[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben von Industrieöfen, deren Abgase
in der Abgasleitung verbrannt werden.
[0002] In Gießereien und Umschmelzwerken für Gußeisen, Kupfer, Blei, Aluminium etc. kommen
sehr häufig brennerbeheizte Schmelzöfen zum Einsatz. Wird beispielsweise in einem
Drehtrommelofen Gußeisen geschmolzen, so wird eine Charge von ca. 2 bis 10 t mittels
Öl- oder Gasbrennern in einer langsam um ihre Längsachse rotierenden, waagrecht liegenden
und feuerfest ausgekleideten Trommel auf eine Abstichtemperatur von etwa 1500°C erhitzt.
Die Beheizung der Drehtrommelöfen erfolgt meist durch Brenner, die sich an der Stirnseite
des Ofens befinden und deren Flamme in das Innere des Ofens reicht. Durch eine meist
an der gegenüberliegenden Seite des Brenners befindliche Öffnung entweichen die Abgase
aus dem Ofen durch eine Rohrleitung zum Kamin.
[0003] Beim Betrieb derartiger Industrieöfen fallen große Mengen Kohlenmonoxid in den Abgasen
an, wobei die Menge des freigesetzten Kohlenmonoxids von dem Sauerstoff-Gehalt im
Ofen, der Ofentemperatur, dem zu schmelzenden Einsatzgut, der Drehbewegung des Ofens
und den eventuell zugegebenen Aufkohlungsmitteln abhängt. Neben CO ist im geringeren
Maße auch Wasserstoff in den aus dem Ofen austretenden Abgasen enthalten, der zu seiner
Verbrennung Sauerstoff verbraucht. Der Wasserstoff stammt aus Verbrennungsreaktionen,
aus dem Brennstoff und aus Kunststoffen und Ölen, die dem Einsatzgut häufig anhaften.
[0004] Bisher wird das im Abgas der Industrieöfen vorhandene Kohlenmonoxid (sowie der Wasserstoff)
in den Abgasleitungen verbrannt. Die Flammenausbildung in den Abgasrohrleitungen führt
zu einer starken thermischen Belastung der nachgeschalteten Filter. Die Gewebefilter
überhitzen oder die Filteranlage schaltet ab.
[0005] Außerdem ist das Verbrennen des Kohlenmonoxids in den Abgasleitungen energetisch
für den Betrieb des Industrieofens ungünstig. Erstrebenswert wäre die Verbrennung
des Kohlenmonoxids im Innenraum des Ofens. Die dadurch freigesetzte Energie könnte
dann zu Einsparungen an Brennstoff führen.
[0006] Aufgrund der stark schwankenden freigesetzten CO-Menge im Ofen ist eine geregelte
Kohlenmonoxid-Verbrennung bisher unmöglich. Das Sauerstoffangebot im Ofen müßte nämlich
ständig mit der freigesetzten CO-Menge korreliert sein. Gleiches gilt für den in geringerem
Maße freiwerdenden Wasserstoff. Bei einem ständigen Überangebot an Sauerstoff kommt
es hingegen zu einem Abbrand von Legierungselementen, beispielsweise beim Gußeisenschmelzen.
Der dauerhafte Einsatz von Gasanalysatoren, die den jeweiligen CO-Gehalt der Ofenatmosphäre
messen, wird aufgrund der starken Staub- und Rußentwicklung, wodurch sich Partikel
auf der wassergekühlten Meßgaslanze sowie in der anschließenden Meßgasaufbereitung
und den Analysatoren niederschlagen, unmöglich.
[0007] Aufgabe vorliegender Erfindung ist es deshalb, ein verbessertes Verfahren zum Betreiben
von Industrieöfen, deren Abgase in der Abgasleitung verbrannt werden, zu entwickeln,
durch das die obengenannten Nachteile vermieden werden und insbesondere ein energetisch
günstigerer Ofenbetrieb ermöglicht sowie die thermische Belastung der Abgasfilter
herabgesetzt wird.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Temperatur des Abgases
kontinuierlich gemessen und bei Überschreiten eines vorgegebenen Sollwertes der gemessenen
Abgastemperatur der Sauerstoffgehalt in der Atmosphäre des Industrieofens erhöht wird.
[0009] Messungen des CO-Gehalts im Rauchgas an der Abgasseite des Ofens und Temperaturmessungen
in der Abgasrohrleitung zum Kamin zeigen, daß beide Werte einen direkten Zusammenhang
aufweisen.
[0010] Dieser Zusammenhang soll im folgenden für den Fall verdeutlicht werden, in dem das
im Abgas vorhandene CO (sowie der Wasserstoff) mittels Luft, die durch Öffnungen in
den Abgasleitungen in diese eindringen kann, verbrannt wird: Bei niedrigem CO-Gehalt
im Rauchgas wird letzteres durch die in die Abgasleitung einströmende Luft überwiegend
abgekühlt, wodurch auch die Temperatur der Abgase niedrig bleibt. Bei hohem CO-Gehalt
im Rauchgas wird das CO durch den Sauerstoff der zugeführten Luft überwiegend nachverbrannt,
wodurch keine Abkühlung des Abgases eintritt. Die Abgastemperatur kann dann beim erwähnten
Gußeisenschmelzen Werte von 600°C übersteigen. Das Geschilderte gilt gleichermaßen
für den Fall, daß ein anderes Oxidationsmittel als Luft zum Verbrennen der Abgase
in der Abgasleitung verwendet wird.
[0011] Erfindungsgemäß kann somit die gemessene Temperatur des Abgases an einer Stelle in
der Rohrleitung zum Kamin mit dem relativen CO-Gehalt in der Ofenatmosphäre (bei Vernachlässigung
des H₂-Gehalts) gleichgesetzt werden. Dadurch ergibt sich eine einfache und wartungsfreie
Methode, um den CO-Gehalt im Ofeninneren laufend zu überwachen.
[0012] Der mit einem hohen Wartungsaufwand verbundene und störanfällige Einsatz von Gasmeßvorrichtungen
zur CO-Bestimmung im Ofeninneren wird durch das erfindungsgemäße Verfahren gänzlich
überflüssig.
[0013] Die Erfindung ermöglicht nunmehr erstmals die vorteilhafte Möglichkeit des geregelten
Verbrennens des in der Atmosphäre von Industrieöfen freigesetzten Kohlenmonoxids.
Dabei ist an sämtliche Prozesse, bei denen Kohlenmonoxid (und Wasserstoff) in den
Ofenatmosphären entsteht, und welches anschließend im Abgas verbrannt wird, gedacht.
Zum geregelten Verbrennen des Kohlenmonoxids und des Wasserstoffs wird bei Überschreiten
eines vorgegebenen Sollwertes der gemessenen Abgastemperatur der Sauerstoffgehalt
in der Atmosphäre des Industrieofens erhöht.
[0014] Der Sauerstoffanteil in der Ofenatmosphäre kann durch direktes Eindüsen beispielsweise
über Lanzen von Sauerstoff oder einem sauerstoffhaltigen Gas in das Innere des Ofens
erhöht werden. Bei Industrieöfen, die mit Sauerstoff-Brennstoff-Brennern beheizt werden,
kann vorteilhafterweise der Sauerstoff direkt über den Brenner dem Ofeninneren zugeführt
werden. Übersteigt die gemessene Abgastemperatur den vorgegebenen Sollwert, so wird
durch eine entsprechende Regelstrecke solange zusätzlicher Sauerstoff in das Ofeninnere
eingeleitet, bis die Abgastemperatur den Sollwert wieder unterschreitet.
[0015] Das nunmehr im Ofeninneren verbrennende Kohlenmonoxid, das nun vollständig oxidiert
wird, und der verbrennende Wasserstoff setzen Energie frei und erhöhen damit die Temperatur
im Industrieofen. Dies führt zu verkürzten Prozeßzeiten sowie zur Energieeinsparung.
Zudem wird der CO-Anteil im Abgas verringert, wodurch die Abgastemperatur sinkt und
die nachgeschalteten Abgasfilter thermisch nicht mehr überlastet werden können.
[0016] Andererseits kann vorteilhafterweise auch bei Überschreiten des vorgegebenen Sollwertes
der gemessenen Abgastemperatur die Menge an Brennstoff, die den Brennern zugeführt
wird, bei konstant gehaltener Sauerstoff-Zufuhr reduziert werden. Daraus ergibt sich
eine direkte Brennstoffeinsparung beim Befeuern des Industrieofens.
[0017] Die geeignete Sollwerttemperatur wird sinnvollerweise bei einer ersten Inbetriebnahme
des Industrieofens durch einen Versuch ermittelt. Dazu kann ein Thermoelement beispielsweise
hinter der letzten Zufuhröffnung für Luft oder für ein anderes Oxidationsmittel in
der Abgasrohrleitung in dieselbige eingebracht werden. Dann wird die Temperatur des
mit der Luft bzw. dem Oxidationsmittel verbrennenden Abgases ermittelt. Die jeweilige
Temperatur entspricht dem relativen CO-Gehalt zuzüglich des H₂-Gehalts im Ofeninneren.
Je nach Art des Betriebs des Industrieofens wird ein Sollwert im Bereich von 120 bis
650°C gewählt. Beim Gußeisenschmelzen liegt er aufgrund der Maximaltemperatur für
die nachgeschaltete Filteranlage je nach der sich dem Thermoelement anschließenden
Rohrlänge der Abgasleitungen bei etwa 150 bis 250°C.
[0018] Im folgenden soll ein Ausführungsbeispiel das erfindungsgemäße Verfahren näher erläutern.
[0019] In der einzigen Zeichnung sind schematisch ein Drehtrommelofen 1, der diesen beheizende
Brenner 2, die den Brenner mit Sauerstoff und Brennstoff versorgenden Leitungen 3
bzw. 4, die Abgasrohrleitung 10 sowie darin befindliche Luftspalte 6 und 7 dargestellt.
Hinter dem letzten Luftspalt 7 ist im Inneren der Abgasleitung 10 ein Thermoelement
8 angeordnet, das mit dem Meßwertaufnehmer 9 verbunden ist.
[0020] Beim Schmelzen von Gußeisen in dem Drehtrommelofen 1 wird dieser mit einer Charge
von 3 t beladen und das Einsatzgut 5 mittels des Öl-Sauerstoffbrenners 2 innerhalb
von etwa 2,5 h auf eine Abstichtemperatur von etwa 1500°C erhitzt.
[0021] Der im Einsatzgut enthaltene Kohlenstoff wird während des Schmelzens durch den Sauerstoff
der Ofenatmosphäre teilweise zu Kohlenmonoxid und Kohlendioxid oxidiert, so daß zum
Ausgleich des Kohlenstoff-Verlustes Aufkohlungsmittel dem Einsatzgut zugegeben werden
müssen. Messungen des CO-Gehaltes im trockenen Rauchgas ergeben in diesem Beispiel
Maximalwerte von 35% Kohlenmonoxid im Abgas direkt an der Ofenstirnseite.
[0022] Zunächst wird mittels Themoelement 8 und Meßwertaufnehmer 9 eine gewisse Zeit die
Temperatur des mit Luft in der Abgasleitung 10 verbrennenden Abgases gemessen. Je
nach Länge der Abgasrohrleitung 10 hinter dem Thermoelement 8 erweisen sich Sollwerttemperaturen
von 150°C bis 250°C als sinnvoll. Eingestellt wird in diesem Fall eine Sollwerttemperatur
von 230°C am nicht dargestellten Regler. Dieser Regler ist mit einem Regelventil in
der O₂-Zufuhrleitung 3 zum Brenner 2 verbunden.
[0023] Übersteigt nun die gemessene Temperatur die vorgegebene Sollwerttemperatur, so wird
erfindungsgemäß der Sauerstoffanteil in der Atmosphäre des Ofens 1 erhöht. Dies erreicht
man durch überstöchiometrische Verbrennung des Brennstoff-Sauerstoff-Gemisches im
Ofen 1. In diesem Beispiel wird also immer dann, wenn der CO- (und H₂-)Anteil im Ofeninneren
über eine gewisse Grenze ansteigt, die Sauerstoffzufuhr zum Brenner 2 erhöht, so daß
das Kohlenmonoxid vollständig zu Kohlendioxid oxidiert werden kann (und der Wasserstoff
verbrennt). Die dabei bisher in der Abgasleitung 10 freigewordene Energie wird durch
das erfindungsgemäße Verfahren bereits im Ofen 1 freigesetzt. Dadurch sinkt die Abgastemperatur
und der Regelkreis erniedrigt wiederum die Sauerstoffzufuhr zum Brenner 2.
[0024] Die erfindungsgemäß geregelte CO-Verbrennung im Drehtrommelofen 1 hat mehrere Vorteile:
Die freiwerdende Verbrennungsenergie des Kohlenmonoxids kann noch im Ofen 1 genutzt
werden. Mit sinkendem CO-Gehalt im Ofen 1 wird auch die dem Ofen 1 zugeführte Sauerstoffmenge
gedrosselt, so daß ein Abbrand von Legierungselementen verhindert wird. Die Abgastemperatur
wird während des gesamten Betriebs des Drehtrommelofens 1 geringer, so daß die Filter
nicht mehr thermisch überlastet werden. Das Abgasvolumen wird geringer, da das Kohlenmonoxid
im Ofen 1 mit Sauerstoff anstatt mit Luft in den Abgasleitungen 10 verbrannt wird.
Schließlich benutzt das erfindungsgemäße Verfahren eine einfache Temperaturmessung
zur Bestimmung des relativen Kohlenmonoxid-Gehaltes im Ofen anstelle der technisch
schwer beherrschbaren Gasanalytik der Schmelzofenatmosphäre.
1. Verfahren zum Betreiben von Industrieöfen, deren Abgase in der Abgasleitung verbrannt
werden, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur des Abgases kontinuierlich gemessen und bei Überschreiten eines
vorgegebenen Sollwertes der gemessenen Abgastemperatur der Sauerstoffgehalt in der
Atmosphäre des Industrieofens (1) erhöht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß bei Überschreiten eines vorgegebenen Sollwertes der gemessenen Abgastemperatur
ein sauerstoffhaltiges Gas oder reiner Sauerstoff in die Atmosphäre des Industrieofens
(1) eingeleitet wird.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 oder 2 für Industrieöfen, die mit Sauerstoff-Brennstoff-Brennern
beheizt werden, dadurch gekennzeichnet, daß bei Überschreiten eines vorgegebenen Sollwertes der gemessenen Abgastemperatur
die Menge an Sauerstoff, die den Brennern (2) zugeführt wird, erhöht wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3 für Industrieöfen, die mit Sauerstoff-Brennstoff-Brennern
beheizt werden, dadurch gekennzeichnet, daß bei Überschreiten eines vorgegebenen Sollwertes der gemessenen Abgastemperatur
die Menge an Brennstoff, die den Brennern (2) zugeführt wird, reduziert wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4 für Industrieöfen zum Gußeisenschmelzen,
dadurch gekennzeichnet, daß der Sollwert der gemessenen Abgastemperatur vorzugsweise im Bereich von 150 bis
250°C gewählt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Abgase des Industrieofens (1) mit in die Abgasleitung (10) eindringender
Luft verbrannt werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Abgase des Industrieofens (1) mit einem in die Abgasleitung (10) eingespeisten
Oxidationsmittel verbrannt werden.