[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Wartung eines Hochtemperaturreaktors,
in dem der durch thermische Umformung organischer Müllbestandteile oder anderer kontinuierlich
zugeführter Entsorgungsgüter gewonnene Kohlenstoff mittels Sauerstoff vergast und
die anorganischen Bestandteile dieser Entsorgungsgüter aufgeschmolzen werden.
[0002] Wartungsverfahren für Hochtemperaturreaktoren sind entsprechend den Wartungs- und
Reparaturverfahren für Hochöfen, Drehrohröfen oder dergleichen arbeitsintensiv und
außerordentlich zeitaufwendig. Die hohen Betriebstemperaturen, die in derartigen Reaktoren
herrschen, bedingen eine dickwandige Auskleidung der Ofenwandungen mit geeignetem
Feuerfestmaterial, das als sogenannte Zustellung aus Stampfmasse bestehen kann, bei
Mehrschichtauskleidungen jedoch zumindest teilweise auch aus vorgefertigten Feuerfeststeinen.
Gegossene oder gestampfte Zustellungen wie auch aus ff-Steinen gemauerte Ofenauskleidungen
müssen vor ihrer Inbetriebnahme über längere Zeit getempert werden. Nach Stillsetzung
eines reparaturbedürftigen Reaktors bedarf es einer langen Wartezeit, während der
die Abkühlung des Ofens auf begehbare Temperaturen erfolgt. Beispielsweise müssen
für die Müllverbrennung eingesetzte Drehrohröfen mindestens zweimal jährlich für jeweils
sechs Wochen stillgesetzt werden, damit die schadhaft gewordene Zustellung den erforderlichen
Reparaturen unterzogen werden kann.
[0003] Ähnlich verhält es sich mit Hochöfen, in denen Metallschmelzen erzeugt bzw. metallurgische
Prozesse ablaufen. Um die insbesondere durch die zwingend vorgesehenen langen Abkühl-
und Wiederaufheizzeiten bedingten Ausfall-Reparaturzeiten von Metall-Schmelzöfen abzukürzen,
ist es bei einem Verfahren zum Schmelzen von Metallschrott, insbesondere Stahlschrott
oder dgl. hochschmelzendes Einsatzmaterial in einem kokslos betriebenen Schachtofen,
bereits bekannt, den lösbar montierten Unterherd des Ofens nach entsprechendem Verschleiß
der Zustellung über eine Hydraulikvorrichtung abzusenken und getrennt vom Ofenschacht
der erforderlichen Reparatur zu unterziehen (DE 37 42 349 C1). Die Beschickung derartiger
Schachtöfen erfolgt diskontinuierlich, d.h. das Beschickungsmaterial wird über einen
gasdichten Verschluß in den Topbereich des Ofenschachtes chargiert.
[0004] In diesem Zusammenhang ist noch auf einen Metallschmelzofen mit vertikalem Ofenschacht
und angeflanschtem Unterherd zu verweisen, bei dem die Ringflanschebene radial eingezogen
ausgebildet ist, so daß sich eine besonders einfach zu handhabende Flanschverbindung
ergibt (US 4,291,634).
[0005] Im vorliegenden Falle handelt es sich um die Wartung des unteren Teils eines Hochtemperaturreaktors,
in dem der durch thermische Transformation organischer Müllbestandteile gewonnene
Kohlenstoff durch dosierte Zugabe von reinem Sauerstoff vergast und die anorganischen
Bestandteile aufgeschmolzen und in schmelzflüssiger Form abgezogen werden. Die Entsorgungsgüter
werden hierfür vorzugsweise nicht diskontinuierlich sondern kontinuierlich über eine
Vorbehandlungszone, etwa einen Entgasungskanal, dem erhöhten thermischen aber auch
mechanischen und chemischen Beanspruchungen bzw. Belastungen ausgesetzten Unterherd
des Reaktors zugeführt.
[0006] Die hier interessierenden Entsorgungsgüter werden unsortiert und unbehandelt, teilweise
auch als flüssige Komponenten, zunächst dieser Wärmevorbehandlung im fortlaufenden
Arbeitsprozeß unterworfen und hierfür durch den sie im verdichteten Zustand aufnehmenden
Kanal hindurchgeschoben und hierbei in einer Art "Zusammenbackprozeß" sowohl die flüssigen
als auch die flüchtigen Bestandteile abgedampft. Brockenförmig wird der so vorbehandelte
Haus-, Sonder- oder Industriemüll der Hochtemperaturbeaufschlagung im Hochtemperaturreaktor
unterworfen. Damit werden die Nachteile bisher bekannter Müllverbrennungsverfahren
oder entsprechender Pyrolyseverfahren, wie sie hinlänglich in der Literatur beschrieben
sind, vermieden.
[0007] Die Vorteile liegen insbesondere in einer in sich geschlossenen und damit die Umwelt
in keiner Weise belastenden Verfahrenstechnik unter Vermeidung der bei konventionellen
Verbrennungsanlagen zwangsläufig gegebenen hohen Luftdurchsätze. Bei den bekannten
Einschmelzverfahren von zuvor pyrolysiertem Entsorgungsgut innerhalb eines Hochtemperaturreaktors,
in dem dieses in Form einer Bettschüttung eingebracht wird, hat sich gezeigt, daß
keine ausreichende Gasdurchlässigkeit innerhalb der Bettschüttung gewährleistet werden
kann, so daß sich trotz hohem Energieaufwand eine ungenügende Gasgewinnung und sehr
lange Verweilzeiten im Reaktor ergeben.
[0008] Das brockige Einführen des aufzuschmelzenden Materials bei kontinuierlichem Zulauf
in den Hochtemperaturreaktor schafft hier zuverlässig Abhilfe. Der Hochtemperaturreaktor,
auf den das erfindungsgemäße Wartungsverfahren Anwendung findet, ist zweiteilig ausgeführt
und besteht aus einem Oberteil und einem hiervon lösbaren Unterteil, d.h. einer oberen
Stabilisierungszone für die entstehenden Gasfraktionen und dem eigentlichen Ofenherd,
dem kontinuierlich das brockenförmig vorbehandelte Schmelzmaterial zugeführt wird.
Ober- und Unterteile sind über gas- und druckdichte Flanschverbindungen fest miteinander
verbunden. Der Hochtemperaturreaktor ist in an sich bekannter Weise mit Feuerfestmaterial
ausgekleidet, wobei die Zustellung so ausgelegt ist, daß Temperaturen im Inneren des
Reaktors zwischen 1600 bis 2000° C vorgegeben werden können. Im Herdbereich unterhalb
der sich dort ausbildenden losen Brockenschüttung münden vorzugsweise mehrere durch
die Herdzustellung hindurchgeführte Sauerstofflanzen, die im Kombinationsbrenner integriert
sind und die von Kühlmänteln aufgenommen sind, die ihrerseits eine feste Verbindung
mit der Herdzustellung aufweisen. Durch die radial von außen nach innen durch das
Feuerfestmaterial hindurchgeführten Kühlmäntel für die Sauerstofflanzen entsteht in
deren Kontaktbereich an der inneren Oberfläche der Zustellung ein Temperaturgefälle,
welches das durch die Sauerstoffbrenner verdampfte oder verflüssigte Material hier
wenigstens teilweise rückkondensiert, so daß es zu unterschiedlichsten und unkontrollierten
chemischen Reaktionen und Versinterungen kommt. Bereits nach kurzem Betrieb des Hochtemperaturreaktors
sind die Kühlmäntel der Kombinationsbrenner mit den Sauerstoffzuführungen derart intensiv
mit der sie umgebenden Feuerfestauskleidung zusammengesintert, daß ein Herausziehen
derselben ohne Zerstörung der Zustellung nicht mehr möglich ist. Da für die Kühlmäntel
ausschließlich eine Kühlmittelzuleitung und eine Kühlmittelableitung vorgesehen sind,
ist deren An- und Abkuppelvorgang für Reparaturarbeiten am Reaktor problemlos, während
die Sauerstofflanzen, also die Kombinationsbrenner selbst, die innerhalb der Kühlmäntel
verschiebbar sind, mit einer Mehrzahl von Kontrollanschlüssen, Überwachungsorganen,
wenigstens einer Hilfsgasleitung und dergleichen in Verbindung stehen, so daß ihr
Austausch sich relativ kompliziert gestalten würde.
[0009] Mittels der Zuführung von reinem Sauerstoff oder Sauerstoff angereicherter Luft in
den Vergasungs- bzw. Schmelzbereich des Hochtemperaturreaktors wird im Bereich der
Ebene der Kombinationsbrenner die brockige Schüttung soweit es sich hierbei um Kohlenstoffanteile
handelt durch Oxidation vergast, während die mineralischen und metallischen Bestandteile
aufgeschmolzen werden, um unmittelbar anschließend in schmelzflüssiger Form in den
Homogenisierungsreaktor zu fließen, der vorzugsweise mit einer dem Vergasungsbereich
entsprechenden Zustellung ausgekleidet ist. Der Homogenisierungsreaktor bildet baulich
eine Einheit mit dem Unterteil des Hochtemperaturreaktors. Innerhalb des Homogenisierungsreaktors
erfolgt eine Läuterung der Schmelze, wodurch sich ein vollkommen homogenes Flüssigbad
aus mineralischen und/oder metallischen Komponenten ausbildet. Infolge der im Vergasungsbereich
des Hochtemperaturreaktors und dem Homogenisierungsbereich herrschenden besonders
aggressiven chemischen und mechanischen Beanspruchungen wie auch der hohen Temperaturwerte
sind die Auskleidungen der Wandungen in diesen Bereichen mit Feuerfestmaterial besonders
hohen Abnutzungserscheinungen unterworfen, so daß die Einsatzzeit des Hochtemperaturreaktors
reparaturbedürftig bzw. zumindest wartungsbedürftig begrenzt ist.
[0010] Die entsprechend dem Stand der Technik für Reparaturen an Hochöfen und Hochtemperaturreaktoren
an deren Zustellungen zwangsläufig bedingten hohen Stillstandzeiten der Reaktoren
können möglicherweise bei intermettierend zu chargierenden Kupolöfen oder dergleichen
hingenommen werden, nicht aber dort, wo die Zuführung des aufzuschmelzenden bzw. verdampfenden
Materials kontinuierlich erfolgt und bedingt durch deren Vorbehandlung kontinuierlich
erfolgen muß. In Müllaufbereitungsanlagen erfolgt die Müllanlieferung kontinuierlich.
Die Lagerung von sich durch Fäulnis oder dergleichen zersetzenden Müllkomponenten,
beispielsweise in heißer Sommerzeit, während sechswöchiger Reparaturarbeiten im Zulieferbereich
der Anlage ist unmöglich. Die Logistik, die solchen Problemanlagen zugrunde liegt,
muß solche Stillstandzeiten ausschließen. Es müssen alternative Entsorgungseinrichtungen
vorgehalten werden, die während der mehrwöchigen Reparaturzeiten genutzt werden können.
[0011] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, für Hochtemperaturreaktoren, die
insbesondere der vorstehend genannten Problematik unterliegen, ein Wartungsturverfahren
vorzugeben, welches dessen stark belasteten Teile nach erfolgter Abnutzung erheblich
schneller als bisher möglich in den erforderlichen Betriebszustand zurückversetzt,
so daß die Stillstandzeiten der Anlage erheblich reduziert werden können. Der zeitlich
große Wartungs- bzw. Reparaturaufwand soll unabhängig von den für die Anlage gegebenen
Stillstandzeiten sein.
[0012] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Patentanspruches gelöst.
[0013] Erfindungswesentlich ist somit, daß für einen solchen Hochtemperaturreaktor mit kontinuierlicher
Zuführung des Reaktormaterials eine Aufteilung in einen feststehenden Reaktorteil
und einen solchen, der von diesem lösbar und entfernbar ist, vorgenommen wird, so
daß der Austausch dieses verfahrbaren Reaktorteils in kurzer Zeit möglich und unabhängig
von der eigentlichen Wartungs- bzw. Reparaturzeit ist. Die Beschickung eines solchen
Reaktors muß somit ausschließlich während des Austausches der lösbaren Reaktorteile
unterbrochen werden und das Lösen und Ausfahren dieses oder derartiger Teile und ihr
Austausch gegen neue oder reparierte identische Teile erfordert eine von der eigentlichen
Wartung und/oder Reparatur unabhängige Zeit.
[0014] Sobald für den geplanten Austausch die Beschickung des Reaktors unterbrochen ist
und die im unteren Herdteil noch vorhandenen Feststoffe aufgeschmolzen bzw. vergast
sind und auch das resliche Schmelzbad ausgetragen ist, kann das Lösen der Flansche
zwischen Ober- und Unterteil des Hochtemperaturreaktors beginnen, während gleichzeitig
oder möglicherweise auch kurz vorher bzw. nachher die Sauerstofflanzen aus ihren Kühlmänteln
herausgezogen werden, ohne daß deren diverse Anschlüsse an Steuer-, Kontroll- und
Zuführungs- wie Abführungseinheiten unterbrochen werden. Der Unterherd des Hochtemperaturreaktors,
der zusammen mit dem Schmelzbadbehälter eine bauliche Einheit bildet, wird gegenüber
dem fest installierten Oberteil des Hochtemperaturreaktors nur leicht um wenige Millimeter
abgesenkt und aus seiner Betriebsstellung herausgefahren. Zeitlich mit diesem Vorgang
synchronisiert kann das Heranfahren einer entsprechenden Reserveeinheit an den Hochtemperaturreaktor
und die Instellungbringung desselben für dessen Anflanschvorgang an das Oberteil des
Hochtemperaturreaktors erfolgen. Hierfür ist ausreichend zuvor die Reserveeinheit
auf eine der Betriebstemperatur naheliegende hohe Temperatur aufgeheizt worden, beispielsweise
auf 800° C. Auf diese Weise wird es möglich, bereits unmittelbar nach Herstellung
der druckdichten Verbindung zwischen Unterteil und Oberteil die für die Austauschreparatur
kurzfristig unterbrochene Beschickung des Reaktors wieder aufzunehmen. Während des
Anflanschvorganges werden möglichst gleichzeitig die Sauerstoffzuführungen in die
Kühlmäntel der Reserveeinheit eingeführt, so daß auch deren Betrieb unmittelbar anschließend
wieder aufgenommen werden kann.
[0015] Der sich noch auf heißer Betriebstemperatur befindende zu reparierende untere Reaktorteil
kann nunmehr unabhängig von der Wiederinbetriebnahme der Anlage abkühlen und nach
Erreichen einer für die Reparaturarbeiten erträglichen Temperatur erneut in einen
makellosen Betriebszustand gebracht werden. Erst wenn eine wieder erforderlich werdende
Reparatur bevorsteht, wird die intakte Reserveeinheit aufgeheizt, so daß sie für den
nächsten schnellen Austausch betriebsbereit ist.
[0016] Die bisher für Hochtemperaturreaktoren oder vergleichbare Verbrennungs- bzw. Schmelzöfen
erforderlichen Stillstand- und Reparaturzeiten von mehreren Wochen werden durch das
vorliegende erfindungsgemäße Austauschverfahren auf nur wenige Stunden reduziert,
was die quasi kontinuierliche Arbeitsweise der Gesamtanlage garantiert, ihre Produktivität
erhöht, die Betriebssicherheit verbessert und Gefahren für die Umwelt wie auch das
Betriebspersonal ausschließt.
1. Verfahren zur Wartung eines Hochtemperaturreaktors, in dem der durch thermische Umsetzung
organischer Müllbestandteile oder anderer kontinuierlich zugeführter Entsorgungsgüter
gewonnene Kohlenstoff mittels Sauerstoff vergast und die anorganischen Bestandteile
dieser Entsorgungsgüter aufgeschmolzen werden,
durch Austausch des infolge mechanischer, chemischer und/oder thermischer Beanspruchung
beschädigten, an dem feststehenden Oberteil des als Schmelz- und Homogenisierungsreaktor
betriebenen Hochtemperaturreaktors angeflanschten, mit einem Schmelzbadherd eine bauliche
Einheit bildenden unteren Herdteils gegen eine, dieser Einheit entsprechender Reserveeinheit,
wobei der Austausch in folgenden Verfahrensschritten abläuft:
a) die Beschickung des Hochtemperaturreaktors wird ausschließlich während des Austausches
des unteren Herdteils unterbrochen;
b) die im unteren Herdteil mit Beginn der Beschickungsunterbrechung noch vorhandenen
Feststoffe werden mittels Kombinationsbrennern vollständig vergast, aufgeschmolzen
und die Schmelzflüssigkeit aus dem Schmelzbad abgezogen;
c) die mit Kühlmänteln versehenen, durch die Wandung des unteren Herdteils geführten
Kombinationsbrenner mit Sauerstoffzuführungen, werden aus den Kühlmänteln entfernt;
d) die Verbindungselemente zwischen Oberteil und das untere Herdteil des Hochtemperaturreaktors
werden gelöst und das untere Herdteil wird leicht abgesenkt;
e) das heiße untere Herdteil wird nunmehr aus seiner Betriebsstellung entfernt;
f) die zuvor für eine unmittelbare Inbetriebnahme des Hochtemperaturreaktors vorgeheizte
Reserveeinheit des unteren Herdteils wird in Betriebsstellung gebracht und druckdicht
mit dem Oberteil des Hochtemperaturreaktors verbunden;
g) die Kombinationsbrenner mit den Sauerstoffzuführungen werden in die Kühlmäntel
der Reserveeinheit des unteren Herdteils eingeführt und in Betrieb genommen;
h) die Beschickung des Hochtemperaturreaktors wird erneut aufgenommen;
i) die Wartung des zu überholenden, aus der Betriebsstellung entfernten unteren Herdteils
erfolgt nach ausreichender Abkühlung, wobei dieses untere Herdteil nach durchgeführter
Wartung als Reserveteil erneut zur Verfügung steht.