[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Stranggießen von Metallen, insbesondere
von Aluminium oder Aluminiumlegierungen, in einer Mehrfachkokillengießanlage, wobei
jede Kokille mit einem Heißkopfaufsatz versehen ist, und in den Kokillenformhohlraum
unterhalb des Heißkopfaufsatzes ein unter Druck stehendes Gas und ein Schmiermittel
eingeleitet wird.
[0002] Ein Verfahren dieser Art ist z.B. bekannt nach EP 0 218 855. Die Stranggießkokille
ist in diesem Fall mit einem Heißkopfaufsatz versehen, dessen Innenwandung unter Bildung
eines Überhangs über die Innenwandung der Stranggießkokille vorsteht. An diesem Überhang
wird das unter Druck stehende Gas zusammen mit dem Schmiermittel in den Formhohlraum
der Stranggießkokille eingeleitet. Das Gas wird dabei über die gesamte Gießphase mit
einer konstanten Strömungsmenge zugeführt. Bei Mehrfachkokillengießanlagen ist das
Gaszuführungssystem üblicherweise so ausgelegt, daß alle Kokillen mit der gleichen
konstanten Gasmenge versorgt werden.
[0003] Es hat sich jedoch herausgestellt, daß sich bei dieser Arbeitsweise nur unter absolut
störungsfreien Gießbedingungen gute Ergebnisse hinsichtlich Oberflächengüte und Randgefügequalität
aller stranggegossenen Barren erzielen lassen. Solche Bedingungen sind allerdings
in der Praxis kaum gegeben. Insbesondere in den erwähnten Mehrfachkokillengießanlagen
sind immer wieder Kokillen zu beobachten, die abweichende Gasmengen benötigen. Zudem
kann sich der Gasbedarf einzelner Kokillen auch während des Gießvorganges ändern.
Dies gilt insbesondere für Kokillen mit einem Durchmesser oberhalb von 25 cm. Weiterhin
hat sich gezeigt, daß eine regelmäßige Überprüfung der Gasmengeneinstellung erfolgen
muß.
[0004] Auch unter normalen Gießbedingungen ist nicht auszuschließen, daß sich die von einer
einzelnen Kokille benötigte Gasmenge ändert. Dementsprechend gelingt es bei dieser
Verfahrensweise nicht, gleichmäßig gute Barrenqualitäten zu erreichen, da innerhalb
einer Kokillenanlage immer wieder Barren zu beobachten sind, die insgesamt eine verminderte
Qualität und/oder eine über der Gießlänge stark wechselnde Qualität aufweisen.
[0005] Ein weiteres Verfahren der eingangs genannten Art ist bekannt nach EP 0 449 771.
Hierbei wird zu Beginn des Füllens der Kokille eine höhere Gasmenge eingestellt, die
mit steigendem Metallspiegel in der Kokille stark abnimmt. Beim anschließenden Eintreten
des Barrens in die wassergekühlte Zone tritt ein Kaltlauf durch verstärkte Schrumpfung
des Barrens auf. Der Spalt zwischen Metall und Kokillenwand vergrößert sich dabei,
so daß zur Aufrechterhaltung des Druckpolsters im Formhohlraum eine sehr hohe Gasmenge
erforderlich wird. Dieser Vorgang tritt üblicherweise nicht genau gleichzeitig und
auch nicht in gleichem Maße für die einzelnen Kokillen einer Mehrfachgießanlage ein,
so daß die Kokillen zur Aufrechterhaltung des Gaspolsters unterschiedliche Gasmengen
benötigen. Dies gilt ebenfalls für andere Störungen, die während des Gießverlaufs
in einzelnen Kokillen auftreten können, wie z.B. das Auftreten eines Risses im Heißkopf
oder eine unzureichende Schmierung der Kokilleninnenwand aufgrund von Störungen in
der Trennmittelversorgung. Nach dem beschriebenen Verfahren ist die Regelung der Gaszufuhr
nur gleichzeitig (in gleichem Maße) für alle Kokillen innerhalb der Hauptgasleitung
möglich. Auf diese Weise kann nicht gewährleistet werden, daß in jeder einzelnen Kokille
das erforderliche Gaspolster aufrechterhalten bleibt. Dies führt zwangsläufig zu verminderter
Qualität zumindest bei einzelnen Barren aus einem Gießvorgang.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Verfahren zu entwickeln, bei
dem auftretende Störungen im Gießverlauf unmittelbar ausgeglichen werden, so daß optimale
Barrengualitäten erzielt werden. Insbesondere in Mehrfachkokillengießanlagen sollen
Barren mit gleichmäßig hoher Oberflächengüte und Randgefügequalität hergestellt werden
können.
[0007] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gelöst durch ein Verfahren mit den im Anspruch
1 angegebenen Merkmalen. Vorteilhafte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens
ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0008] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren wird das Gas jeder Kokille einer Mehrfachstranggießanlage
über mindestens eine Gasleitung zugeführt. In jeder Gasleitung ist dabei ein Regelventil
zur Einstellung des Gasvolumenstromes, ein nachgeschalteter Drucksensor sowie eine
Vorrichtung zur Erfassung des Gasvolumenstromes angeordnet. In einer ersten Gießphase,
die sich vom Beginn des Füllens der Kokille mit flüssigem Metall bis zu einem Zeitpunkt
nach dem Eintreten des Metallstranges in den wassergekühlten Bereich erstreckt, wird
der Gasvolumenstrom unabhängig vom jeweiligen Füllstand der Kokille automatisch auf
einem konstant hohen vorgegebenen Wert gehalten. In der sich anschließenden zweiten
Gießphase wird der Gasvolumenstrom in jeder Gasleitung automatisch so geregelt, daß
der Gasdruck in der Leitung auf einem vorgegeben Wert konstant gehalten wird.
[0009] Auf diese Weise gelingt es Kaltlaufprobleme in der Angießphase und Störungen des
Gießverlaufs in der stationären Gießphase zu vermeiden bzw. rasch zu unterbinden.
[0010] Das grundsätzliche Gasversorgungssystem für das erfindungsgemäße Verfahren ist in
Fig. 1 schematisch dargestellt. Von der Hauptgasleitung 1 zweigen die Gasleitungen
2 zu den einzelnen Kokillen der Mehrfachgießanlage ab. Dabei führt zu jeder Kokille
mindestens eine Gasleitung 2. In jeder Gasleitung 2 ist eine Meß- und Regeleinheit
3 zur Messung und Regelung des Gasvolumenstromes und des Gasdruckes angeordnet.
[0011] Fig. 2 zeigt das prinzipielle Ablaufschema für diese Meß- und Regeleinheiten. In
der Gasleitung 2 ist eine Vorrichtung 4 angeordnet, die ein Meßgerät zur Erfassung
des Gasvolumenstromes sowie ein elektronisch steuerbares Regelventil zur Einstellung
des Gasvolumenstromes umfaßt. Mittels eines Drucksensors 5 wird der Istwert des Gasdruckes
in der Gasleitung 2 gemessen. In einer elektronischen Steuereinheit 6 können ein Drucksollwert,
ggf. gleichzeitig mit einem oberen und/oder einem unteren Grenzwert für den Gasvolumenstrom,
oder alternativ ein Sollwert für den Gasvolumenstrom vorgegeben werden. Die Ansteuerung
des Regelventils erfolgt entsprechend den vorgegebenen Werten mittels der Steuereinheit
6. Optional können die einzustellenden Werte durch einen Prozeßrechner 7 eingegeben
werden, z.B. nach vorwählbaren Gießprogrammen für verschiedene Kokillentypen und/oder
unterschiedliche Legierungen.
[0012] In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird ein Drucksollwert
für die einzelnen Gasleitungen zu den Kokillen vorgegeben. Die Regelung des Gasvolumenstrom
in jeder Gasleitung erfolgt dabei vom Gießbeginn an (leere Kokillen) so, daß der Gasvolumenstrom
erhöht wird, wenn der gemessene Druck in der Gasleitung unterhalb des Drucksollwertes
liegt, bzw. gesenkt wird, wenn der gemessene Druck oberhalb des Drucksollwertes liegt.
Der Gasvolumenstrom wird dabei auf einen vorgegebenen Maximalwert begrenzt, da sich
anderenfalls bei fehlendem Gegendruck unbegrenzt hohe Luftmengen einstellen würden.
Durch diese Verfahrensweise wird gleichzeitig erreicht, daß der Gasvolumenstrom in
der Angießphase solange konstant auf dem vorgegebenen Maximalwert bleibt, bis die
Kokille so weit gefüllt ist, daß der metallostatische Druck in der Kokille dem vorgegebenen
Drucksollwert entspricht. Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren wird die Befüllung
der Kokillen so gesteuert, daß dieser Punkt erst nach dem Eintreten der Gußbarren
in den wassergekühlten Bereich erreicht wird.
[0013] Fig. 3 verdeutlicht den Gießverlauf bei einer derartigen Verfahrensweise anhand der
zeitabhängigen Werte für den Metallstand in der Kokille sowie für den Gasvolumenstrom
und den Gasdruck in der Gasleitung zu einer Kokille. Zum Zeitpunkt t
A0 beginnt der Füllvorgang der Kokille. Der Gasvolumenstrom liegt dabei vom Beginn des
Füllens auf dem vorgegebenen Maximalwert. Der in der Gasleitung gemessene Druck steigt
dabei mit zunehmendem Metallstand an. Wenn der Metallstand eine Höhe erreicht hat,
die vorzugsweise 50 bis 85 % unterhalb des maximalen Füllstandes im Heißkopf liegt,
wird der Metallstand in der Kokille zunächst auf diesem Wert konstant gehalten (Zeitpunkt
t
A1). Der Gasdruck bleibt dementsprechend konstant. Etwa zu diesem Zeitpunkt erfolgt
das Absenken des Gießtisches. Der untere Teil des Gußbarrens tritt zur Zeit t
A2 in den wassergekühlten Bereich (Direktkühlung) ein. Der Metallstand in der Kokille
wird noch bis zum Erreichen (t
A3) einer Gießlänge, die etwa dem halben Barrendurchmesser bzw. der halben Barrendicke
konstant gehalten, bei gleichbleibendem maximalen Volumenstrom. Dadurch ist sichergestellt,
daß in diesem kritischen Bereich, trotz Vergrößerung des Spaltes zwischen Metall und
Kokillenwand aufgrund stärkerer Schrumpfung des Barrens, ein ausreichendes Gaspolster
aufrecht erhalten wird.
[0014] Anschließend wird der Metallstand weiter erhöht. Der Gasdruck steigt dementsprechend
an. Dabei bleibt der Gasvolumenstrom solange konstant, bis der gemessene Gasdruck
den vorgegebenen Drucksollwert erreicht. Dies ist im Beispiel der Fall zum Zeitpunkt
t
A4. Entsprechend dem bei maximalem Gasvolumenstrom ggf. auftretenden Druckverlust in
der Gasleitung (abhängig vom Querschnitt und der Länge der einzelnen Gasleitungen)
wird dieser Punkt erreicht, kurz bevor die Kokille vollständig gefüllt ist. Der Gasdruck
wird ab diesem Zeitpunkt automatisch auf dem vorgegebenen Drucksollwert konstant gehalten.
Der zur Aufrechterhaltung dieses Druckes notwendige Gasvolumenstrom fällt bis zum
vollständigen Füllen der Kokille (t
A5) deutlich ab. Im weiteren Gießverlauf sind unter normalen Bedingungen lediglich geringfügige
Änderungen im Gasvolumenstrom zur exakten Konstanthaltung des Druckes auf dem vorgegebenen
Sollwert notwendig. Zum Zeitpunkt t
A6 beginnt das Leergießen der Kokille. Entsprechend der Abnahme des Metallstandes steigt
der Volumenstrom wieder auf den vorgegebenen Maximalwert an, wenn der Gasdruck weiterhin
konstant gehalten wird. Nach dem Zeitpunkt t
A7 fällt der Gasdruck bis auf Null zurück, bei vollständig geleerter Kokille.
[0015] Die oben beschriebene Druckregelung kann auch bei kontinuierlich steigender Füllung
der Kokillen angewendet werden. Die Füllgeschwindigkeit wird dann so gesteuert, daß
der Metallstand, bei dem der gemessene Druck in der Gasleitung dem vorgegebenen Sollwert
entspricht, erst zu einem Zeitpunkt nach dem Eintreten der Gußbarren in die Direktkühlung
erreicht wird.
[0016] Nach einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens kann auch mit
höheren Füllgeschwindigkeiten gearbeitet werden. In diesem Fall wird in der ersten
Gießphase ein Sollwert für den Gasvolumenstrom vorgegeben. Der Gasvolumenstrom wird
unabhängig vom Gasdruck auf diesem Wert konstant gehalten, bis zu einem Zeitpunkt
nach dem Eintritt der Gußbarren in die Direktkühlung. Erst danach erfolgt die Umschaltung
auf eine konstante Druckregelung. Ein möglicher Gießverlauf entsprechend dieser Ausführungsform
ist in Fig. 4 dargestellt.
[0017] Der Füllvorgang der Kokillen beginnt zum Zeitpunkt t
B0. Der Gasvolumenstrom wird vom Beginn des Füllens auf dem vorgegebenen Sollwert konstant
gehalten. Dieser Sollwert wird vorzugsweise entsprechend dem Maximalwert des Gasvolumenstroms
bei konstanter Druckregelung gewählt. Zum Zeitpunkt t
B1 beginnt das Absenken des Gießtisches. Der in der Gasleitung gemessene Druck steigt
mit zunehmendem Metallstand an und erreicht bei t
B2 einen Maximalwert bei vollständig gefüllter Kokille. Dieser Maximalwert liegt über
dem für die zweite Gießphase vorgegebenen Drucksollwert. Dies ist bedingt durch den
bei maximalem Gasvolumenstrom ggf. auftretenden Druckverlust in der Gasleitung (abhängig
vom Querschnitt und der Länge der einzelnen Gasleitungen). Zum Zeitpunkt t
B3 erfolgt der Eintritt der Gußbarren in die Direktkühlung. Der Gasvolumenstrom wird
noch bis zum Zeitpunkt t
B4 konstant auf dem vorgegebenen Sollwert gehalten. Dadurch wird auch in diesem Anwendungsfall
im kritischen Bereich des Barreneintritts in die Direktkühlung ein ausreichendes Gaspolster
gewährleistet. Erst an diesem Zeitpunkt erfolgt dann die Umschaltung auf konstante
Druckregelung entsprechend der Beschreibung zu Fig. 3. Der Gasdruck fällt damit auf
den vorgegebenen Drucksollwert ab und wird im weiteren Gießverlauf auf diesem Wert
konstant gehalten. Wird für die Phase der konstanten Druckregelung ein Maximalwert
für den Gasvolumenstrom vorgegeben, verläuft das Leergießen der Kokillen wie zu Fig.
3 beschrieben.
[0018] Der vorzugebende Maximal- bzw. Sollwert für den Gasvolumenstrom nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren ist unabhängig vom Metallstand in der Kokille. Er wird in Abhängigkeit vom
zu gießenden Barrenformat vorgegeben. Beim Stranggießen von Aluminium bzw. dessen
Legierungen liegen die anwendbaren Werte zwischen 0,2 und 2,0 Nl/h pro mm Umfang des
Formhohlraumes der jeweiligen Kokille. Zur Einstellung optimaler Gießbedingungen hat
sich ein Wert von etwa 0,32 Nl/h pro mm Umfang des Formhohlraums der eingesetzten
Kokille als besonders günstig erwiesen. Durch die Vorgabe eines derartigen Maximalwertes
für den Gasvolumenstrom wird neben den bereits erwähnten Vorteilen zudem gewährleistet,
daß beim Auftreten von außergewöhnlichen Fehlern, wie z.B. Bildung von Rissen sowie
Lecks im Gasversorgungssystem kein unbegrenzt hoher Gasvolumenstrom eingeregelt wird.
[0019] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird
der Bereich, in dem sich der Gasvolumenstrom bewegen kann, durch einen vorgegebenen
Minimalwert nach unten begrenzt. Auf diese Weise wird sichergestellt, daß auch im
Falle von Störungen im Gießablauf, die zu einem hohen Gegendruck führen, der über
dem vorgegebenen Drucksollwert bzw. über dem metallostatischen Druck der Schmelze
liegt, wie z.B. bei Behinderung des Gasdurchtritts in Gießrichtung, ein Mindestgasvolumenstrom
in den Formhohlraum eingeleitet wird, so daß ein Gaspolster zwischen Metall und Kokillenwand
aufrecht erhalten werden kann. Für Aluminium bzw. dessen Legierungen haben sich hier
vom Umfang des Formhohlraumes unabhängige Werte zwischen 10 und 130 Nl/h als günstig
erwiesen. Vorzugsweise wird ein Minimalwert von etwa 20 Nl/h vorgegeben.
[0020] Bei der Arbeitsweise gemäß Fig. 3 und 4 liegt der Gasvolumenstrom zum Ende der Gießphase
auf dem eingestellten Maximalwert. Bei abnehmendem Metallstand in der Kokille ist
ein Durchblasen des Gases durch die Schmelze unvermeidlich. Dies kann zur Verschlechterung
der Barrenqualität im Kopfbereich führen, z.B. durch Oxideinschlüsse und/oder durch
unerwünscht hohe Gasgehalte. Der Barrenkopf muß in diesem Fall stärker besägt werden,
wodurch erhebliche Metallverluste entstehen. Dies kann beispielsweise vermieden werden,
durch stufenweise oder kontinuierliche Reduzierung des vorgegebenen Drucksollwertes
nach Erreichen einer bestimmten Gießlänge bzw. Gießzeit, wodurch der Gasvolumenstrom
beim Leergießen zwangsläufig gesenkt wird. Eine weitere Möglichkeit ist die Vorgabe
eines konstant geringen Gasvolumenstromes in dieser Endphase. Die hier einzustellenden
Werte werden bevorzugt im Bereich der bereits genannten Minimalwerte für den Gasvolumenstrom
gewählt. Die Vorgabe der verringerten Werte für den Drucksollwert bzw. für den Volumenstrom
erfolgt bevorzugt programmgesteuert über den Prozeßrechner 7 (Fig. 2).
[0021] Zur Gewährleistung einer einwandfreien Regelung der Gasversorgung wird der Vordruck
des Gases in der Hauptgasleitung auf einen Wert von mindestens 2 bar eingestellt.
Der Mindestinnendurchmesser der Gasleitungen zu den einzelnen Kokillen wird so gewählt,
daß die Druckverluste in den Gasleitungen bei den sich in der zweiten Gießphase (konstante
Druckregelung) einstellenden Gasvolumenstromwerten vernachlässigbar klein sind. Unter
diesen Bedingungen kann der Drucksollwert so eingestellt werden , daß er nahezu mit
dem metallostatischen Druck bei vollständig gefüllter Kokille übereinstimmt, bzw.
nur geringfügig über diesem Wert liegt. Diese Bedingungen werden insbesondere dann
erreicht, wenn der Innendurchmesser der Gasleitungen mindestens 6 mm beträgt.
[0022] Das erfindungsgemäße Verfahren ist vorteilhaft einsetzbar zum Stranggießen von Aluminium
und dessen Legierungen in Rundbarrenkokillen (kreisförmiger Querschnitt), Walzbarrenkokillen
(rechteckiger Querschnitt) sowie in Ovalbarrenkokillen mit geraden Seitenwänden und
halbkreisförmigen Stirnwänden. Da nach dem erfindungsgemäßen Verfahren die Luftversorgung
der einzelnen Kokillen unabhängig voneinander geregelt wird, können insbesondere beim
Walzbarrenguß auch Kokillen unterschiedlicher Art und/oder Abmessungen in der gleichen
Mehrfachgießanlage eingesetzt werden. Die vorzugebenden Verfahrensparameter werden
in diesem Fall an die jeweiligen Kokillenformate angepaßt.
[0023] Beim Einsatz großer Kokillenformate, insbesondere bei Walz- oder Ovalbarrenkokillen
mit Querschnitten ab etwa 1050 * 300 mm, hat es sich als günstig erwiesen, das Gas
den einzelnen Kokillen über mehrere Teil-Gasleitungen zuzuführen. Dabei werden z.B.
1 bis 2 Teil-Gasleitungen zu jeder Kokillen-Längsseite und 1 Teil-Gasleitung zu jeder
Kokillenstirnseite geführt. Die Messung und Regelung von Gasvolumenstrom bzw. Druck
werden dabei in jeder Teil-Gasleitung separat entsprechend Fig. 2 geregelt. Der Gasvolumenstrom
in jeder Teil-Gasleitung wird dabei auf einen Teil des für die jeweilige Kokille insgesamt
vorgegebenen Maximalwertes nach oben begrenzt. Der Anteil richtet sich dabei nach
dem Abstand zwischen den Teil-Gasleitungen auf dem Umfang des Kokillenformhohlraumes.
Der für jede Teil-Gasleitung vorzugebende Drucksollwert bleibt von der Anzahl der
Teil-Gasleitungen pro Kokille unbeeinflußt.
[0024] Als Gase zur Verwendung in dem erfindungsgemäßen Verfahren eignen sich insbesondere
Luft oder auch Stickstoff.
[0025] Ein wesentlicher Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens ist u.a., daß das mit dem
Gas zugeführte Schmiermittel mit konstantem Volumenstrom eingeleitet werden kann.
Der schmiermittelseitige Regelaufwand ist dementsprechend gering. Zur Einhaltung optimaler
Gießbedingungen wird das Schmiermittel mit einem konstanten Volumenstrom im Bereich
zwischen 0,1 und 1,0 ml/h pro mm Umfang des Formhohlraums der jeweiligen Kokille eingeleitet.
Vorteilhaft einsetzbar sind Schmiermittel, deren Viskosität bei 40 °C im Bereich zwischen
35 und 220 mm²/s liegt. Hierzu zählen insbesondere Rüböl sowie Rhizinusöl.
[0026] Das erfindungsgemäße Verfahren wird eingesetzt für das simultane Stranggießen in
Mehrfachkokillengießanlagen bei denen in der stationären Gießphase mit einem konstant
hohen Metallstand in den Kokillen gearbeitet wird. Die einzelnen Kokillen werden gleichzeitig
gefüllt. Die Gußbarren werden ebenfalls gleichzeitig über einen Gießtisch abgesenkt.
Unter den beschriebenen Bedingungen gelingt es, bereits in der Angießphase in jeder
Kokille der Anlage ein ausreichendes Gaspolster aufzubauen und dieses über die gesamte
Gießphase aufrecht zu erhalten. Da die Regelung der Gaszufuhr separat für jede Kokille
erfolgt, erhält jede Kokille genau die Luftmenge, die optimale Arbeitsbedingungen
gewährleistet. Auf diese Weise werden in einer solchen Anlage weitestgehend fehlerfreie
Barren mit gleichmäßig hoher Oberflächengüte erzielt. Kaltlaufprobleme beim Eintritt
der Barren in die Direktkühlung werden vermieden. Störungen, die in der stationären
Gießphase auftreten können, werden unmittelbar ausgeglichen oder vollständig vermieden,
dadurch daß der Gasdruck exakt konstant gehalten wird durch automatisches Regeln des
Gasvolumenstromes selbst bei geringfügigen Abweichungen vom vorgegebenen Sollwert.
Weiterhin kann durch entsprechende Vorgabe von Gießprogrammen über einen Prozeßrechner
ein nahezu vollautomatisches Gießsystem aufgebaut werden.
1. Verfahren zum Stranggießen von Metallen, insbesondere von Aluminium oder Aluminiumlegierungen,
in einer Mehrfachkokillengießanlage, wobei jede Kokille mit einem Heißkopfaufsatz
versehen ist, und in den Kokillenformhohlraum unterhalb des Heißkopfaufsatzes ein
unter Druck stehendes Gas und ein Schmiermittel eingeleitet wird, dadurch gekennzeichnet,
daß
das Gas jeder Kokille über mindestens eine Gasleitung zugeführt wird, wobei in jeder
Gasleitung ein Regelventil zur Einstellung des Gasvolumenstromes und ein nachgeschalteter
Drucksensor sowie eine Vorrichtung zur Erfassung des Gasvolumenstroms angeordnet sind,
und daß der Gasvolumenstrom in jeder Gasleitung in einer ersten Gießphase vom Beginn
des Füllens der Kokille mit flüssigem Metall bis zu einem Zeitpunkt nach dem Eintreten
des Metallstranges in den wassergekühlten Bereich automatisch auf einem vorgegebenen
Wert konstant gehalten wird, unabhängig vom jeweiligen Füllstand der Kokille,
und daß in einer zweiten Gießphase der Gasvolumenstrom in jeder Gasleitung automatisch
so geregelt wird, daß der Gasdruck in jeder Gasleitung auf einem vorgegebenen Wert
konstant gehalten wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Einfüllen des flüssigen
Metalles in die Kokillen so erfolgt, daß die Kokille vollständig gefüllt ist, bevor
der Metallstrang in den wassergekühlten Bereich eintritt, wobei der Gasvolumenstrom
in jeder Gasleitung bis zu einem Zeitpunkt nach dem Eintreten des Metallstranges in
den wassergekühlten Bereich auf dem vorgegebenen Wert konstant gehalten wird, unabhängig
vom Gasdruck in der Gasleitung, und daß nach diesem Zeitpunkt der Gasvolumenstrom
in jeder Gasleitung automatisch so geregelt wird, daß der Gasdruck in jeder Gasleitung
konstant auf dem vorgegebenen Wert gehalten wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß in der zweiten Gießphase der
Istwert des Gasdruckes in jeder Gasleitung gemessen und mit einem vorgegebenen Sollwert
verglichen wird, und daß der Gasvolumenstrom erhöht wird, wenn der Istwert des Gasdruckes
unterhalb des vorgegebenen Sollwertes liegt, und erniedrigt wird, wenn der Istwert
des Gasdruckes oberhalb des vorgegebenen Sollwertes liegt.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Einfüllen des flüssigen
Metalles in die Kokillen so erfolgt, daß der Metallstrang in den wassergekühlten Bereich
eintritt, bevor die Kokille vollständig gefüllt ist, wobei der Gasvolumenstrom in
jeder Gasleitung bis zu einem Zeitpunkt, der zwischen dem Eintreten des Metallstranges
in den wassergekühlten Bereich und dem vollständigen Füllen der Kokille liegt, und
an dem der Gasdruck in der Gasleitung den vorgegebenen Wert erreicht, konstant gehalten
wird, und daß nach diesem Zeitpunkt der Gasvolumenstrom in jeder Gasleitung automatisch
so geregelt wird, daß der Gasdruck in jeder Gasleitung konstant auf dem vorgegebenen
Wert gehalten wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Metallbadspiegel innerhalb
der Angießphase bis zu einem Zeitpunkt nach dem Eintreten des Metallstranges in den
wassergekühlten Bereich auf einem konstant geringen Wert, der zwischen 50 und 85%
unterhalb des maximalen Füllstandes im Heißkopf liegt, gehalten wird und danach die
Kokille vollständig gefüllt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß in der ersten
und zweiten Gießphase der Istwert des Gasdruckes in jeder Gasleitung gemessen und
mit einem vorgegebenen Sollwert verglichen wird, und daß der Gasvolumenstrom erhöht
wird, wenn der Istwert des Gasdruckes unterhalb des vorgegebenen Sollwertes liegt,
und erniedrigt wird, wenn der Istwert des Gasdruckes oberhalb des vorgegebenen Sollwertes
liegt.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der
Volumenstrom des Gases durch einen vorgegebenen Maximalwert begrenzt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß als Maximalwert ein Wert zwischen
0,2 und 2,0 Nl/h pro mm Umfang des Formhohlraums der Kokille vorgegeben wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß als Maximalwert ein Wert von
etwa 0,32 Nl/h pro mm Umfang des Formhohlraums der Kokille vorgegeben wird.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der
Volumenstrom des Gases durch einen vorgegebenen Minimalwert begrenzt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß als Minimalwert unabhängig
vom Umfang des Formhohlraums der Kokille ein Wert zwischen 10 und 130 Nl/h vorgegeben
wird.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß als Minimalwert ein Wert von
etwa 20 Nl/h vorgegeben wird.
13. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der
vorgegebene Sollwert für den Gasdruck in jeder Gasleitung mindestens dem metallostatischen
Druck der Schmelze bei vollständig gefüllter Kokille entspricht.
14. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß nach
Erreichen einer vorgegebenen Gießlänge oder Gießzeit der vorgegebene Sollwert für
den Gasdruck stufenweise oder kontinuierlich abgesenkt wird.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß nach Erreichen
einer vorgegebenen Gießlänge oder Gießzeit der Volumenstrom des Gases auf einen vorgegebenen
konstanten Wert abgesenkt wird.
16. Verfahren nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß nach Erreichen einer vorgegebenen
Gießlänge oder Gießzeit der Volumenstrom des Gases auf dem vorgegebenen Minimalwert
konstant gehalten wird.
17. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der
Vordruck des Gases vor den einzelnen Regelventilen zur Einstellung des Gasvolumenstromes
auf einen Wert von mindestens 2 bar eingestellt wird.
18. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der
Mindestinnendurchmesser der Gasleitungen so gewählt wird, daß die Druckverluste in
den Gasleitungen bei geregeltem Volumenstrom vernachlässigbar gering sind im Vergleich
zum vorgegebenen Sollwert für den Gasdruck.
19. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der
Innendurchmesser der Gasleitungen mindestens 6 mm beträgt.
20. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß jeder
Kokille das Gas aufgeteilt auf mehrere Teil-Gasleitungen zugeführt wird, wobei die
Messung und Regelung von Gasvolumenstrom bzw. Gasdruck für jede Teil-Gasleitung separat
durchgeführt wird.
21. Verfahren nach Anspruch 20, dadurch gekennzeichnet, daß der Gasvolumenstrom für jede
Teil-Gasleitung einer Kokille auf einen Teil des für die Kokille vorgegebenen Maximalwertes
nach oben begrenzt ist.
22. Verfahren nach einem der Ansprüche 20 oder 21, dadurch gekennzeichnet, daß für jede
Teil-Gasleitung einer Kokille der gleiche Sollwert für den Gasdruck vorgegeben wird,
wobei dieser Sollwert mindestens dem metallostatischen Druck der Schmelze bei vollständig
gefüllter Kokille entspricht.
23. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß als
Gas Luft oder Stickstoff verwendet wird.
24. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das
Schmiermittel mit konstantem Volumenstrom eingeleitet wird.
25. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das
Schmiermittel mit einem Volumenstrom im Bereich zwischen 0,1 und 1,0 ml/h pro mm Umfang
des Formhohlraumes eingeleitet wird.
26. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
kinematische Viskosität des Schmiermittels bei 40 °C im Bereich zwischen 35 und 220
mm²/s liegt.
27. Verfahren nach Anspruch 26, dadurch gekennzeichnet, daß als Schmiermittel Rüböl oder
Rhizinusöl verwendet wird.
28. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß als
Kokillen Rundbarrenkokillen mit kreisförmigem Querschnitt verwendet werden.
29. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß als
Kokillen Walzbarrenkokillen mit rechteckigem Querschnitt verwendet werden.
30. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß als
Kokillen Ovalbarrenkokillen mit geraden Seitenwänden und halbkreisförmigen Stirnwänden
verwendet werden.
31. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß für
Kokillen mit unterschiedlichen Abmessungen in der gleichen Mehrfachgießanlage unterschiedliche
Sollwerte für den Gasdruck vorgegeben werden.