiger
Hebel 5, eine Koppelstange 6 und eine Schaltwelle 7 mit einer Kurbel 8 gezeigt. Die
Schaltwelle 7 ist gasdicht nach außen durchgeführt und dort in geeigneter Weise mit
der erwähnten Antriebsvorichtung verbunden. Ein Stromband 10 stellt die elektrische
Verbindung zwischen der Sammelschiene bzw. einem Sammelschienentrenner und einem bewegbaren
Anschlußbolzen 11 der Vakuumschaltröhre 3 her.
[0012] An dem gegenüberliegenden unteren Ende ruht die Vakuumschaltröhre 3 mit einem feststehenden
Anschlußbolzen 12 in einem Tragkörper 13, der seinerseits auf einem Tragisolator 14
befestigt ist. Das Schaltkammergehäuse 4 ist an seinem unteren Ende mit einem Flansch
15 versehen, der zur Befestigung des Tragisolators 14 und gleichzeitig zur Befestigung
eines Kabelanschlußgehäuses 16 dient. Ein Kabel 17 ist abgedichtet in das Kabelanschlußgehäuse
16 eingeführt. Ein Kabelleiter 18 ist mittels eines Anschlußkörpers 19 mit dem Tragkörper
13 verbunden. Wie die Figur 1 noch zeigt, ruht das Schaltkammergehäuse 4 auf einem
Gestell 20, das nur teilweise dargestellt ist.
[0013] Zu den durch Störlichtbögen gefährdeten Bereichen der in der Figur 1 gezeigten Schaltanlage
gehört insbesondere der Kabelanschluß, da hier ein Überschlag von dem Kabelleiter
18 oder dem Anschlußkörper 19 zu dem geerdeten Kabelanschlußgehäuse 16 auftreten kann.
Ein solcher Störlichtbogen, der durch einen Pfeil 21 angedeutet ist, bewirkt einen
plötzlichen starken Druckanstieg in dem Kabelanschlußgehäuse 16. Über die Fläche des
Tragisolators 14 verteilt angeordnete Durchtrittsöffnungen 22 ermöglichen einen Druckausgleich
in Richtung des Schaltkammergehäuses 4. Sofern auch dort der Druck zu hoch wird, spricht
eine Vorrichtung 23 zur Druckentlastung an, die in bekannter Weise mit einer Brechmembran
ausgerüstet sein kann.
[0014] Die Durchtrittsöffnungen 22 befinden sich auf einem Kreisbogen nahe dem inneren Umfang
des Schaltkammergehäuses 4. Aus konstruktiven Gründen ist der Querschnitt beschränkt,
der insgesamt für die Durchtrittsöffnungen 22 zur Verfügung steht. Durch einen zusätzlichen
Kanal 24 wird aber erreicht, daß das Kabelanschlußgehäuse auch bei starker Beanspruchung
nicht unzulässig belastet wird. Wie die Figur 1 zeigt, befindet sich der Kanal 24
in dem Raum zwischen den Durchrittsöffnungen 22 und dem Kabelleiter 18 bzw. dem Anschlußkörper
19, in dem das Ende des Kabelleiters 18 aufgenommen ist. Ferner ist gezeigt, daß der
Kanal 24 ebenfalls den Innenraum des Kabelanschlußgehäuses 16 mit dem Schaltkammergehäuse
4 verbindet. Dabei befindet sich die eine Mündung des Kanals 24 nahe dem Kabelleiter
18 bzw. dem Anschlußkörper 19, während die andere Mündung des Kanals 24 oberhalb des
Tragisolators 14 in dem Schaltkammergehäuse mündet, und zwar in radialer Richtung
bezüglich der Längsachse des Schaltkammergehäuses 4.
[0015] Kommt es zu einem Störlichtbogen entsprechend dem Pfeil 21, so kann der entstehende
Überdruck sowohl durch die Durchtrittsöffnungen 22 als auch durch den Kanal 24 entweichen.
Wesentlich ist hierbei, daß der Fußpunkt des Störlichtbogens im Bereich der Gasströmung
liegt, die durch den Kanal 24 fließt. Ein schwacher Störlichtbogen kann hierdurch
zum Erlöschen gebracht werden. Gelingt die Löschung nicht, so wird der Störlichtbogen
aufgrund der Gasströmung in dem Kanal 24 in das Schaltkammergehäuse 4 überführt, wo
er dann zwischen dem Tragkörper 13 und der Wandung 25 des Schaltkammergehäuses weiterbrennt.
Für die erwünschte Wanderung des Störlichtbogens bestehen günstige Bedingungen, weil
beginnend mit einer an dem Kabelleiter 18 oder dem Anschlußkörper 19 gelegenen Zündstelle
durch den Tragkörper 13 eine durchgehende leitende Bahn zur Verfügung steht. Ein unmittelbar
an den Tragisolator 14 anschließender schmaler Bereich 26 des Schaltkammergehäuses
4 ist in dem gezeigten Ausführungsbeispiel mit einer vergrößerten Wanddicke ausgebildet,
um die Standzeit gegenüber einem Störlichtbogen zu erhöhen. Erforderlich ist ein solcher
Bereich 26 jedoch nicht.
[0016] Wie der Figur 1 ferner zu entnehmen ist, kreuzen sich die Gasströmungen durch den
Kanal 24 und die Durchtrittsöffnungen 22 etwa rechtwinklig. Auch dies fördert die
Löschung eines nicht zu starken Störlichtbogens. Gelingt die Löschung nicht, so breitet
sich nun eine Druckwelle derart rasch aus, daß die Vorrichtung 23 zur Druckentlastung
unmittelbar zum Ansprechen gebracht wird.
[0017] Aus der Figur 2 ist die Anordnung der Durchtrittsöffnungen 22 und die Bildung des
Kanals 24 näher ersichtlich. Insgesamt sind vier Durchtrittsöffnungen 22 vorhanden.
Am Umfang einer zentralen Öffnung 27 sind gleichfalls vier Gewindelöcher 28 für Schrauben
angeordnet, die zur Verbindung des Tragkörpers 13 und des Tragisolators 14 dienen.
Eine dieser Schrauben 29 ist in der Figur 1 erkennbar. Abstandsstücke 30 in der Gestalt
von Scheiben liegen auf dem Tragisolator 14 auf und werden von den Schrauben 29 durchsetzt.
Auf diese Weise wird ein sich radial erstreckender Abschnitt des Kanals 24 gebildet,
der nur durch die Abstandsstücke 30 örtlich eingeengt ist. Der sich axial erstreckende
Teil des Kanals entsteht durch das Übermaß der zentralen Durchtrittsöffnung 27 gegenüber
dem Anschlußkörper 19, der gemäß der Figur 1 an einer Bodenfläche 31 des Tragkörpers
13 befestigt ist. Durch die Höhe der Abstandsstücke 30 ist der Querschnitt des Kanals
24 (Figur 1) bestimmt. Daher kann die gewünschte Gasströmung auf einfache Weise beeinflußt
werden.
[0018] Ein weiteres Merkmal des Tragisolators 14 gemäß der Figur 2 sind Löcher 32 für Schrauben,
die zur Verbindung des Schaltkammergehäuses 4, des Tragisolators 14 und des Kabelanschlußgehäuses
16 dienen. Die Löcher 32 befinden sich auf einer Ringfläche 33 innerhalb des etwa
quadratischen Umrisses des Tragisolators 14.
1. Metallgekapselte gasisolierte Schaltanlage (1) mit einem Kabelanschlußgehäuse (16)
und einem anschließenden Schaltkammergehäuse (4) sowie mit einem zwischen dem Kabelanschlußgehäuse
(16) und dem Schaltkammergehäuse (4) angeordneten Tragisolator (14) für einen die
Schaltkammer (3) stützenden Tragkörper (13), wobei der Tragisolator (14) einen Anschlußkörper
(19) für einen Kabelleiter (18) aufnimmt und Durchtrittsöffnungen (22) für das Isoliergas
besitzt und wobei ferner das Schaltkammergehäuse (4) mit einer Vorrichtung (23) zur
Druckentlastung versehen ist, dadurch gekennzeichnet, daß in dem Raum zwischen den Durchtrittsöffnungen (22) und dem Anschlußkörper (13)
wenigstens ein nahe dem Anschlußkörper (19) beginnender und das Kabelanschlußgehäuse
(16) und das Schaltkammergehäuse (4) verbindender Kanal (24) vorgesehen ist.
2. Schaltanlage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Kanal (24) durch zwischen dem Tragisolator (14) und einer gegenüberliegenden
Bodenfläche (31) des Tragkörpers (13) eingefügte Abstandsstücke (30) gebildet ist.
3. Schaltanlage nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Mündung des Kanals (24) in dem Schaltkammergehäuse nahe den Durchtrittsöffnungen
(22) angeordnet ist, derart, daß durch den Kanal (24) und die Durchtrittsöffnungen
(22) auftretende Strömungen des Isoliergases einander etwa rechtwinklig kreuzen.
4. Schaltanlage nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Schaltkammerbehälter (4) nahe der Mündung des Kanals (24) einen Bereich (26)
mit vergrößerter Wanddicke besitzt.