[0001] Die Erfindung betrifft Rauchgaskamine, wie sie verwendet werden, um in gewerblichen
Feuerungsanlagen, insbesondere Kraftwerken, die schädlichen Rauch- und Abgase in Höhen
abzuleiten, die eine genügende Vermengung mit atmosphärischer Luft und damit beim
Niederschlagen der Gase eine Verdünnung verbürgen, die dem Menschen als auch der Tier-
und Pflanzenwelt nach Möglichkeit nicht mehr schädlich ist.
[0002] Für die Dimensionierung dieser Kamine sind maßgebend die Mengen der abzuführenden
Gase, die bei Feuerungsanlagen aufgrund der Art und der Menge der stündlich verfeuerten
Brennstoffe rechnerisch ermittelt werden können, und die Saugwirkung des Kamins, die
von der Höhe des Kamins, der Temperatur der Abgase, der Temperatur der Außenluft am
Standort des Kamins und den zusätzlichen Gebläsen abhängig ist.
[0003] Als Zug des Kamins bezeichnet man den Unterdruck, der an der Einmündung des Rauchgaskanals
bzw. am Fuße des Schornsteines herrscht. Er stellt die Gewichtsdifferenz zwischen
der im Inneren der Schornsteinröhre befindlichen warmen Abgasmenge und der gleichen
Menge kalter Außenluft dar. Von dieser theoretisch wirksamen Zugstärke sind die Widerstände
abzuziehen, welche die Gase auf ihrem Weg vom Eintritt der Frischluft in die Feuerstelle
bis zur Kaminmündung zu überwinden haben. Als solche kommen in Betracht: der Widerstand
der Frischluft im Feuerungsrost und beim Durchdringen der Brennstoffschicht, der Widerstand
der Verbrennungsgase im Bereich des Kessels, im Dampfüberhitzer, im Flugaschenfänger,
im Rauchgasvorwärmer, in den benötigten Filtern, Entstickungs- und Entschwefelungsanlagen,
längs des Rauchgaskanals und schließlich in der Kaminröhre selbst.
[0004] Rauchgaskamine in modernen Kraftwerken sind typisch 200 bis 300 m hoch und für Rauchgasmengen
bis zu beispielsweise 2,5 Mio. m³/h und mehr dimensioniert. Die Rauchgase selbst werden
aus Gründen der Luftreinhaltung gefiltert, entschwefelt, entstickt und gewaschen.
Gleichwohl stellt man fest, daß an der Kaminmündung noch viele partikelförmige Schadstoffe
austreten. In kohle- bzw. ölbeheizten Kraftwerken sind diese Partikel schwefelhaltig,
wodurch verstärkt Rostschäden auftreten.
[0005] Es wurden immer wieder Versuche unternommen, diesen Restgehalt an Partikeln weiter
zu reduzieren, bisher jedoch ohne Erfolg. Die Schwierigkeiten sind darin begründet,
daß die Partikeldichte in den bereits gefilterten und gewaschenen Rauchgasen zwar
äußerst gering, die anfallende Rauchgasmenge jedoch sehr hoch ist und daß der Strömungswiderstand
der Rauchgase zwischen Feuerstelle und Kaminmündung nach Möglichkeit nicht erhöht
werden soll; andernfalls müßte die Leistung der Gebläse erhöht werden, was einen erhöhten
Energiebedarf zur Folge hätte.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, einen Rauchgaskamin
anzugeben, der unter den gegebenen Bedingungen eine sehr weitgehende Beseitigung der
nach der Filterung, Entschwefelung, Entstickung und Waschung der Rauchgase noch vorhandenen
Restanteile an Feststoffpartikeln ermöglicht, ohne die Strömungswiderstände der Rauchgase
unzulässig zu erhöhen.
[0007] Diese Aufgabe wird gelöst durch einen gattungsgemäßen Rauchgaskamin mit den Merkmalen
gemäß Kennzeichen des Anspruchs 1.
[0008] Partikelabscheider, wie sie gemäß der vorliegenden Erfindung zum Einsatz kommen,
wurden bisher ausschließlich dazu verwendet, um das in einer Mühle gemahlene Mahlgut
in eine grobe und eine feine Fraktion zu trennen. Dabei verarbeiten sie Sichtluft
mit einem relativ hohen Anteil an Sichtgut. Partikel, deren Korn größer ist als die
Trenngrenze, werden in einem Grießekonus am Boden des Gehäuses gesammelt, während
das sogenannte Feingut mit der Sichtluft das Gehäuse verläßt. Die Abtrennung des Feinguts
von der Sichtluft erfolgt in nachgeschalteten Zyklonen.
[0009] Es hat sich nun völlig überraschenderweise herausgestellt, daß es mit Hilfe von Partikelabscheidern
und ohne Verwendung von Zyklonen möglich ist, die relativ geringe Partikeldichte der
Rauchgase um bis zu 99 % weiter zu verringern, ohne daß die Strömungswiderstände dadurch
merklich ansteigen.
[0010] Als optimaler Partikelabscheidertyp hat sich der sogenannte dynamische Sichter herausgestellt.
Dieser besitzt einen Rotor mit Flügeln, Lamellen oder Stäben, der den Rauchgasen den
für die Abscheidung erforderlichen Drall erteilt, während die Rauchgase im übrigen
ohne Umlenkung strömen können.
[0011] Die bei den herkömmlichen dynamischen Sichtern übliche Anordnung, bei der der Rotorantrieb
oben auf dem Sichtergehäuse sitzt, während der Rotor unter dem Rotorantrieb hängt,
ist im vorliegenden Fall nicht brauchbar, da sie den Rauchgasen den freien Weg nach
oben teilweise versperren würde. Aus diesem Grunde befindet sich gemäß einer bevorzugten
Weiterbildung der Erfindung die Welle über dem Rotorantrieb und der Rotor über seiner
Welle. Der Rotorantrieb selbst hängt unter einem Zwischenboden, und zwar entweder
unter einem Zwischenboden des Kamins oder unter einem Zwischenboden im Sichtergehäuse.
Aufgrund dieser Anordnung steht den gereinigten Rauchgasen der volle Querschnitt zur
Verfügung, so daß die Strömungswiderstände gering bleiben; außerdem ist der Rotorantrieb
nicht den aggressiven Rauchgasen ausgesetzt, so daß sich besondere Schutzmaßnahmen
erübrigen. Die Zugänglichkeit zur Wartung ist optimal. Die Stabilität ist besser als
bei der hängenden Anordnung.
[0012] Je nach den räumlichen Gegebenheiten vor Ort kann das Gehäuse des Partikelabscheiders
nicht nur auf einem Zwischenboden im Kamin, sondern auch auf dem Fundament des Kamins
oder auf einem vom Fundament des Kamins getrennten Fundament stehen. Die letztgenannte
Variante hat den Vorteil, daß vom Rotor ausgehende Vibrationen den Kamin nicht beeinflussen.
[0013] Aus denselben Gründen ist es vorteilhaft, wenn der Rotorantrieb, d.h. der Antriebsmotor
und das Untersetzungsgetriebe, ebenfalls direkt auf den Fundamenten postiert wird.
[0014] Dabei sollte gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung die Welle auf
der Antriebswelle des Rotorantriebs bzw. des Untersetzungsgetriebes winkelbeweglich
gelagert sein, vorzugsweise mittels einer Zahnkupplung. Dadurch können Schwingungen
und Vibrationen, die aufgrund der extremen Abmessungen nie ganz zu vermeiden sind,
besser abgefangen werden.
[0015] Um eine Rauchgasmenge von, wie schon erwähnt, mehr als 2,5 Mio. m³/h ausreichend
nachreinigen zu können, muß der Rotor einen Durchmesser von typisch 10 m haben. Bei
derartigen Abmessungen sowie bedingt durch die spezielle Anordnung der Rotorwelle
und des Rotors ist es erforderlich, die Rotorwelle oberhalb oder unterhalb des Rotors
zusätzlich abzustützen.
[0016] Gemäß einer ersten Variante hierzu erfolgt dies mittels radialer Streben gegen das
Gehäuse.
[0017] Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung sind die Streben konisch gerichtet, wobei
die Anordnung so gewählt sein sollte, daß die Rauchgase die Streben nicht durchströmen
und die Strömungswiderstände der Rauchgase minimal bleiben. Durch Ausbildung der Streben
als geschlossener Stützkonus und geschickte Dimensionierung und Positionierung desselben
kann die Umlenkung der Rauchgase von der Waagerechten in die Senkrechte sogar noch
günstig beeinflußt werden.
[0018] Anhand der Zeichnung soll die Erfindung in Form von Ausführungsbeispielen näher erläutert
werden. Es zeigen jeweils ausschnittsweise als Längsschnitt
Fig. 1 eine erste Ausführungsform eines Rauchgaskamins,
Fig. 2 eine zweite Ausführungsform eines Rauchgaskamins,
Fig. 3 eine dritte Ausführungsform eines Rauchgaskamins und
Fig. 4 eine vierte Ausführungsform eines Rauchgaskamins.
[0019] Alle Figuren zeigen den Fuß eines Rauchgaskamins 1, errichtet auf einem Fundament
8, mit einer seitlichen Öffnung 2 für einen Rauchgaskanal 3. Der Kamin 1 hat beispielsweise
eine Höhe von 270 m und ist für eine Rauchgasmenge von 2,8 Mio. m³/h dimensioniert.
Der Rauchgaskanal 3 hat dann eine Höhe von 10 m.
[0020] Fig. 1 zeigt im Inneren des Kamins 1 einen oberen Zwischenboden 4 und einen unteren
Zwischenboden 5, der zusätzlich durch Stützen 7 unterstützt ist. Auf dem unteren Zwischenboden
5 ist der Boden 6 eines dynamischen Sichters 10 befestigt. Der Sichter 10 besitzt
ein Gehäuse 11, in dessen Zentrum ein Rotor 14 mit Flügeln auf einer Rotorwelle 13
befestigt ist. Der Antrieb der Rotorwelle 13 erfolgt mit Hilfe eines drehzahlsteuerbaren
Rotorantriebs 15, der unter dem Zwischenboden 5 bzw. dem Sichterboden 6 an einer speziellen
Wellenlagerung 16 hängt. Radiale Streben 17 stützen die Rotorwelle 13 unterhalb des
Rotors 14 gegen das Gehäuse 11 ab.
[0021] Die im Rauchgaskanal 3 ankommenden Rauchgase gelangen direkt in das Sichtergehäuse
11, werden mit Hilfe des Rotors 14 von den noch darin enthaltenen Partikeln befreit
und verlassen den Sichter 10 durch einen Rauchgasauslaß 12 in der Decke des Sichtergehäuses
11. Die ausgeschiedenen Partikel fallen auf den Boden 6 des Sichters 10, wo sie mechanisch
abgezogen werden.
[0022] Fig. 2 zeigt eine Variante zu der in Fig. 1 dargestellten Ausführungsform. Diese
Variante betrifft die zusätzliche Abstützung der stehenden Rotorwelle 13. Die Stützstreben
18 sind konisch gerichtet, so daß sie nicht nur den Strömungswiderstand der Rauchgase
nicht erhöhen, sondern unter Umständen sogar erniedrigen, da sie die Umlenkung der
Rauchgase aus der waagerechten Strömungsrichtung im Rauchgaskanal 3 in die senkrechte
Strömungsrichtung im Kamin 1 begünstigen.
[0023] Fig. 3 zeigt eine Ausführungsform, bei der das Sichtergehäuse 11 nicht auf einem
Zwischenboden des Kamins 1, sondern direkt auf einem vom Kaminfundament 8 getrennten
Fundament 9 steht. Dadurch werden von den sich drehenden Sichterteilen - Rotor 14,
Rotorwelle 13 und Rotorantrieb 15 - erzeugte Vibrationen nicht in den Kamin 1, sondern
in das Fundament 9 geleitet, wodurch Bauwerksschäden wirksam vorgebeugt wird.
[0024] Die in Fig. 3 dargestellte Ausführungsform zeigt einen Zwischenboden 19 im Sichtergehäuse
11, auf dem sich die konisch gerichteten Stützstreben 18 der stehenden Rotorwelle
13 abstützen. Die Stützstreben 18 sind bevorzugt als geschlossener Stützkonus ausgebildet,
um die schon erwähnte Umlenkung der Rauchgasströmung von der Waagerechten im Rauchgaskanal
3 in die Senkrechte im Kamin 1 zu unterstützen.
[0025] Zwischen Sichtergehäuse 11 und den Stützkonus 18 bildet sich ein konischer Ringraum
aus, in dem sich die abgeschiedenen Partikel sammeln und aus dem sie mit Hilfe von
Schleusen 20 abgezogen werden.
[0026] Fig. 4 schließlich zeigt eine Ausführungsform, bei der nicht nur das Sichtergehäuse
11, sondern auch der Rotorantrieb, bestehend aus Antriebsmotor 24 und Untersetzungsgetriebe
23 auf dem Fundament 8 des Kamins 1 stehen. Zwischen der Antriebswelle des Untersetzungsgetriebes
23 und der Rotorwelle 13 ist eine Zahnkupplung 25 vorgesehen, die Winkelbewegungen
der Rotorwelle 13 erlaubt. Die Rotorwelle 13 selbst ist mit Hilfe radialer Streben
22 oberhalb des Rotors 14 gegen das Gehäuse 11 abgestützt. Ein Zwischenboden im Gehäuse
11 ist als Grießekonus 21 ausgebildet, aus dem die abgeschiedenen Partikel mit Hilfe
der Schleuse 20 abgezogen werden.
1. Rauchgaskamin (1), insbesondere für Kraftwerke, mit einer Öffnung (2) für einen Rauchgaskanal
(3), dadurch gekennzeichnet, daß in den Kamin (1) ein Partikelabscheider (10) eingebaut
ist und daß der Rauchgaskanal (3) in das Gehäuse (11) des Partikelabscheiders (10),
der Auslaß (12) des Partikelabscheiders (10) für das gereinigte Rauchgas in den Kamin
(1) und der Auslaß für die abgeschiedenen Partikel in wenigstens eine Schleuse (20)
im unteren Bereich des Gehäuses (11) münden.
2. Rauchgaskamin nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Gehäuse (11) des Partikelabscheiders
(10) auf dem Fundament (8) des Kamins (1) oder einem davon getrennten Fundament (9)
steht.
3. Rauchgaskamin nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Partikelabscheider
(10) ein dynamischer Sichter ist, der einen Rotor (14) mit Flügeln, Lamellen oder
Stäben aufweist.
4. Rauchgaskamin nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Rotor (14) auf seiner
Welle (13), die Welle auf dem Rotorantrieb (15; 23, 24) steht.
5. Rauchgaskamin nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Rotorantrieb
(15) unter einem Zwischenboden (5, 6) im Kamin (1) oder unter einem Zwischenboden
(19) im Gehäuse (11) des Partikelabscheiders (10) hängt.
6. Rauchgaskamin nach einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Rotorantrieb
(23, 24) direkt auf dem Fundament (8, 9) steht.
7. Rauchgaskamin nach einem der Ansprüche 3 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Welle
(13) unterhalb bzw. oberhalb des Rotors (14) mittels radialer Streben (17, 22) gegen
das Gehäuse (11) abgestützt ist.
8. Rauchgaskamin nach einem der Ansprüche 3 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Welle
(13) unterhalb des Rotors (14) mittels konisch gerichteter Streben (18) gegen das
Gehäuse (11) bzw. einen der Zwischenböden (5, 6; 19) abgestützt ist.
9. Rauchgaskamin nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Streben (18) als geschlossener
Konus ausgebildet sind.
10. Rauchgaskamin nach einem der Ansprüche 3 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Welle
(13) auf der Abtriebswelle des Getriebes (23) winkelbeweglich gelagert ist, vorzugsweise
mittels einer Zahnkupplung.