[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Regeln eines längskraftarmen Walzgutdurchlaufes
durch eine kontinuierliche Walzstraße mit sekundärgeregelten hydrostatischen Antrieben
für die einzelnen Walzgerüste, wobei die Drehzahlen der den Antrieben zugehörenden
Hydromotoren durch Verstellen deren Schluckvolumina geregelt werden.
[0002] Bei einem kontinuierlichen Walzwerk sind mehrere Walzgerüste hintereinander angeordnet,
in denen zum Walzen von Brammen, Knüppeln od. dgl. auf eine gewünschte Fertigdimension
der Materialquerschnitt jeweils um ein vorgegebenes Maß reduziert wird. Aufgrund der
Kontinuitätsbedingung ist beim Durchlauf des Walzgutes durch die Walzstraße an jeder
Stelle das Produkt aus Materialquerschnitt und Walzgutgeschwindigkeit konstant, und
die Walzendrehzahl muß daher von Gerüst zu Gerüst etwa proportional der Querschnittsabnahme
zunehmen. Da es auf einen möglichst zug- und druckfreien Walzgutdurchlauf ankommt
und es bisher keine Methode gibt, die ein exaktes Vorausberechnen der erforderlichen
Walzendrehzahlen erlaubt, ist eine entsprechende Drehzahlregelung Voraussetzung für
ein gutes Walzergebnis, wobei allerdings die auftretenden Zug- bzw. Druckspannungen
im Walzgut selbst auch nicht gemessen werden können und daher nicht als Führungsgröße
für die Drehzahlregelung zur Verfügung stehen.
[0003] Bei Walzstraßen mit Gleichstrommotoren für die Walzgerüstantriebe gibt es bereits
verschiedene Regelverfahren, die beispielsweise während des Anstechvorganges mit jeweils
einem drehzahlstarr betriebenen Leitgerüst und auf Eigenverstellung geschalteten Drehzahlreglern
für die anderen Gerüste arbeiten (EP-A1000 8037) oder bei denen der Drehzahlregelkreis
des jweils anstechenden Gerüstes aufgetrennt und dieses Gerüst bis zum Anstich des
nächsten Gerüstes über einen unterlagerten Momentenregelkreis in Abhängigkeit von
der Antriebsmomentänderung des vorangegangenen Gerüstes geregelt wird (DE-OS 2 413
492), doch ist hier neben den grundsätzlichen Nachteilen eines elektrischen Antriebes
wegen der Rechenschaltungen und meßtechnischen Einrichtungen ein erheblicher Aufwand
in Kauf zu nehmen.
[0004] Gegenüber den elektrischen Antrieben haben sich wegen ihrer kompakten Bauweise, ihrer
hohen Leistungsfähigkeit und ihres geringen Trägheitsmomentes hydrostatische Antriebe
für kontinuierliche Walzstraßen bereits bestens bewährt, wobei sekundärgeregelte Antriebe
meist bevorzugt sind. Bei einem sekundärgeregelten hydrostatischen Antrieb werden
nämlich die Hydromotoren von einem gemeinsamen, aus Pumpen und Hydrospeichern bestehenden
Druckmittelsystem mit einem gleichbleibenden eingeprägten Druck versorgt, so daß nicht
für jeden Hydromotor eine eigene Pumpenstation vorgesehen sein muß und eine wesentliche
Einsparung an Antriebsleistung erzielbar ist. Bei diesen sekundärgeregelten Antrieben
laßt sich das Schluckvolumen des Hydromotors durch eine Stelleinrichtung von Null
nach beiden Richtungen stufenlos verstellen und durch diese Schluckvolumenänderung
die Motordrehzahl regeln. Wird die Istdrehzahl über eine Regeleinrichtung mit einer
vorgegebenen Solldrehzahl verglichen und die Stelleinrichtung in Abhängigkeit vom
Ist- Sollwertvergleich angesteuert, kann bei Änderung des Antriebsmomentes die Last
auf der gewünschten Solldrehzahl gehalten werden. Wegen des eingeprägten Druckes am
Motoreinlaß ist bei einer vorgegebenen Drehzahl das Schluckvolumen des Hydromotors
proportional dem abverlangten Drehmoment, so daß sich bei einer vorgegebenen Drehzahl
und einem gegebenen Abtriebsdrehmoment ein bestimmtes Schluckvolumen am Motor einstellt.
Um einen größeren Drehzahleinbruch bei plötzlichen Änderungen des Abtriebsdrehmomentes
zu verhindern, gibt es in der Druckversorgungsleitung für die Hydromotoren eingebundene
Druckminderventile od. dgl. Vorrichtungen, die durch entsprechende Änderung des eingeprägten
Druckes am Motoreinlaß durch die dazu proportionale Schluckvolumenänderung den Motor
auf den zu erwartenden Momentensprung vorbereiten, was aber grundsätzlich für die
eigentliche Drehzahlregelung unbedeutend ist.
[0005] Bei der Regelung des Walzgutdurchlaufes durch eine kontinuierliche Walzstraße mit
sekundärgeregelten hydrostatischen Antrieben ist es gemäß der AT-B 383 059 bereits
bekannt, die Lageänderungen der Stelleinrichtungen der einzelnen Hydromotoren zur
Drehzahlkorrektur der Hydromotoren für die jeweils benachbarten Walzgerüste heranzuziehen,
um die beim Walzgutdurchlauf auftretenden Längskräfte möglichst gering halten zu können.
Dieses Regelverfahren bedarf aber ebenfall seines beträchtlichen meßtechnischen Aufwandes
zur Erfassung der Stelleinrichtungslageänderungen und auch einen beträchtlichen rechentechnischen
Aufwand zu Ermittlung der für die benachbarten Walzgerüste erforderlichen Drehzahlkorrekturen.
[0006] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, diese Mängel zu beseitigen und ein
Regelverfahren der eingangs geschilderten Art anzugeben, das auf sehr rationelle Weise
einen längskraftarmen Walzgutdurchlauf gewährleistet. Darüber hinaus soll eine einfache
Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens geschaffen werden.
[0007] Die Erfindung löst diese Aufgabe dadurch, daß bei Durchlaufbeginn während der aufeinanderfolgenden
Anstiche der Walzgerüste die Drehzahlregelungen für die Hydromotoren, die den bereits
vom Walzgut durchlaufenen Gerüsten und dem jeweils nächsten anzustechenden Gerüst
zugehören, im Maße des fortschreitenden Anstiches, wie an sich bekannt, nacheinander
bis auf eine unterbrochen werden und daher jeweils nur der Hydromotor eines dieser
Gerüste, des Leitgerüstes, zumindest solange bis alle Gerüste angestochen sind, zur
Drehzahlregelung mit verstellbarem Schluckvolumen betrieben wird.
[0008] Zur Regelung des Walzgutdurchlaufes wird daher die Eigenschaft eines sekundärgeregelten
Antriebes ausgenutzt, daß eine Unterbrechung der Drehzahlregelung während des ausgeregelten
Beharrungszustandes keine Änderung der Motordrehzahl mit sich bringt, solange auch
das Antriebsdrehmoment unverändert bleibt. Eine Drehmomentänderung hingegen führt
zu einer Drehzahländerung, die sich aus der Drehmomentänderung und dem Trägheitsmoment
von Motor und Last errechnen läßt, das heißt, bei sinkendem Abtriebsdrehmoment beschleunigt
der Hydromotor, und steigt das Abtriebsdrehmoment, dann verzögert der Hydromotor entsprechend.
Werden daher bei einem Walzgutdurchlauf durch eine kontinuierliche Walzstraße die
Drehzahlregelungen bis auf jeweils eine im geeigneten Augenblick ausgeschaltet, dient
das eine drehzahlgeregelte Gerüst als Leitgerüst zur Aufrechterhaltung einer bestimmten
Walzgeschwindigkeit und die anderen Gerüste stellen ihre Drehzahl in Abhängigkeit
von den jeweils auftretenden Abtriebsdrehmomenten aufgrund einer Zug- oder Druckbelastung
selbständig ein, wozu es außerdem keinerlei aufwendiger meß- oder rechentechnischer
Einrichtungen bedarf.
[0009] Es ist durchaus möglich, das erste Walzgerüst der Walzstraße für den ganzen Anstichvorgang
und Walzgutdurchlauf ständig als Leitgerüst zu verwenden und die Drehzahlregelung
der Hydromotoren für die nachfolgenden Gerüste im Maße des fortschreitenden Anstiches
dieser Gerüste schrittweise abzuschalten, oder auch das jeweils vor dem nächst anzustechenden
Gerüst vom Walzgut durchlaufene Walzgerüst als Leitgerüst heranzuziehen, was aber
gewisse Unsicherheiten hinsichtlich der Vorbestimmung der Solldrehzahlen für die nachfolgenden
Gerüste mit sich bringt. Besonders vorteilhaft ist es daher, wenn erfindungsgemäß
die Drehzahlregelung für den Hydromotor der jeweils zuletzt angestochenen Walzgerüste
unterbrochen wird, bevor das Walzgut das nächstfolgende Walzgerüst ansticht, und dann
zumindest solange unterbrochen bleibt, bis alle Walzgerüste angestochen sind. Durch
diese Maßnahme wird fortschreitend mit dem Anstich jeweils das vom Walzgut gerade
angestochene Gerüst zum Leitgerüst, dessen Drehzahlregelung bis kurz vor dem Anstich
des nächsten Gerüstes aufrecht bleibt, und die bereits vom Walzgut durchlaufenen vorderen
Gerüste, die mit festem Schluckvolumen ihrer Hydromotoren arbeiten, regeln ihre Drehzahl
selbstständig auf zug- und druckfreien Walzgutdurchlauf ein. Es genügt daher, daß
die einzelnen Walzgerüste in üblicher Weise die aus Walzendurchmesser, Materialquerschnitt,
Walzgutgeschwindigkeit usw. errechneten Drehzahlsollwerte vor dem jeweiligen Anstich
einhalten, wozu es keines großen regeltechnischen Aufwandes bedarf, und die gewünschte
Durchlaufregelung erfolgt dann durch die einfache Maßnahme, die Drehzahlregelung für
das jeweils zuletzt angestochene Gerüst abzuschalten, bevor noch das nächstfolgende
Gerüst angestochen wird.
[0010] Dieses Regelverfahren funktioniert nur dann genau, wenn die Walzbedingungen während
des Walzgutdurchlaufes annähernd gleichbleiben. Vor allem das Verformungsdrehmoment
sollte sich nicht ändern, da es sonst auch zu einer Abtriebsdrehmomentänderung an
den Gerüsten kommt und die Regelung diese Momentenänderung nicht von einer längskraftbedingten
Drehmomentänderung unterscheiden kann. Beim Warmwalzen ist meist ein sinkender Temperaturgradient
zu beobachten, so daß in der Walzstraße der Zug im Walzgut zum kälteren Walzgutende
hin immer mehr zunehmen würde, da die einzelnen Walzgerüste auf Grund des steigenden
Verformungsdrehmomentes langsamer und langsamer werden. Um dem zu begegnen, werden
nach dem Anstich des letzten Walzgerüstes die sich beim gemeinsamen Walzgutdurchlauf
durch alle Gerüste einstellenden Drehzahlen der den einzelnen Gerüsten zugeordneten
Hydromotoren erfaßt und abgespeichert, worauf die Unterbrechung der Drehzahlregelungen
wieder aufgehoben wird und die Drehzahlen der Hydromotoren aller Gerüste unter Nutzung
der jeweils abgespeicherten Drehzahlen als entsprechende Solldrehzahlen während des
weiteren Walzgutdurchlaufes geregelt werden. Dadurch können die noch bei im wesentlichen
gleichen Verformungsbedingungen sich an den Walzgerüsten einstellenden Drehzahlen
für den Walzvorgang nach dem Anstich des letzten Gerüstes als Solldrehzahlen genutzt
und die einzelnen Gerüste auf diese Solldrehzahlen eingeregelt werden, wodurch die
selbstständige Drehzahlanpassung wieder aufgehoben und der Einfluß der steigenden
Verformungsdrehmomente auf die Walzendrehzahlen unterbunden wird.
[0011] Eine zweckmäßige Vorrichtung zum Durchführen des erfindungsgemäßen Verfahrens ergibt
sich bei sekundärgeregelten hydrostatischen Antrieben für die einzelnen Walzgerüste
mit einer Stelleinrichtung zum Verstellen des Schluckvolumens der zugehörenden Hydromotoren
und einer Steuerungseinrichtung zum Ansteuern dieser Stelleinrichtungen in Abhängigkeit
von einem Ist- Sollwertvergleich der Drehzahlen dadurch, daß alle Hydromotoren bis
auf höchstens einen in der Steuerverbindung zwischen Steuerungs- und Stelleinrichtung
einen Unterbrecher aufweisen, der über einen den Walzgutanfang in Durchlaufrichtung
vor oder nach dem jeweils zugehörigen Walzgerüst erfassenden Geber od. dgl. betätigbar
ist. Der sekundärgeregelte hydrostatische Antrieb muß demnach lediglich durch einen
Unterbrecher für die Drehzahlregelung ergänzt werden, um die Walzgutdurchlaufregelung
einwandfrei vornehmen zu können. Dieser Unterbrecher sorgt je nach Schaltstellung
für die aktive oder inaktive Drehzahlregelung der jeweiligen Hydromotoren und führt
in normaler Schaltstellung zu einer vom Abtriebsmoment unabhängigen konstanten Motordrehzahl
und in Unterbrechungsstellung zu einer in Abhängigkeit des Abtriebsdrehmomentes variablen
Drehzahl. Der Zeitpunkt der Unterbrecherbetätigung läßt sich durch einen einfachen
Geber, beispielsweise eine Fotosonde, die den Walzgutanfang in Bezug auf ein entsprechendes
Walzgerüst erfaßt, problemlos betätigen, wobei es durchaus auch möglich wäre, die
Unterbrecherbetätigung über die Steuerungseinrichtung vorzunehmen, da diese aufgrund
der Walzgutgeschwindigkeit und der Gerüstabstände einfach den Umschaltzeitpunkt des
Unterbrechers berechnen kann. Vorteilhafterweise werden allen Hydromotoren Unterbrecher
zugeordnet, doch wäre es möglich, den Hydromotor für ein als ständiges Leitgerüst
eingesetztes Gerüst auch ständig mit einer aktivierten Drehzahlregelung laufen zu
lassen. Dabei könnten die in die Steuerungseinrichtung einlesbaren Werte der Drehzahlgeber
auch als Istwerte mit einem vorgegebenen Sollwert verglichen oder als Sollwert für
einen späteren Ist- Sollwertvergleich abgespeichert werden, so daß sich nicht nur
die üblichen Drehzahlregelungen der einzelnen Hydromotoren vornehmen lassen, sondern
es auch möglich ist, die sich bei einem längskraftarmen Walzgutdurchlauf einstellenden
Istdrehzahlen abzuspeichern und als Sollwerte für die Drehzahlregelung späterer oder
anderer Walzvorgänge zu nutzen, insbesondere um temperaturbedingte Änderungen des
Verformungsdrehmomentes auszugleichen od.dgl.
[0012] In der Zeichung ist der Erfindungsgegenstand beispielsweise anhand eines Anlagenschemas
einer erfindungsgemäßen Walzstraße näher veranschaulicht.
[0013] Zum Walzen eines Walzgutes W ist eine kontinuierliche Walzstraße mit drei Walzgerüsten
1, 2, 3 angedeutet, wobei jedes Walzgerüst über einen sekundärgeregelten hydrostatischen
Antrieb 4 angetrieben wird. Diese Antriebe umfassen jeweils einen Hydromotor 5 und
ein gemeinsames Druckölsystem 6, das über Verbindungsleitungen 7 die Hydromotoren
5 mit einem stets gleichbleibenden eingeprägten Druck versorgt. Zur Vermeidung von
Drehzahleinbrüchen aufgrund eines plötzlichen Momentenanstieges sitzen in den Verbindungsleitungen
7 Druckminderventile 8 od. dgl., die den eingeprägten Druck bzw. den Öldurchfluß zur
Vorbereitung des Hydromotors auf einen solchen Momentenanstieg gezielt zu beeinflussen
erlauben.
[0014] Das Schluckvolumen der Hydromotoren 5 kann über eine Stelleinrichtung 9 von Null
nach beiden Richtungen stufenlos verstellt werden und zur Messung der Motordrehzahlen
ist ein Drehzahlgeber 10, beispielsweise ein elektrischer Tachogenerator vorgesehen.
Um eine Drehzahlregelung zu erreichen, sind eine Steuerungseinrichtung 11 und jeweils
ein Summierer 12, ein Verstärker 13 zum Ansteuern der Stelleinrichtung 9 und ein Wegaufnehmer
14 zur Lageerfassung der Stelleinrichtung vorgesehen, so daß bei einer Abweichung
des vom Drehzahlgeber 10 eingelesenen Drehzahlistwertes vom über die Steuerungseinrichtung
11 vorgegebenen Drehzahlsollwert die Verstelleinrichtung 9 im Sinne einer Schluckvolumenänderung
des Hydromotors 5 angesteuert und auch bei Änderung des Abtriebsmomentes die Last
auf der gewünschten Solldrehzahl gehalten wird.
[0015] In die Steuerverbindungen zwischen Stelleinrichtung und Steuerungseinrichtung 11
sind nun Unterbrecher 15 eingebunden und die Sekundärregelkreise um einen Meßwertspeicher
16 erweitert. In der normalen Schaltstellung des Unterbrechers 15 bleibt die Drehzahlregelung
aufrecht und eine durch eine Momentenänderung verursachte Änderung des Drehzahlistwertes
hat eine Änderung des Motorschluckvolumens zu Folge, die ihrerseits wieder beim momentan
anstehenden Lastmoment einen Ausgleich von Ist- und Solldrehzahl des Motors herbeiführt.
In dieser Schaltstellung wird außerdem das Singnal des Wegaufnehmers 14 in den Speicher
16 eingelesen, der damit einen dem Schluckvolumen des Hydromotors proportionalen Wert
beinhaltet. Wird der Unterbrecher 15 umgeschaltet (strichlierte Darstellung), kommt
es zur Unterbrechung der Drehzahlregelung und am Summierer 12 und am Verstärker 13
stehen nun ein Signal des Wegaufnehmers 14 und ein Signal des Meßwertspeichers 16
an. Da im Augenblick des Umschaltens beide Signale gleich groß sind, bleibt die Stelleinrichtung
9 und damit auch das Schluckvolumen des Hydromotors 5 unverändert. Auch die Motordrehzahl
ändert sich nicht, solange das Abtriebsmoment am Hydromotor dem Abtriebsmoment vor
dem Umschalten entspricht. Ändert sich dieses Abtriebsmoment jedoch, ändert sich auch
die Drehzahl, wobei eine Verringerung des Lastmomentes ein Beschleunigen des Motors
und ein Steigen des Lastmomentes eine Verzögerung des Motors mit sich bringen, da
ja bei gleichbleibendem Schluckvolumen des Motors die Motordrehzahl indirekt proportional
zum Abtriebsmoment ist.
[0016] Zur Betätigung des Unterbrechers 15 sind Fotosonden 17, 18, 19 vorgesehen, die auf
den Anfang oder das Ende des Walzgutes W ansprechen und demgemäß eine Umschaltung
des Unterbrechers 15 herbeiführen.
[0017] Zum Regeln des Walzgutdurchlaufes durch die Walzgerüste 1, 2, 3 werden nun über die
Steuerungseinrichtung 11 den hydrostatischen Antrieben 4 der einzelnen Gerüste Drehzahlsollwerte
vorgegeben, die aus Walzendurchmesser, Materialquerschnitt, Walzgutgeschwindigkeit
usw. errechnet sind, aber so gewählt werden, daß auch unter ungünstigen Walzbedingungen
Zugspannungen im Walzgut zwischen den einzelnen Gerüsten zu erwarten sind. Die Gerüste
laufen vor dem Walzgutanstich mit dieser vorgegebenen Drehzahl im Leerlauf. Die Unterbrecher
15 sind in normaler Stellung und die Drehzahlregelungen aktiv. Durch die Druckminderventile
8 werden die Hydromotoren 5 auf ein Schluckvolumen gestellt, das erforderlich ist,
um beim Auftreten des Verformungsdrehmomentes beim Walzgutanstich größere Drehzahleinbrüche
zu vermeiden, welche Mabnahme aber für die eigentliche Regelung unbedeutend ist.
[0018] Sticht nun das Walzgut W das erste Walzgerüst 1 an unddurchläuft dieses Walzgerüst,
bleibt die Drehzahlregelung aktiv und der Hydromotor 5 reagiert mit Schluckvolumsänderungen
zur Aufrechterhaltung der Sollwertdrehzahl. Das Walzgut W läuft zug- und druckfrei
auf das zweite Walzgerüst 2 zu. Erreicht nun der Walzgutanfang die Fotosonde 17, die
kurz vor dem zweiten Walzgerüst angeordnet ist, schaltet der Unterbrecher 14 in seine
Unterbrecherposition (strichlierte Darstellung) und unterbricht die Drehzahlregelung,
wodurch das Schluckvolumen des Hydromotors auf dem gerade vor dem Umschalten erreichten
Wert gehalten wird. Da nicht zu erwarten ist, daß sich das Verformungsdrehmoment am
Walzgerüst 1 ändert, während der Walzgutanfang den Weg zwischen Fotosonde 17 und nächstem
Walzgerüst 2 durchläuft, bleibt die Walzendrehzahl des Gerüstes 1 und damit die Motordrehzahl
unverändert.
[0019] Sticht dann das Walzgut W im Walzgerüst 2 an, das entsprechend der vorgegebenen Drehzahl
etwas höher, als die theoretische Walzgeschwindigkeit erforderte, umläuft, dann wird
dieses Walzgerüst 2 aufgrund der aktiven Drehzahlregelung des zugehörigen Hydromotors
5 diese Drehzahl weiter einhalten, wobei auch hier das Druckminderventil 8 in der
Verbindungsleitung 7 einen Drehzahleinbruch verhindert. Aufgrund der erhöhten Drehzahlvorgabe
im Gerüst 2 entstehen nun im Walzgut W Zugkräfte zwischen Gerüst 1 und Gerüst 2, welche
Zugkräfte das Abtriebsmoment im Gerüst 1 verringern, so daß hier, da ja die Drehzahlregelung
unterbrochen ist, der Hydromotor mit eben dem durch den Zug entstehenden Moment beschleunigt
und die Drehzahl erhöht. Die Drehzahlerhöhung erfolgt solange, bis die Zugkräfte im
Walzgut W zwischen Walzgerüst 1 und 2 abgebaut sind.
[0020] Der weitere Walzgutdurchlauf setzt sich nun in gleicher Weise auch beim Walzgerüst
3 und eventuell anderen Walzgerüsten fort, wobei jeweils vor dem Anstechen des Walzgerüstes
3 oder der nächstfolgenden Walzgerüste die Fotosonden 18 bzw. 19 od. dgl. die Unterbrecher
15 für das Gerüst 2, dann für das Gerüst 3 usw. umschalten, so daß nach dem Gerüst
2 das Gerüst 3 oder die nächsten Gerüste allein mit einer Drehzahlregelung als Leitgerüst
arbeiten. Dieses Leitgerüst gibt jeweils die Walzgeschwindigkeit vor und die anderen
Walzgerüste 1, 2, die ohne Drehzahlregelung arbeiten, können ihre Drehzahl im Sinne
eines Längskraftabbaues im Walzgut ändern.
[0021] Um diesen Regelvorgang nicht durch Änderungen in den Walzbedingungen, insbesondere
durch Änderungen wärmebedingter Verformungsunterschiede zu stören, wird, sobald der
Walzgutanfang das letzte Walzgerüst durchlaufen hat, der Istwert der Drehzahlen an
den einzelnen Gerüsten 1, 2, 3 von der Steuerungseinrichtung 11 übernommen und abgespeichert,
worauf die Unterbrecher 15 wieder in ihre normale Schaltstellung gebracht und diese
eingespeicherten Istwerte den einzelnen Drehzahlregelungen als Sollwerte vorgegeben
werden. Damit laufen nun bis zum Ende des Walzgutdurchlaufes alle Walzgerüste mit
diesen Drehzahlen und Unterschiede im Verformungsdrehmoment können diese Drehzahl
nicht mehr beeinflussen.
1. Verfahren zum Regeln eines längskraftarmen Walzgutdurchlaufes durch eine kontinuierliche
Walzstraße mit sekundärgeregelten hydrostatischen Antrieben für die einzelnen Walzgerüste,
wobei die Drehzahlen der den Antrieben zugehörenden Hydromotoren durch Verstellen
deren Schluckvolumina geregelt werden, dadurch gekennzeichnet, daß bei Durchlaufbeginn
während der aufeinanderfolgenden Anstiche der Walzgerüste die Drehzahlregelungen für
die Hydromotoren, die den bereits vom Walzgut durchlaufenen Gerüsten und dem jeweils
nächsten anzustechenden Gerüst zugehören, im Maße des fortschreitenden Anstiches nacheinander
bis auf eine unterbrochen werden und daher jeweils nur der Hydromotor eines dieser
Gerüste, des Leitgerüstes, zumindest so lange bis alle Gerüste angestochen sind, zur
Drehzahlregelung mitverstellbarem Schluckvolumen betrieben wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Drehzahlregelung für den
Hydromotor des jeweils zuletzt angestochenen Walzgerüstes unterbrochen wird, bevor
das Walzgut das nächstfolgende Walzgerüst ansticht, und dann zumindest so lange unterbrochen
bleibt, bis alle Walzgerüste angestochen sind.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß nach dem Anstich des
letzten Walzgerüstes die sich beim gemeinsamen Walzgutdurchlauf durch alle Gerüste
einstellenden Drehzahlen der den einzelnen Gerüsten zugeordneten Hydromotoren erfaßt
und abgespeichert werden, worauf die Unterbrechung der Drehzahlregelungen wieder aufgehoben
wird und die Drehzahlen der Hydromotoren aller Gerüste unter Nutzung der jeweils abgespeicherten
Drehzahlen als entsprechende Solldrehzahlen während des weiteren Walzgutdurchlaufes
geregelt werden.
4. Vorrichtung zum Durchführen des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 3, mit einer
Stelleinrichtung (9) zum Verstellen des Schluckvolumens der den sekundärgeregelten
hydrostatischen Antrieben der einzelnen Walzgerüste (1,2,3) zugehörenden Hydromotoren
(5) und einer Steuerungseinrichtung (11) zum Ansteuern dieser Stelleinrichtungen (9)
in Abhängigkeit von einem Ist- Sollwertvergleich der Drehzahlen, dadurch gekennzeichnet,
daß alle Hydromotoren (5) bis auf höchstens einen in der Steuerverbindung zwischen
Steuerungs- und Stelleinrichtung (11, 9) einen Unterbrecher (15) aufweisen, der über
einen den Walzgutanfang in Durchlaufrichtung vor oder nach dem jeweils zugehörigen
Walzgerüst (1, 2, 3) erfassenden Geber (17, 18, 19) od. dgl. betätigbar ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß für die Hydromotoren (5)
jeweils ein Drehzahlgeber (10) vorgesehen ist, dessen in die Steuerungsvorrichtung
(11) einlesbare Werte als Istwert mit einem vorgegebenen Sollwert vergleichbar oder
als Sollwert für einen späteren Ist- Sollwertvergleich abspeicherbar sind.