[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine staubführende Anlage mit einer Einrichtung
zum Schutz der Anlage bei Staubexplosionen sowie ein Verfahren zum Schutz einer solchen
staubführenden Anlage gegen die Auswirkungen einer Staubexplosion. Es ist bekannt,
daß sich Staubexplosionen, die durch Apparaturen oder Behälter in Rohrleitungen hineingetragen
werden können, bis zur Detonation steigern und zur völligen Zerstörung einer staubführenden
Anlage führen können. Das Ausmaß der Zerstörung ist insbesondere groß, wenn die Staubexplosion
aus einem Behälter in einen zweiten oder weitere an die Rohrleitung angeschlossene
Behälter hineingetragen wird. Aus dem Stand der Technik ist es bereits bekannt, die
ßehältnisse oder Apparaturen selbst durch Explosionsdruckentlastung oder Explosionsunterdrückung
gegen die verheerendenden Auswirkungen von Staubexplosionen zu schützen. Durch Rohrleitungen
untereinander verbundene Apparaturen kann man nur durch Abschotten (Entkoppeln) zuverlässig
schützen. Die bislang bekanntgewordenen Entkopplungssysteme sind konstruktiv sehr
aufwendig und haben sich in der Praxis nicht durchgesetzt. Die Industrie und die Sicherheitsorgane
suchen dringend ein zuverlässiges und wirtschaftliches System zum Schutz einer Anlage
bei einer Staubexplosion und zur Verhinderung der Fortpflanzung von Staubexplosionen
über die die einzelnen Aggregate einer Anlage verbindenden Rohrleitungen.
[0002] Aus der DE-OS 38 22 012 ist bereits eine sogenannte "Quenching-Vorrichtung" für den
Schutz staubführender Apparaturen in geschlossenen Räumen bekannt geworden, die die
Möglichkeit der flammenlosen Explosionsdruckentlastung in den Raum hinein bietet.
Diese bekannte "Quenching-Vorrichtung" weist eine Berstscheibe oder eine gleichwertige
Entlastungseinrichtung auf, die eine staub- und/oder flammenfreie Druckentlastung
ermöglicht. Die Wandungen der "Quenching-Vorrichtung" können aus einer wellenartig
ausgeformten mehrlagigen Schicht z.B. aus Edelmetall und Stein- bzw. Glaswolle oder
vergleichbaren Materialien aufgebaut sein, so daß beim Ansprechen der Berstscheibe
oder der vergleichbaren Entlastungseinrichtung ein freies Abströmen der den Behälter
verlassenden Expansions- und Verbrennungsgase nicht oder nur unwesentlich behindert
wird, größere Mengen ausgeworfenen brennbaren Staubes während einer Druckentlastungssituation
zurückbehalten werden und Verbrennungs- und Expansionsgase abgekühlt werden. Auf den
gesamten Inhalt der DE-OS 38 22 012 wird hiermit Bezug genommen.
[0003] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine staubführende Anlage mit einer Einrichtung
zu schaffen, die eine wirksame Entkopplung zweier oder mehrerer miteinander verbundener
konstruktiv zu schützender Apparaturen, die Teil dieser Anlage sind, gewährleistet.
Weiter ist es Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zur Verfügung zu stellen, mittels
dessen untereinander verbundene Apparaturen einer staubführenden Anlage im Fall einer
Staubexplosion wirksam entkoppelt werden.
[0004] Die Lösung dieser Aufgabe liefert eine Anlage mit einer Entkopplungseinrichtung mit
den Merkmalen des Anspruchs 1 bzw. ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 6.
[0005] Die Erfindung geht aus von der Erkenntnis, daß sich bei Staubexplosionen in Rohrleitungen
die Druckwelle schneller fortpflanzt als die Flamme sich ausbreitet. Es ist daher
möglich, die Druckwelle bereits über das Quenching-Rohr (Druckentlastungsrohr) im
ersten Rohrleitungsknick zu erfassen, die Druckwelle in den Raum hinein zu entlasten
und vor Eintreffen der Flamme die Schließung eines in der Rohrleitung, die zu einer
weiteren Apparatur führt, angeordneten Entkopplungsventils einzuleiten. Auch wenn
beim Eintreffen der Flamme am Entkopplungsventil (Quenchventil) das Ventil noch nicht
ganz geschlossen ist, ist der Flammendurchschlag durch den Quenching-Effekt des sich
schließenden Ventils bereits ausgeschlossen.
[0006] Die Vorteile einer Anlage mit einer Einrichtung gemäß der Erfindung sind die Absperrung
von Rohrleitungen gegen Flammendurchschlag, die Vermeidung von hohen Drücken in den
Rohrleitungen, die Vermeidung der Ausbreitung von Druckwellen in Rohrleitungssystemen.
Die Steuerung des Entkopplungsventils ist bei der erfindungsgemäßen Anlage so ausgebildet,
daß eine hohe Sicherheit gegen Fehlansprechen gewährleistet und eine schnelle Wiederinbetriebnahme
der Anlage möglich ist.
[0007] Bei dem erfindinngsgemäßen Verfahren besteht also der erste Schritt in der Explosionsdruckentlastung
der Apparatur durch das Quenching-Rohr (Q-Rohr) mit dem damit verbundenen Quenching-Effekt.
Mit dem Entlastungsvorgang wird dann der Schließvorgang des Quenchventils (Entkopplungsventils)
vorzugsweise langsam und nicht schlagartig eingeleitet, da auch hier wieder der Quench-Effekt
genutzt wird sowie die Erkenntnis, daß vor der Flamme erst die Druckwelle durch die
Rohrleitung wandert und zwar im vorliegenden Fall mit einer reduzierten Geschwindigkeit,
da ein Großteil der Explosionsenergie bereits über das Q-Rohr nach außen abgequencht
wurde.
[0008] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels unter Bezugnahme
auf die beiliegende Zeichnung näher beschrieben. Dabei zeigt die einzige Figur eine
schematisch vereinfachte Darstellung einer erfindungsgemäßen Anlage.
[0009] Die in einem Gebäude 10 untergebrachte Anlage umfaßt eine erste Apparatur 11 mit
einem Behälter, in dem sich ein Staubexplosionsgefährdetes Schüttgut 12 befindet.
Der Behälter ist durch eine Vorrichtung 13 gemäß der DE-OS 38 22 012 explosionsdruckentlastet.
Von dem Behälter der Apparatur 11 führt eine Verbindungsrohrleitung 14 zu einer zweiten
Apparatur 15. Im Bereich der jeweiligen Rohrkrümmer 16, 17 dieser Verbindungsrohrleitung
14 sind ebenfalls Vorrichtungen 13a, 13b für die Explosionsdruckentlastung angeordnet,
die entsprechend der Entlastungsvorrichtung 13 aufgebaut sind. Ebenso weist die Apparatur
15 eine Vorrichtung 13c für die Explosionsdruckentlastung der in der DE-OS 38 22 012
beschriebenen Art auf. Anstelle dieser Druckentlastungsvorrichtungen 13, 13a, 13b,
13c können auch Berstscheiben verwendet werden. In diesen Druckentlastungsvorrichtungen
sind jeweils Signalgeber integriert, die über die Verbindungsleitungen 18a, 18b, 18c,
18d jeweils mit der Steuerzentrale 19 verbunden sind. In der Verbindungsrohrleitung
14 ist ein dynamisch-elastisches Entkopplungsventil 20 (Quenchventil) angeordnet,
das über die Verbindungsleitung 21 von der elektronischen Steuerzentrale 19 angesteuert
wird. Dieses Entkopplungsventil wird so angesteuert, daß es den Querschnitt der Verbindungsrohrleitung
14 vor Erreichen der Flammenfront verschließt. Die Druckentlastungsvorrichtungen 13a,
13b im Bereich der Rohrkrümmer am Ein- bzw. Auslauf der Apparaturen 15, 11 sind installiert,
um hohe Druckspitzen in der Rohrleitung 14 zu vermeiden. In der Druckentlastungsvorrichtung
13a, 13b ist eine Berstscheibe integriert, die bei einer auftretenden Druckspitze
anspricht und die Explosion ohne Flammenausbreitung über das Quenching-Rohr in den
Raum hinein entlastet.
[0010] Gleichzeitig wird über den in der Vorrichtung 13a integrierten Signalgeber ein Signal
an die elektronische Steuerzentrale 19 gegeben, die das Entkopplungsventil 20 betätigt,
so daß auch bei Hineinlaufen einer Explosion in die Verbindungsrohrleitung 14 vor
dem Ansprechen der Druckentlastungsvorrichtung 13 der Apparatur 11 eine Entkopplung
gewährleistet ist, durch die die Apparatur 15 geschützt ist.
[0011] Die elektronische Steuerzentrale 19 hat eine Notstromversorgung und überwacht die
Energieversorgung für das Entkopplungsventil 20 und überwacht darüberhinaus alle Zuleitungen
auf Kabelbruch und Erdschluß. Für die Sicherheit der Anlage wichtige Schaltvorgänge
können über die Steuerzentrale 19 eingeleitet werden. Bei Ausfall der Netz- und Notstromversorgung
für die Steuerzentrale 19 oder Abfall der Energieversorgung für das dynamisch-elastische
Entkopplungsventil 20 wird dieses automatisch geschlossen unter gleichzeitiger Einleitung
der für die Sicherheit der Anlage wichtigen Schaltvorgänge. Z. B. kann die Abschaltung
bestimmter Bauteile 22 der Anlage wie z. B. eines Gebläses über die mit der Steuerzentrale
19 verbundene Leitung 23 erfolgen.
1. Staubführende Anlage mit einer Einrichtung zum Schutz der Anlage bei Staubexplosionen,
dadurch gekennzeichnet, daß eine erste staubführende Apparatur (11) und wenigstens
eine zweite Apparatur (15) über eine Verbindungsrohrleitung (14) verbunden sind und
im Ausgangsbereich der ersten Apparatur (11) im Bereich eines Rohrkrümmers (16) der
Verbindungsrohrleitung (14) eine Druckentlastungsvorrichtung (13a) mit integriertem
Signalgeber angeordnet ist,
daß in der Verbindungsrohrleitung (14) zwischen den Apparaturen (11, 15) ein Entkopplungsventil
(20) angeordnet ist, das von einer Steuerzentrale (19) über eine Leitung (21) ansteuerbar
ist,
wobei der Signalgeber der Druckentlastungsvorrichtung (13a) bei Auftreten einer Druckspitze
über eine Leitung (18c) ein Signal an die Steuerzentrale (19) abgibt und die Steuerzentrale
(19) daraufhin das Entkopplungsventil (20) ansteuert und die Verbindungsrohrleitung
(14) schließt.
2. Staubführende Anlage mit einer Einrichtung zum Schutz der Anlage bei Staubexplosionen
nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß außerdem im Bereich des Eingangs zur
Apparatur (15) im Bereich eines Rohrkrümmers (17) der Verbindungsrohrleitung (14)
eine Druckentlastungsvorrichtung (13b) mit integriertem Signalgeber vorgesehen ist,
die über eine Leitung (18d) mit der Steuerzentrale (19) verbunden ist.
3. Staubführende Anlage mit einer Einrichtung zum Schutz der Anlage bei Staubexplosionen
nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Apparatur (11) und/oder die
Apparatur (15) eine Druckentlastungsvorrichtung (13, 13c) aufweisen.
4. Staubführende Anlage mit einer Einrichtung zum Schutz der Anlage bei Staubexplosionen
nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß für die Drinckentlastungsvorrichtungen
(13, 13c) integrierte Signalgeber vorgesehen sind, die über Leitungen (18a, 18b) mit
der Steuerzentrale (19) verbunden sind.
5. Staubführende Anlage mit einer Einrichtung zum Schutz der Anlage bei Staubexplosionen
nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Steuerzentrale die
Energieversorgung des Entkopplungsventils (20) überwacht und bei Störungen in der
Energieversorgung gegebenenfalls eine Abschaltung von Bauteilen (22) der Anlage veranlaßt.
6. Verfahren zum Schutz einer staubführenden Anlage nach einem der Ansprüche 1 bis 5
gegen die Auswirkungen einer Staubexplosion, dadurch gekennzeichnet, daß bei Auftreten
einer Druckspitze in der Verbindungsrohrleitung (14) im Bereich des Rohrkrümmers (16)
der in der Druckentlastungsvorrichtung (13a) integrierte Signalgeber über die Leitung
(18c) ein Signal an die Steuerzentrale (19) gibt und die Steuerzentrale (19) daraufhin
über die Leitung (21) das Entkopplungsventil (20) ansteuert und die Verbindungsrohrleitung
(14) zur Apparatur (15) verschließt.