[0001] Die Erfindung betrifft Kraftstoffe für Ottomotoren, die geringe Mengen einer Kombination
einer Stickstoff-haltigen Detergens-Komponente und einer Trägeröl-Komponente enthalten,
wobei die Trägeröl-Komponente Dialkylphenol-gestartete Propoxylate umfaßt.
[0002] Vergaser und Einlaßsystem von Ottomotoren, aber auch Einspritzsysteme für die Kraftstoffdosierung
in Otto- und Dieselmotoren werden in zunehmendem Maße durch Verunreinigungen belastet,
die durch Staubteilchen aus der Luft, unverbrannte Kohlenwasserstoffreste aus dem
Brennraum und die in den Vergaser geleiteten Kurbelwellengehäuseentlüftungsgase verursacht
werden.
[0003] Diese Rückstände verschieben das Luft-Kraftstoffverhältnis im Leerlauf und im unteren
Teillastbereich, so daß das Gemisch fetter, die Verbrennung unvollständiger und wiederum
die Anteile unverbrannter oder teilverbrannter Kohlenwasserstoffe im Abgas größer
werden und der Benzinverbrauch steigt.
[0004] Es ist bekannt, daß zur Vermeidung dieser Nachteile Kraftstoffadditive zur Reinhaltung
von Ventilen und Vergaser bzw. Einspritzsystemen verwendet werden (vgl. z.B.: M. Rossenbeck
in Katalysatoren, Tenside, Mineralöladditive, Hrsg. J. Falbe, U. Hasserodt, S. 223
f., G. Thieme Verlag, Stuttgart 1978).
[0005] Je nach Wirkungsweise, aber auch nach dem bevorzugten Wirkort solcher Detergens-Additive
unterscheidet man heute zwei Generationen.
[0006] Die erste Additiv-Generation konnte nur die Bildung von Ablagerungen im Ansaugsystem
verhindern, nicht aber bereits vorhandene Ablagerungen wieder entfernen, wohingegen
die modernen Additive der zweiten Generation beides bewirken können ("keep-clean-"
und "clean-up-Effekt") und zwar, aufgrund veränderter thermischer Eigenschaften, insbesondere
auch an Zonen höherer Temperaturen, nämlich an den Einlaßventilen.
[0007] Auch die Frage nach der Zunahme des Oktanzahlbedarfs eines Ottomotors, bedingt durch
Ablagerungen im Brennraum über eine gewisse Laufzeit, und die Möglichkeit, hier durch
gezielte Additivierung des Kraftstoffes positiv einzugreifen, geraten immer mehr in
den Blickpunkt des Interesses bei der Entwicklung neuer Additive.
[0008] Durch geschickte Kombination solcher das Einlaßsystem reinhaltender Detergentien
mit weiteren Komponenten kann ein breiteres Wirkungsspektrum solcher Formulierungen
erzielt werden.
[0009] Insbesondere den sogenannten Trägerölen kommt hierbei eine zentrale Aufgabe zu.
[0010] So gelingt es zum einen, mit speziellen, meist synthetischen Trägerölkomponenten
aufgrund synergistischer Effekte den Wirkungsgrad der Detergentien im Vergaser oder
Einlaßsystem zu erhöhen. Bestimmte Additive entfalten diese Wirkung überhaupt erst
in Kombination mit einem Öl.
[0011] Zum anderen können durch Trägerölzugaben Motorbereiche positiv beeinflußt werden,
die von den herkömmlichen, vorwiegend im Einlaßsystem wirkenden Additiven normalerweise
nicht erreicht werden.
[0012] Hierzu sind vor allem die bereits angesprochenen Brennraumablagerungen (ORI-Problem)
zu nennen.
[0013] Aus der US 4,877,416 sind Kraftstoffgemische bekannt, die neben einem Amin als Detergens-Komponente
ein Trägeröl enthalten. Als Trägeröl werden Poly(oxyalkylen)monoole mit Kohlenwasserstoff-Endgruppen
genannt. Als Kohlenwasserstoff-Endgruppen sind eine große Zahl von möglichen Resten
erwähnt, darunter insbesondere C₇-C₃₀-Alkylphenyl. Beispielhaft wird ein Trägeröl
beschrieben, das durch Butoxilierung von Dodecylphenol erhalten wurde.
[0014] Neben den Effekten bezüglich der Reinhaltung von Ventilen und Einlaßsystem und der
Verhinderung von Brennraumablagerungen ist bei der Auswahl der Additive jedoch auch
noch die Verträglichkeit untereinander zu berücksichtigen. So dürfen die Detergentien
und Trägeröle, wenn sie in einem Konzentrat vorliegen, nicht zu Abscheidungen oder
Phasentrennung führen. Dies wird gemäß der US 4,877,416 bei den Alkylphenol-gestarteten
Trägerölen z.B. dadurch erreicht, daß als Alkylenoxid Butylenoxid verwendet wird,
das jedoch verhältnisgemäß aufwendig herzustellen und dessen Einsatz kostenintensiv
ist.
[0015] Es bestand daher die Aufgabe, Kombinationen von Additiven für Kraftstoffe zu finden,
die zum einen synergistische Wirkung im Hinblick auf Einlaßsystemreinhaltung in Ottomotoren
entfalten, andererseits den Anstieg des Oktanzahlbedarfs eines Motors möglichst gering
halten bzw. sogar verhindern und die in konzentrierter Lösung gut miteinander verträglich
sind, d.h. sich nicht entmischen. Die Additive sollen sich zudem aus möglichst leicht
zugänglichen Stoffen herstellen lassen und thermostabil sein.
[0016] Diese Aufgabe wird gelöst durch Kraftstoffe für Ottomotoren, die enthalten eine Kombination
aus
a) 10 bis 5 000 ppm einer Stickstoff-haltigen Detergens-Komponente und
b) 10 bis 5 000 ppm eines Alkoxylats der folgenden Formel I

in der bedeuten
- R¹ und R²
- unabhängig voneinander einen verzweigten oder unverzweigten C₆-C₃₀-Alkylrest,
einer der beiden Reste R³ Methyl und der andere Wasserstoff und
- n
- = 1 bis 100.
[0017] Überraschenderweise hat sich gezeigt, daß die erfindungsgemäßen Alkoxylate, obwohl
zu ihrer Herstellung kein Butylenoxid verwendet wird, eine gute Verträglichkeit mit
der Stickstoff-haltigen Detergens-Komponente aufweisen und außerdem die genannten
Ablagerungen im Einlaßsystem und im Brennraum verhindern.
[0018] Als besonders vorteilhaft hat sich herausgestellt, daß durch die erfindungsgemäßen
Alkoxylate der Formel I eine Verträglichkeit mit dem Detergens auch dann noch gegeben
ist, wenn als zusätzlicher Bestandteil der Trägeröl-Komponente ein monoalkylsubstituiertes
Propoxylat vorhanden ist, obwohl dieses Propoxylat für sich nicht ohne weiteres mit
der Stickstoff-haltigen Detergens-Komponente verträglich ist.
[0019] Die Trägeröl-Komponente kann daher neben dem Bestandteil b) noch 10 bis 5 000 ppm
(bez. auf den Kraftstoff) eines Monoalkylphenol-gestarteten Propoxylats umfassen,
wobei für dieses Propoxylats die in Formel I angegebene Struktur mit der Maßgabe gilt,
daß R¹ wegfällt, und insbesondere gilt, daß die Menge des Monoalkylphenol-gestarteten
Propoxylats nicht größer ist als die Menge des Dialkylphenol-gestarteten Propoxylats
nach Formel I.
[0020] Es ist auch möglich, zu der erfindungsgemäßen Additiv-Kombination noch andere Trägeröl-Komponenten
zuzugeben, z.B. Ester aus Monocarbonsäuren oder Polycarbonsäuren und Alkanolen oder
Polyolen, wie sie in der DE 38 38 918 A1 beschrieben sind.
[0021] Als bevorzugte Alkoxylate werden Verbindungen eingesetzt, in denen R¹ und/oder R²
einen verzweigten oder unverzweigten C₇-C₁₈-Alkylrest bedeuten und n = 5 bis 50, insbesondere
n = 7 bis 30, ist.
[0022] Bevorzugt enthalten die Kraftstoffe 20 bis 2 000 ppm, insbesondere 50 bis 1 000 ppm
(alle ppm-Angaben sind jeweils bezogen auf das Gewicht) der Detergens-Komponente bzw.
des Alkoxylats b).
[0023] Als Stickstoff-haltige Detergens-Komponente in der Mischung mit den erfindungsgemäßen
Trägerölen kann prinzipiell jedes bekannte der hierfür geeigneten Produkte eingesetzt
werden, wie sie z.B. bei J. Falbe, U. Hasserodt, Katalysatoren, Tenside und Mineralöladditive,
G. Thieme Verlag Stuttgart 1978, S. 221 f. oder bei K. Owen, Gasoline und Diesel Fuel
Additives, John Wiley & Sons 1989, S. 23 ff. beschrieben sind.
[0024] Vorzugsweise verwendet man Verbindungen mit einer Amin-, Amid- oder Imid-Gruppe,
insbesondere Polyisobutylamine gemäß EP 0 244 616, Ethylendiamintetraessigsäureamide
und/oder -imide gemäß EP 0 188 786 oder Polyetheramine gemäß EP 0 356 725, wobei auf
die Definitionen in diesen Literaturstellen hiermit Bezug genommen wird.
[0025] Auch Mischungen derartiger Detergentien können eingesetzt werden.
[0026] Als weitere Detergentien bzw. zusätzliche Dispergatoren sind Amide oder Imide des
Polyisobutylenbernsteinsäureanhydrids, Polybutenpolyamine sowie langkettige Carbonamide
und -imide geeignet.
[0027] Die Herstellung der Alkoxylate ist allgemein bekannt und z.B. in der EP 376 236 A1
beschrieben.
[0028] Die als Starter eingesetzten Dialkylphenole werden in üblicher Weise durch Friedel-Crafts-Alkylierung
von Phenolen mit den entsprechenden Olefinen oder Olefingemischen hergestellt.
[0029] Die erfindungsgemäßen Propoxylate weisen ausgezeichnete Verträglichkeit besonders
mit den bereits genannten Polyisobutylaminen in den jeweiligen Formulierungen auf.
[0030] Sie unterstützen deren Wirkung als Einlaßsystemreiniger unter anderem auch im Sinne
einer Detergens-Einsparung.
[0031] Als Kraftstoffe für Ottomotoren kommen verbleites und insbesondere unverbleites Normal-
und Superbenzin in Betracht. Die Benzine können auch andere Komponenten als Kohlenwasserstoffe,
z.B. Alkohole für Methanol, Ethanol, tert.-Butanol sowie Ether, z.B. Methyltertiärbutylether
enthalten. Neben den erfindungsgemäß zu verwendenden alkoxylierten Polyetheraminen
enthalten die Kraftstoffe in der Regel noch weitere Zusätze wie Korrosionsinhibitoren,
Stabilisatoren, Antioxidantien und/oder weitere Detergentien.
[0032] Korrosionsinhibitoren sind meist Ammoniumsalze org. Carbonsäuren, die durch entsprechende
Struktur der Ausgangsverbindungen zur Filmbildung neigen. Auch Amine zur Absenkung
des pH-Wertes finden sich häufig in Korrosionsinhibitoren. Als Buntmetallkorrosionsschutz
werden meist heterocyclische Aromaten eingesetzt.
[0033] Als Antioxidantien oder Stabilisatoren sind insbesondere Amine wie para-Phenylendiamin,
Dicyclohexylamin, Morpholin oder Derivate dieser Amine zu nennen. Auch phenolische
Antioxidantien wie 2,4-Di-tert.-Butylphenol oder 3,5-Di-tert.-Butyl-4-hydroxiphenylpropionsäure
und deren Derivate werden Kraft- und Schmierstoffen zugesetzt.
[0034] Als Maß für die Wirksamkeit im Hinblick auf Brennraumablagerungen werden von verschiedenen
Autoren (s. z.B. US 4,877,416) die Ergebnisse thermogravimetrischer Analysen herangezogen,
da ein genereller Motortest hierfür noch nicht existiert.
[0035] Thermogravimetrische Analysen liefern zum einen Aussagen über die thermische Belastbarkeit
einer Probe, z.B. einer thermooxidativen Bedingungen. Andererseits lassen sie Rückschlüsse
auf die Bildung von Ablagerungen bzw. Restmengen nach einer solchen thermooxodativen
Behandlung zu. Erfahrungsgemäß günstig für den Einsatz als Trägeröl im Sinne dieser
Erfindung ist die hohe thermische Belastbarkeit verbunden mit möglichst geringer bis
verschwindender Rückstandbildung.
[0036] Die erfindungsgemäßen Alkoxylate längerkettiger Dialkylphenole erfüllen alle diese
Forderungen (Synergismus mit Detergentien, belegt im Motortest; ausgezeichnete thermooxidative
Eigenschaften, belegt durch thermogravimetrische Analyse) in hohem Maße.
[0037] Die Additiv-Kombination aus Stickstoff-haltiger Detergens-Komponente und Alkoxylat
als Trägerölkomponente wird bevorzugt als Konzentrat zur Verfügung gestellt, das 10
bis 80 Gew.-%, insbesondere 30 bis 60 Gew.-%, der Detergens-Komponente und 5 bis 70
Gew.-%, insbesondere 20 bis 60 Gew.-% der Trägerölkomponente, d.h. des Propoxylats,
enthält. Zur Vervollständigung auf 100 Gew.-% enthält das Konzentrat ein geeignetes
Lösungsmittel, z.B. aromatische und/oder aliphatische Kohlenwasserstoffe, insbesondere
Schwernaphtha (Solvesso®).
[0038] Die Prüfung der Produkte auf ihre Eignung als Kraftstoffadditive erfolgt mittels
Motorentest:
Nach CEC-F-02-T-79 wird die Wirkung als Ventilreiniger getestet.
Beispiele
Herstellung eines erfindungsgemäßen Alkoxylats
[0039] 300 Gew.-Teile eines Gemisches aus 55 Gew.-% Dinonylphenol und 45 Gew.-% Nonylphenol
werden mit 0,8 Gew.-Teilen K-tert.-butylat in Autoklaven vorgelegt und mit 620 Gew.-Teilen
Propylenoxid bei 120 bis 125°C umgesetzt. Nach beendeter Reaktion wird das so erhaltene
Propoxylat mit Magnesiumsilikat solange behandelt, bis der Kalium-Gehalt unter 1 ppm
liegt.
Ergebnisse der Motortests
[0040]
Prüfungen als Einlaßsystem- und Ventilreiniger |
Produkt |
Ablagerungen [mg]* Ventil-Nr. |
|
1 |
2 |
3 |
4 |
Grundwert ohne Additivierung |
417 |
289 |
176 |
660 |
Polyisobutylamin1) 200 ppm + 200 ppm Mineralöl3) |
70 |
83 |
135 |
121 |
Polyisobutylamin (200 ppm) + 200 ppm Polyether2) |
0 |
92 |
16 |
216 |
Polyisobutaylamin1) 200 ppm + 200 ppm erfindungsgemäßes Alkoxylats gemäß obigem Beispiel |
0 |
0 |
0 |
0 |
* nach CEC-F-02-T-79 |
1) nach DE-OS 36 11 230 |
2) längerkettiges Alkohol-Butoxylat nach US 5,004,478 |
3) SN 500 |
Ergebnis der thermogravimetrischen Analyse
[0041] Die in der Figur abgebildete Thermogravimetrie-Kurve zeigt die relative Massenabnahme
m/m
o in Abhängigkeit von der Temperatur bei einer Aufheizrate von 2°C pro Minute und in
Anwesenheit von Luft. Die Halbwertstemperatur von 260 bis 270°C zeigt eine ausreichende
thermooxidative Stabilität an; bei höheren Temperaturen zerfällt das Produkt nahezu
rückstandsfrei (m ist dabei die jeweils gemessene Masse, m
o die Anfangsmasse).
1. Kraftstoffe für Ottomotoren, enthaltend eine Kombination aus
a) 10 bis 5 000 ppm einer Stickstoff-haltigen Detergens-Komponente und
b) 10 bis 5 000 ppm eines Alkoxylats der folgenden Formel I

in der bedeuten
R¹ und R² unabhängig voneinander einen verzweigten oder unverzweigten C₆-C₃₀-Alkylrest,
einer der beiden Reste R³ Methyl und der andere Wasserstoff und
n = 1 bis 100.
2. Kraftstoffe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Detergens-Komponente
a) mindestens eine Verbindung mit einer Amin-, Amid- oder Imid-Gruppe ist.
3. Kraftstoffe nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Detergens-Komponente
a) ein Polyisobutylamin ist oder enthält.
4. Kraftstoffe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß R¹ und/oder R² einen verzweigten
oder unverzweigten C₇-C₁₈-Alkylrest bedeuten.
5. Kraftstoffe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß n = 5 bis 50, insbesondere
7 bis 30 ist.
6. Konzentrat der Komponenten a) und b) nach Anspruch 1 in einem Lösungsmittel, enthaltend
10 bis 80 Gew.-% der Stickstoff-haltigen Detergens-Komponente a) und 5 bis 70 Gew.-%
des Alkoxylats b) der Formel I sowie eine zur Vervollständigung auf 100 Gew.-% erforderliche
Menge an Lösungsmittel.