[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum kontinuierlichen Fördern eines Materialstranges
von einem Materialvorrat zu einer Verarbeitungsanlage unter Verdrehen des Materialstranges
um seine Längsachse und Richten desselben, mit einer Richteinrichtung mit zumindest
drei angetriebenen, entlang einer Arbeitslinie angeordneten Richtrollenpaaren, wobei
je eine Richtrolle aller Richtrollenpaare mittels einer Stelleinrichtung gegenüber
der anderen Richtrolle heb- und senkbar ist und die Richtrollen jedes Richtrollenpaares
zum Drehen des zu richtenden Materialstranges um seine Längsachse mittels einer weiteren
Stelleinrichtung anstellbar sind.
[0002] Aus der DE-OS 1 752 511 ist eine Richtmaschine für Rohre und Stangen bekannt, mit
mindestens drei angetriebenen Walzenpaaren mit je einer heb- und senkbaren Walze,
mit einer Einrichtung zum gemeinsamen Heben und Senken des mittleren Walzenpaares
zwecks Versetzen desselben relativ zu dem zu richtenden Gut und relativ zu den beiden
anderen Walzenpaaren und mit einer Stelleinrichtung für die Walzen jedes Paares, mit
welcher ein Drehen des zu richtenden Gutes bewirkt wird. Hiebei ist jeweils eine der
Walzen jedes Walzenpaares gegenüber der anderen Walze mittels einer Hydraulikeinrichtung
verstellbar und jede der Walzen ist parabolisch und zur Bewegungsrichtung des zu richtenden
Gutes unter einem Winkel anstellbar, damit das Gut während seines Durchlaufes durch
die Walzenpaare um seine Achse gedreht wird. Den Richtwalzenpaaren ist ein Anklemmwalzenpaar
vorgeschaltet, welches das zu richtende Gut den Richtwalzen zuführt und im Zeitpunkt
des Eintrittes des vorderen Endes des zu richtenden Gutes in das erste Richtwalzenpaar
angehoben wird. Die bekannte Richtmaschine ist nur für einzelne abgelängte Rohre und
Stangen verwendbar, weil ein Verdrehen eines kontinuierlich von einem Materialvorrat
abgezogenen Materialstranges ohne Rückwirkung auf den Materialvorrat mit Hilfe dieser
Vorrichtung nicht möglich wäre.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Vorrichtung der einleitend angegebenen Art zu
schaffen, die eine kontinuierliche Förderung eines Materialstranges von einem Materialvorrat
zu einer Verarbeitungsanlage für den Materialstrang unter Verdrehen und Richten desselben
ermöglicht. Dabei soll zugleich der geradegerichtete Materialstrang auch nach dem
Verlassen der Vorrichtung ohne mechanische Hilfsmittel in der nachgeschalteten Verarbeitungsanlage
in Flucht mit der Arbeitslinie der Verarbeitungsanlage gehalten werden.
[0004] Wird als Verarbeitungsanlage eine Biegemaschine für Bewehrungsbügel verwendet, so
tritt das Problem auf, daß auf Grund der Materialrückfederung des Materialstranges
nach dem Biegen, auf Grund einer unterschiedlichen Biegegeometrie, die durch Durchmesserdifferenzen
innerhalb eines Stranges bedingt ist, und auf Grund eines bereits vorhandenen unerwünschten
Längsdralls im Materialstrang die Schenkel des fertiggebogenen Bügels nicht in einer
Ebene liegen, sondern mehr oder weniger auseinanderklaffen. Mit der erfindungsgemäßen
Vorrichtung soll daher zusätzlich einen unerwünschten Längsdrall im Materialstrang
kompensiert werden.
[0005] Die erfindungsgemäße Vorrichtung zeichnet sich dadurch aus, daß entlang der Arbeitslinie
in Produktionsrichtung gesehen hintereinander eine Gegendralleinrichtung mit zumindest
einem Paar von in beiden Drehrichtungen antreibbaren gegenüberliegenden Vorschubscheiben,
die Richteinrichtung und eine Vorschubeinrichtung mit zumindest einem Paar von in
beiden Drehrichtungen antreibbaren, gegenüberliegenden Transportscheiben vorgesehen
sind, daß jeder Transportscheibe eine auf derselben Seite der Arbeitslinie liegende
Vorschubscheibe zugeordnet ist, daß die Vorschubscheiben der Gegendralleinrichtung
und die Transportscheiben des Transportscheibenpaares zur Arbeitslinie jeweils gegensinnig
geneigt anstellbar sind und jede Vorschubscheibe gegensinnig zur zugehörigen Transportscheibe
anstellbar ist.
[0006] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung sind die Vorschubscheiben der
Gegendralleinrichtung jeweils unter einem Winkel zur Arbeitslinie geneigt anstellbar,
der kleiner oder gleich dem Anstellwinkel der entsprechenden Transportscheiben des
Transportscheibenpaares ist.
[0007] Nach einem anderen Merkmal zeichnet sich die Erfindung dadurch aus, daß die Richteinrichtung,
wie an sich bekannt, eine mit Richtrollen versehene erste Richteinrichtung und eine
dieser gegenüber um 90° verdrehte, mit Richtrollen versehene zweite Richteinrichtung
aufweist, wobei die Richtrollen in gegenüberliegenden Reihen angeordnet sind und zumindest
die Richtrollen einer Reihe gegen die Richtrollen der anderen Reihe einzeln mit Hilfe
eines jeder Richtrolle zugeordneten Stellantriebes verschwenkbar sind.
[0008] Vorzugsweise ist der Vorschubeinrichtung eine mit Dressurrollen versehene Nachdressureinrichtung
nachgeschaltet, wobei die Dressurrollen in gegenüberliegenden Reihen angeordnet und
zumindest die Dressurrollen einer Reihe gegen die Dressurrollen der anderen Reihe
mit Hilfe eines jeder Dressurrolle zugeordneten Stellantriebes verschwenkbar sind.
[0009] Weitere Merkmale der Erfindung werden nachfolgend an hand eines in den Zeichnungen
dargestellten Ausführungsbeispieles näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 eine Seitenansicht einer Förder- und Richtvorrichtung gemäß der Erfindung sowie
nur schematisch angedeutet eine Vorratsspule und eine Verarbeitungsanlage für den
Materialstrang,
und Fig. 2 eine entsprechende Draufsicht der in Fig. 1 dargestellten Vorrichtung.
[0010] In den Fig. 1 und 2 ist schematisch eine ortsfeste, um ihre Längsachse drehbare Vorratsspule
1 für einen Materialstrang dargestellt, der von der Vorratsspule 1 mit Hilfe einer
Förder- und Richtvorrichtung 2 abgezogen, geradegerichtet und entlang einer Arbeitslinie
X-X in Produktionsrichtung P₁ in eine nachgeschaltete Verarbeitungsanlage 3 gefördert
wird, die als Biege- und Schneidanlage oder nur als Schneidanlage ausgebildet sein
kann.
[0011] Die Förder- und Richtvorrichtung 2 weist entlang der Arbeitslinie X-X hintereinander
eine Gegendralleinrichtung 4, eine horizontale Richteinrichtung 5, eine vertikale
Richteinrichtung 6, eine Vorschubeinrichtung 7, eine Längenmeßeinrichtung 8 und eine
Nachdressureinrichtung 9 auf.
[0012] Die Gegendralleinrichtung 4 besteht aus einer in beiden Drehrichtungen entsprechend
dem Doppelpfeil P₂ mittels einer Antriebseinrichtung 10 um eine horizontale Drehachse
11 antreibbaren oberen Vorschubscheibe 12. Die obere Vorschubscheibe 12 ist in einer
Tragplatte 13 mit Hilfe einer Schwenklagerung 14 um eine senkrecht zur Drehachse 11
verlaufende, vertikale Schwenkachse 15 entsprechend dem Doppelpfeil P₃ schwenkbar
gelagert. Die obere Vorschubscheibe 12 ist außerdem entlang der Schwenkachse 15 mit
Hilfe einer Verstelleinrichtung 16 entsprechend dem Doppelpfeil P₄ gegen eine gegenüberliegende
untere Vorschubscheibe 17 verschiebbar und wirkt mit dieser zusammen.
[0013] Die untere Vorschubscheibe 17 ist in beiden Drehrichtungen entsprechend dem Doppelpfeil
P₅ mit Hilfe einer Antriebseinrichtung 18 um eine horizontale Drehachse 19 antreibbar
und in der Tragplatte 13 mit Hilfe einer Schwenklagerung 20 um die mit der oberen
Vorschubscheibe 12 gemeinsame vertikale Schwenkachse 15 entsprechend dem Doppelpfeil
P₆ schwenkbar gelagert. In ihrer Ruhestellung liegen die beiden Vorschubscheiben 12,
17 beim gezeigten Ausführungsbeispiel in einer Vertikalebene. Im Rahmen der Erfindung
ist es jedoch auch möglich, die Vorschubscheiben 12, 17 in einer Horizontalebene anzuordnen.
[0014] Die horizontale Richteinrichtung 5 besteht aus mehreren drehbar gelagerten vorderen
Richtrollen 21 und aus mehreren drehbar gelagerten hinteren Richtrollen 22, die gegenüber
den vorderen Richtrollen 21 und versetzt zu diesen angeordnet sind. Die vorderen Richtrollen
21 sind einzeln mit Hilfe je eines Stellantriebes 23 entsprechend dem Doppelpfeil
P₇ gegen die hinteren Richtrollen 22 schwenkbar.
[0015] Die vertikale Richteinrichtung 6 ist analog zur horizontalen Richteinrichtung 5 aufgebaut
und besteht aus mehreren drehbar gelagerten oberen Richtrollen 24 und mehreren drehbar
gelagerten unteren Richtrollen 25, die gegenüber den oberen Richtrollen 24 und versetzt
zu diesen angeordnet sind. Die oberen Richtrollen 24 sind einzeln mit Hilfe je eines
Stellantriebes 26 entsprechend dem Doppelpfeil P₈ gegen die unteren Richtrollen 25
schwenkbar.
[0016] Die Vorschubeinrichtung 7 besteht aus zumindest zwei Transportscheibenpaaren 27 und
27'. Das Transportscheibenpaar 27 weist eine in beiden Drehrichtungen entsprechend
dem Doppelpfeil P₉ mit Hilfe einer Antriebseinrichtung 28 um ihre horizontale Drehachse
29 antreibbare obere Transportscheibe 30 auf. Die obere Transportscheibe 30 ist in
einer Grundplatte 31 mit Hilfe einer Schwenklagerung 32 um eine senkrecht zur entsprechenden
Drehachse 29 verlaufende vertikale Schwenkachse 33 entsprechend dem Doppelpfeil P₁₀
schwenkbar gelagert. De obere Transportscheibe 30 ist entlang der Schwenkachse 33
mit Hilfe einer Verstelleinrichtung 34 entsprechend dem Doppelpfeil P₁₁ gegen eine
gegenüberliegende untere Transportscheibe 35 verschiebbar und wirkt mit dieser zusammen.
[0017] Die untere Transportscheibe 35 ist in beiden Drehrichtungen entsprechend dem Doppelpfeil
P₁₂ mit Hilfe einer Antriebseinrichtung 36 um eine horizontale Drehachse 37 antreibbar
und in der Grundplatte 31 mit Hilfe einer Schwenklagerung 38 um die mit der oberen
Transportscheibe 30 gemeinsame, vertikale Schwenkachse 33 entsprechend dem Doppelpfeil
P₁₃ schwenkbar gelagert.
[0018] Das zweite Transportscheibenpaar 27' ist in gleicher Weise aufgebaut. In den Fig.
1 und 2 sind daher die Bezugsziffern der Elemente des zweiten Transportscheibenpaares
27', die den Elementen des zweiten Transportscheibenpaares 27 entsprechen, gleich
bezeichnet, jedoch mit einem Apostroph versehen.
[0019] Beim gezeigten Ausführungsbeispiel liegen die Transportscheiben 30, 30', 35, 35'
der Vorschubeinrichtung 7 in ihrer Ruhestellung in einer vertikalen Ebene. Im Rahmen
der Erfindung ist es jedoch auch möglich, die Transportscheiben 30, 30', 35, 35' in
ihrer Ruhestellung in einer horizontalen Ebene anzuordnen. Im Rahmen der Erfindung
kann ferner in der Ruhestellung die Ebene der Transportscheiben 30, 30', 35, 35' der
Transporteinrichtung 7 mit der Ebene der Vorschubscheiben 12, 17 der Gegendralleinrichtung
4, wie in den Fig. 1 und 2 dargestellt, übereinstimmen oder es können die Ebenen unter
einem Winkel von 90° zueinander verlaufen.
[0020] Alle Vorschubscheiben 12, 17, alle Richtrollen 21, 22, 24, 25 sowie alle Transportscheiben
30, 30', 35, 35' sind mit einer Umfangsnut 39 versehen, die an die Form und den Durchmesser
des Materialstranges angepaßt ist. Bei einem Materialstrang, der aus zwei nebeneinanderliegenden
Einzeldrähten, einem sogenannten Doppeldraht besteht, weisen die Vorschub- und Transportscheiben
sowie die Richtrollen zwei entsprechend geformte, mit Abstand nebeneinander angeordnete
Umfangsnuten 39 auf. Um den Reibungsschluß zwischen dem Materialstrang und den Vorschubscheiben
12, 17 sowie den Transportscheiben 30, 30', 35, 35' zu erhöhen, können die Oberflächen
der Umfangsnuten 39 dieser Scheiben aufgerauht, beispielsweise gerändelt oder gezahnt
sein.
[0021] Zur Verbesserung des Richteffektes und zum Verdrehen des Materialstranges um seine
Längsachse, um entweder einen vorhandenen Längsdrall im Materialstrang zu kompensieren
oder dem Materialstrang einen genau definierten Längsdrall zu geben, werden die oberen
Transportscheiben 30, 30' um einen vom Durchmesser und von den Materialeigenschaften
des Materialstranges abhängigen Schwenkwinkel und die untere Transportscheibe 35,
35' um den gleichen Schwenkwinkel, jedoch mit entgegengesetztem Richtungssinn entsprechend
dem Doppelpfeil P₁₀, P₁₀, bzw. P₁₃, P₁₃, um die Schwenkachsen 33 bzw. 33' aus ihrer
Ruhestellung geschwenkt. Die Transportscheiben 30, 30' bzw. 35, 35' nehmen dann eine
Arbeitsstellung ein, in der sie, wie in den Fig. 1 und 2 dargestellt, jeweils unter
einem Winkel zur Arbeitslinie X-X angestellt sind, wobei die Winkel für die oberen
und unteren Transportscheiben im Betrag gleich, im Richtungssinn jedoch entgegengesetzt
sind.
[0022] Das Verdrehen des Materialstranges durch die schräggestellten Transportscheiben erfolgt
jedoch nicht nur, wie gewünscht, in Produktionsrichtung P₁ in Richtung zur Verarbeitungsanlage
3 hin, sondern auch in entgegengesetzter Richtung in Richtung zur Vorratsspule 1 zurück.
Da der Materialstrang an einem Ende in der Vorratsspule 1 fest eingespannt ist, wird
durch das rückwärtsgerichtete Verdrehen des Materialstranges dieser zwischen der Vorratsspule
1 und der Vorschubvorrichtung 7 mit fortlaufender Produktionsdauer immer stärker verdrillt,
so daß ein Abzug des Materialstranges von der Vorratsspule 1 nicht mehr möglich ist
und es zu dauerhaften Verformungen oder sogar zum Abreißen des Materialstranges kommt.
Um diesen unerwünschten Effekt zu verhindern, werden die Vorschubscheiben 12 bzw.
17 der Gegendralleinrichtung 4 im entgegengesetzten Richtungssinn zu den entsprechenden
Transportscheiben 30, 30' bzw. 35, 35' der Vorschubeinrichtung 7 schräggestellt; wenn
also beispielsweise, wie in den Fig. 1 und 2 dargestellt, die beiden oberen Transportscheiben
30, 30' aus der vertikalen, durch die Arbeitslinie X-X verlaufenden Ebene in Produktionsrichtung
P₁ gesehen nach rechts geschwenkt werden, muß die obere Vorschubscheibe 12 der Gegendralleinrichtung
4 in entgegengesetzter Richtung nach links geschwenkt werden. Dies gilt in analoger
Weise für das Verschwenken der unteren Vorschubscheibe 17, die in entgegengesetzter
Richtung nach rechts geschwenkt wird.
[0023] Durch die jeweils gegensinnige Schrägstellung der Vorschubscheiben 12 bzw. 17 im
Vergleich zu den Transportscheiben 30, 30' bzw. 35, 35' wird mittels der Gegendralleinrichtung
4 im Materialstrang ein Gegendrall erzeugt, der dem im Materialstrang durch die Vorschubeinrichtung
7 erzeugten, rückwärtsgerichteten Längsdrall entgegenwirkt und diesen aufhebt.
[0024] Die Beträge der Schwenkwinkel der Transportscheiben 30, 30' bzw. 35, 35' und der
Vorschubscheiben 12 bzw. 17 sind vorzugsweise gleich, können im Rahmen der Erfindung
jedoch auch unterschiedlich sein. Da der Materialstrang zwischen den Richtrollen der
Richteinrichtungen 5 und 6 relativ stark eingespannt sein muß, um einen Richteffekt
im Materialstrang zu erzielen, verhindern auch die Richteinrichtungen zum Teil die
rückwärtsgerichtete Verdrehung des Materialstranges, so daß die Schwenkwinkel der
Vorschubscheiben der Gegendralleinrichtung 4 gegebenenfalls kleiner als die Schwenkwinkel
der Transportscheibe der Vorschubeinrichtung 7 gewählt werden können. Wenn es bei
einem Doppeldraht erforderlich ist, die Einzeldrähte um ihre Längsachse unterschiedlich
zu verdrehen, müssen mindestens zwei Transportscheibenpaare vorgesehen sein, wobei
jedes Transportscheibenpaar unter einem anderen Winkel schräggestellt ist. In diesem
Fall wird die Ausführung der Transportscheiben derart geändert, daß ein Einzeldraht
durch die Umfangsnut 39 in den schrägstehenden Transportscheiben 30, 35 des ersten
Transportscheibenpaares 27 läuft und dadurch um seine Längsachse verdreht wird, während
der zweite Einzeldraht in dem ersten Transportscheibenpaar 27 auf einer glatten Lauffläche
der Transportscheiben 30, 35 frei durchläuft. Im zweiten Transportscheibenpaar 27'
läuft der erste bereits verdrehte Einzeldraht auf einer glatten Lauffläche der unter
einem anderen Winkel schrägstehenden Transportscheiben 30', 35' des zweiten Transportscheibenpaares
27' frei durch, während der zweite Einzeldraht durch die Umfangsnut 39 der Transportscheiben
30', 35' des zweiten Transportscheibenpaares 27' läuft und dadurch um seine Längsachse
verdreht wird. Es versteht sich, daß in diesem Anwendungsfall auch zwei Gegendralleinrichtungen
vorgesehen sein müssen, um eine Verdrillung der Einzeldrähte in den dann ebenfalls
zweifach vorhandenen Vorratsspulen für die Einzeldrähte zu verhindern.
[0025] Die Längenmeßeinrichtung 8 weist ein Meßrad 40 und eine gegenüberliegende Gegenrolle
41 auf, wobei das Meßrad 40 mit Hilfe eines Schwenkhebels 42 an den dazwischenliegenden
Materialstrang gedrückt wird, um einen sicheren Reibungsschluß zwischen dem Meßrad
40 und dem Materialstrang zu gewährleisten.
[0026] Die Nachdressureinrichtung 9 weist zumindest zwei drehbar gelagerte obere Dressurrollen
43 und zumindest zwei drehbar gelagerte untere Dressurrollen 44 auf, die gegenüberliegend
und versetzt zu den oberen Dressurrollen 43 angeordnet sind. Die oberen Dressurrollen
43 sind einzeln mit Hilfe je eines Stellantriebes 45 entsprechend dem Doppelpfeil
P₁₄ gegen die unteren Dressurrollen 44 schwenkbar.
[0027] Mit Hilfe der Nachdressureinrichtung 9 werden etwaige von den Transportscheiben 30,
30', 35, 35' der Vorschubeinrichtung 7 hervorgerufene Abweichungen von der in den
Richteinrichtungen 5 und 6 geradegerichteten Form des Materialstranges ausgeglichen.
Da diese Abweichungen erfahrungsgemäß klein sind, sind auch nur geringe Richtkräfte
erforderlich, so daß die Anzahl der Dressurrollen 43, 44 der Nachdressureinrichtung
9 kleiner sein kann als die jeweilige Anzahl der Richtrollen 21, 22 und 24, 25 je
Richteinrichtung 5 bzw. 6. Auch die Dressurrollen 43, 44 sind mit einer Umfangsnut
39 versehen, die an die Form und den Durchmesser des Materialstranges angepaßt ist.
[0028] Die Förder- und Richteinrichtung 2 arbeitet in folgender Weise: Zum Einfädeln des
Materialstranges werden die Rollenspalte zwischen den oberen und unteren Vorschubscheiben
12 bzw. 17, den vorderen und hinteren Richtrollen 21 bzw. 22, den oberen und unteren
Richtrollen 24 bzw. 25, den oberen und unteren Transportscheiben 30, 30' bzw. 35,
35' und den oberen und unteren Dressurrollen 43 bzw. 44 so weit geöffnet, daß der
Materialstrang einerseits ohne großen kraftaufwand hindurchgeschoben werden kann und
anderseits innerhalb der Rollen und Scheiben sicher geführt wird.
[0029] Bei Verwendung eines Doppeldrahtes müssen die durch die beiden Umfangsnuten 39 gebildeten
Durchtrittsöffnungen zwischen den Richtrollen, den Transportscheiben und den Dressurrollen
in einer durchgehenden, parallel zur Arbeitslinie X-X verlaufenden Linie liegen, so
daß gegebenenfalls zur Erfüllung dieser Bedingung die entsprechenden Einrichtungen
schwenkbar ausgebildet werden müssen.
[0030] Beim beschriebenen Ausführungsbeispiel trifft dies beispielsweise für die horizontale
Richteinrichtung zu, die zum Einfädeln des Materialstranges aus der in Fig. 1 dargestellten
Arbeitsstellung entsprechend dem Doppelpfeil P₁₅ um 90° in die Einfädelstellung geschwenkt
werden muß.
[0031] Nach dem Einfädeln des Materialstranges werden die obere Vorschubrolle 12 der Gegendralleinrichtung
4, die vorderen Richtrollen 21 der horizontalen Richteinrichtung 5, die oberen Richtrollen
24 der vertikalen Richteinrichtung 6, die oberen Transportscheiben 30, 30' der Vorschubeinrichtung
7 sowie die oberen Dressurrollen 43 der Nachdressureinrichtung 9 in ihre Arbeitsstellung
geschwenkt, in welcher der Materialstrang schlupffrei von der Vorratsspule 1 abgezogen,
geradegerichtet und gegebenenfalls um seine Längsachse verdreht der Verarbeitungsanlage
3 zugeführt wird.
[0032] Es versteht sich, daß die Erfindung nicht auf das dargestellte Ausführungsbeispiel
beschränkt ist, dieses vielmehr im Rahmen des allgemeinen Erfindungsgedankens verschiedentlich
abgewandelt werden kann. Insbesondere kann die Vorschubeinrichtung 7 derart ausgebildet
sein, daß nur eine Reihe der Transportscheiben angetrieben wird, während die anderen
gegenüberliegenden Transportscheiben als frei drehende Gegenrollen ausgebildet sind,
die gegebenenfalls auch einen kleineren Scheibendurchmesser als die angetriebenen
Transportscheiben haben können. Die Anzahl der Transportscheibenpaare ist ebenfalls
frei wählbar und hängt vom maximal erzeugbaren Reibungsschluß zwischen dem Materialstrang
und den Transportscheiben ab, wobei ein schlupffreies Fördern des Materialstranges
ohne Beschädigung seiner Oberfläche gewährleistet sein muß.
[0033] Die Gegendralleinrichtung 4 sowie die Vorschubeinrichtung 7 sind mit entsprechenden
nicht dargestellten Meßeinrichtungen für die Schwenkwinkel versehen, die jederzeit
eine reproduzierbare Winkeleinstellung ermöglichen.
[0034] Im Rahmen der Erfindung können auch mehr als zwei Richteinrichtungen vorgesehen sein.
Hiebei können die Ebenen, in denen die Richtrollen der Richteinrichtungen liegen,
beliebige Neigungen haben, wobei es sich als vorteilhaft erweisen hat, zumindest zwei
Richteinrichtungen derart anzuordnen, daß die Ebenen der Richtrollen der einen Richteinrichtung
zur Ebene der Richtrollen der anderen Richteinrichtung um 90° verdreht ist. Des weiteren
ist es möglich, auch andere Typen von Richteinrichtungen, beispielsweise solche mit
rotierendem Rotor zwischen der Gegendralleinrichtung und der Vorschubeinrichtung anzuordnen,
wobei deren Anzahl beliebig wählbar ist.
[0035] Die Arbeitsweise der erfindungsgemäßen Vorrichtung wird durch eine nicht gezeigte
elektronische Steuereinrichtung gesteuert.
1. Vorrichtung zum kontinuierlichen Fördern eines Materialstranges von einem Materialvorrat
zu einer Verarbeitungsanlage unter Verdrehen des Materialstranges um seine Längsachse
und Richten desselben, mit einer Richteinrichtung mit zumindest drei angetriebenen,
entlang einer Arbeitslinie angeordneten Richtrollenpaaren, wobei je eine Richtrolle
aller Richtrollenpaare mittels einer Stelleinrichtung gegenüber der anderen Richtrolle
heb- und senkbar ist und die Richtrollen jedes Richtrollenpaares zum Drehen des zu
richtenden Materialstranges um seine Längsachse mittels einer weiteren Stelleinrichtung
anstellbar sind, dadurch gekennzeichnet, daß entlang der Arbeitslinie (X-X) in Produktionsrichtung
(P₁) gesehen hintereinander eine Gegendralleinrichtung (4) mit zumindest einem Paar
von in beiden Drehrichtungen antreibbaren gegenüberliegenden Vorschubscheiben (12,
17), die Richteinrichtung (5, 6) und eine Vorschubeinrichtung (7) mit zumindest einem
Paar (27, 27') von in beiden Drehrichtungen antreibbaren, gegenüberliegenden Transportscheiben
(30, 35; 30', 35') vorgesehen sind, daß jeder Transportscheibe (30, 30'; 35, 35')
eine auf derselben Seite der Arbeitslinie (X-X) liegende Vorschubscheibe (12, 17)
zugeordnet ist, daß die Vorschubscheiben (12, 17) der Gegendralleinrichtung (4) und
die Transportscheiben (30, 30'; 35, 35') des Transportscheibenpaares (27, 27') zur
Arbeitslinie (X-X) jeweils gegensinnig geneigt anstellbar sind und jede Vorschubscheibe
(12, 17) gegensinnig zur zugehörigen Transportscheibe (30, 30'; 35, 35') anstellbar
ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorschubscheiben (12,
17) der Gegendralleinrichtung (4) jeweils unter einem Winkel zur Arbeitslinie (X-X)
geneigt anstellbar sind, der kleiner oder gleich dem Anstellwinkel der entsprechenden
Transportscheiben (30, 30'; 35, 35') des Transportscheibenpaares (27, 27') ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Richteinrichtung
(5, 6), wie an sich bekannt, eine mit Richtrollen (21, 22) versehene erste Richteinrichtung
(5) und eine dieser gegenüber um 90° verdrehte, mit Richtrollen (25, 26) versehene
zweite Richteinrichtung (6) aufweist, wobei die Richtrollen (21, 22; 25, 26) in gegenüberliegenden
Reihen angeordnet sind und zumindest die Richtrollen (21; 25) einer Reihe gegen die
Richtrollen (22; 26) der anderen Reihe einzeln mit Hilfe eines jeder Richtrolle (21;
25) zugeordneten Stellantriebes (23, 26) verschwenkbar sind.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Vorschubeinrichtung
(7) eine mit Dressurrollen (43, 44) versehene Nachdressureinrichtung (9) nachgeschaltet
ist, wobei die Dressurrollen in gegenüberliegenden Reihen angeordnet und zumindest
die Dressurrollen (43) einer Reihe gegen die Dressurrollen (44) der anderen Reihe
mit Hilfe eines jeder Dressurrolle (43) zugeordneten Stellantriebes (45) verschwenkbar
sind.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Anzahl der Dressurrollen
(43, 44) kleiner als die Anzahl der entsprechenden Richtrollen (21, 22; 25, 26) der
Richteinrichtungen (5, 6) ist.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorschubscheiben
(12, 17) der Gegendralleinrichtung (4) und die Transportscheiben (30, 30'; 35, 35')
der Vorschubeinrichtung (7) mit Umfangsnuten (39) versehen sind, die an die Form und
den Durchmesser des Materialstranges angepaßt sind.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß bei einem
aus mehreren Einzeldrähten bestehenden Materialstrang je Einzeldraht eine Gegendralleinrichtung
(4) und zumindest ein Transportscheibenpaar (27, 27') vorgesehen sind, daß jede Vorschubscheibe
(12, 17) und jede Transportscheibe (30, 30'; 35, 35') nur eine Umfangsnut (39) aufweist
und daß der Anstellwinkel des einen Transportscheibenpaares (27) sich vom Anstellwinkel
des anderen Transportscheibenpaares (27') unterscheidet.