[0001] Die Erfindung bezieht sich auf Stuhl mit einer Sitzfläche, die von einem Untergestell
getragen wird, welches über drei oder vier teleskopierbare und in unterschiedlichen
Höhen feststellbare Stützen in unterschiedliche Sitzhöhen gebracht werden kann, und
an dem eine Rückenstütze befestigt ist.
[0002] Ein solcher Stuhl ist aus P 33.23 171.0-16 bekannt. Dieser Stuhl zeichnet sich dadurch
aus, daß Sitztiefe und Rückenlehnenhöhe gleichzeitig verstellt werden können. Der
Sitz besteht aus einer harten Platte, die zur Erzielung einer günstigen Sitzstellung
auch nach vorne geneigt werden kann.
[0003] Nachteil dieser Konstruktion ist, daß die Sitzflächenneigung über einen Kippmechanismus
konstruktiv aufwendig und teuer ist und daß die Verstellung der Sitzflächenneigung
von der Handhabung kompliziert und von der Sicherheit her nur schwer technisch lösbar
erscheint.
[0004] Ein weiterer Nachteil besteht darin, daß die Sitzfläche relativ hart ist und in seiner
ergonomisch vorbestimmten Verformung nur für ein ganz bestimmtes Spektrum von unterschiedlichen
Körpergrößen abgestimmt sein kann.
[0005] Dazu kommt, daß einem kontinuierlichen Haltungswechsel, auch nach seitlich, wie dieser
gerade bei Kindern erforderlich ist, keine Rechnung getragen wird.
[0006] Ziel einer nach vorne neigbaren Sitzfläche ist es, den Winkel zwischen Oberschenkel
und Rumpf zu öffnen, damit Bauchraum und Unterleib hinreichend Platz für Durchblutung
und Bewegung haben.
[0007] Grundsätzlich bekannt ist ebenfalls, daß anstatt eines Stuhles ein Sitzball verwendet
wird. Dieser Sitzball wird auch aus medizinischer Seite für die Therapie und Rekonvaleszenz
von wirbelsäulengeschädigten Personen eingesetzt. Infolge des notwendigen Ausbalancierens
auf dem Sitzball wird die Wirbelsäulenmuskulatur trainiert. Gleichzeitig kann die
sogenannte "Sattelsitzhaltung", bei der der Bauchraum in vorteilhafer Weise geöffnet
ist, eingenommen werden. Infolge der starken Vorrotation des Beckens wird zudem die
Wirbelsäule in lordosierender Form zur Aufrichtung gebracht.
[0008] Es war zu lesen, daß in der Schweiz diese Sitzform in Schulen als Versuch zur Anwendung
für Grundschulkinder kam.
Nachteil dieses Sitzballs ist, daß er nach dem Aufstehen wegrollt. Des weiteren nimmt
er auf unterschiedliche Körpergrößen keine Rücksicht; im Gegenteil, wer größer ist,
sinkt meist auch tiefer ein, was insbesondere in Relation zu einer fixierten Tischhöhe
problematisch ist.
Ein weiterer Nachteil eines Sitzballs ist, daß das ständige Ausbalancieren doch recht
anstrengend wird; eine Ausruhmöglichkeit des Rückens jedoch nicht geboten wird.
[0009] Ziel der vorliegenden Neuerung war es deshalb, einen höhenverstellbaren Stuhl mit
Rückenstütze zu schaffen, der einen flexiblen Sitz hat, der in konstruktiv einfacher
und damit preisgünstiger Form unterschiedlichen Sitzneigungen und Sitzstellungen sowie
einem kontinuierlichen Haltungswechsel Rechnung trägt.
[0010] Diesen und weiteren Zielen wird die Neuerung gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs
1 durch die Kennzeichen 1 - 8 gerecht.
[0011] Anhand in den Figuren mehr oder minder schematisch dargestellten Ausführungsformen
eines Stuhles wird die Erfindung näher erläutert. Es zeigt die:
FIG. 1 eine perspektivische und teilweise explosive Ansicht einer beispielsweisen
Ausführungsform des Stuhles
FIG. 2 eine alternative Ausführungsform einer Teleskopstütze des Stuhles
FIG.3 eine Seitenansicht eines schematisierten Sitzenden auf dem Stuhl in drei verschiedenen
Sitzhaltungen
FIG. 4 eine Seitenansicht einer weiteren Ausführungsform des Stuhls.
[0012] Das Grundgestell des in FIG. 1 dargestellten Stuhles besteht aus einem zu einem geschlossenen
Kreis gebogenem Rohrring 2, an dem vier Teleskopstützen 3 in einer gleichmäßigen Viererteilung
des Kreises nahezu senkrecht gegenüber der Kreisebene angeschweißt sind. Diese Teleskopstützen
3 stehen in leichter Gradstellung nach Außen, damit ein Wackeln des Gestells eingeschränkt
ist, zumal die Teleskopstützen 3 infolge ihrer Verstellbarkeit ein Spiel aufweisen.
Die Teleskopstützen 3 bestehen nämlich aus einem Innenrohr 8 und einem mit mehreren
abstandsgleichen Bohrungen vorgesehenem Außenrohr 9, welches über eine ansich bekannte
Verstellvorrichtung 10 (Kugelschnapp-Prinzip) verstellt werden kann, indem der Kugelschnapper
des Innenrohres 8 in die Bohrungen des Außenrohres 9 einrastet. Die Innenrohre 8 schließen
bodenseitig mit Standflächen 11 ab, sodaß eine ausreichende Auflagefläche gewährleistet
wird.
Der Rohrring 2 bettet einen Ball 1 ein, wobei der Rohrring 2 vom Durchmesser her etwa
um 10 % kleiner als der des Ball 1 ist. Auf diese Weise ist ein ausreichendes Verklemmen
des Balles 1 auf dem Gestell gegeben, ohne daß weitere Befestigungsverbindungen geschaffen
werden müssen. Der Ball 1 selbst ist eine straff mit Luft gefüllte mit Ventil verschlossenen
Kunststoffblase.
[0013] Die Verwendung eines Balles als Sitzfläche ist auch deshalb besonders vorteilhaft,
da diese Fläche von unterschiedlichen Seiten genutzt werden kann, wie dies später
bei der Erläuterung der Figur 3 noch näher beschrieben wird. Ein weiterer Vorteil
eines luftgefüllten Balles gegenüber beispielsweise einem luftgefüllten Kissen besteht
darin, daß infolge des großen verschiebbaren Volumen sehr unterschiedliche Sitzneigungen
formbar sind und dies ohne daß sich ein starker Druck unter der Körperauflagefläche
ergibt.
An dem Rohrring 2 ist mittelachsig zwischen je zwei Teleskopstützen 3 ein Rückenstützenträger
4 angeschweißt.
Dieser Rückenstützenträger 4 besteht aus einem radial gebogenen Rohr, welches tangential
in einem gewissen Abstand zum Ball 1 verläuft. Dieser Abstand ist so gewählt, daß
beim Be-Sitzen das Ausbauchen des Balles 1 nicht beeinträchtigt wird und eine Beschädigung
des Balles vermieden wird.
[0014] An dem ebenen Ende des Rückenstützträgers 4 ist quer diesem gegenüber ein horizontal
liegender konkav gebogener Rohrabschnitt 6 angeschweißt, welcher mit einem weichen
elastischen Materialüberzug 7 umhüllt ist.
[0015] Rohrabschnitt 6 und Materialüberzug 7 bilden die Rückenstütze 5.
In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung könnte die Rückenstütze 5 ebenfalls
in einer Größe wie dies bei normalen Bürodrehstühlen der Fall ist, ausgeführt sein,
um eine größere Rückenauflagefläche zu bieten.
Die Rückenstütze 5 befindet sich bei Einsetzen des Benutzers in etwa auf der Höhe
der Lordosenwirbelsäule. Die Rückenstütze dient zur gelegentlichen Entspannung der
Wirbelsäule des Sitzenden bei Einnahme der hinteren Sitzposition, wie dies Figur 3
Abbildung A zeigt.
Die Hauptzeit verbringt der Sitzende erfahrungsgemäß in der vorderen Sitzposition,
wie das Figur 3 Abbildung B zeigt.
Figur 3 Abbildung C zeigt den Sitzenden bei einer Sitzposition 180° um die Körperachse
gedreht gegenüber der üblichen Sitzhaltung, wobei die Rückenstütze 5 als Bauchstütze
genutzt wird; der Rückenstützenträger 4 befindet sich hier zwischen den Beinen. Auch
diese Sitzhaltung bewirkt eine kurzzeitige Entspannung der Wirbelsäulenmuskulatur.
[0016] Figur 2 zeigt eine alternative Ausführungsform einer Teleskopstütze 3. Bei dieser
Ausführungsform sind an den Innenrohren 8 lenkbare Rollen 12 befestigt, die vorteilhafterweise
lastabhängig gebremst sind. Mit dieser Ausführungsform eignet sich der Stuhl für den
Einsatz im Büro.
[0017] Figur 4 zeigt eine weitere Ausführungsform der Erfindung, bei der der Rückenstützenträger
4 ebenfalls aus einem Innen- und einem Außenrohr besteht, welches über eine nicht
näher beschriebene herkömmliche Klemmvorrichtung in verschiedenen Stellungen gehalten
wird, sodaß eine Höhenverstellbarkeit der Rückenstütze gegeben ist.
Bezugszeichenliste
[0018]
- 1
- Ball
- 2
- Rohrring
- 3
- Teleskopstützen
- 4
- Rückenstützenträger
- 5
- Rückenstütze
- 6
- Rohrabschnitt
- 7
- Materialüberzug
- 8
- Innenrohr
- 9
- Außenrohr
- 10
- Verstellvorrichtung
- 11
- Standfläche
- 12
- Rolle
1. Stuhl, mit einer Sitzfläche, die von einem Untergestell getragen wird, welches über
drei oder vier teleskopierbare und in unterschiedlichen Höhen feststellbare Stützen
in unterschiedliche Sitzhöhen gebracht werden kann, und an dem eine Rückenstütze befestigt
werden kann, dadurch gekennzeichnet, daß
die Sitzfläche ein luftgefüllter Ball (1) ist
2. Stuhl nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet daß das Untergestell zur Aufnahme des
Balls (1) aus einem kreisförmig gebogenen Rohrring (2) besteht, an dem drei oder vier
baugleiche Teleskopstützen (3) befestigt sind
3. Stuhl nach Anspruch 1 und 2 dadurch gekennzeichnet, daß an dem Rohrring (2) ein Rückenstutzenträger
(4) befestigt ist, der eine Rückenstütze (5) trägt
4. Stuhl nach Anspruch 1 bis 3 dadurch gekennzeichnet, daß diese Rückenstütze (5) aus
einem in horizontaler Ebene gebogenen Rohrabschnitt (6) besteht, der mit einem weichen
elastischen Materialüberzug (7) versehen ist
5. Stuhl nach Anspruch 1 und 2 dadurch gekennzeichnet, daß die Teleskopstützen (3) aus
einem Innenrohr (8) und einem Außenrohr (9) bestehen, die mittels einer Verstellvorrichtung
(10) in unterschiedlichen Höhen eingestellt werden können.
6. Stuhl nach Anspruch 1, 2 und 5 dadurch gekennzeichnet, daß bodenseitig an den Enden
der Innenrohre (8) Standflächen (11) befestigt sind
7. Stuhl nach Anspruch 1, 2 und 5 dadurch gekennzeichnet, daß bodenseitig an den Enden
der Innenrohre (8) lenkbare Rollen (12) befestigt sind
8. Stuhl nach Anspruch 1, 2 und 3 dadurch gekennzeichnet, daß der Rückenstützenträger
(4) teleskopierbar und in unterschiedlichen Stellungen feststellbar ist.