(19)
(11) EP 0 554 217 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
04.08.1993  Patentblatt  1993/31

(21) Anmeldenummer: 93810031.0

(22) Anmeldetag:  19.01.1993
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5C14C 3/08, G11B 20/00, H03M 13/00, G11B 20/10, H04L 25/30, H04L 25/497
(84) Benannte Vertragsstaaten:
BE CH DE ES FR GB IT LI NL

(30) Priorität: 28.01.1992 CH 240/92
21.10.1992 CH 3261/92

(71) Anmelder: CIBA-GEIGY AG
CH-4002 Basel (CH)

(72) Erfinder:
  • Lauton, Alain, Dr.
    F-68300 Saint-Louis (FR)
  • Hess, Markus
    D-7853 Steinen-Hofen (DE)
  • Streicher, Günter
    D-7858 Weil am Rhein (DE)
  • Püntener, Alois, Dr.
    CH-4310 Rheinfelden (CH)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Wässrige Zusammensetzung zum Vorgerben von Hautblössen


    (57) Beschrieben wird eine wässrige Zusammensetzung zum Vorgerben von Leder, die dadurch gekennzeichnet ist, dass sie

    (a) ein reduktives Saccharid mit einem Dextrose-Äquivalent von 10 bis 100 und

    (b) einen aliphatischen, 2 bis 8 Kohlenstoffatome enthaltenden Dialdehyd enthält und frei von Mineralsalzen ist.


    Das mit erfindungsgemässen wässrigen Zusammensetzung behandelte Leder (Wet-White-Leder) eignet sich hervorragend zur Weiterverarbeitung, insbesondere zur Herstellung von Ledern, die schwermetallfrei sind.


    Beschreibung


    [0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine wässrige Zusammensetzung zum Vorgerben von Hautblössen, ein Verfahren zum Vorgerben von Hautblössen sowie das nach dem vorliegenden Verfahren vorgegerbte Leder.

    [0002] Die Mineral- und insbesondere die Chrom(vor)gerbung besitzt für die Herstellung von Leder und Pelzen eine grosse Bedeutung. Allerdings stellen die bei der Vorgerbung und dem eigentlichen Gerbprozess anfallenden chromsalzhaltigen Behandlungsbäder einen grossen Lastfaktor für die Abwässer dar. Auf Grund dieser ökologischen Betrachtungen sucht man nach Alternativverfahren, die einerseits ökolgisch unbedenklicher sind und andererseits hinsichtlich der erzielten Lederqualitäten den Mineralgerbungen ebenbürtig sind.

    [0003] Überraschenderweise wurde nun gefunden, dass ein Kombinationsprodukt, enthaltend ein reduktives Saccharid mit einem Dextrose-Äquivalent von 10 bis 100 und einen aliphatischen, 2 bis 8 Kohlenstoffatome enthaltenden Dialdehyd, ein Mittel zum Vorgerben darstellt, das eine anschliessende nicht-mineralische, insbesondere chromsalzfreie Gerbung zur Herstellung von Wet-White-Ledermaterial ermöglicht. Gleichzeitig können mit der erfindungsgemässen wässrigen Zusammensetzung gute Resultate hinsichtlich der Vorgerbung erzielt werden, wobei das Leder eine hohe Schrumpfungstemperatur aufweist.

    [0004] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist demnach eine wässrige Zusammensetzung zum Vorgerben von Leder, die dadurch gekennzeichnet ist, dass sie

    (a) ein reduktives Saccharid mit einem Dextrose-Äquivalent von 10 bis 100 und

    (b) einen aliphatischen, 2 bis 8 Kohlenstoffatome enthaltenden Dialdehyd enthält und frei von Mineralsalzen ist.



    [0005] Als reduktive Saccharide mit einem Dextrose-Äquivalent von 10 bis 100 kommen die üblichen Aldosen bzw. Ketosen in Betracht, vor allem Mono- und Disaccharide, aber auch Oligo- und Polysaccharide.

    [0006] Als Dextrose-Äquivalent bezeichnet man die in Gramm berechnete Menge an Saccharid, welche bezüglich des Reduktionsvermögens 100 Gramm Dextrose entsprechen.

    [0007] Bevorzugt enthalten die erfindungsgemässen Zusammensetzungen Mono- oder Disaccharide. Geeignete Monosaccharide sind z.B. Glucose, Fructose, Mannose, Arabinose und Ribose. Als Vertreter der Disaccharide seien Saccharose, Maltose oder Lactose genannt. Für die erfindungsgemässen Zusammensetzungen werden Monosaccharide bevorzugt. Hier seien insbesondere die Aldosen genannt, wobei die Glucose wegen ihrer leichten Zugänglichkeit und Verfügbarkeit in technischen Mengen von ganz besonderem Interesse ist. Besonders geeignet wegen des günstigen Preises sind sogenannte Glucosesirupe mit einem Dextrose-Äquivalent von 20 bis 90, vorzugsweise 40 bis 80.

    [0008] Als Dialdehyde sind generell alle Dialdehyde oder deren Gemische verwendbar, die 2 bis 8 Kohlenstoffe und strukturell gesättigte aliphatische C-C-Verknüpfungen aufweisen. Als Beispiele seien Glyoxal, Malondialdehyd, Succindialdehyd, Glutardialdehyd, Adipindialdehyd, Pimelindialdehyd sowie Octandialdehyd genannt. Bevorzugte Vertreter sind Succindialdehyd, Glutardialdehyd, Adipindialdehyd und Glyoxal, von denen Glutardialdehyd im Vordergrund des Interesses steht. Die Dialdehyde stehen gewöhnlich als handelsübliche 25 bis 50 Gew.% Wasser enthaltende Dialdehyde zur Verfügung.

    [0009] Bevorzugte wässrige Zusammensetzungen enthalten

    (a) ein reduktives Saccharid mit einem Dextrose-Äquivalent von 10 bis 100 und

    (b) Glutardialdehyd.



    [0010] Von besonderem Interesse sind dabei wässrige Zusammensetzungen, die

    (a) ein Monosaccharid mit einem Dextrose-Äquivalent von 100 und

    (b) Glutardialdehyd enthalten.



    [0011] Weitere bevorzugte Zusammensetzungen sind solche, die

    (a) ein Disaccharid mit einem Dextrose-Äquivalent von 20 bis 60 und

    (b) Glutardialdehyd enthalten.



    [0012] Ganz besonders bevorzugte wässrige Zusammensetzungen enthalten

    (a) Glucose und

    (b) Glutardialdehyd.



    [0013] Bevorzugte erfindungsgemässe wässrige Zusammensetzungen enthalten, bezogen auf das gesamte Gemisch,
    2 bis 60, vorzugsweise 10 bis 40 Gew.-% der Komponente (a),
    2 bis 75, vorzugsweise 30 bis 55 Gew.-% der Komponente (b) und
    Wasser zum Auffüllen auf 100 %.

    [0014] Ausserdem sind solche wässrigen Zusammensetzungen bevorzugt, welch pro Mol der Komponente (b) 0,05 bis 0,19 Mol der Komponente (a) enthalten.

    [0015] Die Herstellung der erfindungsgemässen wässrigen Zusammensetzung erfogt zweckmässig so, dass man die Komponente (a) in Wasser bei einer Temperatur zwischen 15 und 60°C löst und anschliessend die erhaltene klare Lösung mit der Komponente (b) versetzt.

    [0016] Die so erhaltene wässrige Zusammensetzung ist flüssig und weist eine gute Lagerstabilität auf. Sie kann aber gegebenenfalls auch getrocknet werden.

    [0017] Die erfindungsgemässe wässrige Zusammensetzung ist für sich allein als hervorragender Vorgerbstoff für alle Häute und Felle geeignet und dient ganz besonders als Vorstufe zur Herstellung von Wet-White-Ledern und Pelzen.

    [0018] Einen weiteren Erfindungsgegenstand der vorliegenden Anmeldung bildet daher ein Verfahren zur Vorgerbung von Hautblössen. Das Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, dass man eine gepickelte Hautblösse in einer wässrigen Motte behandelt, die

    (a) ein reduktives Saccharid mit einem Dextrose-Äquivalent von 10 bis 100 und

    (b) einen aliphatischen, 2 bis 8 Kohlenstoffatome enthaltenden Dialdehyd enthält und frei von Mineralsalzen ist.



    [0019] Vorzugsweise verwendet man für das erfindungsgemässe Verfahren eine wässrige Flotte, die

    (a) ein Monosaccharid mit einem Dextrose-Äquivalent von 100 und

    (b) Glutardialdehyd enthält oder

    (a) ein Disaccharid mit einem Dextrose-Äquivalent von 40 bis 80 und

    (b) Glutardialdehyd enthält.



    [0020] Eine besonders bevorzugte Ausführungsformen des erfindungsgemässen Verfahrens besteht darin, dass man eine wässrige Flotte verwendet, die

    (a) Glucose und

    (b) Glutardialdehyd enthält.



    [0021] Weitere Zusätze zur Behandlungsflotte sind nicht notwendig.

    [0022] Die Vorgerbung erfolgt beispielsweise dadurch, dass man das gepickelte Blössenmaterial mit der erfindungsgmässen wässrigen Zusammensetzung behandelt und anschliessend das so erhaltene Material auf übliche Weise mit einem mineralischen Gerbstoff oder vorzugsweise, zur Hertellung von Wet-White-Material, mit vegetabilen oder synthetischen Gerbstoffen gerbt.

    [0023] Mit dem vorliegenden Verfahren kann auf den Einsatz von Mineralsalzen völlig verzichtet werden.

    [0024] Bei entsprechender Prozessführung lassen sich mit dem vorliegenden Verfahren auch fertig gegerbte Leder herstellen.

    [0025] Die in den nachfolgenden Vorschriften und Beispielen angegebenen Prozente und Teile beziehen sich auf das Gewicht.

    Beispiel1:


    Herstellungsbeispiel der erfindungsgemässen wässrigen Zusammensetzung



    [0026] In einem Sulfierkolben werden
    167 ml
    Wasser vorgelegt und auf 60°C erhitzt. Unter gutem Rühren werden
    167 g
    Glucosemonohydrat innerhalb von 20 Minuten zugegeben.


    [0027] Wenn alles gelöst ist, lässt man bei 20°C
    666 g
    Glutardialdehyd 50%ig zufliessen.


    [0028] Man erhält eine klare, helle Lösung, die einen pH-Wert von 3,9-4,2 aufweist. Der Trockengehalt beträgt 50%.

    Beispiel 2:


    Applikationsbeispiel



    [0029] 100 Teile einer gepickelten Kalbsblösse werden mit 1,5 % des gemäss Herstellungsbeispiel 1 hergestellten Mittels während 8 bis 16 Stunden bei 25°C im rollenden Fass behandelt. Mit pulverisiertem Natriumhydrogencarbonat oder Natriumformiat wird der pH-Wert auf 4,0 eingestellt.

    [0030] Das so behandelte Leder (Wet-White-Leder) wird entwässert und auf die gewünschte Dicke gefalzt. Dieses vorgegerbte Leder ist hervorragend geeignet für eine Weiterverarbeitung mit mineralischen, vegetabilen oder synthetischen Gerbstoffen zur Herstellung von schwermetallfreien Ledern.

    Beispiel 3:



    [0031] In einem Sulfierkolben werden
    117 ml
    Wasser vorgelegt. Unter gutem Rühren werden bei Raumtemperatur
    117 g
    Glucosemonohydrat ( Dextrose-Äquivalent 100) innerhalb von 20 Minuten zugegeben. Wenn alles gelöst ist, lässt man bei 20°C
    666 g
    Glutardialdehyd 50%ig zufliessen.


    [0032] Man erhält eine klare, helle Lösung, die einen pH-Wert von 3,9-4,2 aufweist. Der Trockengehalt beträgt 50%.

    Beispiel 4:



    [0033] In einem Sulfierkolben werden
    666 g
    Glutardialdehyd 50%ig vorgelegt. Unter gutem Rühren lässt man bei Raumtemperatur
    334 g
    Glucosesirup 50%ig (mittleres Molekulargewicht 550; Dextrose-Äquivalent 60) zufliessen.


    [0034] Man erhält eine klare, helle Lösung, die einen pH-Wert von 3,9-4,2 aufweist. Der Trockengehalt beträgt 50%.


    Ansprüche

    1. Wässrige Zusammensetzung zum Vorgerben von Leder, dadurch gekennzeichnet, dass sie

    (a) ein reduktives Saccharid mit einem Dextrose-Äquivalent von 10 bis 100 und

    (b) einen aliphatischen, 2 bis 8 Kohlenstoffatome enthaltenden Dialdehyd enthält und frei von Mineralsalzen ist.


     
    2. Zusammensetzung gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Komponente (a) ein Monosaccharid ist.
     
    3. Zusammensetzung gemäss Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Monsaccharid Glucose, Fructose, Mannose, Galactose, Arabinose oder Ribose ist.
     
    4. Zusammensetzung gemäss Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Monsaccharid Glucose ist.
     
    5. Zusammensetzung gemäss einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Komponente (b) Glutardialdehyd ist.
     
    6. Zusammensetzung gemäss einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass sie

    (a) ein reduktives Saccharid mit einem Dextrose-Äquivalent von 10 bis 100 und

    (b) Glutardialdehyd enthält.


     
    7. Zusammensetzung gemäss einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass sie

    (a) ein Monosaccharid mit einem Dextrose-Äquivalent von 100 und

    (b) Glutardialdehyd enthält.


     
    8. Zusammensetzung gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass sie

    (a) ein Disaccharid mit einem Dextrose-Äquivalent von 40 bis 80 und

    (b) Glutardialdehyd enthält.


     
    9. Zusammensetzung gemäss einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet dass sie

    (a) Glucose und

    (b) Glutardialdehyd enthält.


     
    10. Zusammensetzung gemäss einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet dass sie
    2 bis 60 Gew.-% der Komponente (a),
    2 bis 75 Gew.-% der Komponente (b), und
    Wasser zum Auffüllen auf 100 % enthält.
     
    11. Zusammensetzung gemäss einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet dass sie pro Mol der Komponente (b) 0,05 bis 0,19 Mol der Komponente (a) enthalten.
     
    12. Verfahren zum Vorgerben von Hautblössen, dadurch gekennzeichnet, dass man die gepickelte Hautblösse in einer wässrigen Flotte behandelt, die

    (a) ein reduktives Saccharid mit einem Dextrose-Äquivalent von 10 bis 100 und

    (b) einen aliphatischen, 2 bis 8 Kohlenstoffatome enthaltenden Dialdehyd enthält und frei von Mineralsalzen ist.


     
    13. Verfahren gemäss Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass man zum Vorgerben eine wässrige Flotte verwendet, die

    (a) ein Monosaccharid mit einem Dextrose-Äquivalent von 100 und

    (b) Glutardialdehyd enthält oder

    (a) ein Disaccharid mit einem Dextrose-Äquivalent von 40 bis 80 und

    (b) Glutardialdehyd.


     
    14. Verfahren gemäss Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass man zum Vorgerben eine wässrige Flotte verwendet, die

    (a) Glucose und

    (b) Glutardialdehyd enthält.


     
    15. Das gemäss einem der Ansprüche 12 bis 14 vorgegerbte Ledermaterial.
     





    Recherchenbericht