[0001] Die Erfindung betrifft eine Bogenwendeeinrichtung in einer Rotationsdruckmaschine
gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruches 1.
[0002] In Bogenwendeeinrichtungen, bei denen der Bogen vom Druckzylinder mit Saugern abgenommen
wird, besteht das Problem, daß der Bogen durch den vorgeschalteten Gummizylinder auf
den Druckzylinder so aufgepreßt wird, daß sich kein zusammenhängendes Luftpolster
mehr unter dem Bogen befindet.
[0003] Die Folge davon ist, daß der Bogen beim Wendevorgang nicht vom Zylinder gelöst werden
kann und die Sauger den Bogen nicht in die Gegenrichtung bewegen können.
[0004] Bekannte Gegenmaßnahmen sind rauhe Zylinderoberflächen, die jedoch insbesondere bei
dünnem Papier keine ausreichende Druckqualität ergeben.
[0005] Weiterhin ist es bekannt, zur Lockerung der Bogen Siebe auf die Druckflächen der
Zylinder zu spannen, was sehr aufwendig ist und darüberhinaus ebenfalls keinen guten
Ausdruck ergibt.
[0006] Gemäß DE-OS 23 58 839 ist ein Bogenlösesystem an einer nach dem Prinzip der Bogenhinterkantenübernahme
arbeitenden Wendetrommel von Bogenrotationsdruckmaschinen zum wahlweisen Schön- und
Widerdruck vorgeordneter Zylinder bekannt. Dabei wird das den Bogen haltende Greifersystem
in Zylinderdrehrichtung durch eine Kippeinrichtung auf der Mantelfläche des Zylinders
bewegt, wobei gegen die Vorderkante des Bogens Luft geblasen wird.
[0007] Nachteilig bei diesem Bogenlösesystem ist, daß die Haltekräfte auf der Mantelfläche
des Zylinders so groß sind, daß diese den Bogen auf der Zylindermantelfläche festhalten.
Durch die in der Nähe des Greiferaufschlages angeordneten Luftaustrittsöffnungen wird
der Bogen seitlich angeblasen, so daß die austretende Blasluft nicht die gesamte Länge
des Bogens erfaßt und diesen somit nicht vollständig lockert.
[0008] Darüberhinaus ist nachteilig, daß der Lösevorgang des Bogens auf der Mantelfläche
des Zylinders beendet ist vor der Übernahme der Bogenhinterkante durch die Sauger,
so daß der Passer nicht exakt gewährleistet ist.
[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Bogenwendevorrichtung in einer Rotationsdruckmaschine
zu schaffen, die den zu transportierenden, bedruckten Bogen auf der Mantelfläche des
Druckzylinders lockert und der Wendetrommel passergerecht übergibt.
[0010] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch das Kennzeichen des Patentanspruches 1 gelöst.
[0011] Bei der Anwendung der Erfindung entstehen insbesondere folgende Vorteile: Durch Schwenken
des Greiferbalkens über den Zylinderumfang hinaus wird sowohl der Bogen am Druckanfang
mechanisch abgehoben als auch der Weg freigemacht für die tangentiale Wirkungsrichtung
der Luftdüsen zwischen dem Bogen und der Mantelfläche des Druckzylinders, so daß der
Bogen vollständig gelockert wird.
[0012] Dadurch, daß die Sauger die Bogenhinterkante zu einem Zeitpunkt fassen, an dem die
Greifer noch wirksam sind, ist eine passergerechte Übernahme des Bogens auf die Wendetrommel
gewährleistet. Durch die zeitliche Bemessung der Blasdauer zur Lockerung des Bogens
"schwimmt" dieser auf dem Druckzylinder, so daß die mit frischer Farbe bedruckte Außenseite
des Bogens nicht verschmiert. Bei komplizierten Ablöseprozessen, beispielsweise bei
empfindlichen oder dünnen Papieren, kann der Bogen durch eine zusätzliche Blaseinrichtung
am anderen Bogenende belüftet werden, so daß auch in solchen Fällen eine sichere Bogenlösung
bei hoher Passergenauigkeit gewährleistet ist.
[0013] Die Erfindung soll nachstehend an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert werden.
In den dazugehörigen Zeichnungen zeigen:
- Fig. 1
- die Teilansicht einer Mehrfarben-Bogenrotationsdruckmaschine einschließlich Wendetrommel
im Wendebetrieb mit der erfindungsgemäßen Einrichtung;
- Fig. 2
- eine Teildarstellung gemäß Fig. 1, jedoch zu einem späteren Zeitpunkt;
- Fig. 3
- eine Darstellung gemäß Fig. 2, jedoch mit einer zusätzlichen Blasdüsenanordnung;
- Fig. 4
- die Einzelheit "X" nach Fig. 1;
- Fig. 5
- die Einzelheit "Y" nach Fig. 1.
[0014] Fig. 1 zeigt die Teilansicht einer Mehrfarben-Bogenrotationsdruckmaschine mit einem
Maschinengestell, das insgesamt mit 1 bezeichnet ist, mit einem Anlegetisch 2, einer
Stopptrommel 3, einer Zwischentrommel 4, einem ersten Druckzylinder 6, einer Wendetrommel
7 in einem ersten Druckwerk 8 und einem zweiten Druckwerk 9 mit einem zweiten Druckzylinder
11. Im ersten Druckwerk 8 ist noch ein Gummizylinder 12 und ein Plattenzylinder 13
dargestellt. Der erste Druckzylinder 6 weist zwei Greifersysteme 14; 16 auf, die in
Fig. 4 als vergrößerte Darstellung der Einzelheit X und in Fig. 5 als vergrößerte
Darstellung der Einzelheit Y gezeigt sind. Dabei sind die Einzelheiten X; Y in der
Waagerechten dargestellt.
[0015] In Fig. 4 ist das Greifersystem 14 in verschwenktem Zustand und in Fig. 5 im Ruhezustand
dargestellt. Diese Greifersysteme 14; 16 sind jeweils auf einem Greiferbalken 17 befestigt,
der sich in axialer Richtung des Druckzylinders 6 erstreckt und eine Anzahl von Greifern
18 aufnimmt, die über eine Greiferspindel 19 und Lagerböcke 21 mit dem Greiferbalken
17 verbunden sind.
[0016] Die Greifer 18 arbeiten gegen eine sich in axialer Richtung erstreckende Greiferauflage
22, die mit einem Lagerarm 23, der einen Drehpunkt 24 aufweist, fest verbunden ist.
Die Greiferspindel 19 ist über einen bekannten Rollenhebel 26 mit Kurvenrolle 27 gegen
eine gestellfeste Steuerkurve 28 öffenbar. Die Greiferauflage 22 weist eine Luftzuführung
29 und einen sich in axialer Richtung erstreckenden Luftkanal 31 auf, der unmittelbar
unter der Greiferauflage 22 in Luftaustrittsöffnungen 32, beispielsweise Blasluftdüsen
bekannter Bauart, endet.
[0017] Unterhalb des Lagerbockes 21 befindet sich eine Kurvenrolle 33, die gegen eine gestellfeste
Steuerkurve 34 läuft und gegen den Widerstand einer im Zylinderkanal 36 in Führungen
37; 38 angeordneten Druckfeder 39. Dabei befindet sich die erste Führung 37 an der
oberen Seitenkante des Zylinderkanals und die zweite Führung 38 auf dem Ende 41 des
Greiferbalkens 17. Die Unterseite des Endes 41 des Greiferbalkens 17 wird durch die
Kraft der Feder 39 gegen den Anschlag 42 gedrückt.
[0018] Die erfindungsgemäße Bogenwendeeinrichtung arbeitet wie folgt: Gemaß Fig. 1 drehen
sich die Zylinder und Trommeln in der mit Pfeilen versehenen Drehrichtung. Der erste
Druckzylinder 6 steht in der Stellung, in der ein Bogen 43 an seiner Vorderkante 44
mittels des in Fig. 4 gezeigten verschwenkbaren Greifersystems 16 gerade noch gehalten
wird und bereits an seiner Hinterkante 46 vom Saugersystem 47 der Wendetrommel 7 übernommen
ist.
[0019] Das Verschwenken des Greifersystems 16 in der Stellung nach Fig. 4 erfolgt durch
das Ablaufen der Kurvenrolle 33 in Pfeilrichtung über die gestellfeste Steuerkurve
34. Somit schwenkt das Greifersystem 16 um die Lagerstelle 24 in einem Schwenkwinkel
α . Der Schwenkwinkel α beträgt 1 bis 5 Grad. Die Vorderkante 44 des Bogens 43 wird
dabei infolge des Radiuses r um die Lagerstelle 24 geringfügig in Pfeilrichtung B
zurückbewegt, und die Luftaustrittsöffnungen 32 können in tangentialer Richtung zum
Mantel 48 des Druckzylinders 6 zwischen dem Bogen 43 und der Mantelfläche 48 des Druckzylinders
6 Luft zum Lösen des Bogens 43 einblasen. Der Bogen 49 auf dem Druckzylinder 6 befindet
sich noch teilweise in Druckstellung mit dem Gummizylinder 12. Das Greifersystem 14
befindet sich dabei in der in Fig. 5 gezeigten Lage.
[0020] Gemäß Fig. 2 hat sich der Druckzylinder 6 um einen geringen Winkelbetrag in Pfeilrichtung
bewegt gegenüber der Darstellung in Fig. 1. Das Greifersystem 16 des Druckzylinders
6 öffnet sich gerade; die Bogenhinterkante 44 wird somit losgelassen; die Luft ist
vollständig zwischen Bogen 44 und Zylindermantelfläche 48 gedrungen. Das Saugersystem
47 bewegt sich in Richtung Greifersystem 51 der Wendetrommel 7 zwecks Übergabe des
Bogens 43. Ein weiterer Bogen 53 befindet sich bereits auf dem Weg zum zweiten Druckzylinder
11.
[0021] Gemäß Fig. 3 ist zwischen dem ersten Druckzylinder 6 und der Wendetrommel 7 - in
Bogentransportrichtung gesehen - vor der Übergabe des Bogens 43 von dem ersten Druckzylinder
6 zur Wendetrommel 7 eine gestellfeste Blaseinrichtung 52 angeordnet, die sich in
axialer Richtung erstreckt. Diese Blaseinrichtung 52 ist in Fig. 3 gezeigt und bläst
Luft in einen Spalt 50 zwischen den Bogen 43 und den Mantel 48 des Druckzylinders
6 in Richtung Bogenvorderkante 44. Das ist besonders bei dünnen und glatten Papierbogen
43 von Vorteil, da sich diese schwieriger von der Mantelfläche des Druckzylinders
6 ablösen lassen gegenüber dickeren Papierbogen.
Teileliste
[0022]
- 1
- Maschinengestell
- 2
- Anlegetisch
- 3
- Stopptrommel
- 4
- Zwischentrommel
- 5
- -
- 6
- Druckzylinder, erster
- 7
- Wendetrommel
- 8
- Druckwerk, erstes
- 9
- Druckwerk, zweites
- 10
- -
- 11
- Druckzylinder, zweiter
- 12
- Gummizylinder
- 13
- Plattenzylinder
- 14
- Greifersystem
- 15
- -
- 16
- Greifersystem
- 17
- Greiferbalken
- 18
- Greifer
- 19
- Greiferspindel
- 20
- -
- 21
- Lagerbock
- 22
- Greiferauflage
- 23
- Lagerarm
- 24
- Lagerstelle
- 25
- -
- 26
- Rollenhebel
- 27
- Kurvenrolle
- 28
- Steuerkurve
- 29
- Luftzuführung
- 30
- -
- 31
- Luftkanal
- 32
- Blasluftdüse, Luftaustrittsöffnung
- 33
- Kurvenrolle
- 34
- Steuerkurve
- 35
- -
- 36
- Zylinderkanal
- 37
- Führung
- 38
- Führung
- 39
- Druckfeder
- 40
- -
- 41
- Ende (17)
- 42
- Anschlag
- 43
- Bogen
- 44
- Vorderkante (43)
- 45
- -
- 46
- Hinterkante (43)
- 47
- Saugersystem (7)
- 48
- Mantel (6)
- 49
- Bogen
- 50
- Spalt
- 51
- Greifersystem (7)
- 52
- Blaseinrichtung
- 53
- Bogen
- α
- Schwenkwinkel
- r
- Radius
- B
- Pfeilrichtung
- X
- Einzelheit Greifersystem
- Y
- Einzelheit Greifersystem
1. Bogenwendeeinrichtung in einer Rotationsdruckmaschine, bei der der Bogen von auf einer
Greiferleiste angeordneten Greifern eines ersten Druckzylinders abgegeben und die
Bogenhinterkante durch Sauger einer benachbarten Wendetrommel abgenommen und anschließend
einem zweiten Druckzylinder übergeben wird, dadurch gekennzeichnet, daß der Greiferbalken
(17; 22, 23) um eine Lagerstelle (24) in radialer Richtung über die Mantelfläche (48)
des Druckzylinders (6) hinaus in einem Winkel (α) schwenkbar ist, daß der Greiferbalken
(17; 22; 23) in tangentialer Richtung zur Mantelfläche (48) des Druckzylinders (6)
wirkende Luftaustrittsöffnungen (32) aufweist.
2. Bogenwendeeinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß über dem Druckzylinder
(6) und der Wendetrommel (7) eine gestellfeste, achsparallele Blaseinrichtung (52)
angeordnet ist, die bewegungsabwärts auf einen Spalt (50) zwischen Druckzylinder (6)
und Wendetrommel (7) gerichtet ist.
3. Bogenwendeeinrichtung nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die
Schwenkbewegung des Greiferbalkens (17; 22; 23) durch ein Kurvengetriebe (26; 27;
28) erfolgt.