[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Beschichten von flächigem Trägermaterial
mit Beschichtungsmaterial im Durchlauf, mit folgenden Schritten:
- Entstauben und Abbürsten des Trägermaterials,
- Erwärmen des Trägermaterials,
- Auftragen einer Schicht von Klebstoff auf das erwärmte Trägermaterial,
- Abdunsten der Klebstoffschicht,
- Zuführen des Beschichtungsmaterials zu der mit der Klebstoffschicht versehenen Oberfläche
des Trägermaterials und Zusammenpressen der beiden Materiallagen.
[0002] Die vorliegende Erfindung betrifft ferner eine Beschichtungsanlage zur Durchführung
dieses Verfahrens, die ausgestattet ist,
- mit einer Entstaubungs- und Abbürsteinheit für das Trägermaterial,
- einer Erwärmungsstrecke für das Trägermaterial,
- einer Einheit zum Auftragen des Klebstoffes auf das Trägermaterial,
- einer Abdunststrecke, und
- einer Preßeinrichtung, in der das Beschichtungsmaterial mit dem Trägermaterial zusammengeführt
wird und beide Materialien miteinander verpreßt werden.
[0003] Unter dem Begriff "Trägermaterial" werden plattenförmige Werkstücke aus Holz, Holzwerkstoffen
oder anderen feuchtigkeitsabsorbierenden Werkstoffen verstanden.
[0004] Unter dem Begriff "Klebstoffe" wird Dispersionskleber auf PVaC-Basis oder PVaC-Mischpolymerisat-Basis
verstanden.
[0005] Unter dem Begriff "Beschichtungsmaterial" wird allgemein Bandrollenware und Blattware
aus Holz, Kunststoff, Metall oder mit Schichtstoffaufbau auf Papier-Harz-Basis oder
dergleichen verstanden.
[0006] Bei bekannten Verfahrensweisen der eingangs genannten Art erfolgt das Abdunsten der
Klebstoffschicht nach dem Auftragen auf das Trägermaterial durch Wärmezufuhr von außen,
wie beispielsweise mittels einer über der Abdunststrecke angeordneten Heizeinrichtung.
[0007] Im Anschluß daran wird das Umgebungstemperatur aufweisende Beschichtungsmaterial
der mit der abgedunsteten Klebstoffschicht versehenen Oberfläche des Trägermaterials
zugeführt und das Beschichtungsmaterial mit dem Trägermaterial über eine beheizte
Preßeinrichtung, wie beispielsweise ein beheiztes Walzenpaar verpreßt.
[0008] Verfahrensweisen dieser bekannten Art werden häufig mittels sogenannter Durchlauf-Bandpressen
realisiert. Gegenüber sogenannten Kurztaktpreßanordnungen ermöglichen Durchlauf-Bandpressen
eine erhebliche Erhöhung der Leistung. Durchlauf-Bandpressen der herkömmlichen Art
haben allerdings gegenüber Kurztaktpreßanlagen den Nachteil, daß sie eine wesentlich
höhere Investition darstellen. Von Nachteil ist ferner, daß die Vorwärmzeiten derartiger
Durchlauf-Bandpressen relativ lang sind, ein relativ hoher Energieeinsatz erforderlich
ist sowie hohe Wartungskosten einkalkuliert werden müssen.
[0009] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren der eingangs geschilderten
Art sowie eine Beschichtungsanlage zur Durchführung eines derartigen Verfahrens derart
weiterzubilden, daß bei niedrigen Investitionskosten und geringerem Energieeinsatz
ein möglichst gutes Verklebungsergebnis erzielt wird.
[0010] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren gelöst, bei dem ausgehend
von der eingangs beschriebenen bekannten Verfahrensweise
- die Oberfläche des Trägermaterials beschichtungsseitig vor dem Kleberauftrag bis in
eine geringe Tiefe auf mindestens 60°C erwärmt wird,
- der Abdunstvorgang ausschließlich durch Wärmeenergie aus der erwärmten Oberfläche
des Trägermaterials gespeist wird, und
- die Oberfläche des Beschichtungsmaterials unmittelbar vor dem Preßvorgang zumindest
trägermaterialseitig auf mindestens 80°C erwärmt wird.
[0011] Eine bevorzugte Beschichtungsanlage mit den eingangs genannten Merkmalen zur Durchführung
dieses Verfahrens ist erfindungsgemäß zur Lösung der gestellten Aufgabe in der Weise
weitergebildet,
- daß die Erwärmungsstrecke mit einer das Trägermaterial auf eine Temperatur von mindestens
60° erwärmenden Heizeinrichtung ausgestattet ist,
- daß eine Aufheizstrecke für das Beschichtungsmaterial vorgesehen ist, welche eine
das Beschichtungsmaterial auf mindestens 80°C erwärmende Heizeinrichtung aufweist,
und
- daß die Preßeinrichtung mit einem unbeheizten Walzenpaar ausgestattet ist.
[0012] Durch die erfindungsgemäßen Merkmale ist erstmalig eine Verfahrensweise und eine
Beschichtungsanlage zur Durchführung eines derartigen Verfahren geschaffen, mit der
im Durchlauf Verklebungsergebnisse erzielt werden, die denen mit sogenannten Kurztaktpressen
erzielbaren Verklebungsergebnissen entsprechen. Diese für Durchlaufverfahren überraschend
guten Verklebungsergebnisse sind darauf zurückzuführen, daß durch die Zufuhr von Wärmeenergie
in die Klebstoffschicht in der erfindungsgemäßen Weise aus dem Trägermaterial heraus
eine Hautbildung auf der freien Oberfläche der Klebstoffschicht vermieden und dadurch
der für den Auftragvorgang der Klebstoffschicht im Klebstoff notwendige Wasseranteil
von 40% bis 50% vor dem Zusammenführen mit dem Beschichtungsmaterial bis auf eine
vorgegebene Restfeuchte schnell und ungehindert abdunsten kann.
[0013] Der geringe Energieeinsatz wiederum resultiert aus den Maßnahmen, daß die für die
Aktivierung der Klebstoffschicht notwendige Energie ausschließlich in denjenigen Bereichen
aufgebracht wird, in denen die Wärme für die Aktivierung erforderlich ist. Somit wird
das Trägermaterial nur in demjenigen Oberflächenbereich erwärmt, auf den die Klebstoffschicht
im darauffolgenden Schritt aufgebracht wird. Die beim Zusammenfügen von Trägermaterial
und Beschichtungsmaterial notwendige Wärmemenge wiederum wird nicht über die Walzen
der Preßanordnung, sondern direkt in den der Klebstoffschicht zugewandten Oberflächenbereich
des Beschichtungsmaterials eingeleitet. Auf diese Weise wird die erforderliche Wärmemenge
direkt und ausschließlich in den Bereich der Leimfuge zwischen die beiden Materiallagen
eingespeist. Das sich negativ auf die Energiebilanz auswirkende Aufheizen von Walzen,
Preßplatten oder Preßbändern kann somit unterbleiben.
[0014] Aufgrund der optimalen Anfangshaftung sind zudem in aller Regel keine sogenannten
Nachpreßwalzen erforderlich, so daß sich wiederum der maschinelle Aufwand reduziert.
Grundsätzlich muß der Temperaturwert für das Aufheizen der Oberfläche des Trägermaterials
den jeweiligen Bedingungen und Materialien, insbesondere dem jeweils verwendeten Klebstoff
angepaßt werden. Wird beispielsweise Dispersionsklebstoff auf PVaC- oder PUR-Basis
eingesetzt, ist es vorteilhaft, die Oberfläche des Trägermaterials auf einen Temperaturwert
zwischen 60° und 80°C zu erwärmen.
[0015] In der gleichen Weise muß der Temperaturwert für das Aufheizen des Beschichtungsmaterials
den Gegebenheiten entsprechend gewählt werden. Für Beschichtungsmaterial aus Furnieren,
Dekopapieren und dergleichen ist es vorteilhaft, den Temperaturwert zwischen 80° und
120°C zu wählen. Für Beschichtungsmaterial aus Schichtstoffen auf Melaminharzbasis
bzw. Polyesterbasis ist es vorteilhaft, einen Temperaturwert zwischen 120° und 140°C
zu wählen.
[0016] Im Bereich der Erwärmungsstrecke für das Trägermaterial können die verschiedensten
Heizeinrichtungen angeordnet werden. Für einen Temperaturwert zwischen 60° und 70°C
eignen sich als Heizeinrichtungen in besonderer Weise langwellige IR-Strahler. Diese
langwelligen IR-Strahler eignen sich auch in besonderer Weise für das Erwärmen des
Beschichtungsmaterials.
[0017] Je nach der Stärke des Beschichtungsmaterials bemessen sich zweckmäßigerweise auch
die Heizeinrichtungen. So kann beispielsweise dünnes Beschichtungsmaterial über seine
gesamte Materialstärke, auf den jeweiligen Temperaturwert erwärmt werden. Bei dickeren
Beschichtungsmaterialien kann es zweckmäßig sein, das Material lediglich auf der dem
Trägermaterial zugewandten Seite bis in eine geringe Tiefe zu erwärmen.
[0018] Im folgenden ist zur weiteren Erläuterung und zum besseren Verständnis das erfindungsgemäße
Verfahren im Zusammenhang mit einer Beschichtungsanlage zur Durchführung des Verfahrens
näher beschrieben und erläutert.
[0019] Die Zeichnung zeigt schematisch ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel einer Beschichtungsanlage
zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens. Diese Beschichtungsanlage besteht
aus einem Maschinengestell 1, welches mit einer über die gesamte Länge durchlaufenden
Fördereinrichtung 2 für das Trägermaterial ausgestattet ist. Diese Fördereinrichtung
2 kann beispielsweise als Rollen- oder Kettenförderer ausgebildet sein, der das Trägermaterial
in Richtung des Pfeiles P durch die Beschichtungsanlage fördert.
[0020] Einlaufseitig ist an der Fördereinrichtung 2 als erste Station eine Entstaubungs-
und Abbürsteinheit 3 für das Trägermaterial vorgesehen. An diese Entstaubungs- und
Abbürsteinheit 3 schließt sich eine Erwärmungsstrecke 4 für das Trägermaterial an,
welche mit einer Heizeinrichtung 5 ausgestattet ist, die im vorliegenden Ausführungsbeispiel
aus vier langwelligen IR-Strahlern 6 besteht.
[0021] Die Heizeinrichtung 5 ist dabei derart bemessen, daß das Trägermaterial am Ende der
Erwärmungsstrecke beschichtungsseitig bis in eine geringe Tiefe auf mindestens 60°C
erwärmt werden kann.
[0022] An die Erwärmungsstrecke 4 schließt eine Einheit 7 zum Auftragen von Klebstoff auf
das Trägermaterial an, die im vorliegenden Ausführungsbeispiel ein Auftragswalzenpaar
8 für den Klebstoff aufweist. Die übrigen Teile der Einheit 7 zum Auftragen von Klebstoff
sind der Übersichtlichkeit halber in der beigefügten Figur nicht dargestellt.
[0023] An die Einheit 7 zum Auftragen von Klebstoff schließt sich eine relativ lange Abdunststrecke
9 an. In dieser Abdunststrecke 9 läuft der sogenannte Abdunstvorgang ab, bei dem der
für den Auftragvorgang in der Einheit 7 notwendige Wasserbestandteil im Klebstoff
vor dem Zusammenführen mit dem Beschichtungsmaterial abdunsten kann. Erfindungsgemäß
wird der Abdunstvorgang ausschließlich durch die in der Erwärmungsstrecke 4 in die
beschichtungsseitige Oberfläche des Trägermaterials eingeführte Wärme gespeist.
[0024] Über der Abdunststrecke 9 ist eine Zufuhreinrichtung 10 für das Beschichtungsmaterial
vorgesehen. Über die Zufuhreinrichtung kann Beschichtungsmaterial in Form von Streifen-
oder Rollenware verarbeitet werden.
[0025] Die Zufuhreinrichtung 10 ist mit einer Aufheizstrecke 11 augestattet, die eine Heizeinrichtung
12 aufweist, über welche zumindest die dem Trägermaterial zugewandte Oberfläche des
Beschichtungsmaterials auf mindestens 80°C erwärmt wird. Die Heizeinrichtung 12 kann
ebenfalls aus langwelligen IR-Strahlern bestehen.
[0026] Die Zufuhreinrichtung 10 für das Beschichtungsmaterial besitzt im Bereich der Heizeinrichtung
12 eine Führung 13, über welche das Beschichtungsmaterial in eine genau vorgegebene
Lage gegenüber dem geförderten Trägermaterial gebracht und mit dem Trägermaterial
zusammengeführt wird. Diese Zusammenführung erfolgt im vorliegenden Ausführungsbeispiel
durch eine sich an die Aufheizstrecke 11 anschließende Preßeinrichtung 14, welche
im vorliegenden Fall aus einem unbeheizten Walzenpaar 15 besteht. In der Preßeinrichtung
14 werden das Trägermaterial und das Beschichtungsmaterial miteinander verpreßt und
auf einen Rollengang 16 ausgeschoben, von dem aus dann das fertigbeschichtete Trägermaterial
der weiteren Bearbeitung zugeführt wird.
[0027] In dem Maschinengestell 1 ist in dem Bereich unterhalb der Aufheizstation 11 eine
Speicheranordnung 17 für sogenanntes Gegenzugpapier angeordnet. Dieses Gegenzugpapier
wird in der Preßeinrichtung auf das Trägermaterial auf der dem Beschichtungsmaterial
entgegengesetzten Seite aufgebracht. Dadurch wird verhindert, daß sich das Trägermaterial
beim Aufbringen des Beschichtungsmaterial aufgrund der Spannungsverhältnisse verzieht.
1. Verfahren zum Beschichten von flächigem Trägermaterial mit Beschichtungsmaterial im
Durchlauf, mit folgenden Schritten:
- Entstauben und Abbürsten des Trägermaterials,
- Erwärmen des Trägermaterials,
- Auftragen einer Schicht von Klebstoff auf das erwärmte Trägermaterial,
- Abdunsten der Klebstoffschicht,
- Zuführen des Beschichtungsmaterials zu der mit der Klebstoffschicht versehenen Oberfläche
des Trägermaterials und Zusammenpressen der beiden Materiallagen,
dadurch
gekennzeichnet,
- daß die Oberfläche des Trägermaterials beschichtungsseitig vor dem Kleberauftrag
bis in eine geringe Tiefe auf mindestens 60°C erwärmt wird,
- daß der Abdunstvorgang nach dem Auftragen der Klebstoffschicht ausschließlich durch
Wärmeenergie aus der erwärmten Oberfläche des Trägermaterials gespeist wird,
- daß die Oberfläche des Beschichtungsmaterials unmittelbar vor dem Preßvorgang zumindest
trägermaterialseitig auf mindestens 80°C erwärmt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Oberfläche des Trägermaterials auf einen Temperaturwert zwischen 60° und 70°C
erwärmt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Oberfläche des Beschichtungsmaterials auf einen Temperaturwert zwischen 90° und
120°C erwärmt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Oberfläche des Beschichtungsmaterials auf einen Temperaturwert zwischen 120° und
140°C erwärmt wird.
5. Beschichtungsanlage zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 bis 4,
- mit einer Entstaubungs- und Abbürsteinheit (3) für das Trägermaterial,
- einer Erwärmungsstrecke (4) für das Trägermaterial,
- einer Einheit (7) zum Auftragen des Klebstoffes auf das Trägermaterial,
- einer Abdunststrecke (9), und
- einer Preßeinrichtung (14), in der das Beschichtungsmaterial mit dem Trägermaterial
zusammengeführt wird und beide Materialien miteinander verpreßt werden,
dadurch
gekennzeichnet,
- daß die Erwärmungsstrecke (4) mit einer das Trägermaterial auf eine Temperatur von
mindestens 60° erwärmenden Heizeinrichtung (5) ausgestattet ist,
- daß eine Aufheizstrecke (11) für das Beschichtungsmaterial vorgesehen ist, welche
eine das Beschichtungsmaterial auf mindestens 80°C erwärmende Heizeinrichtung (12)
aufweist, und
- daß die Preßeinrichtung (14) mit einem unbeheizten Walzenpaar (15) ausgestattet
ist.
6. Beschichtungsanlage nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Erwärmungsstrecke (4) mit einer die Oberfläche des Trägermaterials auf einen Temperaturwert
zwischen 60° und 70°C erwärmenden Heizeinrichtung (5) ausgestattet ist.
7. Beschichtungsanlage nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Aufheizstrecke (11) mit einer die Oberfläche des Beschichtungsmaterials auf einen
Temperaturwert zwischen 90° und 120°C erwärmenden Heizeinrichtung (12) ausgestattet
ist.
8. Beschichtungsanlage nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Aufheizstrecke (11) mit einer die Oberfläche des Beschichtungsmaterials auf einen
Temperaturwert zwischen 120° und 140°C erwärmenden Heizeinrichtung (12) ausgestattet
ist.