[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Einrichtung nach dem Oberbegriff des Anspruches
1. Eine derartige Einrichtung ist aus der DE-OS 26 33 089 bekannt.
[0002] Diese DE-OS beschreibt eine punktförmige Zugbeeinflussungseeinrichtung für Eisenbahnstrecken,
auf denen unterschiedliche Zugarten, nämlich Güterzüge, Personenzüge und Schnellzüge,
verkehren. Zur Geschwindigkeitssteuerung dieser Züge sind entlang der Gleise punktförmige
Übertragungseinrichtungen angeordnet, die von den vorüberlaufenden Zügen aktivierbar
sind und dann gezielt ganz bestimmte Daten oder Steueranweisungen an die Züge übermitteln.
Jede punktförmige Datenübertragungseinrichtung beinhaltet eine der Anzahl der auf
der Strecke verkehrenden Zugarten entsprechende Zahl von Teileinheiten, in denen die
an die einzelnen Zugarten abzusetzenden Daten und/oder Steueranweisungen abgespeichert
sind. Die Züge selektieren diese z. B. von einer zentralen Steuereinheit oder Streckeneinrichtungen
vorgegebenen Daten und Steueranweisungen durch ein von ihnen an die punktförmigen
Datenübertragungseinrichtungen übermitteltes Kennzeichen; die punktförmigen Übertragungseinrichtungen
übermitteln nur solche Daten und/oder Steueranweisungen an einen vorüberlaufenden
Zug, die der betreffenden Zugart zugeordnet sind.
[0003] Diese bekannte Zugbeeinflussungseinrichtung erfordert an den einzelnen Beeinflussungspunkten
die Bereitstellung unterschiedlicher Daten und/oder Steueranweisungen für die einzelnen
Zugarten. Da die Daten und/oder Steueranweisungen in Abhängigkeit von Streckengegebenheiten
gegebenenfalls zu verändern sind, verlangt dies an den Streckeneinrichtungen einen
erheblichen Speicherbedarf. Bei hohen Fahrgeschwindigkeiten steht für die Übertragung
von Daten und/oder Steueranweisungen eine nur geringe Zeitspanne zur Verfügung. Die
für die Übertragung von Daten und Steueranweisungen verfügbare Zeitspanne wird bei
der bekannten Steuereinrichtung in ungünstiger Weise noch dadurch vermindert, daß
zunächst einmal das die Daten und/oder Steueranweisungen selektierende Fahrzeugsignal
übermittelt und ausgewertet werden muß, bevor mit der Übertragung der Daten und/oder
Steueranweisungen begonnen werden kann. Für die Übermittlung der Selektionssignale
sind auf den Fahrzeugen zwingend Sende- und an den ortsfesten Einrichtungen zwingend
entsprechende Empfangseinrichtungen vorzusehen. Die vorgenannten Maßnahmen bedingen
einen erheblichen Aufwand sowohl bei den Fahrzeugen als auch bei den punktförmigen
Übertragungseinrichtungen.
[0004] Die Übertragung der Daten und/oder Steueranweisungen für alle möglichen Zugarten
durch punktförmige Zugbeeinflussungseinrichtungen verbietet sich wegen der Kürze der
zur Verfügung stehenden Übertragungszeit.
[0005] Aus der DE-OS 14 05 716 ist es bekannt, zur Geschwindigkeitssteuerung unterschiedlicher
Zugarten beim Abbremsen dieser Züge von punktförmigen Übertragungseinrichtungen nur
jeweils Daten und/oder Steueranweisungen für einen Regelzug zu übermitteln und auf
den Zügen diese Daten und/oder Steueranweisungen so zu modifizieren, wie sie für die
Steuerung der betreffenden Zugart erforderlich sind. Dies geschieht in der Weise,
daß die Züge selbst beim Durchlaufen vorgegebener Meßstrecken nach dem Einleiten von
Bremsvorgängen bestimmen, ob und in welcher Weise ihr Fahrverhalten abweicht von dem
des Regelzuges. Dies geschieht durch das ins Verhältnissetzen der tatsächlichen Fahrgeschwindigkeit
zu der dem Regelzug zugewiesenen Fahrgeschwindigkeit.
[0006] Das in dieser DE-OS vorgeschlagene Zugsteuerungssystem benötigt zwar für die einzelnen
Streckeneinrichtungen einen nur geringen Speicheraufwand und es kommt auch ohne zusätzliche
Datenübertragung von den Zügen zu den Streckeneinrichtungen aus; die Modifizierung
der übermittelten Daten und Steueranweisungen auf den Zügen nach Maßgabe der dort
jeweils gemessenen Fahrgeschwindigkeiten stellt jedoch eine in der Praxis nicht durchführbare
Maßnahme dar, weil die ermittelten Meßwerte selbstverständlich fehlerbehaftet sind
und weil nur dann einigermaßen exakte, den tatsächlichen Gegebenheiten entsprechende
Verhältniszahlen zum Modifizieren der ermittelten Daten und/oder Steueranweisungen
gefunden werden können, wenn die Züge beim Passieren der Beeinflussungseinrichtungen
auch tatsächlich die dort jeweils zulässige Geschwindigkeit einhalten. Von Nachteil
ist ferner, daß die übermittelten Daten und/oder Steueranweisungen auf den Zügen erst
dann modifiziert werden können, wenn diese die vorgegebenen Meßstrecken durchlaufen
haben. Das Modifizieren der für einen Regelzug geltenden Daten und/oder Steueranweisungen
beschränkt sich auf den Bereich des Abbremsens eines Zuges durch Ableiten einer aus
der für den Normzug geltenden Sicherheitskurve gewonnenen Sicherheitskurve für andere
Zugarten.
[0007] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Einrichtung nach dem Oberbegriff des Anspruches
1 anzugeben, die es gestattet, eine zuverlässige und optimale Zugsteuerung mit einem
Minimum an übermittelten Daten durchzuführen.
[0008] Die Erfindung löst diese Aufgabe durch die gemeinsame Anwendung der Merkmale des
Anspruches 1. Das Volumen der z. B. von den Streckeneinrichtungen zu übermittelnden
Daten und/oder Steueranweisungen ist nur ganz geringfügig größer als bei einer Einrichtung,
die ausschließlich die Daten und/oder Steueranweisungen zur Steuerung eines Regelzuges
zu übermitteln hat; der Zug selbst erkennt aus den übermittelten Daten und/oder Steueranweisungen,
ob und in welcher Weise er diese zu modifizieren hat und ist damit völlig unabhängig
von irgendwelchen fehlerbehafteten Feststellungen seinerseits.
[0009] Die Erfindung ist nachstehend anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispieles
näher erläutert. Die Zeichnung zeigt in
- Figur 1
- den beispielsweisen Aufbau eines von einer punktförmigen Übertragungseinrichtung an
einen vorüberlaufenden Zug zu übertragenden Telegrammes und in
- Figur 2
- ein Geschwindigkeits-Wegdiagramm, das für unterschiedliche Zugarten Geltung hat.
[0010] Das in Figur 1 dargestellte, von einem an einer punktförmigen Zugbeeinflussungseinrichtung
vorüberlaufenden Zug angereizte und von dieser an den Zug übermittelte Telegramm beinhaltet
eine Reihe von Teilinformationen, die auf dem vorüberlaufenden Zug für die Fahrzeugsteuerung
verwendet werden. Das Telegramm beinhaltet zunächst Start- und Synchronisationskennzeichen
SYN, um dem Fahrzeug den Telegrammanfang erkennbar zu machnen. Sodann enthält es Angaben
über die an einem vorausliegenden Zielpunkt, z. B. einem Signal, zulässige Zielgeschwindigkeit
VZ und die Zielentfernung Z zu diesem Zielpunkt. Das Telegramm enthält ferner Angaben
über die auf der Strecke einzuhaltende höchstzulässige Grenzgeschwindigkeit VGR, die
zugrunde gelegt wird für die Berechnung der Bremseinsatzpunkte bei der Zielbremsung.
Um diese Bremseinsatzpunkte bestimmen zu können, sind dem Zug auch Angaben zu übermitteln
über die Streckenneigungen und gegebenenfalls auch über die Lagen und die Längen dieser
Neigungen. Ferner werden dem Zug Zusatzkennungen ZSK übermittelt, auf die anhand der
Figur 2 eingegangen wird. Für die Vorgabe der jeweils einzuhaltenden Fahrgeschwindigkeit
müssen dem Zug ferner neben den bereits genannten Größen oder daraus abgeleiteten
Steueranweisungen auch Angaben übermittelt werden über die Geschwindigkeiten VLA,
mit denen in Fahrrichtung vorausliegenden Langsamfahrstellen höchstens passiert werden
dürfen, sowie Längenangaben ZLA über die Zielentfernungen zum Beginn der Langsamfahrstellen
und LLA für die Längen der Langsamfahrstellen. Ferner beinhalten die Telegramme in
bekannter Weise einen Sicherungsanhang in Form einer Codeüberwachung CÜ sowie Stoppzeichen
STP zur Kennzeichnung des Telegrammendes. Die Telegramme können darüber hinaus weitere
für die Fahrzeugsteuerung relevante Daten beinhalten, auf die hier nicht näher einzugehen
ist. Die Anzahl der zu übertragenden Bits richtet sich nach dem zu übermittelnden
Informationsvolumen, der Übertragungsfrequenz und der Einwirkdauer der Übertragung;
sie liegt bei modernen Zugbeeinflussungsungseinrichtungen in der Größenordnung von
über 100 Bit. Der Inhalt der jeweils zu übertragenden Teilinformationen wird aus Speichern
der punktförmigen Zugbeeinflussungseinrichtungen abgerufen nach Maßgabe von Streckenkriterien
wie z. B. Lichtsignalbegriffe und Langsamfahrstellen.
[0011] Figur 2 zeigt Geschwindigkeits-Wegdiagramme für zwei unterschiedliche Zugarten. Für
einen ersten Zug, den sogenannten Regelzug, gilt die durchgezogene VZ1-Kennlinie;
die zugehörigen Daten und/oder Steueranweisungen werden diesem Zug beim Passieren
einer punktförmigen Zugbeeinflussungseinrichtung B1 induktiv übermittelt. Diese Daten
und /oder Steueranweisungen bestehen aus den Teilinformationen des in Figur 1 näher
ausgeführten Telegrammes, d. h. in einer Zielgeschwindigkeit VZ, einem Zielabstand
Z, mindestens einer Grenzgeschwindigkeit VGR, Neigungsangaben NG über die in Fahrrichtung
vorausliegende Strecke, die Geschwindigkeit VLA mindestens einer vorausliegenden Lamgsamfahrstelle
und Abstands- bzw. Entfernungsangaben ZLA und LLA zur Kennzeichnung der jeweiligen
Lage der Langsamfahrstellen. Aufgrund der übermittelten Daten und/oder Steueranweisungen
verläuft die Zugfahrt für den Regelzug entsprechend der durchgezogenen Geschwindigkeitskennlinie
VZ1. Diese Kennlinie berücksichtigt, daß die Geschwindigkeitsbeschränkung der Langsamfahrstelle
ihre Gültigkeit erst verliert, wenn der Zug mit seiner gesamten Zuglänge ZL die Langsamfahrstelle
geräumt hat. Entsprechende Zuglängenangaben sind auf dem Zug vorhanden und werden
in die Fahrzeugsteuerung einbezogen oder aber bei Vorgabe entsprechender Steueranweisungen
durch eine Zentrale wird diese Größe von dieser bei der Fahrbefehlsermittlung berücksichtigt.
Am Zielpunkt VZ, beispielsweise dem Standort eines Lichtsignales, befindet sich eine
weitere Beeinflussungseinrichtung B2 zur Übermittlung weiterer Anweisungen an den
vorüberlaufenden Zug.
[0012] Die von den punktförmigen Zugbeeinflussungseinrichtungen auf die vorüberlaufenden
Züge übermittelten Daten und Steueranweisungen gelten nach der Lehre der vorliegenden
Erfindung jeweils für einen Regelzug, d. h. einen Zug mit ganz bestimmtem normierten
Fahrverhalten. Wird die Strecke auch von anderen Zugarten gefahren, die beispielsweise
aufgrund konstruktiver Maßnahmen andere Fahrgeschwindigkeiten auf der Strecke zulassen,
z. B. wegen eines höheren Bremsvermögens oder aber weil sie z. B. durch die Steuerung
der Wagenkästen für höhere Seitenbeschleunigungen zugelassen sind, so werden nach
der Lehre der Erfindung für diese Zugarten keine kompletten zusätzlichen Telegramme
übertragen, sondern es werden mit den Telegrammen für den Regelzug Zusatzinformationen
auf diese Züge übermittelt, die dort zu einer Modifizierung der übermittelten, für
den Regelzug geltenden Daten und/oder Fahranweisungen dienen. Diese Zusatzinformationen,
die in Figur 1 durch die Zusatzkennung ZSK symbolisiert sind, bestehen jeweils aus
nur einigen wenigen Bits und vergrößern damit das Informationsvolumen der punktförmigen
Zugbeeinflussungseinrichtungen nur ganz unwesentlich. Auf den Fahrzeugen jedoch bewirken
sie die Umsetzung der für den Regelzug geltenden Parameter und tragen damit zu einer
Optimierung der Zugsteuerung bei. In dem dargestellten Ausführungsbeispiel ist die
für einen solchen Zug mit höheren zulässigen Fahrgeschwindigkeiten geltende Geschwindigkeitswegkennlinie
VZ2 strichpunktiert eingetragen. Die Modifizierung der übermittelten Daten und/oder
Steueranweisungen kann z. B. in der Vorgabe von Differenzgeschwindigkeiten gegenüber
den für den Regelzug geltenden Daten und/oder Steueranweisungen bestehen. Diese Differenzgeschwindigkeiten,
die in Figur 2 mit Δ VGR, Δ VLA und Δ VZ bezeichnet sind, müssen nicht stets gleichgroß
sein, sondern können abhängig gemacht sein von der Höhe der am jeweiligen Fahrort
zulässigen Fahrgeschwindigkeit, wobei - wie im dargestellten Ausführungsbeispiel erkennbar
ist - diese Geschwindigkeitsdifferenzen mit zunehmender Fahrgeschwindigkeit abnehmen
als Folge der exponentiellen Beziehung zwischen Bremsweg und Fahrgeschwindigkeit bei
der Geschwindigkeitsänderung.
[0013] Gibt es mehrere unterschiedlich zu steuernde Zugarten in einem Streckenbereich, so
haben die punktförmigen Zugbeeinflussungseinrichtungen dort entsprechend vielfach
unterteilte Zusatzkennzeichen ZSK an die Züge zu übermitteln. Die vorüberlaufenden
Züge wissen, welches dieser Zusatzkennzeichen für sie bestimmt ist und wählen die
zugehörige Information aus, um die mit dem Telegramm übermittelten Daten und Fahranweisungen
für den Regelzug entsprechend ihrer jeweiligen Zugart zu modifizieren. Damit ist es
insgesamt möglich, den einzelnen Zügen unterschiedliche Daten und Steueranweisungen
zu übermitteln, ohne aber das Informationsvolumen der punktförmigen Zugbeeinflussungseinrichtungen
in nennenswerter Weise zu belasten.
[0014] Außerdem ist es möglich, bei Störungen auf dem Zug, die eine Fahrweise nach dem Fahrprogramm
mit erhöhten Fahrgeschwindigkeiten nicht mehr zulassen, umgehend die Überwachung auf
das Regelprogramm zu reduzieren.
[0015] Die Lehre der Erfindung ist nicht nur anwendbar für die punktförmige Übermittlung
von Daten und/oder Steueranweisungen sondern mit Vorteil auch bei der linienförmigen
Zugbeeinflussung. Auch hier werden von einer Zentrale oder einem Streckengerät nur
Daten und/oder Steueranweisungen für einen Regelzug sowie Zusatzkennzeichen übertragen,
die den die Strecke befahrenden Zügen eine Modifizierung dieser Daten und/oder Steueranweisungen
nach ihren Fähigkeiten ermöglichen.
1. Einrichtung zur Zugbeeinflussung im Eisenbahnwesen unter Verwendung streckenseitiger
Datenübertragungseinrichtungen zur Übermittlung von Daten und/oder Steueranweisungen
an mit den Datenübertragungseinrichtungen gekoppelte, mindestens mit entsprechenden
Empfangseinrichtungen versehene Züge,
dadurch gekennzeichnet,
daß die streckenseitigen Datenübertragungseinrichtungen (B1, B2) Daten (VZ, Z, VGR,
NG, VLA, ZLA, LLA) und/oder Steueranweisungen für einen Regelzug zusammen mit mindestens
einem Zusatzkennzeichen (ZSK) an die Züge übermitteln, welches angibt, in welcher
Weise diese Daten und/oder Steueranweisungen für andere Zugarten zu modifizieren sind
und
daß die Züge aus der Kenntnis ihrer Zugart heraus die übermittelten Daten und/oder
Steueranweisungen nach Maßgabe des übermittelten, ihrer Zugart zugeordneten Zusatzkennzeichens
modifizieren.
2. Einrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die
Modifizierung der übermittelten Daten und/oder Steueranweisungen in der Vorgabe von
vom jeweiligen Zusatzkennzeichen (ZSK) bestimmter Differenzgeschwindigkeiten (Δ VGR,
Δ VLA, Δ VZ) gegenüber den für den Regelzug geltenden Daten und/oder Steueranweisungen
besteht.
3. Einrichtung nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, daß die Höhe der Differenzgeschwindigkeiten außer vom jeweiligen Zusatzkennzeichen
abhängig gemacht ist von der Höhe der am jeweiligen Fahrort zulässigen Fahrgeschwindigkeit
und mit fallender zulässiger Fahrgeschwindigkeit ansteigt.