Stand der Technik
[0001] Die Erfindung betrifft eine als Lärmschutzelement geeignete Platte aus Acrylglas,
die durch etwa mittig parallel zur Oberfläche eingebettete Verstärkungsstränge gegen
das Entstehen und Herabfallen von losen Bruchstücken gesichert ist.
[0002] Aus dem Deutschen Gebrauchsmuster 9010087 sind derartige Platten bekannt, die als
Verstärkungsstränge eingebettete monofile Kunststoffäden, vorzugsweise aus Polyamid,
enthalten. Beim Bruch der Platte infolge des Aufprallens eines Fahrzeuges werden die
Kunststoffäden gedehnt und zerreißen infolgedessen nicht oder nur zu einem kleinen
Teil und halten die entstehenden Bruchstücke zusammen.
[0003] Ein Nachteil der bekannten Platten liegt in der Ungewißheit, wie lange die eingebetteten
Kunststoffäden die erforderliche Reißfestigkeit beibehalten. Bekanntlich werden Polyamide
und ähnliche, zur Herstellung von hochfesten Fäden geeigneten Kunststoffe durch die
Einwirkung von UV-Strahlung und andere Witterungseinflüsse geschädigt. Wenn sie auch
durch die Einbettung in Acrylglas gegen Witterungseinflüsse weitgehend geschützt sind,
bleibt ein Risiko hinsichtlich der Dauerhaftigkeit der Reißfestigkeit bestehen. Die
Größe dieses Risikos spielt bei der Sicherheits-Gewährleistung eine wesentliche Rolle.
Eine ausreichend sichere Beurteilung ist erst nach einer praktischen Erprobung über
viele Jahre oder Jahrzehnte möglich.
[0004] Im Gegensatz zu Kunststoff läßt die Festigkeit von Stahl auch über große Zeiträume
nicht nach. Es ist jedoch nicht möglich, die Kunststoffäden in den bekannten Platten
durch Stahldrähte zu ersetzen. Wegen des hohen Elastizitätsmoduls von Stahl nehmen
die Zugkräfte schon bei geringer Dehnung so schnell zu, daß die Reißfestigkeit beim
Bruch der Platte überschritten werden kann.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine als Lärmschutzelement geeignete Platte
aus Acrylglas zur Verfügung zu stellen, bei der die Sicherheit gegen das Entstehen
und Herabfallen von losen Bruchstücken über lange Zeiträume gewährleistet ist. Die
Erfindung geht von der bekannten, als Lärmschutzelement geeigneten Platte aus Acrylglas
mit etwa mittig parallel zur Oberfläche eingebetteten Verstärkungssträngen aus. Erfindungsgemäß
enthält sie als eingebettete verstärkungsstränge Spiralen aus Stahldraht, wobei der
Durchmesser der Spiralen kleiner als die Dicke der Platte ist, die Achsen der Spiralen
parallel zur Oberfläche angeordnet sind und die Innenräume der Spiralen wenigstens
zu einem Teil ihres Querschnittes hohl oder mit einem verformbaren Medium gefüllt
sind.
[0006] Figur 1 zeigt eine erfindungsgemäße Platte in der Draufsicht. Der im durchbrochenen Kreis
eingeschlossene Ausschnitt ist in Figur 1 a vergrößert dargestellt.
[0007] Figur 2 zeigt einen Ausschnitt aus dem Querschnitt durch die Platte im Maßstab der Figur
1 a.
[0008] Beim gewaltsamen Bruch der Platte können die entstehenden Bruchlinien über die Spur
einer oder mehrerer Spiralen laufen. Die an einer Bruchlinie wirkende Zugkraft wird
zunächst auf die Drahtwindungen der Spiralen übertragen, die die Bruchlinie kreuzen.
Die Zugkraft kann nunmehr auf die beiderseits der Bruchfläche gelegenen Spiralwindungen
einwirken, so daß diese unter Dehnung und Einschnürung aus ihrer Spur in der Kunststoffplatte
herausgezogen werden. Für diese Einschnürung ist es wichtig, daß der Hohlraum innerhalb
der Spirale nicht oder wenigstens nicht über seinen ganzen Querschnitt mit dem Kunststoff
gefüllt ist. An der Bruchlinie wird ein der Stärke und Dauer der Zugkrafteinwirkung
entsprechender Längenabschnitt der Spirale aus seiner Spur innerhalb der Kunststoffplatte
herausgezogen und gedehnt. Dabei wird die Aufprallenergie, die zum Bruch der Platte
geführt hat, aufgezehrt, bis der Bruchvorgang zum Stillstand kommt. Im Endzustand
sind die entstandenen Bruchstücke der Kunststoffplatte durch gedehnte Spiralabschnitte
miteinander verbunden.
[0009] Für die Einschnürung und Dehnung der Spiralen ist es wichtig, daß der Innenraum der
Spirale nicht oder wenigstens nicht über seinen ganzen Querschnitt mit dem Kunststoff
gefüllt ist. Denn durch diesen Raum bewegen sich die von der Zugkraft erfaßten Spiralwindungen
auf die Bruchfläche zu. Vorzugsweise sind die Spiralinnenräume hohl bzw. mit Luft
gefüllt. Sie können aber auch mit einem anderer Medium gefüllt sein, das ausreichend
verformbar ist, um während des Bruchvorganges die Bewegung der Spiralwindungen zu
den Bruchflächen zu gestatten. Dies trifft für gasförmige und dünnflüssige Medien,
wie Öle, ohne weiteres zu. Mit zunehmender Viskosität des Mediums wird die Bewegung
der Spiralwindungen stärker behindert, was bis zu einem gewissen Grad vorteilhaft
sein kann, weil es der Energieverzehrung dient. Ist die Behinderung jedoch zu stark,
wirkt die Zugkraft auf den Spiraldraht als solchen ein, was zu seinem Bruch führen
kann. Da es sich um sehr schnell ablaufende Vorgänge handelt, kann bei manchen Flüssigkeiten,
die sonst eine niedrige Viskosität haben, eine hohe Strukturviskosität auftreten und
die Beweglichkeit der Spiralwindungen behindern. Umgekehrt kann ein mehr oder weniger
festes Medium unter Krafteinwirkung ein hinreichend plastisches oder elastisches Verhalten
zeigen, um die Bewegung der Spiralwindungen zu gestatten. Alle Medien, die unter den
Bedingungen des Bruchvorganges die Dehnung und Einschnürung der Spiralen zulassen,
werden im Sinne der Erfindung als verformbare Medien bezeichnet.
[0010] Das Herausziehen der Spiralwindungen an den Bruchflächen wird weiterhin um so stärker
gehemmt, je dünner der Hohlraum bzw. der von einem verformbaren Medium gefüllte Raum
in der Spirale ist. Dieser Raum wird in der Regel dadurch gebildet, daß man - wie
weiter unten im einzelnen beschrieben - zur Herstellung der Platten bereits die mit
einem Strang des einzubringenden Mediums oder mit einem Verdrängerkörper gefüllten
Spiralen einsetzt. Der Verdrängerkörper, z.B. ein steifer Metalldraht, kann nach der
Herstellung der Platte herausgezogen werden, so daß ein Hohlraum zurückbbleibt. Gewünschtenfalls
kann dieser mit dem gewünschten Medium gefüllt werden.
[0011] Auf diese Weise kann der Querschnitt des Hohlraumes durch die Dicke des eingebrachten
Verdrängerkörpers beeinflußt werden. Vorzugsweise füllt er den Innenraum der Spirale
zu wenigstens 50 % seiner Querschnittsfläche aus. Der zu einer Spirale gewundene Stahldraht
kann vollständig von dem Kunststoff der Platte umschlossen und durch eine dünne Kunststoffschicht
von dem Hohlraum bzw. dem füllenden Medium getrennt sein. Während des Bruchvorganges
zerbricht diese Schicht infolge der Einschnürung und Dehnung der Spirale. Dies ist
wiederum ein energieverzehrender Vorgang, der vorteilhaft ist, solange die Dehnung
der Spirale nicht zu stark behindert wird.
[0012] Die Beschaffenheit des verformbaren Mediums und sein Querschnitt werden so aufeinander
abgestimmt, daß beim Herausziehen und Dehnen der Spiralen soviel kinetische Energie
verbraucht wird, daß zum Bruch des Stahldrahtes ausreichende Zugkräfte praktisch nicht
mehr auftreten. Diese Abstimmung erfolgt zweckmäßig durch Bruchversuche unter standardisierten
Aufprallbedingungen. Es kann mit hoher Sicherheit vorausgesagt werden, daß die Eigenschaften
des Acrylglases und der eingebetteten Spiralen aus Stahldraht über Jahrzehnte unverändert
bleiben, so daß auch die Sicherheit gegen das Entstehen und Herabfallen von Bruchstücken
entsprechend lange gewährleistet bleibt.
[0013] Allerdings muß dafür Sorge getragen werden, daß die eingebettete Stahldrahtspirale
gegen Korrosion geschützt ist. Daher müssen bei Verwendung korrodierbarer Stahldrähte
die Hohlräume der Spiralen an den Stirnseiten der Platte luft- und wasserdicht verschlossen
sein. Über lange Zeiträume muß in feuchten Klimagebieten eine geringfügige Diffusion
von Wasser durch das Acrylglas in Rechnung gestellt werden. Der Gefahr der Korrosion
durch diese Feuchtigkeit läßt sich durch verschiedene Maßnahmen vorbeugen, z.B. durch
einen korrosionsschützenden Lack auf dem Stahldraht, durch Füllung des Spiralhohlraumes
mit einer hydrophoben Flüssigkeit, wie Paraffinöl oder Vaseline, oder durch Verwendung
von Spiralen aus korrosionsfestem Stahl. In diesem Falle kann sogar auf den Stirnseitenverschluß
verzichtet werden.
[0014] Die erfindungsgemäßen Platten können nach dem sogenannten Kammergießverfahren hergestellt
werden. Dabei wird die flüssige polymerisierbare Monomermischung in eine aus zwei
parallelen Glasplatten und einer dazwischen am Rand umlaufenden Dichtungsschnur gebildete
Flachkammer gefüllt. Nach dem Verschließen der Einfüllöffnung wird die gefüllte Kammer
den Polymerisationsbedingungen ausgesetzt, bis die Monomermischung zu Acrylglas ausgehärtet
ist.
[0015] Bei der Vorbereitung der Flachkammer werden die Spiralen mit den in den Innenraum
eingefügten Verdrängerkörpern eingesetzt. Damit sie während der Polymerisation nicht
durchhängen, ist es zweckmäßig, als Verdrängerkörper einen ausreichend steifen Stab,
z.B. aus Metall, zu verwenden, der den Innenraum im wesentlichen ausfüllt. Die gleiche
Funktion kann ein gespanntes Zugband erfüllen. Durch geeignete Halterungen im Randbereich
werden die auf Stäbe oder Zugbänder aufgezogenen Spiralen in der Flachkammer befestigt,
so daß ihre Anordnung beim Befüllen und der weiteren Handhabung nicht verändert wird.
[0016] Die Durchführung der Polymerisation entspricht der bekannten Herstellung von gegossenem
Acrylglas. Sobald bei fortschreitender Polymerisation die Monomermischung eine gelartige
Beschaffenheit erreicht hat, können die Dichtungsschnüre herausgenommen werden, so
daß der mit der Polymerisation verbundene Volumenschurumpf ungehindert stattfinden
kann. Bereits in diesem Stadium können die Stäbe an den Stirnseiten der Flachkammer
bzw. der entstehenden Platte aus den Spiralen herausgezogen werden. Dies kann jedoch
auch zu einem späteren Zeitpunkt, vorzugsweise am Ende der Polymerisation geschehen.
Der zurückbleibende Hohlraum kann dann gegebenenfalls mit einem flüssigen Medium gefüllt
oder verschlossen werden.
[0017] Die Acrylglasplatten haben in der Regel eine Dicke D von 10 bis 30 mm. Die Spiralen
sind dünner und machen vorzugsweise nicht mehr als 1/3 der Plattendicke aus. Vorzugsweise
haben die Spiralen einen Durchmesser d von 2 bis 8 mm. Der Stahldraht, aus dem sie
gebildet sind, kann z.B. eine Dicke S von 0,1 bis 0,5 mm haben. Die Steilheit der
Spiralwendelung hat Einfluß auf ihre Dehnbarkeit. In der Regel ist die Länge einer
Windung nicht größer als der Spiraldurchmesser. Bevorzugt sind Spiralen mit einander
berührenden Windungen.
[0018] Vorzugsweise enthält jede Platte eine Mehrzahl von parallel zueinander verlaufenden
Spiralen in gleichmäßigen seitlichen Abständen von 20 bis 100 mm. Aus Gründen einer
gewollten Erkennbarkeit, des Vogelschutzes oder einer dekorativen Gestaltung können
die Spiralen gefärbt sein; zur Färbung eignen sich zum Beispiel Lacke, die gegen die
flüssigen Monomeren ausreichend beständig sind, Metallbeizen oder Anlauffarben, die
sich durch oxydative Oberflächenbehandlungen erreichen lassen.
[0019] Für die Anwendung der neuen Platten in Lärmschutzwänden längs von Straßen oder Bahntrassen
sind Längen von 2 bis 3 m und Breiten von 2 bis 4 m zweckmäßig. Platten dieser Größe
dürfen unter standardisierten Bruchbedingungen keine losen Bruchstücke bilden. In
Anlehnung an DIN 52290 wird eine zweiseitig frei aufliegende Platte durch den Fall
einer 4,1 kg schweren Stahlkugel aus 9 m Höhe, bei einem anderen Test durch den Fall
einer 300 kg schweren Stahlkugel aus 1 m Höhe zertrümmert. Bei geeigneter Dimensionierung
und Dichte der Spiralen im Verhältnis zur Plattengröße und -dicke wird die Entstehung
größerer loser Bruchstücke verhindert.
1. Als Lärmschutzelement geeignete Platte aus Acrylglas, die durch etwa mittig parallel
zur Oberfläche eingebettete Verstärkungsstränge gegen das Entstehen und Herabfallen
von losen Bruchstücken gesichert ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß sie als Verstärkungsstränge Spiralen aus Stahldraht eingebettet enthält, wobei
der Durchmesser der Spiralen kleiner als die Dicke der Platte ist, die Achsen der
Spiralen parallel zur Oberfläche angeordnet sind und die Innenräume der Spiralen wenigstens
zu einem Teil ihres Querschnittes hohl oder mit einem verformbaren Medium gefüllt
sind.
2. Platte nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,daß die Platte eine Mehrzahl von Spiralen
enthält und diese parallel zueinander verlaufen.
3. Platte nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Spiralen in gleichmäßigen
seitlichen Abständen von 20 bis 100 mm angeordnet sind.
4. Platte nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
der Stahldraht eine Dicke von 0,1 bis 0,5 mm hat.
5. Platte nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,daß
die Außenseiten der Spiralen gefärbt sind.
6. Platte nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß
die Hohlräume in den Spiralen an den Stirnseiten der Platte luft- und wasserdicht
verschlossen sind.
7. Platte nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß
die Spiralen
aus korrosionsfestem Stahldraht bestehen.