[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Bestimmen der kavitationsbedingten Erosion
in fluiddurchströmten Komponenten gemäss dem Oberbegriff des Anspruchs 1 und eine
Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
[0002] Bei Pumpen und anderen fluiddurchströmten Komponenten tritt im geförderten Fluid
unter gewissen Bedingungen eine Kavitation auf. So treten zum Beispiel an den Eintrittskanten
der Laufradschaufeln einer Kreiselpumpe infolge örtlicher Übergeschwindigkeiten Zonen
mit Unterdruck auf, die zur Dampfblasenbildung führen, wenn der örtliche Druck unter
den Dampfdruck des geförderten Fluides fällt. Die Dampfblasen werden mit der Strömung
in Zonen höheren Druckes gespült, wo sie implodieren. Dabei entsteht örtlich eine
sehr hohe Druckspitze beziehungsweise eine sehr hohe Kavitationsintensität, die Materialanfressungen
beziehungsweise Kavitationsschäden verursachen können.
[0003] Es ist bekannt, die hydrodynamische Kavitationsintensität beziehungsweise die kavitationsbedingte
Erosionsrate in fluiddurchströmten Komponenten wie Pumpen, Turbinen, Regel- oder Absperrarmaturen
durch die Messung des Flüssigkeitsschalles kontinuierlich abzuschätzen. Ein empirisch
ermittelter Zusammenhang zwischen Flüssigkeitsschall und Erosionsrate erlaubt das
potentielle Risiko von Kavitationsschäden quantitativ zu beurteilen.
[0004] Ein entsprechendes Verfahren mit Vorrichtung zur Bestimmung der Erosionsrate ist
zum Beispiel aus "Guidelines for Prevention of Cavitation in Centrifugal Feedpumps,
EPRI GS-6398, Project 1884-10, Final Report, Electric Power Research Institute, Palo
Alto, California, 1989" Seite 2-24 sowie Seite B-9 bekannt.
[0005] Die Messung des Flüssigkeitsschalles bedingt, dass eine entsprechende Druckmessvorrichtung
in die fluiddurchströmte Komponente eingebracht werden muss und mit dem Fluid direkten
Kontakt hat. Das Anbringen einer entsprechenden Öffnung in der Aussenwand der fluiddurchströmten
Komponente ist besonders bei bestehenden Anlagen, zum Beispiel im Nuklearbereich,
aus sicherheitstechnischen Gründen äusserst problematisch. Aus diesem Grund ist das
bekannte Verfahren zur Bestimmung der Erosionsrate zum Beispiel für kurzfristige Kontrollen
an bestehenden Anlagen ungeeignet. Ein weiterer Nachteil des bekannten Verfahrens
liegt darin, dass die Druckmessvorrichtung strömungstechnisch präzis innerhalb der
fluiddurchströmten Komponente befestigt werden muss, um Messfehler auf Grund von sich
anlagernden Luftblasen zu vermeiden.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, die kavitationsbedingte Erosionsrate
zu bestimmen ohne die Notwendigkeit eines Messfühlers innerhalb der fluiddurchströmten
Komponente.
[0007] Diese Aufgabe wird nach der Erfindung dadurch gelöst, dass eine Körperschall-Messvorrichtung
den Körperschall beziehungsweise die Vibration der Aussenwand der fluiddurchströmten
Komponente erfasst und einer Signalaufbereitungseinheit weiterleitet, und dass ein
Rechner mit numerischen Methoden aus dem aufbereiteten Signal den Flüssigkeitsschall
berechnet, daraus die Erosionsrate bestimmt und einer Ausgabeeinheit übermittelt.
[0008] Die kavitationsbedingte Erosion in fluiddurchströmten Komponenten wie zum Beispiel
einer Pumpe lässt sich durch die Erfassung der Vibration des Pumpengehäuses herleiten.
Der kavitationsbedingte Flüssigkeitsschall überträgt sich auf das Pumpengehäuse und
wird mittels eines Sensores einer Körperschall-Messvorrichtung erfasst, in einer Signalaufbereitungseinheit
verstärkt, gefiltert und digitalisiert und einem Rechner übermittelt. Weitere Messdatenerfassungsvorrichtungen
wie die Auslassdruck-Messvorrichtung, die Saugdruck-Messvorrichtung, die Fluidtemperatur-Messvorrichtung
oder die Drehzahl-Messvorrichtung ermöglichen dem Rechner zum Beispiel die Berechnung
des Förderstromes oder des Zusammenhanges zwischen Förderstrom und Erosionsrate. Die
ermittelten Werte sind über die Ausgabeeinheit anzeigbar, wobei zum Beispiel beim
Überschreiten eines über die Eingabeeinheit vorgebbaren Grenzwertes die Ausgabeeinheit
zum Beispiel eine Warnung aktiviert.
[0009] Die Vorteile der Erfindung sind darin zu sehen, dass die Bestimmung der Erosionsrate
ohne Eingriff in die fluiddurchströmte Komponente und zudem auch temporär und kurzfristig,
z.B. zu Testzwecken oder Kontrollzwecken, durchführbar ist.
[0010] Die implodierenden Dampfblasen verursachen Druckwellen, welche mit einer Druckmessvorrichtung
als Flüssigkeitsschall messbar sind. Die Druckwellen versetzen dabei auch die Aussenwand
der fluiddurchströmten Komponente, z.B. ein Pumpengehäuse, in Schwingung, was sich
als Körperschall äussert und zum Beispiel mittels eines Beschleunigungsmessers, der
an der Aussenseite des Pumpengehäuses befestigt ist, messbar ist. Sowohl der Flüssigkeitsschall
als auch der Körperschall sind abhängig von der hydrodynamischen Kavitationsintensität,
und sind daher potentielle Messgrössen zum Abschätzen der durch Kavitation verursachten
Erosion.
[0011] Kavitationsschäden treten nur dann auf, wenn die vier folgenden Bedingungen erfüllt
sind:
a) Dampfblasen entstehen in der fliessenden Flüssigkeit
b) die Dampfblasen gelangen in Zonen, in denen der lokale Druck den Dampfdruck übersteigt
c) die Dampfblasen implodieren nahe einer festen Oberfläche
d) die hydrodynamische Kavitationsintensität übersteigt den Kavitationswiderstand
des Materials
Sobald implodierende Dampfblasen auftreten, können Druckwellen im Frequenzbereich
von typischerweise über 10 kHz gemessen werden. Es ist daher eindeutig feststellbar
ob die Bedingungen a) und b) erfüllt sind. Es ist bis heute jedoch keine Möglichkeit
bekannt, mittels der Messung von Schallwellen festzustellen, ob Dampfblasen in der
Nähe der Oberfläche implodieren und somit potentiell schädlich sind, oder ob die Dampfblasen
innerhalb der Flüssigkeit implodieren, wo sie nicht schädlich sind. Die Unfähigkeit
festzustellen, ob die Bedingung c) erfüllt ist, ist die gravierendste Einschränkung,
wenn mittels der Messung von Schallwellen eine Kavitationsdiagnose durchgeführt wird.
[0012] Trotzdem ermöglicht ein Diagnosesystems einen Hinweis zu ermitteln, ob die hydrodynamische
Kavitationsintensität den Kavitationswiderstand des Materials übersteigt, und dadurch
mögliche Schäden zu quantifizieren.
[0013] Empirische Untersuchungen haben ergeben, dass eine Korrelation zwischen dem Metallverlust
auf Grund kavitationsbedingter Erosion und dem Flüssigkeitsschall besteht.
[0014] Der bekannte Zusammenhang lautet:
wobei E
R der Erosionsrate (in mm/h) und CNL (Cavitation Noise Level) dem kavitationsbedingten
Flüssigkeitsschallpegel entspricht.
[0015] Dagegen konnte zwischen der Gehäusevibration CV (Casing Vibrations) und der Erosionsrate
E
R keine Korrelation festgestellt werden.
[0016] Die Gleichung
beschreibt den Zusammenhang der spezifischen Erosionsleistung P
ER als Produkt der maximalen lokalen Erosionsrate E
R mit der werkstoffabhängigen Materialkonstante U
R. Empirische Untersuchungen ergaben eine Korrelation zwischen der spezifischen Erosionsleistung
P
ER sowie der akustischen Flüssigkeitsschallintensität I
ac (Gleichung 3).
mit den empirischen Konstanten C
N und x.
- Fcor:
- Korrosionsfaktor
- FMat:
- Faktor für metallurgische Struktur
- Iac :
- akustische Intensität
- IR :
- Referenzgrösse
Die gemessene Beschleunigung der Aussenwand einer fluiddurchströmten Komponente,
wie z.B. eines Pumpengehäuses, ist ein Mass für die Druckschwankungen des Fluids innerhalb
der Komponente. Mit akustischen Methoden wie z.B. der statistischen Energieanalyse
oder durch Bestimmen der Transferfunktion ist eine Ermittlung des Flüssigkeitsschalles
NL auf Grund der Gehäusevibration CV möglich (Gleichung 4).

)
Aus der Gehäusevibration CV lässt sich somit die akustische Intensität I
ac des Flüssigkeitsschalles bestimmen und daraus die entsprechende Erosionsleistung
P
ER. Die Erosionsleistung P
ER und damit die Erosionsrate E
R lässt sich daher aus der Gehäusevibration CV berechnen.
[0017] Im folgenden wird die Erfindung anhand von Ausführungs- und Anwendungsbeispielen
beschrieben. Es zeigt:
- Fig. 1
- eine schematische Anordnung einer Vorrichtung zur Bestimmung der kavitationsbedingten
Erosion in einer Pumpe;
- Fig. 2
- eine schematische Anordnung einer Vorrichtung zur Bestimmung der kavitationsbedingten
Erosion sowie der Durchflussmenge;
- Fig. 3
- eine schematische Anordnung einer Vorrichtung zur Beeinflussung der kavitationsbedingten
Erosion einer Pumpe.
[0018] Figur 1 zeigt eine Pumpe 1, die durch einen Motor 2 über eine drehende Welle 3 angetrieben
ist. Die Pumpe fördert ein Fluid von der Saugleitung 5b zur Druckleitung 5a. Eine
Körperschallmessvorrichtung 7 erfasst die Vibrationen der Aussenwand der Pumpe 1,
wobei die Körperschallmessvorrichtung 7 fest mit der Aussenwand verbunden sein kann
oder zum Beispiel die Vibrationen der Aussenwand berührungslos abtastet. Die Körperschallmessvorrichtung
7 kann auf der Aussenwand aufliegen oder z.B. durch eine Bohrung mehr oder weniger
tief in die Aussenwand eingelassen sein. Die Signalaufbereitungseinheit 10 verarbeitet
das Vibrationssignal CV, indem es zum Beispiel verstärkt, gefiltert und digitalisiert
wird. Der Rechner 11, dem Werte durch die Eingabeeinheit 12 vorgebbar sind, und der
die berechneten Werte auf der Ausgabeeinheit 13 ausgibt, berechnet aus dem aufbereiteten
Vibrationssignal den Flüssigkeitsschall NL und unter Verwendung der empirischen Korrelation
gemäss Gleichung 3 die Erosionsleistung P
ER sowie unter Verwendung von Gleichung 2 die Erosionsrate E
R. Die Ausgabeeinheit 13 kann weiter z.B. die kumulierte Erosion anzeigen, oder beim
Überschreiten einer vorgebbaren Schwelle, zum Beispiel für die Erosionsrate E
R, ein Signal wie zum Beispiel ein Alarm auslösen.
[0019] Figur 2 weist gegenüber Figur 1 zusätzliche Messvorrichtungen auf, so eine Auslassdruck-Messvorrichtung
6, eine Saugdruck-Messvorrichtung 8, eine Fluidtemperatur-Messvorrichtung 9 sowie
eine Drehzahlmessvorrichtung 4. Die gegenüber Figur 1 zusätzlichen Messvorrichtungen
erlauben dem Rechner 11 die Berechnung des aktuellen Förderstromes der Pumpe, die
Berechnung des Arbeitspunktes der Pumpe, sowie die Konversion des Förderdruckes auf
einen Referenzdruck mit einer Referenzgeschwindigkeit der Welle 3. Die Auswertung
der von der Signalaufbereitungsvorrichtung 10 bereitgestellten Daten erlauben dem
Rechner 11 zum Beispiel die folgenden Grössen zu berechnen:
- spezifische Haltedruckenergie (NPSH, net positiv suction head) der Pumpe 1
- Förderstrom
- Flüssigkeitsschall
- aktuelle Erosionsrate
- Lasthistogramm
- Histogrammes mit Last und Erosionsrate
- kumulierte Erosion
Figur 3 zeigt die gleichen Messvorrichtungen wie Fig. 2. Die Drehzahl des Motors
2 ist über eine Stelleinrichtung 14 steuerbar, welche ihrerseits durch die Ausgabeeinheit
13 des Rechners 11 gesteuert wird. Dieser geschlossene Regelkreis erlaubt zum Beispiel,
den Förderstrom der Pumpe 1 abhängig von der Erosionsrate zu bestimmen.
Ein geschlossener Regelkreis dieser Art erlaubt es zum Beispiel den Arbeitspunkt der
Pumpe durch Verstellen der Motorendrehzahl oder zum Beispiel durch Verstellen der
Stellung eines Ventils so zu verändern, dass die Pumpe in einem Bereich mit geringerer
Kavitationsgefährdung arbeitet.
[0020] Die beschriebenen Ausführungs- und Anwendungsbeispiele lassen sich natürlich auch
dann realisieren, wenn der Flüssigkeitsschall NL direkt über eine Druckmessvorrichtung
zur Verfügung steht.
1. Verfahren zum Bestimmen der kavitationsbedingten Erosion in fluiddurchströmten Komponenten
wie zum Beispiel Pumpen (1) oder Armaturen, dadurch gekennzeichnet,
dass eine empirisch bestimmte Relation zwischen Flüssigkeitsschall und Erosionsrate
benutzt wird,
dass mit einem Messsensor (7b), der sich ausserhalb der fluiddurchströmten Komponente
(1) befindet, die Vibration oder der Körperschall der Aussenwandung an mindestens
einer Stelle erfasst wird, und
dass aus diesem Messsignal der Flüssigkeitsschall und daraus die Erosionsrate bestimmt
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass mit der aus der Akustik bekannten
Methode der statistischen Energieanalyse aus dem Vibrations- oder Körperschallsignal
der Flüssigkeitsschall ermittelt wird.
3. Verfahren nach Ansprch 1, dadurch gekennzeichnet, dass mittels Transferfunktion aus
dem Vibrations- oder Körperschallsiganal der Flüssigkeitsschall ermittelt wird.
4. Vorrichtung zum Bestimmen der kavitationsbedingten Erosion in fluiddurchströmten Komponenten
wie zum Beispiel eine fluidfördernde Pumpe (1), die durch einen Motor (2) über eine
Welle (3) angetrieben ist, dadurch gekennzeichnet, dass eine Messvorrichtung (7a)
mit Messsensor (7b) den Körperschall beziehungsweise die Vibration ausserhalb des
Fluids erfasst und einer Signalaufbereitungseinheit (10) weiterleitet, und dass ein
Rechner (11) mit numerischen Methoden aus dem aufbereiteten Signal eine den Flüssigkeitsschall
repräsentierende Grösse berechnet, daraus die Erosionsrate bestimmt und einer Ausgabeeinheit
(13) übermittelt.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Sensor (7b) der Messvorrichtung
(7a) innerhalb der Aussenwand an die fluiddurchströmte Komponente (1) angekoppelt
ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Sensor (7b) der Messvorrichtung
(7a) an die Aussenwand der fluiddurchströmten Komponente (1) angekoppelt ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Sensor (7b) der Messvorrichtung
(7a) die Vibration oder den Körperschall der Aussenwand der fluiddurchströmten Komponente
(1) berührungslos misst.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass zusätzlich
die Signale einer Auslassdruck-Messvorrichtung (6), einer Saugdruck-Messvorrichtung
(8) sowie einer Fluidtemparatur-Messvorrichtung (9) von der Signalaufbereitungseinheit
(10) erfasst, verstärkt und digitalisiert werden, derart, dass mit Hilfe des Rechners
(11) der Förderstrom bestimmbar ist.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass eine Drehzahl-Messvorrichtung
(4) die Drehzahl der Welle (3) über die Signalaufbereitungseinheit (10) an den Rechner
(11) leitet.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 9 dadurch gekennzeichnet, dass, wenn die
Erosionsrate einen dem Rechner (11) vorgebbaren Schwellenwert übersteigt, die Ausgabeeinheit
(13) darauf aufmerksam macht.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass beim Überschreiten
einer vorgebbaren Erosionsrate die Ausgabeeinheit (13) über eine Stelleinrichtung
(14) den Förderstrom durch die fluiddurchströmte Komponente (1) verändert.
12. Fluidpumpe überwacht, gesteuert oder geregelt mit einem Verfahren nach einem der Ansprüche
1 bis 3 oder mit einer Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 11.