[0001] Die Erfindung betrifft Bedienelemente aus thermoplastischen Formmassen für elektrische
Installationsgeräte, insbesondere Abdeckungen, Rahmen, Betätigungstasten und Wippen
sowie Drehknöpfe.
[0002] Die Bedienelemente von elektrischen Installationsgeräten, wie z. B. Abdeckungen,
Rahmen und Betätigungselemente, wurden bisher überwiegend aus Duroplasten hergestellt.
Der Vorteil von Duroplasten bei der Verwendung für derartige Teile besteht in der
hohen Oberflächen-Kratzfestigkeit, der hohen Beständigkeit gegen Chemikalienangriff,
z. B. durch Reinigungsmittel, und in der Klimafestigkeit, z. B. Temperaturbeständigkeit,
derartiger Teile. Dies beruht auf ihrer chemischen Struktur, welche zu einer hohen
Härte, sowie zur Unschmelzbarkeit und Nichtlöslichkeit in Lösungsmitteln führt.
[0003] Ein gravierender Nachteil bei der Verwendung von Duroplasten für die Herstellung
von Bedienelementen für elektrische Installationsgeräte ergibt sich durch die Herstellung.
Ausgangsmaterial für solche Formteile sind härtbare Formmassen, welche aus härtbaren
Kunstharzen als Bindemittel sowie Füll- und Verstärkerstoffen als Harzträger miteinander
vermischt in eine Form gegeben und darin unter gleichzeitiger Zuführung von Hitze
und Druck in die Endform gebracht werden. Dabei erfolgt durch chemische Umwandlung
die Härtung des Formstoffes.
[0004] Hierdurch bedingt resultiert ein hoher Verschleiß der Preßformen, was die Fertigungskosten
in die Höhe treibt. Ferner ist aufgrund der erforderlichen Beimengungen von Füll-
und Verstärkerstoffen als Harzträger die wünschenswerte Farbauswahl eingeschränkt,
ebenso wie die Brillanz der Oberfläche. Auch ist die Erzeugung einer Oberflächen-Strukturierung
schwierig und führt zu erhöhten Anforderungen an die Preßformen.
[0005] Schließlich verhalten sich derartige Teile, die aus duroplastischen Formmassen hergestellt
sind, spröde, so daß sie bei Schlagbeanspruchung leicht brechen. Aus diesem Grunde
ist es ferner nicht möglich, Schnappverbindungen mit Duroplasten zu realisieren.
[0006] Um den vorstehend aufgezeigten Schwierigkeiten zu begegnen, werden neuerdings die
Bedienelemente für elektrische Installationsgeräte überwiegend aus thermoplastischen
Formmassen hergestellt. Vereinfacht kann man sagen, daß bei Thermoplasten die Vorteile
und Nachteile im Vergleich mit Duroplasten vertauscht sind. Demgemäß bestehen weder
Probleme bei der Fertigung im Spritzgießverfahren, noch bei der Farbauswahl und der
Oberflächengüte sowie im Betrieb wegen guter Schlagzähigkeit.
[0007] Demgegenüber stehen die Nachteile des Fehlens der bei Duroplasten bekannten Vorteile
wie Kratzfestigkeit, Chemikalienbeständigkeit und Temperaturbeständigkeit entgegen,
von denen jedoch die Kratzfestigkeit im Hinblick auf den Gebrauchszweck der Bedienelemente
von wesentlicher Bedeutung ist.
[0008] Hiervon ausgehend hat die Erfindung die Aufgabe, Bedienelemente der eingangs genannten
Art zu schaffen, deren Oberfläche eine verbesserte Kratzfestigkeit aufweist.
[0009] Die Lösung der Aufgabe besteht in den Merkmalen des kennzeichnenden Teils des Anspruches
1. Danach ist vorgesehen, daß die Oberfläche der Bedienelemente mit einer Hartschicht
versehen ist. Eine solche Hartschicht, die bevorzugt nur an der bedienseitigen Oberfläche
des Bedienelementes vorgesehen ist, kann gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung der
Erfindung durch organisch modifizierte nicht metallische anorganische Werkstoffe gebildet
sein.
[0010] Wenn das Bedienelement, wie vorstehend ausgeführt, nur einseitig, nämlich auf der
Bedienseite beschichtet wird, bleibt der Handhabungsvorteil durch Einsatz von thermoplastischem
Material insoweit erhalten, als z. B. angeformte Schnapphaken als Befestigungselement
am Bedienelement ihre guten elastischen Verformungseigenschaften beibehalten.
[0011] Ein erfindungsgemäß ausgebildetes Bedienelement verbindet in sich sowohl die Vorteile
von Thermoplasten als auch die von Duroplasten, da mit der Erhöhung der Kratzfestigkeit
auch eine Erhöhung des Chemikalienwiderstandes und der thermischen Beständigkeit verbunden
ist.
[0012] Als wesentlicher Punkt ist bei einer Beschichtung zu beachten, daß neben der Maßhaltigkeit,
die für einwandfreie Funktion erforderlich ist, auch das Aussehen, das ggf. in Zusammenhang
mit einem bestimmten Design steht, maßgeblich für die Verwendbarkeit der Bedienelemente
ist.
[0013] Ein Verfahren und ein Lack zur Herstellung kratzfester Beschichtungen ist aus der
DE-OS 34 07 087 bekannt geworden. Die darin offenbarte Lehre ist jedoch auf Bedienelemente
der erfindungsgemäßen Art nicht anwendbar, da sowohl die zuvor erwähnten Aspekte der
Maßhaltigkeit und des ästhetischen Aussehens als auch Aspekte einer rationellen Fertigung
die dort beschriebene Verfahrensweise nicht zulassen.
[0014] Das beschriebene Verfahren erfordert eine Vorbehandlung der zu beschichtenden Teile
als auch eine anschließende Aushärtung bei erhöhten Temperaturen, was für die Bedienelemente
aufgrund der verwendeten Werkstoffe nicht in Betracht kommt.
[0015] Andererseits kommt ein Aushärten bei abgesenkten Temperaturen und dafür längeren
Behandlungszeiten ebenfalls nicht in Betracht, da durch die so erhöhte Fertigungsdauer
je Teil sich der Fertigungsaufwand unangemessen erhöhen würde und eine kostengünstige
Fertigung unmöglich machen würde.
[0016] Gemäß der Erfindung wird die aus organisch modifiziertem metallhaltigen oder nicht
metallischen anorganischem Material bestehende Beschichtung jeweils auf die Bedienseite
der Bedienelemente mittels Spritzen oder im Tauchbad aufgebracht und ohne nennenswerte
Erwärmung der zu beschichtenden Teile in sehr kurzer Zeit (weniger als 1 Minute) ausgehärtet,
so daß anschließend das beschichtete Bedienelement als Fertigteil verfügbar ist. Die
Beschichtung kann auch mittels Sieb- oder Tampondruck, Schleudern oder mit Elektrostatik-Lackauftrag
erfolgen.
[0017] Um die Lackbeschichtung in einen wirtschaftlich optimierten Fertigungsablauf integrieren
zu können, ist eine schnelle im Sekundenbereich aushärtbare Lackzusammensetzung erforderlich.
Dieses wird durch den Zusatz von durch Licht aktivierbaren Photoinitiatoren erreicht.
Für die Beschichtung von Bedienelementen, aber auch von Abdeckrahmen und Gehäusen
von Installationsgeräten sind Lackzusätze in Form von Photoinitiatoren (sog. Starter),
die durch UV-Bestrahlung aktiviert werden können, von besonderem Vorteil. Neben der
gewünschten schnellen Aushärtung reduzieren diese Zusätze die Vergilbungstendenz des
beschichteten Elementes auch nach längerer Einwirkung von Sonnenlicht. Eine weitere
Verhinderung bzw. Verzögerung des Vergilbens ergibt sich durch Zusatz von Lichtschutzmitteln
zum Beschichtungslack.
[0018] Als Energiequelle für die UV-Bestrahlung der lackierten Elemente zum Zweck einer
schnellen Aushärtung ist die Verwendung von schmalbandigen, selektiven UV-Strahlern,
z. B. einer als Excimer-Lampe bekannten Ausführung, sehr vorteilhaft.
[0019] Gegenüber üblichen Breitband-UV-Strahlern, z. B. Quecksilber-Hochdruck-Lampen, kann
mit einer Excimer-Lampe die Energieeinwirkung auf das beschichtete Element genau dosiert
werden, da hierbei sofort nach dem Abschalten der Spannungsversorgung die Strahlenaussendung
erlischt, während bei üblichen Strahlern die Wärmeabgabe nach dem Abschalten nur langsam
abnimmt.
[0020] Für die Aushärtung mit selektiven UV-Energie-Quellen ist es zweckmäßig bzw. erforderlich,
in den Lack angepaßte Photoinitiatoren einzumischen, die in dem entsprechenden Wellenlängen-Bereich
reagieren. Die Auswahl der Photoinitiatoren, die dem Beschichtungsmaterial zugemischt
werden, erfolgt gemäß vorstehender Erläuterung derart, daß sie nur auf UV-Strahlung
bestimmter Wellenlänge, d. h. innerhalb eines sehr schmalen Frequenzbereiches, reagieren.
Vorzugsweise liegt dieses schmale Strahlungsband in einem Bereich außerhalb der natürlichen
UV-Strahlung, die vom Sonnenlicht herrührt, nämlich unterhalb von 300 nm Wellenlänge.
[0021] Das Beschichten (Lackieren) von Bedienelementen der Installationsgeräte bringt neben
Kratzfestigkeit, Chemikalienbeständigkeit und Klimafestigkeit noch den wesentlichen
Vorteile mit sich, daß Vergilbung verhindert oder zumindest verzögert wird, wenn dem
Beschichtungslack UV-absorbierende Lichtschutzmittel zugesetzt werden.
[0022] Durch diese Maßnahmen ist weitestgehend eine Beeinflussung der Hartschicht im Gebrauch
infolge Lichteinwirkung verhindert, d. h., neben der erhöhten Kratzfestigkeit und
Chemikalienbeständigkeit ergibt sich darüberhinaus auch ein Vergilbungsschutz, welcher
insbesondere bei den weitverbreitet eingesetzten hellfarbigen Bedienelementen von
Bedeutung ist aber auch bei tiefdunklen Bedienelementen, welche infolge Lichteinfluß
grau werden.
[0023] In weiterer Verbesserung der Erfindung können dem Beschichtungsmaterial leitfähige
Partikel zugesetzt werden, die eine ausreichende Leitfähigkeit an der Oberfläche der
Bedienelemente gewährleisten, um elektrostatische Aufladungen zu vermeiden. Hierdurch
werden Staubablagerungen, begünstigt durch elektrostatische Aufladung durch Zusatz
von Leitpartikeln im Lack, die den Oberflächenwiderstand der Elemente verringern,
vermieden.
[0024] Zusätzlich ist durch einen derartigen Belag mit einer leitfähigen Hartschicht auch
die Möglichkeit gegeben, die Bedienelemente gleichzeitig als Abschirmung gegen elektrische
und/oder elektromagnetische Felder einzusetzen.
[0025] Schließlich ist darüberhinaus die Möglichkeit geboten, die vorgesehene Hartbeschichtung
mit optischen Oberflächeneffekten oder -strukturen zu gestalten, was durch spezielle
Beschichtungsverfahren oder durch Zugabe bestimmter Lackzusätze erreicht wird.
1. Bedienelemente für elektrische Installationsgeräte aus thermoplastischen Formmassen,
dadurch gekennzeichnet, daß die Oberfläche der Bedienelemente mit einer Hartschicht versehen ist.
2. Bedienelemente nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die bedienseitigen Oberflächen
der Bedienelemente mit der Hartschicht versehen sind.
3. Bedienelemente nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
Hartschicht aus organisch modifizierten anorganischen Werkstoffen gebildet ist.
4. Anwendung eines Verfahren zur Herstellung kratzfester Materialien für die Beschichtung
von Bedienelementen elektrischer Installationsgeräte nach einem der vorherigen Ansprüche.
5. Herstellung hartbeschichteter Bedienelemente aus thermoplastischen Formmassen für
elektrische Installationsgeräte, dadurch gekennzeichnet, daß die Beschichtung der
Bedienelemente nach deren Formgebung erfolgt.
6. Auf Bedienelemente für elektrische Installationsgeräte aufgebrachte Hartschicht, dadurch
gekennzeichnet, daß die Hartschicht aus mit Photoinitiatoren durchmischtem Lack besteht,
der mittels Spritzen oder im Tauchbad auf die Bedienelemente aufgebracht und durch
Bestrahlung mit schmalbandigem UV-Licht ausgehärtet wird.
7. Hartschicht nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß der zum Auftragen vorgesehene
Lack Photoinitiatoren aufweist, die durch UV-Strahlung geringer Wellenlänge, insbesondere
mit λ ≦ 300 nm, ausgehärtet wird.
8. Hartschicht nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Hartschicht
leitfähige Bestandteile aufweist.
9. Hartschicht nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Hartschicht
Farbpigmente enthält.
10. Hartschicht nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Hartschichtoberfläche
strukturiert ist.
11. Hartschicht nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Hartschicht
Lichtschutzmittel aufweist.