[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung einer Kettenwirkware
nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1, eine Kettenwirkmaschine zur Durchführung des
Verfahrens nach dem Oberbegriff des Anspruchs 9 und eine nach dem Verfahren hergestellte
Kettenwirkware.
[0002] Bei einem bekannten Verfahren dieser Art (DE-OS 17 85 138) führen zwei Zusatz-Legebarren
in jeder Maschenreihe unterschiedlich große Unterlegungen nebeneinander aus. Diese
Legungen werden unter Beachtung der Spannungsverhältnisse zwei- oder mehrreihig so
gewechselt, daß sie sich innerhalb eines Musterrapportes ausgleichen, indem jede der
Zusatz-Legebarren die gleiche Anzahl der unterschiedlichen Legungen ausführt. Im Ausführungsbeispiel
ist bei einem Fileteinzug 1 voll, 1 leer für jede Zusatz-Legebarre ein 4-reihiger
Rapport vorgesehen, bei dem zwei Trikotlegungen und zwei Satin-Legungen miteinander
abwechseln und in jeder Maschenreihe nebeneinander eine Trikotlegung und eine Satinlegung
vorhanden ist. Dies ergibt eine Oberflächenstruktur, die sich von einer glatten Ware
unterscheidet. Die Strukturierung ist aber nicht sehr ausgeprägt, da die langen Unterlegungen
der Satin-Legung von den Unterlegungen der Trikot-Legungen gekreuzt und damit niedergehalten
werden. Wenn hiermit gemusterte Kettenwirkware hergestellt werden soll, läßt sich
lediglich ein Streifenmuster erzielen.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine gemusterte Kettenwirkware herzustellen,
die sowohl in Schußrichtung als auch in Kettrichtung unterschiedlich strukturierte
Bereiche aufweist.
[0004] Diese Aufgabe wird verfahrensmäßig durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
[0005] Bei diesem Vorgehen entstehen dort, wo das zweite Zusatz-Fadensystem mit einer Musterlegung
verarbeitet wird, stärker strukturierte Musterbereiche. Dort, wo das zweite Zusatz-Fadensystem
mit der Hauptlegung verarbeitet wird, ergibt sich ein Basisbereich mit einer weniger
strukturierten Oberfläche, wobei Basis- und Musterbereiche in Kettrichtung aufeinander
folgen. Das erste Zusatz-Fadensystem wird durchgehend mit der Hauptlegung verarbeitet.
Dies ergibt weitere Basisbereiche, welche zusammen mit den Musterbereichen zu in Schußrichtung
unterschiedlich strukturierten Flächenbereichen führen. Bei alledem ist dafür gesorgt,
daß der Fadenverbrauch beider Zusatz-Legebarren etwa gleich ist, so daß weiterhin
die Zusatz-Fadensysteme von einem gemeinsamen Kettbaum abgenommen werden können.
[0006] Wenn gemäß Anspruch 2 das zweite Zusatz-Fadensystem Gruppen von mindestens drei benachbarten
Fäden aufweist, erhält man ausgeprägte Flächenmuster.
[0007] Bei einer Fadenanordnung nach Anspruch 3 wird dafür gesorgt, daß selbst bei den Kreuzungsstellen
keine Abdeckung der langen Unterlegungen erfolgt.
[0008] Bei der Ausführungsform nach Anspruch 4 soll ein Versatz über mindestens fünf Nadelteilungen
vorgesehen werden. Dies führt zu entsprechend langen Unterlegungen. Man erhält daher
eine stark plastisch wirkende, reliefartige Oberfläche im Musterbereich.
[0009] Besonders günstig ist es, gemäß Anspruch 5 als Hauptlegung eine Tuchlegung vorzusehen.
Wenn im Musterungsbereich ein größerer Versatz, der zu einem kleineren Versatz korrespondieren
muß, vorgesehen wird, kann man mühelos die gewünschten langen Unterlegungen erreichen.
[0010] Insbesondere kann die Musterlegung nach Anspruch 6 Samt- und Fransenlegungen umfassen.
Die Samtlegung ergibt eine lange Unterlegung.
[0011] Bei der Weiterbildung nach Anspruch 7 wird das Grund-Fadensystem als Trikotlegung
verarbeitet. Dies ist die einfachste Grundlegung. In Verbindung mit einer Tuchlegung
als Hauptlegung erhält man eine Charmeuse-Kettenwirkware, bei der die Tuchseite gemustert
ist.
[0012] Empfehlenswert ist es nach Anspruch 8, das Grund-Fadensystem aus elastischen Fäden
bestehen zu lassen. Eine solche Ware springt erheblich ein, beispielsweise in Kettrichtung
und in Schußrichtung um 50 %. Hierdurch werden die freiliegenden Unterlegungen noch
stärker aufgeworfen. Es ergibt sich eine sehr stark plastisch wirkende Oberfläche.
[0013] Vorrichtungsmäßig wird die Aufgabe durch die Merkmale des Anspruchs 9 gelöst. Es
genügt eine sehr einfach aufgebaute Kettenwirkmaschine, die ohne Jacquardsteuerung
eine ausgeprägte Musterung erlaubt. Im einfachsten Fall genügt es für das Legesystem,
daß außer der Grund-Legebarre nur Zwei-Zusatz-Legebarren vorhanden sind, von denen
die eine sogar eine Steuervorrichtung mit nur zweireihigem Rapport aufweist.
[0014] Der in Anspruch 10 angegebene Versatz um mindestens fünf Nadelteilungen führt wiederum
zu der gewünschten langen Unterlegung, die für eine plastische Musterung von Vorteil
ist.
[0015] Die Maßnahme des Anspruchs 11 bewirkt, daß die langen Unterlegungen völlig frei liegen.
[0016] Die Aufgabe wird warenmäßig durch die Merkmale des Anspruchs 12 gelöst. Dort ist
eine bevorzugte Kettenwirkware angegeben, die eine starke Strukturierung in den Musterungsbereichen
ermöglicht.
[0017] Die Weiterbildung nach Anspruch 13 unterstützt die starke Strukturierung, weil lange
Unterlegungen frei liegen.
[0018] Die Ausgestaltung nach Anspruch 14 ergibt eine besonders plastische Struktur.
[0019] Die Elastizität der Fäden des Grund-Fadensystems nach Anspruch 15 führt zu einer
weiteren Verstärkung des Reliefeffekts.
[0020] Die Erfindung wird nachstehend anhand in der Zeichnung dargestellter Ausführungsbeispiele
näher erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- die schematische Darstellung einer erfindungsgemäßen Kettenwirkmaschine,
- Fig. 2
- ein Legungsbild für eine erfindungsgemäße Kettenwirkware und
- Fig. 3
- eine Draufsicht auf eine erfindungsgemäße Kettenwirkware.
[0021] Eine Kettenwirkmaschine 1 besitzt eine Wirknadelbarre 2 mit Wirknadeln 3, welche
mit Schiebernadeln 4 zusammenwirken, sowie Einschluß-Abschlag-Platinen 5 oder Abschlagkamm-
in Verbindung mit Stechkammplatinen. Es gibt drei Legebarren, nämlich eine Grund-Legebarre
L1, eine erste Zusatz-Legebarre L2 und eine zweite Zusatz-Legebarre L3. Die Legebarren
werden in üblicher Weise durch Steuervorrichtungen, nämlich eine Grund-Steuervorrichtung
6 und zwei Zusatz-Steuervorrichtungen 7 und 8 nach einem vorgegebenen Musterrapport
in ihrer Längsrichtung versetzt. Als Steuervorrichtung dienen Spiegelscheiben, Musterketten
o.dgl. Die Legebarren L1, L2 und L3 tragen Legenadeln 9, 10 und 11. Die Legenadeln
9 sind voll mit Fäden eines Grund-Fadensystems 12 belegt, die von einem Kettbaum 13
abgenommen werden. Den Legenadeln 10 werden Fäden 14 eines ersten Zusatz-Fadensystems
und den Legenadeln 11 Fäden 15 eines zweiten Zusatzfadensystems von einem gemeinsamen
Kettbaum 16 zugeführt. Hierbei sind die Fäden in den beiden Zusatz-Legebarren L2 und
L3 in einander ergänzendem Fileteinzug vorgesehen. Bei der Zusatz-Legebarre L3 sind
jeweils Gruppen von mindestens drei Legenadeln 11, im Ausführungsbeispiel der Fig.
2 vier Legenadeln, voll eingezogen, während die restlichen Nadeln leer sind.
[0022] Bei der Zusatz-Legebarre L2 dagegen sind die zu den leeren Nadeln 11 komplementären
Nadeln 10 voll eingezogen, während der Rest leer gelassen ist.
[0023] Fig. 2 zeigt, daß die Grund-Legebarre L1 durch die Steuervorrichtung 6 im Sinne einer
Trikotlegung versetzt wird.
[0024] Die erste Zusatz-Legebarre L2 wird durch die Zusatz-Steuervorrichtung 7 derart versetzt,
daß sich eine Hauptlegung mit einem zweireihigen Rapport R
L2 ergibt. Die Hauptlegung wird daher ständig wiederholt. Im Ausführungsbeispiel ist
die Hauptlegung als Tuchlegung ausgebildet.
[0025] Die zweite Zusatz-Legebarre L3 wird von der Zusatz-Steuervorrichtung 8 derart versetzt,
daß sich abwechselnd die Hauptlegung H, hier also die Tuchlegung, und eine Musterlegung
F, insgesamt mit einem 6-reihigen Rapport R
L3 ergibt. In der Musterlegung F wechseln Legungen mit größerem Versatz und solche mit
kleinerem Versatz als bei der Hauptlegung H miteinander ab. Im Ausführungsbeispiel
wechseln Samt-Legungen mit einem Versatz von fünf Nadelteilungen mit Fransenlegungen
mit einem Versatz von einer Nadelteilung miteinander ab. Der große Versatz führt zu
großen Unterlegungen. Diese liegen an der Oberfläche der Ware, weil die zweite Zusatz-Legebarre
L3 in der Unterlegungsstellung am weitesten von den Wirknadeln 3 entfernt ist und
daher die Fäden 15 des zweiten Zusatz-Fadensystems jeweils als letzte durch die Nadelgassen
bewegt werden.
[0026] Insgesamt ergeben sich daher im Bereich der Musterlegungen Musterungsbereiche M (Fig.
3), in denen eine starke reliefartige Profilierung der Oberfläche vorhanden ist. Diese
wird durch die Verwendung elastischer Fäden im Grund-Fadensystem noch verstärkt. Das
dauernd Tuch legende erste Zusatz-Fadensystem führt zu einem glatten Basisbereich
B1, der sich in Schußrichtung zwischen Musterungsbereichen M erstreckt. Das zweite
Zusatz-Fadensystem bildet dort, wo es im Sinne der Hauptlegung versetzt wird, Basisbereiche
B2, welche in Kettrichtung zwischen benachbarten Musterungsbereichen M liegen und
ebenfalls eine glatte Oberfläche erzeugen. Infolge dessen sind die Musterungsbereiche
M ringsum durch ein glattes Material begrenzt, was zu sehr effektvollen Musterungen
führt.
[0027] Von den beschriebenen Ausführungsformen kann in vielfacher Hinsicht abgewichen werden,
ohne den Grundgedanken der Erfindung zu verlassen. Beispielsweise kann die aus je
zwei Samt- und zwei Fransenlegungen bestehende Musterlegung ein- oder mehrfach wiederholt
werden, ehe eine Tuchlegung folgt. Die genannten Legungen können auch in anderer Reihenfolge
auftreten. Des weiteren können Musterlegungen des zweiten Zusatz-Fadensystems auch
abwechselnd als Trikot und Satin ausgeführt werden. Man kann sogar in einem größeren
Rapport Samt, Satin, Trikot und Fransenlegungen abwechseln lassen. Immer soll sich
aber der gleiche Fadenverbrauch wie beim ersten Zusatz-Fadensystem ergeben.
1. Verfahren zur Herstellung einer Kettenwirkware, bei dem ein Grund-Fadensystem von
einer Grund-Legebarre als Grundware gelegt wird und mindestens zwei Zusatz-Fadensysteme,
die von einem gemeinsamen Kettbaum abgenommen werden, von je einer Zusatz-Legebarre
mit Fileteinzug verarbeitet werden, dadurch gekennzeichnet, daß das erste Zusatz-Fadensystem
mit einer Hauptlegung, die einen 2-reihigen Rapport aufweist, und das zweite Zusatz-Fadensystem
abwechselnd mit dieser Hauptlegung und mit einer Musterlegung verarbeitet wird und
daß bei der Musterlegung durch Verwendung von größerem und kleinerem Versatz als bei
der Hauptlegung etwa der gleiche Fadenverbrauch wie bei der Hauptlegung auftritt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß beim Fileteinzug des zweiten
Zusatz-Fadensystems Gruppen von mindestens drei benachbarten Legenadeln der zugehörigen
Zusatz-Legebarre belegt sind.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Fäden des zweiten
Zusatz-Fadensystems beim Übergang von der Unterlegungs- in die Überlegungsstellung
jeweils als letzte durch die Nadelgassen bewegt werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Musterlegung
Arbeitszyklen mit einem Versatz über mindestens fünf Nadelteilungen aufweist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Hauptlegung
als Tuchlegung ausgeführt ist.
6. Verfahren nach Anspruch 4 und 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Musterlegung Samt-
und Fransenlegungen umfaßt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Legung
des Grund-Fadensystems eine Trikotlegung ist.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß das Grund-Fadensystem
aus elastischen Fäden besteht.
9. Kettenwirkmaschine zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis
8, mit einer Grund-Legebarre und mindestens zwei von einem gemeinsamen Kettbaum versorgten
Zusatz-Legebarren mit Filet-Einzug sowie einer Grund- und mindestens zwei Zusatz-Steuervorrichtungen
für den Legebarrenversatz, dadurch gekennzeichnet, daß die erste Zusatz-Steuervorrichtung
(7) so ausgebildet ist, daß die erste Zusatz-Legebarre (L2) eine Hauptlegung, die
einen 2-reihigen Rapport (RL2) aufweist, bewirkt, und daß die zweite Zusatz-Steuervorrichtung (8) so ausgebildet
ist, daß die zweite Zusatz-Legebarre (L3) abwechselnd diese Hauptlegung und eine Musterlegung
bewirkt, bei der durch Verwendung von größerem und kleinerem Versatz als bei der Hauptlegung
etwa der gleiche Fadenverbrauch wie bei der Hauptlegung auftritt.
10. Kettenwirkmaschine nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die zweite Zusatz-Steuervorrichtung
(8) in vorbestimmten Arbeitszyklen die zweite Zusatz-Legebarre (L3) um mindestens
fünf Nadelteilungen in einer Richtung versetzt.
11. Kettenwirkmaschine nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, daß die zweite
Zusatz-Legebarre (L3) in der Unterlegungsstellung am weitesten von den Wirknadeln
(3) entfernt ist.
12. Nach dem Verfahren eines der Ansprüche 1 bis 8 hergestellte Kettenwirkware, gekennzeichnet
durch einen Warengrund aus einem Grund-Fadensystem mit Fäden (12) in Trikotlegung,
durch in Schußrichtung aufeinanderfolgende Bereiche (B1; M, B2), in denen abwechselnd
ein erstes Zusatzfadensystem in Kettrichtung durchgehend in Tuchlegung und ein zweites
Zusatz-Fadensystem in Kettrichtung abwechselnd in Tuchlegung und in einer Musterlegung
verarbeitet ist, in der Samtlegungen und andere Legungen mit geringerem Versatz als
die Samtlegung derart enthalten sind, daß sich etwa der gleiche Fadenverbrauch wie
bei der Tuchlegung ergibt.
13. Kettenwirkware nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß beim zweiten Zusatz-Fadensystem
jeweils mindestens drei Fäden (15) einander dicht benachbart sind.
14. Kettenwirkware nach Anspruch 12 oder 13, dadurch gekennzeichnet, daß die Unterlegungen
der Fäden des zweiten Zusatz-Fadensystems auf der einen Oberseite der Ware liegen.
15. Kettenwirkware nach einem der Ansprüche 12 bis 14, dadurch gekennzeichnet, daß die
Fäden (12) des Grund-Fadensystems elastisch sind.