[0001] Die Erfindung betrifft ein Walzgerüst mit zwei schleppangetriebenen Arbeitswalzen,
zwei Stützwalzen und gegebenenfalls zwei Zwischenwalzen zum Walzen von Flachmaterial
mit vorzugsweise kleinen Enddicken, wobei die Walzen in einer sich parallel zu den
Stützwalzenachsen erstreckenden Vertikalebene angeordnet und in dieser anstellbar
gelagert sind.
[0002] Bei derartigen Walzgerüsten ist man bestrebt, um schwer umformbare Materialien bei
kleinen Enddicken walzen zu können, den Arbeitswalzendurchmesser möglichst zu minimieren.
Dabei stößt man schnell an Grenzen, die durch die Übertragbarkeit des notwendigen
Drehmoment und die Eigensteifigkeit der Arbeitswalzen gegeben sind. Um die Übertragbarkeit
von Drehmomenten außer Acht lassen zu können, wird bei der vorliegenden Erfindung
bereits von schleppangetriebenen Arbeitswalzen ausgegangen. Der Arbeitswalzendurchmesser
ist somit noch abhängig von der Eigensteifigkeit der Arbeitswalzen, die sich ermitteln
läßt als Funktion des Walzendurchmessers, der Walzkraft und der Länge der Walze, wie
sie sich aus dem Abstand zwischen den jeweiligen Walzenlagern ergibt.
[0003] Durch eine horizontale Stabilisierung der Arbeitswalzen läßt sich deren Durchmesser
gegenüber dem bei üblichen vier bzw. sechs Walzen Walzgerüsten noch verringern, so
daß sich bei bestimmten Walzenlängen und auftretenden Walzkräften entsprechende minimale
Durchmesser der Arbeitswalzen ermitteln lassen. Sollen die Arbeitswalzendurchmesser
noch weiter reduziert werden, so läßt sich das nur noch durch seitliche Abstützkonzepte
wie MKW, 12 Rollen- oder 20-Rollen-Gerüste ermöglichen.
[0004] Gravierende Nachteile der seitlichen Abstützkonzepte bestehen darin, daß z. B. bei
Kaltwalzgerüsten mit derartigen Konzepten nicht mehr mit Emulsion gearbeitet werden
kann. Auch eine thermische Zonenkühlung ist aus Platzgründen bei Gerüsten nach dieser
Konzeption nicht möglich. Die entsprechenden Gerüste lassen sich nur noch mit Walzöl
betreiben, wodurch deren Betriebsgeschwindigkeit limitiert ist, Oberflächenunsauberkeiten
sowie Markierungen und Flitter sind ebenfalls die Folge. Weitere Nachteile sind in
den hohen Walzenkosten infolge des hohen Walzenverschleißes und der Gefahr der Walzenmarkierungen
sowie den großen vom Gerüst aufzunehmenden Seitenkräften zu sehen.
[0005] Es ist bereits bekannt, Arbeitswalzen im zapfennahen Ballenbereich durch seitliche
Stützrollen bzw. -scheiben abzustützen, wodurch Bereiche der Arbeitswalzenballen zwar
frei zugänglich werden, die Biegesteifigkeit derartig abgestützter Arbeitswalzen jedoch
gegenüber 12- bzw. 20-Rollen-Gerüsten drastisch abnimmt, so daß der minimal mögliche
Arbeitswalzendurchmesser stark heraufgesetzt werden muß.
[0006] Weiterhin ist es z. B. aus der DE-PS 34 31 691 bekannt, zwei Lager in axialer Richtung
hintereinander pro Wazenzapfen vorzusehen. Bei so gebildeten horizontalen Arbeitswalzenbiegevorrichtungen
sind die Abmessungen der Lager so gewählt, daß auch hier gegenüber Gerüsten ohne diese
Biegevorrichtung geringfügig kleinere Arbeitswalzendurchmesser benutzt werden können.
Das liegt darin begründet, daß eines der auf jeden Walzenzapfen sitzenden beiden Lager
sehr nahe am Walzenballen angeordnet ist, so daß die Ballenlänge der Arbeitswalzen
annähernd der für die Ermittlung der Biegesteifigkeit heranzuziehenden Walzenlänge
entspricht. Einer Biegung in den Lagern, mit ihren nachteiligen Auswirkungen auf die
effektive, für die Biegesteifigkeit zu berücksichtigende Länge wird durch entsprechende
Anstellung versucht entgegenzuwirken. In Bezug auf den minimalen Arbeitswalzen-Durchmesser
lassen sich jedoch kaum Fortschritte erzielen.
[0007] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein gattungsgemäßes Walzgerüst so
auszugestalten, daß dieses mit Arbeitswalzen betrieben werden kann, deren Durchmesser
die Größenordnung der bei MKW bzw. 12-Rollen-Gerüsten üblichen minimalen Durchmesser
erreicht, jedoch ohne die nachteiligen Abstützungen.
[0008] Zur Lösung dieser Aufgabe wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß für jede Arbeitswalze
mindestens ein in radialer Richtung spielfreies bzw. spielarmes Lager vorgesehen ist.
[0009] Dieses Merkmal gewährleistet, daß die horizontale Durchbiegung der Arbeitswalze durch
spielfreies bzw. spielarmes Einspannen der beiden Walzenenden vermindert wird. Damit
kann nicht, wie bei üblichen Walzenlagern bereits eine Biegung im Lager stattfinden.
Eine etwaige Biegelinie kann sich somit nur tangential an die Walzenzapfenachsen anschmiegen.
Die verminderte horizontale Durchbiegung führt dazu, daß Walzen mit kleineren Durchmessern
Anwendung finden können, um bei sonst gleichen Verhältnissen wie bei herkömmlichen
Gerüsten die gleiche Biegeauslenkung zu erhalten.
[0010] Nach den Merkmalen der Ansprüche 2 und 3 werden lange Lagerelemente vorgeschlagen,
die ein in radialer Richtung spielfreies bzw. spielarmes Lagern der Arbeitswalzen
ermöglichen, während nach Anspruch 4 mehrere, gegebenenfalls kürzere Lagerelemente
in Axialrichtung der Walzenzapfen hintereinander angeordnet sind.
[0011] Wesentlich ist weiterhin, daß die Stütz- und/oder Zwischenwalzen aber gegebenenfalls
auch die Arbeitswalzen mit axialen Verschiebevorrichtungen, in vertikaler Richtung
wirkenden Biegemitteln und mit geschliffenen Bombierungen versehen sein können.
[0012] Die Lagerung der Arbeitswalzen nach der Erfindung läßt sich in kurzen Stillstandszeiten
ohne großen Aufwand in herkömmliche Gerüste einbauen, so daß diese Gerüste ohne Probleme
mit biegesteifen Arbeitswalzen geringen Durchmessers nachgerüstet werden können und
Flachmaterial mit vorzugsweise kleinen Enddicken bzw. schwer umformbare Materialgüten
gewalzt werden können.
[0013] Die Erfindung wird nachstehend anhand einer Zeichnung näher erläutert. Dabei zeigen:
- Figur 1
- Die Biegelinie von Arbeitswalzen bei Gerüsten mit bekannter Lagerung,
- Figur 2
- die Biegelinie einer nach der vorliegenden Erfindung eingespannten Arbeitswalze,
- Figur 3
- eine schematisch dargestellte Teilseitenansicht eines Sechs-Walzengerüsts mit erfindungsgemäßer
Arbeitswalzenlagerung und
- Figur 4
- eine schematische Darstellung der Draufsicht auf eine erfindungsgemäß gelagerte Arbeitswalze.
[0014] Der Figur 1 läßt sich schematisch als Achse dargestellt eine Arbeitswalze 1 entnehmen.
Die Arbeitswalze 1 ist in bekannten Lagern 2, 2' gelagert. Die Biegesteifigkeit der
Arbeitswalze ließe sich dabei als Funktion der Länge L
AS, des Walzendurchmessers und der Walzkraft F
WK ermitteln. Bei Beaufschlagung der Arbeitswalze 1 mit der Walzkraft F
WK wird durch deren horizontale Komponente eine Biegung der Arbeitswalze, wie sie bei
1' dargestellt ist, hervorgerufen. Es läßt sich erkennen, daß sich die Biegung der
Arbeitswalze 1' von der Mitte des Lagers 2 bis zur Mitte des Lagers 2' erstreckt,
wobei die Arbeitswalze 1' also auch schon im Lagerbereich gebogen ist. Dabei ergibt
sich eine verhältnismäßig große Auslenkung der Arbeitswalze 1' im Bereiche des Walzbandes
3.
[0015] In Figur 2 ist die gleiche Arbeitswalze 1 dargestellt, die in Lagern 4 bis 4''' radial
spielfrei eingespannt ist. Bei gleicher Walzkraft F
WK ist die Auslenkung der Arbeitswalze 1' im Bereich des Walzbandes 3 erheblich kleiner.
Eine Biegung der Walze 1' in den Lagern 4 bis 4''' erfolgt nicht. Die Walze 1' schmiegt
sich im Bereiche der Lager 4 bis 4''' tangential an die Biegelinie der unbelasteten
Arbeitswalze 1 an.
[0016] Um gleiche Auslenkungen wie bei der Arbeitswalze 1' nach Figur 1 auch im Falle der
Lagerung nach Figur 2 zu erhalten, könnte, bei sonst gleichen Voraussetzungen, der
Arbeitswalzendurchmesser verringert werden. Die Größenordnung der Durchmesserverringerung
beträgt bei einem Vier- bzw. Sechs-Walzengerüst mit horizontaler Stabilierung ca.
40 %, so daß derartige Gerüste, die Arbeitswalzenlager nach Figur 2 aufweisen, mit
Arbeitswalzen betrieben werden können, deren Durchmesser bisher nur bei 12-Rollen-Gerüsten
verwirklicht werden konnten.
[0017] Figur 3 zeigt ein Sechs-Walzengerüst mit Arbeitswalzen 1, 1a, Zwischenwalzen 5, 5a
und Stützwalzen 6, 6a. Die Arbeitswalzen sind über Paare von schalenförmigen Gleitlagern
4 vertikal anstellbar im nicht gezeigten Fenster des Walzgerüst-Ständers gelagert.
Für die Zwischenwalzen 5 und/oder Stützwalzen 6 sind nicht gezeigte Biegemittel, Axial-Verschiebemittel
sowie geschliffene Bombierungen vorsehbar. In der Regel werden diese Korrekturmaßnahmen,
die durch die Vorrichtung zum Beeinflussen der Bandkontur bewirkt werden auf die Arbeitswalzen
4 übertragen. Gegebenenfalls lassen sich jedoch auch diese Mittel zur Beeinflussung
der Ballenkontur an den Arbeitswalzen 4 vorsehen. Durch die nicht erforderlichen Abstützsysteme
können Spritzbalken für eine prozessoptimierte Schmierung und Kühlung in der Arbeits-
und Zwischenwalzenebene angeordnet werden.
[0018] Figur 4 zeigt die Draufsicht auf eine Arbeitswalze 1 mit den zugehörigen spielfreien
Lagern 4 bis 4''' und 4₁ bis 4₁'''. Über die Lager 4, 4₁; 4', 4₁' sowie 4'', 4
1'', 4''' 4₁''' sind beide Seiten der Arbeitswalzen 1 spielfrei eingespannt, so daß eine
Biegung der Zapfen innerhalb der Lager ausgeschlossen ist. Hinzu kommt, daß die Lager
4', 4₁'; 4'', 4₁'' möglichst nahe im Bereich des Walzenballens vorgesehen sind, so
daß die die Biegesteifigkeit der Arbeitswalzen mitbestimmende Länge L
AS bei vorgegebener Ballenlänge optimal minimiert ist.
1. Walzgerüst mit zwei schleppangetriebenen Arbeitswalzen, zwei Stützwalzen und gegebenenfalls
zwei Zwischenwalzen, zum Walzen von Flachmaterial mit vorzugsweise kleinen Enddicken
bzw. schwer umformbaren Materialgüten, wobei die Walzen im wesentlichen in einer sich
parallel zu den Walzenachsen erstreckenden Vertikalebene angeordnet und in dieser
anstellbar gelagert sind,
dadurch gekennzeichnet,
daß für jede Arbeitswalze (1, 1a) mindestens ein in radialer Richtung spielfreies
bzw. spielarmes Lager vorgesehen ist.
2. Walzgerüst nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß jedes Lager der Arbeitswalzen (1, 1a) als ein verspannbares Gleitlager mit mindestens
einem in Axialrichtung verlaufenden durchgehenden Schlitz ausgebildet ist.
3. Walzgerüst nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß jedes Lager der Arbeitswalzen (1, 1a) aus mindestens zwei gegen den jeweiligen
Walzenzapfen verspannbaren Stützrollen zusammengesetzt ist, die am Umfang des Walzenzapfens
in einer Radialebene angeordnet sind, wobei die Abstützung im wesentlichen in horizontaler
Richtung erfolgt.
4. Walzgerüst nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß jedes Lager der Arbeitswalzen (1, 1a) mehrere, in axialer Richtung hintereinander
angeordnete Lagerelemente (4, 4', 4'', 4'''; 4₁, 4₁', 4₁'', 4₁''') aufweist.
5. Walzgerüst nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß mindestens einem Walzenpaar, wie ansich bekannt, Biegemittel und/oder Mittel zur
axialen Verschiebung zugeordnet sind, wobei mindestens ein Walzenpaar, wie ebenfalls
bekannt, eine geschliffene Bombierung aufweisen kann.
6. Walzgerüst nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß mindestens ein Walzenpaar, wie ansich bekannt, zur Horizontalstabilisierung aus
der von den Walzenachsen gebildeten Vertikalebene horizontal hervorsteht.